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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 31.08.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190008314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000831
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-31
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 31.08.1900
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übermittelt zu werden, bei denen diese Nuntien beglaubigt einem hiesigen Neubau am Markie beschäftigte Maurer in Streit und schließlich in Tätlichkeiten, wobei ein hiesiger Maurer von einem Böhmen mit einem Hammer wiederholt ins Gesicht geschlagen und derart verletzt wurde, daß er ärztliche Hülfe in Anspruch nehmen mußte. Der Böhme ist verhaftet worden. — Ehrenfriedersdorf, 28. Aug. Dieser Tage verunglückte beim Straßen- und Brückenbau bei Wilischthal ein Arbeiter durch Herabfallen von einem Felsen. Schwer verletzt mußte derselbe ärztlicher Behandlung übergeben werden. An demselben Tage in der achten Abendstunde fuhr ein leeres Geschirr > den ziemlich steilen Berg von der Jagdschänke nach i dem Bahnhofe Wilischthal herab. DaS Bordertheil - des Wagens schlug um, das Pferd ging durch und ' schleifte den Kutscher, einen bejahrten Mann aus. Schlößchens Porschendorf, eine weite Strecke auf der j harten Straße mit fort. Der Verunglückte, welcher ' ganz entsetzlich verstümmelt war, starb nach wenigen > Minuten. — Greiz, 29. Aug. Wie schlecht der Geschäfts gang in der Textilbranche hieror!s ist, beweist eine am 18. August ausgenommene Statistik, nach welcher von 11,829 Stühlen nicht weniger wie 6022 leer stehen. Der Vatikan bereitet, wie der Pariser „Temps" nach einer aus sicherer Quelle geschöpften Information meldet, sind. Die Note soll die früher bereits erhobenen Pro teste hinsichtlich der Souveränetät in Rom, sowie gegen die Akte erneuem, die man im Vatikan als Usurpation des Königs von Italien zu bezeichnen pflegt. Zugleich wird erklärt werden, daß der Papst sich die Rechte der Kirche über Rom und über das ganze frühere Gebiet vor behalte. Ferner wird an die früheren bezüglichen Pro teste Pius' IX., sowie an alle in dieser Hinsicht vom gegenwärtigen Papst veröffentlichten Documente 'erinnert werden einschließlich des von Leo XIII. an Cardinal Rampolla gerichteten Briefes vom 8. October 1895, in dem gegen das 25jährige Jubiläum der Befreiung Roms Verwahrung eingelegt wurde. — Wozu soll den Mächten diese Note mitgetheilt werden, die doch nur das Verhält» niß des Papstes zu dem Königreich Italien berüh t? Daß der Papst unversöhnlich ist, daß weiß die Welt aus einem früheren Verhalten zum westfälischen Frieden und zum Königreich Preußen — und es wird sich keine Macht um die Proteste des Papstes gegen das Königreich Italien ümmern, so wenig man sich um seine Proteste gegen die Reformation und die evangelische Kirche kümmert. mit schneidendem Hohne, ec könne die Frechheit, ihm nur eine goldene Medaille zuzuerkennen, gar nicht begreifen. Um dieses Verbrechen gegen seinen Welt ruf in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit erscheinen zu ssen, nannte er dem Journalisten die Ziffern seines Geschäftsumsatzes. „Sieben Millionen im vorigen Jahre, und letzthin habe ich an einem einzigen Tage ür 100000 FrcS. Aufträge erhalten," rief er mit berechtigtem Stolze aus. „Auf der ganzen Welt ist in derartiges Ergebnis; überhaupt noch nie erzielt morden." Sein Konkurrent Worch ist ebenso unzu- * * Das Gebet der Königin Margherita für die Seelen ruhe ihres ermordeten Gemahls, das vom Bischof