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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 18.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190007188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000718
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000718
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-18
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 18.07.1900
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erfolgreiches Wirken ausgesprochen wurde. Namemlic geschah dies zunächst von der vorgesetzten Behörde welche, obwohl sie schon früher Herrn Hesse'S Hingabe an seinen Beruf mehrfach anerkannt hatte und der Jubilar vor einigen Jahren ein besonderes Zeichen königlicher Huld empfangen, auch jetzt noch Mittel fand, um ihre Befriedigung zum Ausdruck zu bringen. Das Kultusministerium verlieh unter Zustimmung des ev.-luth. Landesconsistoriums dem Jubilar den Titel „Oberlehrer". Die Kgl. Kirchen- und Schulinspektion ratulirten in entsprechenden Schreiben. Jenes, sowohl ne diese war der Ortsschulinspektor, Herr Pfarrer Lehmann, beauftragt, in Gegenwart des versammelten kirchen- und Schulvorstandes dem Gefeierten mit utheilen. Dies geschah in einem feierlichen Aktus >er Ooerklassen, zu dem außer dem Vertreter der fürstl. Patronatsherrschaft zwei Kirchenvorsteher er- chienen waren, in Gegenwart der Familie des Jubilars und der Lehrerschaft des Ortes. In längerer Rede hob der Herr Pastor hervor, daß Herr Hesse seine besten Kräfte in den Dienst der Schule gestellt und Alles daran gesetzt habe, den Kindern nicht nur Kenntnisse, sondern wirklich Herzensbildung beizu- iringen, also auch erziehlich zu wirken, sowie, daß er eder Zeit sich mit Erfolg bemüht habe, zur Hebung London, 17 Juli. Dem Reuterlchen Bureau wird aus Tientsin vom 13. d. M. gemeldet: Heute wurde von den Verbündeten ein kombinirter Angriff auf die Eingeborenen-Stadt unternommen. Die chinesischen Stellungen wurden von mehr als 10 Geschützen beschaffen. Die Verbündeten erlitten sehr schwere Verluste. 8 chine sische Geschütze wurden erobert. Der Feind wurde nach einem heftigen Geschützfeuer aus dem West-Arsenal ver trieben, doch bielt man es für unmöglich, heute in die Stadt einzudringen. Eine starke chinesische Truppenmacht liegt dicht vor ven Mauern der Chinesenstadt. Morgen wird wahrschein.ich ein Sturmangriff unternommen werden. Berlin. 17. Juli. Der Chef des Kreuzer-Ge- schwaders telegraphirt aus Taku, daß die Verbündeten am l3. d. M. Besitz von allen Befestigungen um Tientsin, außer einer, ergriffen. Das Arsenal westlich von Tiemsin wurde am 9. Juli gestürmt. Die Verwundeten in Tientsin sind gesichert, Zustand gut. Abgelöste, entbehr liche Ingenieure Kranke und Verwundete am 11. Juli mit Dampfer „Stuttgart" nach Shanghai geschickt. des gottesdienstlichen, kirchlichen und sittlichen Lebens der Gemeinde mitzuhelfen, weshalb auch der Kirchen vorstand nicht umhin könne, dies dankbar anzuerkennen und seinem Dank in einem sinnigen Geschenk Ausdruck zu geben. Darnach überreichten die Schulkinder mit innigen Worten, theils in gebundener Rede, die durch eine Sammlung unter ihnen zusammengebrachten Geschenke. Der Jubilar dankte tief bewegt und richtete seinen Dank auch an diejenigen Vereine und Kor porationen, welche am Morgen ihm ihre Glückwünsche dargebracht hatten. Es waren dies die Schubert'iche Kapelle und der Männergesangverein, welche ein Ständchen, der Militärverein „König Albert", der Turnverein und der Kirchenchor, welche Geschenke dargebracht hatten, zum Zeichen, daß der Gefeierte Liebe gesäet in einer mit dem ernsten und schweren Berufe eines Lehrers wohl