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Wett und Wissen Kurze Geschichten Aus dem Tierreich Auflösung des Rätsels aus der vorigen Nummer: Kammrätsel: 1. Erde, L Raub, 3. Asow, 4. Teer, S. Erle: „Euryanthe" (Weber). Tell wie noch nie. Einer der besten Charakterspieler ; des vergangenen Jahrhunderts war Wilhelm Kläger, der i leider durch Trunksucht sich frühzeitig zugrunde richtete. I Das tollste Stück, das er sich in seinen Rauschzuständen ! leistete, war seine Improvisation in der Rolle des Geßler ; in einer Tellaufführung am Stadttheater zu Leipzia i Kläger wettete eines Nachmittags mit Zechkumpanen kur; I vor der Vorstellung, daß er bereits um acht Uhr wieder in ; der Kneipe fein werde. Da Geßler um diese Zeit von Tell ; noch nicht erschossen sein konnte, gingen die Kneipgenossen i auf die Wette um drei Körbe Champagner ein und zogen I mit ins Theater, um zu sehen, wie Kläger sich aus der ; Sache ziehen werde. — Der dritte Akt kam heran, Geßler ; sollte Tell zum Apfelschuß verurteilen. Als der Darsteller i des Tell erklärte: „Ich soll mit meiner Armbrust auf das I liebe Haupt des Kindes zielen? Eher sterb ich!" . . . schritt ; Kläger-Geßler gerührt auf den Tell zu und sagte zu ihm: ; „Ich kann dir's nicht verdenken, Tell! — Ich tät's auch i nicht, wirklich nicht, Tell! Wir wollen uns wieder ver- I tragen, Tell! Ich erlaß dir den Schutz! — Geh ruhig heim ; und grütz mir deine liebe Frau." — Zunächst war das ; Publikum starr. Dann brach ein Höllenlärm los. Der i schönste Theaterskandal kam in Gang. Der Vorhang mußte I fallen und die Besucher verließen empört das Theater. ; Kläger hatte seine Wette gewonnen, er war um acht Uhr ; wieder in der Kneipe, aber er hatte damit auch seine > Stellung am Leipziger Theater verloren, da er nach .diesem I Geniestreich sofort entlassen wurde. Leuchtende Mikroorganismen sind kältebeständig. Unter den Mikroorganismen findet man die kleinsten Veuchtwesen. Sie hat der Italiener Zirpolo auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen sehr tiefe und sehr hohe Tem peraturen hin untersucht. Setzte er sie Kältegraden von minus 78 bis minus 269,5 Grad Celsius aus, so nahm das Leuchten mit zunehmender Kälte ab, um nahe dem ab soluten Nullpunkt ganz zu erlöschen. Wieder in normale Temperaturen versetzt, leuchteten sie auf, als sei nichts ge wesen. Dir Dauer der Abkühlung, die einige Minuten bis mehrer« Tage betrug, war dabei ohne Belang. Umgekehrt stellten di« winzigen Lebewesen ihr Leuchten ein und starben, wenn man ihnen 60 Hitzegrade zumutete. Jufrarotphotographie erobert die Pflanzenwelt. Die Erforschung von Pflanzenkrankheiten macht bisweilen die photographische Wiedergabe der erkrankten Teile not wendig Mit den seitherigen Verfahren konnte man in- deffen nur die Krankheiten naturgetreu auf die Platte bringen, die sich in krankhaften Formveränderungen der Blätter äußern. Farbänderungen, Zellstörungen, Dürre schäden und andere mit normalen Platten nicht fest- zuhctttende Krankheitsmerkmale, die für die Beschreibung der Krankheit wesentlich sind, erkennt man aber bei An wendung der