Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000501
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-01
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.05.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
dem erwachsenen Verwaltungsaufwande von der Ge- sammtheit der Besitzer, insoweit eS sich um die Ge hirn - Rückenmarksentzündung und Gehirnentzündung der Pferde handelt, nach der Zahl ihrer Pferde, in foweit es sich um die Maul- und Klauenseuche handelt, nach der Zahl ihrer Rinder aufzubringen und der Staatskasse zu erstatten. Für die in Z 4 unter Nr. 1, 2, S und 4 erwähnten Thiere sind Bei träge nicht zu erheben. Nii« Mai is« SsW MKnWW«. Mm. (Fortsetzung.) Ein denkwürdiges Zeugniß der persönlichen Auf fassung Wilhelms I. über den von Frankreich er zwungenen Kampf und zugleich die ehrenvollste An erkennung der patriotischen Haltung Sachsens bietet ein eigenhändiges Schreiben vom 22. Juli 1870 an König Johann. Nach einigen Bemerkungen über den Enthusiasmus, der die deutsche Nation ergriffen habe, fährt er fort: „Ja, wohin sind wir gerathen? Ein Blitz aus heiterster Luft! und was für Gründe werden sogar in der offiziellen Kriegserklärung aufgeführt!! Gründe, die kaum zu einer diplomatischen Aufklärung Anlaß gegeben hätten, werden zur KriegSnöthigung hingestellt. Man glaubt wirklich in einem Narrenhause zu sein! — Die Einigung Deutschlands konnte keine günstigeren Vermittler als Napoleon und Grammont finoen, wenn nur nicht so viel Blut und Elend über uns Alle kommen müßte! Bauen und vertrauen wir auf Gott, ohne den wir ja überhaupt nichts unternehmen dürfen!! Gehen wir getrost den Aufgaben entgegen, die uns zugetragen werden. — Die Haltung der ganzen Zeit, der Dein Volk überall zustimmt, ist der schönste Lohn für Dich selbst und Deine Bemühungen, die neuen Verhältnisse so fest und treu zu nähren. Also mit Gott vorwärts! Dein treuer Bruder und Freund Wilhelm." Hervorgehoben sei auch die folgende Stelle der Hasselschen Schilderung aus der Weihnachtszeit 1870: Beim Herannahen des Christabends erging es den sächsischen Fürsten wie so vielen deutschen Männern in Frankreich: ein Gefühl der Sehnsucht zog ihre Gedanken in die Heimath. „Wie werden wir an Euch denken", schreibt der Kronprinz am 20. Dezember seinem Vater: „Das zweite Mal, seit ich lebe, bin ich an diesem Tage nicht bei Euch, das erste Mal war ich 1847 in Bonn." Für den Prinzen Georg lag noch ein besonderer Grund vor, sich im Geiste in den Kreis seiner Familie zu versetzen, denn während seiner Abwesenheit war ihm am 17. November ein Sohn geboren worden, Prinz Max. Mit Bezug auf diesen neuen Sproß des Albertinischen Hauses heißt es in einem Brief des Kronprinzen: „Der Junge ist in einer eifernen Zeit geboren. Gott gebe, daß wir ihm für seine Manneszeit eine friedlichere Periode bereiten als sie uns beschieden." Uebrigens sorgten die Franzosen dafür, daß unseren Landsleuten vor Paris am Heiligabend nicht allzuviel Zeit für ihre beschau lichen Betrachtungen verblieb. Es schien, als ob Trochu den Parisern die Weihnachtsfreude bereiten wollte, noch einmal mit der preußischen Garde anzu- binden. Namentlich vor Le Bourget ging es höchst unruhig zu; östlich zwischen Bobigny und Drancy sammelten sich am Morgen größere Truppenmassen, und in der Front sah man, wie der Feind vorwärts von dem Fort de l'Est mit Anlegung von Laufgräben beschäftigt war, die auf einen förmlichen Ingenieur- angriff hindeuteten. Da man nicht wußte, was daraus werden würde, setzte sich der Kronprinz zu Pferde und ritt mit seinem Stabe nach Gonesse zum Garde korps. Der erwartete Ausfall