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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190006242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000624
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-24
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.06.1900
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UenAm-ErnMM TMM. Amtsblatt. Nr. 143. Sonntag, den 24. Juni 1900. 2. Beilage. Zur Gutenverg-Feier. Wohl in der ganzen gebildeten Welt gedenkt man in diesen Tagen anläßlich der Jubelfeier des 500. Geburtstages Johannes Gutenbergs, dieses großen Sohnes der Stadt Mainz und der von ihm erfundenen Buchdruckerknnst. Steht dieselbe doch mit in der ersten Reihe der bedeutendsten und in ihren Wirkungen weit tragendsten Erfindungen, welche je auf Erden gemach! worden sind, ja, in ihrer Bedeutung für die geistige Entwickelung der Menschheit ist die Buchdruckerknnst zweifellos sogar die bei Weitem hervorragendste Er findung aller Zeiten. Mit nm so größerem Stolze muß es daher uns Deutsche erfüllen, daß der Mann, dem die Welt eine so gewaltige und bahnbrechende Erfindung verdankt, unserer Nation angehörte, welchen Ruhm uns niemand mehr streitig machen kann, denn die historische Forschung hat längst festgestellt, daß kein anderer denn Johannes Gutenberg als der Erfinder der eigentlichen Buchdruckerkunst zu betrachten ist. Wohl hat es nicht an Versuchen gefehlt, Guten berg dies sein un '.erbliches Verdienst abzustreuen, bald sollte die Erfindung in den Niederlanden, bald in Italien geschehen sein, aber diese Behauptungen haben sich als ebenso unhaltbar erwiesen, wie jeneDarstellungeu, welche zwar zugaben, daß die Wiege der epochalen Erfindung allerdings in Deutschland gestanden habe, die aber den Ruhm und die Ehre derselben theils dem Mainzer Peter Schösser, theils dem Straßburger Johann Mentel, theils dem BambcrgerPfisterzu vindiciren. Denn längst haben die Forschungen der neueren Zeit bestimmt und überzeugend nachgewiesen, daß eben nnr Johann Gutenberg der wirkliche Vater der Buchdruckerknnst ist, wie es heute weiter als ebenso gewiß gelten kann, daß letztere in der Stadt Mainz ihren Ursprungsort besitzt, wo allgemeiner Annahme nach Johannes Guten berg gegen das Jahr 1440 das Drucken mit beweg lichen Buchstaben an Stelle des bis dahin gebräuchlich gewesenen Holztafeldruckes erfunden hat. Was aber die vielfach verbreitete Annahme anbelangt, die Buch- druckerkunst sei in China Jahrhunderte vor Gutenberg erfunden worden, so ist das ein Jrrthum, der gleich falls schon längst seine Aufklärung dahin erfahren hak, daß die Chinesen lediglich den Holztafeldruck kannten, wie er dort sogar noch heute nicht selten ausgeübt wird; mit dieser chinesischen Kunst hat aber Ne Gu- tenbergsche Kunst nicht das Mindeste zu schaffen. J.n Gegentheil, dieselbe ist ganz selbstständig in der gährenden Epoche zwischen dem Ausgange des Mittelalters und dem Anbruche der neueren Zeit ent standen und aus den gesummten sozialen Verhältnissen jener eigenthüwlichen, bewegten Zeitperiode hervorge gangen. Neue Gedanken, neue geistige Strömungen, neue tiefgründige Lehren rangen sich im Abendlande und zumal in Deutschland aus der langen geistigen Finsterniß, welche dem Untergange des hochentwickelten Römerrciches fast in ganz Europa gefolgt war, mehr und mehr hervor, namentlich ans religiösem Gebiete, wo sich die Vorwehen der Reformation immer stärker bemerkbar machten. Gewiß aber wurde es von den erleuchteten Männer, welche damals auftraten, schwer empfunden, daß sie den von ihnen vertretenen Lehren und Gedanken nur eine langsame Verbreitung zu geben vermochten, daß ihnen hierzu neben dem