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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 31.08.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190008314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000831
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-31
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 31.08.1900
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(Kiautschou) die kleinen Kreuzer „Irene" und „Geier"; in Taku die großen Kreuzer „Hansa" und „Kaiserin Augusta" und das Kanonenboot „Jaguar", sowie das den Chinesen abgenommene große Torpedoboot „Haitsching". Der Viceadmiral Bendemann ist nach Schanghai unterwegs, Kontreadmiral Kirchhoff in Taku, Kontreadmiral Geißler in Singapore. Acht Mtt-Urdrr der Berliner chinesische« «esandtschast traten am Dienstag über Genua ihre Heimreise nach China an. Die Herren, eS befinden sich darunter auch recht jugendliche, behalten, um etwaigen Be lästigungen zu entgehen, bis zu ihrer Ankunft au heimathlichem Boden sowohl europäische Kleidung wie auch Perrücken an, die ihren landesüblichen Zopf verbergen. Der Gesandte selbst hat ihnen ,im Auf trage seiner Regierung die immerhin nicht unbeträcht lichen Reisemittel — die Kosten der Seereise allein betrugen pro Person schon über tausend Mark — zur Verfügung gestellt. * * Ueber die Provinz Schensie, wohin angeblich die Kaiserin-Wittwe geflüchtet ist, werden folgende nähere Angaben gemacht: Die Provinz ist zwar Hochland, aber trotzdem eine der reichsten und fruchtbarsten Chinas. Sie producirt Baumwolle, Weizen und Opium von bester Qualität und in großen Mengen. Allerlei Kulturpflanzen werden gezogen, u. A. Hülsen früchte aller Arten, Hirse, Mais, Gerste, Klee, Rüb- samen, Arachiden und mannigfache Knollenfrüchte. Der Karawanenzug nach Rußland und nach Central asien führt quer durch die Provinz, die unerschöpfliche, aber unausgebeutete Mineralreichthümer besitzt. Gold gewinnung jeder Art ist bei Todesstrafe verboten. Würden Straßen erbaut, die ja bekanntlich in China überall fehlen, so müßte sich die Handelsthätigkeit rasch verzehnfachen. Die Hauptstadt Se-gan-fu (so ist nach Prof. Douglas, der an der Londoner Uni versität über chinesische Litteratur docirt, zu lesen) war über zwei Jahrtausende lang, von 1122 v. Chr. bis 1127 nach Chr., die Haupt- und Residenzstadt des chinesischen Kaiserreiches. Ihre Wälle umschließen einen Quadratraum von sechs geographischen Meilen Seitenlänge, sind trefflich erhalten, und im besten Vertheidigungszustand. Während des letzten großen Aufstandes der Muselmanen haben sie unerschüttert zwei volle Jahre lang den Rebellen widerstanden. Die Einwohnerzahl der Stadt wird auf eine Million geschätzt, worunter sich etwa 50000 Mohammedaner befinden sollen. Marco Polo ist bekanntlich bis dahin vorgedrungen. Damals wurde die Stadt „Ken-ja-fu" genannt und der kühne Venetianer berichtet, es sei eine Stadt groß im Handel und reich an Industrie. Es wimmelt in Se-gan-fu von historischen Monumenten. Das interessanteste ist die im Jahre 1825 zufällig entdeckte Steintafel, woraus eine ans 1780 Zeichen bestehende Inschrift zu lesen ist, die sagt, daß im Jahre 435 ein Missionär Olopon (wohl eine chinesische Form für Rabban — Mönch) dahingekommen sei, der heilige Bücher und Bilder mitgebracht und durch ein kaiserliches Dekret die Autorisation erhalten hat, diese Schriften ins Chinesische zu übersetzen und die christliche