Jnfrarotphotographie, die somit geeignet er scheint, im Pflanzenschutz noch einmal eine nicht zu unter schätzende Rolle zu spielen. Vermutlich wird die Jnfrarot- technik sich auch bald der Kleininsekten annehmcn.was um so wichtiger ist, als eine große Anzahl dieser Tiere durch Mimikry ihrer Unterlage ausgeglichen ist. Nach dem üblichen Verfahren konnte man die Infekten lediglich durch besondere Beleuchtung und Hervorhebung der Konturen sichtbar machen: die Jnfrarotplatte läßt diese Lebewesen aber selbst deutlich hervortreten. deS „Honigtaues" ist nur ein Schritt. Der Honigtau, jener j klebrige Überzug, den man im Hochsommer an der unter. > feite so vieler Blätter findet, ist eingetrockneter Zuckersaft. ! ausgeschieden von Blattläufen, die ihn von der Pflanze l über den Umweg ihres Verdauungskanals wieder auf f den Blättern deponieren. Warum, wird man fragen, - nehmen dieLäuse denHonigsaft erst auf,wenn sie ihn nnver- ! wertet wieder abgeben. Auch das hat seinen guten Grund. I Die Leitungsbahnen der Pflanzen fuhren nämlich nicht s nur Zuckersaft, wie wir schon gesehen, sondern auch z. B. - Eiweiß. Und Eiweiß ist für die Läuse lebensnotwendig. ! Während sie die Heizstoffe Zucker und Kohlehydrate als I träge Tiere, die sich kaum von der Stelle bewegen, nur in , äußerst geringen Mengen benötigen, ist Eiweiß von aus- > schlaggebender Wichtigkeit für die Nachkommenschaft. ! Blattläuse sind fruchtbar; ihre Gebärmächtigkeit gibt l Rietschel nach Errechnungen von Maumur, dem franzö- f fischen Physiker und Erfinder des Thermometers, mit - rnnd fünf Milliarden Nachkommen jährlich an, blieben ! alle am Leben. Das lebende Protoplasma wird aber aus k Eiweiß aufgebaut, das neben Zucker in den Pflanzen- f säften in geringer Menge enthalten ist. Der überfchüssige - Zucker findet dann die bekannten Liebhaber: Ameisen und ! Bienen, so daß die Pflanzenläuse gut und gern als Honig- > lieferanten bezeichnet werden dürfen. Kolibris können rückwärts fliegen! Die kleinen, » farbenprächtigen Rackenvögel des tropischen Amerika, von I denen die kleinsten hummelgroß sind, spielen unter der f Landesflora eine nicht zu unterschätzende Rolle als Blüten- > bestäuber. Man kennt zahlreiche ausgesprochene Kolibri- ! blumen, die den Zwergen unter den Vögeln ihren Be- l fruchtungsdienst mit Honigsaft und Blüteninsekten danken. I Nun ist aber dem Ornithologen Porsch in Kostarika auf- ; gefallen, datz durch Bau, Größe und Stellung der Blüten » eine geregelte Aufnahme und Abgabe des Pollens nur I dann möglich ist, wenn der Vogel die Blüte auf demselben ß Weg verläßt, auf dem er in sie eingedrungen ist. Daraus » ergibt sich für horizontale und aufwärts gerichtete Blüten » die Folgerung, daß die Kolibris, die die Blüten bekannt- I lich freischwebend ausbeuten, die Fähigkeit besitzen müssen, f wenigstens kurze Strecken rückwärts und zugleich aufwärts ' zu fliegen. Die Beobachtungen des mittelamerikanischen » Naturfreundes haben diese Annahme zunächst für vier l Kolibriarten vollauf bestätigt. Pflanzenläuse als Honiglieferanten. Beim Saugen » in den 'Stengeln verschiedener Wirtspflanzen bohren die