gesprochenen Wort nur das geschriebene Wort zur Verfügung stand. Dies Bedürfniß eines geeigneteren Mittels zur Verbreitung der neuen Lehren und Geistesrcgungen ließ dann zweifel los die Bestrebungen entstehen, auf mechanischem Wege das geschriebene Wort zu vervielfältigen, welche Bestreb ungen in ihrer Verwirklichung zuerst den Holztafcldruck zeitigten, den vermuthlich auch Johannes Gutenberg zu nächst gemacht, bis ihm endlich die Erfindung des Druckens nüttcls beweglicher Buchstaben gelang, die er selbst hieraus durch die Erfindung der Schriftgießerei noch wesentlich verbesserte. Jetzt war mit einem Male das Mittel zur raschen und allgemeinen Verbreitung all der aufgetauchten neuen geistigen Ideen gesunden, und so schnell machte sich die Bedeutung der Guteubcrgschen Kunst geltend, daß sie bis zum Beginne des 16. Jahrhunderts bereits in fast allen Ländern Europas eingeführt war. Allerdings hat in der Folge die Buchdruckcrkunst noch mancherlei Ver besserungen und Vervollkommnungen erfahren, aber Johan nes Gutenberg bleibt der ungeschmälerte Ruhm, der wahre und eigentliche Erfinder dieser Kunst zu sein, welche sich zum wichtigsten lind unentbehrlichsten Hilfsmittel für die gcsamnüe geistige Cultur der Menschheit entwickelt hat, ohne welches besonders das Zeitungswesen, die ganze Literatur, der Buchhandel usw. niemals ihre heutige Höhe und allgemeine Bedeutung hätten erlangen können. Dank bar aber gedenkt das deutsche Volk im Verein mit den übrigen Cultnrnatwncn des genialen Sohnes der Stadt Mainz, dem es beschicden war, der Mit- und Nachwelt durch seine großartige Erfindung ein so wichtiges und herrliches Geschenk zu machen, es wird darum der Name Johannes Gutenberg noch bis in die allerfernsten Zeiten ruhmvoll erstrahlen. Der Krieg UW TrMsmsl. Noch Burenb. richten hib n d e Bu:en b i Leenwspiil't einen Bchuzn.z mit dem Male ml für die zerstörte N Mvsterbrücke erbeutet, 300 Arb iter und M Pioniere gefangen genommen. Im Gauz-n haben sie im Freistaat 80 Kilom-.lcr der Bahnlinie zerstört. Hammonm, 19. Juni. (Reuter-Bureau). Eine ziemlich starke Burentruppe beßtz'e während der Nacht einen einzeln stehenden Berg, nm von dort Patrouillen der B«wmainy abzuichneiden. Die Buren wurden von Rundles Artillerie überrascht, die sie so wirksam beschoß, daß sich dieselben zurückziehen mußten. London, 22. Juni. Nach einer Drahtung aus Pretoria hat bei Prätoria eine zweitägige Schlacht stattgefunden. Nachdem die fünftägige Waffenruhe abgelaufen war, machte die Armee Roberts am Mon tag einen allgemeinen Vorstoß, um Botha, der mit 8000 Buren eine fast unangreifbare Stellung auf einem Höhenzuge, zwölf Meilen ostwärts von Prä toria, inne hatte, anzugreifen. Die Schlacht wüthete bis Mittwoch. Die Buren leisteten an jedem Punkte hartnäckigen, zuweilen verzweifelten Widerstand, aber die britischen Truppen drangen unwiderstehlich vor. Stellung um Stellung wurde genommen und die Buren auf allen Punkten mit empfindlichen Verlusten geschlagen; aber sie kämpften entschlossen. Ein Nach- hutgefecht fand bei Bronkhorst Spruit am Mittwoch statt. Die Buren nahmen den Kampf entschlossen an; Hamiltons Kavallerie und Huttons berittene Infan terie umgingen indeß die Burenstellung wiederum, worauf die Buren sich allgemein zurückzogen. Dvnker- brook war der Schauplatz eines anderen Treffens, wobei die Buren von starken bruischen Streitkräften aus ihren verschanzten Stellungen vertrieben wurden. Eine Anzahl Buren wurde gefangen genommen. Der britische Verlust wird auf 120 Todle und Verwundete geschätzt. Die Schlacht dehnte sich über ein Gelände von 20 Bieilen aus. Di: Buren zogen sich in der Richtung auf Middelburg