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! Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein Mittwoch, den 23. December 1896 16. Jahrgang. Der diesjährige und es ist 2—«Uhr in Vorwerks 29. ferner sowie Franke Tagesgeschichte Heute und gestern dauerte die Bergung der Verbrannten Der Montag, ihr gutes Recht gebrauchen und wenn aus kaiserlichem Munde die Aufforderung an sie gerichtet wird, dieses Recht nun auch ihrerseits wirklich zur Anwendung zu bringen. Suchen die Arbeitgeber sich gegen die unberechtigten Forderungen der bc- thörten Arbeitermassen zu schützen, so handeln sie nicht nur im eigenen Interesse, sondern in dem der Allgemeinheit. Es kann den Streiklustigen nur von Nutzen sein, daß sie auch einmal an die Lage der anderen Seite erinnert werden. Von einem Wechsel des socialpolitischen Programms kann nur gesprochen werden, wenn man absichtlich zu täuschen sucht. athmenden Schwcrverwundeten ins Werkhospital, dessen Kranken zimmer sich für einen solchen Zuwachs als zu eng erwiesen. Mit hingebungsvoller Bemühung ist der Chef-Arzt Dr. Schopf und sind die als Pflegerinnen sungirenden Nonnen an der Arbeit, uin die Qualen der Schwerverwundeten zu lindern. Die Umgebung des Wcrksspitals ist von dichten Mcnschen- schaaren besetzt; massenhaft strömen die Angehörigen: Mütter, Frauen und Kinder, zum Spital; herzzerreißendes Wehklagen verkündet jedesmal, daß hier eine Mutter ihren Sohn, dort eine Frau ihren Gatten als Leiche oder als verstümmelte Fleischmasse wiedergefunden, aus welcher der letzte Lebensfunke zu schwinden droht. Die ganze Bevölkerung des Ortes ist seit der Katastrophe in fieberhafter Aufregung und Tag und Nacht auf den Beinen. Noch immer bringt jede Stunde neue schreck liche Details. Es haben Weiber ihren Ernährer verloren, die mit fünf, ja mit sieben oder noch mehr unmündigenKindern hilflos zurückgeblieben sind. In einer Familie ist der Vater mit zwei erwachsenen Söhnen im Schachte umgckommen. Und die Auf regung wollte sich gar nicht legen, denn obschon Obervcrwalter Georg Scheda mit allen technischen Beamten, seit gestern auch General-Direktor Alexander Willigens, der aus Budapest ein- getrofscr ist, die Rettungsarbeitc» persönlich leiten, läßt sich doch nur wenig thun, denn im sechsten Tiefbau, wo die meiste Mannschaft angefahren war, wüthet der Brand mit einer Vehe menz, welche allen menschlichen Bemühungen Hohn spricht. Laut der neunmchr vorliegenden officicllen Feststellung sind am 18. Decembcr zur Nachtschicht 124 Bergarbeiter in den Szecsen-Schacht angefahren. Von diesen konnten nur 30 unverletzt gerettet werden. Gestern wurden 13 Schwerverletzte (Verbrannte) und 25 Todte zu Tage gefördert. Die übrigen 59 Arbeiter, die im sechsten Tiefbau arbeiteten, haben dort wahrscheinlich sammt und sonders ihren Tod gefunden. Bis heute war es trotz der weitestgehenden Bemühungen und An strengungen nicht gelungen, bis zu dem Punkte vorzudrinHen, wo sie muthmaßlich von der Katastrophe ereilt worden sind. In unmittelbarer Nähe von Reschitza werden zwei unter 50 Grad geneigte Kohlenflötze der Lias-Formation ausgebeutet, die 40 Meter von einander abstchcn und bis 3 Meter Mächtigkeit haben. Auf diese Flötze sind die Schächte Almasy, Szccsen und Leopold abgctcust. Der 390 Meter ticke Almasy- Schacht hat fünf Ticsbaue im Betriebe und ist mit dem in der der 22. Februar 1897, vormittafls 11 Uhr als Versteigerungstermin, der 1. Februar 1897, vormittafls 11 Uhr als Anmeldetermiu, Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Pik. 1.50 frei ins Haus. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga« Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w Bekanntmachung. 