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MMlMtr Tageblatt Erscheint W Gd M . Inserate jeden Wochentag abends für den folgenden MM M nehmen die Expedition bis Vorm. I« Uhr Tag und kostet durch die Austräger pro MMA 8 WWwWUWWD M W W U I 8 D R svwie fiir Auswärts alle Austräger, desgl. Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 V D Vd N alle Annoucen-Expcditionen zu Original- ftei ins Haus. v v vM Preisen entgegen. sür Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für de« Verwaltungsbezirk deS Stadtrathes zu Hohenstein. Freitag, oen 25. December 1896. Nr. 300. 16. Jahrgang. Weihnachtsfriese«. Ls rauscht ein voller, warmer Rlang Durch dunkle Tannenwälder, Lr zieht das stille Thal entlang Und grüßt verschneite Felder. Lr dringt in jedes Haus und Herz Und ist nicht auszuschließen, Lr tönt in deinen tiefsten Schmerz Und tönt in dein Genießen. Lin ernstes Halt ruft er dir zu Zn wirrem Lebenshasten, Von aller Sehnsuchtsqual sollst du Zn seinem Zauber rasten. Die Rlänge, die dich fort und fort Ivie Segensgruß umschweben, Sie künden dir ein uralt Wort Vom Lieben und Vergeben. Du aber, dein die Runde wird Vom ewigen Lrbarmen, Der selbst gefehlt, der selbst geirrt, Dir muß das Herz erwärmen, Daß es, geschwellt von frohem Dank, vergißt sein eitel Streben, Daß es ein heißer Liebcsdrang Lehrt seinen Pflichten leben. lver lieben und vergeben kann, Der hat sein Ich vergessen, Und Frieden hat nur, wer den Bann Der Selbstsucht brach, besessen. Und lieben und vergeben muß, lver jenen Rlang vernommen: Zn heil'ger Gottesgüte Ruß Zst ihm das Herz entglommen. Dann zieht der Frieden in dich ein, Der echte Weihnachtsfrieden, Dann lernst du endlich stille sein Zn dem, was dir beschieden; Drum senk' das Haupt und neige dich, Du sollst den Rlängen lauschen, Die Wald und Felder feierlich Zn dunkler Nacht durchrauschen. Denn seiner Liebe reichen Duell Gießt Gott in dieser Stunde, Da durch der Weihnacht Stille hell Der Sang aus Lngelsmunde Mit wundersamer Botschaft tönt, Auf seine Menschenkinder; Zn Gnaden hat er sich versöhnt Dem Zöllner und dem Sünder. Anna Behnisch. Bekanntmachung. Er wird hierdurch erneut zur Kenntniß gebracht, daß nach 8 21 der Straßen-Ordnung sür die Stadt Hohenstein in Verbindung mit 8 366,10 des Reichsstrafgesetzbuchs bei einer Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder bei Haft bis zu vierzehn Tagen es verboten ist, auch während des Wochenmarktes, Gegenstände — insbesondere Handwagen — welche den freien Verkehr hindern, auf Straßen oder Plätzen aufzustellen. Es soll jedoch 'ür die Dauer des Wochenmarktes nachgelassen sein, in der Dresdner straße an der Heiste entlang — aber auch nur dort — Handwagen hintereinander aufzu stellen. Hohenstein, den 24. December 1896. Der Stadtrat h. vr. Polster. Bekanntmachung. Landrenten Einnahme d. 28. Dee. bei Herrn RSder, d. 3«. Dee , in d. Gemeindeexpedttio«. Hermsdorf, 25. December 1896. Götze. Bekanntmachung. Der 4. Termin Renten wird Montag, den 28. December, nachmittags von 2—« Uhr in Ackermann's Restauration, Dienstag, „ 29. „ „ „ 2—6 Uhr in Vorwerk s sowie die folgenden Tage in der Gemeindeexpedition vereinnahmt. Die Beträge müssen spätestens bis zum 5. Januar 1397 an die unterzeichnete Ortssteuereinnahme eingeliesert werden. Oberlungwitz, am 22. December 1896. Die Ortssteucreinnahine. Franke. Auction. Montag, de« 28. December a. c. von nachmittags 1'/, Uhr an kommen im Auftrag des königl. Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal die zum Nachlaß des Strumpf wirkers Friedrich Schneider in Oberlungwitz Nr. 286 (Lämmels Restauration) befindlichen Gegenstände als: Kleider, Wäsche, Betten, Möbels, sowie 2 Ttü<k 3V Zoll breite 12er Ringwoot-Handschuhstühle und ein 30 Zoll breiter 22er Handschuhstuhl und vieles Andere gegen sofortige Baarzahlung meistbietend zur Versteigerung. Oberlungwitz, ani 23. December 1896. Neubauer, Ortsrichter. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 23. December. Wie es in den letzten Jahren Uebung der deutschen Colonialverwaltung gewesen, so werden auch in der laufenden Session dem Reichstag Denkschriften über die Entwickelung der Colonien in dem letzten Verwaltungsjahr in der nächsten Zeit nach Weihnachten zugehen. Die Be- rathungen des Colonialetats in der Budgetcommission werden, wie auch die Berathung des Etats des Auswärtigen Amtes, höchst wahrscheinlich im Februar zu erwarten sein, so daß das amtliche Auskunftsmaterial über die colonialen Verhältnisse rechtzeitig zur Kenntniß aller Betheiligten gebracht werden kann. Die Verhandlungen werden diesmal einen lebhafteren Verlauf nehmen als in früheren Jahren, da in den wichtigsten Aemtern der Colonialverwaltung, an der Spitze der Colonialabtheilung sowohl wie in der größten