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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190006084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000608
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-08
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.06.1900
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hier angekommen. Er konnten 3 Ehren- und 3 Ver einspreise vertheilt werden. — Wüsteubraud, 6. Juni. Gestern fanden Spaziergänger in einem nahe'gelegenen Walde einen Erhängten auf, in dem man später den hier beschäftigt gewesenen, aus Oberlungwitz gebürtigen Fabrikarbeiter Geibel erkannte. Was denselben zu dieser Thal be wogen hat, ist bis jetzt noch unbekannt. — Oel-nitz i. E., 6. Juni. Heute Mittwoch Mittag zog unter Glockengeläute Herr Diakonus Bert hold hier ein Herr ?. Frhr. von Teubern holte ihn mittels Wagen vom Bahnhofe ab und begleitete ihn bis an das Diakonat. Hier hatten sich die Herren Kirchen vorsteher und Herr Hilssgeistlicher Rabe sowie Herr Schuldirektor vr. Anger, die Herren Kirchschullehrer und der Vertreter des Jünglingsvereins zur Begrüßung ein gefunden. — Crimmitschau, 6. Juni. Ein schwerer Schicksalsschlag hat die Wittwe Albert von hier be troffen. Nachdem dieselbe kaum vor 3 Jahren ihren Mann verloren hat, ist gestern Nachmittag beim Baden im Schloßteich in Frankenhausen ihr einziger Sohn im Alter von 17 Jahren ertrunken. — Meeraue, 6. Juni. Ein bedauerlicher Un glücksfall ereignete sich heute Vormittag bei den Bach- regulirungsarbeiten am Schützenplatz, hinter der sogen. Gifthütte. Mehrere Arbeiter waren an einem auf gestellten Gerüst mit Herablassen eines Rinnsteines, ca. 6 Centner schwer, beschäftigt, als derselbe früh zeitig zu rutschen anfing, und dem Arbeiter Meinhardt aus Ponitz, welcher an einer Leiter lehnte, auf die Brust fiel und dieselbe erheblich quetschte. Bald darauf wurde er von seiner unglücklichen Lage befreit. Aerztliche Hilfe kam sofort zur Strlle, constatirte innere Verletzungen, und ordnete die Uebersührung des Ver unglückten ins Krankenhaus an. Meinhardt ist 25 Jahre alt und verheirathet. — Locktvitz, 5. Juni. Gestern Abend 9 Uhr wurde die hiesige Jentzsche Mühle ein Raub der Flam men. Trotz des Eingreifens zahlreicher Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften brannte die ganze Mühle vollständig nieder; nur das Wohnhaus vermochte man zu retten. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch unbekannt. — Als am Montag Nachmittag eine Dresdner Schneidermeistersehefrau mit ihren beiden kleinen Kindern einen Ausflug nach Gruna unternahm und dort in einem Restaurant Einkehr gehalten hatte, wurde sie plötzlich von einem Herzschlag betroffen und die armen Kinder wurden umschlungen von einer tobten Mutter. — Dresden, 5. Juni. An beiden Feiertagen wurden auf den hiesigen Bahnhöfen ungefähr 240 Sonderzüge zur Bewältigung des Verkehrs abgelassen. — Leider verlief der Verkehr auf der Elbe am 2. Feiertage nicht ohne Unfall. Gegen ^8 Uhr stieß in der Nähe von Heidenau der auf der Thalfahrt befindliche Eildampfer „Kaiser Wilhelm II." mit dem ihm ausweichenden Eildampser „Auguste Viktoria" zusammen und beschädigte den letzteren beträchtlich. Von den an Bord der „Auguste Viktoria" befindlichen Fahrgästen wurde Herr Prioa'us Ludwig aus Copitz verletzt. Die Dampfer waren in voller Fahrt. Die Steuerkette des Dampfers „Kaiser Wilhelm II." war gerissen, so daß das Schiff nicht mehr gesteuert werden konnte. Die „Auguste Viktoria" setzte ihre Fahrt fort, legte