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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 15.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190007159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000715
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000715
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-15
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 15.07.1900
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-ei den Kindern manchmal der Erfolg zu wünschen übrig, zum größten Entsetzen der besorgten und eitlen Mutter. Die Statistik hat sestgestellt, daß gerade im Sommer die Sterblichkeit der Kinder, besonders der ganz kleinen, sich ganz unverhältnißmäßig erhöht. Andauernde warme Sommerlage können viel Unheil anrichten. DaS liegt vor allen Dingen in der Beschaffenheit der Lust, die gerade in der heißen Sommerzeit eine besondere Neigung und Kraft hat, die menschlichen Nahrungsmittel zu zersetzen und giftig zu machen. Auch wirkt die große Hitze sehr schädlich aus den zarten Körper unserer Kleinen ein, so daß sich häufig Fiebererscheinungen zeigen. Diese Erscheinung hat aber immer etwas Bedenkliches und sollte alle Eltern zur größten Vorsicht mahnen, denn eine Krankheit verhüten ist leichter als sie zu heilen. Man schütze daher in erster Linie den Kopf der Kinder durch einen leichten breitrandigen Strohhut und achte darauf, daß sie nicht gerade in der Mittagszeit sich in der Sonne herumtummeln. Sonst sei die Sommerkleidung leicht und möglichst frei; nackte Brust, kurze Kleidchen und Hosen sind vom hygienischen Standpunkte aus nur zu billigen, Nächst der Kleidung widme man der Nahrung der Kinder die größte Aufmerksamkeit. Jede Ernähr ungsstörung, die in anderen Jahreszeiten ohne ernst liche Folgen bleibt, kann im Hochsommer verhängniß voll werden, indem sie die sogenannte Kindercholera oder die Brechruhr Hervorrust. Die Ursache der Er krankung ist meist bei größeren Kindern der Genuß schlechten oder unreifen Obstes, bei den kleineren der Genuß verdorbener Milch. Wie leicht und schnell gerade in gewitterschwülen Sommertagen die Milch verdirbt, das weiß jede Hausfrau. Diese verdorbene Milch aber enthält Millionen von Bakterien, Bazillen, welche gerade im Sommer im Darm unserer Kleinen so leicht schlimme Verheerungen anrichten können. Am Morgen ist das Kind noch gesund und am Abend zeigt es schon das schwerste Krankheitsbild. Unter Fiebererscheinungen tritt Erbrechen und heftiger Durch fall ein, wodurch die Kräfte des Kindes zusehends verfallen. Diese Vergiftung im Sommer ist häufiger bei Großen und Kleinen, als man glaubt; daher sei man mit der Prüfung der Nahrungsmittel höchst peinlich. Vorsicht und Enthaltsamkeit thun gerade im Hochsommer noth. Ist trotz aller Vorsicht ein Krank heitsfall eingetreten, so entziehe man dem Kinde sofort jede Nahrung; man gebe ihm nur dünnen Haferschleim zu trinken. Bei größeren Kindern kann man e;was Cognac oder starken Wein zusetzen. Niemals aber greife man ohne ärztliche Verordnung zu stark stopfen den Mitteln, wie Opium oder Gerbsäure. Das Gist, die Bazillen oder Bakterien müssen erst den Körper wieder verlassen haben, bevor man an eine gründliche Heilung denken kann. Durch den wässerigen Stuhl gang aber wird das Gift in großer Menge dem Körper wieder entführt. Um die Kräfte des Leiden- den genügend zu erhalten, genügt die Darreichung von Haferschleim. In den meisten Fällen lindert und heilt derselbe das Leiden in kurzer Zeit. Das können