unterblieb jedoch. Der Prinz verweilte noch einige Stunden unter seinen preußischen Waffengefährten und kehrte dann nach Margency zurück, wo nach dem friedlichen Ausgang des Tages in Gesellschaft der um den Tannenbaum versammelten Mitglieder des Hauptquartiers die Weihnachtsstimmung doch noch zu ihrem Rechte ge langte. Es fehlte nicht an Geschenken und Festgrüßen aus der Heimath; sogar der übliche Weihnachtsstollen der Dresdner Bäckerinnung war pünktlich eingetroffcn. Auch in den Kantonnements der Truppen erstrahlte die stille und heilige Nacht im Lichterglanz; an den äußersten Vorposten, wo man die Aufmerksamkeit deS Feindes nicht auf sich lenken durfte, zündeten die Soldaten ihren Tannenbaum in den Kellern an, und o, angeregt durch reichliche Liebesgaben aus allen Theilen des Vaterlandes, bethätigte sich der deutsche Frohsinn auch unter den erschwerendsten Umständen. (Schluß folgt.) Der Arte, «m Transvaal. Nach Londoner Meldungen soll der Theil des Feldzuges, der vorläufig mit dem Entsatz von Wepener geendet hat, folgendem Feldzugsplan entsprochen haben: Lord Roberts ließ fünf Kolonnen in östlicher Rich tung von seiner Eisenbahn-Etappenlinie, fast parallel zu einander, marschiren mit der Direktion gegen die Burenarmee im Osten von Blumfontein. Folgendes war die Stärke der fünf englischen Kolonnen: General Brabant 6000, Rundle 8000, Pole-Carew unter Hin zurechnung der Kavallerie 9500, Hamilton (berittene Infanterie) mit Beifügung der 9. Division unter Colville 13000, während ein ganz im Norden von Glen ostwärts gerückter Theil der 7. Division 2500 Mann zählte. Zwischen den beiden südlichen Kolonnen und den drei weiter nach Norden marschirenden Truppen divisionen sollte die auf 10000 Mann geschätzte Buren armee um Wepener gefangen genommen werden. Nun mehr dürfte durch konzentrisches Schwenken der fünf Kolonnen um Blumfontein als Kreismittelpunkt der Oranje-Freistaat von den Buren gänzlich gereinigt und die Pässe gegen Natal eröffnet werden. Obwohl nun den englischen Truppen der Entsatz von Wepener ohne eigentlichen Kampf gelungen ist, war der Erfolg der Buren, der sich an den Namen jenes Städtchens knüpft, groß. Sie haben in die eben mühsam in Ordnung gebrachte englische Heeresmaschine eine empfindliche Störung gebracht, indem sie von Roberts einen völligen Frontwechsel erzwangen, dem nun wieder eine umständliche Einrenkung folgen muß. Ein Frontwechsel, wie der der Engländer im Freistaat, verzehrt Kräfte des Heereskörpers, und sollte dieser Kräfteverbrauch auch nur unerheblich sein, so haben die Buren doch einen werthvollen Ausschub deS Vor marsches des englischen Hauptheeres nach Norden er reicht. Dann aber hat der Zwischenfall Wepener die Unbehilflichkeit, wenn nicht HilfSlosigkeit der englischen Heeresmaschine vor aller Welt dargethan. 40- bis 50000 Mann englischer Truppen haben gegen 8- bis 10000 Buren in Bewegung gesetzt werden müssen, ein gewaltiges Aufgebot zur Erringung eines verhält- nißmäßig bescheidenen Zieles, wobei die klimatischen Unbilden der letzten Wochen keine ausreichende Er klärung bieten. Und 16 Tage lang konnte Wepener umzingelt bleiben, bevor der befreiende Schachzug vor genommen werden konnte! Endlich muß Lord Roberts daraus gefaßt sein, daß sobald er seine Divisionen wieder in das richtige Verhältniß, mit der Front nach Norden, gebracht haben wird, das gefährliche Spiel in seiner rechten Flanke von neuem beginnt. Denn wie ein Londoner Telegramm meldet, wird der Times aus Blumfontein depeschirt, daß wenig Aussicht vor handen ist, den sich zurückziehenden Buren nennens- werthe Verluste beizubringeu oder überhaupt etwa- gegen sie auszurichten. General LouiS Botha kam Montag in Dewets- dorp an, erkannte die Lage alsbald und befahl den unverzüglichen Rückzug der Burenarmee, einschließlich der Wepener belagernden Truppen. Die Mehrzahl der Buren hat sich auf der Ladybrandstraße zurück gezogen. 