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Druck und Verlag von I. Nuhr Nachfolger Mar Förster , Hohenstein-Ern/ttbal. — VerantwortliDer Reda-te::: Mar Förster. Hobenstein-Ernsttha! abwartende Stellung und verminderte Kauflust der Großkonsumenten können weder Syndikat noch Ver einigung siegreich bekämpfen. Fabrikanten, welche noch Kontrakte in Händen haben, halten an den Preisen fest, aber auch sie werden sich bei schwächerer Nach- frage bequemen müssen, von dem hohen Kothurn her abzusteigen und durch niedrige Preise die Kauflust zu kräftigen suchen. Man befürchte aber nicht etwa gleich einschneidende Preisreduktionen; mit diesen haben wir vorderhand noch nicht zu rechnen, aber die Hausseperiode ist auf allen Gebieten zum Stillstand gekommen. Sehr treffend wird dies in amerikanischen Zeitungen ausgesührt, welche theilweise über analoge Verhältnisse, wie die unsrigen, zu urtheilen haben. Dort heißt es, daß die Käufer noch immer eine ab- wartende Stellung einnehmen. So tief werden die Pr-ise allerdings nicht sinken, wie vor Beginn der Prosperität, zu welcher Zeit sie auf einem Punkt an gelangt waren, daß von einem Verdienst keine Rede sein konnte. Aus der anderen Seite jedoch brauchen die Fabrikanten sobald auch nicht wieder auf eiue Aera der Prosperität zu rechnen, wie sie sich in den letzten Monaten kundgab. Der Markt ist für längere Zeit zufriedengestellt und wo früher die Nachfrage überwiegend war, steht jetzt das Angebot im Vorder grund. Aus diesem Grunde können die hohen Preise nicht bleiben und es ist eine Periode des Abwartens eingetreten, während welcher sich eine Regelung von Werthen und Preisen vollziehen wird. Wir steigen eben wieder von dem Gipfel der Prosperität, den wir erklommen, an der anderen Seile herab, und wer die Sachlage mit kritischen Augen verfolgte, konnte auch zu keiner anderen Ansicht kommen. Vorderhand wird der überfüllte Markt die ausgestapelten Vorräthe an den Mann bringen, und wenn sich dann die Preise auf einem vernünftigen Niveau bewegen, mag die Prosperität wieder erwachen, aber in bescheidener Ge stalt. Daß es überhaupt so kommen mußte, ist sehr bedauerlich, denn bei rationelleren Verhältnissen hätte sich eine merkbare Störung kaum gezeigt und viele geplante Unternehmungen wären durchgeführt worden, hätten nicht die abnorm hohen und sich steigernden Preise eine lähmende Wirkung ausgeübt. Wenn erst die wirkliche Sachlage klarer hervortritt, wird das wohl auch einen Druck auf gewisse Jndustriepapiere ausüben. Wer aber Wind säet, muß Sturm ernten." — Zum Gella- und Hydraschwindel erhält die „Deutsche Tageszeitung" nachstehende Zuschrift: „Das Hydra- und Gutscheinunwesen (Schneeball- system) scheint sich trotz aller Warnungen in den Tages Zeitungen immer mehr auszubreiten und Kleinhändlern und Handwerkern immer größeren Schaden zu verursachen. — Bei Gelegenheit der Berathung der Petition der sächsischen Uhrmacher-Innung um Abwehrmaßregeln da gegen in der ersten Kammer des sächsischen Landtages, brachte der Referent, Oberbürgermeister Käubler-Bautzen zur Sprache, daß nicht blos Uhren, Fahrräder, Näh- schast ecfolgcn. Leider ist ja vielen, selbst gebild^ Leuten die Sache, gerade mit den Fahrrädern,' interessant, daß sie über der Freude an dem bill Einkauf die Folgen des Schwindels nicht beder Eine Strafandrohung an die Helfershelfer des Schn dels, au diejenigen nämlich, die sich bemühen, Kupons weiterzugeben, würde am ehesten luftreinig wirken! — — Chemnitz, 7. Juni. Vom 9. Deuts, Bundeskegelfeste, das in Chemnitz in der Zeit i 14. bis 19. Juli abgehalten werden soll, wird mitgetheilt, daß die Festhalle bereits ziemlich fer gestellt ist und man in voriger Woche schon Richtfest gefeiert hat. Auch das Festprogramm bereits in großen Zügen entworfen und wird au dem üblichen Festzug, einem Kommers, Festtafel Ball als Glanzpunkt ein Fest am Schloßteich, ! idyllischen