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Amtsblatt für den Verwawmgsbezirl des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 81 Donnerstag, den 9. April 1896 46. Jahrgang ff 't - Bürgerschule zu Hohenstein. Die Aufnahme der fchulpflichtigen Kinder findet Montag, den 13. April nach mittag 2 Uhr im Saale des Bürgerschutgebäudes I statt. Hohenstein, den 8. April 1896.- Schuldir. Dietze. Städtische Fortbildungsschule zu Hohenstein. Neueintretende Schüler haben sich Dienstag, den 14. April nachmittag 4 Uhr im Directorialzimmer des Bürgerschulgebäudes II unter Beibringung ihrer Schulzeugnisse zu melden. Der geordnete Unterricht beginnt an genanntem Tage nachmittags 5 Uhr. Hohenstein, den 8. April 1896. Schuldir. Dietze. Sächsisches Hohenstein, den 8. April. Vorüber sind die schönen Osterfeiertage und allerorten ist man zu der gewohnten Beschäftigung wieder zurückgekehrt. Der wetterwendische Knabe Lenz, der uns noch vor Kurzem so sonnig und verheißungsvoll angelacht, ließ diesmal einen längeren Aufenthalt im Freien zwar nicht zu, doch aber war man froh, daß man wenigstens eine Wanderung in Gottes herrliche Natur unternehmen konnte. Wo es denn auch nur irgend anging, da zog man hinaus mit Kind und Kegel, um das Wiedcrerwachen des Lenzes zu schauen und die Freude am Grünen und Blühen da draußen zu genießen. Langte man dann wieder daheim an, io sah man das prasselnde Feuer im Ofen ganz gern. In der am 22. März in Großenhain abgehaltenen Ver sammlung des „LandeS-Verbandes Sachsen des Allg. Deutschen Handwerkerbundes", an welcher auch Mitglieder oes Bundes der Landwirthe theilnahmen, und in der der Reichstagsabge ordnete Jakobskötter, Schneidermeister in Erfurt, einen Vortrag über die Handwerkerfrage hielt, war bekanntlich folgende Reso lution angenommen worden: „In Erwägung, das der Allgemeine Deutsche Handwerkerbund sich als Haupt- und Endziel gesetzt hat, nicht nur allein den Handwerker-, sondern Hand in Hand mit dem Bund der Landwirthe auch den gcsammten Mittel stand auf wirthschastSpolitischem Boden zu einigen und sammeln, weil dadurch allein die wirksamste Vertretung der gesammten Interessen derselben wahrgenommen werden, beschließen die Versammelten, für die Interessen des Handwerker-, des Bauern- und damit des gesammten Mittelstandes nach besten Kräften einzutreten und die Ausbreitung des Handwerkcrbundes nach bestem Vermögen zu fördern." Dazu bemerkt der in Dresden erscheinende sächsische Jnnungsbote", das Organ des Sächsischen Innungs-Verbandes und des Dresdner Innungs- Ausschusses: „Wir unsererseits vermissen in der Rcsulution bedauerlicherweise jeden Hinweis auf die Innungen, deren Stärkung, deren Hebung und Pflege zunächst und in allererster Linie das Haupt- und Endziel aller Handwerker sein muß. Und dies um so mehr, als es sich bei der Handwerks-Organisations- Frage fast lediglich um die Gestaltung der Innungen, um er weiterte Rechte derselben rc. handelt und abzuwarten ist, in welcherWeise nach'erfolgter Organisation das gesammtc corporirte deutsche Handwerk seine Interessen selbst zu vertreten in der Lage sein wird. Die Vereinigung des gesammten Mittelstandes auf wirthschastSpolitischem Boden ist unseres Erachtens kaum der richtige Weg, um das Handwerk zu fördern, denn der Mit telstand schließt eine große Anzahl Nichthandwerker in sich, die andere Interessen haben müssen als die Handwerker. Der Handwerkerstand des Deutschen Reiches hat