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MeMner TagMatl L?M'KM HMT<f»DT»V frei ins Haus. fA» Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz» Gersdorf, Luga« Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchnrsdorf, Meinsdorf, Rutzdoch Wüstendrand, Grüna,, Mittelbar. Ursprung, Leukersdorf, Seisersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Gmmbach, Callenberg TiMhem. Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s- w Amtsblatt für de« Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hollenstein Nr. 166. Sonntag, den 19. Juli 1896. 46. Jahrgang. Bekanntmachung. Nachdem in mehreren Gärten der Stadt die Blutlaus ziemlich stark ausgetreten ist, werden die Besitzer von Gärten aufgefordert, rechtzeitig die erforderlichen Schutzmaßregeln zu treffen. Als wirksames Mittel ist das Abwaschen der von der Blutlaus betallenen Bäume mit Ammoniatwaher oder einer Mischung von 6« Theilen süßer Milch, 20 Theileu Terpentin (gelöst in Terpentinöl) und 20 Theilen Schwerelkohlenstoff zu empfehlen. Hohenstein, am 18. Juli 1896. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Bekanntmachung. Die Hundesteuer auf das 2. Halbjahr MO« ist mit 4 M. - Pfg. b i s 31. I u l i e. an die Stadtsteuer-Einnahme abzuführen. Bei der Zahlung ist die Nummer der diesjährigen Steuermarke anzugeben. Nach Ablauf vorstehender Frist wird gegen Säumige das Zwangsvollstreckungsver fahren eingeleitet werden. Hohenstein, den 1. Juli 1896. Der Stadtrat h. vr. Backofen, Bürgermeister. Anmeldung zum Anschluß an die Stadt-Fernsprecheinrichtung. Neue Anschlüsse an die Stadt-Fernsprecheinrichtung in Hohenstein-Ernstthal sind, wenn die Ausführung in dem im Monat August beginnenden zweiten Bauabschnitt des Rech nungsjahres 1896.97 gewünscht wird, spätestens bis zum 1. August bei dem Kaiserlichen Postamte in Hohenstein-Ernstthal anzumelden. Später eingehende Anmeldungen können nicht vor dem nächstjährigen ersten Bauabschnitt, der am ersten April 1897 beginnt, berücksichtigt werden. Einer Erneuerung der bereits vorgemerkten Anmeldungen bedarf es nicht. Leipzig, 6. Juli 1896. Der Kaiserliche Oberpostdirector. In Vertretung: Wetzel. Ium Z'ächsti >''N. Das von Zigeunern geraubt gewesene Vetter'sche Kind ist in der Nacht zum 17. d. in das Eltcrnheim zu Reichenbach zurückgekchrt. Ein Schwarm von Menschen, Erwachsenen und Kindern, belagerte von den späten Nachmittagsstundcn an Vctter's Häuschen an der unteren Bahnhofstraße. Abends nach Schluß der Fabriken verdichtete sich diese Masse immer mehr, so daß die Züge der Mylauer Bahn dortselbst nur mit ver mehrten Sicherheitsmaßnahmen passiren konnten und Bahn- bcamte die Geleise vorher säubern mußten. Die Menge harrte aus und wich nicht, auch als die Mittcrnachtsstunde bereits näher kam. Das Vetter'sche Haus war inzwischen über der Eingangsthüre mit einer Guirlande geschmückt worden, Blumen spenden, Stöcke und Sträuße, Geschenke theilnehmender Leute, trug man hinein, so daß das Innere sich festlich schmückte. Mit einer fast bewundernswerthen Ausdauer hielt die Menge indeß vor dem Hause Stand, bis endlich Nachts gegen 2 Uhr der Wagen vorsuhr, welcher «die Eltern und das Kind nach langer beschwerlicher Fahrt von Triptis nach Hause brachte. Beifälliger Jubel, Kundgebungen der Freude wurden laut, als dieselben dem Wagen entstiegen und durch die neugierig sich hcrzudrängende Menge ihrer Wohnung zuschritten. — Gestern wiederholten sich dieselben Scenen. Das Haus ist fortwährend umlagert von Kindern, welche ab und zu laut verlangen, das wiedergesundene Mädchen zu sehen. Erscheint dasselbe unter der Thür oder an einem der Fenster, dann spielen sich fast rührende Bilder ab, wenn die draußen stehende Menge, wie alte Bekannte, das Mädchen mit dem Vornamen anruft, fast zärtlich liebevoll nach seinem Befinden fragt, oder sonstwie seinen theilnchmendcn Empfindungen Luft macht. Auch in weiteren Kreisen der Bewohnerschaft legt man viel Theilnahme an den Tag, die darin ihre Bcthätigung findet, daß man das Kind mit allem Möglichen beschenkt und zu erfreuen sucht. — Die Elsa Vetter ist ein körperlich gut entwickeltes und für ihr Alter schon stattliches Mädchen geworden. Als sie die elter liche Wohnung betrat, die soweit möglich in