von Cremona genehmigt worden war, ist von der oberen Kirchcnbehörde nachträglich verboten worden. Römische Frauen, die durch dieses Verbot in ihrem Mitgefühl für die königliche Wittwe verletzt waren, wollten eine Be wegung für die Freigebung des Gebetes einleiten und auf dem Petersplatze in Rom eine Kundgebung veran takten, allein die königliche Regierung hat alles Der artige verboten. Wie aus Mailand berichtet wird, hat ich die KönigiN'Wittwe selbst der päpstlichen Entscheidung zebeugt. Z«m rnmSnisch-brrlgarischeir Streitfall Der rumänisch-bulgarische Streitfall will noch nicht von der Tagesordnung verschwinden. Der halbamtliche vermischte». * Die Pariser Schneider und die Welt ausstellung. Die Vertheilung der Medaillen der Pariser Weltausstellung in der Klasse 85, der der Modebeherrscher, hat eine große Mißstimmung hervor gerufen. Der bekannte Modeköniz Paquin, wegen dessen Ernennung zum Rüter der Ehrenlegion der Handelsminister Millera nd in einer Kammerinterpellation so heftig von den Nationalisten und ihren Ver bündeten angegriffen wurde, erklärte einem Interviewer Bukarester „Timpul" führt in einem seiner letzten Leit artikel Folgendes aus: „Rumänien hat stets die Rath- schläge der ihm nahestehenden Großmächte beachtet und es wird auch in dem jetzigen Falle im Interesse des allgemeinen Friedens gerne Opfer bringen Gleichwohl ist eine Beilegung des jetzigen Sireites nicht möglich, wenn nicht Bulgarien einen eclatanten Beweis dafür dar bietet, daß es zu einer völligen Umkehr in seinem Ver halten Rumänien gegenüber entschloßen ist. Hundertfach haben die bulgarischen „Patrioten ' und Revolutionäre in ihren Versammlungen und Zeitungen erklärt, daß die Dobrudsch ein bulgarisches Land fei und daß Rumänien völlig von dem Meere abgeschnitten werden müße, damit Bulgarien dem russischen Reiche die Hand bieten könne In dieser Absicht haben bulgarische Sendboten einen Ausstand u dec Dobrudscha gepredigt uno wir haben die Beweise dm'ür, daß Personen, welche dem Fürsten Ferdi nand und de, bulgarischen Negierung sehr nahe stehen, diese Unternehmungen gebilligt und unterstützt haben. Deshalb hat Rumänien mehr zu fordern als einige halbe Entschuldigungsworte und einen Scheinproceß gegen das Revolutionsconntee." Der ebenfalls der Regierung nahestehende „Con- stitutional" schreibt: „Man irrt, wenn man glaubt, Ru mänien sei durch seine Finanzlage verhindert, sich die ihm zustehende Genugthuung zu erzwingen. Wenn es nöthig ist, kann das rumänische Volk noch sehr bedeutende Opfer für seine national? Ehre bringen. Auch wird es ihm nicht schwer fallen, durch seine natürlichen Schätze, wie z B. Petroleumquellen, sich größere Unterstützungen von Außen zu sichern." Für die bulgarische Regierung würde die unein- .eschränkts Annahme der rumänischen Forderungen sehr große Gefahren in sich schließen. Fast die gesammte Armee steht auf Seiten des makedonischen Comitees. und letzter Tage waren sogar in Sofia Maueranschläge zu lesen, in denen die Ermordung des Ministerpräsidenten und die Vertreibung des Fürsten Ferdinand angekündigt wurden, für den Fall, daß dieselben eine Demüthigung Bulgariens zulasten würden. Punkten wurden die Revisionsgründe als gegenstandslos erachtet Der Gerichtshof schloß sich hierin den Aus führungen des Reichsanwalts an. Jänickes Vertheidiger war zur Verhandlung nicht erschienen. Von der Postverwaltung ist bekanntlich bestritten worden, daß bei der neuen Festsetzung des Zeitungs bestellgeldes eine Erzielung größerer Einnahmen beabsichtigt sei. Der Verleger Caplan Dasbach ver- offentlicht