sich auch Erwachsene merken, die gleich mit Stopfmitteln wie Opium und dergleichen zur Hand sind. Ein kluger Arzt reinigt erst den Darm durch ein weiteres Abfiihrmittel und giebt dann erst stopfende Mittel. Sehr häufig hört man im Sommer in wirklich ländlichen Sommerfrischen von direkten Vergiftungen der Kinder durch de« Genuß giftiger Beeren oder Pflanzen. Nützt ein strenges Verbot den Kleinen gegen über nicht, unbekannte Beeren oder Pflanzen in den Mund zu nehmen, und ist so das Unglück geschehen, so säume man nicht mit der Verabreichung starker Brech- und Abführmittel, welche zur rechten Zeit angewandt, jeder Gefahr die Spitze abbrechen. Da Brechmittel ohne ärztliche Verordnung aber nicht in der Apotheke zu haben sind, so füge man dieselben bei Zeiten der Reiseapotheke bei. Zu dem Gift in der Pflanzenwelt gesellt sich als weitere Gefahr für unsere Kleinen das Gift in der Tierwelt. Wir haben in unserm Vaterlande zwar nur ein giftiges Reptil, die Kreuzotter, aber für die Kleinen ist oft auch ein Mücken- oder Wespenstich gefährlich. Daher wasche man jede Stichstelle so schnell als mög lich mit verdünntem Salmiakgeist. Ein Fläschchen Salmiakgeist sollte jeder Erwachsene bei jedem Aus flug bei sich tragen. Jeden Schlangenbiß, ob giftig oder nicht, behandle man mit größter Sorgfalt. Ist kein Arzt zugegen, der den Biß mit Sublimatlösung behandelt, so wasche man mit reinem Wasser, unterbinde das verletzte Glied oberhalb der Bißstelle und an der nächsten Gelenkbeuge mit einer festen Schnur, um so dem Weitergreisen des Giftes vorzubeugen. Erweiterungen der Wunde durch reine Gegenstände sind gleichfalls zu empfehlen, denn das ausfließende Blut nimmt daS Gift mit sich. Nur wer einen ganz heilen Mund hat, darf das Gift der Wunde auSsaugen. In manchen Sommerfrischen gestatten es verein zelt die Eltern, daß ihre Kleinen dann und wann barfuß laufen. Diefe Erlaubnis sollte niemals gegeben werden. Barfuß laufen will erlernt fein. Wo die Fußsohlen nicht abgehärtet genug sind, da treten leicht Verwundungen ein, welche mit Gier die sogenannten Starrkrampfbakterien aufnehmen. Dieser merkwürdige Bazillus gedeiht auffallender Weise in jeder Garten erde, so daß man mit derselben leicht eine MauS oder ein Meerschweinchen töten kann, wenn man einem der Tiere etwas von jener infizierten Erde unter die Haut bringt. Der Mensch besitzt nun zwar bei weitem nicht die Empfänglichkeit dieser Tierchen, doch kann er auch hier nicht die Vorsicht ganz außer acht lassen, da man jährlich von Starrkrampfanfällen liest, hervorgerufen durch Barfußlaufen. Der Städter inkliniert entschieden mehr für diese Krankheit, die nur der Arzt heilen kann, als der Landbewohner, der durch Abhärtung und Gewöhnung mehr geschützt, immun, ist. — Die Bahnwärter der sächs. Staats - eis enbahnen sind nicht selten in der Lage, ohne jede Vernachlässigung ihres Dienstes und ohne unzu lässige Belästigung ihrer Nachbarn in der Nähe ihrer Wohnung eine Anzahl Bienenstöcke aufzustellen, deren Wartung ihnen Vortheile bietet. Die Bauinspectionen und Bahnverwaltereien haben deshalb, wie wir in Erfahrung gebracht haben, Ermächtigung erhalten, in geeigneten Fällen die Bahnwärter auf die Vortheile und Bedeutung der Bienenzucht aufmerksam zu machen und sie mit Rath und That zu unterstützen. — Oelsnitz i. Vogtl., 7. Juli. (Geschäftliche Krisis.) Die durch die Wirren in China hervorge rufenen politischen Verschärfungen beginnen sich bereits auch auf industriellem Gebiete unangenehm störend und