750 Wagen vom schweren Train derselben haben Kronstadt von Süden aus erreicht. Nur wenige leichte Trainwagen blieben zurück. Unter den Burentruppen, welche östlich von Blum fontein operiren, befindet sich eine Abtheilpng von 2000 Mann sogenanntes Paradekommando, das be sonders gut beritten ist und dessen Beweglichkeit durch keine Transportsahrzeuge beeinträchtigt wird. Jeder Soldat hat für acht Tage Proviant in der Sattel- lasche. Dieses Paradekommando operirt zwischen den britischen Linien und der Hauptmacht der Buren im Osten. Einzelne Detachements unternehmen Requisi tionskommandos, wobei sie außerordentlich schnell ver fahren, sodaß die Engländer hierüber ganz verblüfft sind. Bevor die Buren den Rückzug antraten, sandten sie 750 schwere Transportwagen voraus, die Kroon- stad bereits erreicht haben sollen sodaß die Buren nur noch leichte, schnell bewegliche Wagen bei sich haben. Den Burentruppen, die bei Wepener und DewetS- dorp gekämpft haben, ist der unbehelligte Rückzug nach Norden thatsächlich geglückt, trotz der gewaltigen Uebermacht der Engländer. Kein Mann von ihnen wurde gefangen genommen, und im Südosten des Oranjestaates sind nur einige hundert Krieger zurück geblieben, die jedenfalls dazu bestimmt sind, den Feind im Rücken weiter zu beunruhigen. Die gegenwärtige Heeresleitung der Buren hat mit dieser jetzt beendeten Epoche deS Feldzuges deutlich gezeigt, daß sie die Aufgaben des Guerillakrieges klar begriffen hat und ihnen auch vollkommen gerecht zu werden versteht. Die Beendigung deS Krieges liegt immer noch in weiter Ferne, selbst wenn man den schließlichen Sieg Englands als sicher annehmen will; denn, wie ein Blick auf die Karte zeigt, ist die Entfernung von Blumfontein, wo jetzt Lord Roberts Hauptquartier sich befindet, nach Pretoria kaum kleiner als die von Blumfontein nach der Seeküste, die für die Verpflegung der Engländer von äußerster Wichtigkeit ist. E« ist also schwer, sich vorzustellen, wo bei einem Vormarsch nach Pretoria die Truppenmassen Herkommen sollen, die in einem dünn bevölkerten und noch dazu feind lichen Lande die Etappenlinie decken müssen. Ueber den Krieg in Südafrika liegen uns ferner folgende telegraphische Nachrichten vor: Ladysmith, 28. April. Die Buren haben einige hundert Mann zur Bewachung des Van Reenens- und des Oliviers Hoek Paffes detachirt. Die Commandanten Debeer und Van-Niekerk, welche die Vertheilung der Truppen der Buren zu erledigen haben, haben derartige Dispositionen getroffen, daß alle T-uppen bei jedem Paß den die Engländer anzugreifen versuchen sollten, vereinigt werden können. Lottdo»», 28 April Eine dein Kriegsamt zu gegangene Depesche meldet zehn weitere Todesfälle an Krankheiten unter den englischen Gefangenen in Pretoria; darnach sind die Krankheiten unter diesen Gefangenen anscheinend durchaus nicht in der Abnahme begriffen Bei der Explosion in Johannesburg, über die wir mehrfach berichtet haben, sind nach den letzten Be. richten aus Pretoria viel mehr Menschen umgekommen, als ursprünglich gemeldet wurde. Es kamen nämlich 30 Personen ums Leben, während 54 verletzt wurden. Die Behörden sind überzeugt, daß dem Unglück kein Zufall zu Grunde liegt, und haben bereits eine Anzahl Verhaft, ungen vorgenommen, anderen Personen ist das Verlaffen des Landes untersagt