z Blattläuse Kanäle, die sich die Forschung nunmehr etwas I näher Ungesehen hat. So unwichtig diese Blattlaus- I arbeiten manchem erscheinen mag, so hat sie doch einen ' durchaus ernsten Hintergrund und berührt sich im weiteren > Sinne «mit oer Frage, woher die Bienen den Honig I beziehen. Nehmen wir einmal gerade den „Blatthonig", I der sich einer gewissen Volkstümlichkeit erfreut, und unter ' diesem wieder den „Tannenhonig", so fällt an ihm vor » allem auf, daß er die schwarz-grüne Färbung mit dem I gänzlichen Mangel an Pollenkörnern verbindet. Honig 1 ohne Pollen ist aber im Zweifel „Blattlaushonig".'Wie er » entsteht, hat Rawitscher kürzlich durch die Untersuchung » der Eisstichkanäle nachgewieseu. Diese Kanäle, die die > Insekten mit großer Meisterschaft in die Pflanzenstengel f treib««, enden stets in den sogenannten Siebröhren, die ' als Leitbahnen für Zucker, Stärke und Eiweiß gelten. Die « Läuse nähren sich also nicht von Zellplasma, wie man ^bisher annahm. Von dieser Erkenntnis zur Erklärung Wortergänzung. Gram . . , ik, No . . . Ise, Fl ... he, Pf .. . me, Ra ... m, I Gra. . . cke, To. . . rt, Ha. . . chuy, Ahl..... H.. . arium, » Pr . . . st. : Setzt man für die Punkte Buchstaben ein, so entstehen ! Wörter von nachstehend in anderer Reihenfolge genannter I Bedeutung: Pflanzensammlung, Glasgefäß, Heilmittel, f Sprachlehre, Fußballspieler, Kleidungsstück, anderes Wort für » „Rasen", Widerspruch, soziale Einrichtung, Ostseebad, Obstart. ! Die ergänzten Lettern, aneinandergereiht, nennen einen deut- I scheu Dichter des 18. Jahrhunderts und den ihm vom Volks- I münd zugefügten Beinamen. (Auslösung des Rätsels in der nächsten Nummer.) ! Harte Nüsse Sonntags-Beilage Pulsnitzer Anzeiger 11. 7. ISS« Ohorn«« Anzeiger Nummer IM ' ' ' t'l Z dev Mann aus (Nachdruck verboten.1 (18. Fortsetzung.) vielleicht von jenem Ein kleiner, silberbeschlagener Revolver richtet sich gegen den Rücken Olaf Wests. , V"" »I« zu i barsch und schließt ihr die Tür j vor der Nase. „Sie lassen keinen herein", mehr nennen wollte! Eine rasche, lebhafte Bewe- r gung geht durch die Gruppe im > Korridor. Die Tür des Zim- » mers Nr. 216 wird aufgestotzen. « Kommissar Borup, groß, I massiv, mit ernstem Gesicht, ; kommt heraus. Sein Blick ; streift nur slüchtig, unwillig « die Gruppe der Leute. Hinter I ihm ein Kriminalbeamter, der , an einer Handfessel einen ver- I stört blickenden Menschen führt, l Mabel sieht nicht mehr, was j noch dahinter kommt. Sie sieht - nur entsetzt dieses harte, ver- ! bissene Männergestcht, in dem I ein Paar rasende, Haßverdun« I kelte Augen stehen. „Das ist er!" flüstert neben » ihr die Fettstimme des Dicken ! aufgeregt. „Das ist der Mmn, ! der Kommissar Holk ermordet I hat!" Mabel sieht plötzlich die I ganze Welt in rotes Blut ge- i taucht. Eine namenlose, rasende ! Wut packt sie. Ihre Augen ! sunkeln wie die einer Tigerin, I Das Wort schneidet wie ein Messer durch Mabels I Gedanken. Die verworrene Auskunft des Beamten am I Telephon, die Bemerkung des Offiziers im Hotel, das I verweinte Gesicht Ellen Vinges — wie eine lähmende k Gewißheit legt