schädigend fühlbar zu machen. So wurde hier den ca. 1500 Arbeitern der Weltfirma Axminster- teppichfabrik von Koch u. te Kock am Freitag durch Anschlag bekannt gegeben, daß infolge des durch die politische Krisis verminderten Umsatzes auf dem Welt märkte vom 7. Juli ab die Arbeitszeit um täglich 3 Stunden vermindert wird und bis auf weiteres täg lich um 4 Uhr statt wie bisher um 7 Uhr endet. — Der evangelische Arbeiterverein Dresden-Ost hat den Gedanken, für seine Mitglieder durch den Massen bezug böhmischer Braunkohlen wesentlich günstigere Be dingungen zu vermitteln, nunmehr zur Ausführung ge bracht. Durch den Vorsitzenden des Vereins, Archidiakonus Reichel, ist mit einer Dresdner Firma ein Vertrag über Lieferung von 7000 Hektoliter an die einzelnen Mit glieder, in Mengen von 10 Hektoliter aufwärts, abge schlossen worden, deren Zufuhr in etwa 14 Tagen be endet sein wird. Dadurch, daß der Verein nicht nur alle Bestellungen, sondern auch alle Zahlungen durch seine Hand gehen läßt, gestaltet sich die Ausführung des Unternehmens für alle Betheiligten in einfachster und schnellster Weise. — Dresden. Auf der Leipziger Straße stürzte der Fuhrwerksbesitzer Kühne Plötzlich von seinem Möbelwagen herab und kam unter die Räder, die ihm über den Oberkörper und die Beine hinweg gingen. Der Bedauernswerthe, der auch schwere innere Ver ätzungen davongetragen, wurde nach dem Stadtkranken- jause gebracht, wo ihn am Sonntag Vormittag der Tod von seinen Schmerzen befreite. Die Ursache zu dem Sturze vom Wagen war ein plötzlich eingetretener Krämpfeanfall, an welchen der Verstorbene öfters litt. — Gerhart Hauptmann hat sich bereits den Luxus von drei Villen geleistet, von denen die eine in der Villonkolonie Grunewald, die beiden anderen im Riesengebirge, und zwar bei Schreiberhau und bei Agnetendorf liegen. Jetzt läßt Hauptmann bereits eine vierte Villa bauen, die noch im Laufe des Winters vollendet werden dürfte. Sie erhebt sich in Blase witz bei Dresden an den Ufern der Elbe; ihr archi tektonischer Schmuck erinnert an die erfolgreichste Öauptmann'sche Bühnendichtung, an die „versunkene Glocke", insbesondere an deren phantastische Fabel- gestalten. Gerhart Hauptmann wird, wenn er rüstig o fortbauen läßt., der Nachwelt einmal neben seinen gesammelten Werken eine stattliche Villen-Sammlung interlassen — zum Zeugniß dafür, wie hoch heute der Dichter bei seinen Zeitgenossen in klingenden Ehren teht. Denn Bauen kostet viel Geld. — Löbau, 9. Juli. Am Sonnabend Abend war der Maurer Israel hier mit seinem l5jährigen Sohne Friedrich Wilhelm Israel, der in der Kloß'schen Stein ¬ schleiferei Lehrling ist, damit beschäftigt, Wäsche zu man geln. Es waren noch 2 Frauen anwesend. Der Vater Israel drehte gerade die Mangel, da ertönte ein Schrei und mit Entsetzen sahen die Anwesenden, daß der Sohn der sich an die Mangel angelehnt hatte, mit dem Kop in dieselbe gerathen war Der junge Mann war sofort bewußtlos und blutete stark. Es ist anzunehmen, daß er schwer verletzt ist. — Von den Schülern der Löbauer Realschule, welche sich auf der Unglückspartie nach der böhmischen Schweiz befanden — ein Schüler wurde durch Blitzschlag getödtet, mehrere betäubt — sind vier in Folge Gemüths, aufregung erkrankt: auch Oberlehrer Doberenz war nicht im Stande, seine Stunden abzuhalten, so nachtheilig hat der unglückliche Vorfall auf ihn gewirkt. — Weitzenbor«, 9. Juli. Ein merkwürdiges Nistplätzchen hat sich hier ein Schwalbenpaar ausgesucht, nämlich den oberen Kranz