zu vereinbarenden Weise. Am Nachmittag gratulirten der Waldenburger Lehrer- oerein, indem er das ergreifende Mendelssohn'sche Engelterzett „Hebe deine Augen auf" vortrug und ein Geschenk überreichte. Möge die Liebe und Anerkennung, welche der Jubilar verdientermaßen erfahren, ihn auch weiter zum Segen von Kirche und Schule in unserer Gemeinde wirken lassen. — Glauchau. Der Kgl. Sächs. Militäcverein Deutsche Kavallerie hier beging am Sonntag das Fest der Weihe der neuen Standarte. Am Vorabend wurde nach Schmückung der Gräber gefallener Krieger ein Kommers abgehalten. Die Weihe der Standarte vollzog Tiakonus Bemmann. Aus der hiesigen Ge gend nahmen an der Feier theil Militäroerein Langen berg, M.-V. St. Egidien, Militärverein und Krieger verein Lichtenstein, M.-B. Hohndorf, Kriegerverein Hohndors. — Zwickau, 16. Juli. Ein erhebliches Feuer vernichtete heute Nachmittag die Wichsesabrik von Louis Langer. Den Feuerwehren gelang es, das Wohnhaus zu erhalten. Der Werth der vernichteten., wie es heißt nicht versicherten Oele und Vorräthe beziffert sich auf etwa 30000 Mark. Das Feuer ist wahrscheilich durch Ueberlaufen kochenden Harzes entstanden. — Dresden, 17. Juli. Tas Königliche Hoflager wurde heule nach Pillnitz verlegt. Das Befinden des Königs ist nach wie vor zufriedenstellend. — Dresden, 17. Juli. Vom Leipziger Bahn hof erfolgte heute Vormittag 9 Uhr die Abreise der 2 kriegsstarken Freiwiüigen-Compagnien für China zunächst nach Zeithain. Im Kasernen-Hofe des Leib- grenadier-Regiments richtete der kommandirende General Frhr. v. Hausen begeisterte Worte an die Truppen. Der Stadtkommandant gab den Truppen mit zahlreichen Offizieren das Geleit bis zum Bahnhof. Die Kapelle des Grenadierregiments spielte Abschiedsweisen. Eine tausendköpfige Menschenmenge brachte den Truppen, von denen photographische Aufnahmen gemacht wurden, Ovationen dar. — Leipzig, 17. Juli. Heule früh 7 Uhr 35 Min. fuhr die 3. Kompagnie des 2 ostasiatischen Infanterie- Regiments nach Zeithain -b. Auf dem Bahnhofe hatte sich das gesummte Offiziercorps des Activen- ein Später arbeitete Se. Majestät mit den Ver tretern der Kabinette. Heute wird der hiesige Dom besichtigt und nachher eine Parthie nach Fjeldsaeter in Aussicht genommen. Kopenhagen, 16. Juli Nach hier eingelaufenen Meldungen aus verschiedenen Landestheilen richtete ein heftiges Gewitter in der Nacht zum Sonntag be deutende Verheerungen an. Fünf Personen wurden vom Blitz erschlagen, zahlreiche Höfe und Häuser ein geäschert. Hannover, 16. Juli. Bei der Reichstagsstichwahl im Kreise Einbeck-Northeim erhielt Jorns (natl.) 8612, Fischer (soz.) 4355 Stimmen. Aus 5 Orten steht das Resultat noch aus. Die Wahl Jorns ist gesichert. London, 17. Juli. „Daily Mail" meldet aus Kroonstad: General de Wet mit 10000 Mann und 10 Kanonen soll eine starke Stellung auf den den Retiefnek umgebenden Hügeln eingenommen haben; Präsident Steijn soll sich bei der Streitmacht befinden. P. Botha und Delaroux sind zu Steinkampskop und halten die 8. englische Division in Schach. China. die Europäer massacrirt. Das Beispiel findet in Tschekiang südlich von Schanghai Nachahmung. Der ranzösische Konsul in Schanghai hofft zwar noch, laß Gouverneur Liu sich der Antifremdenbewegung nicht anschließen werde. Immerhin ist die Situation dort sehr kritisch geworden. London, 16. Juli (Unterhaus.) Parlaments Untersekretär Brodrick erklärt, obgleich die Regierung keine positiven Mittheilungen bezüglich der schrecklichen Kata strophe in Peking erhalten habe, so könne man doch kaum sich noch irgend welcher Hoffnung hingeben In den wesentlichen Punkten allerdings seien die Berichte über die