es sich plötzlich über sie: Holk ist tot! Ge« 1 fallen in seinem Kamps! Gemordet von einem Verbrecher, I - Großen, Gefährlichen, den er nicht ! Von Angst getri^en, hastet Mabel Lurch die langen ! Gänge. Da ist eine Bank, eine Gruppe von Menschen, ; gegenüber die Tür, die die Nummer 216 trägt. Mabel stürzt auf sie zu und pocht. Ein fremdes, strenges Männergesicht steht in der halb sich öffnenden Tür. „Ich möchte Herrn Dr. Holk. . ." ; „Dr. Holk ist nicht zu sprechen", sagt der Mann der man ihr Junges gelötet i hat. Einen wilden Satz macht sie hinter dem Gefesselten - her. Ihre Handtasche fällt aufgerissen zu Boden. Ein ! kleiner silberbeschlagener Revolver funkelt in ihrer Faust, ! richtet sich gegen den Rücken Olaf Wests. „Halt!" ; Eine kräftige Männerhand umspannt plötzlich von i rückwärts ihre Hand und entwindet ihr mit kundigem I Griff die Waffe. Wutschäumend fährt sie herum, bereit, , dem neuen Feind an die Kehle zu fahren, und — starrt I mit groß aufgerissenen Augen mitten in Holks Gesicht. i „Sind Sie toll geworden, Mabel?" sagt Holk entsetzt j und winkt im gleichen Augenblick dem sich umdrehenden « Borup beruhigend ab. „Was soll das heißen?" ! „Holk! Dearest! Sie leben?!" < „Ach so!" Holk ist sofort im Bilde. Er steckt den I kleinen Revolver hastig in die Tasche und nimmt Mabels ; zitternden Arm. Olaf West hat nichts von der Gefahr » bemerkt, in der er eine Sekunde lang schwebte. Er schreitet , ! Der Dicke kneift Lie Äuglein zusammen. „Ich weiß, > was ich weiß", keift er boshaft, „einer meiner Mit- , arbeiter ist Augenzeuge gewesen, wie das Verbrechen > geschah! Warum läßt man uns sonst hier warten, wenn i nichts dran ist? Hähä!" „Im Interesse der Untersuchung wahrscheinlich!" „Sagen Sie mir um Himmels willen. . ." Einer der jungen Leute stützt die wankende Mabel ! und zwingt sie leise auf die Bank. „Viel wissen wir l selbst nicht. Es soll ein Attentat verübt worden sein. Ein I Verbrecher hat irgend etwas von der Straße her durchs ; Fenster in das Dienstzimmer des Kommissars Holk ge- - worfen. Man spricht von einer Bombe." „ne Flasche war's", lacht der Dicke verächtlich. „Und i wen so'n Ding richtig trifft, Ler japst nicht mehr. Borup I ist da drinnen! Der gibt sich nicht mit Kleinigkeiten ab!" ! „Das stimmt", sagt einer der Journalisten erregt, l „Borup bearbeitet nur Mordfälle." I sagt einer der Herren, Lie er- i wartungsvoll auf dem Korri- j dor stehen. Mabel wirft einen ver- ! ängstigten Blick auf die Leute. I Es sind etwa ein halbes I Dutzend. Ein paar junge ; Männer in Knickerbockers und » Sportmützen, ein behäbiger, I kleiner Mann mit listigen Äug« I lein und Hängebacken. I „Was ist denn geschehen?" ' Mabel sieht sich verwirrt im I Kreise um. „Ist Dr. Holk da ' im Zimmer?" „Kommissar Holk ist tot", ! sagt der Dicke mit den Hamster- I backen herzlich. „Borup ver- > hört eben den Mörder!" „Langsam, langsam", pro- , testieren die anderen ärgerlich. I „Vorläufig ist das bloß ein ! Gerücht über ein Attentat. Und ; von Mord ist überhaupt keine i Rede gewesen. Aber Sie, Niel« l sen, müssen immer aus einem . Floh einen Elefanten machen!"