Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190006084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000608
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-08
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.06.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
---7- der Kleine, Fortsetzung folgt. wurde men. ! den ui vollstän retten. unbekar in bei man d es vor einand, richtun fallen! Nagetl hätten! hier a einSpr Schnei! Kinder, dort in sie plöl armen Mutter Mittag hold I mittels an dar vorsteh Schuld der Ve gefundl glückss regulir Gifthü! gestellt, ca. 6 l zeitig j aus P Brust darauf Aerztln Verletz, Unglück 25 Ja wurder Sonde, — Le Feierta in der befindli ihm a zusamn Von d Fahrgä verletzt. Steuer! gerissen tonnte, legte j, nach H Schicks troffen Mann im Sä rm M Spazi< ErhSn gewese: Geibel wogen Seine Schwester. Roman von Fanny Stöckert. (Nachdruck verboten.) kämmt das E genom stände für d Streik, Der Berichterstatter der „Daily Mail" im Buren- Heere, Douglas Story, versichert auf Grund genauester Nachforschungen, daß die Buren niemals mehr als 33000 bis 40000 Mann, die wirklich kampffähig waren, zählten und daß niemals mehr als 29000 Mann im Felde gestanden haben. Von diesen 29000 sagt Douglas Story, hat höchstens der dritte Theil eigentlich gekämpft. Auf einen, der in der Front stand, kamen immer zwei, die in irgend einem Feld lager warteten. Die 10000 Tapferen, die sich wirk' lich schlugen, sind von einer Abtheilung zur anderen und immer dorthin geschickt worden, wo die Noth am größten war. Man darf also sagen, daß 10000 Mann 5 Monate lang 8 britische Divisionen auf gehalten haben. Diese Heldenschaar besteht aus alten Männern mit grauen Bärten und Jungen, die ihrem Alter nach noch keinen Anspruch auf den Namen Männer haben. Großväter mit ihren Enkeln, Lehrer mit ihren Schülern, Kaufleute mit ihren Angestellten sind es, die bisher Seite an Seite gekämpft und mit antikem Heroismus dem Vordringen der Feinde Widerstand geleistet haben. Die 20000 Unschlüssigen, die in den Lagern warten, dürften auch nicht aus schließlich Feiglinge genannt werden, aber jedenfalls sind sie eifersüchtig oder mißvergnügt, in zahlreichen Fällen auch träge. Wenn sie in der richtigen Stimmung sind, kämpfen sie mit der größten Tollkühnheit, aber der Erfolg muß wahrscheinlich, der Befehlshaber ein Mann nach ihrem Geschmack und die Stellung eine günstige sein. Wenn sie sich in Sicherheit wähnen, liegen sie in ihrem Lager und rauchen, erfolgt dann plötzlich ein Angriff, so werden sie rathlos und wissen nichts Anderes zu thun, als sich auf ihre Pferde zu! werfen und davon zu jagen!! ... hat an theilun den eil Einschi in Fal ausgef gebern gemein arbeit schlage solle. Arbeit« klärten Frauei den Fi Wohni gesund mit ih die Ar mäßig Bezieh Frane! Maße Dingei stigen zuüber Kohlenarbeiterstreik ausbrach, wurde bereits von kompetenter Seite darauf hingewiesen, daß eS sich für die Industrie nicht um eine schnell vorübergehende Kohlennoth bandele, sondern die Nachwehen des Streiks sich — vielleicht in anderer Form — doch lange Zeit geltend machen würden. Als Bestätigung dieser Voraussage trifft jetzt aus Mitteldeutschland eine Nachricht ein, nach der die sächsischen, sowie die böhmischen Stein- und Braunkohlenbergwerke mit den mitteldeutschen Kohlenrevieren in Unterhandlung st-hen, um einen mitteleuropäischen Kohlenring, der naturge mäß eine weitere Theuerung der Kohlen zur Folge haben würde, zu bilden. Gleichzeitig meldete uns