zurück. Eine „Times"-Drahlung aus Prätoria sagt, der Wendepunkt des Feldzuges sei nunmehr erreicht. Bothas Niederlage und Bullers Einfall vom Südosten, endlich die Hemmung de Weis müßten die Jsolirung der beiden Republiken zur Folge haben. Die That- sache, daß 5000 Waffen in Prätoria während der letzten 14 Tage übergeben worden seien, kennzeichne die Stimmung der Transvaaler. In wenigen Tagen werde überdies die ganze Hauptarmee, ausgenommen Smith Dorieus Brigade, in der Lage seien, mit Bullers Vorstoß zu kooperiren. London, 22. Juni. Eine Depesche des Feld- .uarschalls Lord Roberts aus Prätoria vom heutigen Tage besagt, daß General Jan Hamiltons Kolonne gestern Springs erreicht habe und sich auf dem Marsche nach Heidelberg befinde, um dort mit General Bullers Truppen Fühlung zu gewinnen, welche gestern Paardekop erreicht hatten. Morgen werde die Kolonne in Standerton sein, um die Verbindungen zwischen Prätoria uu) Natal zu eröffnen und eine vereinte Aktion der Transvaal- und Oranje-Buren zu ver hindern. Baden Powell meldet aus Rusteuburg, er habe bei seiner Rückreise aus Prätoria die Bure» in friedlicher Stimmung gefunden. Während seiner Ab wesenheit seinen der Kommandant Süijn nnd zwei Feldeornets gefangen genommen worden. Bei dem Verwalter des Rustenburger Distrikts feien an 3000 Gewehre abgcliesert worden. Kapstadt, 22. Juni. Seit der Besitzung von Prätoria und Johannesburg haben die militärischen Behörden die Verwaltnngsbestimmungen übernommen, wie sie unter der trausvaalischen Negierung in Kraft waren; namentlich wurden die Bestimmungen über die Minenpolizei beibehalten. Die Arbeit in den Berg werken ist vollkommen eingestellt, bis auf die Pump arbeit. Der Transitverkehr mit geprägtem Golde und Gold in Barren ist verboten. Die chinesischen Wirren. Wie in Berlin verlautet, beschränkt sich die Aetivn der Mächte in China vorläufig aus drei Punkte: Erstens Entsetzung von Tientsin und Peking; zweitens Erlangung von Genugthuung für die stattgefundene schwere Verletzung europäischer Interessen und drittens Schaffung von Garantien gegen die Wiederholung ähnlicher Vorgänge für die Zukunft. Darüber hinaus hat man noch keine Entschließungen gefaßt. Auf die weitere Haltung der Mächte würde es namentlich von Einfluß sein, was inzwischen in Peking sich ereignet hat. Der fast undurchsichtige Schleier, der über den Vorgängen in Peking liegt, wird auch durch die heute aus Ostasieu vorliegenden, zum Theil eiuander wider sprechenden Meldungen nicht gelüftet. Selbst die An kunft der Seyinourschen Truppen in der Hauptstadt wird man noch nicht als ausgemacht betrachten dürfen; sie wird von der einen Seite behauptet, von der andern in Frage gestellt. Im allgemeinen aber spiegelt sich in dem heutiger Nachrichtenmaterial eine weitere Ver schärfung der Situation deutlich wider. Gauz be sonders gilt das voll Tientsin, das offenbar der Schau platz erbitterter Kämpfe ist. London, 22. Juni. Aus Shanghai wird ge meldet: „Während des Boxer-Augriffes auf die aus ländische Niederlassung in Tienisin am 15. suchten die europäischen Frauen und Kinder die ganze Nacht hin durch Schutz iu der Gordon-Hall. Am Sonnabend verließen alle englische Frauen Tientsin mit dem letzten Zuge. Sie erlebten aufregende Abenteuer uud wären nie durchgekommen, wenn ihnen die chinesischen Truppen nicht geholfen hätten. Ein Ed'et war erlassen, alle Ausländer zu tödten, und die Boxer machten wieder holt Versuche d.u Zug anzugreiscu. Ein Panzerzug ist «ach Tüutsin abgeschickt, doch liegt keine weitere Nachricht darüber vor. Berlin, 22. Juni. „Wolffs Telegr. Bureau" berichtet: Der Chef des Kreuzeigeschwaders vor Taku meldet uuterm 