Theile von Chemnitz, umfassen, bei welä der Teich selbst mit seiner prachtvollen Umrahm, illuminirt und ein großartiges Feuerwerk abgebra werden soll, während der Chemnitzer Sängerbund zu einer Serenade erboten hat. — An Ehrenprei für das Fest sind schon sehr namhafte Stiftun angemeldet. Außer dem Preise der Stadt Chew (500 Mark) sind von den Verbänden Leipzig « Braunschweig solche im Werthe von je 150 M., v Verband Chemnitz 300 Mk., vom Erzgebirgisc Sängerbund 150 Mk., vom Chemnitzer Skatver 160 M. u. a. m. in Aussicht gestellt worden, w rend der Deutsche Keglerbund zu gleichem Zw 3500 M. bewilligt hat. Der niedrigste Preis für Ehrenbahnen soll einen Mindestwerth von 20 Di haben. Die ersten Preise für die übrigen Bahr die wie die Ehrenpreise theils in Baar, theils Gegenständen — letztere namentlich aus echtem Sil — zur Bertheilung kommen, haben ebenfalls g ansehnliche Werthe, sodaß jeder Theilnehmer am F eine Auswahl von Preisen vorfinden wird, wie noch von keiner Feststadt geboten war. Die Th> nähme am Kegeln ist von der Mitgliedschaft i Deutschen Keglerbundes abhängig. Nähere Ausku über Aufnahme u. s. w. ertheilt der Vorsitzende ! Deutschen Keglerbundes, Herr Osmar Thomas Dresden (Freibergerstraße 61), und der Festvorsitzei Herr Otto Illing in Chemn'tz (Apollostraße 8). — Plauen, 6. Juni. Ein arbeits- und wol ungsloser Tagelöhner aus Lelekovic in Mähren l gestern Nachmittag in der sogen. Mühlenleithe i Chrischwitz an der dreijährigen Toch'er eines in ! Ostvorstadt wohnendenSandzrubenarbeiterL ein schwer Unzuchtoerbrechen verübt. Das verletzte Kind mus ins Krankenhaus gebracht werden. Der Unhold, L unweit des Thatortcs festgenommen wurde, hatte d Kind auf dem Schützenfestplatze an sich gelockt u von dort mit sich fortgenommen. verheerender kaum siit den Gründerjahren Lagewesen ist. Mit einer derartigen Angst wurden heute die hervorragendsten Jndustriewerthe verschleudert, so Bochumer Gußstahlaktien 14 Proz, Laurahütte 8 Proz., Hasper Eisenwerk gar 21 Proz. unter dem gestrigen Course. „Alles rennet, rettet, flüchtet." Aber nicht nur auf dem Montanmarkt, wo die Spe kulation ja schon lange mit ungünstig gefärbten Be richten aus London, Newyork und Brüssel „arbeitet", sondern auf fast allen Märkten kam die wilde Panik zum Ausdruck. Es ist glücklich erreicht, daß die bis her sicherste Stütze der Börse ins Wanken gekommen ist, daß das Publikum sich in dichten Scharen zurück zieht. Die Börsianer von Beruf werden bald ganz unter sich fein; mit dem, Geschäft ist es freilich nicht mehr viel, wenn die Menge der gründlich abgeschrecklen Käufer fehlt. Die großen Banken insbesondere, die wenig gethan haben, der Panik zu steuern, werden den Verlust einer bedeutenden und einträglichen Kundschaft noch schmerzlich empfinden. — In seinem letzten Situationsbericht schreibt „Der Konfektionär" über die allgemeine Ge schäftslage: „In den großen Industrien, die sich zu Trusts und Monopolen zusammengethan haben, müssen die künstlich aufgeschraubten Preise fallen, weil der Konsument auf die Dauer nicht imstande ist, die ihm auferlegte Bürde, durch Zahlung abnorm hoher Preise, reichliche Dividenden auf fingirte Werthe oder ver wässerte Aktien zu sichern, zutragen." — So lesen wir in einer soeben eingetroffenen, angesehenen amerikanischen Zeitung. Der Eindruck dieser Behauptung muß ein um so größerer sein, weil sie aus einem Lande kommt, in welchem angeblich Trusts und Monopole das Ge deihen der Industrien sicherstellen sollten. Diese Mit- theilungen fallen zusammen mit dem Preis-Rückgange einer großen Anzahl von Rohprodukten und Industrie- Erzeugnissen, deren Preise durch Trusts und Mono pole nicht länger hoch zu halten waren. Der natür liche Gang der Dinge, die den wirklichen Verhältnissen angepaßte Situation haben sich auch hier stärker er wiesen, als alle künstlich aufgebauten Mittel. Man hat bekanntlich auch bei uns in