heute ein Privattelegramm, daß die Grubenverwalt ungen der Oelsnitzer Steinkohlenwecke beschlossen haben, nach dem Vorgehen der Zwickauer Werke die für den 1. August vorgesehene Preiserhöhung von 20 Mk. für den Doppelwagen sofort eintreten zu lassen. Es liegt nahe, diese beiden Mittheilungen in ursäch lichen Zusammenhang zu bringen. Daß man aber von feiten der Industrie nicht gewillt ist, diesem Vor gehen gegenüber unthätig zu verharren, beweist uns folgende Zuschrift, um deren Aufnahme wir gebeten werden: „In den Kreisen der deutschen Industrie tritt die Frage des Bezuges fremdländischer Kohlen (nament lich englischer und amerikanischer) immer mehr in den Vordergrund. Man will sich dadurch nach und nach von dem Kaufe böhmischer Kohlen befreien. Die Lieferungen amerikanischer und englischer Kohlen nach Deutschland und dem Kontinent überhaupt nehmen zu. Von Werth für unsere deutsche und namentlich mittel deutsche Industrie, die zum Theil immer noch wesent lich auf den Bezug böhmischer Kohlen angewiesen ist, dürfte aber besonders die Thatsache sein, daß aus ländische Kohlen gerade auch in benachbarte Bezirke gelangen, die bisher starke Verbraucher böhmischer Kohlen waren. Es dürfte dadurch eine Stauung in der Nachfrage nach böhmischen Kohlen eintreten und dadurch die böhmischen Kohlenwerke und Händler ver anlaßt werden, etwas bescheidener in ihren Forderungen zu werden." — Bei der Versendung von Flüssigkeits- rc. Proben mit der Briefpost kann seit dem 1. Juni, je doch nur innerhalb Deutschlands und zunächst ver suchsweise, von dem Erfordernisse des Einschließens der zur Verpackung verwandten Kästchen in ein zweites Behältniß abgesehen werden, wenn die Kästchen aus starker Wellpappe bestehen, bei Vereinigung mehrerer Fläschchen zu einer Sendung jedes Fläschchen mit einer besonderen Umhüllung von Wellpappe versehen ist, sämmtliche Zwischenräume mit aufsaugenden Stoffen angesüllt und die Fläschchen mit sicherndem Verschluß versehen sind. — Oberfrohna, 6. Juni. Bei dem heute Nachmittag hier aufgetretenen Gewitter fchlug der Blitz in das Haus des Herrn Fritz Kühn und zündete. Durch die schnell herbeigeeilten Feuerwehren wurde das Feuer bald gelöscht und nur der Dachstuhl ein Raub der Flammen. — Oelsnitz i. Erzgeb. Gemeindevorstand Beck hierselbst ist einstimmig zum Gemeindevorstand in Plauen bei Dresden gewählt worden. — Lugau. Vergangenen Sonnabend waren die Miether Lugaus zu einer Besprechung in die „Börse" eingeladen. Es waren mehr als 200 Per sonen anwesend, welche einstimmig beschlossen, einen Mietherverein zu gründen und zu diesem Zwecke eine Commission zu wählen, welche die Ausarbeitung der Statuten vornehmen soll. Der Verein soll den Namen „Mietherverein Lugau" und den Zweck haben, die Rechte der Miether nach dem Bürgerlichen Gesetz-Buch zu wahren. — Glauchau, 6. Juni. Nachdem sich während der letzten Tage die Temperatur auf ziemlicher Höhe gehalten hatte, zog heute Nachmittag in der 2. Stunde ein Gewitter herauf, das unter ausnebmend heftigen electrischen Entladungen, starkem Regen- und theilweife auch Schloßenfall verlief. Es schlug der Blitz in eine Esse eines Hauses in der unteren Kratzstraße, zer trümmerte den Essenkopf, von dun ein Theil auf die Straße geschleudert wurde, und ließ auch im Inneren des Gebäudes mehrfache Spuren zurück. Ein sogen, kalter Schlag traf ferner die Kutscherstube eines Villen grundstückes in der Königstraße, ohne jedoch weiteren Schaden anzurichten. — Der Militärbrieftauben- Züchter-Verein „Schönburg" zu Glauchau veranstaltete am hemigen Tage sein I. Preisfliegen von Schwein furt am Main (184 km Luftlinie). Die Tauben wurden laut Depesche früh >/z6 Uhr in Schweinfurt aufgelassen, und bereits 9,45 Uhr traf die erste Taube hier ein. Von den 50 Stück eingcfetzten Tauben waren innerhalb der nächsten 30 Minuten circa 20 Stück Gaum Opfer, rad, st Verkäi sich, ! er darc same i Streck Gepre langer schung neuestt Höhe Wechsi Forstasscssor können wir doch nicht alle sein!" rief dann wäre ja die Welt auch bodenlos traurig bist, Mutter," sagt er eines Tages. „Du hast doch mich!" und dabei warf er den hübschen Kopf mit einer so stolzen, vornehmen Geberde zurück, als wäre er ein Königskind, als genüge ein Blick der dunklen Augen, die Menschen seiner Umgebung zu be seligen. Ja, sie hatte ihn, den schönen klugen Knaben, sein Glück, seine Zukunft machte sie zu ihrer Lebens aufgabe, die schließlich ihr ganzes Sein, ihr ganzen Sinnen und Denken in Anspruch nahm. Ihre Tochter Melitta, die nur ein Jahr jünger war als Fred, trat dabei ganz in den Hintergrund, sie wuchs in dem Glauben auf, daß Fred die Hauptperson der kleinen Familie war, dem sie sich in jeder Hinsicht unter ordnen, dem sie jedes Opfer bringen mußte. Für ihre Ausbildung konnte nickt viel geschehen, da die Wittwenpension der Frau Justtzröthm kaum ausreichte, Fred das Gymnasium besuchen zu lassen. Als er Student geworden, wurden die Ausgaben natürlich noch größer, und da begannen Mutter und Tochter die feinen Handarbeiten zu machen, um noch etwas Geld hinzu zu verdienen. Fred hatte stets ein unbehagliches Gefühl, wenn er sie so arbeitend, fand, schließlich war es doch nur verlorene Liebesmüh, Danaidenarbeit, wie sie eben nur Frauen unternehmen konnten; ob sie die kleinen Summen verdienten oder nicht, das blieb sich ganz gleich, Schulden mußte er trotzdem doch machen; er war kein Muster oder vielmehr Uebermensch wie Martin Harden, der stets all den lockenden Reizen des Lebens Sorgen und Rechnen von meiner Mutter und Schwester mit ansehen müßte," versetzte Fred seufzend. „Ihr wißt gar nicht, wie fo etwas niederdrückt, wie einem seine Schulden da ganz ungeheuerlich, fast wie ein Verbrechen vorkommen. Hätte ich nur wenig stens Martin Harden niemals angepumpt; diesem Mustermenschen, der nie Schulden gemacht hat, der alles aus sich erreicht, verpflichtet zu sein, das ist schauderhaft. Als er uns da vorhin im Walde be gegnete, da war es vorbei mit meiner guten Laune." „Mein Gott, Mustermenschen wie dieser Herr langweilig. Ich rathe Dir, schüttele die Sorgen ab, Bruderherz, Du besserst dadurch nichts, und bringst Dich nur um fröhliche Stunden!" Man trennte sich, Fred Brenken schritt auf ein altes Haus auf dem Marktplatz zu und sah zu den erleuchteten Fenstern empor. Da saßen sie nun schon wieder, Mutter und Schwester, beim Lampenschiminer mit den feinen Handarbeiten beschäftigt, arbeiteten für kärglichen Lohn, alles, alles seinetwegen, und trat er nun ein in das stille Zimmer, dann grüßten ihn strahlende Augen. War er doch der verwöhnte Liebling der Beiden von jeher gewesen, schon damals, als sein Vater starb, hatte der sechsjährige Junge es nicht begreifen können, daß feine Mutter dem Entschlafenen so viele Thränen nachmeinte. „Ich weiß garnicht, warum Du immer noch so zu entsagen vermochte, wo es seine Mittel nicht ge statteten. Fred konnte das nicht, ein heißes Verlangen nach allen Genüssen, die die schöne Welt bot, lebte in ihm, Entsagen, das Wort stand nicht