worden. Der Umfang des Scha dens wird übrigens von den Transvaal-Behörden geheim gehalten, die Behörden erklären aber, die Maschinerie- Abtheilung wieder Herstellen zu können. Laffans Bureau wird aus Johannesburg telegraphirt: Der Regierungs-Mineningenieur Klinke berichtet nach an- gestellter Untersuchung, daß die Explosion durch Dynamit verursacht wurde, welche« in Trancheen außerhalb der Granatenfabrik gelegt und mit elektrischen Drähten ver bunden war. Aus Mafeklna wird uns ein interessanter Brief wechsel zwischen dem Befehlshaber der Belagerungsarmee General Snyman, und dem englischen Commandanten Baden-Powell mitgetheilt. General Snyman schrieb: An den Obersten Baden-Powell zu Mafeking. Beifolgend sende ich Ihnen die Abschrift eines Schreibens, das von A. T. Mackenzie unterzeichnet und vom 4 April datirt ist. Dasselbe liefert den klaren Be weis dafür, daß oie Kaffern ausgesandt worden sind, um zu plündern, zu rauben und zu morden. Sie als com mandirender Officier müssen davon gewußt haben. Es thut mir leid, mit ansehen zu müssen, daß die Brutalität die bessere Natur eines so edlen Volkes, wie es das eng lische ist, verdrängt. 20 Kaffern wurden in voriger Woche unter Leitung eines englischen Officiers in einer nördlichen Richtung ausgesandt, wie ein verwundeter Eingeborener uns bestätigt, der von einem meiner Bürger befragt wurde. Aus dem Schriftstück, das sich in den Taschen eines Getödteten befand, ist zu entnehmen, daß am 4. ebenfalls 32 Eingeborene ausgesandt wurden. Alle wur den gestern erschossen. Ich fordere Sie höflichst auf, die Leichname abholen zu lassen Senden Sie, bitte, eine Ambulanz unter einer Flagge vom Rothen Kreuz, und zwar in der Richtung des Canton Kopje, und bezeichnen Sie mir, bitte, sofort die Wagen, die Sic für diesen Zweck übrig haben. Ich werde Ihnen einige meiner Bürger senden, um Ihnen das Schlachtfeld zu zeigen. Ich zeichne als Ihr gehorsamer Diener I. P. Snyman. Oberst Baden-Powell lehnt es in seinem Antwort schreiben ab, für das Verhalten der Eingeborenen irgend wie verantwortlich gemacht zu werden. LSMches. Hohenstein-Ernstthal, 30. April 1900. Vtttthet'ungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent, gegengenommen und eveotl. honoOrl. — Falb hat wieder einmal tüchtig danebengehauen, indem er den gestrigen Sonntag als einen kritischen Tag erster Ordnung bezeichnete. Dcn ganzen Tag trübte kein Wölkchen den Himmel, und das wunder- schöne Wetter lockte Jung und Alt ins Freie. Es ist leicht begreiflich, daß die Ausflugsorte in unsere näheren oder weiteren Umgebung an diesem prachtvollen Sonntage außerordentlich stark frequentirt wurden. Im Bad fand ein sehr gut besuchtes Concert statt, gegeben vom Soloquartett der Kgl. Hofoper Dresden, wie sich auch zu einem Gartenconcert in den schönen Anlagen der Hüttenmühle die Zuhörer zahlreich ein gefunden hatten. — Hoffentlich bringt uns der Mai eine Fortsetzung dieser schönen Frühlingstage. — Vom 1. Mai d. I. ab liegen bei der hiesigen Fahrkartenausgabe Fahrkarten nach Frankfurt a. M. über Gößnitz-Gera-Weimar-Offenbach und für alle Züge gültig aus. Die Preise sind für einfache Fahr karten 1., 2. und 3. Klasse 38,30 Mk., 28,40 Mk. und 19,90 Mk. Rückfahrkarten 52,00 Mk., 39,00 Mk. uno 26,20 Mk., 6 Tage gültig. Diese Fahrkarten werden in der Hauptsache zu dem Schnellzug früh 7,39 im Anschluß an den Schnellzug Glauchau-Gera, Abs. in Glauchau 8,3 V., Ankunft in Frankfurt a. M. 4,30 N., ausgegeben. — Mittelsächs. Kreisfeuerwehrverbaud. Am 22. April wurde im Börsensaale in Chemnitz eine Sitzung der Hauptleute abgehalten. Es waren die Vertreter von 