jetzt im „Augustinusblatt" eine Berechnung, m der er zu folgendem Resultat kommt: Das Zeitungs- iestellgeld für die 6712 Ende März 1900 erscheinenden Zeitungen betrug nach dem bisherigen Satze 2817339,80 Kark. Die ursprünglich vom Reichspostamte aus gestellten Sätze würden 2745 421,60 Mark, also 71980,20 Mk. weniger ergeben haben, während die neuere Festsetzung 2841288,22 Mk., mithin 29948,42 Mark mehr einträgt, als die Postverwaltung bisher einnahm. Am 1. September d. I. tritt, wie schon erwähnt, ein neues Postübereinkommen mit der Schweiz in Kraft. Hiernach findet bei Berechnung der Gebühr für Briefe aus Deutschland nach der Schweiz und umgekehrt vom 1. September ab nicht mehr die Ge wichtsstufe von 15 Gramm, sondern eine solche von 20 Gramm Anwendung. Mit Nachnahme behaftete Pakete müssen vom 1. September ab im Verkehr zwischen Deutschland und der Schweiz frankirt werden, auch wenn sie über 5 Kilogramm wiegen. Die Ver sendung von gemünztem Gold in Paketen ohne Werth angabe nacb der Schweiz ist verboten. Mailand, 29. Aug. (Proceß Bressi.) Zur Er- gänzung unseres gestrigen Telegramms sei heute berichtet- Der Präsident läßt die Anklageschrift verlesen, was längere Zeit in Anspruch nimmt. Sie führt die bekanntem That fachen an. Ferner geht aus ihr hervor, daß sich Bressi fortwährend im Scheibenschießen geübt hat. um sein Opfer nicht zu verfehlen, und daß er die Kugeln seines Revol vers in besonderer Weise bearbeitet hat, um sie noch ge fährlicher zu machen. Aus anderen Thatsachen erhellt, daß Bressi mit Ueberlegung gehandelt hat. Hieraus werde» 16 Zeugen in den Saal geführt, 11 von ihnen sind von der Anklageb hörde, 5 von der Ver theidigung vorgeladen. Sodann beginnt vas Verhör Bressis. Er erklärt, er habe nach den Vorgängen aus Sicilien beschlossen, in Mailand den König zu ermorden, um das Elend des Volkes und sein eigenes zu rächen Er habe allein gehandelt, ohne Rathgeber oder Mitfchul Das Reichsgericht hat, wie telegraphirt wird, in dem Proteste gegen den geheimnißvollen Mörder vom Teufelssee, den Töpfer Eugen Jänicke, sein Votum ab gegeben. Es erkannte in der Verhandlung auf Auf hebung des Urtheils des Potsdamer Schwurgerichts vom 23. Juni und auf Rückverweisung des Processes an die erste Instanz Hierzu wird gemeldet: Leipzig, 29 Aug. Die Aufhebung des Urtheils im Jänicke-Proceß erfolgte durch die Ferienstrafkammer des Reichsgerichts. Die Aushebung wurde damit be» gründet, daß ein Antrag dcs Angeklagten, eine Schrift über die Heilkraft des Strychnins zu verlesen, vom Ge richtshof abgelehnt worden war. In allen übrigen Nachtrag. Hamburg, 28. August. Das Altonaer Land gericht sprach heute den Arbeiter Boedel aus Glinde, welcher am 26. Juli 1898 wegen schwerer Körper verletzung, begangen an einem Arbeiter Rademacher, trotz seiner Unschuldsbetheuerungen zu einem Jahr drei Monaten Eefängniß verurtheilt worden war, im Wiederaufnahmeverfahren kostenlos frei, weil fick herausgestellt, daß das Ehepaar Rademacher einen Meineid g leistet hatte. Boedel hatte die Strafe bereits bis auf fechs Tage verbüßt. Konstanz, 29. August. Ein von Singen kommender Schnellzug entgleiste heute bei Hegna, einer Station vor Konstanz. Es sind drei Personen todt Transvaal. Haag, 30. August. Die Burenabordnung ist gestern Abend hier eingetroffen. Die Erschießung — richtiger Ermordung — des Leutnants Cordua nennt die „Kreuzztg." „eine der häß lichsten Begebenheiten in dem südafrikanischen Kriege" und fährt dann fort: „Man überlege, daß der Hauptzeuge gegen Cordua der englische Detektiv Gano war, der