Niedermetzelung der Fremden ungenau. Der britische Generalconsul meldete am 15. Juli aus Shang hai, er habe aus gut unterrichteter chinesischer Quelle er fahren, die Chinesen feuerten, wie man glaube, am 8. Juli auf die Gesandtschaften. Darauf folgte die Nieder metzelung der Fremden, «m einer» »richt Wieder gut ZN machenden Bruch mit den Fremden überhaupt herbeizuführe». Die Nachricht, fügt der Generalconsul hinzu, sei noch nicht bestätigt, doch fürchte er, daß sie wahr sei. Brodrick theilt ferner mit, es sei ein Telegramm eingetroffen, welches besagt, Ad miral Seymour sei wieder an Bord seines Schiffes ge gangen, nachdem er eine genügende Anzahl von Mann schaften der Marinebrigade in Tientsin zurückgelassen hatte, um die Geschütze zu bedienen. Admiral Seymour selbst telegraphirt aus Taku vom 14. Juli, er glaube, daß die vereinigten Truppen von allen Forts mb Ausnahme des Forts von Tientsin Besitz ergriffen haben Brodrick giebt sodann folgende Darstellung über die Stärke der bei Taku und Tientsin am 10. Juli vereinigten Truppen der Mächte. Die Ruffen haben 149 Offiziere und 8300 Mann die Japaner 124 Offiziere und 5100 Mann, die Engländer Vermischtes. * In Berlin ist wegen des Pilsener Bieres ein richtiger Krieg zwischen dem Gastwirthsverein nnd den böhmischen Brauereien bez. deren Vertreter in Berlin entstanden. Die Pilsener Brauerei will natürlich ihren großen Absatz in Berlin nicht einbüßen und sucht nun abzulengnen, was vorgefallen ist. Nicht uninteressant ist übrigens der Hinweis auf den Verdienst des Ver treters des Bürger!. Brauhauses in Berlin Namens Camphausen. Nach einer Mittheilung im Verein der Berliner Saalbesitzer betrug die Einnahme bezw. der Verdienst der genannten Generalvertreter des Bürgert. Brauhauses in Pilsen, die ihrer wiederholten Aussage gemäß die Zollerhöhung nicht zu tragen im Stande ind, in einem Jahre 380 000 Mark! Böses Blut hat in Berlin auch die Thatsache erregt, daß in Dresden das Piffener Bier um 12 Mark billiger verkauft wird als in Berlin, obgleich die Transportkosten nur einen Bruchtheil dieser Summe ausmachen; in Hamburg ist trotz der th itsächlich höheren Transportkosten der Bier - preis überhaupt nicht erhöht worden. In Dresden macht eben das nach Pilsener Art gebraute sächsische Bier Concurrenz, und in Hamburg wird viel englischer Porter getrunken, auf welchen die Zollerhöhung eben falls Anwendung findet, ohne daß die englischen Braue reien deswegen zu einer Bierverlheuerung geschritten wären. * Düsseldorf, 14. Juli. Der Stuckateur- meister Mertens ist nach bedeutenden Wechselfälschungen in Höhe von etwa 300000 Mk. geflüchtet, eine hiesig portierte Kuh und verletzte den Führer, welcher das Tdier hindern wollte, nach der eben erst passirten Poststraße zu gelangen. Die endlich mit Hilse an- derer Personen eingefangene Kuh war inzwischen ge- stürzt und soll einen Beinbruch davongetragen haben. — DaS „Logenhaus" war am gestrigen Monta wieder der Schauplatz des fröhlichsten Lebens und Treibens. Der Gewerbeverein Neustadt hielt sein Sommerfest dort ab. — Ein aus dem hiesigen Armenhause entwichener Knabe wurde von der Waldenburger Polizei aufge griffen und heute nach Hohenstein abgeliefert. — Vergangene Nacht gegen ^1 Uhr war nach Langenberg zu ein starker Feuerschein zu beobachten und längere Zeit sichtbar. — Das find heiße Tage! Vor acht Tagen klagte man über Kälte, heute über Hitze! Die Sonne meint es in der That mit einem Male so gut. Puh, so eine unerträgliche Hitze! Der Aufenthalt im Freien ist nicht sehr angenehm. Aber auch in den Zimmern ist es jetzt nicht sehr gemüthlich trotz Jalousien und Vüragen und trotz der üblichen Kühlungsmittel. Das