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Mensitmer Tageblatt jeden Wochentag abends für den folgenden nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhr Tag und kostet durch die Austräger pro W D W8 W M W MM A « M M^ M sowie für Auswärts alle Austräger, desgl. Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 M V-M M MM W M M M/ MM' M MMM" 'M alle Annonccu-Expeditionen zu Original frei ins Haus. V V vM Preisen entgegen. für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lnga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 235. Tonnerstog, den 8. Octobor 1896. ^6. Jahrgang. Auf Folium 169 des Handelsregisters für Hohenstein ist heute das Erlöschen der Firma C. G. Richter verlautbart worden. Königliches Amtsgericht H o h e nste i n - E r n st t h a l, am 4. Oetober 1896. Konstantin. Aui dem die Firma August Grotzer in Hohenstein betreffenden Folium 179 des Handelsregisters für Hohenstein ist heute verlautbart worden, daß der Fabrikant Ernst Eurt Mende in Hohenstein Mitinhaber der Firma ist und daß diese künftig Großer «k Mende lautet. Königliches Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal, am 4. Oetober 1896. Constantin. Hohenstein, den 5. Oetober. Die Ziehung der 5. Klasse der Kgl. Sachs. Landeslotterie beginnt den 2. und endet den 23. November. Rückfahrkarten vierter Klaffe sollen demnächst aus solchen Stationen zur Ausgabe gelangen, die namentlich an Markt tagen oder bei anderen regelmäßig wiederkehrenden Anlässen einen besonders starken Hin- und Rücksahrverkehr in der vierten Wagenklasse auszuweiscn haben. Eine Preisermäßigung soll nicht stattfinden. Die Karten gelten zur Hin- und Rückfahrt nur am Lösungstage nnd kosten das Doppekte des tarifmäßigen einfachen Fahrpreises vierter Classe. Wann mit dieser Neuerung begonnen wird, ist noch nicht bestimmt. Die Vortheile der Neu einrichtung sind die, daß man in Zukunft nur einmal an den Schalter treten muß und daß die Schalterbeamten in dieser Beziehung ebenfalls etwas erleichtert werden. Doch muß man au» der anderen Seite immer am Lösungstage die Rückreise antretcn, sonst ist die Karte verfallen; das würde entschieden eine Schattenseite der Neueinrichtung sein. Auch dürften die Schalterbeamten nicht allzusehr erfreut sein von dieser Neuein einrichtung, denn die Herren sind jetzt thatsächlich mit Fahr karten aller möglichen und unmöglichen Systeme überhäuft, so daß sie z. B. im Sommer manchmal kaum wissen, wo ein und aus. Für das reisende ärmere Publikum dürften also diese neuen Rückfahrkarten für die vierte Wagenklasse keinen Vortheil und keine Erleichterung bedeuten. Besser wäre es jedoch, wenn alle Rückfahrkarten abgeschafft und billigere Tourenpreise ein geführt würden. Ebenso wäre eine vermehrte Einstellung der vierten Wagenklasse in die Personenzüge dringend zu wünschen. Wie groß dürfen offene Karten sein, die im deutschen Reichspostgcbietc als Drucksache befördert werden? Die Post ordnung enthält darüber keine bestimmten Vorschriften. Von einzelnen Postämtern wurden Karlen, die größer sind als die gewöhnlichen Postkarten (14 cm lang und 9 cm breit), für unzulässig erklärt. Es wurde deshalb von betheiligter Seite eine Anfrage an die Kaiser!. Oberpvstdirection in Licgnitz ge richtet, deren Bescheid dahin lautete, daß die Karten, welche als Drucksachen befördert werden sollen, die Größe der Post- Packet-Adresscn nicht erheblich übersteigen dürfen. Karten von 21 cm Länge und 12 cm Breite werden noch als zulässig erklärt. Mehrmals gefaltete