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Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's HauS. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengruud u. s. w. Inserat« nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Wchm-ElnWl WM Anzeiger für für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hoheusteiu-Erustthal Organ aller: Genreinöe-Verrvcrltnngen der: urnliegenderr Ortschaften N. 142. Sonnabend, den 23. Juni 1900. 50. Jahrgang. Die chinefischen Wirren. Die Lage in Peking bleibt auch nach den heute vorliegenden ostasiatischen Meldungen im Unklaren. Ebenso geht aus ihnen nichts über die Fortschritte der bei Taku gelandeten europäischen Truppen in der Rich tung auf Tientsin hervor. Es ist deshalb weder auf eine Verbesserung noch auf eine Verschlimmerung der Gesammtlage ein sicherer Schluß gestattet. Aus London wird vom 21. gemeldet: Die mit großer Bestimmtheit auftretende Nach richt, daß alle Legationen gerettet und Admiral Sey mour vor Peking angekommen sei, stammt aus chine sischer Quelle und kann ebenso richtig wie falsch sein. Nach wie vor circuliren in Shanghai die ausschließlich von den Chinesen colportirten und, wie es scheint, aus den Bureaus der Taotais stammenden ungeheuerlichsten Gerüchte. So soll Prinz Tuan, der an der Spitze der Verwaltung der Kaiserin steht, den kaiserlichen Palast in Peking verbrannt, den Kaiser und die Kaiserin getöotet und dann Selbstmord begangen haben. Dieses gestern Abend spät circulirende Gerücht fand willige Gläubige unter den mit finsterer Miene umher gehenden Chinesen. Tie Jsoliruug Tientsins scheint eins vollständig- zu sein. Seit einer Woche fehlen alle Nachrichten aus der Stadt und man fürchtet, daß sie in die Hände der Rebellen gefallen sei. Die paar Hundert dort wohnenden Europäer entbehren jeden Schutzes und sind auf höchstens zehn Tagen verproviantirt. Zwischen Taku und Tientsin stehen 7000 Reguläre und Boxer, die alles plündern, niederbrennen und morden. Ueber die Kämpfe in Tientsin berichtet der Daily Telegraph noch aus Shanghai: „Nach Meldungen aus Tientsin machten die Chinesen Freitag Nacht einen Angriff auf die katholische Kathedrale und die Andachts plätze, der größte Theil der Eingeborenen-Stadt wurde von den Boxern eingeäschert, welche darauf den Bahnhof erstürmten. Sie kamen thatsächlich bis auf fünfzig Meter an die russischen Truppen, welche 15 Salven aus schweren Geschützen feuerten und dreihundert Mann tödteten. Die Boxer griffen die ausländische Nieder lassung auf zwei Seiten an, wurden aber von zwei tausend Mann russischen Truppen und anderen Wachen zurückgeschlagen, die zum Schutz der Bahn nach Mngtsun dorthin geschickt waren." Aus Shanghai werden noch folgende Einzelheiten über den Kampf bei Taku gemeldet: Die Chinesen entwickelten mehr Energie, als erwartet wurde. Das Feuer von den Forts war äußerst heftig, und die kleinen Schiffe, die es allein erwidern konnten, fanden ihre Lage sehr schwierig, besonders da der Feind Scheinwerfer gebrauchte. Trotzdem erwiderten sie das Feuer schneidig. Die chinesische Artillerie war über- raschend wirksam, doch als der Tag anbrach, sah man, daß sie total geschlagen war. Die Chinesen richteten auch ein heftiges Gewehrfeuer auf die nahen Schiffe, welches viel Verluste verursachte. In der Nacht zum 16. d. Mts. war ein combinirtes Corps von 1200 Mann beim Tongku-Bahnhos gelandet, um die Forts beim Ablauf des Ultimatums zugleich mit dem See angriff im Rücken anzugreifen, jedoch die Eröffnung des Feuers durch die Chinesen