gleich zeitige Anstifter des ganzen Planes, den die ganze Welt und mit ihr Lord Roberts selbst für ein lächerlich Ding bezeichnete. Wollte der Lord wirklich ein Exempel sta» tuiren, nun, es war wahrlich ein möglichst schlecht ge- wähltes, schlecht in seinem Eindruck und schlechter an den Folgen, die es haben wird. Noch liegt das Burenvolk nicht am Boden, noch kann es Gleiches mit Gleichem ver. gelten, und wenn es schließlich der Uebermacht im offenen Kampfe nicht mehr widerstehen sollte, die Erschießung Cordua's und vornehmlich mit ihr die letzte Proklamation des britischen Oberbefehlshabers, sie werden unvergessen bleiben, so lange es Buren giebt, und wenn Englands Gewalt die Zwingherrschaft erreicht, die es proklamirt hat, sie zu erhalten, würde ihm gar bittere Sorgen für lange Zeiten schaffen, und immer neuem Blutvergießen wären die Thore geöffnet. Das Eine aber ist sicher: Lord Roberts hat sich in Südafrika einen Denkstein gesetzt, um den Niemand ihn zu beneiden braucht. Und wenn er nicht Anstand nahm, seinem hohen Ansehen als Mensch Ab bruch zu thun, um vielleicht das eine Ziel, die Erhaltung eines Rufes als Feldherr, zu retten, so wird es immer wahrscheinlicher, daß auch dieser Hoffnung die Erfüllung versagt bleibt." London, 30 Aug. Nach einer Kapstadter Meldung sind die jüngsten Unternehmungen de WetS, entgegen den englischen Meldungen, für die Buren ehr günstig gewesen. De Wet bemächtigte sich u. a. eines englischen Eisenbahnzuges, in welchem er 1600000 Frcs. und 30000 Khakiunisormen, die ver brannt wurden, erbeutete. Thiim. Hongkong, 29. Aug. Meldung des Reuterschen Bureaus. 200 Banditen machten in der Nacht vom 27. d. M einen Raubzug durch die tartarische Stadt in Canton und plünderten die Häuser. Man nimmt an, daß die Veranlassung hierzu in dem Haffe der Bewohner Cantons gegen die Bevölkerung des Nordens zu suchen sei. Im Uebrigen ist in Canton alles ruhig — Wie aus Amoy gemeldet wird, ist der englische Kreuzer „Isis" dort eingetroffen. Es verlautet, daß 12000 japanische Truppen ron Formosa nach Amoy kommen. Shanghai- 29. Aug. Meldung des Reuterschen Bureaus. Morgen geht ein Kabelschiff von hier ab, um zwischen Wusung und Tschifu ein Kabel zu legen. Tilhifu, 29 Aug. Meldung dcs Reuterschen Bureaus. Wie es heißt, hätte der Gouverneur von Shensi, Pu, vor etwa 8 Tagen die Fremden, um sie zu schützen, aufgefordert, ins Jamen zu kommen. 50 Pe-r sonen nahmen die Aufforderung an und Alle wurden - niedergemetzelt. Shanghai, 29. August. (Meldung des Reuter scheu Bureaus.) General Creagh nahm heute eine Parade über 3000 Mann, einschließlich 800 Frei williger, ab. Unter den Truppen waren alle europäischen Mächte, die Vereinigten Staaten von Nordamerika und Japan vertreten. Admiral Seymour wohnte der Parade bei. London, 30. August. Die „Times" melden aus Niutschwang: Die in Haicheng stehenden Russen erwarten vor ihrem weiteren Vormarsch Verstärkungen. Sie sollen die Eingeborenen mit äußerster Strenge behandeln und ein förmliches Blutbad unter ihnen angerichtet haben. Tientsin, 28. August. 1000 Mann russischer Truppen gingen heute nach Peking ab. Das Land um Tientsin ist ruhig. Schanghai, 29. August. Ein französisches Transportschiff ist mit Verspätung hier eingetroffen. Die Truppen werden morgen ausgeschifft werden. London, 30. August. „Daily Telegraph" meldet aus Shanghai vom 29. August, daß die Chinesen am 28. August eine große Niederlage bei Tetischu erlitten haben. Prinz Tuan und 1500 Mann eien gefallen, die übrigen von den Japanern aus der Provinz Tschili Hinausgetrieben. London, 30. August. „Standard" meldet aus Schanghai von gestern: General Juanschikai soll die Boxers und die kaiserlichen Truppen von Peitsang und Hosiwu entscheidend geschlagen haben. 