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HaWkin-ErBAler TWMitt Amtsblatt 2. Beilage. Sonntag, den 10. Juni 1900 tt. 131 wärmte Luft zugeführt wird, liegen auf dicken Watte bauschen, die noch meisten bis zur Unkenntlichkeit un entwickelten Menschenzwerglein, die ein unglücklicher Zufall zu früh das Licht der Welt erblicken ließ. Die verhältnißmäßig ungeheuer großen Köpfe, die an dw Unförmlichkeit der Wasserköpfe erinnern, nehmen sich irit der runzlichen, rothen Haut ganz eigenartig aus. Die Augen der kleinen Lebewesen, die dazu bestimmt sein sollen, dereinst Kronen der Schöpfung zu werden, sind unentwegt geschlossen, und nur hin und wieder verrät ein schwaches Blinzeln oder Zucken der kleinen Gliedmaßen, daß doch schon Leben in den kleinen Körpern pulsiert. Leider ist der Ernährungsakt der kleinen Wesen weder dem Publikum noch der Presse vorläufig zugängig gemacht worden, doch hat man in Aussicht gestellt, während der heißen Sommermonate sich auch in diesem Punkte den Ausstellungsbesuchern gegenüber möglichst loyal zu zeigen. Daß neben diesen Brutanstalten für junge Tiere und Menschen auch gleichzeitig im vollsten Maße für geeignete Stallungen, Wiegen rc. gesorgt ist, ist wohl selbstverständlich und braucht hier nicht eingehend ge würdigt zu werden. Während aber das letztere mehr in das Gebiet des Haushaltungswesens gehört, das in einem der technischen Briefe bereits seine eingehende Beschreibung gefunden hat, gehört das erstere in das Gebiet der Landwirthschast, aus deren maschinellen Abtheilungen hier gleichfalls eine Einrichtung die ge bührende Beachtung finden möge, die dieselbe in Wirklichkeit verdient, zumal diese Einrichtung sür Ateliers und Panoramen in Zukunft Verwendung finden dürfte. Ein großer Anziehungspunkt der Aus stellung ist nämlich auch noch le trottoir roulant, das ein Ingenieur eines großen Eisenhüttenwerks des Ostdepartements in der Maschinenhalle der Gruppe sür Berg- und Hüttenwesen gelegt hat. Dieses trottoir roulant ist ein auf Rcllen bewegbarer Zl/z Meter breiter Plattenring, auf welchen das Publikum nur hinaufzusteigen braucht, um, ohne sich in irgend einer Weise zu bewegen, die ganze landwirthschaftliche Ma- schinenousstellung besichtigen zu können. Dieses trot- von Moment-Trocken-Apparaten nicht nur Inter- essenten, sondern auch Laien, und zwar namentlich die Hausfrauen anlocken. Diese Trockenapparate bestehen aus großen kupfernen Kesseln von etwa 4 Metern Tiefe und 6 Metern Durchmesser, in denen sich nach Art von Turbinen um eine Hartgummiare secbs hölzerne, siebartig durchlöcherte Flügel bewegen. Diese Axe vermag sich 50 bis 70 mal in einer Minute um sich selbst herumzudrehen. Zwischen diese Flügel wird die gewaschene Wäsche, nachdem dieselbe zuvor in der Wringmaschine gewesen, hineingethan. Die Maschine wird in Thätigkeit gesetzt und binnen drei Minuten ist die vorher noch feuchte Wäsche so „knochen- trocken", daß sie nunmehr in den Plättraum tranS- porlirt werden kann, um dort ihrer weiteren Ver arbeitung entgegenzugehen. An die Maschine selbst dürfen natürlich, wenn dieselbe im Gange ist, nur die Fachleute und Beamten heran. Für das Publikum ist um die äußere Wandung ein eisernes Gitter in einer Entfernung von 3 Metern gezogen, damit die ungeheure Windentwicklung und das rapide Umdreh ungsvermögen der Maschine keinerlei Schaden anrichten kann. So ist aus allen Gebieten, auf welche sich mensch liches Bedürfniß und menschliches Wissen erstreckt, irgend etwas Großartiges und Brauchbares ausgestellt worden, das beredtes Zeugniß sür die Unermüdlichkeit und Pfadsinderei der modernen Technik abgiebt, die nimmer rastet und ruht, sondern sich ständig zu ver bessern und zu vervollkommnen sucht, um so immer neue Bequemlichkeiten in das menschliche Leben hinein zutragen und sich durch das Wachwerden von neuen Wünschen auch ständig einen neuen Ansporn geben zu lassen. toir roulant ist nach dem Prinzip gebaut, daß das zu besichtigende Bild, oder wie hier die zu besichtigen den Gegenstände in Ruhe