in seinem Lebens buch geschrieben und der Faustgesang: „Entbehren sollst Du, sollst entbehren," hatte noch nie an seine Ohren geklungen Sein ganzes Sein sträubte sich gegen solche 'Wvr e, und hier in dem freundlichen Zimmer, das er jetzt betrat, da saßen zwei Frauen, die sich das Entbehren und Entsagen zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schienen, seinetwegen, er fühlte diesen Stachel, trotz der freundlichen Begrüßung von Mutter und Schwester. Voll Interesse erkundigten sich die beiden Damen nach dem Ausflug des heutigen Nachmittags. „Es ist doch herrlich solch Studentenleben!" rief Melitta, während die fleißigen Hände einen Augenblick ruhten, und ihre Blicke sich voll Liebe und Stolz auf Fred richteten. Es war doch schön, wenigstens einen Bruder zu haben, der Student war und sich an seinem frohen Dasein mit zu erfreuen. Aber was hatte Fred heute nur, er sah so finster aus, und ein fast höhnisches Lächeln flog bei ihren Worten über sein hübsches Gesicht. „Ja ein herrliches Leben, wenn man mit jeder Mark rechnen muß!" rief er, „und täglich mit anzu sehen, wie Ihr Euch hier abmüht mit den dummen Stickereien, das ist auch nicht schön." SSchsisches. Hohenstein-Ernstthal, 7. Juni 1900. Ä tthevunqen von allgemeinem Jnteresfe werden dankbar ent- gegengenommen und eveutl. honvOrt.' — Hohenstein-Ernstthal, 7. Juni. Zu unserer gestrigen Notiz über den Diebstahl eines Rades in St. Egidien wird uns heute mitgeteckt, daß es sich nicht um einen Diebstahl, sondern um eine freche Schwindelei handelt. Vier hiesige Einwohner hatten in einem Gasthof in St. Egidien ihre Räder ein gestellt und dem Hausknecht übergeben. Als die Be treffenden den Heimweg antrcten wollten, waren nur noch drei Räder vorhanden; bezüglich des vierten er klärte der Hausknecht: „Das habe ich eben einem jungen Kerl gegeben, der wollte ein Rad haben!" Der Haus knecht war eben einem Schwindler in die Hände ge fallen. Der Verlustträger wird den Wirth für den erlittenen Schaden haftbar machen. — Während des Pfingstfestes ist auf dem hiesigen Bahnhofe wiederum eine wesentliche Steigerung des Ver kehrs zu beobachten gewesen. Ausschließlich der Schnell- zugs-Ergänzungs-, Zusatz- und Bahnsteigkarten wurden auf hiesigem Bahnhose verkauft: Einfache Fahrkarten Rückfahrkarten Was den Verkehr auf dem Chemnitzer Bahnhofe anbelangt, fo wurden dort an den Pfingst tagen 222 Extrazüge befördert und zwar am Sonn abend 59, Sonntag 71, Montag nur 29, am Diens tag aber wieder 63. Auf die Dresdner Linie ent fielen 64, auf die Reichenbach r 60, auf die Riesaer 26, die Leipziger 28, die Annaberger 19, die Adorfer 14, die Hainichener 4, die Reitzenhainer 7 Züge. Auf Bahnhof Nikolai wurden unter anderen 1750 Fahr karten nach Siegmar, 1070 nach Grüna, 600 nach Wüstenbrand und 1390 nach Hohenstein-Ernstthal ausgegeben. — Die Wendetage. Die Tage vom 6. bis 13. Juni sind seit Jahrhunderten als entscheidende Wende tage bekannt. In sie fällt der Barnabas- und Me- dardustag. Ein gutes Jahr steht bevor, wenn sie ebenso mild und mäßig feucht mit rosenrothen Sonnen untergängen und trockenen Wolkengebilden sind. Kalte Regengüsse, schwere, nasse Wolken, feuer- und blut- rothe Sonnenuntergänge veikünden Regen bis we nigstens zum 8. Juli, ost einen regnerischen Sommer. Sind die Tage naß und kühl nach einem ebensolchen Mai, so bleibt diese Witterung bis Ende Juni. Sind sie trocken und warm nach einem ebensolchen Mai, so folgt ein warmer und regenarmer Sommer, und em dürrer und regenloser