jedoch später bei, während „Kaiser Wilhelm II." nach Heidenau dirigirt wurde. — Die Handels- und Gemerbekammer zu Zittau hat an das Königl. Ministerium des Innern (Ab- theilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel) zu Dres den eine Eingabe gerichtet, in der sie sich gegen die Einschränkung der Beschäftigung verheirateter Frauen in Fabriken ausspricht. In den Schlußsätzen wird ausgeführt: Mit Rech: wird von einigen Arbeit gebern darauf hingewiesen, daß die an sich sehr wohl gemeinten Bestrebungen auf Einschränkung der Frauen arbeit nichts weniger als zum Segen der Kreise aus schlagen würden, in deren Int reffe gewirkt werden solle. Daher sei es nur zu be, reiflich, daß auch die Arbeiterkreise selbst sich gegen iese Bestrebungen er klärten. Die Hausindustrie bi tet den verheirateten Frauen keinen hinreichenden Ersatz für die Arbeit in den Fabriken. Der Aufenthalt und die Arbeit in den Wohnräumen der Heimarbeiter ist durchschnittlich un gesunder als in den behördlich kontrollierten Fabriken mit ihren luftigen Sälen, ganz abgesehen davon, daß die Arbeitszeit in der Hausindustrie nicht selten über mäßig ausgedehnt zu werden pflegt. In sittlicher Beziehung würde der Ausschluß der verheirateten Frauen von der Thätigkeit in den Fabriken in hohem Maße zu beklagen sein. Denn sie sind es vor allen Dingen, die in mehr als einer Beziehung einen gün stigen Einfluß aus die jugendlichen Arbeiterinnen aus zuüben vermögen und thatsächlich ausüben. — Nette Zustände sollen nach den „Laus. N.Nachr." in der Leichenhalle in Zittau herrschen. „Was soll man dazu sagen," schreibt das genannte Blatt, „wenn es vorgekommen ist, daß man die Leichen einfach über- nnander gelegt hat! Wie pietätlos ist es, daß die Ein richtungen nicht verhüten können, daß Leichen herunter- fallen! Geradezu sagenhaft klingt die Mittheilung, daß Nagethiere die todten Körper in der Halle angefressen hätten!" — Saalfeld, 30. Mai. Einem durchtriebenen Gaunertrick fiel kürzlich ein hiesiger Unternehmer zum Opfer. Dieser kaufte von einem Fremden ein Fahr rad, sofort eine größere Anzahlung leistend. Als der Verkäufer das Geld in der Tasche hatte, erbot er sich, das Rad dem Käufer vorzuführen, schwupp saß er darauf und fuhr die elegantesten Kurven, bald lang same dann immer schneller, erst kürzere, dann länger, Strecken, bis er auf einmal verschwunden war, den Geprellten, der Rad und Geld los war, mit bedenklich langem Gesicht zurücklassend. — Leipzig, 6. Juni. Der wegen Wechselfäl schungen verhaftete Tiefbauingenieur Blum hat nach den neuesten Zusammenstellungen Wechselverbindlichkeiten in Höhe von 172000 M., die Summe der gefälschten Wechsel beträgt 16000 M. — Im Jahresbericht der Leipziger Gewerbe kammer wird dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß das Gesetz zum Schutze der Arbeitswilligen nicht an genommen worden ist, und heißt es: „Sollen die Zu stände sich nicht noch mehr verschärfen, dann werden für diejenigen, welche sich dem Terrorismus der Streiker bezw. deren Führer, nicht fügen wollen, schützende Maßregeln nicht unterbleiben dürfen. Es gewinnt den Anschein, als wenn die Arbeitgeber gar nicht mehr Herr in ihren eigenen Betrieben sind." TAseSseschichte. Keltisches Keich. Wie schon gemeldet, ist der deutsche Generalkonsul in Kapstadt, Dr. Focke, in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Die von den Deutschen in der Kapkolonie gegen Dr. Focke erhobenen Beschwerden, auf Grund deren eine amtliche Untersuchung eingeleitet wurde, müßen also begründet gewesen sein. Dr. Focke war ein förmlicher Anglomane geworden und vernachlässigte die deutschen Interessen so sehr, daß er den Deutschen in Kapstadt einmal allen Ernstes rieth, sie thäten am besten, ganz in das Engländerthum aufzugehen. Eine in Berlin tagende Schulconferenz hat sich in ihrer Sitzung grundsätzlich für die Gleichberechtigung der Abiturienten der Realgymnasien mit denen der humanistischen Gymnasien ausgesprochen. ^ieu, 6. Juni. (Abgeordnetenhaus.) 