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VSrseudlaU f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. .V 48, 14, Mürz ISIS sogenannte Teuerungszulagen von 10—LS Mark pro Woche aufbür- dcn Damit nicht genug, dars dieser selbe Buchdruckereibcsitzcr an derseits auch bei Arbeitsmangel keine vorhandene» Arbeitskräfte entlasse», muß die aus den, Felde Zuriickkehrendcn cinstelie» und den Drnckauslraggcbcr, den er UNI Beschäftigung ansleht, gleichzeitig mit einer Preistariserhöhung von weiteren to—807» vor den Kops stoßen Angesichts solcher Uinstände wäre nicht eine abermalige Stei- gcrung, sondern ein Abbau der Produktionserschwerungcn ange bracht kcinessaiis aber sind die sich übersteigenden Lohnsordcrun- gen durch ei» ebensolches Steigen der Lebensmittel- oder Bedarss- atiitcipreise begründet. Die vorhandenen Mengen von L e b e n s in i t t e l n u s w, können durch LohIIerhöhu n « geu nicht vermehrt werden, wohl aber werden deren Preis« durch sie weiter in die Höhe getrieben. An einer Stelle muh da mal ein Anfang mit der Selbstbesinnung gemacht werden usw.» Ilr, Ernst Schulze, Prioaidozenl a» der Universität Leipzig, schrieb am 29, Dezember 1918 in den »Leipziger Neuesten Nach- richten« (Nr, 36V), daß alle Lebensmittel und Gebrauchsgegen stände durch die hohen Löhne nur noch seltener und teurer werden. Nur kurze Zeit werde der Arbeiter durch massenhafte Lohnerhöhungen in die Lage versetzt, etwas besser zu leben, als bisher. Er kaufe dann dem weniger günstig Gestellten die Dinge vor der Nase weg — vor allem den Beamten und klei neren Angestellten, Denn den wirklich Reichen werde dadurch nichts genommen, da sie imstande seien, noch höhere Preise zu zahlen. Das Endergebnis aber sei, daß die Vorräte, mit denen wir auf das äußerste Haushalten müßten, vorzeitig der braucht würden usw. Im »Allgemeinen Anzeiger für Buchbindereien« (Nr. 6 vom 7, Februar) heißt es in einer Zuschrift aus Berlin-Steglitz, daß die von den Arbeitern geforderten Löhne «ine Höhe erreicht haben, die für unser Wirtschaftsleben einfach katastrophal ist, weil sie eine Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Erzeugung aus- schließen. Wie in gewerkschaftlichen Arbeiterkrcisen die unheilvolle Lohnpolitik und Lohncntwicklung bewertet wird, geht schon aus folgenden wenigen Sätzen hervor, die in einem Leitartikel der »Graphischen Presse«, Organ der sreigewerkschaftlich organi sierten Lithographen, Steindrucker usw, (Rr, 5 vom 31, Januar), enthalten sind: ->, . Dorum unsere größte Zorge: Wie kann dem Gewerbe so schnell wie möglich Arbeit zugeführt werden. Durch Lohnerhöhun gen? Nimmermehr! Damit erhalten nur die Kupfcrdrmkcr und Buchdrucker Arbeit, soweit sie Banknoten her stell en, Das sind einige hundert Manni Alle andere Produktion wird mit den steigenden Löhnen mehr und mehr lahmgelegt , , . Noch ein mal, um nicht falsch verstanden zu werden: wir reden kein Wort gegen die Notwendigkeit der Ausbesserung der Löhne: wir würden sie mit ganzer Kraft vertreten, wenn es Lohnerhöhungen wären. Nein, mehr Papiergeld am Wochenschluß bedeutet setzt tat sächlich Verschlechterung der Lebenshaltung im Verlaus weniger Wochen, . , , Glaubt scmand im Ernst, bah Lohnerhöhungen zu halten wären, während tausende Kollegen im Elend nach Beschäfti gung hungern? Das widerspräche aller gewerkschaftlichen Erfah rung, Aber auch bas billiger produzierende Ausland würde unser ,Inland mit vielen Produkten überschwemmen, und nicht einmal der Anlandsmarkt könnte von uns gehalten werden , , ,« Was in den Ausführungey des Börsenblattes seitens des Unlerzeichneien nur mit wenigen Worten vorsichtig warnend und in der besten Absicht angedeutet wurde, wird hier in ein gehendster Weise erhärtet und unterstrichen. Es ergibt sich aus allem, daß die so dringend notwendige Verständigung zwischen den beiden Interessenten — Verlagsbuchhandel und Buchdruck gewerbe — zu erstreben und durchzuführen ist. Daran hat es bis jetzt gefehlt, hole man cs nach, ehe es zu spät ist. Das Verständnis für die überaus prekäre Lage des Verlagsbuchhan- dcls ist anerkennenswerterwcise bei den Buchdruckern bzw, bei der »Zeitschrift« vorhanden, was aus nachstehender Feststellung in dem bereits erwähnten Artikel »Revolutionäres aus der Ta rifgemeinschaft« (Nr, 52, Seite 406, erste Spalte) zu er sehen ist: », Es mich zugegeben werden, daß der Vcrlagsbuchhandel besonders hart von den unaufhörlichen Preissteigerungen betroffen wird, weil die Preise stir Zeitschriften und Bücher an gewisse Gren zen gebunden sind, wenn sie überhaupt noch gekauft werden