einer Zughängelampe in der Wohnstube. Die Vögel lasten sich durch die Bewohner in keiner Weise stören. — In dem bekannten Leipziger Restaurant „Thü ringer Hof" erfolgte eine heftige Detonation, und als die Feuerwehr eintraf, fand sich, daß im Maschinenraum eine Kohlensäure-Explosion erfolgt war. Zwei der Feuerwehr leute wurden ohnmächtig und nach Lüftung der Räume nach dem Hospital gebracht. Glücklicherweise liegt Gefahr für deren Leben nicht vor, dagegen fand man den Ma schinisten Bettziege todt vor. — Bitterfeld. Der etwa 11 Jahre alte Sohn des Landwirths H. im benachbarten Zschornewitz fand im Walde eine Patrone. Daheim versuchte er, sie zu entladen, und schlug mit einem Beile darauf los. Plötzlich explodirte das Geschoß und fuhr dem un glücklichen Knaben in den Unterleib und Schenkel, daß ihm die Eingeweide vollständig zerrissen wurden. In folgedessen war der arme Junge schon nach 3 Stunden eine Leiche. Siebenleh«. Nunmehr können auch die letzten genaueren Bestimmungen über die Meisterkurse für Schuhmacher an der Fachschule bekannt gegeben werden. Der Kursus beginnt am 23. Juli vormittags 10 Uhr und endigt am 11. August vormittags 11 Uhr. Die Theilnehmer haben 5 Mk. Schulgeld zu entrichten, erhallen aber einen Zuschuß zum Unterhalt vom Königlichen Ministerium. Für zwei Theilnehmer zahlt der Verband je 25 Mk. Zuschuß auf die 3 Wochen. Auch ist es jedem Meister gestattet, zwei Paar Stiefel für seine Kunden in der Fachschule anfertigen zu dürfen. Weiteren Aufschluß ertheilt die Direktion der Fachschule. Der Vorsitzende des Sächs. Schuhmacher- Jnnungsverbandes, Herr Schuhmachermeister Naumann- Döbeln, sowie das Vorstandsmitglied Herr Obermeister Jung-Zwickau revidirten am Montage (2. Juli) die Fach schule und konnten erfreulicherweise abermals einen hüb schen Fortschritt feststellen. Für den Schuhmacher-Ver bandstag in Meißen wird die Fachschule besonders praktische Arbeiten am 29. und 30. Juli ausstellen. — In Pannewitz bei Weidlitz ist am 5. d. M. in Folge eines geringen Stubenbrandes das 5- jährige Kind des Arbeiters Koppe erstickt, ein zweites 3-jähriges Kind wurde wieder zur Besinnung gebracht. — Auf der Postagentur Rudelsburg, der klein sten im Oberpostdirektionsbezirk Halle, da sie nur acht Einwohner zählt, sind im vergangenen Jahre 73,26t) postalische Sendungen, zumeist natürlich Ansichtspostkarten, aufgegeben worden. — Apolda, 12. Juli. Hier wurde dieser Tage durch den Ministerialdirector Or. Hunnius ein neuer Chef des Rechnungsamtes eingeführt, wobei der Mi nisterialdirector folgendes sagte: „Möchten Sie immer daran denken, daß der Beamte wegen des Publikums da ist und nicht das Publikum wegen der Beamten. Nichts fördert das Geschäft und die Berufsarbeiten mehr, als ein wohlwollendes Verhalten." — Der Redakteur Seifert von der sozial demokratischen „Tribüne" in Gera ist, wie der „Vogtl. Anz." meldet, seinerzeit zu 50 Mk. Geldstrafe verurtheilt worden, weil er sich weigerte, den Ver fasser eines Aufsatzes zu nennen, in dem Maßnahmen des Fürst!. Landrathsamtes in Schleiz abfällig kritisirt wurden. Das Landrathsamt hält einen seiner Be amten für den Verfasser des fraglichen Artikels. Jetzt ist nun dem genannten Redakteur Seifert mit- getheilt worden, daß er vom Sonnabend ab auf un- lestimmte Zeit in Haft genommen werde, wenn er nicht Ausschluß in der Angelegenheit gebe. — Vor einigen Tagen hatte der 67 jährige Büchsenmacher Liebig in Torgau beim Fischessen eine Rückengräte verschluckt, welche sich im Darm