4000 Petitionen lagen auf dem Tisch des Hauses. 400 Redner waren vorgemerkt, und Herr von Jaworski als Vertrauensmann des Kaisers bemühte sich ver zweifelt, Abhilfe gegen die tschechische Obstruction zu finden. Nachdem die Verlesung des Einlaufs von Hl/? bis 33/4 Uhr gedauert hatte, unterbrach der Präsident die Verlesung und erklärte, er schreite zum Schluß der Sitzung, ertheile aber vorher noch dem Ministerpräsidenten das Wort. — Der Minister- wäsident sprach, von den Tschechen leidenschaftlich unterbrochen, etwa folgendes: Er wolle von den Sprachengesetzen sprechen, bereu Grundsätze, von einigen Üebertreibungen abgesehen, für unangefochten gelten. (Oho-Rufe bei den Tschechen.) Die Regierung wird ohne Anstand die Abänderungen acceptiren, die von den betheiligten Parteien gewünscht werden und mit dem Staatsinteresse verträglich sind. Wir haben )ie wirthschastlichen Fragen in den Vordergrund ge sellt, wir sind bemüht, die weit zurückgebliebene Ent- vicklung besser zu gestalten, es ist undenkbar, daß unsere wirthschastlichen Verhältnisse durch den Sprachen- treit erstickt werden. Schileny: Hören Sie auf zu qermanisiren! Heeger: Germanisiren! so ein Stiefel Unsinn) Ministerprä: So kann es nicht weiter gehen. Ich appellire daher mit aller Wärme und mit dem Unzen Nachdrucke, welchen mir mein Amt gebietet, es nögen die Ordnung, das Gesetz, der Staat und dessen Interessen vorangestellt werden, um, so lange es Zeit st, unsere öffentlichen Einrichtungen unversehrt zu iewahren (Beifall und große Bewegung im Hause). Abg. Herold: Die Tschechen könnten den gegenwärtigen Zustand nicht als einen der Ordnung, sondern nur als einen der Capitulation vor der Obstruktion der Deutschen betrachten. Die Tschechen würden nicht von ihrem Standpunkt abweichen, bevor ihnen nicht vollständige Genugthuung gegeben sei. Wien, 6. Juni. Heute Abend fand eine Sitzung der Mitglieder des Erecutivcomites der Rechten mit Ausschluß der Czechen statt. Der Obmann des Polen clubs Jaworski machte noch einen letzten Versuch, die Parteien der Rechten zu gemeinsamer Bekämpfung der czechischen Obstruktion zu bewegen. Trotz ein dringlichster Vorstellungen blieb er ganz isoliert, fand von keiner Seite Unterstützung. Jaworski, in größter Erregung über seinen Mißerfolg, wiederholte die Er klärung „die Rechte habe aufgehört zu existiren". Unter diesen Umständen ist vorauszusehen, daß der Reichsrath in einigen Tagen wieder geschlossen wird. Italien. Ueber Beleidigungen der deutschen durch französische Nompilger schreibt man den „Münch. N. N " aus Rom, 30. Mai: Bereits seit dem Abend des 26. Mai waren hier Gerüchte von beinahe unglaublichen Unordnungen im Umlauf, zu denen eine am Vormittage dieses Tages in St. Peter den Pilgern der verschiedensten Nationen von Leo XIII. gewährte Masscnaudienz Veranlassung gegeben haben sollte. Während italienisches Militär mit bewun derungswürdiger Ruhe und Festigkeit die Ordnung auf dem weiten Platze vor dem Riesendome aufrecht erhielt sollten in dessen Innern deutsche Pilger von französischen gröblich