Karten müssen unter Streifband oder Umschlag gesandt werden, da die Postordnung zur Ver sendung als offene Karten nur einfach gefaltete Karten zuläßt. Der konservative Verein im 17.sächsischen Rcichstagswahlkreise hielt vorgestern Abend im Hotel Stadt Hamburg in Glauchau eine Versammlung ab. Herr Rechtsanwalt Dr. Heins begrüßte die Anwesenden und eröffnete die Versammlung, Herrn Schrift steller Felix Marquart aus Leipzig das Wort zu seinem ange sagten Vortrag: „Der Handwerkerstand und der kleine Bauern stand" ertheilcnd. Der geschätzte Redner führte etwa folgendes aus: Im neuen deutschen Reiche hat uns Gott, die wir Zither getrennt, zu einem großen Volke vereint Als das Römervolk zusammenbrach, waren es zuerst die Deutschen, die sich auf rafften und das Volk zu hoher Blüthe brachten. Trotzdem waren wir in Gefahr, das Alte wieder zu verlieren. Doch erst im neuen deutschen Reiche können wir uns als vollständig entwickelt betrachten, was die letzten 25 Jahre beweisen können. Wir hgben bereits ein einheitliches deutsches Recht, ciu ein heitliches Bürgerliches Gesetzbuch, ein Reichsgericht. Auch in der socialen Gesetzgebung sind wir vorgeschritten und geeinigt, und wir Conservativcn treten jederzeit ein für Gott, Vater land und Monarchie, wir wollen arbeiten an der Blüthe der deutschen Nation und deshalb gilt uns Handwerk, .Landwirth- schaft, Handel und Industrie als ein 'gemeinsames großes Ganze. An die Siege nach außen wollen wir die Siege im inneren Wirtschaftsleben reihen, denn eine blühende Land- wirthschaft, ein blühendes Halldwerk wird mich einen blühenden Handel und eine blühende Groß-Industrie im Gefolge haben, wenn aber Landwirthschaft und Handel kranken, dann krankt das ganze Volk, es versiegt der Strom, der unser Land be fruchtet. Es ist nicht gleichgültig, ob wir unser Getreide von außen oder vom Lande selbst beziehen, der innere Markt ist die Hauptsache, ihn schützen wir. Denn wenn wir die Land wirthschaft und das Handwerk schützen, dann schützen wir auch den Handel und die Großindustrie. Riesenstärkc wohnt noch in dem alten Stamm der Landwirthe, deren Vaterlandsliebe wir bloß erhalten können, wenn wir die Landwirthschaft hoch halten und würdig vertreten. Alle Bedürfnisse kann sozu sagen unser Vaterland selbst erzeugen, dennoch werden noch gegen 4 Milliarden aus dem Auslande bezogen. Der inlän dische Markt ist dauernd, der ausländische dagegen veränderlich. Bismarck schuf die Zölle zum Schutze der Landwirthschaft und zugleich auch zum Schutze des Handels und der Industrie. Dieselben betrugen im Jahre 1894/95 allein über 261 Millionen Mark, und wären diese weggefallen, so hätte diese Summe auf die Einkommensteuer geschlagen werden müssen. Oft muß die Landwirthschaft durch den Ausfall der Ernte, durch die Währungs- und Börsenverhältnisfe leiden. Es kann daher den Landwirthen nicht verdacht werden, wenn sie anstatt der seit vielen Jahren stets schwankenden Getrcidepreise, jetzt möglichst gleichblcibende Preise als Ideal erstreben. Der Bauernstand hat sich nie der Socialdemokratie zugewandt, stets zu Manarchie und Religion gehalten. Der Landwirthschaft ist das Hand werk verwandt und beide haben dieselbe deutsche Geschichte. Leider ist für beide die Sonue hinter den Wolken verschwunden, der Geist der Neuzeit, der Schwindel ist der Feind beider. Darum ist es auch die Aufgabe der Handwerker selbst, sich darüber zu äußern, wie ihnen geholfen werden könne. Herr Marquart giug sodann aui die neue Gesetzesvorlage über und