Colonie Dcutsch-Ostafrika, sich ein Wechsel vollzogen hat. Wenn, wie in allen sachkundigen Kreisen geurtheilt wird, dieser nur als eine weitere Phase der sach gemäßen Förderung der colonialen Sache, soweit diese eine Personenfrage ist, betrachtet werden kann, so wird er doch zu eingehenden Aussprachen über die bisherige Entwickelung und die Zukunft der Colonieen Anlaß geben. Um so mehr wird dies der Fall sein, als zwei wichtige Fragen auf eine entschei dende Antwort drängen, und wenn auch nicht in den ersten Wochen des kommenden Jahres, wohl aber noch in der laufen den Session den Reichstag beschäftigen müssen, wenn auch ihre Vorbereitungen, soweit die Mitwirkung der übrigen behördlichen Stellen in Betracht kommt, noch nicht abgeschlossen sind. Das erste ist die Erschließung der Colonien durch Eisenbahnanlagen, wobei gleichmäßig in Frage stehen die Wetterführung der für die Erschließung des Kilimandscharogebietes so wichtigen, bereits um ein gutes Stück landeinwärts geführten Tangabahn, ferner die Deutsch-Ostafrikanische Centralbahn, welche den binnen- afrikanischen Handel der großen Gebiete um den Nyassa, Tan ganyika und Victoria-Ryanza mitten durch das deutsche Schutz gebiet über Bagamoyo und Dar-es-Salaam seewärts führen soll, ferner die Verbindung von Windhoek mit Swakopmund durch eine Eisenbahn zum Ersatz der Ochsenmagentransporte, welche jährlich allein, die vielen Unbequemlichkeiten und Nach theile abgerechnet, an 400000 Mk. Unkosten verursachen. Dazu kommt die Ueberführung der Verwaltung des Gebietes der Neu-Guineagesellschaft von Kaiser-Wilhelms.and und Neu pommern und den übrigen dazu gehörigen Inseln des Bismarck- Archipels an das Reich. Auch hierüber sind die Verhandlungen noch immer nicht abgeschlossen. Die Schwierigkeiten liegen dann, zwischen den gerechtfertigten Ansprüchen der Gesellschaft und dem Votum des Reichstages, das dieser in der verflossenen Session in der vorliegenden Frage gefällr hat, einen die An nahme des Abkommens im Reichstag gewährleistenden Mittel weg zu finden. Die im verflossenen Winter eingebrachte Vor lage war damit begründet, daß die Neu-Guineacompagnie als Erwerbsaesellschast dort, wo sie ihr Hoheitsrecht insbesondere in Gerichtssachen ausübt, in vielen Fällen entweder mit den eigenen oder den öffentlichen Interessen in Konflikt gerathe Ferner konnte die Gesellschaft für sich geltend machen, d.aß Deutsch-Ostasrika .?uch der unmittelbaren Hoheit des Reiches unterstellt worden ist. Da aber vom Reiche ein Verwaltungs- znschuß von zunächst 180 000 Mk. verlangt wurde, wenn auch aus der wirthschaflichen Bedeutung des Schutzgebietes heraus in Aussicht stand, daß das Reich nach Uebernahme der Ver waltung in kürzester Zeit auf seine Kosten kommen würde, und der Vertrag der Gesellschaft dazu wirthschastliche Monopole bis auf 75 Jahre sicherte, so fand die Vereinbarung keinen Anklang. Daß die Stimmung im Reichstag aber seit dem letzten Winter selbst für unbestritten nothwendige coloniale Forderuugeu bewilligungsfreudiger geworden sei, läßt sich kaum behaupten. Der Prozeß gegen die Mörder Stambulows. Vorgestern endlich hat in Sofia die Gerichtsverhandlung gegen die Mörder Stambulows begonnen. Der Mord hat bekanntlich schon am 15. Juli 1895 stattgefundeu und mau erfuhr auch sehr bald, wer die Mörder waren, allein die bulgarische Polizei wurde ihrer nicht habhaft und das Gericht hielt es zweimal für nöthig, eine Vertagung der Verhandlungen eintreten zu lassen. Die Hauptschuldigen, nämlich die beiden Macedonier Michael Stawrew, genannt Halju, und Athanas Zwetauow, genannt Talju, stehen auch jetzt nicht vor Gericht. Den Vorgang selbst schildert die Anklage folgendermaßen: „Am 15. Juli 1895 um 7 Uhr 50 Minuten abends verließen Stephan Stambulow und Dimitri Petkow den „Unionklub" und bestiegen den Fiaker des Mittscho Azow, der vor dem Club wartete, um sie nach dein Hause Stambulows zu bringen. Nachdem Guntscho Theodorow, der Diener Stambulows, neben dem Kutscher Platz genommen, nahm der letztere die Richtung der Rakowskagasse, wo sich unmittelbar neben der Stadtpräfektur die Wohnung Stambulows befand. Als der Wagen dem Kaufladen „Aantra" nahe kam, stürzten ihm drei Männer entgegen, von denen einer einen Revolver schuß abgab, worauf der Kutscher den Wagen augenblicklich anhielt. Von der rechten Seite lief ein Mann mit einem blanken Aatagan auf Stambulow zu; dieser aber sprang über Petkow links hinüber, rief diesem zu, die Flucht zu ergreifen und fing an, die Gasse in der Richtung zu seiner Wohnung hin zu laufen. Die drei Angreifer waren ihm knapp auf den Fersen. Als Stambulow einen derselben ganz nahe hinter sich fühlte, drehte er sich um und zog den Revolver. In dem Augenblicke aber, als er losdrücken wollte, hieb ihm der