insu'.tirt, ja sogar thärlich mißhandelt worden sein. Es kann nunmehr als erwiesen gelten, daß ein Anstimmen deutscher Kirchenlieder seitens der französischen Pilger durch lautes Zischen, schrille Pfiffe und wüstes Ueberschreien unmöglich gemacht wurde Durch die Angaben von Augenzeugen ist sogar erhärtet, daß ein junger Abbe einen deutschen Priester, den schon sein hohes Alter und das Schneeweiß seines Haares vor der leisesten Verunglimpfung hätte bewahren müssen, ohrfeigte, weil er gewagt hatte, ein deutsches Lied anzustimmen, daß selbst deutsche Frauen ähnlichen körperlichen Mißhandlungen aus gesetzt waren, und daß der Ausbruch eines all gemeinen Faustkampfes wenigstens an einer Stelle nur durch das Eingreifen der päpstlichen Gendarmerie verhindert werden konnte. Da der größte Theil der bei den beklagenswerthen Vorgängen anwesenden deutschen Pilger aus Preußen stammte, hat denn auch der preußische Gesandte beim hl. Stuhl heule Ver anlassung genommen, der Angelegenheit näher zu treten. Die chinesischen Mirren nehmen eine immer gefährlichere Gestalt an. Es ist be zeichnend für die Lage, daß das russische Blatt Rossija bereits die Entthronung der Kaiserin-Wittwe und ihre gewaltsame Entfernung aus dem Lande fordert, obschon bisher das Gerücht gmg, daß Rußland mit der hohen Dame unter einer Decke stehe. Ein Telegramm des Reut. Bureaus meldet aus Washington, der amerikanische Gesandte Conger in Peking hätte dorthin telegraphiert, daß sich die Lage in Peking verschlimmert habe. Darauf hin wies die Regierung den Kontreadmiral Romey in Manila an, das Kanonenboot „Helena" oder ein ähn liches Fahrzeug zum Kampf zu senden. Loudon, 6. Juni Der Central News wird aus Tientsin telegraphirt: Die Rebellen äscherten den Anting Bahnhof ein und umzingelten Langfang. Nach Peking gehen keine Züge, die Maschinenführer verweigern die Fahrt ohne ausländische Bewachung. Die japanischen, amerikanischen, französischen und russischen Schiffe lanven je ein weiteres Detachement Mannesoldatcn Dalziels Bureau meldet aus Shangai: Infolge der Vorstellungen Japans wurde die Landung einer großen russischen Truppenmacht von den Kriegsschiffen in Taku verhindert Der russische Gesandte ist bemüht, das Tsungliyamen Izu einem Gesuch um russischen Beistand zu bewegen, doch ist das Anerbieten noch nicht acceptirt. Die japanische Flotte wurde mobilisirt. Tientfin, 6. Juni. Die Eisenbahnverbindung ist unterbrochen, weil die Brücken zerstört sind. Heute sind hier 13 englische Seesoldaten mit einem Maximgeschütz, SO Amerikaner und 74 Japaner von Taku eingetroffen. Wie», 6. Juni. In Peking wurden aus Taku fort 30 Mann und eine Mitrailleuse unter dem Befehl des Schiffsleutnants Kollarz ausgeschifft, und zwar von dem österreichischen Kreuzer „Zenta", welcher sich seit längerer Zeit in den japanischen Gewässern aufhält. Das Detachement gehört zum Schutze der österreichischen und belgischen Botschaften in Peking. Für die verschiedenen Botschaften wurden von den europäischen Kriegsschiffen im ganzen 500 Mann gelandet, von denen Rußland, England und Frankreich je 100 beisteuerten. In Tientsin hat sich eine europäische Miliz zum Schutze der Europäer gebildet. Taku, die Hafenstadt der rund eine Million Ein wohner zählenden Stadt Tientsin wird demnach der Ausgangspunkt der europäischen Aktion werden. Der Daily Mail wird aus Tientsin telegraphirt: „Die Lage ist sehr ernst. Die Boxer rücken von allen Seiten gegen Tientsin vor. Die Bevölkerung Tientsins ist den Boxern im ganzen nicht freundschaft