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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190006012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000601
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-01
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.06.1900
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DaS Unglück ist durch die eigene Unvorsichtigkeit BayerS verschuldet worden; es war ihm nämlich sein Hündchen entschlüpft und aus ein Glasdach gelaufen. Zn dem Bestreben, das Thier zu fangen, achtete Bayer nicht auf ein Oberlichtfenster, trat durch und stürzte stockwerkshoch ab. Die Verletzungen führten zum Tode. — Der im Gebiete der Sächsischen Schweiz ab gestürzte junge Arzt aus Dresden, von dessen Unglück wir gestern berichteten, war der Dr. Brosin. Die Leiche wurde nach Schandau gebracht. Der Arzt ist am Sonntag bei einer Kletter partie über die sog. Schrammsteine zwischen dem Kleinen Wasserfall im Kirnitzschthal und dem Großen Winterberg abgestürzt und wurde am Montag Vor mittag todt aufgefunden. Wie der „Tetsch.-Bodenb. Ztg." aus Schandau berichtet wird, traf Dr. Brosin dort am Sonntag Vormittag ein und fuhr mit drei anderen Herren bis zur Brücke im sogenannten Nassen Grunde. Von dort aus begaben sich die vier Herren in das Schrammsteingebiet, wo sie sich trennten. Dr. Brosin ging allein nach dem Schrammstein, wo er einen Felsen ersteigen wollte. Dabei ist er in eine etwa 40 Meter tiefe Schlucht abgestürzt. Montag früh trafen aus Dresden die nächsten Angehörigen Dr. Brosin's in Schandau ein. Man fand zuerst den Mantel und die Schuhe des Verunglückten, bald darauf den Leichnam. Die Todesursache ist ein Schädelbruch. Dr. Brosin war ein bekannter Tourist und geübter Kletterer. Die allgemeine Theilnahme wendet sich der Gattin des jungen Arztes zu, mit welcher der Verunglückte erst seit kurzer Zeit ver mählt war. — Die von einem Bergarbeiter aus dem Oelsuitzr Luganer und einem aus dem Zwickauer Revier gegen die Entscheidung des Bergschiedsgerichts Oelsnitz bezw. Zwickau, laut welcher sie mit ihren Klagen aus Streichung des Z 80a Ziffer 5 des Allgemeinen Berggesetzes in ihrem Abgangszeugniß abgewiesen wurden, eingewendete Nichtigkeitsbeschwerde ist ohne Erfolg geblieben. Es sind vielmehr die bergschieds gerichtlichen Entscheidungen bestätigt worden. Die betreffenden 2 ergarbeiter waren anläßlich des jüngsten Streiks auf Grund obiger Gesetzesbestimmung aus der Bergarbeit entlassen worden. — Mylau, 30. Mai. Beim Handschuhmaschen mittelst Benzin erlitten hier in der Familie F. Mutter und Sohn durch Zunahekommen an ein brennendes Streichholz schwere Brandwunden, namentlich an den Händen. — In Vogtsberg ist der bejahrte Zimmer mann und Brunnenbauer Johann Bauer aus Unter triebel schwer verunglückt. Die Kurbel der Seilwinde traf beim Zurückschlagen den alten Mann heftig an den Kopf und zerschlug ihm außerdem den rechten Oberarm, dessen Knochen gebrochen wurden. — Netzschkau. Am Sonnabend und Sonntag fand hier der von Samaritern aus zahlreichen Orten unseres Sachsenlandes gut besuchte sächsische Landes samariter-Verbandstag statt Die vom Verbands vorsteher Herrn vr. mecl. Aßmus-Leipzig geleiteten Verhandlungen wurden am Sonnabend Abend mit einer Sitzung des Landes- und des Orts-Ausschusses über innere geschäftliche Angelegenheiten eröffnet, denen später ein solenner Begrüßungskommers im Götz'schen Gasthofe folgte. Die Haupttagung am Sonntag brachte Vormittags 11 Uhr im Schießhaus Netzschkau in An wesenheit