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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190006039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000603
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-03
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.06.1900
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MM'S Pfingstüberraschuug. Humoreske von E. Fahrow. (Nachdruck verboten.) „Gautschen? — Ach so — schaukeln, meinst Du! Ihr Götter, meine Frau wird nervös — rette sich wer kann! So eine in der Lust liegende Verlobung macht Weiber zu Hyänen . . . Mit großen Schritten flüchtete Herr Rink in den Garten, wo die glühende Pracht des Goldregens und Flieders ihn empfing; dort wenigstens war man sicher vor Jntriguen. — Unterdessen war Milli gemüthlich in den freige wordenen Schaukelstuhl gesunken und lachte vor sich hin: „Eine halbe Stund' hab' ich warten müssen, bis der liebe Schneck aufgestanden ist! Ich wünsch' mir zum Geburtstag noch einen Schaukelstuhl — weil ich gar so gern gautschen thu'! — Jesses, bin ich aber neugierig, ob das Pfingstbäumerl gewirkt hat!" Als es endlich fünf Uhr geworden war, faßen an der verlockenden Kaffeetafel auf der Veranda zehn oder zwölf lustig plaudernde Gäste, — lustig plaudernd bis auf die beiden, auf welche es hauptsächlich ankam. Denn Lifabeth sowohl wie der rothe Müller saßen schweigsam und glühend unter den Uebrigen und thaten nichts als Schlagsahne essen und in ihren Tassen rühren. Natürlich hatte Milli sie nebeneinander gesetzt, während die anderen Gäste sich ohne Tischregel libitum placiert hatten. In irgendwelche Träumereien versunken, hatte der hochblonde Doktor eine Weile vergessen, daß er neben dem anmuthigsten Mädchen der Müller'schen Töchter schule — die Backfische eingeschlossen — saß. Lisateth aber wußte sich besser in die äußeren Umstände zu fügen. „Herr Doktor." sagte, sie, wider Willen erröthend, denn der ihr gegenüber sitzende Direktor mußte jedes Wort hören, „ist die reizende Sitte der Pfingstbäum- chen bei Ihnen zu Hause auch gang und gäbe?" Der Doktor fuhr hoch: „Pfingstbäumchen? — Wie sagten Sie doch gleich, gnädiges Fräulein — ach — ich bitte sehr um Ver zeihung — ich hörte wohl nicht recht zu?" Milli ging in diesem kritischen Augenblick mit der Schlagsahne vorbei. „Aber Sie essen ja nichts, meine Herrschaften!" rief sie, indem sie beiden ohne Rücksicht aus ihre Magen erneute Berge des weißen Schaums auf die Teller häufte. „Lifabeth," flüsterte sie dabei dem jungen Mäd chen ins Ohr, „ich bitt' Dich blos, thu nit so steif! Du weißt doch, wie der arme Mensch schüchtern ist." „Schüchtern?" dachte Lifabeth, — „nun, ich wüßte eigentlich nicht — imposant ist er doch! Mir wenigstens imponiert er immer — wenn ich doch nur wüßte, wie ich ihm sür das Bäumchen danken soll.." Der Direktor Or. Müller erhob jetzt seine Kaffee tasse gegen den gegenübersitzenden rothen Müller. „Prosit, Herr Namensbruder! rief er lustig. „Es pokuliert sich ebenso genußreich mit dem Trank der Levante als mit Meth, — zumal, wenn man neben der schönsten Nachbarin sitzt, nicht wahr?" Fräulein Grete Fischer, neben dem Direktor, suchte aus unbekannten Ursachen eifrig nach dem Zucker, der bereits in Unmengen in ihrer Tasse ruhte. Doktor Müller aber sagte pedantisch: „Meth? Ich darf mir darin kein Urtheil erlauben, Herr Direktor, da