fest- etzte. Da alle Versuche zur Entfernung des Fremd- örpers scheiterten und der Zustand des Genannten immer gefahrdrohender wurde, erfolgte dessen Trans port nach Halle in die Klinik. Leider kam menschliche Hilfe zu spät. Der Bedauernswerthe starb schon am Tage nach der Einlieferung unter schweren Leiden. — Bei einer Zecherei hat der Arbeiter Köppe in Gommer« seinen Tod gefnnden. Im Uebermuth er bot er sich, halsbrecherische gymnastische Künste auszu führen. Nach einigen komplizierten Purzelbäumen machte er seinen Salto mortale — er brach das Genick und verstarb auf der Stelle. BermschteS. * Mannheim, 11. Juli. Vor einigen Tagen versammelte die hiesige Sunlight-Seifenfabrik A. G. zum ersten Male ihre sämmtlichen Reisenden und Vertreter, sowie auch viele Herren der Presse in dem großartig angelegten Etablissement welches von Fach- genossen als eine Musterstätte gepriesen wird. Die große Anzahl der Theilnehmer, Vertreter und Reisende der Firma aus den verschiedensten Theilen Deutschlands, nebst den Herren der Presse wurden in eleganten Landauern zur Fabrik gefahren, wo sie in dem Bureausaale von der Direktion in herzlichster Weise begrüßt wurden. Nachdem eine photographische Gesammtaufnahme der Theilnehmer erfolgte, begann der Rundgang in der Fabrik. Als Unterbrechung desselben fand eine Waschdemonstration mit Sunlight-Seife statt, die äußerst interessant und instruktiv verlief und bei allen Zuschauern Bewunderung hervorrief. „Eine Anzahl Mädchen legten Nachfolgendes in kaltes Wasser, um alle diese schmutzigen Stücke dem von der Firma empfohlenen Waschverfahren zu unterziehen: Eine Schürze, ein blaues Arbeiterbein kleid voll von Flecken und Oel, ein Schleier, ein Herrenkragen, eine Damenblouse, ein Küchenhand tuch, ein wollenes Kleid, ein Fensterwaschleder, ein Betttuch usw. Nachdem die schmutzigen Wäschestücke in kaltem Wasser eingeweicht waren, wurden sie mit Sunlight-Seife eingeseift und jedes Stück wieder in lauwarmes Wasser eingelegt um der Sunlight-Seife Zeit zu geben ihre Arbeit zu thun." „Nach Besichtigung der Fabrikräumlichkeiten begaben sich die Gäste wieder in den Demonstrations raum zurück, um die bei der Wäsche erzielten Er folge zu beobachten. Die eingelegten Wäschestücke wurden von denselben Mädchen aus dem Wasser herausgenommen und auf einem Waschtisch leicht mit der Hand bearbeitet. Die Ueberraschung über die Arbeit, welche die Sunlight-Seife in so kurzer Zeit — es waren 1flz Stunden verflossen — voll bracht hatte, war groß. Aller Schmutz wurde mit dem ablaufcnden Wasser hinweggeschwemmt und alles war rein. Der wesentliche Vorzug der Sunlightseife besteht eben darin, daß das kochen, brühen, zerren, bürsten und wringen der Wäschestücke nicht mehr nöthig ist." Allseitig gefielen die ausgedehnten, Hellen, luftigen Räumlichkeiten der Fabrik mit ihren vorzüglichen Einrichtungen, welche den weitgehendsten hygienischen Anforderungen entsprechen. Im Siedehaus, dem eigentlichen Herzen der Fabrikation, fesselte ein sehr spannender und belehrender Vortrag des technischen Directors die Aufmerksamkeit der zahlreichen Zuhörer schaft. Es wurde der Werdegang der Sunlightseife von Eingang des Rohmaterials bis zur Fertigstellung des bekannten charakteristischen Doppelstücks gezeigt und alle Theilnehmer waren hoch befriedigt über das, was ihnen hier gezeigt wurde. Auch die eigene Druckerei, die Cartonnagensabrikation, die Kistenfabrik, das Laboratorium und die Wohlthätigkeitsanstalten wurden besucht. Nach einer Erfrischung