Doctrin öffentlich zu predigen. Eine andere Sammlung solcher Steintafeln enthält historische Legenden von den Dynastien Han, Long, Auen und Ming. Der Krieg uw Transvaal. Das von den Buren vertheidigte Machadodorp ist, wie die neuesten Depeschen besagen, von den Eng- ländern eingenommen worden. Auch bei Bergendal ist es zu heftigen Kämpfen gekommen; die Buren haben nach hartnäckigem Widerstand dem numerisch bedeutend überlegenen Gegner weichen müssen. Lord Roberts berichtet darüber in zwei Depeschen nach London Folgendes: London, 29. August. Bullers Vorhut hat heute Nachmittag Machadodorp besetzt. Der Feind leistete nur sehr geringen Widerstand und zog sich in nördlicher Richtung zurück, verfolgt von der berittnen Infanterie Dundonalds. Letzterer konnte die Ver folgung aber nicht über Helvetia hinaus fortsetzen, weil das Terrain schwierig wurde und der Feind eine Stellung besetzen konnte, die zu stark war, als daß er von Berittenen daraus hätte vertrieben werden können. Buller scheint nur geringe Verluste gehabt zu haben. French hat heute seinen Marsch bis Elands- sontein fortgesetzt und den Feind ohne Schwierigkeit aus dem Orte vertrieben. Der Feind zog sich so schnell zurück, daß er das Essen warm im Stiche ließ. French kann von Elandssontein aus Machadodorp sehen und steht mit Buller in Signalverbindung. London, 29. August Buller hat mir einen Bericht über seine gestrigen Operationen und die Weg nahme von Bergendal erstattet, in welchem er sagt: Nach heftiger Beschießung wurden die Kopjes durch einen Angriff zweier Infanterie-Bataillone genommen. Der Ort ist eine natürliche Festung, umgeben von einem freien, flachen Felde von etwa 1500 Jards Breite, auf dem sich absolut keine Deckung befindet. Der Ort wurde in heftigem Ansturm genommen. 19 Buren sind ge fangen genommen, etwa 20 Mann ließ der Feind todt zurück. Durch die Erstürinung dieser Kopjes wurde es uns möglich, die ganzen Höhen zu besetzen, von denen sich der Feind nach beiden Seiten zurückgezogen zu haben scheint. Auf britischer Seite wurden ein Hauptmann und 13 Mann getödtet, 7 Offiziere und 57 Mann verwundet Die Verluste sind allerdings noch etwas (!) größer, es sind aber noch keine genauen Zahlen eingegangen. Die Buren beabsichtigten, verzweifelten Widerstand zu leisten. Gegen Mittag verbreitete sich aber unter ihnen das Ge rücht, daß die Johannesburger Polizeitruppe, von welcher die Kopjes in der Hauptsache vertheidigt »erden sollten, vollständig vernichtet sei, und damit war ihre Widerstands kraft gebrochen. London, 29. August. Die „Central News" meldet aus Belfast vom Montag: Der Kampf war gestern den ganzen Tag hindurch ein verzweifelter. Die Buren behaupteten heldenmüthig ihre Positionen. Die Randpolizisten zeichneten sich ganz besonders aus. Die englische Artillerie überschüttete sie mit Lyddit- granaten, aber sie wichen nicht. Sie hielten ihre Stellung, bis eine englische Infanterie brigade sie mit der blanken Waffe angriff. Selbst dann hielten sie noch Stand, und ein verzweifeltes Handgemenge folgte, bis schließlich die englische Uebermacht siegte. Die Engländer tödteten 20 und verwundeten 8 Polizisten im Bajonnetkampf, erlitten aber auch selbst schwere Verluste. Der Kommandant der Buren, Oost- huisen, der Sieger von Spionkop, und 12 Mann wurden gefangen genommen. SWßsches. Hohenstein-Ernstthal, 30. August 1900 Ä r-h-i'uug-n von allgemeinem Interesse werden Lar- bar en!