lich gesinnt, doch giebt es auch schlechte Elemente dar unter. Die Kosaken, welche einen Boxerhaufen ver jagten, erklären, dieselben erwarteten ihren Angriff in zeschlossener Masse mit fanatischer Entschlossenheit. Drei der Vermißten trafen ein. Man fürchtet, daß der Rest ermordet wurde." Demselben Blatt wird aus Schanghai telegraphirt: „Tientsin ist unter Waffen. Zweitausend Kosaken sind nach Peking beordert. Die englischen Missionare Norman und Robison wurden zu Aeutsching, zwanzig Meilen nördlich von Paotingfu, grausam ermordet." Der Times wird aus Peking telegraphirt: „Die Morde sind durch die Complicität der chinesischen Regierung mit den Boxern verursacht. Ein geheimes Edict verbietet den Soldaten auf die Boxer zu schießen. Hauptunterstützer der Boxer sind Prinz Tuan, der Vater, und Hsutung, der Vormund des Thronfolgers. Peking ist äußerlich ruhig, aber es herrscht unterdrückte Erregung." Nachtraß. London, 7. Juni. Unter den bei Lindley ge- fangenen Engländern befinden sich zwei Kompagnien der Aeomanry des Herzogs von Cambridge, darunter verschiedene Mitglieder des höchsten Adels. Nach einer Meldung aus Prütoria wurde auf Verlangen des Generals Buller ein Waffenstillstand von drei Tagen geschlossen. Präsident Stein befindet sich an der Spitze bedeutender Streitkräfte östlich von Kroon stadt und rückt gegen Lydenburg vor. Telegramme vom Molff'sche« Kurearr Dresden, 7. Juni. Die Königin wird heute Nachmittag 4 Uhr 5 Min. von Sibyllenort in Villa Sirehlen eintreffen und um 6 Uhr zu ihrer schwer erkrankten Tante, der Fürstin von Hohenzollern, nach Sigmaringen abreisen. Dresden, 7. Juni. Auf der Festung Königstein brennt seit heute früh das Kammergebäude des 2. Bataillons 177. Infanterie-Regiments. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist noch nichts bekannt. Berlin, 7. Juni. Die Frühjahrsparade fand heute bei herrlichstem Wetter statt Der Kaiser in Ge neralsuniform mit dem Bande des Schwarzen Adler- Ordens stieg in der Kaserne der Gardekürassiere mit dem Kronprinzen von Griechenland, der die Uniform des 2. Garderegiments mit dem Bande des Schwarzen Adler Ordens trug, zu Pferde. Die Kaiserin, die Kronprinzessin von Griechenland, sowie die Prinzen August Wilhelm, Oskar und Georg von Griechenland wohnten der Parade im Wagen bei. Wien, 7. Juni. Die „Neue Freie Presse" meldet: Die gestern Abend abgehaltene Sitzung des Exekutivkomitees der Rechten habe sich gegen ihren Obmann, Jaworski, ausgesprochen und dessen Aeußerung, daß die Majorität der Rechten aufgelöst sei, al» unberechtigt erklärt, nachdem sowohl die Feudalen und die Südslaven, als auch Dipauli sie bekämpft hatten. Zu der heutigen Satzung sollen tschechische Vertreter zugezogen werden. Man sprach davon, daß Jaworski nicht mehr an der Spitze der Rechten bleibe. Mit diesen Vorgängen, sagt das Blatt, sei jede Aussicht auf Bekämpfung der Obstruktion geschwunden. Gastei», 6. Juni. Graf und Gräfin Lonyay treffen am 18. d. Mts. zu einem achttägigen Auf enthalt hier ein und steigen in demselben Hotel ab, wo der König der Belgier heute Wohnung ge nommen hat. Paris, 7. Juni. Nach Meldungen der Morgen blätter ereignete sich gestern am dem Artillerieübungs platze in Poutiers em ernster Unglückssall. 