Deutschland, u. a. auch in der Textilindustrie versucht, Syndikate und Bereinigungen zu bilden, welche die Preise reguliren sollen. Soweit Vereinigungen entstanden sind, deren Zweck es ist, innere Schäden der betreffenden In dustrien, hervorgetretene Mißstände in den Branchen aus der Welt zu schaffen oder zu verringern, wird man sich mit deren Tendenzen einverstanden erklären, so weit aber eine künstliche, einseitige Preisfeststellung seitens der Syndikate oder Vereinigungen bezweckt wird, werden dieselben auch bei uns derselben Beur- theilung unterliegen, dieselben Erfahrungen machen, wie in den Vereinigten Staaten. Das beweisen die schon jetzt eingetretenen Thatsachen. Denn die durch die verschiedenen Preisabschwächungen hervorgerufene Maschinen rc. vermittelst des Schneeballsystems 'vertrieben werden, sondern daß sich der Verkehr gegenwärtig schon auf Zigarren, Ueberzieher, Eßbestecke —, wie gesagt auf die heterogensten Gegenstände bezieht. Um dem Pub likum einen Begriff zu geben, daß dieses Unwesen nichts weiter ist, als ein großer Schwindel, und daß derjenige, der seiner Lockung nicht widerstehen kann, geprellt ist, wollen wir nur ein Beispiel anführen. Ein Hauptlock mittel der Gutscheinverkäufer ist das Angebot eines Fahrrades für 7 Mark. Wer einen Berechtigungsschein für 7 Mark gekauft hat, hat die Verpflichtung, weitere vier Gutscheine zu kaufen, hat also 35 Mark bezahlt. Diese vier Scheine kann er weiter verkaufen, und Jeder, der einen solchen Schein kauft, hat wieder die Verpflich tung, neben diesem Schein 4 Gutscheine zu erwerben. Dies sind bis dahin also im Ganzen 25 Gutscheine zu 7 Mark — 175 Mark, die das Rad kostet. Wollen nun sämmtliche Reflektanten ein Rad haben, so müssen 25x5, also 125 Personen Gutscheine gekauft haben. Wenn diese 125 Perionen, die doch auch nicht ihr Geld zum Fenster hinauswcrfen oder für andere Leute die Zeche bezahlen wollen, je ein Rad erhalten, so müssen 125x25—3125 Gutscheine zu 7 Mark — 21,875 Maik verkauft sein. Wenn nun gar diese 3125 Personen Fahrräder erhalten wollen, darauf geht doch ihr Bestreben, gerade wie bei allen vorher gehenden, dafür daß sie 7 Mark zahlen, wollen sie ihr Fahrrad, so gehören dazu 3125x25—78,115 Gutscheine zu 7 Mark — 546,87» Mark. Daß die ganze Sache ein Ding der Unmöglichkeit ist, muß Jeder einseheu, der auch nur die vier Spezies rechnen kann. Ebenso klar ist es aber auch, daß der Unter nehmer ein glänzendes Geschäft dabei macht, indem eine ganze Anzahl Personen 7 Mark bezahlt hat, diese Leute aber schließlich kein Rad bekommen, weil nicht sämmtliche zum Erhalt eines Rades nothwendigen Gutscheine verkauft sind. Der Unternehmer erzielt also für das Fahrrad nicht 175 Mk., sondern einen viel höheren Preis. Leider bietet die Gesepgebung keine Handhabe gegen einen solchen Schwindel. Es wäre aber doch wohl an der Zeit, wenn die Regie rungen solchen Beutelschneidereien einen Hemmschuh anlegen wollten. — In Baden erlassen die Gemeinde behörden bereits öffentliche Aufrufe, worin vor dem Schwindel gewarnt wird. Wenn auf die beschriebene Weise eine Gegend abgegrast ist, und die Unternehmer sehen, daß sie ihre Gutscheine nicht mehr los werden können, weil der seltene Fall eingetreten ist, daß wirk lich einmal gewisse Leute „alle" geworden sind, dann verschwinden sie und beglücken eine andere Gezend. Die paar Fahrräder der ersten Serie, die nach dem Verkauf von 125 Scheinen in eine solche Gegend ge kommen sind, waren blos die Lockmittel." Wir sind de: Meinung, daß sehr wohl auf Grund der bestehenden Gesetze gegen den Schwindel eingeschritten werden kann, — es müßte nur von Interessenten eine direkte Anzeige bei der Staatsanwalt- — ^ie.yanonv-uuv - ' , ,K-n-'m-rsakren aeaen ibn ein. Wesnato er oas AMl»gernyi,vr>. theilt uns mit, daß die Nachricht über eine RingbildungIvorigem Herbst die Luftschifffahrt kultwirt. Am 5. Sep. versayren gegen iyn ein,