Thermometer im Zimmer zeigt beharrlich ein Minimum von -s- 20 Grad R. — Bernsdorf, 16. Juli. Die Kirchgemeinden Bernsdorf und Gersdorf feiern alljährlich gemeinschaft lich ein Missionsfest, welches abwechsend in beiden Orten abgehalten wird. Dieses Jahr war nun unser Bernsdorf der Festort, und so versammelten sich denn heute Nachmittag um 2 Uhr zahlreiche Freunde der Missionssache im Gotteshaus, um zunächst einem Fest- gvttesdienst beizuwohnen. Gesänge der Gemeinde und des Kirchenchores umrahmten die Predigt, gehalten von Herrn Diaconus Tammenhain-Oberlungwitz. Als Schriftwort lag der Festpredigt zu Grunde Luc. 15, 1—11. Der Herr Prediger behandelte das Thema: Was unser Herr Jesus am heutigen Missionsfest zu uns sagt. Er sagt: 1. Werfet Eure Netze aus — das ist sein Missionsbefehl; 2. damit Ihr einen Zug thuet — das ist seine Missionsverheißung. Andächtig lauschte Alles dieser erbaulichen Predigt, die dem Missionsfest erst die eigentliche Weihe verlieh. — Der weltliche Theil des Festes, die Nachversammlung, nahm nach Beendigung des Gottesdienstes im Nötzold'schen Gasthose seinen Anfang. Dort begrüßte der Ortspfarrer Herr Kleinpaul alle, die der Einladung zum Missions fest Folge geleistet und erschienen waren, und kam, nachdem er einen kurzen Geschäftsbericht abgelegt, auf die äußere Mission zu sprechen, hauptsächlich die Thätigkeit der Missionen in Indien und China ins Auge fassend. Es ist dort recht vorwärts im Reiche Gottes gegangen; besonders erfreulich hat sich das Schulwesen entwickelt. Auch von unserem neuen Missionsselde Ostafrika entwarf Herr Pastor Klein paul eine lebendige Schilderung, seine Worte durch einige schön ausgeführte Bilder illustrierend. Die Bilder stellten dar den Einzug einer Missions-Karawane, eine Missionspredigt bei den Negern, das letzte Bild zeigte uns eine Kirche im fernen Afrika, der sich im feierlichen Zuge die Kirchgänger nahen. — EMich bat der Herr Redner alle Freunde der Missivnssache, durch Entnahme und jährliches Abliefern der Missions büchsen beizutragcn, daß das Werk nach Kräften ge fördert werden könne. — Herr Pastor Böttger-Gersdorf berichtete, an die letzten Aeußerungen seines Vorredners anknüpsend, über die Ergebnisse der Missionsbüchsen in seiner Gemeinde. Im verflossenen Jahre sei ihm in 21 Büchsen die hübsche Summe von 161,57 Mark übergeben ivorden. — Endlich ergriff der Bericht erstatter, Herr lic. tbcol. Or. Gehring, Hilfsgeistlicher aus Thurm das Wort zu einem ausführlichen inter- essanten Bericht über die afrikanische Mission. „Seid nüchtern und achtet auf die Zeichen des Herrn," so rufe das heutige Fest den Schwärmern der Mission zu, und den Nörglern gelte der Ruf: „Geduld, der Herr wird cs versehen". Der Herr Redner erzählte von der Abreise der Missionen ins ferne Afrika, von der vielgestaltigen Ausrüstung der für das Landinnere bestimmten Karawanen, und führte den Geist der Zu hörer in die Missionsstationen, eingehend Leben und Treiben in diesen schildernd. Mühevoll ist die Arbeit der Missionen, besonders, weil es nicht die geringsten Hilfsmittel zur Erlernung der Sprache giebt. Trotz dem sind fortwährend Erfolge zu verzeichnen. Die sogen. Wakamba-Mission zählt 10 Predigtstationen, 294 ständige Zuhörer, 24 getaufte Christen und 15 im Taufunterricht stehende. 