den Stand, wie vor acht Jahren, gesetzt worden war, konnte sich das Mädchen zunächst nicht besinnen, dort früher gelebt zu haben. Die Um gebung des Vettcr'schen Anwesens hat in den letzten Jahren, der Zeit des Bnhnbaues, allerdings eine so grundvcrschiebendc Veränderung erfahren, daß ein derartiger Eindruck wohl begreiflich erscheint. Im Uebrigen aber befindet sich das Mädchen in seiner jetzigen Lage wohl und ist glücklich, in geordnete Verhältnisse gekommen zu sein. Auch von ihrem scheuen Wesen hat sich schon Vieles verloren. Sie spricht gewandt und einen etwas fremden Dialect. Ueber ihre Vergangenheit weiß sie nicht allzuviel zu erzählen. Sie ist mit den Zigeunern in den Landen umhergezogen, wohin sie dabei gekommen, weiß sie nicht. Zur Winters zeit sei man in Landstriche gezogen, wo es Schnee und Eis nicht gegeben hätte. Ihr sei in der Hauptsache die Sorge für die Reinhaltung des Wagens zugefallen. Ihre Eltern sprach sie ab und zu noch mit „Sie" an, was sie auf Vorhalt damit erklärte, daß sie von den Zigeunern ungehalten worden sei, er wachsene Personen mit „Sie" anzureden. Mit Dankbarkeit spricht sie von der fürsorgenden Pflege, welche sie bei dem BtuMrbeiter Schmidt'schen Ehepaar in Triptis gesunden habe, nachdem sie von den Zigeunern ausgesetzt gewesen sei, und freut sich auf deren besuchsweise Herkunft, welche am Sonn tag zu erwarten steht. Die nächste Frage, um die es sich bei diesem Kinde handeln muß, wird die erzieherische Seite sein, daß, wie schon früher erwähnt, dasselbe bisher noch keinerlei Schulunterricht genossen hat. Es sollen, wie man hört, auch nach dieser Richtung hin bereits entsprechend Schritte veran laßt worden sein. , ungen werden vielmehr die Verantwortung lediglich denjenigen i Parteien zuzuweisen ein Recht haben, welche gegenüber den i bestimmten Erklärungen der Regierungsvertreter an ihren miß verstandenen Forderungen festhalten zu müssen glaubten." Die Passagiere des aufgefahrenen Dampfers General Chanzy, den der deutsche Kaiser bekanntlich durch die Gefion wieder hat flott machen lassen, hatten schon vorher in Stahl heim Gelegenheit gehabt, ihm für seine Zuvorkommenheit zu danken. Der Maler Eugene Forcadc, im Auftrage der OompaZnie trunsatlanlique mitmachte, um Skizzen für ein Gedenkalbum zu entwerfen, erzählt darüber im Figaro folgen des : „Wir langten in Stahlheim nach Mitternacht an. Die Fenster des Gasthofs waren glänzend erleuchtet, und die kaiser lich deutsche Flagge wehte vom Dache; Wilhelm II. befand sich seit einigen Tagen in Stalheim. Der Wirth weigerte sich, uns aufzunehmen, da er nur noch drei Betten besaß, nnd wir waren ungefähr 50 Reisende. Ob er nun inzwischen jemand vom kaiserlichen Gefolge oder den Kaiser selbst befragt, weiß ich nicht, jedenfalls entschloß er sich nach einiger Zeit, uns unter zubringen. Am nächsten Morgen theilte man uns mit, daß der Kaiser, nachdem er die Ankunft französischer Ausflügler er fahren, beschlossen habe, sie in keiner Weise in ihrem Vergnügen zu behindern In der That fing er damit an, uns beim Frühstück den Vortritt zu lassen. In Stalheim hatte er die Gewohnheit, au der Wirthstafel gleich einem gewöhnlichen Touristen zu frühstücken; indessen glaubte er, daß seine Gegen wart vielleicht uns einen gewissen Zwang verursachen könne, und mit einem unleugbaren Tacte suchte er uns diese peinliche Lage zu ersparen. Wir frühstückten also vor ihm, nnd erst nach 9 Uhr ließ er sich zu einem eiligen Frühstück nieder. Während nun unsere Wagen zur Fahrt nach Gudvangen an gespannt wurden, trat der Kaiser aus dem Gasthofe, begleitet von einigen Herren seines Gefolges. Wir grüßten ihn correct zum Danke für seine feinfühlige Aufmerksamkeit, und er schien über diese Ausdrücke der Höflichkeit, die er richtig beurtheilte, sehr erfreut. Er trug eine Art von dunkler Fahrradlertracht, schwarze Strümpfe, gelbe Schuhe und einen Matroseu-Stroh- hut. Es ist wohl überflüssig, zu bemerken, daß die Passa giere vom „General Chanzy" sich von dem kaiserlichen Spaziergänger zahlreiche Augenblick-Photographieen anfcrtigten." In Gudvangen schifften wir uns wieder ein. Das Wetter war trübe, und eine Art Nebel breitete sich vor uns aus. Der Capitän wollte Anker werfen, doch die norwegischen Lotsen