auch keine Ursache, sich zur Erreichung seiner Haupt- und Endziele mit dem Bauern oder einem anderen Bunde zu vereinigen, der Handwerkerstand ist groß und stark genug, um für sich selbst einzutreten — nur einig muß der Handwerkerstand sein und nicht dürfen ein zelne Heißsporne sich berufen fühlen, auf jeden Fall eine Führer- Rolle in ihrer Stadt, in ihrem Kreise spielen zu wollen. Da werden Allianzen gesucht, da wird agüirt, gestern für die con- servative, heute für die Reformpartei, morgen für den Bauern übermorgen wieder für einen anderen Bund. Wir bedauern solchen Mangel an Beharrlichkeit und an Selbstver trauen, weil dadurch unserer Sache nicht gedient wird. Möge daS Handwerk, und namentlich das sächsische, in seiner Mehr zahl sich durch solche „Moment-Führer nicht „irresühren" lassen, sondern fcsthalten an dem Satze: „Nur allein die Innung ist und bleibt der Mittelpunkt der Handwerker!" In unserer letzten Nummer gaben wir einen Ucberblick über die ersten sieben Abtheilungen der diesjährigen Ausstellung des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes in Dresden, heute möge zur Ergänzung dieses Artikels ein Bild der übrigen 7 Abtheilungen entrollt sein. Auch diese Darstellung kann noch kein erschöpfendes Bild gewähren, aber sie klärt doch über die, Art der auszustellendcn Gegenstände der Arbeitsgebiete, die bei diesen Gruppen in Frage kommen, genügend auf. Eine sehr interessante Abtheilung ist gleich die erste dieser zweiten Hälfte, cüso die achte Abtheilung ; sie umfaßt Stein-, Thon- und Glaswaareu. Auch hier wird man die Arbeit in aufsteigender Linie bewundern können, indem die erste Gruppe Steinwaaren bringt, die von grober und kunstloser Ausführung sind und die Anfänge der Stcinarbeit characterisiren. Man wird dann be merken, wie diese Arbeiten in Form und Material sich ver feinern, bis schließlich die feinsten Steinarbeilen die höchste Entwickelung dieses Handwerkszweiges verrathen. Dann folgen Bildhauerarbeiten in Stein, wobei gleichfalls das schlichte Äerk die Reihe beginnt und die kunstvolle Arbeit sie schließt. Die nächsten Gruppen umfassen Thonwaaren aller Art, Oefen aller Gattungen, Porzellanmalereien, Gipsarbeiten, Glas und Glaswaaren. Hierbei werden namentlich die Porzellane und Gläser in unendlicher Fülle vertreten sein; gestatten doch gerade diese Truppen eine seltene Vielseitigkeit. Die neunte Abtheilung bietet Metallwaaren dar; sie ist nicht minder an regend in ihren einzelnen Theilen als die voraufgehende. Die einzelnen Gruppen bringen zunächst Gold- und Silberarbeiten und Bijouteriewaaren; diesen Gruppen reihen sich solche mit Klempnerarbeiten, Blechwaaren, Küchengeräthen, Nagel-, Grob- und Hufschmiedcarbeiten an. Dann folgen die Arbeiten der Schlosserei, und zwar sind diese nach fünf verschiedenen Ge sichtspunkten geordnet: Bauschlossereiarbeiten, eiserne Möbel, Geldschränke, Fenster- und Thürgriffe. Die nächste Gruppe umfaßt Zeug- und Messerschmiedearbeiten, Blitzableiter, Feilen, Messer, Scheeren, Schlitt- und Schneeschuhe, Nadlerwaaren. Waaren aus Kupfer, Blei, Zinn, Zink, Bronze, Messing, Lampen bilden weitere Gruppen, bis Gelb- und Glockengießer-, Gürtler- und Sporerarbeiten diese Abtheilung beschließen. Die zehnte Abtheilung umfaßt Maschinen und Werkzeuge, so weit sie für das Handwerk benöthigt werden. Die einzelnen Handwerkszeuge hier aufzusühren, würde zu weit führen; denn ihre Mannigfaltigkeit ist ganz bedeutend. Instrumente