verhinderte den Plan; der Landangriff fand daher erst morgens statt. Die Russen verloren dabei 70 Tobte und Verwundete, die Japaner 10 Todte. Die Commandeure der Schiffe landeten weitere Truppen, und die Forts wurden er stürmt, zuerst erstürmten die Japaner das Nordsorl und hißten ihre Flagge, hierauf die Engländer das äußere Nordfort, während Deutsche und Russen das Südfort erstürmten und besetzt halten. Die Wirkung des Schiffsfeuers zeigte sich überraschend deutlich, trotz der Nacht. In den Forts boten sich Scenen des furchtbarsten Blutbades und der Zerstörung dar. Unter den verschiedenen Truppen herrschte der edelste Wettstreit, sich auszuzeichnen, und die loyalste Zu sammenarbeit. London, 21. Juni. Ein heute in Tschifu auf gegebenes Telegramm, das Admiral Bruce aus Taku ohne Datum an die Admiralität abgeschickt hat, berichtet: Seit sieben Tagen fehlen Nachrichten vom Admiral Seymour und seit fünf Tagen solche aus Tientsin. Die europäischen Truppen halten die Takuforts und Tongku sicher besetzt und werden zum Entsatz der Europäer in Tientsin vorrücken, sroald sie genügend stark sind. Morgen werden Truppen aus Hongkong und 300 Mann aus Wei-yai-wai erwartet. Man glaubt hier in Taku, daß der Kampf rund um Tientsin fortdauert; die englische Schutzwache in Tientsin müsse etwa 3000 Mann stark sein. Heute vormittag wurde beschlossen, sofort folgende Proclamation der Admirale und dienstältesten Seeofficiere der verbündeten Mächte zu veröffentlichen: „Wir machen hiermit allen Vice königen, Küsten-, Fluß-, Stadt- und Provinzialbehörden Chinas bekannt, daß wir nur gegen die Boxers und diejenigen Leute, die uns auf dem Marsche nach Peking zur Befreiung unserer Landsleute entgegentreten, mit Waffengewalt vorgehen." London, 21. Juni. Nach einer Shanghaier Meldung wird aus authentischer Quelle berichtet, daß zwischen England und dem Vicekönig von Nanking einerseits und dem Vicekönig von Woocheng anderer seits ein Einverständniß besteht. Dies erklärt die Thatsache, daß vollständige Ruhe im Mngtse-Thale herrscht. — Es verlautet, daß General Tsin zahlreiche Hinrichtungen vornehmen läßt. Hongkong, 21. Juni. Nach hier aus Canton eingetroffenen Meldungen hat Li-hung-lschang auf die Vorstellungen der fremden Consuln eingewilligt, in Canton zu bleiben. London, 21. Juni. Die heutigen Morgen- blättsr drücken ihr? ans nb?r die internationale Lage und besonders über die Haltung Rußlands. Die Berufung Li-hung-tschangs nach Peking wird dem Antreiben Rußlands zugeschrieben, denn es ist bekannt, daß Li-hung-tschang dem russischen Einfluß äußerst zugänglich ist. * * Paris, 21. Juni. Deputirtenkam.ner. Der Minister des Auswärtigen, Delcasse, erklärt auf eine Anfrage, er habe ein von gestern datirtes Telegramm erhalten, welches besagt, daß die Gesandtschaften und Fremden am 16. d. M. unversehrt waren. Ferner habe er, Delcasse, eine Depesche des Konsuls in Mnnan, Francois, erhalten, wonach die chinesischen Behörden sich endlich ihrer Verantwortlichkeit bewußt werden und wonach Francois vielleicht Mnnan werde verlassen können. Eine Besserung der Lage sei that sächlich vorhanden. Ferner erklärt der Minister: Wir haben jetzt in den chinesischen Gewässern 2500 Mann und werden in nächster Zeit 4000 Mann, sowie acht Panzerschiffe, einen Aviso und vier Kanonenboote dort haben. Frankreich wird vereint mit Rußland im Einvernehmen mit den übrigen Mächten an der Wieder herstellung der Ordnung arbeiten und für die Ein setzung einer Regierung in Peking sorgen können, welche im Stande ist, allen