4. Termin Reuten wird den 28. December, nachmittags von 2—6 Uhr in Ackermann's Restauration, Christmarkt findet Sonntag den 20. December Nachmittags von 2 bis 19 Uhr und Donners tag, den 24. December Vor- und Nachmittags bis Abends 19 Uhr statt. Zum Christmarkt dürfen nur hiesige Händler seilbietet,. Der Gewerbebetrieb in offenen Verkaufsstellen wird für Sonntag, den 20. d. M, von Mittags 12 Uhr bis Abends 8 Uhr gestattet. Hohenstein, am 16. December 1896. Der Stadtrat h. vr. Polster. Die Grnbenkatastrophe in Reschitza. Reschitza, 20. December. Ein ergreifenderes Bild des Jammers, der Trauer und Ver zweiflung vermag sich die kühnste Phantasie nicht auszumalen, als dasjenige, welches hier durch das grauenhafte Hausen des Erbfeindes der Bergleute, der schlagenden Wetter, entrollt worden ist. Die Chronik der Bergunglücke in Oesterreich hat seit Jahren keine Katastrophe verzeichnet, wo das entsetzliche Walten der Naturkräfte alle Rettungsversuche mit so unbe zwingbarer Gewalt vereitelte. der 6. März 1897, vormittags 11 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rück stände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Königliches Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal, am 18. December 1896. Konstantin. Dienstag, , sowie die folgenden Tage in der Gemeindeexpe-itiou vereinnahmt. Die Beträge müssen spätestens bis zum 5. Januar 1897 an die unterzeichnete Ortssteuereinnahme eingcliesert werden. Oberlungwitz, am 22. December 1896. Die Orts st euerein nähme. Deutsches Reich. Hamburg, 21. December. Die Polizei hat den Ausstän dischen das Postenstehcn im Freihafen untersagt und veranlaßt etwa Stehenbleibende zum Weitergehen. Ein Theil der aus- ständischen Ewerführer hat heute früh die Arbeit wieder aus genommen. Das Stauerbureau nimmt nur Arbeiter an, die während des Ausstandes auf Schiffen gearbeitet haben. Es fanden heute 11 Versammlungen von Ausständischen statt, von denen Berichterstatter ferngehaltcn wurden. In einer Ver sammlung von Kchauerleuten stellte der Vorsitzende Döring vor Entfernung der Berichterstatter die Frage, ob man bei dem Beschluß vom Sonnabend verharren wolle, auch wenn in den nächsten Wochen kein Geld mehr zur Vertheilung gelangen sollte. Die Frage wurde mit stürmischen Zurufen bejaht. Der Vorsitzende erklärte, die Führer würden alles aufbieten, um die erforderlichen Geldmittel zu beschaffen. Aus England sei das versprochene Geld nicht cmgetroffen, und man könne auf die Engländer nicht rechnen. Jeder möge überlegen, ob er bei der verminderten Unterstützung auch fernerhin weiter ausstehen wolle. Amerika. Der Pariser Ausgabe des „Newyork Herold" zufolge dürfte sich im amerikanischen Repräsentantenhause keine Mehr heit zu Gunsten der Anerkennung Cubas finden; unter allen Umständen wird Cleveland Zeit zn gewinnen suchen. — M'Kinley läßt alle Fragen, wie er sich zu Cuba stellen werde, unbeantwortet, doch versichern seine Freunde, M'Kinley werde seine Präsidentschaft damit cinleiten, daß er Spanien ein Kauf gebot macht. macht wurden, so sind diese ganz fälschlicher Weise auf Grund eines nicht gerade sehr geschickt abgefaßten Berichtes als ein neues socialpolitisches Programm ausgegebcn worden. Die Thatsache, daß die Socialdcmokratie sich über diese angebliche Schwenkung in der Socialpolitik so erregt zeigt, beweist doch wohl anr besten, welchen Werth sie auf diese für die Arbeiter schaft vom „Klassenstaatc" gewährten Wohlthaten legt; zugleich wird hier aber wieder die ganze Heuchelei der Socialdemokratie aufgcdeckt, welche die für die Arbciterwclt gewonnenen Er rungenschaften parlamentarisch bekämpft und dann hinterher doch nicht aufgebcn will, weil sie eben den Arbeitern wirklichen Segen gebracht haben. Aus der ganzen Agitation der Social- dcmokrotie ist den arbeitenden Klassen noch nicht der geringste Nutzen erwachsen; wenn die Lage dieser Klassen wirklich ver bessert worden ist, so haben