- gegengenommen uno eveutl. honsr-rt.' — Aus dem Hochsommer kommen wir langsam, aber sicher in den Nachsommer, in den sogenannten Altweibersommer. Bereits beginnen schon die ersten dürren Blätter von den Bäumen zu fallen, in das Grün der Laubwälder mischen sich gelbe und rothe Töne; und die neuen Triebe im Nadelholz zeigen die tiefere Farbe ihrer Vorgänger. Die Felder sind bis auf die Kartoffeln zumeist abgeerntet und der Pflug zieht neue Furchen, auf den Wiesen rüstet man sich zur Grummeternie. Noch glüht die Sonne freilich, und besonders in der Vorwoche haben wir ihre Kraft nur zu sehr verspürt, sie kocht den Wein in den Trauben, sie reift Birnen und Aepfel und Pflaumen. Aber die Frau Sonne ist keine junge Dame mehr, sie geht früher und immer früher zu Bett und steht später und immer später auf. In der Thierwelt hat die Schonzeit geendet, die Büchse des Jägers knallt wieder in Wald und Flur. Das Rebhuhn steht obenan in der Tafelordnung derer, die es sich leisten, und der lockende Hasenbraten wird bald kein leerer Wahn mehr sein. In Bädern und Sommerfrischen heißt es: Nachsaison, in der man aber nicht etwa das Nachsehen hat, und wer sich im Freien ergeht, dem begegnen die ersten weißen Fäden des Altweibersommers, diese Zeichen der Vergänglichkeit, die wir mit stiller Wehmuth dahin ziehen sehen. Künden sie doch, daß wieder einmal die Sommerfreuden ihrem Ende nahen, daß zur Erde wieder sinken wird, was von der Erde kani. Schon unsere tapferen meth- und speerfrohen Ahnen, die noch Wotan und Freya ehrten, mochten jenen ersten weißen Fäden in der Flur nicht gern begegnen. Wo sie durch die Luft flogen, da hatten die Nornen, die Schicksalskünderinnen, gesessen und ihre Runensprüche ersonnen, und von Nornen und Runen versahen sich die alten Germanen so wenig Gutes, wie ihre Nachkommen von Hexen und Zauber und wie heute noch der Jäger, wenn ihm ein altes Weib lein über den Weg humpelt. Die christlichen Bekehrer hatten dem Spiel der Fäden freilich eine andere Deu ¬ tung gegeben, sie nannten es Mariengarn, aber im ganzen bliebs dabei, daß die weißen Fäden den kommen den Winterschlaf verkünden, bliebs im Volksmund und Volksglauben beim Mariensommer. In ihm ist es aber noch prächtig, im Freien zu marschieren oder zu radeln, reiner und leichter weht die Lust, weithin schweift der Blick im klaren Raum. Und wen der Sommer keine rechte Erholung gebracht, in diesen Wochen gewinnt er sie gewiß! — Die Vorsteher von Vereinen und Gesellschaftenseien auf folgende Gesetzesbestimmungen aufmerksam gemacht: Nach 8 54 des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich finden aus Ver eine, die nicht rechtsfähig sind, — das sind solche, die die Eigenschaften juristischer Personen nicht besitzen — die Vorschriften über die Gesellschaften Anwendung. Da nun nach Z 723, 727 und 728 eine Gesellschaft u. A. durch Ausscheiden oder Ableben eines Gesell schafters und durch Eröffnung des Konkurses über das Vermögen eines Gesellschafters aufgelöst wird, so empfiehlt es sich, in die Vereinssatzungen eine Be stimmung darüber aufzunehmen, daß, wenn ein Bereins- mitglied kündigt oder stirbt, oder wenn der Konkurs über sein Vermögen eröffnet wird, der Verein unter den übrigen Vereinsmitgliedern fortbestehen soll. — Offene Stellen für Militär-Anwärter (Inhaber des Civilversorgungsscheines). Beim Stadtrath zu Taucha 1. November Schutzmann, 800 M., steigend staffelmäßig bis 1200 M. mit Nebeneinnahmen von 50 M.; — beim