sollen, 156 Das Nichkwcitererschcincn von VcrlagSuntcrnchmungen hak aber nicht nur eine große Arbeitslosigkeit in den buchgewcrbllchcn Be trieben (Setzer, Trucker, Chcmigraphen, Buchbinder, Hilfsarbeiter usw,) zur Folge, sondern greift auch in die Kreise der Schriststel- ler, graphischen Künstler und vieler sonstiger mir Graphik lind j Buchgewerbe in Verbindung stehender Kreise ein, wie z, B, auch in ! Papierhcrstcllung und -Handel , , , Im übrigen hat nicht nur das Buchdruckgewerbe, sondern j die gesamte Industrie mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, die aber nur durch einsichtsvolles Handeln der dazu berufenen führenden Kreise im Lager der Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach und nach zu beheben sind. Das Organ des Verbandes der Deutschen Buchdrucker, der »Korrespondent« (Nr, 17 vom ll, Februar, 2. Seite, 2, Spalte), geht recht sachlich auf die Abhandlung im Börsenblatt ein. In bezug auf den Druckpreistarif wird gesagt, » , , , daß sich beim Papieraufschlage Schiefheiten ergeben haben durch die jetzigen sehr hohen Papierprerse, könnte auch vom Deutschen Buchdrucker- Verein zugestanden werden«. Hierdurch findet die im Börsen blatt erfolgte Monierung hinsichtlich des Aufschlages auf die Papierpreise eine fachmännische Bestätigung, denn dem Buch drucker-Verband gehören auch sehr viele leitende Betriebsangc- slelltc an, die den Buchdruck-Preistarif ausgezeichnet beherrschen und deren Urteil aus eingehendster Sachkenntnis beruht. Wenn es dann weiter heißt, der Deutsche Buchdrucker-Verein sollte in den anderen umstrittenen Punkten (des Preistartss) mit Bekennermut aussprechen, was Wirklichkeit und was Ein- bilduug der Verleger ist, so ist gegen diese Anheimstellung nichts einzuwenden. Nur eine offene, ehrliche und objektive Aussprache und möglichst auch ein gemeinsames Verhandeln kann die strit tigen Punkte kläre» und eine Besserung des Geschäftsverhält nisses zwischen Verleger und Buchdrucker herbeiführen. Daß sich der »Korrespondent, an die Aufklärung bezüglich der Verrechnungsart der ab l. Januar 1919 in Kraft getretenen Aufschläge von 40 bzw, 607« stößt, kann nur auf eine irrtümliche Auffassung zurückgeführt werden. Es handelt sich doch hier lediglich (unter Hinzuziehung früherer Berechnnngsirr- tümcr) um eine vorbeugende Maßnahme, die in Berücksichtigung von voraufgegangcnen, auf gewisse Zeitperioden sich erstreckenden preistarifticheu Berechnungsweisen und der hierbei gemachten Erfahrungen zu verstehen ist. Bezüglich der Kritik, die der »Kor- respondent« gegenüber dem Vorschläge übt, die ungesunden Lohn- und Preisverhältnisse abzubaucn, sei auf die Ausfüh rungen des Herrn Grabmann, des zweiten Hauptvorsitzendcu des Buchdrucker-Verbandes, hingewiesen, der gelegentlich einer im Dezember vorigen Jahres in Leipzig stattgesundenen Kon ferenz der Verbands-Gauvorsteher u, a, dem Sinne nach erklärte (»Korrespondent« Rr, 142/1918, erste Seite, dritte Spalte): ». , , Die Produkt« würden dadurch (durch die hohen Löhne), wie durch den Ilmstand, daß wir mit unsrer sehr schlechten Valuta die Rohstoffe viel zu hoch cinkaufen müßten, so verteuert, daß das Ausland billiger liefern könne. Abba» der Preise wäre notwendiger Zur Senkung der Lebcnsmittelprcisc sollte, wie auch andre Redner forderten, der Staat Milliarden aufwcndcn, das wäre neben dem LohuauSfall in den Industrien und Gewerben, die für den Krieg geliefert haben, notwendiger. Mit den fortgesetzten Lohnerhöhun gen bewegten wir uns sa immer nur im Kreise herum. Wir ver zichten gern auf die russische »Errungenschaft«, die Taschen mit Papiergeld voll zu haben, aber hungern zu müssen , , Daß der Appell an die geistig tätigen Elemente und der qualifizierten gelernten Arbeiter beim »Korrespondent« eine ruhige und sachlich abwägendc Beurteilung findet, ist anzuer- kennen, nicht minder auch die folgenden, in der eingangs zi tierten Nr, 17 gemachten Ausführungen (zweite Seite, erste Spalte): »Ein taktischer Fehler aus Gehilfe ns eite muß aber mit dem Mute der Offenheit zugegeben werden. Das Zu- sammcndrängcn von drei Druckprciserhöhungcn innerhalb vier Wochen (von Anfang bis Ende Dezember): für di« zweite, kleine Teuerungsrate (1S7«> zum 1, Dezember, Len dann folgenden Aus gleich sllr die Einführung des Achtstundentags (2l>°/„) und dann di« neu« Tcucrnngszutage znm t, Januar <40 und 60°/«) hätte denn doch vermieden werben müssen, zumal durch den EinstellungSzwang den Prinzipalen in diesem kurzen Zeitraum noch bedeutende materielle Leistungen auferlegt wurden. Es mußte vorausgesehen werden, daß