von Vertretern der königlichen und städtischen Behörden und circa 200 Samaritern, größtenthefls Mitgliedern sächsischer Feuerwehren, als erstes eine praktische Uebnng der Netzschkauer Sanitätskolonne der freiwilligen Feuerwehr. Die von 12 Mann unter Leitung des Herrn Or. mc6. Borsitzky-Netzichkau aus geführten theoretischen und praktischen Hebungen (Prüfung über den Bau des menschlichen Körpers und Verbandanlegen rc.) waren recht instruktiv und inter essant. — Nach dem Jahresbericht zählt der 1896 begründete, unter dem Protektorat des Königs stehende Verband zur Zeit 16 Vereine mit 67 190 Mitgliedern, 14 Stadtgemeinden und 16 Einzelpersonen zu Mit gliedern. Als nächstes Hauptziel gilt die Beschaffung guter Trausportgeräthe und Verbandskästen. Dann theilte Herr Dr. Aßmus mit, daß Herr Kreishaupt mann Frhr. v. Ehrenstein zum Ehrenmitglied des Verbands ernannt wurde. Als Abzeichen des Ver bands soll bei allen seinen Angehörigen das sogen. Samariterkreuz eingeführt werden. Als erster Vor tragender sprach hiernach Herr vr. mock. Streffer- Leipzig über die Mitwirkung der Aerzte am Samariter- und Rettungswesen, die absolut nöthig und allein die rechte Hilfe bei Unglücksfällen ist. Nur der Arzt kann den Samaritern die Anleitung zur ersten Hilfe und zum Samariterwesen überhaupt geben. Der zweite Vortrag (Redner Herr vr. meck. Bach-Dresden) behandelte den Samariter- und Rettungsdienst im Eisenbahnwesen. Als nächstjähriger Tagungsort wurde Bautzen gewählt. Den Schluß des Tages bildete eine Festtafel und danach ein Ausflug nach Jocketa in die Vogtländische Schweiz. — Neustädtel, 29. Mai. Heute Abend wurde die hiesige Stadt wiederum durch ein Schadenfeuer heimgesucht. Aus noch unbekannten Ursachen brannte das Herrn Eisenhändler Gustav Dietz gehörige, früher Fleischer Gerbersche Gehöfte an der Kobaltstraße gänzlich nieder. Sämmtliche Gebäude, Wohnhaus. Stall und Scheune, waren von alter, holzreicher Bauart. Trotz großer Gluth wurden die feuer gefährlichen Nachbarhäuser erhalten. Das abgebrannte Haus wurde von zwei Familien, den Maschinenstickern Huth und Hahn, bewohnt, deren Habe sämmtlich gerettet wurde. — Am Sonnabend früh wurde im Nahen Lindenau die Bergmannswitiwe Bauer durch ein Brandunglück schwer betroffen. Außer ihrem Wohnhanse büßte sie auch den größten Theil ihrer anderen Habe ein. — Die socialdemokratische „Leipziger Volks zeitung" erhöht mit Rücksicht auf die Preissteigerung des Papiers den Bezugspreis von 1,80 Mk. auf 2,10 Mk. pro Vierteljahr — Leipzig. Den angestrengten Bemühungen unserer Kriminalpolizei ist es gelungen, einen 20 jähr, stellenlosen Schlosser aus Ulberndorf bei Dippoldis walde und einen 35jähr. Heizer aus Lausig bei Halle zu verhaften, die beide dringend verdächtig sind, den Diebstahl in Naundörfchen, wobei eine Kassette mit 100 000 M. in Werthpapieren gestohlen wurde, aus ¬ geführt zu haben. Beide Verhaftete sind bereits vor bestraft. Umfassende Erörterungen, namentlich auch über den Verbleib der Werthpapiere, sind im Gauge — Der auf dem bayerischen Bahnhofe in Leipzig angestellle 25 Jahre alte Schlosser Kirsch wurde, alt ec mit einem anüeren Collegen eine Maschine mittels Winde fortbewegen wollte, dadurch, daß die Maschine sich auf die Seite legte, von dieser an die Wand ge drückt, so daß ihm der Kopf zermalmt wurde. Der Unglückliche war auf der Stelle todt. — Leipzig. Durch die Eröffnung von zwei neuen Bäckereien der Consumvereine zu Leipzig-Eutritzsch und Leipzig-Connewitz, sowie durch die wesentliche Vergrößerung der