107 Verbandsfeuerwehren anwesend. Der nächste Verbandstag soll am 24. Juni in Hart mannsdorf stattfinden. Was die Wahlen zum Kreis ausschuß betrifft, so soll die Wiederwahl der bisherigen, ausscheidenden Vertreter vorgeschlagen werden, unter ihnen Herr E. Redslvb-Hohenstein-Er. Schließlich wurden die Tage für die diesjährigen Inspektionen festgesetzt; für Hohenstein - Ernstthal (1. Kompagnie) wurde der 22. Juli nachm. */,3 Uhr bestimmt. — Zu besetzen: die 2. ständige Lehrerstelle in Mittelbach. Kollator: die oberste Schulbehörde. Ein kommen 1200 M. Grundgehalt, 200 M. persönliche Zu lage, sowie freie Wohnung mit Gartengenuß. Auch werden nach Befinden der Frau des Lehrers 72 Mk. für Uebernahme des Unterrichts in weiblichen Handarbeiten gewährt. Bewerbungsgesuche mit den erforderlichen Bei lagen sind bis zum 19. Mai bei dem K. Bezirksschul inspektor Schulrath Richter in Chemnitz einzureichen. — Lichtenstein-Calluberg. Die von Seiten des hiesigen Gewerbeverein ins Leben gerufene Ge werbeschule konnte den Unterricht mit 49 Schülern beginnen, gewiß ein erfreulicher Anfang. Die Leitung bezw. den Unterricht haben Herr Schuldirector Pönicke und Herr Lehrer Schmidt übernommen. Für die Schule hat die Kgl. Staatsregierung eine Beihilfe zugesagt. Mit Beiträgen haben sich sämmtliche hiesige Innungen mit Ausnahme der Schmiede-Innung betheiligt. — Crimmitschau. Wie noch erinnerlich sein dürfte, wurde im vergangenen Jahre in der dem Gutsbesitzer Herrn Gottl. Göpel zu Harthau gehörigen Sandgrube der Arbeiter Hanf aus Mosel durch her einbrechende Sandmasien verschüttet. Wegen unvor schriftsmäßiger Instandhaltung der Grube wurde s. Zt. der Besitzer derselben vom kgl. Landgericht zu Zwickau zu 6 Monaten Gefüngniß verurtheilt, welche Strafe G. zu Anfang dieses Jahres antrat. Gelegentlich de« Geburtstages des Königs Albert hatten die An gehörigen des Verurtheilten die Gnade deS Landes herrn behufs Erlassung der Strafe angerufen, welcher Schritt zur Freude der Angehörigen des G. auch Er folg hatte, denn Letzterer wurde aus dem Gezängniß entlassen und langte er dieser Tage in seinem HeimathS- dorfe Harthau wieder an. — In Penig stürzte am Freitag Abend dar dreijährige Töchterchen der Familie Höfler aus einem Fenster des dritten Stocks herab und zog sich so schwere Verletzungen zu, daß es am nächsten Tage verstarb. — Die Aktiengesellschaft Kreditvere n Oederan hat für das Jahr 1899 einen Verlust von 1935,64 M. zu verzeichnen. — Oelsuitz, 27. April. Ein gräßlicher Un glücksfall ereignete sich heute Nachmittag in C. Uebel- Der Maitag. Kulturgeschtcht tche Skizze von L. E. Stein. ^Nachdruck verboten) Nun ist endlich der Frühling in« Land gezogen. Die Wiesen haben sich in ein schwellendes Grün ge kleidet, und die lieblichen Kinder Floras schmücken den grünen Teppich mit bunten Mustern. Der Wald prangt im frischen Blätterschmucke, die Vögel lassen wieder ihre fröhlichen Weisen ertönen, und die ganze Natur steht in ihrem Feierkleide am Wege und frohlockt. „ES lacht der Mai! Der Wald ist frei Bon Reif und Liegehänge. t'er Sä-nee ist seit; Am grünen Ort Lrschallen Lustgesänge. Lin reiner Schnee Liegt auf der Höh'; Doch eilen ivir nach oben, Begeh'» den alten heil'gcn Brauch, Allvater dort zu loben!" So singt unser Altmeister Goethe in der „Wal purgisnacht" und erinnert damit an eine alte Sitte unserer Vorväter, der alten Germanen, die den Wonnemonat als Befreier auS WinterSnoth jubelnd begrüßten und unter den mächtigen Kronen der grünenden Eichen und Buchen dem Vater der Götter, der auf goldnem Throne in Wallhalla saß und von dort die Welt regierte, Dankopfer