Stadtrath in Aue 1. September Schutzmann, 900 M Gehalt usw.; — beim Amtsgericht zu Hohenstein-Ernstthal 15. September Lohnschreiber, 1,50 M. Tageslohn; — beim Stadtrath zu Wurzen 1. September Rathsexpedient, 1000 M., Höchstgehalt 1750 M.; - beim Stadtrath zu Hohenstein-Ernstthal 1. Januar Expedient 1000 bis 1200 M.; — beim Garnisonlazareth Chemnitz 1. Sep tember Hausdiener, 700 M. Anfangsgehalt, freie Dienst wohnung, Feuerungs- und Erleuchtungsdeputate; — bei der Gemeindeverwaltung zu Löbtau Mitte September Canzleisecretär, 2200 M. Anfangsgehalt, steigend bis 3800 M.; — beim Amtsgericht Zwickau 20. October Lohnschreiber, 2 M. Tageslohn; — beim Stadtrath zu Oschatz 3 Schutzmänner, 1050 M. pro Jahr einschließlich 50 M. Kleidergeld, Gehalt steigt bis 1650 M.; — beim Gemeindeamt Reichenau 15. October Expedient, 700 M. jährlich; — beim Stadtrath zu Döbeln 1. September Schutzmann, 1100 M. jährlich, Höchstgehalt 1600 M. — Einstellungstermine für die Rekruten des 12. (1. kgl. sächs.) Armeekorps sind die nach stehend verzeichneten: Am 2. October: Oekonomie- Handwerker, Krankenwärter und Freiwillige der Bczirkscommandos; am 6. October: Kavallerie; am 11. October: Fußanillerie-Regiment Nr. 12, Infanterie- Regiment Nr. 105, Eisenbahn-Regiment Nr. 2, Tele- graphen-Bataillon Nr. 1; am 18. October: Grenadier- Regiment Nr. 100, Grenadier-Regiment Nr. 101, Schützen-Regiment Nr. 108, Jäger-Bataillon Nr. 12, Jäger-Bataillon Nr. 13, Feldartillerie-Regiment Nrl 12, Feldartillerie-Regiment Nr. 48, Pionier- Bataillon Nr. 12, Train-Bataillon Nr. 12; am 19. October: Infanterie-Regiment Nr. 102, Infanterie- Regiment Nr. 103, Infanterie-Regiment Nr. 177, Jnfanterie-Regiment Nr. 178, Feldartillerie-Regiment Nr. 28. — Nach einem ministeriellen Erlasse sind die Reichsöank-Hauptkasse, sowie die Zweiganstalten der Reichsbank mit Kasseneinrichtnng angewiesen worden, 20-Pfennigstücke aus Stickel in beliebiger Höhe auch über den im Münzgesetz bezeichneten Betrag hinaus von Jedermann in Zahlung zu nehmen und diese Stücke in beliebigen Mengen gegen andere Reichs nickelmünzen, Thaler oder Reichssilbermünzen umzu tauschen, soweit die Bestände au solchen Münzsorten dies zulassen. — Der Werth der fiskalischen Gebäude im Königreich Sachsen, berechnet nach der Ver sicherung gegen Feuersgefahr, stellte sich zu Beginn des vorigen Jahres auf 178258 795 Mk. Von diesem Werthe entfielen auf die dem Geschäftsbereich des Finanzministeriums unterstellten Gebäude 95587315 Mark (darunter Gebäude der Eisenbahnverwaltunz mit 64381 570 Mk.), ferner Gebäude, unterstellt dem Justizministerium, 21585650 Mk., dem Ministerium des Innern 27 337130 Mk., dem Ministerium des Kultus und Unterr chts 14163890 Mk., dem Ministerium des Kim gl. Hauses 13329 720 Mk., und Gebäude dec Kö-ügl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft 6255090 Mk. Die unter der Inspektion des Königl. Landbauamtes Leipzig stehenden Gebäude hatten einen Werth von 9755000 Mk. — Berusdorf. Die hiesige Feuerwehr beging am vergangenen Sonntag ihr 20jähriges Stiftungsfest, in bessern Verlaufe die Herren Steiger Albin Krause und Adolf Stuhldreher durch Ueberreichung der vom Landes ausschuß gestifteten Diplome für 20jährige Dienstzeit aus gezeichnet wurden. — Glauchau, 29. August. Anläßlich seines 25jährigen Mitgliedschaftsjubiläums beim K. S. MilitLr- verein „Deutscher Kriegerverein" vermachte dem letzteren ein hiesiger Einwohner die ansehnliche