erläuterte diese in ihren einzelnen Theilen. Zum Schluß be merkte der Herr Vortragende, daß Landwirthschaft und Monarchie auch unsere idealen Güter, die Religion und Monarchie schützten und wir deshalb ein gleiches zu thun ihnen gegenüber ver pflichtet wären, nach dem Vorbilde unseres geliebten Königs Albert, und schloß hieraus mit einein Hoch auf Kaiser und Reich, aus König und Vaterland. Die evangelisch-lutherische Laudessynode ist am 6. October Mittag 12 Uhr eröffnet worden. In dem am Vormittag vor- hergegangencn Gottesdienst in der evangelischen Hofkirche hielt Herr Oberhosprediger I). Meier die Predigt über Hebr. 10, V. 35—37. Der beliebte Kanzelredncr gedachte einleitend der gegenwärtigen Tage als eines Marksteins, da vor 25 Jahren die erste Landcssynode eröffnet worden sei, warf einen kurzen Rückblick auf die Erfolge der durchlaufene» Zeit für die Ent- wickelnag und Förderung des kirchlichen Lebens und behandelte hierauf auf Grund des Bibclwortes das Synodalgebet in ernster und schwerer Kirchenzeit: Herr, stärke uns im Glauben, erstens in der Zuversicht des Glaubens, die dem Herrn allein vertraut, zweitens in der Geduld des Glaubens, die Stand hält und ausharrt, drittens im Gehorsam des Glaubens, der Gottes Willen thut. — Im Sitzungssaale der Ersten Kammer hatten sich Mittags 12 Uhr 71 Mitglieder der Landessynode eingefunden. Die fehlenden 2 Synodalen Geh. Kirchenrath Keller-Bautzen und Schneidermeister Braun-Freiberg waren wegen Erkrankung entschuldigt. Wenige Minuten später be traten die Herren in cvruiFcli'üs beauftragten Staatsminister Excellenzen Dr. Schurig, v. Seydewitz, v. Metzsch, der Präsident des evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums v. Zahn, sowie die Oberconsistorialräthe Commissare 0. Ackermann, Meusel, Lottichius und Clauß den Saal, worauf sofort Herr Staats minister v. Seydewitz das Wort zu einer Ansprache ergriff, welche von der gesammten Versammlung stehend angehört wurde. Der Herr Kultusminister bezog sich auf die der Synode bereits unterbreiteten Vorlagen und fügte einige er läuternde Bemerkungen hinzu. Der Bericht des Landes- consistoriums über die Zustände unserer Kirche in den Jahren 1891—95 liefere nicht nur ein übersichtliches Bild von der äußeren und inneren Weiterentwicklung, sondern solle auch Anlaß bieten zu einer für das Kirchenrcgimcnt werthvollen Aussprache und Berathung. Die Abänderung der von der Wählbarkeit der Kirchenvvrsteher handelnden Vorschriften wolle keineswegs das kirchliche Wahlrecht wesentlich abändern, sondern nur bestimmter wie bisher zum Ausdruck bringen, es müsse der Kirchenvorsteher durch den Besitz gewisser Eigenschaften Gewähr dafür bieten, daß er die dem Kirchenfürsten gestellte Aufgabe in richtiger Weise zu lösen bestrebt sein werde. Daß der gegenwärtige Besetzungsmodus der Planstellen mannigfache Nachtheile für die Kirchengemeinden in sich schließe, sei schon ost zum Ausdruck gelangt. Das Kirchenregiment habe daher eine Abhilfe in eingehende Erwägung gezogen. Der Kirchen patron sei schon bisher unter gewissen Umständen von Aus übung des Patronats ausgeschlossen; das gegenwärtige Recht biete aber erfahrungsgemäß keinen hinreichenden Schutz. Es werden daher weitere Einschränkungen in dieser Richtung vor- gcschlagen. Der Herr Staatsminister schloß seine Rede mit den mit erhobener Stimme gesprochenen Worten: „Der evan gelisch lutherische Glauben fft fest eingewurzelt im Herzen unseres sächsischen Volkes. Wir freuen uns dessen von ganzem Herzen, und wir