bereits bestehenden Bäckerei der Consumveceins zu Leipzig-Plagwitz haben in Leipzig eine große Anzahl selbstständiger Bäcker ganz empfind liche Einbuße gehabt. — Auch im Barbier- und Friseurgewerbe wird über einen ungünstigen Geschäfts gang geklagt, welcher auf die immer größer werdende Concurrenz zurückzuführen ist. Ohne genügende Mittel zu besitzen und begünstigt durch die Abzahlungsgeschäfte errichten Gehülfen in verhältnißmäßig frühem Lebens- alterein eigenes Geschäft, arbeiten zu niedrigeren Preisen als ihre Collegen, entziehen diesen die Kunden und chädigen mit diesem Verhalten das gesammte Gewerbe. — Der ehemalige Commerzienrath Hopffe ist aus der Strafanstalt zu Hoheneck schwerkrank in Dres den eingetroffen und nach seiner Lindenauplatz 3 ge legenen Wohnung transportirt worden. LÄgesHejchichte. Deutsches Keich Nach dem bayerischen Centrumsblatt „Der Bauer" ;at der Papst bei dcr Audienz der deutschen Pilger am 8. Mai zum Abg. Dr. Porsch gesagt: „Ich kenne Sie, Sie sind ein treuer Schüler Windthorsts. Fahren Sie fort in seinem Geiste, auf das Centrum sind die Augen der ganzen katholischen Welt gerichtet." Zu >en Reichstagsabgeordneten Krebs und Lurz sagte der Papst: „Ich grüße Sie als Mitglieder des Centrums von Bayern und dem übrigen Deutschen Reich. Wir irauchen Sie, bleiben Sie fest und treten Sie auch erner ein für unsere gute Sache." Kaiser Franz Josef hat zur Feier des Diensteintritts des Deutschen Kronprinzen beim 1. Garde-Regiment ein eigenhändiges Schreiben an den Kronprinzen gerichtet. GcfterreichAlngaru. Prag, 30. Mai. In einer vom Stadtrath von Zizkow einberufenen Protestversammlung gegen das Körber'sche Sprachengesetz rklärte Dr. Herold, daß, falls die Regierung die Sprachengesetze oktroyiren sollte, in Böhmen ein Slnrm losbrechen werde, wie solcher noch niemals zuvor erlebt wurde. Ueber eine Unterredung des Kaisers Franz Josef mit tschechischen Abgeordneten meldet ein Telegramm: Nachdem der Kaiser Franz Josef nach der gestrigen Hoftafel die tschechischen L.elegirten ignorirt hatte, sprach er heute Dr. Pacak mit den Worten an: „Die Zeit ist schwer." Pacak antwortete: „Ja, aber nicht l-urch unsere Schuld, wir wollen nicht die Rechte Anderer tangiren." Der Kaiser: „Sie nahmen aber eine sehr feindliche Haltung gegen den Minister des Aeußern an, die zu tadeln war." Pacak: „Ich kann nicht leugnen, daß uniere Haltung aus Gelinden der inneren und äußeren Politik feindlich war, aber aus Gottes Erdboden geschieht keinem Volke so großes Un recht wie dem Tschechenvolk." Der Kaiser machte eine abwehrende Bewegung. Pacak: „Wenn Majestät versuchen das vorgelegte Sprachengesetz auf Grund des ß 14 durchführen zu lassen, befürchte rch in unserm Lande eine Opposition wie nie zuvor." Der Kaiser machte einen raschen Ausruf und eine schars abwehrende Handbewegung. Pacak erklärte darauf, er müsse im Interesse des Reiches und des Tschechen volkes und als aufrichtiger Freund des Reiches und der Dynastie so sprechen. Hiermit mar das Gespräch beendet. Graz, 29. Mai. Die Gemeindevertretung von Mureck hat an das fürstbischöfliche Ordinariat das Ersuchen gestellt, den Pfarrer Bittner, der anläßlich der Umtaufe des Hauptplatzes in Bismarckp'atz eine Schmährede gegen Bismarck hielt, aus Mureck zu ent fernen. Die Bevölkerung ist entrüstet. Die Abweichung von strenger Neutralität in Oesterreich-Ungarn läßt sich England ge n gefallen, da sie ihm zu Gute kommt. Nach den zahlreichen Pferdelieferungen aus Ungarn sind jetzt in Triest 40 Wagen mit Munition aus