20. Juui, abends: Ein ans Tientsin ankommender französischer Offizier berichtet, Tientsin werde seit drei Tagen von chinesischen Truppen be schossen, die Munition werde knapp. Die Lage sei dort kritisch. — Ferner meldet der Chef des Kreuzer- gcschwaders: Der Kreuzer „Irene" ist mit 240 See soldaten hier eingetroffen. Dieselben sind mit 380 Eng ländern und 1500 Russen znm Entsatz von Tientsin abgerückt. Die Eisenbahn ist von Taku bis 15 Irm vor Tientsin im Stande. Von Peking und den dort hin gesandten Truppen liegt keine Nachricht vor. Das Befinden der Verwundeten ist befriedigend. — Die Londoner Abendblätter melden aus Shanghai, daß in Tientsin 1500 Ausländer massaccirt wurden. London, 22. Juni. Annähernd 1000 Matrosen, sowie eine große Masse Seesoldaten, sind von Ports mouth nach China beordert. Ebenso ist nach Plymouth Befehl ergangeu, die Marine-Artillerie und -Infanterie sür sofortige Verwendung bereit zu halten. London, 22. Juni. Im Unterhause erklärte Unterstaatssekretär Brodrick, der Kontreadmiral vor Taku habe unter dem 21. Juni gemeldet, die Europäer hätten am 17. Juni die chinesischen Angriffe auf die Frcmdennicderlassungen in Tientsin zurückgeschlagen. 175 Oesterreicher, Engländer, Deutsche und Italiener hätten, unterstützt von den Russen, die chinesische Militärschule eingeäschert und die Vertheidiger derselben getödtet. Bei dem Brande sind auch die dort be- findlicheu beträchtlichen Schießvorräthe zerstört worden. Die 'Russen, welche vier Feldgeschütze hatten, machten sich bei dem Kampfe besonders verdient. Während oer Nacht des 17. Juni versuchten die Chinesen, sich der Schiffsbrücke zu bemächtigen, wmdeu aber mit beträchtlichen Verlusten zurückgeschlagen, unter diesen ein General. Die Verluste der Europäer betragen: 1 Demscher todt, ein Engländer todt nnd 5 verwundet, 2 Italiener verwundet, 7 Russen todt und 5 ver wundet. Am 20. Juui habe ein neuer Kampf i» Tientsin stattgefunden. Der Admiral hoffe, daß die Entsatztruppen in der vergangenen Nacht in Tientsin eingetroffen sind. Tschif»», 22. Juni. (Reuter-Meldung.) Amt- licherseits wird gemeldet: Tientsin wird andauernd mit großen Geschützen beschossen. Die fremden Con- cessioucn sind nahezu alle eingeäschert; auch das ameri kanische Consulat ist zerstört. Die Russen am Bahn hose sind hart bedrängt, Verstärkungen sind dringend nöthig. Die Verluste sind schwer. lieber die Kämpfe bei Taku sind weitere er gänzende Meldungen eingegaugen: Der Daily Expreß meldet: „Der britische Zer störer „Whiting" erhielt eine Granate zwischen die Kessel. Dieselbe explodirte nicht. Der Schaden wurde ausgebcssert und „Whiting" ist glücklich in Weihaiwei angckommen mit der unkrepirten Granate noch in seinem Rumpf. Dem „Iltis" wurde der Schornstein zertrümmert uud er wurde über und über mit Hotchkiß-Schnellfeuergeschossen gepfeffert. Die russischen Kanonenboote „Gilyak" und „Korejez" wurden von den Chinesen speziell aufs Korn genommen und er widerten das Feuer mit Zinsen. Die Granaten des „Gilyak" brachten das chinesische Magazin aus der Südseit: des Flusses zur Explosion. „Iltis", „Gilyak" und „Korejez" litten schwer unter dem Bombardement aus deu Taku-Forts. Der „Centurio", das einzige große englische Schiff, das an der Beschießung theil nahm, riskirlc es, über die zwischen ihm und dem Lande befindlichen kleineren Schiffe hinwegzuschießen. Bei der Erstürmung des Forts von Taku bildeten Russen die Avantgarde mit 480 Matrosen und 250 sibirischen Schützen. Es folgten Franzosen, Deutsche und Engländer. Nach einem Telegramm des Bureau Reuter au§ Shanghai wird aus Tientsin gemeldet, daß dort Civil- und Militär-Mandarine auf der Straße aus ihren