ich noch nie " „Silentium!" rief in diesem Augenblick Herr Ferdinand Rink mit dröhnender Stimme. „Meine verehrten Damen und Herren, — bevor wir uns der Maibowle zuwenden, welche bereits sehnsüchtig des Augenblicks der Befreiung aus ihren Eiskübeln harrt, werden Sie gebeten, sich auf eine Zeit in ungebundener Freiheit im Garten zu zerstreuen — so ungebunden" (mit einem Blick auf Milli) „und fo zerstreut" (mit einem Blick auf den Doktor) „als Sie nur irgend wollen." Lachend folgte man dieser Aufforderung, und nach wenigen Minuten war die bunte, kleine Gesellschaft in den Laubengängen des frühlingstrotzenden Gartens vertheilt. Fräulein Grete Fischer entfernte sich scheinbar absichtslos von den Anderen, und suchte eine entlegene Laube auf, in die sie sich zurückzog. Dort in dem grünen Versteck zog sie einen umfangreichen Brief aus der Tasche, den sie seit heute Morgen schon siebenmal gelesen und jetzt eben zum achten Male einer eingehen den Durchsicht unterzog. Ach, — es war der erste Liebesbrief ihres Lebens! Und gleich so ein dicker! Himmlisch! UeberdieS war ihr ja jedes Wort aus der Seele gesprochen, und s e brannte förmlich darauf, dem Schreiber die Antwort zu geben, die seiner Bitte republiken zu verhindern, besteht leider nicht, und die Welt muß sich mit der traurige^Mkatsache abfinden, daß Macht vor Recht geht und Vdß' die Freiheit der Völker ihren Schutz gegen den „bösen Nachbar" allein in der Stärke der militärischen Machtmittel findet. «irr Rückblick über den Verlauf des Krieges zeigt, daß derselbe am^l. Oktober damit begann, daß die beiden Burenrepubliken ein Ultimatum an die englische Regierung sandten. Als dieses ablehnend beantwortet wurde, rückten Burentruppen in Natal ein und zugleich wurden an der Westgrenze die Feindseligkeiten mit der Zerstörung der Eisenbahn, welche Mafeking mit Kapstadt verbindet, eröffnet. Die Engländer hatten anfangs den Buren nur wenig Truppen gegen überzustellen und die Aussichten der Buren waren günstig. Insbesondere entwickelten die Burenführer auf dem öst lichen Kriegstheater in Natal große kriegerische Fähigkeiten. Die verhältnißmäßig geringfügigen Niederlagen, welche die Buren Ende Oktober bei Glencoe und bei Elands- laagte erlitten, verhinderten nicht die Aussührung ihres Planes, die Armee des Generals White in Ladysmith einzuschließen, wo sie dieselbe bis Ende Januar eng um klammert hielten. Die Truppen des Generals White erlitten Niederlage auf Niederlage. In Aller Erinnerung wird noch die Gefangennahme mehrerer englischer Ba taillone bei Nicholsons-Neck sein. Zugleich wurden im Westen Mafeking und die Diamantenstadt Kimberley be lagert. Dann folgten die vergeblichen Versuche der Eng länder, Ladysmith zu entsetzen. General Buller erlitt am 15. Dezember bei einem Versuche, den Uebergang über den Tugelafluß zu forciren, eine vernichtende Nie derlage. Noch bedrohlicher wurde die Lage der Engländer dadurch, daß die Buren in^ den Norden der Kapkolonie vorrückten und die „Afrikander" sich in Menge gegen die Engländer erhoben und die Streitkräfte der Buren ver- stärkten. Hier erlitt General Gatacre die Niederlage in den Stormbergen. Nicht bester erging es dem mit der Gardedivision von Kapstadt ausgerückten Lord Methuen im Westen bei seinen wiederholten Versuchen, Kimberley zu entsetzen. Am Modderriver bei Magersfontain wurden seine Angriffe