Sommer ist zu fürchten, wenn seit Ende Mürz Ostwind mit trockener Kälte herrschte und in den Tagen vom 6. bis 13. Juni an Stelle desselben nicht milder Westwind eintritt. Ueber- haupt ist ein veränderlicher, gewitterreicher Juni ein gutes Zeichen. — Die am 1. Juli 1900 fälligen Zinsscheine der Hypothekenpfandbriese Serie II, III und IV der Sächsischen Bodencreditanstalt zu Dresden werden nach einer im Jnseratentheil unserer vorliegenden Nummer befindlichen Bekanntmachung bereits vom 15. Juni d. I. ab bei sämmtlichen Pfandbrief-Verkaufsstellen eingelöst. — Zur Steigerung der Kohlenpreise schreibt das CH. Tagebl.: Als im Beginn dieses Jahres der >> b ' I. Durch die Straßen der kleinen Universitätsstadt B. zog in der Dämmerung des Herbstabends eine Schaar Studenten. Sie hatten draußen auf den Bergen gekneipt und kehrten nun lachend und plaudernd voll der Daseinsfreude folcher schönsten Jugendjahre heim. Nur Einer, der hübscheste und stattlichste von der ganzen Schaar, stimmte heute nicht so recht mit ein in den heileren Ton, trübe blickte er vor sich hin und hörte kaum auf die Scherzreden der Freunde. „Was hast Du nur, Fred,". fragten diese endlich ärgerlich, „unsere schönsten Witze vermögen Dir kaum ein Lächeln zu entlocken, was fehlt Dir in aller Welt?" „Geld!" stieß Fred Brenken jetzt fast heftig hervor. Ein schallendes Gelächter ertönte. „Aber Fred, wer von uns hat daran wohl Ueber- fluß, man borgt einfach, wenn es fehlt und bezahlt, wenn man in Amt und Würden ist." Uebermüthig blickte der Sprecher, ein kleiner Mensch mit einem runden durchtriebenen Gesicht, zu Fred empor. „Wie kann man sich als Student um schnöden Mammon sorgen, das überlaß den Philistern, den Krämerseelen!" „Ja, wenn ich nur nicht täglich das kleinliche Deutscher Reichst«-. Berlin, 6. Juni Im Reichstag begann heute die zweite Lesung der Flottenvorlage. Bei 8 1, der den Schiffsbestand für die Marine festlegt, erklärte StaatSsecretär des ReichSmarineamtes Tirpitz die voraussichtliche Zu stimmung des Bundesraths zu dem in der Commission abgeschlossenen Comproiniß. Ein Mehrbedarf an Anslandsschiffen liege allerdings eigentlich schon heute vor. Er sei, wie schon die Motive zur Regierungs vorlage ausführten, hauptsächlich heroorgerufen durch die Entwickelung der chinesischen Verhältnisse. Wenn die Regierung trotzdem mit der Vermehrung der Auslandsschiffe bis zum Jahre 1906 habe warten wollen, so sei der Grund dafür, daß vor allem die Verstärkung der Schlachtflotte nothwendig erscheine. Die Hoffnung, daß sich in Zukunft das Bedürfniß nach Auslandsschiffen als geringer herausstellen werde, als die Regierung jetzt annehme, könne er nicht theilen. Er habe aber begründete Ursache zu glauben, daß die verbündeten Regierungen der Vertagung der Lösung dieser Frage zustimmen würden. Abg. Bebel ergeht sich des näheren über die veränderte Stellung des Centrums zur Flottenvorlage. Er glaubt, wenn das Centrum statt der Verdoppelung der Schlachtflotte nur ein neues Geschwader bewilligt haben wür^e, würde sich der StaatSsecretär hoch zufrieden gegeben haben. Das Centrum habe eigentlich, von Kleinigkeiten ab gesehen, alles bewilligt. Nach seinem, des Centrums, Verhalten in den letzten zwei Jahren könne Tirpitz ja ohnehin gewiß sein, daß das Centrum bis 1906 auch die Auslandsschiffe nachbewilligen werde. Die eifrigsten An hänger der Flotte hätten zugegeben, daß die Art der Flottenagitation so ungeschickt wie denkbar gewesen sei. Und das Schlimmste an Agitation sei