Sänften ausstcigcn und sich vor den Boxern auf den Bauch legen mußten. Wo ist das internationale Entsatz-Corps? Von ver schiedenen Seiten wird zwar das Eintreffen des Expedi tionscorps in Peking bestätigt, aber amtliche und zuver lässige Nachrichten liegen immer wieder nicht vor. Die Nordd. Allg. Ztg. erklärt offiziös, daß die Telegramme über die Lage in Peking zwar uncontrollirbar sind, aber mit Rücksicht auf das Schicksal des deutschen Gesandten günstiger lauten als frühere Nachrichten. Noch auffallen der als die Verzögerung näherer Nachrichten aus Peking ist das Ausbleiben von Angaben über die deutschen Ver luste in Taku. Offiziös wird als Grund angegeben, daß ein Telegramm des deutschen Admirals vor Taku verloren gegangen ist. Üeber dem Kanonenboot „Iltis" waltet in China ein eigenes Verhängnis;. Dasjenige Kanonenboot, das früher diesen Namen trug, ist vor einigen Jahren am Schangtungvorgebirge in einen Teifun gerathen und dort versunken. Jetzt gehört wieder das Kanonenboot, das den Namen „Iltis" übernommen hat, zu den bei Taku be schädigten Schiffen. Tagesgeschichte. Zentsches Keich. — Eine ernste Warnung läßt die Negierung, wie die „Berl. Correspondenz" meldet, durch ihre Organe an die Beamten und Arbeiter der preußischen Staatsbahnen vor dem Verlocken der Socialdemokratie richten. Die Betheiligung an unter socialdemokratischcr Führung stehen den Gewerkschaften, also „ordnungsfeindlichen Bestrebungen und Vereinen" sei mit der Beschäftigung im Dienste der StaatSbahn unverträglich und der Beitritt zu solchen Ver bänden sowie agitatorische Förderung ihrer Zwecke werde unnachsichtlich die Kündigung des Dienstverhältnisses rach sich ziehen. Der Berliner Magistrat hat beschlossen, die Auf- nahme der Streikklausel in die Bauverträge der Stadt Berlin abznlehnen. Sollte aber gleichzeitig die Auf erlegung von Konventionalstrafen bei nicht rechtzeitiger Fertigstellung der Bauten, eine Bestimmung gegen die sich das Verlangen, bei Streiks von der Konventional strafe Abstand zu nehmen, gerichtet hat, aufrecht er halten bleiben, so würde der Magistrat bald üble Er fahrungen machen. Insonderheit würde dies der Fall sein, wenn die Stadt Berlin dadurch in die Lage versetzt werden sollte, ihre Bauten in eigene Regie zu übernehmen und damit einen Lieblingswunsch der Sozialdemokratie zu erfüllen. Die Berliner Maurer und Zimmerer würden die dadurch gewährte Prämie auf das Streiken schon wahrzunehmen wissen. Berlin, 19. Juni. Mittelst drahtloser Wellen- telezraphie wird aus Kiel vvu dem dort ankernden Schiff „Friedrich Carl" hierher gemeldet: Der achte Verbandstag Deutscher Elektrotechniker in Kiel, von 330 Mitgliedern und ihren Damen besucht, wählte Hartmann-Frankfurt zum Vorsitzenden. Die nächste Jahresversammlung findet in Dresden statt. Hannover, 19. Juni. Der 9. Deutsche Brauer tag wurde heute hier unter großer Betheiligung von Mitgliedern der Brauindustcie aus allen Theilen des Deutschen Reiches und in Anwesenheit von Regierungs- Vertretern eröffnet. Vor Beginn der Verhandlungen wurde dem Commerzienrath Henrich-Frankfurt a. M. zu seinem 25jährigen Jubiläum als Präsident des Deutschen Brauerbundes die Urkunde zu einer Henrich- Stiftung zur Unterstützung Hilfsbedürftiger des Brau gewerbes durch Reichstagsabgeordneten Noesicke-Berlin, Commerzienrath Sedlmayer - München, Reinhardt- Leipzig, Knobloch-Berlin und Heydebrock-Hannover überreicht; sie reprüfentirt eine Summe von 130,000 M. Zu Ehren des 500 Geburtstages Johann Gutenbergs fanden am letzten Sonntag in Berlin, Frankfurt a. M. und Leipzig Buchdruckerfeiern statt, die einen erhebenden Verlauf nahmen. In Leipzig legte eine Anzahl hervorragender