der Waffenfabrik Skoda in Pilsen angr langt und von dem englischen Dampfer „Standsordhan" verladen worden. Der Kapitän hat Ordre, die Kisten, die nach Shanghai adressirt sind, erst auf hoher See zu öffnen. Die Munition ist ohne Zweifel für Südafrika bestimmt. Spante«. In Spanien dauert die Obstruction der Steuer zahler des Handels- und Gewerbestandes fort. Die Re gierung erließ daher eine Bekanntmachung, in welcher sie den Steuerverweigercrn noch eine Frist bis zum 10. Juni behufs Zahlung der Steuern stellt: im fortgesetzten Wei gerungsfälle soll dann die amtliche Sperrung der Kauf läden erfolgen. Knlgarierr. Der Bulgarenfürst darf sich fortgesetzt im Wohl wollen des Czaren sonnen. Fürst Ferdinand ist vom Kaiser Nikolaus zu den großen russischen Manöver«, die im August stattfinden, eingeladen worden; der Fürst wird aus diesem Anlaß mehrere Wochen in Rußland ver bringen. Amerika. Wie aus Washington telegraphirt wird, brachte im amerikanischen Repräsentantenhause Bailey (Kansas) eine Bill ein, welche bestimmt, daß der Präsident, sobald er erfährt, daß in Deutschland das Gesetz, welches Prohibitivzölle auf amerikanische Fleischpro- dukte legt, endgiltig angenommen ist, eine Pro klamation erlassen soll, die den Tag ftstsetzt, von dem ab alle in Deutschland erzeugten oder fabrizirten Waaren, die zum Verbrauch über Häfen der Ver einigten Staaten eingeführt werden, um zehn Prozent höhere Zölle als die bisherigen bezahlen sollen. — Bei dem vom deutschen Reichstag angenommenen Fleisch beschaugesetz handelt es sich bekanntlich nicht um Prohibitivzölle auf amerikanische Fleischprodukte, sondern um das Verbot der Einfuhr von Conserven und Würsten und um die Erschwerung dec Einfuhr von Pökelfleisch. Man darf gespannt darauf sein, welche Stellung die amerikanische Regierung zu dieser Bill einnehmen wird, die, falls sie Gesetzeskraft erlangen sollte, zweifellos den Beginn eines deutsch-amerikanischen Zollkrieges zu bedeuten haben würde. «ht«a. In Washington sieht man die Krisis in China als sehr ernst an. Der amerikanische Admiral Kempff erhielt den Auftrag, jede Maßregel zum Schutze der amerikanischen Unterthanen zu ergreifen und eventuell seine Marinetruppen nach Peking marschiren zu lassen. Der chinesische Gesandte in Washington, Wutingfang, giebt zu, daß der Angriff der Boxer die chinesische Regierung in Verlegenheit bringen muß, und es wird allgemein eine Intervention anderer Regierungen für berechtigt gehalten, da die chinesische Regierung offen bar mit den Boxern nicht feriig werden kann. Die Regierung Mac Kinleys fürchtet allerdings, daß, wenn eine militärische Intervention fremder Mächte noth wendig wird, es mit Chinas Autonomie und der von Amerika geschützten offenen Thürpolitik wohl vorbei ein wird. Man scheint in Amerika das Einrücken von 20 000 Russen in Port Arthur zu fürchten. «achtra,. Brüssel, 31. Mai. Dr. Leyds ist auf einige Tage nach Amsterdam gereist. In der Transvaal- gesandtschaft herrscht eine traurige Stimmung, doch )rückt man die Ueberzeugung aus, daß in Prätoria energischer Widerstand geleistet werden wird und daß )er Krieg noch weitere zwei Monate dauern würde. Telegramme vsm Wolff'fche« Kurean Konitz, 30. Mai. Das ausgcrückte Militär ver haftete 3 Personen. Die Danziger Straße wurde mit aufgepflanztem Seitengewehr gesäubert. Diese Maßregel war vom Landrath veranlaßt, weil das Haus des Schläch ters Levy bedroht war. Madrid, 30 Mai. (Meldung der Agencc Havas.) Der Ministerrath beschloß, darauf zu bestehen, daß die Königin-Regentin