jüngst am Rhein geleistet worden aus Anlaß der dorthin geschickten Tor pedoflottille. Erzähle man sich doch sogar, daß ein Bauer beim Anblick der Torpedoboote gerufen habe: Wenn unser Kaiser keine größeren Schiffe hat. dann müssen wir ihm allerdings die Flottenvorlage bewilligen (Heiterkeit.) Redner schließt: Wenn Sie uns Vorlagen bringen, welche die Wohlfahrt, die Cultur, den Handel des Reiches fördern, so werden wir denselben zustimmen — dieser Vorlage nicht! Abg Gröber bestreitet, daß das Centrum umgesallen sei; die Commission habe 390 Millionen gestrichen. Außer dem stehe fest, daß die Vorlage eine gesetzliche Bindung nicht enthalte, der Reichstag es vielmehr in der Hand behalte, jedes Jahr zu bewilligen, was er für angemessen halte. Ferner würden durch die Deckungsvorschläge des Centrums die nicht leistungsfähigen Schultern nicht be lastet. Was wolle da Bebel? Es sei dem Centrum nicht leicht geworden, die Vorlage anzunehmen Aber es habe sich dazu entschließen müssen. Die ständige Er weiterung unserer Wirthschaftsgewerbe bringt uns wider Willen in Conflicte. Hoffentlich würden dieselben friedlich beigelegt. Gelinge dies aber nicht, so dürften wir nicht von der Gnade anderer Mächte abhängig sein. In Frank reich helfe übrigens sogar ein sozialistischer Minister, die Rüstungen Frankreichs zu fördern! Abg. Gral Stolberg (kons.) bedauert den Abstrich der Auslandsflotte. Wenn die Flotte einmal auf die Probe gestellt werde, werde sie siegen oder untergehen Abg. Bassermann (nat -lib ) erklärt, die Nationalliberalen stimmten der Vorlage mit Rücksicht auf die Rüstungen anderer Länder zu Redner fordert den Abg Bebel aus seine Haltung mit jener der französischen Sozialdemokraten zu vergleichen. In sozialistischen Zeitschriften werde übrigens die po litische Lage doch etwas anders beurtheilt, als dies heute seitens Bebels geschehen sei; so würde aus An laß der Vorgänge in Transvaal und des Eintretens Amerikas in die Weltpolitik,gesagt, daß die ganze Entwick lung der politischen Lage doch nicht ohne Gefahren sei. Die Annahme dieser Vorlage werde ein Wahr zeichen auch für fremde Nationen sein, daß Regierung und Volk in Deutschland darin einig seien, Deutsch land müsse auch zur See stark genug sein, um seine Interessen zu wahren. Abg. Graf Arnim (Rp.) erklärt sich lebhaft für die Vorlage, betont dem Vorredner gegenüber, wie das Erscheinen der Torpedoflottille am Rhein geradezu Enthusiasmus bervorgerufen habe (Lachen links) und glaubt, gerade diese Vorlage werde dem Arbeiter zeigen, tvv seine Freunde sitzen (Ge lächter bei den Socialdemokraten). Nicht auf Brot allein komme es an, sondern darauf, dem Arbeiter überhaupt Arbeit zu geben. Und darauf gerade wirkt eine unser Wirthschastsleben, unseren Handel schützende tarke Flotte hin. Abg. Hilpert (bayerisch. Bauern- mndler) erklärt, den H I und das ganze Gesetz ab lehnen zu müssen, nachdem bei dem Fleischschaugesetz und auch sonst die landwirthschaftlichen Interessen zu aus Prätoria nach Lorenzo Marquez brachte, enthielt im Gepäckwagen in zwei an dem Boden an geschraubten, von zwei bewaffneten Holländern be wachten, eisernen Schränken 150000 Pfund Sterling, welches mit der portugiesischen Regierungsbarkasse an Bord des Dampfers „BundeSrath" gebracht wurde. Auch der Dampfer „Herzog" nahm siebzehn Colli Gold in Barren mit. Amsterdam, 5. Juni. Wie verlautet, werden Krüger, Stein und die übrigen Häupter der Buren staaten, falls ein weiteres Kriegführen sich als nutzlos erweist, hier ihren