buchgewerblicher Firmen durch den Verzicht auf ihren Antheil am ncubegründeten deutschen Buchgewerbehause den Grund stock zu einer Gutenbergstiftung in einer Höhe von 100000 Mk. Oesterreich Ungar». Im ungarischen Abgeordnetenhanse gab der Ministerpräsident v. Szell in Folge einer Anfrage Kossuth's Erklärungen über die Lage in China ab. Laut denselben besteht kein verbindliches Uebercin- kommen zwischen den Mächten hinsichtlich der Stärke der von ihnen in China zn verwendenden Streit kräfte. Sie haben aber dadurch ein gemeinsames Ziel, daß jede Macht ihre Flagge und ihre Unterthanen schützt, darüber hinaus wird keine Macht gehen, wie wenigstens Herr v. Szell versichert, der auch die Ruß land von manchen Seiten zugeschriebenen Eroberungs- absichten bezweifelte. Schließlich erklärte der Minister präsident noch, daß speziell seitens Oesterreich-Ungarns keinerlei Aktion in China geplant sei, die zu Ver wicklungen führen könnte. Den Tschechen schwillt der Kamin infolge ihrer sieg reichen Obstruktion, die zum vorzeitigen Schluffe der Reichsrathsfession stihrte, offenbar immer mehr. Ein Memorandum, welches die parlamentarische Commission des Tschcchenklubs an die Regierung wie an die beiden Häuser des Reichsraths sandte, spricht sich entschieden ab lehnend gegen das Sprachengesetz der Körber'schen Re gierung und weiter gegen den geplanten Erlaß des Ge setzes im Verordnungswege aus. -— Sollte Minister präsident von Körber den Entschluß, das Sprachengcsetz mit Hilfe des Z 14 in Kraft zu setzen, im Hinblick auf die drohende Haltung des Tschechcnklubs wirklich wieder fallen lassen, so würde dies allerdings eine folgenschwere Capitulation vor dem aufbegehrcnden Tschechenthum be deuten! Von einer Erkrankung der Gräfin Lonyay, früheren Kronprinzessin Stephanie, wird ans Wien berichtet Graf nnd Gräfin Lonyay, die feit einiger Zeit eine Villa in Kalksburg bei Wien bewohnen, wollten Sonntag Nachmittag mit der Westbahu zu der Erzherzogin Marie Valerie und dem Erzherzog Franz Salvator nach Wallsee in Oberösterreich fahren. Während der Fahrt erkrankte Gräfin Stephanie und mnßte auf halbem Wege die Fahrt unterbrechen. Sie wnrde in einer Sänfte vom Bahnhof in ein Hotel nach St. Pölten getragen. Mehrere Aerzte wurden aus der Stadt berufen. Montag Morgen hatte sich das Befinden der Gräfin gebessert, doch konnte sie die Fahrt nach Wallsee nicht fortsetzen, sie mnßte vielmehr mit ihrem Gemahl nach Kalksburg zurückkehren. Fraukreich. Der Wechsel in der Leitung des französischen Kriegsministeriums hat noch ein parlamentarisches Nachspiel gezeitigt. Alicot wünschte die Regierung wegen dieses Personalwechfels in der Sitzung der Deputictenkammer vom Montag zu interpelliren, welchem Verlangen sich aber der Ministerpräsident Waldeck-Rousseau energisch widersetzte; schließlich sprach sich die Kammer mit 294 gegen 249 Stimmen sür die Vertagung der Interpellation Alicot auf einen Monat aus. Im weiteren Verlaufe der Sitzung be gann die Kammer die Berathnng des Gesetzentwurfes, welcher 850 Millionen Francs zur Ausrüstung der Kriegshäsen Frankreichs und Anlegung von Operation? Häfen für die Flotte, insbesondere in Biserta, fordert. England London, 19. Juni. Lord Salisbury hielt heute in Exeter-Hall eine Ansprache in der Gesellschaft zur Verbreitung des Evangeliums, in welcher er betonte, daß er in hohem Maße mit den Bestrebungen der Missionare sympathisire, jedoch hervorhob, daß die Regierungen häufig in Schwierigkeiten ourch die Missionare in fremden Ge genden geriethen. Er fordere, daß die Missionare ange halten werden, mit äußerster Vorsicht zu handeln. Die-
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