Summe von 2000 Mark. Diese Stiftung ist zur Unterstützung bedürftiger, in Noth gerathener Kameraden des genannten Vereins bestimmt worden. Die Ueberreichung der Stiftung fand gestern Abend im Vereinsheim durch den Schenkgeber persönlich statt. — Glauchau, 29. Aug. An den Manöver« der 40. Division im Regierungsbezirk Zwickau be- theiligen sich die Infanterie-Regimenter Nr. 104, 133, 134, 181, das Husaren - Regiment Nr. 19, je eine Escadron des Carabiner- und des 18. Ulanen- Regiments, die Feldartillerie-Regimenter Nr. 32 und 68, 2 Compagnien des Pionier-Bataillons Nr. 22, Telegraphen-, Proviant- und Sanitätsabtheilungen. Vom 17. bis 19. kommenden Monats finden die Manöver der 24. gegen die 40. Division statt. Die Artillerie-Regiments- und Brigade - Uebungen haben bereits in der Gegend von Lichtenstein begonnen. — Die diesjährige Abgeordneten- und Haupt versammlung des Erzgebirgsvereins soll nach einem Be schlusse des Gesammtvorstandes besonderer Verhältnisse wegen an Wochentagen, am 27. und 28. September in Stollberg stattfinden. Die Kosten für die Nebengebäude auf dem Fichtelberge haben sich, da ein Raum für die meteorologische Station beschafft und eine umfassende Be« schleußung des Haupt, und Nebengebäudes gefordert wird, auf 6000 Mark erhöht. Bis zum Schluffe der Sommerferien wurden Heuer im Fichtelberghause 23000 Postkarten verkauft. Die Schritte zur Ausführung einer einheitlichen Wegebezeichnung im Erzgebirge sind erfreu licherweise von Erfolg begleitet gewesen, sodaß die wichtige Arbeit nunmehr beginnen kann. Für die Abgeordneten versammlung liegen verschiedene Anträge vor, die wir bereits.mitgetheilt haben. Der Gesammtvorstand will die selben fast durchgängig befürworten. — Markneukirchen, 29. August. Seit Be gründung der hiesigen nordamerikanischen Konsulats- Agentur ist auf einen Blick zu übersehen, wie erfreu lich unsere Musikinstrumenten-Erzeugung steigt, trotz der schwerwiegenden, wachsenden Concurrenz im an grenzenden Böhmen und ungeachtet der Ersparnisse durch Zoll, Steuern und beträchtliche Vertheuerung der Rohstoffe, mit der die Preiserhöhung für das fertige Fabrikat nicht immer Schritt zu halten vermag. Im 2. Vierteljahr 1900 betrug der Werth der Aus fuhr in Musikinstrumenten und Zubehörteilen nach Amerika 710400 Mk. (1899 in den gleichen drei Monaten 640777 Mk. und 1898 nur 581953 Mk.) Die Ausfuhrmenge eines ganzen Jahres betrug bei der Konsulats-Agentur Markneukirchen 1898 nur 2131921 Mk., im abgelaufenen Jahre aber wurden für 2290999 Mk. Musikinstrumente durch Ver mittelung der hiesigen Konsulats-Agentur nach Amerika ausgeführ". An die Stelle von Nordamerika als wichtigstes Absatzgebiet scheint mit der Zeit England mit seinen Kolonien, namentlich Indien, treten zu wollen. Das südafrikanische Geschäft in Musik instrumenten wurde durch den Transvaalkrieg un günstig beeinflußt. — Zwickau, 29. Aug. Am 1. October d. I, werden aus dem hiesigen Schulinspectionsbezirk Zwickau, welcher am 21. n. Mts. die letzte Jahreseonferenz hält, die Jnspectionsbezirke Zwickau I und 11 gebildet. Dem dermaligen Jnspectionsbezirk gehören 105 Schulen mit etwa 49000 Schulkindern und gegen 700 Lehrern, Lehrerinnen und Directoren an. Zwickau, 30. August. Der Bergzimmerling Ferdinand Hahn wurde am 28. d. M. in einem Schachte von einem vollen Kohlenhunt überfahren und so schwer verletzt, daß am 29. d. M. der Tod eintrat. — Crimmitschau, 29. August. Herr Assessor Kotte, Amtsanwalt