von den dort verschanzten Buren wiederholt siegreich abgeschlagen. Seitdem waren die Buren bis Ende Januar auf allen Gebieten des weitverzweigten Kriegsschauplatzes im Vortheile. Leider verstanden es die Buren nicht, ihre Erfolge auszunutzen. So tüchtig, geschickt und tapfer sich ihr ungeschultes Volksheer in der Vertheidigung erwiesen hatte, so wenig waren die Buren zu einer Angriffsbe wegung zu bringen, obwohl die zahlreichen fremden Offiziere, welche sich ihnen zur Verfügung gestellt hatten, wiederholt dringend dazu riethen. Allmählich hatte sich der Buren eine große Mißachtung gegenüber den Eng ländern bemächtigt. Jeglichem Vordringen abhold, warteten sie ruhig in ihren Verschanzungen ab, bis immer wieder und wieder neue englifche Truppen herangeführt wurden. In England raffte man zusammen, was nur über haupt noch an Streitkräften aufzutreiben war, sodaß nach und nach in Südafrika eine englische Streitmacht von fast einer Viertelmillion Krieger versammelt war, der kaum 40000 Buren gegenüberstanden. Mitte Januar trat dann auch ein Wechsel im englischen Oberkommando ein, indem der General feldmarschall Lord Roberts, auf den England nun seine ganze Hoffnung setzte, mit dem Oberbefehl be traut wurde. Unbegreiflich erscheint anfangs das lange, un- thätige Zaudern Lord Roberts in Kapstadt. Allein bald sollten die Buren zu ihrem Nachtheil erfahren, daß sie der Taktik eines Roberts nicht gewachsen waren. Dieser erfahrene Kriegsmann unternahm erst danns einen Vorstoß, als er seiner Sache ganz sicher war. Sein erster Erfolg war der Entsatz Kimberleys, den Mitte Februar General French durch einen kühnen Flankenmarsch bewerkstelligte. Dann ging es fort und fort bergab mit den Buren. In Folge der Um- zehung seiner linken Flanke mußte der Burengeneral Lronje seine Stellung bei MagerSfontein in Eile ver lassen, wo er dem Lord Methuen so erfolgreich Schach geboten hatte. Cronje versäumte die günstige Gelegen heit zum Eatkommen, wurde bei Paardeberg einge- chlossen und kapitulirte am 27. Februar mit 4000 Mann und einigen Geschützen, nachdem er acht Tage lang verzweifelt gegen die erdrückende Uebermacht der Engländer gekämpft hatte. Nicht lange danach zog Lord Roberts in Blum- fontein ein, der Hauptstadt des Oranjefreistaats, und verbrachte hier nahezu zwei Monate damit, seine er schöpften Truppen auSruhen zu lassen und mit der für den Winterfeldzug geeigneten Ausrüstung zu ver sehen. Für kurze Zeit schien den Buren noch einmal das KriegSglück zu lächeln, indem sie unter dem neuen Oberbefehlshaber Botha verschiedene glückliche Schläge im Rücken von Roberts Stellung führten. Allein das waren nur kleine Erfolge, die wenig an dem Stand der Dinge änderten. Eine unmittelbare Folge der Roberts'schen Siege war die Aufgabe der Belagerung von Ladysmith durch die Buren, so daß die Engländer unter BullerS Be fehl auch im Osten Lust bekommen hatten. Noch im Januar hatte Buller mehrfach vergebliche Versuche zum Entsatz von Ladysmith unternommen, die alle ge nau so verlustreich und ergebnißlos für die Engländer endeten, wie am 25. Dezember die Schlacht von Colenso. Am blutigsten waren die Kämpfe um den Spionkop in der letzten Januarwoche, die den Eng ländern gegen tausend Mann kosteten. Zwei Monate nach seinem Einzug in Blumfontein sah Lord Roberts die Zeit zu weiterem Vordringen gekommen. Seme rückwärtigen