1500 Mann seien gefallen. London, 30. August. Der „Times" wird aus Schanghai vom 29. August telegraphirt, daß die Ver bindung zwischen Tientsin und Peking noch unter brochen und das Land im Norden von Iangtsun überschwemmt sei. London, 30. August. „Daily Mail" wird aus Hongkong von gestern gemeldet: Der Abmarsch der 4. Brigade nach dem Norden unterbleibt vorläufig. beitet zu haben. Er spricht leise und ruhig, Alsdann erklärt er, er habe 3 Schüsse in einer Entfernung von 2 bis 3 Metern abgegeben. Man zeigt ihm hierauf die Waffe und 2 Bretter, gegen die er auf Scheibe geschossen hat. Nach der Verlesung der Schriftstücke wird die Sitzung um halb 1 Uhr unterbrochen. Um dreivierte! 2 Uhr wird die Sitzung wieder eröffnet und das Zeugcn- verhör begonnen. Der Brigadier der Gendarmen Sal vatori erzählt die näheren Umstände bei der Verhaftung Bressis, der von der Menge halb todt geschlagen wurde und blutüberströmt und mit zerrissenen Kleidern im Ge fängniß anlungte. Generaladjutant Avogadro, der sich mit dem König im Wagen befand, sagt ebenfalls über die Umstände der That aus Er fragte, als die Schüsse gefallen waren, den »iinig, ob er getroffen sei Dieser erwiderte: „Ich glaube! In der That! Ja!" Darauf verschied er. (Allgemeine Bewegung ) Die bei der That egenwärtigen Zeugen Galimbert und Olivieri berichten über bereits bekannte Einzelheiten. Der Reitknecht des Königs, Namens Lupi, -nachte die gleichen Aussagen und erklärt, er habe sich auf Bressi gestürzt und ihn am Halse gepackt. Der Zeuge Ramella, bei dem Bressi und dessen Freunde 3 Tage vor dem Verbrechen wohnten, sagte, Bressi habe ein ruhiges Wesen zur Schau getragen. Mailand, 29. August. (Prozeß Bressi.) Die Mithin Cambiaghi und die Milchhündlerin Carenzi bezeugen, daß Bressi während seines Aufenthaltes in Monza vor dem Verbrechen große Ruhe an den Tag gelegt hat. Andere Belastungszeugen bringen nichts Neues zur Sache. Teresa Brugnoli aus Bologna, die Bressi's Geliebte war, erklärt, Bressi habe am 21. Juli ein Telegramm erhalten, dessen Inhalt sie nicht kenne. Er sei darauf nach Mailand abgereist. — Die von oer Vertheidigung geladenen Zeugen geben Bressi für dis Zeit seines Aufenthaltes in Prato ein gutes Leumundszeugniß. Seine Familie besaß dort ein kleines Grundstück, sein Bruder ist Offizier. Nach der Beendigung der Zeugenvernehmung beginnt der Generalprocurator sein Plaidoyer. Der Generalpro- curator gedenkt in seinem Pluidoyer der edlen Eigenschaften des Königs Humbert. Er giebt ein Bild des That- bestandes und zeigt, daß sich der Angeklagte der Strafbarkeit seiner That bewußt war und mit Ueber- legung handelte. Der Generalprocurator betont, daß Bressi Mitschuldige hatte und verurtheilt die anar chistischen Lehren, die so abscheuliche Verbrechen zur Folge haben. Bressi könne sich nicht mit der elenden Lage entschuldigen, er sei kein impulsiver Fanatiker, sondern ruhig, cynisch und hartnäckig. Sein Ziel sei ein verdammenswcrthes gewesen. Der Generolprocu- rator beantragt, der Gerichtshof möge Bressi für schuldig erklären, ohne Zubilligung mildernder Umstände. Mailand, SS. Aug. Bressi wurde zu lebenslänglichem Kerker verurtheilt. uud 14 verletzt. Konstanz, 30. August. Bei dem Eisenbahn unfall bei Hegna wurden, wie nunmehr festgestellt ist, 3 Reisende getödter, 3 schwer und 6 leich: verletz'. Außerdem wurden der Zug- und der Lokomotivführer leicht