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WMmr ö rBlitt. GeschäftsMuzeßger für Hohenstein-Ernstthai, Dberiungwitz, Gersdorf, Lugau, Amsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Nreinsdorf, Nußdorf, WMenbrand, Grüna, Attttelbach, drung, Leukersdorf, Emersdon, Erlbach, 5rirchber.cz, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirfchheim,. KubschnappeL, St. EMeu, HLlttengrund u. s. w. Beilage. Sonntag, den 4. April 1897. Lotze's wasch- Lotze's wasch- Lotze's wasch- Lotze's wasch- Lotze's wafch- Lotze's chelehtich l chn tzt. u. luftechten, nicht erschwerten Seidenstoffe sind u. luftechten, nicht erschwerten Seidenstoffe sind u. luftechte», nicht erschwerten Seidenstoffe si»d u. luftechten, nicht erschwerten Seidenstoffe sind u. luftechten, nicht erschwerten Seidenstoffe sind die beste» »eit sie in den Aalten nicht vrcchen und nicht zerreiben, die reinste», weit sie nicht verschieben, die solideste», »eit sic nicht nur i oder 2 Jahre halten, sondern die dauerhaftesten, weit sie nach io, L» und 30 Jahren ihre Haltbarkeit noch bewahren lind die billigsten, weil sic von allen Schmuhsleckcn, selbst von Wagenschmiere durch hcibe Waschungen gereinigt werden können. Die Hohensteiner Seidenweberei „Lope" ist die Erfinderin und alleinige Fabrikantin von Lotze's wasch- n. lustechten, nicht erschwerten Seidenstoffen. Jede Tame, welche sich solid und vornehin zu kleiden wünscht, die außerdem ihren Geldbeutel liebt, verlange Muster aus der Hohensteiner Seidenweberei Kohe', Mechanische Seidenstoff-Fabrik, Lokieterant Ihrer Mai. der Königin v. Sachsen, Ihrer Kgl. Hoheit der Aran Grobberzogin v. Sachsen. Ihrer Hoheit der regierenden Fran Herzogin von Anhalt. Hohenstein i. L. in wird gewarnt. Europa und in allen Cultnrstaaten des Anslandes zum Patent angemeldeten wasch- N. lnftechtcn, nicht beschwerten Seidenstoffe in erden meter- und vu denweis'e, auch au Private, vuu Mk. 20.— al» franeu uud zollfrei in's Kaus gefaudt. ?°r ^a-lmbm»ng Um das liebe Brod. Erzählung von H. Sienkiewicz. Frei ins Deutsche überseht von Johanna Ruhe. (4. Fortsetzung.) Allein seitdem der Vater fortgegangen war, hatte sich die arme Maria nicht gerührt. Wenn Lawrenz früher des Morgens Holz brachte, so heizte sie den Ofen, holte Wasser, aß, was eben da war, und schaute Stunden laug ins Feuer. Anfangs hatte sie sich gleichfalls nach Arbeit nmgesehen nnd war mich in einem Gasthause zum Aufwaschen des Geschirres und zum Auskehren der Zimmer gemiethet worden. Doch man mußte sie nach zwei Tagen wieder entlassen, weil man sich nicht mit ihr verständigen konnte. Hierauf suchte sie keine Arbeit mehr und fand auch keine. Ganze Tage saß sie zu Hause; sic fürchtete sich auf die Straße zu gehen, deuu dort griffen Irländer und Matrosen das wehrlose junge Mädchen au. Infolge dieses Mangels an Beschäftigung fühlte sich Maria noch viel unglücklicher. Das Heimweh nagte an ihr, wie Rost am Eisen. Sie war noch hinfälliger und elender geworden als ihr Vater, zu all dem Hunger und Gram kam noch die Sehnsucht nach ihrem geliebten Ja'sko, dem Pferde knecht. Zwar hatte derselbe ihr feierlich gelobt: „Wo Du bist, da werde auch ich sein", aber damals als sie fvrtreiste, da hieß es, sie würde bald eine Gutsbesitzerin, eine