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gesunken vor Entzücken. Ein: schönere, gcweihtere Stunde habe er weder früher noch später gehabt. Und heute noch, wenn er daran denke, müsse er sich wehren, dw' sich ihm nicht die Augen mit Thränen füllten. * * * Jetzt kam die Reihe an einen wohlbestallten Kaufmann. „Ich muß," sagte er, „erzählen, was materieller klingen mag. Aber bei Gelegenheit der großen Handelskrisis in den siebevziger Jahren kam ich auch in die größte Bedrängniß. Ich sah keinen Ausweg vor mir, dem Bankerott zu entgehen. Und obgleich ich unablässig zu Gott betete, schien eS mir in Wirklichkeit unmöglich, daß er helfen könne. Und doch, als die Roth am größten war, wurde mir von einem alten Schuldner eine bedeutende Summe, die ich längst verloren gegeben hatte, zurückgezahlt. So war ich gerettet. Das war mein schönster Tag. Und seitdem glaube ich trotz allen Gottesleugnern an da? Walten der Vorsehung." Roch war eine ältere Dame übrig. Die war sehr leidend und hatte sich auch ihrer kraulen Augen wegen in einen dunkeln Winkel gesetzt. Sie war ihrer Sanftmuth, Liebenswürdigkeit und Ergebung wegen von allen hochgeschätzt, wäre aber an diesem Abend fast übergangen worden. Und auch jetzt, als man in sie drang, ihren schönsten Tag zu nennen, bat sie flehend, man möge es ihr erlassen. Als es aber immer wieder hieß: „Wir gehen nicht auseinander, bis Tante Lieschen sich geäußert hat," da sagte sie mit stillem, freudigem Ernst: „Der schönste Tag in meinem Leben war der, wo ich nach lange» Kämpfen und langen Zweifeln dessen gewiß wurde„ daß ich einen Heiland habe, der mich ewig nicht lassen wird. Das war der Tag, der alle ferneren Tage, nicht ausgenommen die schweren LeidenS- tage, schön gemacht hat; das war der Tag, aus dem auch eine selige Ewig keit entspringen wird." Ob nun die übrigen Glieder jener Gesellschaft das verstanden und gewürdigt, oder ob sie den Kopf geschüttelt haben, das weiß ich nicht. Aber was denkst du davon, lieber Leser? Verstehst du die alte schwer geprüfte und doch so glückliche Dame? Verstehst du sie au- eigener Er fahrung? — Ich darf sagen, daß ich auch von so schönen Tagen zu reden weiß, wie d-e Männer und Frauen, die vor Tome Lieschen das Wort nahmen. Es war etwas anderes bei mir, aber es war nicht minder schön. Und noch von vielen anderen schönen Tagen dürfte ich berichten. Aber sie ulle reichten nicht von Ferne an den Tag, wo es mich zum ersten Mal mit himmlischem Lichte durchleuchtete: „JesuS ist dein Heiland, und durch ihn bist du ein Kind Gottes. Vieles, was mich einst beglückte, ist längst vergangen. Vieles, was mich einst begeisterte, hat sich mir längst als völlig unzureichend erwiesen, meine Seele zu beglücken. Aber in den zwei Wört- lein: „Mein Heiland" wird immer ausS neue wieder meine Seele lebendig. Kurzum, in der Gewißheit, durch Jesum Christum ein Kind Gottes zu sein, liegt die Quelle alles Glücks. O. Funcke. Die Auswanderer-Mission im vergangenen Jahre. In den beiden letzten Jahrzehnten des zur Rüste gehenden Jahrhun derts hat die Auswanderung, namentlich die deutsche, ungeheure Rückschritte gemacht. Betrug die Zahl der deutschen Auswanderer vor 20 Jahren bis zu 200.000 so beiäuft sie sich heute auf etwa 24 000 Bei dieser Zahl scheintS diS auf Weiteres bleiben zu sollen. Das ist hauptsächlich eine Folge les in den letzten 20 bis 30 Jahren in unserem Vaterland einge tretenen wirlhfchastlichen Umschwungs. Industrie und Handel find an Stelle deS Ackerbaues in den Vordergrund des öffentlichen Lebens getreten. Die deutsche Industrie hat im Wettbewerb mit anderen Nationen ihre Leistungs- kraft gesteigert, der deutsche Handel ist, vor Allem von den deutschen See städten aus, immer mehr zum Welthandel ausgewachs n. Die Landbevöl kerung, besonders die Zangen und Kräftigen in ihr, werden durch die größere Leichtigkeit des Gelderwerbes und die Lockungen des Lebensgenusses in die großen Städte und Jndustriecentren gezogen, und kür die städtische Einwoh nerschaft ist so viel Arbeit da, daß bereits die vorhandenen Arbeitskräfte