verletzt. Der Zug bestand aus 2 Lokomotive» und 11 Wagen, von denen die fünf vorderen fast Frieden. Er tadelt nur die Platzvertheilung, nährend — Frankenberg, 29. Aug. Es werden 100 Mark Belohnung derjenigen Person zugesichert, die über den Verbleib des 12jährigen Johannes Conrad, Sohn des Herrn Kausmanns Louis Conrad hier, welcher zuletzt am vergangenen Freitag Abend am Frauenholz bei Altenhain gesehen worden und seitdem verschwunden ist, zuverlässige Nachricht bringen kann. — Im Bezirke der Handels- und Gewerbe kammer Plauen bestanden im letzten Jahre 31 Actien- gesellschaften mit 34920000 Mk. Actienkapital und 4368870 Mk. Reingewinn. Zur Einkommensteuer waren im Kammerbezirk im Jahre 1899: 328,71 Mill. Mk., im Jahre 1900: 347,71 Mill. Mk. Ein kommen eingeschätzt. Das Einlegerguthaben in den 35 Sparkassen des Bezirks betrug 143737750 Mk., die Gesammteinnahme aus dem Eisenbahnverkehr des Bezirks 115790434 Mk. — Geithain, 29. August. Einem bösen Streich ist der Besitzer des Gasthoss „zum Bär" hierselbst zum Opser gefallen. Von Dresden aus meldete ein Vereinsvorstand Lehrer Fickert vom „Wettiner Hof" eine Gesellschaft von 60 Personen schriftlich an, welche am verflossenen Sonntag die hiesige Kirche besuchen und sodann im genannten Gasthof diniren wollte; auch wurde gebeten, die Gesellschaft am Bahnhof mit Musik empfangen zu wollen Vorbereitet war alles nach Wunsch, doch die Gesellschaft traf leider nicht ein. Auf schriftlich eingezogene Erkundigung lautete die Antwort: Adressat unbekannt. Der Wirth ist durch diesen „Scherz" schwer geschädigt worden. — Mügeln. Ein großes Unglück hätte sich sehr leicht am Sonntag Abend in der Nähe der Erlicht- mühle zu Gommern ereignen können, wenn nicht der Führer des um 8 Uhr abends von hier nach Geising abgegangenen Zuges der Müglitzthatbahn die nötkige Umsicht bewahrte. Obwohl die vorschriftsmäßigen Signale und Glockenzeichen und dann auch noch die Nothsignale gegeben wurden, fuhr der letzte von zwei dicht mit Personen besetzten Omnibussen, die aus dem Müglitzthale kamen, auch noch an der bezeichneten Stelle über die Schienen, trotzdem er unbedingt hätte halten müssen. Der Führer des Zuges gab deshalb Gegendampf und so geschah es, daß die Lokomotive hart an dem Omnibusse vorüberfuhr. Infolge des Gegendampfes sprang ein Wagen des Zuges aus den Schienen, wurde aber bald wieder eingehoben. Der Name des Kutschers, der so viele Menschenleben muth- willig aufs Spiel setzte, wurde festgestellt und der Vorgang zur sofortigen Anzeige gebracht. — Dresden, 29. August. Infolge Explosion einer mit Spiritus gefüllten Flasche erlitt eine 26 Jahre alte Frau in der Nikolaistraße so schwere Verletzungen, daß an ihrem Wiederaufkommen gezweifelt wird. Die betreffende Frau hatte in einen brennenden Spirituskocher Spiritus zugießen wollen, wobei die Flasche explodirte. Alle Warnungen vor solcher Un vorsichtigkeit scheinen ans einen unfruchtbaren Boden zu fallen. — In der Strehlenerstraße stürzte ein vier Jahre altes Mädchen in eine vor einem Souterrain fenster befindliche Vertiefung und erlitt lebensgefähr liche Verletzungen. völlig zertrümmert wurden. DaS Geleise ist auf 100 Meter zerstört. Die Ursache der Entgleisung der Zuges ist bis jetzt noch nicht festgestellt. Parts, 30. August. Der „Figaro" meldet: Der russische Finanzminister Witte wird erst nächsten Sonntag in Paris eintreffen. TWesHeschichlf. Deutschland Ein Geschenk von 100000 Mk. hat der Kaiser aus seinem Dispositionsfonds der katholischen Schul gemeinde zu Gnesen als Beihilfe zu den Kosten für oen Bau eines