an einem reichhaltigen Büffet versammelten sich Nachmittags die Herren zu einer geschäftlichen Sitzung, welche unter dem Vorsitze des kaufmännischen Directors einen sehr guten Verlauf nahm und sicherlich durch den erfolgten gegenseitigen Meinungsaustausch wesentlich zur Ent wicklung des Geschäftes beitragen dürfte. Am Abend fand ein Bankett im Hotel „Pfälzer Hof" statt, bei welchem eine wahre Familienstimmung herrschte, und womit dieser der Sunlight-Seifen-Fabrik so denkwürdige Festtag seinen guten Abschluß fand. * Ei« originelles Intermezzo ereignete sich der „Fr. Presse" zufolge dieser Tage vor dein Mül hauser Schöffengericht. Ein Sozialist Namens Gsell war angeklagt, anläßlich des Streikes bei der Mül hauser Firma Läderich u. Co. beleidigende Aeußer- ungen gegen die Leiter der Firma gebraucht zu haben. Gsell wurde zu 30 Mk. Geldstrafe verurtheilt. Nach der Verkündigung des Urtheils sprang plötzlich der als Schöffe fungirende Herr Heinrich Beuer von seinem Stuhle auf und rief in Gegenwart des Angeklagten laut aus, er werde die Strafe für Gsell bezahlen. Der Vorsitzende Amtsrichter ließ diese Gesetzwidrigkeit . Neg-S Gott frische 1 Ernsttha Stadtbez davon A liefern, r Käufer d« in ihnen höchstens einer für ei» höhen l von dem gemacht. . 1"/o Fett, gleichfalls feil geböte r Quevenne'j Planeten, auch mein Aschermittwoch wird kommen," sagte Carla und dachte an den Commerzienrath. „O, Sie haben ja kein Examen vor sich," meinte Fred, „Ihr Leben oder wenigstens Ihre Jugend kann ein ewiger Carneval bleiben!" Ein lustiger Carneval an der Seite eines alten Mannes, dachte Carla, während sie aus der Droschke stieg, die vor ihrer Wohnung jetzt hielt. Fred schloß ihr noch die Hausthür auf, und dann stieg sie die Treppen empor, ein Wachsstreichhölzchen in der Hand. In ihrem kleinen Schlafstübchen!trat sie, nachdem sie die winterlichen Umhüllungen abgelegt, vor den Spiegel; das kecke Polenmützchen saß etwas schief auf den dunklen Flechten, und die Stirnlocken hingen ein wenig wirr darunter hervor, trotzdem aber war es immer noch ein schönes, berückendes Bild, was der Spiegel zurückgab, und Carla wurde es ordentlich schwer, das bunte Gewand abzulegen, es hatte seine Schuldigkeit gethan, den Zweck erfüllt, den ihr Vater im Auge gehabt, als er ihr das Geld zum Kauf des selben gegeben; er würde zufrieden sein, wenn sie ihm all die Ereignisse des Balles berichtet! Schön war er ja gewesen, dieser Ball, ein Glanzpunkt ihres Lebens! „Und nun leb wohl, Du schönes Polenkind!" rief sie und fast höhnisch lächelte sie ihr Spiegelbild an, indem sie die Mütze vom Kopf riß, und dann legte sie ein Stück nach dem andern ab und begab sich zur Ruhe. „Noch bin ich frei, noch ist Carneval," murmelte sie schon halb im Schlaf; im Traume aber erschien ihr der Commerzienrath in Sack und Asche gehüllt, „und ich bin der Aschermittwoch, dein Aschermittwoch, raunte er ihr geheimnißvoll zu und Deine Jugend gehört mir." X. „Nun?" fragte Herr Axhausen am nächsten Morgen, als seine schöne Tochter ihm den Thee be reitet, „wie war es, erzähle!" Man sah es Carla kaum an, daß sie die Nacht durchtanzt, so blühend und frisch erschien sie, sie besaß die Spannkraft elastischer Naturen und gehörte zu den Menschen, die ihre Tage ausnutzen, nicht gerade durch Pflichttreue und Arbeit, nein dazu war sie nicht ver anlagt, ihr Lebenszweck war sich das Leben zu ver schönern, und Genüsse aller Art zu verschaffen. Mit den geringen Mitteln, die ihr zu Gebote standen, wußte sie immer