und Hilfsrichter beim hiesigen Königl. Amtsgericht, ist auf sein Ansuchen mit Schluß des Monats August aus dem Staatsdienste entlaßen worden. An seine Stelle tritt Herr Assessor Gebhardt, zur Zeit beim Königl. Landgericht Leipzig — Werda«, 28. August. Wegen ihrer Nationalität geriethen gestern Nachmittag zwei auf Irr Treue bewährt. Humoreske von E. Greine r. (Nachdruck verboten.) Frau Clementine Schneidig, respektierte Prin- zipalin der altrenommierten Buchhandlung von „Konstantin Basilius selig", theilte schon seit einer Weile ihre Aufmerksamkeit zwischen ihrem großen Wohlthätigkeitsstrickstrumpf und der Thürklingel im anstoßenden Laden, wir es doch Sonnabend, an welchem das leselustige Publikum des Städtchens sich «ach Wunsch und Bedürfniß mit geistiger Sonntags nahrung zu versehen Pflegte. Und gerade an diesem Abend mußte der „Herr Prinzipal", wie Frau Clementine in Gedanken ihren Gatten gereizt titulierte, mit seinem Skatbrüdern im „Goldenen Stern" sitzen! Aber er sollte ihr nur noch einmal mit Anschaffung neuer Autoren für die Leihbibliothek kommen, wenn — wie zur Stunde — die bewährten alten immer noch lebhaft begehrt wurden! Vielleicht, weil des Steuerkontroleurs hübsche Adelheid an tollen Leutnants- und unglücklichen Liebesgeschichten mehr Geschmack fand, als an den moralischen Erzählungen von Friederike Bremer und Ottilie Wildermuth? Wahr haftig, die eingebildete Person würde auch besser thun, dem Papa eine Suppe zu kochen und dessen Strümpfe zu stopfen, statt einen Tag um den andern sich einen Roman aas der Leihbibliothek zu holen und dabei mit Männern zu kokettieren. Nun, Frau Clementine würde es dem ihren bei nächster Gelegenheit zu ver stehen geben, daß sie seine übertriebene Zuvorkommen heit gegen die rothaarige Schöne längst mißfällig be merkt habe, nicht, daß sie vielleicht eifersüchtig wäre — lächerlich! — aber was ihr nicht paßte, konnte sie sich verbitten, denn das Geschäft gehörte nun doch einmal ihr. Aber da klingelte es wirklich schon wieder, und nun mußte sie doch einmal zusehen, ob der „junge Mann" draußen auch allein fertig werden könnte. Herr Adolar Sauerbier, Buchhandlungsgehülfe und geschätzte Kraft bei Bällen und Liebhabertheater- Aufführungen, balancierte soeben hoch oben auf der Leiter, um Bürgermeisters dicker Köchin den gewünschten „Ritter Benno von Rabeneck" herunterzulangen, als Steuerkontroleurs kleine Aufwärterin eintrat und mit einem Gruß vom „Fräulein" zögernd und verlegen ein Heftchen abgab. „Die Gloriahose, von E. v. Wolzogen," las Frau Clementine interessiert auf dem Umschlag, ei, wie kam denn die ohne ihr Vorwissen in die Leihbibliothek? Schien ja eine recht passende Lektüre für junge Damen zu fein! Nun, morgen war Sonntag, da würde man — eine verheirathete Frau — doch einmal Einsicht davon nehmen. Mit diesem Vorsatz hatte die Frau Prinzipalin das Büchelchen mit dem ominösen Titel stillschweigend an sich ge nommen, es dem Gehülfen überlassend, den letzten Kunden zu bedienen. Aber, wo blieb denn August? Wahrhaftig schon fünf Minuten über zehn! Ach, wenn die sorgende Gattin gewußt hätte, in welch' inneren Zwiespalt der arme Mann versetzt worden war! Zu dem für morgen früh geplanten Ausflug nach dem Kyffhäuserdenkmal hatte der Skatklub im „Goldenen Stern" ihn gepreßt, ihn, der ohne Vor wissen seiner Clementine keinen Schritt über die Gasse that und keinen Pfennig verausgabte. Und nun, — wollte er nicht, daß Doktor