neuen Schulgebäudes überweisen lassen. Aus Stockholm, 25. August, wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Kaiser Wilhelm gedachte auch in diesem Herbst wieder in dem bekannten Jagdrevier des Grafen Thott auf Skabersjö im südlichen Schweden zu jagen. Da sich aber der Wildbestand in den Thottschen Wäldern in diesem Jahre als verhältniß- mäßig knapp herausstellt, was wesentlich dem strengen Winter zugeschrieben wird, so muß der beabsichtigte Besuch des Kaisers für diesmal unterbleiben. Durch verschiedene deutsche Blätter war die Nachricht ge gangen, König Oskar habe Kaffer Wilhelm und Kaiser Nikolaus zur Jagd auf der Insel Hveen eingeladen. Diese Nachricht beruht lediglich auf Vermuthung, wenn sie auch nicht ganz so phantastisch ist wie eine Mittheilung, derzufolge Kaiser Wilhelm auf Schloß Fredensborg zu erwarten wäre, das in diesem Jahre wieder Sammelplatz der dänischen Königsfamilie und ihrer Verwandten ist und wo man auch dem Besuche des Zaren entgegensieht. Kiel, 29. August. Die Erweiterung der hiesigen Kaiserlichen Werft ist durch die Annahme des Flotten gesetzes von 1900 nothwendig geworden und bereits im Prinzip beschlossen. Der Marineverwaltung ist tW Enteignungsrecht schon bis an die Schwentine eciheilt worden. Genaue Angaben über den Beginn der Erweiterungsarbeiten fehlen zwar noch, aber mancherlei Anzeichen deuten darauf hin, daß die Kieler Werft ungefähr verdoppelt werden soll. Das Fischer und Arbeitcrdorf Ellerbek, welches heute 5740 Ein wohner hat, wirb wohl zum größten Theil ver schwinden. Zunächst handelt es sich um die Schaffung eines neuen großen, gegen Stürme geschützten Hafen- dige. Bressi giebt zu, sich im Scheibenschießen geübt und die Kugeln seines Revolvers i» besonderer Weise bcar- Bukarest, 30. August. (Meldung der Agence Roumaim.) An mehreren Punkten, namentlich in Rustsckuk, wird der Uebertritt nach Bulgarien auch den Inhabern vorschriftsmäßiger Papiere untersagt. Den Beamten der rumänischen Schifsiahrtsgesellschasi in Rufftchuk i't verboten, die Pontons zu verlassen und sich in il ce Bureaus zu begeben, so daß sie ihre Kassen und P Spiere in Stich lassn mußten. Auch in W'odin wi rden die Mannschaften des rumänischen Postschisfes an der Landung gehindert. Der Minister des Auswärtigen beauftragte den rumänischen Geschäfts- träger in Sofia, eine Note einzurcichen. Amerika. Nach der Bericht des Chefdirektors des „Census Departement", General Merriam, läßt sich die Bevölke rung der Verei igten Staaten auf etwa 75 Millionen berechnen, der j.enaue Census wird erst im kommende Kongreß uorgelsgt und dann veröffentlicht werden, und es wird sich sodann ausweiscn, daß die Ncgerbevölkerung sich in ganz ungeheurer Weise vermehrt hat, und zwar ganz besonders in den südlichen Staaten, während gleich zeitig ein bedeutender Rückgang in der Zahl der An aiphaöeten unter den weißen und farbigen Wählern des Landes zu verzeichnen ist, beides Thatsachen, die sehr wichtig sind. bassinS füc die neuen Linienschiffe, ferner um den feine Note vor, die vom Cardinal Rampolla an die päpst Bau umfangreicher Magazine und Schiffskammern lichen Nuntien gesendet werden soll, um den Regierungen und schließlich um die Vergrößerung aller Werkstätten "b-rmitt-lt >u werden bei denen diele Nuntien kealaubiat für den Schiffs- und Maschinenbau. Gegenwärtig beschäftigt die Kaiserliche Werft 6000 Arbeiter. Schon jetzt ist die Zeit abzusehen, daß die Zahl der Arbeiter auf 10000 steigt. Kiels Zukunft liegt in der Marine und im Schiffsbau.
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