einen gewissen Comfort zu erzielen; der Frühstückstisch war aufs zierlichste gedeckt, und sie selbst sah allerliebst aus in dem dunkelblauen Morgenrock, dem weißen Schürzchen und Häubchen. Die Helle Morgensonne fluthete in das Zimmer, das noch etwas phantastischer ausgeputzt war als die Wohn ung von Brenkens. „Ich habe Deine Wünsche beherzigt," begann Carla jetzt ihren Bericht, „der Herr Commerzienrath ist Feuer und Flammen und wird sicher nächstens als Freier hier erscheinen." „Ah wirklich, nun, ich wußte es ja, daß Du mein verständiges Kind bist und Du wirst eS auch nicht bereuen, auf Deinen alten erfahrenen Vater ge ¬ hört zu haben. Dein Verehrer, der Student, war wohl nun sehr unglücklich?" „O, noch glaubt er au mich, und so lange es irgend angeht, soll es auch so bleiben, jede Stunde der Freiheit, die mir noch vergönnt ist, will ich in seiner Gegenwart genießen, Du würdest mich verstehen, hättest Du ihn gestern Abend gesehen in seiner Lohengrin- Gestalt, er sah bildhübsch aus. Wir haben den Co- tillon zusammen getanzt, es waren die seligsten Stunden des Valles. Es ist doch etwas herrliches um solche fröhliche Jugend, die noch den vollen Glauben an das Glück hat!" „Gott, Du redest ja auf einmal, als wärest Du eine Matrone geworden." „Im Gegentheil, Kind, Du wirst Deine Jugend dann erst ordentlich genießen, als reiche junge Frau. Bedenke doch nur die Reisen, die ihr machen werdet, Rom, Paris, Nizza und Monte-Carlo wirst Du zu sehen bekommen!" Dem alten passionirten Spieler war Monte-Carlo stets das heiße Ziel seiner Sehnsucht gewesen, vielleicht erreichte er es nun doch noch einmal durch den reichen Schwiegersohn. Er sah sich schon im Geiste dort in den Spielsälen Goldrollen einstreichen; hatte er doch meistens Glück im Spiel, wer aber dort Glück hatte, konnte im Umsehen zum reichen Mann weroen. Be haglich lehnte er sich, solche Träume weiter ausspinnend, in seinen Stuhl zurück, während Carla den Früh stückstisch abräumte. Ihre Gedanken gingen nicht so weit, sie entwarf nur Pläne für die nächste Zukunft, die ihr noch allein gehörte, ihr und Fred, mit ihm wollte sie noch einmal olle Freuden des Carnevals genießen, bis der Aschermittwoch ihres Lebens an brach, auch für Fred würde er kommen, wenn doch nein, nicht weiter mit solchen Gedanken. — Fred würde jedenfalls um die Mittagsstunde vor sprechen und er durfte davon nichts ahnen. Und dann kam er, von Sehnsucht getrieben, daS geliebte Mädchen wicderzusehen, früher, als dieses ihn erwartete. Sie hatte soeben erst ihre Toilette beendet, und die Frische ihrer Erscheinung entzückte ihn. Wie anders war ihm Flora entgegen getreten, blaß, abgespannt mit großen Ringen um die Augen, wie aus lauter kranken Nerven zusammengesetzt. Carla lachte, als er ihr diese Schilderung entwarf. „Sie ist eben keine Großstädterin, wir haben ja auch wohl Nerven, aber andere elastischere Naturen voll Spannkraft!" Si.' warf den hübschen Kopf siegesbewußt zurück, und sah ihn so eigen an mit den dürstenden Augen. Fred glaubte sie fast noch nie so schön gefunden zu haben, und dazu das heimlich knisternde Feuer, das bunte phantastische Zimmer, die Sonnenstrahlen, die über all die Nippes, die Wand teller, Fächer und Mackartsträuße huschten, wie ein süßer Märchentraum umspann es ihn. Carla plauderte von dem gestrigen Ball, machte neue Vergnügungspläne. Fortsetzung folgt. . L bracht wer einem bear milch keine § gebracht w V Zeugnisses T und die Ct V
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