Dame werden, und jetzt, v wie hatte sich alles, alles geändert! Er war Knecht im Schlosse und hatte eine Hütte nebst Feld und Wiese, und sie war arm und hungrig wie eine Kirchenmaus. Wird er kommen, und wenn er kommt, wird es sie liebend in seine Arine ziehen, sie an sein Herz drücken oder aber von sich stoßen — die Betteldirne'? Was war denn jetzt ihre Mitgift'? Lumpen, nichts als Lumpen. In Lipince würden die Hnnde auf der Gasse sie aubellen. Und dennoch zieht es sie mächtig dorthin, nnd Hütte sie Flügel, sie wäre schon längst in ihrer Heimath, bei dem geliebten Ja'sko, und fände dort Frieden und Freude. Als »och das Feuer im Ofen brannte nnd der Hunger sie nicht so furchtbar quälte, wie heute, da erzählten ihr die sprühenden Funken von Lipince und von jenen glücklichen Abenden, die sie mit ihren Jugend- Gespielinnen am Spinnrocken saß nnd ihr Geliebter ihr zu flüsterte, daß sie sein Weib werden solle. Wie oft perlten ihr bei dieser Erinnerung heiße Thräucn über die bleichen Wangen! Heute gab es keiu Feuer im Ofeu, uud ihr Thräneuquell war längst versiegt. Still duldend saß Maria aus dem Stroh. Da trat Je mand in das Zimmer. Das Mädchen glaubte es sei ihr Vater uud blickte gar nicht auf. Plötzlich rief eine fremde, barsche Stimme ihr zu: „Oockbcre!" Es war der Besitzer ihres Quartiers, ein alter zerlump ter uud schmutziger Mulatte mit düsterem Gesichte. Das Mädchen zitterte wie Espenlaub; sie sollten einen Dollar für die nächste Woche zahlen und hatten keinen Cent mehr. De- müthig umfaßte sie seine Kniee und küßte seine Hände. „Ich komme den Dollar holen," sprach er trocken. Sie verstand nur das eine Wort „Dollar," schüttelte traurig mit dem Kopfe, und ihn flehentlich anblickend, gab sie ihm durch Zeichen zn verstehen, daß sie kein Geld hätten, nnd daß sie schon mehrere Tage nichts mehr gegessen, und daß er Mitleid mit ihr haben möge. „Gott wird es dem gnädigen Herrn vergelten," rief sie angstvoll in polnischer Sprache, indem sie nicht mehr wußte, was sie thuu oder sage» sollte. „Der „gnädige Herr" verstand zwar nicht, daß er ein „Gnädiger" war, wohl aber durchschaute er, daß er keiu Geld bekommen würde. Mit der einen Hand packte er das Bündel mit den wenigen Habseligkeiten, mit der anderen faßte er das zitternde Mädchen am Arm, stieß sie die Treppe hinunter und zum Hause hinaus, indem er ihr die Sachen uachschleudertc. Dann öffnete er die Thür der Schünkstube und rief: „Heda, Paddy, Ihr könnt ein Zimmer bekommen!" „.XU riecht, ich komme zur Nacht," antwortete eine Stimme in den Gastzimmer. Der Mulatte verschwand in dem dunklen Hausflur, und das arme, junge Mädchen stand einsam auf der Straße; das Büudel, ihre ganze Habe, lag zu ihrem Füßen. Die betrun kenen Irländer, welche vorüberwankte», wagten nicht, sie zu berühren. Die junge Polin stand da, ein Bild des Jammers und des Elends, als hätte sie eine schwere Krankheit über standen. Das Helle Flachshaar war geblieben, doch die sonst so kirschrothen Lippen waren blau, die schönen Augen einge fallen und die Backenknochen standen ihr vor. Sie glich einer verwelkten Blume oder eiuer sterbeudeu Juugfrau. Die Vo rübergehenden sahen sie mit einem gewissen Mitleide au. Eiu altes Negerweib redete sie au, uud schritt, als sie keine Ant