und Fahrzeuge bilden den Inhalt der elften Abtheilung, nnd zwar bringen eine Reihe Gruppen Waffen, Uhren, Musikinstrumente, wissenschaftliche und PräcisionSinstrumente, elektrische Anlagen, Wagen, Schlitten, Fahrräder und Boote. Die zwölfte Ab theilung wird Waaren aus Papier und Schriftgewerbe umfassen. Auch hier sind verschiedenartige Arbeiten in einzelnen Gruppen vcrtheilt, die ein Bild von diesem Schaffensgebiete entwerfen.' Die erste Gruppe bringt Papier und Pappwaaren, und schon diese Gattung ist überaus vielseitig, da die Papier- und Pappmassen heute zur Herstellung vieler Gebrauchs- und Luxusgegenstände verwendet werden, an die früher Niemand dachte. Die nächsten Gruppen enthalten Carlonnagen, Albums, Hefte, Etuis und Buchbinderarbeiten; interessant dürfte die Gruppe der Schriftschneiderei und Schriftgießerei werden, ein Arbeitsgebiet, das dem größten Theile des Publikums noch fremd ist. Weitere Gruppen bringen Druckarbeiten, Lithogra phien, Noten, Karten, Ocldrucke, Photographien, Musterzeich nungen und Proben der Schönschrcibekunst. Die dreizehnte Abtheilung behandelt das Kunstgewerbe. Sie wird in einzelnen Gruppen alle kunstgewerblichen Gegenstände umfassen, insoweit sie nicht in die vorstehenden zwölf Abtheilungen eingereiht worden sind. Der Schluß, die vierzehnte Abtheilung. betrifft die Fachschulen. Die gewerblichen Fachschulen aller Innungen werden in dieser Abtheilung Collcctivausstellung der in den Schulen gefertigten Gegenstände veranstalten, wodurch ein tiefer Einblick in die verschiedenartige Thätigkeil der Fachschulen möglich wird und damit ein Bild von der Erziehung und Heranbildung der angehenden Handwerker gewonnen werden kann. — Aus der flüchtigen Schilderung der vierzehn Abtheil ungen wird man sich leicht eine Vorstellung von der Fülle und Vielseitigkeit der Handwerksausstellung machen können, die in diesem «Kommer zahlreiche Fremde nach unserer Residenz führen wird, eine Ausstellung, die ganz dazu berufen erscheint, den Besuchern von nah und fern zu zeigen, zu welcher hohen Blüthe sich das Handwerk in unserem engen Vaterland ent wickelt hat. Gestern Vormittag 11 Uhr wurde in dem Saale der ^Güldenen Aue" in Dresden die Landesversammlung der so zialdemokratischen Partei eröffnet, zu der etwa 80 Delegirte aus den verschiedenen Landestheilen erschienen waren. Der Saal war mi"" Quirlanden und Blumen festlich geschmückt und an den Wänden erblickte man verschiedene socialdemokratische Sinnsprüche; rechts und links von dem roth drapirten Redner- pult erhoben sich die Büsten von Marx und Lassalle. Nach- »em die Versammlung durch den Vorsitzenden des dortigen Localcomitees Haack be grüßt und die Constituirung deS Bureaus erfolgt war, be^ welcher der Landtagsabgeordnete Kaden zum Vorsitzenden, Stenz-Leipzig zum stellvertretenden Vorsitzenden und Rehe-Leipzig und Rosenow-Chemnitz zu Schriftführern gewählt worden waren, erstattete E. Fischer- Dresden den Bericht des CentralcomiteeS. Er führte aus, daß das letzte Jahr für die Socialdemokratie in Sachfen ein über aus günstiges gewesen sei. Jngesammt seien 1,400,000 Flug blätter vertheilt worden mit Hilfe einer einheitlichen Organi sation; die an den Landtag gegen die Aenderung des Wahl rechts eingereichten Petitionen hätten an 160,000 Unterschritten getragen. Der von Leipzig aus gestellte Antrag, binnen eines Zeitraumes von 14 Tagen eine Landesconferenz einzuberufen, sei vom Centralcomitee