Verbindungen waren vollauf gesichert, da längst der letzte bewaffnete Bure die Kapkolonie verlassen hatte. Andererseits war unter den Buren Muthlosigkeit eingerissen. Die „Bur- ghers" des Oranjesreistaates unterwarfen sich größten teils aus Sorge um den heimatlichen Herd und auck unter den Transvaalern, die inzwischen ganz Nata geräumt hatten, wuchs die Unlust zu weiterem Wider stand. Schlag auf Schlag hatte die Buren das verfolgt. Portugal sperrte die Lebensmittelzufuhr "aus der Delagoabai und ließ überdies bewaffnete Eng länder von Norden her durch portugiesisches Gebiet gegen Transvaal ziehen. In Johannesburg flog die Munitionsfabrik in die Luft, und zuletzt wurde auch noch Mafeking entsetzt, an dessen Cernirung mehrere Tausend Buren vergebens über sieben Monate ihre Kräfte verschwendet hatten. Aus Paris. Bon unserem Spezialkorrespondentcn. (Nachdruck verboten.) Die Pariser Weltausstellung sorgt für Alles; sie sorgt auch dafür, daß selbst die Kuriositäten nicht aussterben, wofür Schreiber dieser Zeilen folgendes niedliches Abenteuer erzählen kann, das den Vorzug besitzt, wahr zu sein, denn es ist eines meiner Erleb nisse aus den letzten Tagen. Denke Dir, liebe Leser in und geneigter Leser, daß ein jung vermähltes Ehe- paar seine Hochzeitsreise nach Paris zur Weltausstellung macht, was in diesem Jahre wohl höchst wahrscheinlich häufiger als in anderen Jahren Vorkommen wird. Also das besagte junge Ehepaar kommt glücklich auf dem Ostbahnhof in der Seinestadt an, hat auch das Glück, ein ansprechendes Hotel mit einem netten Zim- mer zu finden, wo es auch gleich sein Gepäck abgiebt, um dann sofort vom nächsten Postamt seine Adresse in Paris den beiderseitigen Eltern zu tele graphieren. Nach diesem familiären Depeschenzere moniell war dann in einem bekannten Cafe der Nordstadt mit mir, als einem guten Freunde des Mannes, ein Stelldichein verabredet. Alles klappte auch gut, wir trafen unS Pünktlich und die Stunden verflogen nur so im allseitigen Gespräch über die deutsche Heimath, über Paris und die Weltausstellung. ES war bereits spät in den Nachmittagsstunden, als ich das junge Ehepaar zur Heimkehr in das Hotel rüstete. Wer aber beschreibt den allgemeinen Schrecken, als es sich herausstellte, daß die Karte mit der Adresse )es Hotels verloren gegangen wir, und keiner der beiden Leutchen sich auch nur annähernd auf den Namen des Hotels entsinnen konnte. Wir gingen Straße auf und Straße ab; ich versuchte der tief mißgestimmten jungen Frau Trost und Courage ein zusprechen, allein nichts schlug an. Wer sollte sich auch in der Bahnhofsgegend in Paris, wo sich Hotel an Hotel reiht, auskennen? Das Barometer unserer frohen Laune sank gewaltig. Da hatte ich eine lichte Idee Ich forderte das junge Paar auf, mir zu folgen, führte sie auf das nächste Postamt, wo der junge Mann dann auf meine Veranlassung an seine Eltern telegraphirte und diese um telegraphische Rück antwort, betreffs Angabe seiner ihm verloren gegangenen Wohnungsadresse ersuchte. Ein klein bißchen mochte sich der- junge Herr Gemahl dabei doch wohl geschämt haben, allein die Verlegenheit hatte ihn doch zu fest am Kragen gepackt. Nach 2i/z stündigem Warten kam endlich die ersehnte Antwort zurück. Ich brachte das junge Paar nach Haus und bedingte mir als einzigen Lohn für meine „Helligkeit" nur die Depesche der Eltern aus