150 Kinder besuchen die Schule, außerdem befinden sich 38 Kostschüler auf den verschiedenen Stationen. Zur Wadschagga-Mission gehören 3 Predigtstationen, es giebt 42 Getaufte, 300 Zuhörer, 150 Schulkinder usw. Redner bemerkte schließlich, daß er nicht die eigentliche Arbeit der ' Missionare, sondern die äußeren Verhältnisse geschildert , habe, um zu erläutern, unter welchen Schwierigkeiten dort das Missionswerk betrieben werden muß und i beendete seine Darlegungen mit der wiederholten l Mahnung: Wir müssen nicht zu viel hoffen, sondern ' geduldig und nüchtern sein. — Herr Pastor Kleinpaul ' dankte dem Redner im Namen der Versammlung für 175)Offiziere und 2400 Mann, Frankreich 103 Offiziere , und 2400 Mann, Deutschland 36 Offiziere und 2400 Mann, Amerika 10 Offiziere und 1300 Mann. Dazu koinmen noch kleine Abtheilunzen Oesterreicher und Jta» , liener, so daß die Gesammtzahl der vereinigten Truppen . 604 Offiziere und 20 700 Mann beträgt. Bedeutende i Truppenverstärkungen werden jetzt ausgeschifft oder sind . unterwegs, jedoch ist die Landung von Truppen in Taku , infolge mangelnder Vorrichtungen sehr beschränkt. In Beantwortung verschiedener Anfragen erklärt Parlaments-Untersekretär Brodrick, die Instructionen, welche die englische Regierung den ältesten Marine offizieren auf der chinesischen Station gegeben habe, lauten dahin, daß alle Angelegenheiten im Einver nehmen mit den befehligenden Offizieren der anderen Mächte zu erledigen seien. Ueber verschiedene Punkte schwebten Verhandlungen zwischen den Regierungen. Weitere Erklärungen könne er nicht abgeben. Hin sichtlich der Frage, ob die englische Regierung den Vorschlag genehmigte, die verbündeten Truppen unter den Befehl eines japanesischen Offiziers zu stellen, erklärt Brodrick, daß ein solcher Vorschlag garnicht gemacht worden sei. Der erste Lord des Schatzes, Balsour, erklärt, daß dem Hause ein entsprechender Credit von bedeutendem Umfange unterbreitet werde, um, wie er hoffe, die letzten Mittel für den Krieg in Südafrika zu beschaffen, und ferner die Kosten der Operationen in China zu decken. Petersburg, 17. Juli. Im Hauptstabe sind folgende Meldungen eingelaufen: Aus Nikolskoje wird vom 11. d M. gemeldet: Die Lage in der Mandschurei ist kritisch, da chiuestsche Truppe« zusammen mit den Boxern operiren. Die Bewegung ist zweifellos national und die Regierung steht ihr sympathisch gegen über. Am 9. Juli beschloß Japan, eine neue Division nach Taku zu senden. Unter dem 12. Juli berichtet der Miptingenieur der mandschurischen Eisenbahn, daß die Eisenbahnbeamten die Schutzwachen nach der Grenzstation zurückzogen. Hierauf wurden die Bahnstationen geplün dert und die Vorräthe zerstört. Der Militärgouverneur des Amurgebiets meldet am 14. d. M.: Der Dampfer „Michael" von Chaborowka nach Blagoweschtschensk mit 5 starken Artillenegeschützen und Munition für den letz teren Ort ist abgegangen. In der Nähe von Aigun wurde er von chinesischen Kriegsschiffen empfangen und durch Signale aufgehalten. 3 bewaffnete chinesische Offi ziere begaben sich an Bord mit dem Befehl, die Schiff ahrt auf dem Amur einzustellen und verlangten, den Schiffscommandanten und die Offiziere zu sprechen. Wäh rend der Verhandlungen stieß der Dampfer „Selenga" mit dem russischen Grenzcommiffar und seiner Wache an Bord zu dem „Michael". Der Commiffar befahl, die Fahrt fortzusetzen. Als der Dampfer sich in Bewegung etzte, eröffneten die Chinesen ein Gewehr- und Geschütz- feuer. Die Kosaken erwiderten das Feuer, und es gelang dem Dampfer „Michael", obwohl beschädigt, nach Bla goweschtschensk zu kommen. London, 16. Juli. Der von der Times er wähnte Abmarsch Seymours mit der Besatzung des Cemurio aus Tientsin scheint mit den in folgenden Meldungen verzeichneten Schiffsbewegungen in Zu sammenhang zu stehen. Dem Daily Expreß wird aus Tientsin telegraphirt, der englische Kreuzer „Terrible" sei nach Schanhaikwan geschickt worden, um die dortigen, i in der Hand der Boxer befindlichen Forts zu bom- bardiren. Der