nicht mehr amreichen, sondern die Heranziehung von Ausländern sich nöthig macht. Dazu kommt, daß der Dienst im Heere cb nso wie die Handels- und die in den nächsten Jahren gewiß sich v:rdoppelnde Kriegsflotte eine Menge kräftiger junger Männer in Anspruch nimmt, wozu noch die Ar beitskräfte kommen, die der Schiffsbau für sich verlangt. Was für die deutsche Auswanderung sich aus all diesen Umständen und Aussichten ergiebt, tritt offen zu Tage. Der Uebcrschuß an VolkSkrast, der früher sich zur Ansiedelung jenseits der Meere angeregt oder gedrängt fühlte, findet nun im Vaterlande seine Verwendun . Rur ein kleiner Bruch- theil der arbeitsreichen Land und Stadlbevölkerung sucht, vom Verlangen nach freierer Bethätigunz der Kräfte in weitaufgeschlosscnen Geländen oder vom lohnenderen Arbeitsverdienste gelockt, „drüben" eine neue Heimath. Ueber Hamburg sind im verflossenen Jahre 10,600 Personen aus dem deutschen Reiche nach überseeischen Gebieten gefahren, aus Oesterreich- Ungarn säst die doppelte Zahl, aus Rußland ziemlich die 3mche, im Ganzen 64,214. Slaven, namentlich Polen und Juden, bilden jetzt, auch an den deutschen Häfen, das Gros der Auswanderer. Bon Bremen aus sind ungefähr ebenso viel Deutsche zur überseeischen Beförderung gelangt, wie von Hamburg aus, viel weniger zogen über Antwerpen u. a. S estädte. Das Ziel der Auswanderer bleibt mehr denn je das weite Gebiet der Vereinigten Staaten Nordamerikas. Von 23,740 Reichsange hörigen zogen dahin 19,046. Rach Südamerika wanderten über Hamburg 3644, nach Afrika 169, nach Asien nur 18 Personen aus allen europäischen Staaten aus: alle übrigen fuhren nach den Vereinigten Staaten. Unter ihnen bilden, auch bei den Deutschen, junge Leute beiderlei Geschlechts, die in den großen Städten und Jndustriecentren des Ostens Stellung:» als Dienstboten oder Beschäftigung in Fabriken, Bergwerken u. s. w. suchen, jetzt einen größeren Procentsatz als früher. Daneben zieht noch immer eine beträchtliche Zahl unserer Landsleute aus Pommern, Hannover, Schleswig-Holstein, Bianden burg, Württemberg, Bayern als ständige Reuansiedler, also mit Weib und Kind, tief in den Westen hinein, wo dem Fleiß- des Landmanns noch ein unermeßlicher Spi lraum zu ausdauernder Bethätigunz geboten ist. Südamerika bietet an Klima, Bodenbrschaffenhcit, Sicherheit der politischen Zustände u. a. weitaus die Vortheile nicht, welcye die so kräftig entfaltete nordamerikanische Betriebsamkeit nach allen diesen Seiten bringt. Und auch für die Pflege des väterlichen Glaubens und der heimischen Sprache und Sitte finden unsere Landsleute iu Nordamerika viel mehr als in Süd amerika. Rur in bestimmt begrenzten Gebieten Südbrasiliens, wie in Sta. Catharina und Rio Grande do Sul, wo die kirchliche Versorgung jetzt von verschiedenen Seiten wetteifernd in Angriff genommen wird, sind ähnlich: günstige Bedingungen für eine Ansiedelung vorhanden, d>c der Hanseatische Colonisationsverein gern vermittelt. Nacv den deutschen Colonien Afrikas sind von Hamburg a S im vorigen Jahre 385 Männer uud 90 Frauen gegangen. Die Männer waren meist junge, keine Familienväter, die Frauen meist Mädch n, di- unter Beihilfe des deutschen Celonialvereins entweder in Dienstverhältnisse getreten oder sich mit Angevörigen der Schutztruppe bez. Mitgliedern der Beamtenschaft verheirathet haben. Bei ihrer Abfahrt ward ihnen von der Auswanderer- Mission mit Gotte« Wort, Gebet und Segen das Geleit gegeben. Der geistlichen Arbeit der Mission hat gerade die Verminderung der Auswanderung Erleichterung und Segen gebracht. „Wir mußten uns früher so oft darauf beschränk, n, nicht mit dem Netze, sondern nur mit. der Angel unter d:r buntgewürselten Menge unS abzumühen: unser Ruf an die unter ihr zerstreuten evangelisches Deutschen zu den Gottesdiensten vor der Abfahrt der großen Dampfer verhallte im Gedränge. Jetzt, wo die großen Logierhäuser mit ihren Massenquartiercn eins nach dem an dern den ganz veränderten Zeitumständen weichen müssen, können wir den deutschen Auswanderern, die fick in den kleineren