und dies zwar „aus Vorsicht sür die Zukunft", was mir auch lachend bewilligt wurde. Dies als Beispiel dafür, was einem alles in dem broßen Paris, sogar auf der Hochzeitsreise, wenn man dieselbe zur Zeit der Ausstellung machen will, ohne viele Umstände passieren kann! Doch jetzt hinein in die Ausstellung! Zuerst noch ein paar Worte über einzelne Pavillons! In der Nähe des Eiffelthurmes, dicht am siame sischen Palast erhebt sich ein erst seit kurzem eröffneter, würfelartiq gebauter Pavillon mit einem nicht allzu hohen Thurm, auf dem ein Banner, in den Farben weiß und blau, lustig im Winde flattert. DaS ist der Pavillon der Republik San Marino. In dem Innern dieses nicht allzu großen Pavillons hat die Industrie dieses italienischen Ländchens ihre Produkte ausgestellt: Tapeten, Töpferwaaren, Zahnbürsten Skulpturen rc. Auch ein gutes, in Ton modelliertes, plastisches Bild von der Stadt San Marino, sowie die Pholographieen von hohen Würdenträgern, Orden, militärischen Chargen rc. sind zu sehen. Auch Repro- dukiionen von höchst seltenen und wichtigen Urkunden sind hier ausgestellt, so n. a. ein Schreiben Napoleon Bonaparte), in welchem er der Republik eine besonders wohlwollei )e Berücksich'.igunz in allen politischen und wirthschaftlichen Fragen versichert, wenn sich diese unter französischen Schutz stellen würde. Auch ein Brief Garibaldis und anderer bedeutender Männer ist in der Reproduktion zu besichtigen. Schließlich möge hier noch ein kleines Kunstwerk dieses Pavil lons Erwähnung finden: es dies eine Holzschnitzerei, die die getreue Abbildung des Schlosses in San Marino ist, ein äußerst gelungenes und künstlerisch ins Feinste vollendetes Werk. Nun noch zu einem zweiten Pavillon, der eigent lich in die österreichische Haupkabtheilung einzureihen ist, nämlich in den des bosnischen Landes. Dieser Pavillon bietet außerordentlich viel Interessantes; schade ist es nur, daß er jetzt erst geöffnet worden ist. Besonders interessant sind die Bewohner des Landes, die die Sitten und Gebräuche bei Festlichkeiten in ihrer Heimath, wie Hochzeit, Tause, Begräbniß rc. vorführen. Die ganze untere Halle des Pavillons füllt ein Panorama, das die prächtig gelegene, halb orientalische Hauptstadt Bosniens, Serajewo, zeigt. Die erste Etage des PwillonS birgt hingegen die eigentliche Ausstellung. Hier hat die Industrie und die Handfertigkeit deS Bosniaken ihre heimischen Er zeugnisse: Korbflechtereien, Stickerei und Tabakmanu- saktur ausgestellt. Besonders zu erwähnen ist gerade in diesem Pavillon die außerordentlich günstig getroffene Gruppierung und die geschmackvolle Auswahl und Musterung der in den Vordergrund tretenden AuS- stellungsgegenständ-. Im Charakter halb ähnlich ist dem soeben be sprochenen Pavillon der Palast der russischen Abtheil- ung. Jedoch nur dem oberflächlichen, vielleicht sogar nur dem äußerlichen Charakter nach ist dies der Fall. Rußlands Ausstellungsobjekte haben weniger das volkSthümliche, sondern das Gediegene, von einem schweren Reichthum des Humathlandes Zeugende an sich, was besonders stark an dem großartigen Zaren geschenk hervortritt. Dieses Zarengeschenk ist bekannt lich eine im Maßstabe von 1 : 10000 gehaltene Landkarte von Frankreich, die aus den seltensten Mineralien des Urals zusammengesetzt ist. Der ein saffende Rand der Karte besteht auS Marmor, die Landesgrenzen sind