Correspondent des Standard in Shanghai depeschirt: Es wird berichtet: Die Ge schwader der vereinigten Mächte versammeln sich zu einem Angriff auf die Forts von schanhaikwan. Der Shanghaier Correspondent des Daily Telegraph meldet ebenfalls die Concentration der befreundeten Geschwader in Schanghaikwan, das am nordwestlichen Endpunkt der großen chinesischen Mauer liegt. In Shanghai wird angenommen, daß ein Vormarsch auf Peking längs der Mauer versucht werden soll. TelesramMe der Congreß zusammentretcn. London, 17. Juli. Eine Schanghaier Depesche der „Daily Mail" von gestern bezeichnet als eines der ernstesten Merkmale der Lage, daß nach amtlichen chine sischen Quellen den Boxers nahe gelegt wurde, sich nach Süden zu wenden. Es heiße, daß sie Tschinghangpo am großen Kanal zum Zielpunkt von 5 Regimentern zu machen beabsichtigen, die nach diesem Platze abgehen und sich unterwegs ergänzen sollen. Die Depesche meldet ferner, daa in Niutschwang ein ernster Kamps bevorstehe. Die Boxer ständen dicht bei der Fremdenniederlassung Die Russen hätten die Straßen verbarrikadirt und die russischen Bankbeamten hätten Geld und Werthpapiere nach Port Arthur gebracht. Mehrere große Abendblätter fordern die Ent sendung von 50000 Mann nach China. Andere Blätter warnen jedoch vor diesem Plan unter Hinweis auf die bedenkliche augenblickliche Lage in Südafrika und die möglichen Verwickelungen in Europa. Paris, 16. Juli. Nach einer Privatmeldung aus Shanghai wird das kais. Dekret, welches s. Z. die Behörden aufforderte, die Fremden zu schützen und Vie Boxer ausznrotten, von den Verwaltern der Distrikte Hupeh-Hunan und Huan in Folge neuerer Instruktionen des gefürchteten Prinzen Tuan für auf gehoben erklärt. In allen diesen Distrikten wurden und Beurlaubtenstandes sowie eine große Menschen menge eingefunden. Oberbürgermeister Tröndlin hielt eine Ansprache. Darauf sagte Generalleu'nant Graf Vitzthum von Eckstädt in herzlichen Worten „Leb- wohl". Unter Hurrahrufen und den Klängen der Sachsenhnmne verließ der Zug die Halle. — Auf rasfinirte Art und Weise hat vor einigen Tagen ein von Glauchau nach Meerane verzogenes junges Ehepaar bei einer Anzahl von Geschäftsleuten Betrügereien ausgeführt. Die jungen Leute, die sich Böhmer nannten, kamen am 30. Juni in Meerane an und miethrten sich ein Logis. Hierauf begaben sie sich in ein Möbelmagazin und nahmen daselbst Möbel auf Abzahlung, die sie selbst nach der gemietheten Wohnung transportirten. Die Frau des Böhmer ging in ein Uhrengeschäft und wußte hier aus Borg eine Damenuhr mit Kette im Werthe von 32 Mark zu erlangen. Ferner wußten sich die beiden Schwindler bei einem Schuhmacher noch Schuhwerk im Werthe von 8 Mark zu verschaffen, bei einem Fleischer und einem Grünwaarenhändler führten sie ähnliche Manöver aus. Am Montag hat sich das nette Ehepaar, nach dem es seine Wohnung verschlossen, aus dem Staube gemacht. Jetzt erst, nachdem die Leute verschwunden sind, stellte es sich heraus, daß all die Angaben, die sie bei den Geschäftsleuten gemacht haben, auf Un wahrheit beruhen. Der betreffende Möbelhändler ist zwar wieder in den Besitz seines Eigenthums gelangt, da man es noch in der Wohnung vorfand, mit den übrigen erschwindelten Gegenständen aber haben die Betrüger, die noch ein Kind bei sich hatten, das Weite gesucht. — In der Gegend von Großenhain hat man mit dem Roggenschnitt begonnen. Auf einigen Fel dern sieht man die ersten Kornpuppcn. Aachtraz DrontheiM, 16. Juli. Der Kaiser hielt gestern seine fesselnden Ausführungen, die ein so anschauliches Bild vom Missionsleben in Afrika entrollten. — Herr- Pastor Laube-Oberlungwitz, der demnächst in den Ruhestand