der Deputation der Kaufleute und In dustriellen Madrids, welche der Regentin Klagen über die gegenwärtige Negierung vorbringen will, die nachgesuchtc Audienz verweigere und eventuell die Cabinetsfrage zu 'teilen. Petersburg, 31. Mai. In der Nacht auf den 30. d. M. äscherte eine große Feuersbrunst die Häl-te ver Kreisstadt Wladimir Wolynsk (Gouvernement Wol hynien) ein. 800 jüdische Familien sind obdachlos. Saint Quentin, 31. Mai. Der gestern Mit tag von Paris nach Petersburg abgegangene Expreßzug ließ auf der Strecke über den Meuneßiskana! mit einem Züterzug zusammen. Die Maschine des Expreßzuges kürzte ins Wasser. Beide Lokomotivführer sind todt; von ;en Reisenden wurde Niemand erheblich verletzt. Tientsin, 30. Mai. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Hier sind gestern 5 russische, 1 französisches, 2 englische und l italienisches Kriegsschiff cingetroffen Von allen Schiffen werden Seesoldaten oder Matrosen gelandet. Tsintan, 30. Mai. Der Kreuzer „Kaiserin Au gusta" hat I Offizier und .30 Marine-Soldaten an Bord genommen und ist sodann nach Taku in See gegangen Lonvon, 30. Mai Hiesige Blätter veröffentlichen ein Telegramm aus Shanghai, nah welchem die Regier ung ein Evict erließ, durch welches der Bund der Boxer bei Todesstrafe verboten wird. Tientsin, 30. Mai. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Die chinesischen Behörden haben den russi ichen Truppen die Erlaubniß verweigert, die Forts von Taku zu passircn Pretoria, 30. Mai (Meldung des Reuterschen Bureaus) Von den Forts um Pretoria sind alle Truppen zurückgezogen worden. Lorenzo Marquez, 30 Mai. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Der Waarcndurchzangsverkehr auf der Delagoa-Eisenbahn ist heute eingestellt worden, augenscheinlich wegen der militärischen 'Vorgänge in Trans vaal. Portugiesische Truppen haben Befehl erhalten, sich an die Grenze zu begeben. Die portugiesische Flotte ist angewiesen, sich von allen Küstenstationen hier zu concen- trircn. Ein Burencommando ist in Komati Poort ein getroffen Louvo«, 31. Mai. Wie der „Daily Mail" aus Vryburg von gestern gemeldet wird, -.st General Hunter in Geysdorp, 60 Meilen südöstlich vo i Lich'enburg. cin getroffen. Somit rücken die Engländ,r auch von Norden her gewaltig vor. Vermischtes * Ein theurer Geschästskniss. In einem Laden an der Marktstraße zu Hitoesheim hatte seit einigen Wochen der Inhaber eines Wanderlagecs sein Verkaufslokal aufgeschlagen. In der vorigen Woche machte er durch einen Anschlag am Ladenfenster be kannt, daß er den Verkauf am Sonnabend Abend schließen werde und einen Betrag von 1000 Mark demjenigen zusage, der ihm den Nachweis erbringen könne, daß er nach dieser Zeit noch ein Stück Waare verkauft habe. Eine resolute Frau machte sich dies zu Nutze. Sie ging am Montag früh in den Laden, in welchem alle Waaren noch vorhanden waren, und wünschte ein Täschchen zu kaufen. Dasselbe wurde ihr auch bereitwilligst überlassen, da der Inhaber an scheinend den Aushang nur zur Anlockung Kauflustiger im Schaufenster angebracht hatte. Die Käuferin holte jedoch sich nunmehr Zeugen für den soeben abge schlossenen Kauf herbei und verlangte von dem Ladeninhaber die Auszahlung der für den Nachweis des späteren Verkaufs zugesagten 1000 Mark. Natürlich wurde dies verweigert. Die Käuferin aber verstand keinen Spaß, sie wandte sich an die Polizei, wurde jedoch von derselben auf den Rechtsweg verwiesen. Dagegen zog die Polizei zunächst von dem Inhaber des Wanderlagers für die neu begonnene