Ausländern in China die jenige Sicherheit zu gewährleisten, welche die Chinesen in Frankreich genießen. In Betreff der Sicherheit der Fremden in China und der Franzosen in Mnnan kann die Regierung nur Hoffnungen aussprechen, aber die chinesische Regierung und der Vizekönig wissen, welche Verantwortlichkeit sie haben. Delcasse erinnert daran, daß er den chinesischen Gesandten aufgefordect habe, dem Vizekönig von Mnnan zu telegraphieren, sür die Sicherheit ihrer Staatsangehörigen würden die Mächte und Frankreich aber in Peking und durch Peking sorgen. Delcasse schließt: In dieser Hinsicht herrscht unter den Mächten Einvernehmen und mit dieser Erklärung will ich meine Darlegung schließen. Lon-ou, 21. Juni. Unterhaus. Parlaments unterstaatssekretär Brodrick sagte aus eine Anfrage: Er bedauere keine authentische Nachricht von Peking zu haben. Die letzten Nachrichten von dem englischen Gesandten Macdonald seien neun Tage alt. Die aus ländischen Truppen unter Admiral Seymour haben sich, als man vor sieben Tagen von ihnen zuletzt hörte, 30 oder 40 Meilen westlich von Tientsin und in un gefähr gleicher Entfernung von Peking befunden. Tientsin ist von Taku abgeschnitten. Eine telegraphische Mittheilung von Taku müsse durch Dampfer nach Tschifu befördert werden, welches 250 Meilen davon entfernt liege. Achmead Bartlett fragt an, ob die Regierung beabsichtige, einen General zum Befehlshaber der britischen Truppen zu Lande in China zu ernennen und ob bei dem Einvernehmen, welches unter den Mächten herrschen solle, auch Japan inbegriffen sei. Der erste Lord des Schatzes, Balfour, erwidert: Der an Ort und Stelle befindliche Admiral habe Vollmacht, unter den bestehenden Umständen zu handeln, wie er er es für passend erachte. Es sei unmöglich, jetzt schon zu sagen, welche Maßregeln in Zukunft getroffen werden. Aus die zweite Frage Achmead Bartletts be- üglich Japans gab Balfour eine bejahende Antwort. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Staatsminister Graf v. Bülow, hat sich nach Kiel begeben. Die Mobilmachung der Marineinfanterie in Kiel wird mit aller Energie betrieben. Ein Telegramm meldet: Sämmtliche Dispositionsurlauber des See bataillons sind eingetroffen. 500 Mann von der Landarmee treten freiwillig beim Seebataillon ein. Der Kaiser besichtigte das Kanonenboot „Luchs" und hielt eine Ansprache an die Besatzung. Bereits gestern Morgen waren, wie ferner aus Kiel berichtet wird, Urlauber und Reservisten, unter diesen Mannschaften bis zum Jahrgange 1898, in größerer Zahl dort eingetroffen. Sämmtliche Burschen der Marineschule und -Akademie wurden Vormittags dem Bataillon überwiesen und diesem eingereiht. Tausend Mann gehen von Wilhelmshaven ab und schiffen sich auf einem Lloyddampfer ein, annähernd zweihundert Mann werden mit dem Panzerkreuzer „Fürst Bismarck" be fördert. Von Oldenburg ist eine Batterie in Stärke von 140 Mann nach Wilhelmshaven beordert. Als Tag der Ausreise für die beiden zum Transport nach China gecharterten Dampfer „Wittekind" und „Frankfurt" ist der 3. Juli in Aussicht genommen. Der Kaiser hat befohlen, daß auch ein Detachement Pioniere nach Maßgabe des verfügbaren Raumes in Stärke von etwa einer Kompagnie eingeschifft wird. Der „Fürst Bismarck" ist mit allen Kräften bei seiner Ausrüstung beschäftigt. Man hofft, das Schiff sür Donnerstag nächster Woche abgangssertig zu stellen; der Antritt der Reise soll spätestens den 30. Juni erfolgen. Sämmtliche Leute beider Bataillone werden mit Tropenhelmen und Khaki-Anzügen ausgerüstet. Die schnelle