abgelehnt worden. Hierüber drückte in der Discussion der Delegirte Menge-Leipzig sein lebhaftes Be dauern aus. Die Landtagsfraction habe die Berufung derCon- ferenz auf die lange Bank geschoben, so daß die Mandats- niedcrlegung auf die Gegner jetzt nicht mehr die Wirkung aus üben werde, wie sie es sonst gethan hätte. Walsisch-DreSden wendet sich gegen die Vorwürfe des Vorredners. Die Einberufung der Landesconferenz innerhalb 14 Tagen sei des halb nicht möglich gewesen, weil die Parteigenossen auf dem Lande mit den Parteigenofsen nicht so leicht engere Fühlung nehmen könnten. Er sei der Meinung, daß man über eine so wichtige Frage nicht mit Ueberstürzung entscheiden dürfe. Lange- Leipzig erklärt es als ein Armuthszeugniß, wenn es nicht möglich sei, innerhalb 14 Tagen zu einer Entschließung zu gelangen. Die letzte Landesconferenz habe der Landtags fraction Functionen übertragen, welche dem LandeScomitee zu fielen. Abg. Geyer sucht das Vorgehen des CentralcomiteeS zu rechtfertigen. E. Fischer-Dresden erklärt von Neuem, daß das Centralcomitee die wichtige Frage nicht leicht behandelt habe. Vor der Einberufung einer Landesconferenz hätte man die Parteigenossen im Lande doch erst darüber befragen müssen, und dies hätte nicht in acht Tagen geschehen können. Die Majorität der Versammlung erklärt sich schließlich mit dem Be richte des CentralcomiteeS einverstanden gegen die Stimmen der Leipziger Delegirten. — Landtagsabgeoroneter Goldstein berichtet hierauf über die Thätigkeit des Landtages. Erfreuliches sei hierbei nicht zu berichten. Die socialdemokcaiischen Abgeord neten hätten sich an den Debatten sehr stark betheiligi, es sei aber unrichiig, daß sie nur Reden zum Fenster hinaus gchalien und es an der nöthigen Objektivität halten fehlen lassen. Das Ministerium Metzsch suche die Socialüem-ckialcu als LlaalS- bürger 2. Klasse zu behandeln und habe sich über di Betonung gestellt. Wer dies aber thue, der stelle sich außerhalb der Verfassung. Die Socialdemokraten seien überall mr da Forde rungen im Culturiniercsse erngetreten. Man liss: sie aber da nicht Mitarbeiten. (Im weiteren Verlaine seiner Krück der LandtagSmajoritäl wird Redner von dem überwachenden Polizei- commissar ersucht, den Landtag nicht zu beleidigen.) Voraus setzung für die Befreiung der Arbeiterklasse sei es, daß sie maß gebenden Einfluß in allen Gesetzgebungen der modernen Staaten erlange, wozu ihr das allgemeine, gleiche und dlrccte Wahl recht die Handhabe bieten müsse. Die Eroberung dieses Wahl rechtes müsse daher auch die vornehmste Aufgabe der Social- demokratie bleiben. Der Kampf müsse sich gegen das politische System richten. — Die Sitzung wird Mittags 1 Uhr unter brochen, um Nachmittags um 3 Uhr neu ausgenommen zu werden. Gestern früh kurz nach >/z9 Uhr eröffnete in Burgstädt Dir. W. Bier aus Dresden den 15. Krcisiurntag, worauf Auf ruf und Vorstellung der Abgeordneten criolgte. Zugegen waren 94 Abgeordnete aus allen Theilen Sachsens, die 5 Kreisturn- rathsmitglieder und zahlreiche Gäste, befände.s aus Burgstädt und Chemnitz. In seinem Berichte auf das Jahr 1895 warf der Kreisvertrcter zunächst einen Rückblick auf die 20 Jahre des Bestehens des jetzigen KrciSverbandes, der damals 243 MMeiner Tageblatt Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand Grüna Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach Callenberg, Lirfchheim Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w<