tritt und die Gegend verläßt, berührte in einer Ansprache gleichfalls die Vorgänge in China, Land und Leute in seiner launigen Weise schildernd. Nur am Schluffe erwähnte er kurz seinen Fortgang aus seinem bisherigen Wirkungskreise, erzählte von seinen freundschaftlichen Beziehungen zu dem Bernsdorfer Pfarrhause usw. Man sah dem greisen Seelsorger die innerliche Bewegung an, wiewohl er dieselben unter seinem Humor zu verbergen suchte. Tiefbewegte Worte waren es denn auch, die Herr Pastor Kleinpaul dem Scheidenden widmete. Der Kirchenchor sang das schöne Lied „Wo findet die Seele die Heilnath, die Ruh'", ganz der Stimmung der Anwesenden angepaßt; nach einem Gebet des Herrn Pastor Kleinpaul schloß das gemeinsam gesprochene Vaterunser das Missionsfest. — Callenberg b. Waldenburg, 16. Juli. Au vergangenen Freitag, den 13. Juli, waren es 25 Jahre, daß Herr Kirchschullehrer Cantor Hesse in hiesige Gemeinde einzog. Da es heute nicht allzuoft geschieht, daß ein Lehrer, namentlich unter mancherlei schwierigen Verhältnissen, einer Gemeinde so lange Zeit hindurch seine besten Kräfte widmet, so war es nicht zu ver wundern, daß dem Jubilar von verschiedenen Seiten an Bord dec „Hohenzollern" Gottesdienst ab und die wohlverdiente Anerkennung für sein treues und nahm dann das Frühstück bei dem Konsul Jenssen Brüssel, 17. Juli. Der Minister des Aeußeren empfing von der belgischen Vertretung in Shanghai ein vom 16. Juli Abends 8 Uhr datirtes Telegramm, welches den Sieg der verbündeten Truppen von Tientsin bestätigt. Brüssel, 17. Juli Die Depesche des belgischen Vertreters von Schanghai vom 16. d. M. Abends be merkt ferner, der Tao-tai von Schanghai habe noch keine Bestätigung der Nachricht von der allgemeinen Fremden ermordung in Peking erhalten. Rom, 17. Juli. Das Bureau des italienischen Rothen Kreuzes beschloß, jedem der deutschen Soldaten, die sich in Genua nach China einschiffen, Tabak, Cigarren und eine Flasche Marsala zu überreichen. Suez, 16. Juli. (B. L. A.) Imposant gestaltete ich unsere gestrige Abfahrt von Port Said. Vom Postdampfer „Prinz Heinrich" geleiteten uns die s Öurrahs der Passagiere. Auf einem portugiesischen! Transportdampfer enterten die Matrosen auf, die Kompagnien traten an und beantworteten die Grüße, die ihnen unser Musikkorps durch das Spielen ihrer - Nationalhymne sandte, mit donnernden Hurrahs. Jetzt i nahten wir der „Aquitaine". Die Musik intonierte i die Marseillaise. Die französischen Truppen, mit den unsrigen in gleicher Stärke, waren wie wir an der Bordseite angetreten, die Offiziere an der Front; auf ' leiden Seilen traten die Wachen unter Gewehr und älutirten. Plötzlich kam Leben in die > eihen oer - Franzosen, ein immer stärker anschwellendes, wahrhaft renetisches Hurrah dröhnte aus tausend Kehlen herüber, )ie Mannschaften schwenkten ihre Mützen, die Offiziere ihre Tropenhelme. Dazu bliesen die Hornisten aus schrill klingenden Hörnern den Präsentirmarsch. Das Ganze war eine aufrichtige, enthusiastische Begrüßung, wie sie seit 1870 nicht vorgekommen ist. Interessant ist übrigens, daß die Khaki-Uniform bei Franzosen, Deutschen und Portugi.sen ganz die gleiche ist. New-Norl, 17. Juli. Mac Kinley unterbricht seine Ferien und kehrt sosort nach Washington zurück. Infolge des Berichtes über die schweren Verluste der Amerikaner ist die Stimmung sehr erregt; das Cabinet hielt eine Exlrasitzung ab. Es ist Grund zu d Annahme vorhanden, daß 8000 bis 10000 Mann schnell als möglich znsammcngezogen werden, um nach China zu gehen, sollte die Lage es erfordern, daß noch mehr Truppen aufgeboten werden, dann müßte
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