Beschaffung dieser Ausrüstungen, die in dem erforderlichen Umfange natürlich nicht vorliegen, er fordert noch mancherlei An.rengungen. So müssen z. B. allein 1000 Tropenhelme in wenigen Tagen angefertigt werden. Ueber den Reiseplau des Kreuzers „Fürst Bismarck" ist mitzutheilen, daß das Schiff durch den Suez-Kanal direkt bis Aden dampft, dort seine Bunker wieder auffüllt und dann bis Singapore läuft, dort zu dem gleichen Zweck Halt macht und dann ohne weiteren Aufenthalt nach Tsingtau dampft. Für die Reise des Kreuzers werden ungefähr dreißig Dampfertage gerechnet, so daß derselbe Ende Juli zur Verfügung des Geschwader-Chefs stehen kann. Anläßlich der Mobilmachung und der kriegs mäßigen Ausrüstung von Schiffen herrscht auch in den Spandauer Militärwerkstätlen eine vermehrte Thätigkeit. Es kommen hierbei besonders das Feuerwerks laboratorium, die Munitionsfabrik (die einzige staat liche in Deutschland) und das Artilleriedepot in Be tracht; in Spandau wird nicht allein der weitaus bedeutendste Theil des ganzen Friedens- und Kriegs bedarfes an Geschossen und Munition sowohl für die Landarmee, als auch die Marine durch Fabrikation gedeckt, sondern daselbst lagern auch ungeheure Vor- räthe davon. Die Versendung des Kriegsbedarfes für die jetziger Expedition hat bereits begonnen und ist in wenigen Tagen vollendet. Aus Wilhelmshaven wird der „Weser-Ztg." ge schrieben: Die Mobilmachung des Seebataillons ist eine unmittelbare Folge der jüngsten Vorgänge in China, über welche der Kaiser genau unterrichtet ist. Während seines kurzen Aufenthaltes in Wilhelmshaven fand ein sehr reger Depeschenverkehr mit dem Aus wärtigen Amte statt, so daß bis spät in die Nacht hinein ein Dampfboot zur Uebermittelung der Ein gänge an Bord der auf der Rhede liegenden „Hohenzvllern " unterwegs war. Die politischen Vorgänge im Osten beschäftigen den Kaiser sehr. Der Monarch sah ernst und nachdenklich aus, als er am Morgen die blaue Kaisergig verließ, welche ihn mit seinem nur kleinen Gefolge, unter welchem sich auch der Generalfeld marschall Graf v. Waldersee befand, von der Hafen einfahrt zur kaiserlichen Werft führte und den bereit stehenden Hofzug bestieg. Während der Kaiser nach dem neuen Hafen fuhr, verbreitete sich bereits das inzwischen bestätigte Gerücht von der Mobilmachung. Während die „Hohenzvllern" schon in Fahrt war, eilte noch ein Torpedoboot mit voller Kraft längsseits und überbrachte die letzten Depeschen. Die Auffassung der leitenden Berliner Kreise über die Entwicklung der Dinge in China dürfte sich in folgender Mittheilung widerspiegeln, die der „Schles. Ztg." von einem meist gut informirten Mitarbeiter zugeht: „Es handelt sich nicht allein darum, die ein geschlossenen Europäer zu befreien, zur Unterdrückung des Aufstandes beizutragen und sich Genugthuung von der Pekinger Regierung zu verschaffen, sondern man muß zur Sicherung der eigenen Interessen noch viel weiter gehen. Alle bisherigen Erfahrungen beweisen, daß die chinesische Regierung, auch wenn sie den festen Willen dazu hätte, nicht im Stande ist, Ruhe und Ordnung auf die Dauer herzustellen. Immer wieder wendet sich die Volkswuth gegen Leben und Eigenthum der Europäer; wenn man auch nachträglich China zur Zahlung einer Entschädigung zwingt, so ist das doch keine rechte Genugthuung. Nunmehr wird man auf andere, sichere Abhilfe denken müssen. Eine Existenz krisis für die Pekinger Regierung steht bevor." * * * Wie auch immer die Wirren in China enden mögen, das eine läßt sich schon heute mit ziemlicher Sicherheit