er klärte», daß sie den Weg ausgezeichnet kennten, und verlangten sogar, daß das Schiff mit einer Geschwindigkeit von 13 Knoten weiterfnhre. Der Capitän gestattete jedoch nur 6 Knoten und ließ auch häufig anhalten, um sich zu vergewissern, daß das Schiff den richtigen Weg einhalte. Plötzlich nach Mitternacht stieß vcr Dampfer mit dem Hintertheil des Kieles auf; er mar aufgefahren. Eine unbeschreibliche Panik entstand. Die Passa giere stürzten mit Schrcckensrufen aus ihren Cabincn. Das Schiff neigte sich langsam auf eine Seite; cs war unmöglich, sich irgendwie auf dem Verdecke aufrecht zu erhalten. Der Capitän ließ eine Schaluppe nussetzen, in die zehn Reisende ein stiegen. Allmählich wurde die Stimmung an Bord ruhiger, da der Capitän überzeugend klar machte, das das Schiff nicht sinken könne. Hieran wurde die Dampfschaluppc ins Meer gelassen, und der Capitän ersuchte mich, nach dem Floröcfjord zu fahren und dort einen Schlepper zu holen. Auf dem Wege dorthin trafen wir ein englisches Schiff, das sich auf unsere Pfiffe nach einiger Zeit entschloß, zu stoppen. Der Capitän Tußregrschicktc Deutsches Reich. Die „Berl. Corr." wendet sich in einem längeren Artikel gegen die Angriffe, die gegen die Regierung wegen Ablehnung der Margarinevorlage erhoben sind. Der Schluß der Aus führungen lautet: „Wcitergehenden Wünschen, namentlich allen Bestrebungen, die Margarine zu beseitigen oder zu verekeln, konnte und wollte die Regierung nicht die Hand bieten. Des wegen durste sic auch nie zu Vorschriften ihre Zustimmung er- theilcn, die nicht nur geeignet sein würden, berechtigte Wünsche der Landwirthschaft zu erfüllen und die ihr unleidliche Con- currenz der Margarine mit der Butter zu verhindern, oder zu erschweren, sondern im Gcgcntheil landwirthschaftliche Interessen in weitem Umfange zu gefährden. Zu solchen Vorschriften ge hört in erster Linie das Färbeverbot. Denn es würde, auf die Butter ausgedehnt, einmal nicht nur unseren ganzen Butter export schwer beschädigt und ausländische Margarine zum Schaden der aus inländischen landwirthschmtlichen Erzeugnissen hergestellten Margarine prämiirt haben, cs würde anderseits die Preise unserer Butter noch weiter herabgedrückt haben. Denn cs kann nach den angestellten Ermittelungen des kaiserlichen Gesundheitsamtes gar keinem Zweifel unterliegen, daß im Falle der Annahme des Färbcverbotcs die gesammte deutsche Mar- garinefnbrikation binnen Kurzem ihre Margarine nur noch aus gelblichen Rohproducten hergestellt haben würde, die theils aus nnturgclbem Fette, z. B. Pferdefett, theils im Auslande bereits gefärbten Zusatzmitteln hergestellt werden können. Ein solches Erzeugniß wäre aber nicht nur viel minderwärtigcr, sondern auch billiger hcrzustellen, wie die jetzige, der Butter ähnlich ge färbte Margarine, somit also die Concurrenz mit der Butter noch gefährlicher. Den Schaden hätte also nur unsere Butter- production, d. h. die deutsche Landwirthschaft getragen. Waren also für den Bundcsrath im Ganzen allgemeine Gesichts punkte bei Ablehnung des Färbeverbots maßgebend, so für die landwirthschastlichc Verwaltung im Besonderen die Ueberzeugung von einer nur noch größeren Schädigung der Landwirthschast. Und gegen diese Ueberzeugung das Färbeverbot cKizunehmen, wird im Ernste Niemand einer ver antwortlichen Regierung zumuthen können. Aehnlich steht es mit der Forderung getrennter Verkaufsräume. Hier konnte sich die Regierung zum Mindesten nicht davon überzeugen, daß diese Forderung der Landwirthschaft und nicht vielmehr der Margarine Nutzen bringeil würde. Alle weiteren Gründe für die Stellung der Regierung sind in den Rcichstagsverhand- lungen zur Genüge zur Sprache gebracht worden. War es demnach schon nicht sehr geschmackvoll, das Scheitern des Margarinegesetzes zwei Mimncrn persönlich in die Schuhe zu schieben, die un preußische, Staatsministerium nur je eine und im Bundcsrath gar keine Stimme haben, deren Ausgabe es vielmehr lediglich wa>', die vom Staatsministerium und vom Bundcsrath gefaßten Beschlüsse dem Reichstage gegenüber dar- znlegen und zu vertreten, so ist anderseits der Versuch, die verbündeten Regierungen für das bedauerliche Ergebniß ver antwortlich zu machen, in keiner Weise geglückt. Die Regier-