Hummel aus der Gefellschaft austrat, weil dieser erklärt hatte, mit einem „Pantoffelhelden" nicht an einem Tische sitzen zu können; und daß Rektor Strenge keinem Schüler mehr gestatten würde, seinen Schulbücherbedarf bei „Kon stantin Basilius selig" zu entnehmen — sollte er vor seine Frau hiutreten u id dieser rundweg erklären, daß er ohne sie morgen eil; Klubpartie mitmachen werde! Von dem Bewitzel der Freunde gereizt und an seiner Mannesehre stark angegriffen, hatte er in der That den löblichen Vorsatz gefaßt, daheim unerschrocken vor- zugehcn, allein je näher er seiner Wohnung kam, desto unbehaglicher fühlt er sich, und als seine bessere Hälfte ihn jetzt unter säuerlichem Lächeln mit der Frage empfing: „Nun, Dir ist wohl die Uhr stehen geblieben?" da öffnete er wirklich schon die Lippen zu dem gewohnheitsmäßigen: „Entschuldige, Clemen- tinchen." Aber nein, an der Hand des Schriftcitats, das der Amtsrichter ihm vorhin zugeschleudert: „Und er soll dein Herr sein!" wollte er es denn in Gottes Namen zum wenigsten doch einmal ver suchen, den Herrn und Gebieter herauszukehren, zo ungewohnt und sauer es ihn auch ankommen mochte. „Die Uhr stehen geblieben? Daß ich nicht wüßte", sagte er, die 'hervorgezogene aufmerksam prüfend, „genau in drei Minuten halb elf." „So, und weshalb kommst Du denn so unpünkt lich?" fragte die Gattin ein wenig pikiert. „Wir — wir hatten — wegen eines gefaßten Beschlusses noch allerlei zu besprechen," gab jener nach einigem Verlegenh^itsräuspern zur Antwort. „Diesem Beschlusse fehlt hoffentlich die Zu- siimmung der betreffenden Hausfrauen nicht," lächelte Clementine im Bewußtsein ihrer Autorität; „also Schatz, um was handelt es sich, und wozu wünschest Du die meine?" In dem Gefragten begann leise der „Herr" sich zu regen. Was doch ein wenig Bibelsestigkeit that! „Wozu die Zustimmung der Frauen, wenn Männer etwas beschlossen haben?" Da war es heraus, das große Wort, und der es gesprochen, erschrak im nächsten Moment fast über sich selber. Mit offenem Munde und weit aufgerissenen Augen starrte die Frau den Sprecher an, dann aber seufzte sie laut und schmerzlich auf. Kein Zweifel, ihr braver, solider Mann hatte mit den Zechbrüdern zu lange hinter dem Glase gesessen! „Geh' zu Bett, August, geh' zu Bett," gebot sie weinerlich, „morgen früh, wenn Du Deinen Rausch ausgeschlafen, sprechen wir weiter mit einander." Und ohne den Genannten noch eines Blickes zu würdigen, schritt sie, das Haupt in Trauer und tugendsamer Entrüstung gesenkt, in das anstoßende Schlafzimmer voraus. Mit getheilten Empfindungen schaute der Zurück bleibende ihr nach. Keine Frage, sein unerschrockenes Auftreten hatte ihm selber imponiert und ihn etwas von der angenehmen Stellung eines souveränen Haus herrn ahnen lassen, zugleich aber auch die sehr berechtigte Befürchtung in ihm geweckt, daß morgen fiüh an seinem Ehehimmel ein Gewitter vor der Sonne stehen werde. Und er sollte sich nicht getäuscht haben. Eben noch hatte er geträumt, er blättere in einem der modernen Romane, davon er gegen den Willen seiner Frau eine große Auswahl sür die Leihbibliothek angeschafft, und ein hübsches junges Mädchen neige sich dabei so dicht über seine Schulter, daß er den reinen warmen Athem spürte — als eine Hand ihn unsanft rüttelte, und er, die verschlafenen Augen öffnend, in die aufgeregten Züge seiner Gattin schaute. Fortsetzung folgt.
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