Herbergen um die Haupt bahahöfe inmitten der Statt anfülleu, im Eivz-lneu viel besser beikommen." Die Hindernisse, welche früher „von interessirter S-ite" der Mission be reit t wurden, sind jetzt viel weniger fühlbar. Da nun Auswanderer in ihrer Gemüthsstimmuvg sich im Allgemiinen vor der Abfahrt dun Rufe des göttlichen Wortes nicht verschließen, ja zum Theil der Einwirkung desselben sich recht zugänglich zeigen, so werden die Gottesdienste, wenn nue di; Eivlrdung dazu richtig an di Leute gelangt und denen, die ihr folgen wollen, richtS in den Weg gelegt wird, meist dankbar von ihnen begrüßt und finden regelmäßig erireulichen Zuspruch. So konnten im vorigen Jahr- viel mehr Äbschiedsgott sdienst: g-yalten werden, als früher, nämlich 78; davon 49 in den Baracken jevs itS der Elbe, wo noch immer unter der großen Ueberzahl von katholischen Polen und Juden auch Deutsch- Evangelische aus den deutschen Colonien Rußlands sich zur Abfabrt nach Amerika zusammenfinden. Es wandern nämlich nicht weniae junge Leute aus dem polnischen Westen aus, um in den Fabriken New-Jorks, Brook lyns, Chicagos rc. lohnendere Arbeit zu suchen, als die russisch-polnische Industrie sie ihm zu bieten vermag. Ferner kommen andere mit Weib und Kindern aus dem Südosten Rußlands überm Kaspischen Meere an den Ufern der Wolga her. Die landwirthschaftliche Noth, die erdrückende Last der Steuern und Abgabe» treibt sie von ihren Wohnstätten, wohin einst die russischen Selbstherrscher ihre Väter aus Deutschland verpflanzt Haden, hinweg, diese gehen nun als eigentliche Ansiedler in den Westen Amerikas, CansaS, Docota und Nebraska. Ein beweglicher Anblick für den Prediger, der zu iynen nach den „Auswandererhallen" hinauskommt. Auf den ersten Ruf sammeln sie sich mitten aus dem Gemenge der Polen und Juden vollzählig Groß und Klein, die Mütter selbst mit ihren Kin dern an der Brust, um den Bringer des deutschen Weckrufes und Ab- schicdSgrußeS, dem Verkündiger des heilsamen und trostreichen Gotreswortes. Unsere Landsleute aus Rußland sinds denn auch, die am Bereitwilligsten nach den Büchern greifen, die den Auswanderern am Schluffe der Gottes dienste zum Ankäufe dargeboten werden. An Bibeln. Ncu-n Testamenten, kleinen Gesang- und Gebetbüchern sind im Laufe deS Jahres 412 Exem plare auf diese Weise an Auswanderer abgesetzt worden. Gefchenkweise vertheilt wurden 462 Drucksachen, die der Auswanderer-Mission zugegangen waren. Die Mission bittet, ihr mit freundlichen Gaben an gutem, ge sundem Lesestoff erbaulich:» und erzählenden Inhalts die Hände füllen zu wollen. Den S-esahrcra fehltS auf d^r weiten Reise nicht an Zeit zum Lesen; in den Reise-Unruhen, wie in der Oede des Aufenthalts in den Logirhäuscrn und im Zwischendeck bedürfen sie zugleich der Sammlung und der Zerstreuung. Und dankbarere Empfänger und begierigere Leser dürfte es kaum geben. — Di" Einnahmen der Auswanderer-Mission i. I. 1899 betrug 5741 Mark 65 Pfg, worunter Bestand vom vorigen Jahre 1045 Mk 34 Psg. — Gabe deS Ev.-luth. Laadeskonsistoriums in Dresden aus der Diaspora- Collecte 2000 Mk.; von d^r Hamburg - Amerika - Linie 280 Mark.) Di- Ausgaben: 4386 Mark 90 Pf. (Gehalte, Miethe rc.), so daß ein Cassenbestand von 1354 M. 75 Pi. verbleibt. Das Lomitee für Auswan- dcrermission wird gebildet von den Herren V. L. Meyer, W. Collarius, Lantgerichtsdirektor Dr. W. Poel, F. Flörke, den Pastoren O. Weymann und Höck und dem Auswan dererprediger P. Müller (wohnhaft Hühner- posten) in Hamburg. Druck von I. Nuhr Nachfolger Max Förster, Hohenstein-Ernsrthal. Berlin, mes und In m er sich , eren Kleide aschkleidchen er der Stick, irkirt zum Kl auoge L eiatz. Ein ird zu eil olero aus ü >s Stickere iusselin ode s bunt g amast; zu rnirten To eidenklcider rd und Lil Iten, gew Abständige nsarbigen ii m in de rundtones !amit hier ogen knas an einen ersuch mit !en Achsel Zu Ja, strm Gewc e häufig ö öffnete W sticktem L, s Ergänz« acht. Se alte oder eidenweste r die W elche, hn errenweste 'm kurzen mimt. Ebenso chwarz, - alt von Z iammetbav s Vorstoß i Ausstat nden sich