werden — dessen dürfen Sie sich versichert halten — allezeit unsere ganze Kraft daran setzen, um unserem Volke dieses von den Vätern ererbte thcure Gut zu erhalten. (Beifall.) Möge es der Synode gelingen, im Wege sach gemäßer und sachverständiger Berathung die Ausgaben, die ihr gestellt sind, zu lösen zur Eh e Gottes nnd zum Segen unserer innigstgeliebten Landeskirche!" Nachdem Se. Excellenz die Synode für eröffnet erklärt hatte, trat Herr Geh. Kirchenrath Prof. 0. Fricke-Leipzig an den Präsidialtisch, nm als Alters präsident, da sich kein Synadolmitglied sand, welches vor dem 22. August 1822 geboren ist, die Beschlußfähigkeit des Hauses zu constatireu und die Wahl des Directoriums vorzunehmen. Als Präsident und Vicepräsidcnt wurden die Herren Wirkt. Geh. Roth Gras v. Könneritz, Excell., und Oberhosprediger 0. Meier, als Sccrctäre die Herren Obcraintsrichtcr Weidauer- Nossen und Superintendent 0. Richter-Werdau gewählt und verpflichtet, worauf der ncugcwählte Präsident den Vorsitz übernahm, die Secretäre und anwesenden Synodalen ver pflichtete nnd darauf die Synode für constituirt erklärte. Man wählte noch in den Lcgitimationsausschuß die Herren Ober- amtsrich er Bretschneider-Freiberg und Kramer-Crimmitschau. Schulrat!) Israel-Zschopau, Superintendent Noth-Schneeberg und Landgerichts-Präsident Dr. Hartmann-Plauen, sowie in den Redactivnsausschuß die Herren Superintendent 0. Bloch mann-Pirna und Bezirksschul-Jnspcctor Richter-Dippoldiswalde. Die nächste Sitzung wurde für heute Vormittag 10 Uhr angesetzt. Einen kritischen Tag erster Ordnung hatte der Wetter prophet Rudolf Falb für den 6. Oetober vorhergesagt. Es war aber keinerlei „Kritisches" zu bemerken, so daß Herr Falb auch diesmal wieder „irrte." Im Gcgcntheil, die Sonne meinte es den ganzen Tag über ausnahmsweise gut, und rechnet man die zeitweilig austretendcn kühlen Winde ab, so ergab sich ein sonniger Herbsttag, wie er im Buche steht. Ju den hochgelegenen Gebieten unseres Erzgebirges ist die Ernte noch weit zurück In der Gegend von Jöhstadt rc. steht das Korn vielfach noch in Puppen und mit dem Schnitte des Hafers ist erst begonnen worden. In der Gegend von Wiesen thal wird Heuer der Hafer, der zudem noch vom Regen zu- sammcngepeitscht worden ist, überhaupt nicht reif. Mit der Grummeternte konnte ebenfalls erst begonnen werden. Vielfach wird auch über Fäuluiß der Kartoffeln geklagt. Oberlungwitz. Am vergangenen Sonntag hielt der hiesige Naturheilverein seine zweite Prisnitzseier im Postsaal. Sie war sehr gut besucht und bot viel Interessantes und Schönes. Hervorzuheben ist zunächst die Ansprache des Vercins- vorstehers Herrn Hermann Hertel. Derselbe gedachte des Be gründers der Kaüwasserheilmcthodc Prisnitz und seines Schülers Theodor Hahn und schloß mit folgendem Zuruf: „Unsre Losung sei: Fort mit aller gift'gcn Arzenei! — Gebt dem Kranken Wasser, Luft und Sonnenschein; — Das sind deutsche Mitte! ohne jed' Latein! — Will die Krankheit davon noch nicht weichen, — So mag man den Kranken Nahrung, Ruhe und Bewegung reichen! — Diese sechs einfachen Mittel — Kann auch der verordnen ohne Titel, — Wenn er's nur an seinem Körper ausprobirt, — Das ist besser wie so viel studirt!" — Das humoristisch gehaltene, der Tendenz des Tages ensprcchende Theaterstück: „Er ist bekehrt" wurde unter der Regie Schnlze ausgeführt, was ja schon an und kür sich eine gelungene und erfolgreiche Darstellung verbürgt. Es fand demgemäß lebhaften Beifall. Ein lebhafter Ball schloß die wohlgerathene Feier.