voraussagen: in Kiautschou wird eine wesentlich stärkere Militärmacht dauernd stationirt werden müssen. Die deutsche Interessensphäre erstreckt sich zu weit ins Landinnere, und Unternehmungen, wie der Eisenbahnbau, die Erschließung und Ausbeutung der Kohlengebiete, sind zu bedeutungsvoll für die Zukunft der Kolonie, als daß zu deren Schutz ein Seebataillon und eine Feldbatterie für ausreichend erachtet werden könnte. Die dauernde Stationirung eines zweiten Seebataillons und einer Artillerie- Abtheilung im Landinnern dürfte an maßgebender Stelle bereits erwogen werden. Zs ist also nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich, daß von den demnächst nach China gehenden Jnfanteriebataillonen das eine an Ort und Stelle verbleibt und dessen Mannschaften in der üblichen Weise abgelöst werden. Das würde natürlich die Formirung eines Ersatzbataillons für die heimathliche Garnison zur Folge haben. In dem letzthin vom Reichstage genehmigten Flottengesetz ist in den Artikel 3, „Personalbestand", die Marine infanterie nicht einbegriffen, sondern nur der Soll bestand der Matrosen-Werftdivisionen und Torpedo- abtheilungen fixirt. Es müßte also dem Parlament eine besondere, die Vermehrung der Marineinfanterie fordernde Vorlage unterbreitet werden. Die „Köln. Ztg." schreibt: Als ein erfreuliches Sympton der zwischen den Mächten bestehenden durch aus freundschaftlichen Beziehungen mag die Thatsache angesehen werden, daß alle Kabinette die ihnen aus China zugehenden Depeschen sofort einander mittheilen. Wir sind aber nicht o optimistisch, zu glauben, daß diese Einigkeit über die augenblickliche Nothlage hinaus vorhalten wird. Vielmehr ist es schon zu erkennen, daß sowohl Rußland wie Japan beflissen sind, sich eine gute Basis sür die etwaige Liquidation der chinesischen Erbmasse zu sichern, und auch die englischen Diplomaten sind offenbar in starker Furcht, daß sie dank ihrer Gebundenheit in Südafrika bei der Regelung der Dinge in China zu kurz kommen werden. Die Annahme, daß nach der Beschwörung der augenblick lichen Gefahr die chinesische Frage in größerem Maß stabe angeschnitten wird, ist jedenfalls nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, und ist es nur natürlich, daß alle Mächte, welche an den Vorgängen in China be- theiligt sind, darauf Bedacht nehmen werden, auch später bei der Regelung der chinesischen Angelegenheiten ein entscheidendes Wort mitzureden. Fürchten wir somit, daß die Einigkeit der Mächte, wenn die Auf rollung der chinesischen Frage, was wir im Interesse des BZeltfriedens nicht hoffen wollen, sich als die direkte Folge der jetzigen Wirren ergeben sollte, nicht lange vorhalten würde, so steht doch zu wünschen und zu hoffen, daß diese Einigkeit wenigstens so lange vorhält, bis die Gefahren in China gedämpft und bis die Frevelthaten, die dort begangen wurden und die alle Mächte in gleicher Weise berühren, ihre Sühne gefunden haben. Jedenfalls darf kein Zweifel darüber bestehen, daß dem jetzigen Regime in China ein Ende gemacht werden muß. Es hat sich gezeigt, daß die Herrschaft der ränkesüchtigen Kaiserin-Wittwe eine Gefahr für die Europäer und für den Frieden Europas bedeutet. Deshalb muß diesem Regiment ein Ende gemacht werden, gleichviel, welches an seine Stelle treten soll, und gleichzeitig muß dafür Sorge getragen werden, daß sich Vorgänge wie die jetzigen in China nicht mehr wiederholen. Der chinesische Staat hat geze^ daß er weder die Kraft, noch den Willen hat, mangels sehr Sicherheit der dort lebenden Fremden, für