Wohnsitz nehmen. Ihr bewegliches Vermögen wurde bereits hierher befördert. Die Brüsseler Transvaalgesandtschaft theilt mit, daß die Räumung Prätorias erst nach einmüthiger Zustimmung des KriegSrathes beschlossen wurde, welchem alle Burengenerale beiwohnten. Im Laufe der letzten Wochen sind nach unwider sprochenen Meldungen erhebliche Mengen von Gold in Münze und Barren aus Transvaal nach Europa verschickt worden, zuletzt 36 Kisten, von denen jede mit 130 000 Mark versichert war, was also eine Ge- sammtsumme von 4,680,000 M. ausmacht oder wenn man annimmt, daß die Sendung, wie es allgemein üblich ist, nicht zum vollen Effektivwerth versichert ist, sogar vielleicht erheblich mehr. Die Sendung war an die niederländische Bank in Holland adressirt und wie eS heißt, sind in der vorigen Woche nach Deutschland und Ende vorigen Monats nach Frankreich ebenfalls be deutende Goldsendungeu abgegangen. Diese Goldsen düngen sind, wenigstens in zwei Fällen, als Transactionen in Transvaal bestehender Banken bezeichnet worden, in Bezug auf die letzte Verschiffung von viereinhalb Millionen nach Holland liegen über den Absender keine genauen Nachrichten vor, was sich übrigens sehr einfach daraus erklären läßt, daß die englischen Korrespondenten in Lorenzo Marquez einfach das Faktum nach London tele graphierten, weil es ihnen auffällig erschien. Im All gemeinen hat die englische Presse von diesen Trans actionen nur reserirend Notiz genommen und knüpfte keinerlei gehässige Bemerkungen an ihre Mittheilung. Dem „Standard" blieb es vorbehalten, diesem Mangel abzuhelfen, und auffälliger Weise knüpft dieses Blatt, das sich iin Allgemeinen, schon wegen seiner intimen Be ziehungen zu den leitenden Kreisen des Foreign Office einer gewissen Zurückhaltung in der Kritik befleißigte, an die Thatsache, daß überhaupt Gold aus Transvaal ver schifft worden ist, die Vermuthung, „daß Präsident Krüger das Geld dem Staatsschatz gestohlen und es für seine Rechnung in sichere Banken nach Europa geschickt hat" Das ist wieder ganz der alte Ton aus der ersten Zeit des Krieges und bedeutet für den „Standard" als den Repräsentanten der wenigen englischen Zeitungen denen man über ihre Haltung zur Transvaal-Affaire am allerletzten Vorwürfe machen würde, eine Rückkehr zu der Methode unbegründeter Beschuldigungen und agitatorischer Gehässigkeiten, die heute aus den Spalten der ernsteren Blätter glücklicher Weise verschwunden schien. sehr geschädigt worden seien. Im weiteren Verlaufe der Debatte sprachen noch der Abg. Richter (Freis.) gegen die Vorlage, die Abgg. Rickert und Liebermann v. Sonnenberg für dieselbe. Abg. Rickert (fr. Brg.) erklärt sich für die die Vorlage im Interesse einer erfolgreichen Auslandspolitik. Abg. Liebermann von Sonnenberg hält dem Abg. Richter vor, dieser würde die Begeisterung des Rheinlandes anläßlich der Ent sendung der Torpedobootsflottille nach dem Rhein minder abfällig beurtheilt haben, wenn er seiner Zeit als Bürgermeister von Neuwied bestätigt worden wäre. — Hierauf wird der 8 1 der Vorlage (Schiffsbestand) in namentlicher Abstimmung mit 153 gegen 79 Stim men angenommen. Dagegen stimmten die Social demokraten, beide Volksparteien, die Elsässer, Polen und Bauernbündler. Freitag Sonnabend Sonntag Montag Dienstag 175 269 217 109 417 179 383 1133 736 578 Zusammen 1187 3009 — 4196 Stück. Die Einnahme belief sich auf 5313 M. 85 Pf. gegen das Vorjahr mit 4694 „ 85 „ — 619 M. — Pf. mehr.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)