wort erhielt, beleidigt weiter. Lawrenz, von Neuem von Gottes Barmherzigkeit über zeugt, eilte unterdessen freudig bewegt zu seiner Tochter. Er dachte an nichts anderes, als daß er heute uud morgen Kar toffeln zu essen habe. Das Uebermorgeu kümmerte ihn nicht, dazu war er zu hungrig. Wie wunderte er sich, als er Maria an der Thür stehen sah. „Weßhalb stehst Du hier?" rief er ihr vvu Ferne ganz erstaunt zu. „Der Wirth hat uns hiuausgejagt, Väterchen." „Hinausgejagt?" Düs war zu viel für den Bauern und das Holz entfiel seinen bebenden Händen. In dem Augenblicke, wo sie Kar toffeln nnd Brennmaterial hatten, da stieß mau sie hinaus wie Hunde! Was jetzt machen, wo die Kartoffeln braten, wohin gehen? Lawrenz riß seine Mütze vom Kopfe nnd schleuderte sie auf die Erde. „Jesus, Maria, Joseph!" schrie er. „Grundgütiger Gott, habe Erbarmen mit uns!" Wie wahnsinnig drehte er sich im Kreise umher, öffnete den Mnnd, blickte starr auf das Mädchen und wiederholte noch einmal: „Hinausgejagt hat mau uus?" Das Mädchen nickte stumm mit dein Kopfe. Tvpvrek machte Miene fortzugeheu, doch er wandte sich wieder um uud seine Stimme klang dumpf, heiser uud drohend, als er zwischen seinen Zähnen hervorpreßte: „Weßhalb hast Du ihm nicht gute Worte gegeben, Du Taugenichts?" Maria seufzte schwer uud erwiderte leise: „Ich bat ihn, so gnt ich konnte!" „Umfaßtest Du seine Kniee?" „Ich that es, liebes Väterchen!" Lawrenz Topvrek wand sich wieder im Kreise, wie ein Wurm der iu der Mitte durchstochen ist. Es wurde ihm ganz dunkel vor den Augen. „O, daß Du todt wärest!" schrie er iu namenloser Ver zweiflung. Maria blickte ihren Vater unsagbar schmerzlich an, und leise drang es ihr von den bebenden Lippen: „Väterchen, was hab ich Dir böses gethau?" „Bleibe hier stehen und rühre Dich nicht von der Stelle, herrschte er sie an. „Ich will bitten, daß man uns wenigstens erlaubt, unsere Kartoffeln hier in der heißen Asche zu braten". Der Alte ging in das Haus. Es dauerte nicht lange, da vernahm man lautes Schreieu, Tobeu uud Fluchen. Eine Thür öffnete sich und Lawrenz flog auf die Straße, mitten in den Koth. Er raffte sich auf, schöpfte tief Athem uud sagte dauu zu seiner Tochter: „Komm!" Sie bückte sich, um das Bündel mit sich zu nehmen; es war für ihre schwachen Kräfte viel zu schwer. Er half ihr nicht. Sah er nichts, indem seine Gedanken weit abschweiften? Das arme, unglückliche Mädchen vermochte kaum sich selber fortzuschleppen. Wenn man in Europa solche zwei Jammer gestalten, wie den Greis und die Jungfrau, erblickt hätte, so würde man vom tiefsten Mitleid ergriffen werden, aber in Amerika hat man sich an den Anblick des Elends zn sehr gewöhnt. Vater und Tochter wankten weiter, wohin, das wußten sie nicht. Das Mädchen athmete immer schwerer, die Füße versagten ihr den Dienst, und endlich flüsterte sie mit bitten der Stimme: „Väterchen, ich kann nicht mehr, nimm mir doch das Bündel ein wenig ab!" Lawrenz fnhr auf, als erwachte er aus einem bösen, schweren Traume, uud autwortete rauh: „Wirf die Lumpen fort!" „Sie können uns doch noch dienlich sein," entgegnete Maria schüchtern. „Ach was, wir brauchen sie nicht mehr," erwiderte er hastig, und als er sah, daß das Mädchen zögerte, seinem Be fehle zn gehorchen, schrie er