Verkaufswoche den Steuerbetrug von 40 Mark ein. Die resolute Frau will jetzt gegen den Geschäftsinhaber die Klage aus Zahlung der I0OO Mark anstrengen lassen, welches Geld sie jedoch nicht für sich beansprucht, sondern einer wohlthätigcn Anstalt im Falle eines obsiegenden Urtheils überweisen will. Auf den AuSgang dieser Angelegenheit darf man gespannt sein * Jedenfalls an den richtigen Man« ist einer der Hauptgewinne der soeben gezogenen Königs berger Pfecdelotterie gekommen. Der glückliche Ge winner ist nämlich ein Kutscher in Köln, dem eine mit zwei Pferden bespannte Equipage zugefallen. Warbarg, 30. Mai. Im benachbarten Behring hausen herrscht große Aufregung. Ein Wohnhaus ist durch ruchlose Hände mittels Dynamits in die Luft gesprengt worden. DaS Dach, die Wände, alles ist zertrümmert. Wunderbarerweise ist eine alte Frau, die sich allein in dem Hause aufhielt, mit geringen Verletzungen davongekommen. * Konitz, 30. Mai. Es ist unverkennbar, daß die Verhaftung und die bald darauf folgende Enthaftung des Schlächtermeisters Hoffmann zur Beruhigung der erregten Gemüther hier keineswegs beizetragen hat. Hoff mann ist außerordentlich beliebt, ein strenggläubiger Alt- Lutheraner, der in seinem Hause religiöse Conventikel abhält, und gilt für absolut ehrlich und zuverlässig. Für seine Sistirung und die gleichzeitige Haussuchung in seiner Wohnung war die Erwägung bestimmend, daß nur auf diesem Wege hinsichtlich des mannigfach belastenden Ma terials, das gegen ihn vorlag, sich Aufklärung schaffen ließ Zu diesem Material gehörten ein auf einem Müll haufen in dem Hofe Hoffmanns gefundener Darm. Da während der gestrigen Nacht in verschiedenen Straßen von Konitz starke antisemitische Ausschreitungen vorgekom men sind, ist eine Compagnie Infanterie in Konitz ein gerückt. In einem weiteren Berichte des L. A. heißt es Eine Menge, in der radaulustige, an den nächtlichen Excessen betheiligte junge Leute die Mehrzahl bildeten, ammelte sich mit höhnischen Bemerkungen um das auf dem Marktplatz vor demRathhaus aufmarschirte Militär. Als der Marktplatz geräumt wurde, brach die Menge in wilden Lärm aus. Zur Zeit werden die in den Hauptstraßen sich bildenden Ansammlungen zerstreut. Die nächtlichen Unruhen von gestern, die ihren acuten Charakter erst nach Mitternacht annahmen, waren doch erheblicher, als es zunächst den Anschein hatte. An der Rückfront des Levyschen Hauses blieb keine Scheibe ganz. Der Fußboden war mit den Steinen, die die Excedenten in der Tasche mitgeführt hatten, bedeckt. Den hier thätigen Criminalbeamten erwachsen aus der Aufregung der Bevölkerung die größten Schwierig keiten. Es ist ihnen nahezu unmöglich, bezüglich irgend einer Fährte eine ruhige und zuverlässige Aus kunft zu erhalten. Criminalinspektor Bronn beab sichtigt, falls sich nicht das Verhalten der Einwohner schaft ändert, seine Abberufung zu erbitten und die Auf klärung des Criminalfalls, dessen Verfolgung bei der langen, seit dem Morde verstrichenen Zeit nur bei größter Unparteilichkeit von Erfolg sein kann, der Könitzer Behörde zu überlassen. Commissar Wehn denkt ähnlich. — Der heutige Abend verlief bisher nur mit ganz unerheblichen Störungen, die sich meist auf Geschrei und Hetzrufe beschränken. Vereinzelt worden auch Revolverschüsse in die Luft abgegeben. Verhaftungen, besonders radaulustiger Personen, wurden mehrfach oorgenommen, jedoch wurde von Seite des Militärs niemals Anlaß gefunden, von der Waffe Gebrauch zu machen. Absperrungsketten unterbrechen den Verkehr auf den Hruvtstcaßen, daneben patrouil lieren Posten mit aufgepflanztem Seitengewehr. * Die Osnabrücker Tischlermeister haben nicht auf Hilfe vom Staate gewartet, sondern selbst Hand ans Werk gelegt. Ihrer 35 haben sich zusammengethan und eine Einkaufsgenoffenschaft gegründet, ferner einen Maschinenraum errichtet und 17 Maschinen darin auf gestellt. Die Maschinen können von den einzelnen Meistern benutzt werden gegen Vergütung im Einzelfalle. 