die aus den Arbeitergroschen gut bezahlten Agitatoren herzlich wenig dazu bcizetragcn. Die Mil derung der socialen Gegensätze, die Sorge für die Kranken und die Invaliden der Arbeit ist von dein „Klassenstaatc" aus gegangen, während die Socialdcmokratie, wie es dec Hamburger Ausstand wieder beweist, durch die Schürung und Verhetzung die Arbeiter nur ins Unglück treibt. Nachdem Deutschland feine vom Auslande vielfach be wunderte, aber kaum nachgcahmte sociale Gesetzgebung cingeleitet hat, kann kein Mensch wieder daran denken, eine Umkehr her- bcizuführen oder ga> die ganzen Gesetze mit Stumpf und Stiel auszurvttcn; das weiß die Socialdcmokratie auch selbst ganz gut, aber trotz dieses besseren Wissens wagt der „Vorwärts" von cincni neuen socialpolitischcn Programm zu reden. Die Aeußerungen, welche der Kaiser am Donnerstag zu einem be kannten Parlamentarier gemacht hat, lassen keineswegs die Schlußfolgerung zn, daß die Erlasse vom Februar 1890 nun mehr zum alten Efien geworfen werden sollen. Deutschland wird das Ziel de Versöhnung der Klassengegensätze weiter ver folgen; wenn in diesem Fortschrciten aber ein bedächtigeres und langsameres Zeitmaß innegehalten wird, so liegt die wohl begründete Ursache dafür in den Verhältnissen selbst. Es ist eben bereits alles Nöthige und sogar in manchen Stücken noch etwas mehr geschehen. Die Fürsorge für die Arbciterwclt hat den Arbeitgebern nicht unbeträchtliche Lasten auferlegt, die sich bei dem Wettbewerb mit anderen Ländern auf dem Welt märkte wohl bemerkbar machen; trotz aller Bewunderung der socialpolitinhen Gesetzgebung, die Deutschland bereits durch- gesührt Hal, ist in keinem anderen Lande der Welt auch nur ein praktischer Anfang gemacht worden, um dem gegebenen Bei spiele zu folgen. Und unter diesen Verhältnissen sehen die deutschen „Ar beiterführer ihre wichtigste Aufgabe darin, die Arbeiter immer mehr zn verhetzen, aus dem einfachen Grunde, weil ihnen diese Hetzarbeit ein sorgenloses und auskömmliches Leben verschafft. Die Socialdcmokratie hat sich daran gewöhnt, nur von einem Coalitionsrecht der Arbeiter zu reden. Die Arbeitgeber haben und Erstickten fast ununterbrochen an. ^Jn^kurzen Intervallen Die Socialdcmokratie hat bekanntermaßen im Reichstage dieses Recht doch aber ebenfalls, und fda will es doch nicht brachte man immer neue Transporte von Leichen oder kaum gegen die ganze socialpolitische Gesetzgebung des Reiches ge- wunderbar erscheinen, wenn die Arbeitgeber nun einmal auch stimmt; wenn nun in diesen Tagen von unserem Kaiser auf - dem parlamentarischen Feste beim Reichskanzler Fürsten Hohen lohe einige Aeußerungen über den Hamburger Ausstand ge- Mitte des ganzen Kohlenterrains gelegenen 460 Meter tiefen und sechs Tiesbaue besitzenden Szecsen-Schacht am fünften Tiesbaue und im Horizonte des Erbstollens verbunden. Als Förderschächte dienen der Almasy-Schacht und der Szecsen- Schacht. In letzterem wird die Kohle nur bis zum 2250 Meter langen Erbstollen gehoben und durch letzteren mittelst elektrischer Bahn zur Eisenhütte Reschitza gefördert. Der 251 Meter tiefe Leopold-Schacht wird blos als Wasscrhaltungs- schacht benützt. Die Bewetterung erfolgt durch einen am Almasy-Schacht ausgestellten Pclzcr-Ventilator und einen am Mundloch des Erbstollens befindlichen Guibal-Ventilator. Die Wetterführung Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen des Bäckers Edmund William Weitze, früher in Ernstthal, jetzt in Potschappel, eingetragene Hausgrundstück, Folium 175 des Grundbuchs sür Ernstthal, Parzelle Nr. 187 des Flurbuchs, 0,7 a groß, mit 90,30 Steuereinheiten belegt und auf l 2,500 Mk. geschätzt, soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden U N W W-M U M d/ D vH alle Annoneen-Expeditionen zu Original- V 7 vM Preisen entgegen, für Ar. 298.