außer sich vor Wuth: „Wirf sie fort — denn sonst tödte ich Dich!" Dieses Mal gehorchte die Jungfrau zitternd. Beide gingen weiter. Der alte Bauer murmelte vor sich her und blickte sich unheimlich um. War er vor Kummer wahnsinnig ge worden? Nachdem sie durch mehrere schmutzige Straßen ge wandert waren, kamen sie an den Hafen. Maria konnte vor Ermattung nicht mehr weiter; sie setzte sich seufzend auf einen Balken, welcher am Wege tag und der Greis nahm still schweigend an ihrer Leite Platz. Die uutergehende Sonne erwärmte mit ihren letzten Strahlen die beiden beklagenswcrthen Menschen. Vom Meere her wehte eine erfrischende, laue Früh lingslust Es gingen gerade mehrere Schiffe nach Europa ab. O wenn diese Armen mitreisen könnten! Maria dachte darüber nach, was Schweres sie gefrevelt hatte, daß der Allmächtige sein Antliy von ihr abgewandt habe; es lag ja in seiner Hand, das Glück ihnen wiederkeyren zu lassen. "Noch einmal flogen ihre Gedanken über das Meer nach Lipinee. Denkt Johann noch an sie? Sic denkt an ihn; im Glück vergißt man leicht, im Unglück niemals. Aber vielleicht verachtet er sein früheres Lieb und sendet keine Brautwerber iu eiue andere Hütte. Es wäre ja auch eine Schaude, noch au eine solche Bettelbraut zu denken, welche aus Erden nichts mehr besitzt, als ihren Rantenkranz. Uud wer wird zu ihr die Bautwerber schicken? Höchstens der Tod. Weil sie krank war, setzte ihr der Hunger weniger zu, doch infolge der Schwäche übermannte sie der Schlaf. Manch mal raffte sie sich ans und öffnete weit die Angen, doch bleiern fielen ihr die Angenlider wieder zu. Ihr träumte, sie irrte au Abhängeu und Abgründen umher und stürzte schließlich hinab, wie „jene Kasia im Liede in die tiefe Donau," und da ertönte in der Ferne der Gesang: „Es saß der Ja'sko aus dem hohen Bergesrand, Ließ sich hinunter zu der Maid an einer Schnur. Kurz Ivar die Schnur, es fehlte eine Elle daran. Die arme Maid gab ihren Zopf dazu." Maria erwachte jäh; es schien ihr, als habe'sie ihre Zöpfe nicht mehr und stürze in die Tiefe. Der Schlaf floh ihr; nicht ihr Johann saß bei ihr, sondern ihr Vater, und nicht die Donau wogte vor ihr, sondern das weite unendliche Meer. Es Ivar eine so stille, friedevvlle Frühlingsnacht — nur die beide« Pole« waren verlassen, friedlos, unglücklich. Der Bauer stierte düster und trübe vor sich hin; er schien einen entsetz lichen Emschlnß gefaßt zn haben. Endlich sagte er zu semer Tochter in einem eigenthümlichen Tone: „Komm' mit mir, Maria!" „Wohin sollen nur gehen, Väterchen?" fragte leise das Mädchen. „Dort auf jene Landungsbrücke." „Was gedenkst Du dort zu thuu?" „Wir wollen schlafen." Sie gingen hin und setzten sich auf eine Bank nieder. Maria fiel sofort, trotz der abscheulichen Moskito's wieder in einen festen Schlaf. Plötzlich schrie Lawrenz: „Maria, stehe auf!" Es lag etwas iu dieser Stimme, was sie augenblicklich aufrüttelte. Die Stimme klang zwar ruhig, aber seltsam dumpf und schauerlich. „Was willst Du, liebes Väterchen?" „Mädchen, Du sollst nicht länger Hunger leiden," stieß Tvporek rauh hervor, „auch nicht betteln gehen nnd auf der Straße schlafen. Gott und Menschen haben Dich verlassen — mag sich denn der Tod Deiner erbarmen! Das Meer ist tief — es wird bald vorbei sein."