1899 wurven von der Genossenschaft 111 Ladungen Holz be zogen. und rwar sämmtlich direkt von den leistungsfähig sten Importfirmen, welche die Geschäftsverbindung mit der Genoffenschaft besonders hochschätzen wegen der großen Abnahmesähigkeit und der pünktlichen Zahlungsweise. Die Genossenschaft konnte 1899 vom Betrage der Holz- rechnungen nicht weniger als 1858 M. als Skonto kürzen. Der Reingeivinn des Geschäftes betrug 15,678 M., so daß nach Speisung der Reservefonds mit 4100 M noch 4 Proz Dividende auf die Geschästsantheile vertheilt und auf beanspruchte Maschinenarbeit und dem Lager entnommene Waaren 11, l 42 M als Rabatt zurückvergütet werden konnten. Der materielle Erfolg ist demnach ein guter zu nennen. Aber noch höher ist der moralische Gewinn m veranschlagen. Die Tischlermeister fühlen sich frei und unabhängig. Namentlich sind sie der für so manchen tüchtigen Mann verhängnißvoll gewordenen Ab hängigkeit von den sogenannten Holzfabrikanien entrissen. Sonst waren sie gezwungen, auf verhältnißmäßig weite Ziele Holz zu entnehmet, und zugleich die maschinellen Anlagen der Händler zu benutzen. Sie geriethen dadurch in völlige wirthschaftlichc Abhängigkeit, die ihre Thatkraft lähmte und jede weitere Entwickelung ihres Geschäfts fast unmöglich machte. Nun fühlen sie etwas von der alten Handwerksherrlichkeit. Sie sind freie Männer auf eigenem Grund und Boden. Die Osnabrücker Tischler empfinden lebhafte Befriedigung über das durch gemein same Thätigkeit Erreichte. Die Selbsthilfe ist also kein leerer Wahn! * Prischen gefällig? In Breslau wird demnächst ein eigenthümlicher Prozeß stattfinden. Ein Privatgelehrter, der in einem Bierlokal der Kupfer schmiedestraße seinen Sitz am Stammti ch hat, besitzt eine werthvolle Shnupftabakdose, ein Familienerostück, welches er stets in die Kneipe mitnahm. Aus der mit feinstem Rapee gefüllten Dose bot er jedoch eine Prise nur wenigen Auserwählten an. Dies ärgerte die anderen Stammtischgenossen und sie nahmen häufig, wenn der Gelehrte seine Dose unbewacht auf dem Tische stehen ließ, eine Prise. Der Besitzer der Dose wollte sich das nicht gefallen lassen und erklärte eines Abends, daß jeder, der ohne seine Erlaubnis aus der Dose schnupfe, für die Prise 5 Pfg. zu zahlen habe. Nichtsdestoweniger ergriff ein Bäckermeister, als der Gelehrte dem Tisch für einen Augenblick den Rücken kehrte, die Dose und schnupfte nicht nur selbst daraus, sondern bot sie noch fünf Stammtischgenossen an. Der Gelehrte verlangte von dem Meister 30 Pfg. für die sechs Prisen. Der Gemahnte lehnte die Zahlung lächelnd ab, erstaunte aber nicht wenig, als ihm wenige Tage darauf eine Klage auf Zahlung der 30 Pf- zug stellt wurde. Der Prozeß wird schon in nächster Zeit vor dem Amtsgericht verhandelt werden. * Ei« AuSstauv der Stratzeavayn-Am gestellten in Stettin ist eingetreten Der Verkehr ist aufs äußerste beschränkt, und die Direktion der Straßen bahn sucht vorläufig die Ausständigen durch Hilfspersonal zu ersetzen. Die Ausständigen selbst verhalten sich sehr
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