verharren, und hierdurch keinerlei Beschädigung ausgesetzt werden, jegliches Ge dränge vermieden und außerdem jeder Besucher noch gewissermaßen gezwungen wird, auch diejenigen Gegen- stände, die nicht sein besonderes Interesse erregen, ge nauer als gewöhnlich zu besichtigen. Ich muß an dieser Stelle noch einmal auf den Hausbau zurückkommen, wenn auch zwar nicht direkt auf diesen, so doch auf etwas ähnliches, nämlich auf den Pavillonbau, der — in der Größe von zwei bis drei Zimmern — h'er vor den Augen des Publikums von "sechs Arbeitern vorgesührt wird. Diese ganz allerliebsten Pavillons, die sich ganz besonders zu Gartcnhäuschen eignen, sind gänzlich aus Holz, nur die Dächer bestehen aus Wellblech. Alle Haustheile sind sertig käuflich. Die Frontseiten bestehen aus ziegelsteinartigem gemusterten Holz. Zuerst werden vier starke Pfähle in die Erde eingerammt und auf diesen eine stärkere Balkenlage befestigt; dann werden vier Strebepfeiler mit Querbalken und Dachbalken auf dieser Grundbalkenlcge verankert. An diesen Strebepfeilern befinden sich eiserne Scharniere, in welchen die Wände, die mit Thür- und Fensteröff nungen versehen sind, eingehängt werden, dann wird auf die Wände das mit einem Ventilationsschornstein versehene Dach aufgesetzt und verankert und schließlich noch vor der Hauptseite eine balkonaitige Terrasse, etwa einen halben Meter über dem Erdboden errichtet. Das ist das ganze Haus, das mit seinem etwas nach vorn überhängenden Dach einen ganz allerliebsten und wohnlichen Eindruck macht. Die Gerüste und Mate rialien für einen derartigen Pavillonbau werden auf Monate verliehen, oder sind auch in der vorhin be schriebenen Größe bereits für 300 bis 400 Mark käuflich zu erwerben. Nach dieser kleinen, jedoch hoffentlich nicht un interessanten Hausbauabschweifung muß ich den ge neigten Leser bitten, mir in den Raum der Weiß- wüschereimaschinen zu folgen, wo wahre Ungeheuer Aus Paris. ^nduslrieUcr Ansstellunqsbrief von Ingenieur Hvlv- I (Nachdruck verbaten.) Die Pariser Ausstellung gleicht so zu sagen dem scheu Wundervogel Phönix, der stets verjüngt und teuer Gestalt erscheint. So bietet auch die Welt stellung dem gewissenhaften Beschauer tausend und tausend Gesichtspunkte, deren eingehende Betracht- i, namentlich vom Standpunkte der modernen ßnik nicht nur Stunden und Tage, sondern viel er Wochen und Monate in Anspruch nehmen dürste, ses Proteusgesicht der Ausstellung ist aber inter- nt und belehrend zugleich und belohnt den Fleiß > die Emsigkeit, den ein wißbegieriges Gemüthe an i Erlernung von neuen Errungenschaften des mensch- len Geistes zu setzen vermag, in jeder Weise und allerreichlichsten Maße. Dem oberflächlichen Beschauer prägt sich freilich hts weiter als ein buntes Gewirr von Bauten, kschinen und Menschen ein. Wer aber die Au?- Ilung besucht, nicht nur nicht, um dieselbe gesehen haben, sondern, wie der Franzose so sein sagt ur proliter cle I'exposition universelle, wird reich te Früchte aus der Besichtigung derselben ziehen. Das ganz besondere Interesse aller Ausstellungs- lucher erregt vor allen Dingen ein erst neuerdings sgestellter Brutapparat, der in zwei Theile zerfällt, sr erste Theil dieses Apparates zeigt junge, aus dem l ausgebrütete Enten, Gänse und Hühner, während k zweite Theil, der unter ärztlicher Kontrole steht, l künstliche Entwicklung zu früh geborener Kinder igt. Beide Theile sind wie gesagt, für den Laien inz außerordentlich interessant. Ganz allerliebst kchen sich die kleinen, flaumbedeckten und faustgroßen erchen, die laut piep'end vom Boden ihr extra für !n zarten Zustand der Tierchen präpariertes Futter spicken. Bedeutend ernsteren Charaktes ist natür- h die Brutanstalt, um auch hier dieses nicht allzu öne Wort einmal zu gebrauchen, für die jungen enschenwesen. In Glaskästen, denen künstlich er- A«m SSchfische«. — Zur Geschäftslage wird vom 8. aus Berlin gemeldet: Wenn das Urtheil der heutigen Berliner Börse maßgebend wäre, dann stünde Deutschland am Beginn eines Jndustriekrachs, wie er schlimmer und