14 berittene Artilleristen führten einen Munitionswagen mit vierzig Petarden nach dem Uebungsplatze, als plötzlich die Munition cxplodirte Alle 14 Artilleristen wurden ver letzt, darunter einige schwer. Drei derselben werden wahrscheinlich das Augenlicht einbüßen. London, 7. Juni. DaS „Reutersche Bureau" meldet aus Peking von gestern: Die Lage verschlimmere sich immer mehr und die fremden Gesandten halten häufige Zusammenkünfte ab. Der englische Gesandte bat telegraphisch um Entsendung von weiteren 75 Seesoldaten nachgesucht. Auf die japanische Beschwerde darüber, daß im Tsung-li-Aamen russische Truppen zur Unterdrückung der Unruhen angeboten seien, ist der japanische Gesandte vom Tsung-li-Damen benach richtigt worden, auf den russischen Vorschlag sei er widert worden, daß die chinesische Regierung die Unruhen selbst unterdrücken könne. Heute Abend ist ein Edikt erlassen worden, in welcher die kaiserlichen Truppen wegen Feigheit getadelt werden und der Oberkommandirende Junglu, sowie der Vicekönig von Tschili beauftragt werden, unverzüglich die Boxers zu unterdrücken. London, 7. Juni. „Das „Reut. Bureau." meldet aus Tientsin von gestern. Gerüchtweise ver- lautet, bei Tunglu habe ein Zusammenstoß zwischen Boxers und katholischen Christen stattgefunden, bei welchem Letztere 3 Boxers tödteten und 9 gefangen nahmen. — Ein Zug mit Geschützen und Soldaten, welcher heute früh von hier abgegangen war, konnte bei der Rückkehr nur 3 Meilen über Langfang hinaus- kommen. Auf eine Entfernung von 41 Meilen standen die Häuschen der Schienenleger und die an der Bahn gelegenen Ortschaften in Flammen. Die Telegraphen stangen waren umgehauen. Die chinesischen Truppen, welche auf dem Zuge waren, feuerten aus die Einge borenen, welche sich auf den Feldern befanden, weigerten sich aber, weiter vorzugehen oder den Zug zu verlassen und bestanden darauf, zurückzukehren. In der vergangenen Nacht sind hier 290 See soldaten der verschiedenen Mächte eingetroffen. DaS englische Kriegsschiff „Barfleur" ist hier angekommen. Man ist hier der Ansicht, daß durch diese Vermehrung der Streitkräfte Sicherheit in Tientsin geschaffen ist. Vermischtes. * Das schnelle Steigen der Eisenpreise hat bei einem Eisenwerke Nordamerikas einen kuriosen Zustand geschaffen. Das Weck hat vor Jahren mit einer Eisenbahngesellschast einen Vertrag auf Lieferung von Eisenbahnrädern abgeschlossen und muß nach diesem Vertrage neue Räder sür 19 Dollar pro Tonne Eisengewicht noch heute liefern. Dasselbe Eisenwerk kaust von derselben Eisenbahngesellschaft altes Eisen in Gestalt alter Räder für 21 Dollar pro Tonne aus. * Blitzschlag in einen Motorwagen. Einen großen Schrecken erlebten die Passagiere eines elektrischen Motorwagens in Magdeburg. Am 5. ds. Nachmittags während eines Gewitters schlug der Blitz in einen Motorwagen der elektrischen Straßenbahn auf der Linie Friedrichsstadt—Gr. Diesdorfer Straße beim Zollhause auf dem Werder. Der Blitzstrahl traf den Leitungsdraht und ging von hier aus durch die Contactstange in den Wagen und durch den Blitz ableiter, der in jedem Wagen vorhanden ist. Der Apparat funktionirte vorzüglich, so daß Niemand von den Insassen in Gefahr kam. Der Blitzableiter selbst wurde durch die entstandenen Flammen zerstört und der Wagen mußte außer Betrieb gestellt werden. * Bo» der Explosion eines Bulverschuppens in Jüterbog berichtet ein Telegramm vom 6. dss: Gestern gegen 6 Uhr Abends schlug der Blitz in den Lager-Pulverschuppen I ein und zündete. Die Chausseen wurden, da man jeden Augenblick eine Explosion fürchten mußte, für den Verkehr gänzlich gesperrt. Gegen 8 Uhr erfolgte auch thatsächlich unter furcht barer Detonation und Bildung einer mächtigen Feuer garbe die Explosion. Das Magazin enthielt 15000 Kilogramm Pulver. Köln, 27. Mai. In der letzten