Jaspis, 106 größere Städte be stehen aus den prächtigsten Edelsteinen, die Turmalin, Smaragd, Saphir, Aquamarin, Beryll u. s. w., die Linien der Flüsse sind Platin, die Namen der ein zelnen Orte usw. sind mit goldenen Buchstaben ge schrieben. Dieses Pracht- und Wunderwerk wiegt die Kleinigkeit von nahezu Centner und ist in der kaiserlichen Manufaktur in Petersburg fertig gestellt worden. Selbstve-ständlich sind die Franzosen über aus stolz auf dieses ebenso ehrende, wie werthvolle Geschenk des Selbstherrschers aller Reußen, der sich auf diese Weise königlich für die russischen Geldan leihen in Frankreich vom Jahre 1896 revanchiert hat. Im Anschluß hieran sei gleichfalls noch die Spezialabtheilung erwähn', die eigens für die Aus gestaltung der russisch-sibirischen Feldartillerie einge richtet worden ist. Hier befinden sich die groß- und kleinkalibrigen, auseinandernehmbaren und auf Kamelen oder Dromedaren transportierbaren Kanonen, wie diese mit vielem Erfolg in den zentralasiatischen Kriegen gegen die Bergvölker der Hindukuschländer und die Steppenvölker des Aralseegebietes zu Verwendung ge langt sino, wobei sie den Russen auch fast jedesmal zum Siege verhalfen hoben. Soweit für diesmal die Ausstellung, die sich nun eines, schon immer mehr fertigen Charakters erfreut, was auch gleichzeitig zur Folge hat, daß die Besucher zahl, mit dieser die Zahl der in Paris eintreffenden Fremden wächst. Paris selbst ist auch gewissermaßen in einer großen Veränderung begriffen, ganz abgesehen davon, daß die großen Hotels wie Pilze aus dem Erdboden schießen, und die Häuserfronten meistens nur noch aus Tafeln bestehen, die in großen schwarzen Buch staben die einladende Aufschrift tragen: „Lkambre ä lauer", d. h. Zimmer zu vermiethen. Der Pariser selbst ist noch höflicher geworden, als er es schon ist. Ja er versucht sogar schon hin und wieder deutsche Worte zu radebrechen und so manchen Brasseriebesitzer, auf deutsch Restaurateur, kann man die spaßig - räthselhast"n Worte sprechen hören: „Voulor-vous Uierc trinke?" Ist das nicht ein deutsch-französischer Annäher- u ngsversuch erster Güte? * Von der Weltausstellung ein Herr, der zur Zeit in Paris weilt, dem Cr. Tagebl.; „Die Weltausstellung ist unbeschreiblich großartig, aber auch anstrengend. Die Deutschen schießen den Vogel ab; Meißner und Berliner Porzellan haben das französische weit übertroffen, sehr viel sieht man daS Erstere mit „Verkauft" bezeichnet. Auch von den gemäß in dem üblichen, „einzigen Wörtchen", dem Ja bestehen sollte. Auch Lifabeth war aus dem Kreise der Geladenen verschwunden, der sich überhaupt mehr und mehr auflöste. Mit Argusaugen von Milli bewacht, hatte sie gleichwohl ganz unauffällig den Weg zu einer Birke gefunden, die mitten in einem grünen Rasenrondel stand. Die Hände auf dem Rücken gefaltet, stand sie und blickte die hängenden Zweige an, als offenbarten sie ihr ein Geheimniß. Milli unterdessen schaffte unermüdlich weiter an ihrem listigen Gewebe. — Sie ergriff den rothen Müller unter dem Arm und führte ihn ein wenig ab seits auf einen Fußpfad, der auf jene Birke mündete. „Doktorchen," sagte sie liebenswürdig, „Sie wissen doch, daß ich es gut mit Ihnen meine?" „Oh, ich seye es ja!" erwiderte jener warm. „Daß Sie uns zusammen eingeladen haben — ach, gnädige Frau, ich habe Ihre wohlwollende Absicht bald durchschaut — wenn ich auch nicht viele Worte machen kann —" „Na, na!" wehrte Milli ab. — „Aber wissen Sie, ich hab' noch mehr gethan, — heute Morgen hab' ich dem lieben Mädel ein Pfingstbäumchen geschickt und dazu sagen lassen, es käme vom Herrn Doktor!" „Ach! — Wie gütig Sie sind!" „F, eil ich bin ich das. Und nun gehen Sie hübsch hin und machen Sie dem Hangen und Bangen ein Ende — genügend vorbereitet ist sie ja nun, die Kleine. Und wir wollen doch unseren Pfingstfeiertag mit einer Verlobung feiern, nicht wahr?" Hochroth und mit glückseliger Verblüfftheit ließ sich der Doktor von seiner reizenden Wirthin weiter- schieben. „Sehen Sie," sagte Milli, „wenn Sie jetzt an das Pfingstbäumchen anknüpfen und sagen, daß dies „Fest der Freude" Ihnen Muth gemacht habe rc. rc., dann findet sich das andere schon von selbst." „Gnädige Frau," rief der Doktor überrascht, „das habe ich ihr ja gerade schon alles geschrieben." „Geschrieben?! Aber sowas! Da sind Sie ja viel geschei — geschickter als ich dachte — wann denn, wann haben Sie denn geschrieben?" „Gestern nachmittags. Ich bin eben so sehr im Zweifel — sie hat mir noch gar kein Zeichen gegeben, daß sie meinen Brief bekommen hat —" „Und hat auch nichts vom Pfingstbäumchen gesagt?" „Kein Wort." „Na, dann gehen Sie also schnell hin und fragen Sie danach!" Mit einem freundschaftlichen Schub dirigierte ihn Milli zu Lifabeth hin, die drüben immer noch bei der Birke stand. Zu ihrem größten Entsetzen aber eilte der Doktor an Lifabeth vorbei und tiefer in den Garten hinein. „Heiliger Hieronymus!" stöhnte Milli, „jetzt lauft der gar in seiner Zerstreutheit noch zu der Falschen!" Und sie eilte hinter ihm drein. Unterwegs durch ein paar andere Gäste aufgehalten, langte sie erst nach etwa 10 Minuten bei dem Doktor an. Sprachlos aber blieb sie stehen, als dieser ihr Arm in Arm mit Grete Fischer entgegentrat. „Um Gotteswillen," ächzte Milli, „das ist ja nicht die Richtige!" „Wie?" sagte das Brautpaar. „Aber — aber — ich bitt' Euch — irrt Ihr Euch denn nicht?" „Wieso irren?" fragten die Beiden, die Plötzlich nur noch unisono zu sprechen vermochten, wie es schien. „Lieber Doktor — ich gratuliere von Herzen!" rief Milli endlich mit kluger Gefaßtheit. „Liebe Grete, meinen herzlichsten Glückwunsch z« dieser Ueberraschung — aber entschuldigt mich — ich habe nothwendig mit Lisabeth Werner zu sprechen " Milli flog mehr als sie ging durch den Garten zurück, nach der Birke, wo noch vor einer Viertel stunde ihr Schützling gestanden hatten. Jetzt aber war sie fort, und erst nach längerem Suchen entdeckte Milli ihr weißes Kleid auf der Veranda. Ja, da stand sie — aber ebenfalls mit einem männlichen Wesen Arm in Arm. Und zwar mit dem Direktor Or. Müller. Ueber das ganze Gesicht lachend stand Ferdinand Rink neben dem Paar. „Na, Milli?" rief er feiner Frau entgegen, „was sagst Du zu dieser Verlobung. Bist Du endlich einmal im Leben überrascht?" „Durchaus nicht," sagte Milli kaltblütig. „Habe ich Dir nicht gesagt, daß Lisabeth sich mit Or. Müller verloben wird?" damit Welch auf se hätte voran die n in G Man: dacht Lud daS L anges stand feine der t in F und Spev rathe von Gros Scho „ein sich , gcler Feos wärt habe warr feine AIS dam, Hall Elen Hier einig sich Chri Doe moc siom schlo befo Uni! nach vort bild lanl Bus dox. unn Lös,
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