Sladtverord- neten-Sitzung wurde mitgetheilt, daß der verstorbene Herr Pallenberg, Besitzer der bekannten Kunstmvbel- fabrik, der Stadt Legate im Betrage von 856 000 Mark vermacht habe, darunter 300 000 Mark zur Errichtung eines Versorgungshauses für bedürftige alte Handwerker, das den Namen Jakob Pallenberg's Ärbeiterheim erhalten soll, 100 000 Mark zu dessen Unterhaltung, 60 000 Mark für eine Unterstützungs- kaffe für Arbeiter der Pallenberg'schen Fabrik, 200 000 Mark, deren Zinsen zum Ankauf mustergiltiger Möbel für das Kunstgewerbe-Museum verwandt werden sollen, 150 000 Mark für den Ausbau und Ausmöblirung eines Saales des genannten Museums und 15 000 Mark zur Entnahme mustergiltiger Möbel aus der Pallenberg'schen Fabrik, die ebenfalls dem Kunst gewerbe-Museum einzuverleiben sind. * Der Frcibierspeuder! Ein sonderbarer Schwindler erregte in dem Dorse Niedernüssa bei Erfurt kürzlich allgemeine Heiterkeit. Nachmittags in der vierten Stunde traf von Erfurt aus per Kutfche ein junger Mensch, der sich Krellwitz nannte, am dortigen Gasthause ein, um dieses zu kaufen. Der Wirth erklärte sich bereit, und Herr Krellwitz ver pflichtete sich, 27600 Mark zu zahlen. Als Reugeld wurden 1500 Mark festgesetzt. Die Uebernahme sollte mit 5000 Mark Anzahlung am 15. Juni erfolgen. Daraufhin ließ Herr Krellwitz durch den Gemeinde diener bekannt machen, daß es von 6 Uhr an Freibier gebe. Zur Zeit war das Gasthaus mit frohen Zechern angefüllt, welche den neuen Käufer hochleben ließen. Nachdem fünf Faß Lagerbier und einige Kistchen Cigarren geleert waren, wünschte der bisherige Wirth Begleichung der recht hohen Zeche. Da sah es faul aus im Staate Dänemark! Keinen Pfennig nannte Herr Krellwitz sein eigen. Er wurde in einem Separatzimmer Nachts über bewacht und am nächsten Morgen durch einen Gendarmen geschlossen nach Er furt trausportirt. kirchliche Nachrichten Bon Langenberg. Monat Mai. Getraut: Ter Tischlcrgeselle Magnus Paul Aurich in Röhrsdorf und die Handschuhnäherin Emma Selma Heil. Getauft: Irma Wally, T. des Fabrikarbeiters Christian Moritz Linke. Gertrud Martha, T. deS Hausbes. und Fabri kanten Friedrich Hermann Steirert in Meinsdorf. Frist Georg, s. des Srumpfw. iranz Linus Hartig in Meinsdorf. Curt Walther, S. des Tijchlers Crrl Hermann schwarz. Martha Margarethe, T. des Gartenbesitzers Carl Otto Schramm. Begraben: Elsa Frieda. T. des GartengutsbesitzerS und Zimmermanns Paul Theodor Heinzig in Meinsdorf, b I. k M. 19 T. Max Emil, S. Srs utsbesiyers Reinhold Eduard Robis, 2 I. 1 M. 3 T. Johannes Willy, S. des Webers Wilhelm Pllz, 4 M. Aus Paris. (Nachdruck verboten.) Man merkt es an tausend Dingen, daß es jetzt auch in Paris immer näher zur Sommersonnenwende geht. Man merkt es an der nicht allzu knapp be messenen Sonnenhitze, die den Asphalt der Straßen aufweicht, man merkt es an dem rissig werdenden und brenzlich riechenden Holzpflaster, man merkt es an den luftigen und duftigen Roben der Damen, an den gelben Strand- und an den weißen Lawu-Tennies- Schuhen, an den Hellen, modefarbenen Sommeranzügen der Herrenwelt, an der sich ständig mehrenden Zahl der Ausstellungsbesucher und vor allen Dingen an den rapid in die Höhe schnellenden Ausstellungspreisen, die es fertig bringen, daß man für ein cläjoincr ä ckeux — reinste Wahrheit! — bestehend aus: Rührei, Filet mit Salat, Käse, Obst, eine Flasche Rothwein und eine Flasche Champagner die Kleinigkeit von 89 Frks. bezahlt! Wer will da also bezweifeln, daß die Aus-
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