darbrachten Dieses altgermanische FrühlingSsest, welches von unseren Altvordern gefeiert wurde, wenn sie ihre Winterwohnungen verließen und zu den neuen Weide plätzen für den Sommer aufbrachen, fiel zusammen mit den bekannten „Mailngern" oder „Maiseldern", den Geiichtssitzungen der alten Germanen. Dieselben fanden an der sogenannten „Malstätte' statt, die gleichzeitig der Ort für Kult, Gericht, Markt und Gelage war. Malzeichen verschiedener Art standen dort, zumeist ein schattiger Baum, eine Eiche oder Linde. An diese Lltheidnifchen Bräuche erinnern noch viele Festlichkeiten, mit denen man noch heutzutage den 1. Mai, den Maitag, der auch den Kalendernamen Walpurgis führt, begrüßt. Auf die Verhandlungen des Maifeldes ist ohne Zweifel die Sitte zurückzu führen, einen „Maikönig" oder einen „Maigrafen' zu wählen. In machen Gegenden feiert man „Mai- brunnenfeste", oder es finden „Maireiten" statt. In der großen Praterfahrt zu Wien wird freilich wohl niemand mehr den „Aufbruch zum fröhlichen Mai felde" erkennen wollen. Der Aufbruch von der Winterwohnung hat sich in der Sitte erhalten, am 1. Mai da- Vieh festlich auszutreiben. In Westfalen trieb man noch im 16. Jahrhundert in förmlichen Aufzügen durch die Aecker und „trieb dos Vieh, die Rinder, Kühe, Pferde, Schafe in diesem Umzuge mit." Ein solcher Brauch herrscht noch heute im Böhmerwalde. Um das Vieh vor Verhexung zu schützen, treibt man es an Kreuz wege und an solche Stellen, „welche durch christliche Entsühnungszeichen als alte Kultstätten gekenn zeichnet sind." Als Rest des alten Malbaumes hat sich der Maibaum — eine frisch gefällte, oben mit Blumen und Bändern gezierte Tanne oder Fichte — erhalten, der in vielen Geg-nden heute noch in der Walpurgis nacht ausgestellt wird. Um diesen Baum wird am Pfingstdienstag getanzt, worauf er bis zum kommenden Jahre stehen bleib». In vielen Gegenden, namentlich am Niederrhein, begegnet man noch heutzutage dem „Maienstecken". In dec Nacht zum 1. Mai stecken die jungen Burschen ihren rruSerwählten grüne Maiei. mit allerlei bunten Bändern und passenden Sprüchen an die Thür, um ihnen dadurch von neuem Liebe und Gunst, oder Haß und Abneigung zu bezeigen. An diese Sitte erinnert auch Hoffmann von Fallers leben, wenn er singt: „Uebers Jahr, zur Zeit der Pfingsten, Pflanz' ich Maien Dir vors Haus, Bringe Dir aus weiter Ferne Einen frischen Blumenstrauß." An da« altheidnische Opsersest, das zu Beginn des Wonnemonats gefeiert wurde, knüpfte sich auch die Sage vom Ritt der Hexen nach dem Blocksberge (Brocken), der nach dem Volksglauben in der Nacht zum 1. Mai stattsindet. Dieses Opferfest wurde von vielen deutschen Stämmen, namentlich von den Sachsen, auf dem Blocksberge gefeiert. Wenngleich letztere auS Furcht vor den von Karl dem Großen angedrohten Strafen durch die Taufe zum Christen- tbum übergetreten waren, so hielten sie doch an ihren alten Sitten fest, und eilten zu den Opfer sesten auf dem Blocksberge. Da die aufge stellten Wachen Karl des Großen das Besteigen des Berges zu verhindern suchten, so schlichen sich die Festtheilnehmer in allerlei Verhüllungen bei den auf gestellten Posten vorüber, denen sie durch abenteuer liches gespenstisches Aussehen Furcht einzuflößcn suchten. Daraus entstanden allerlei Spukgeschichten, und es bildete sich auch die Sage von den Hexen, die auf Besen, Elsterschwänzen, Mist- oder Osengabeln, Ziegen böcken und anderen geheimnißvollen Dingen zu den alten Opferstätten führen, um mit ihrem Meister, dem Teufel, einige Stunden bei Tanz und Schwelgerei zu verbringen. Aus den Anhängerinnen der alten Ge bräuche, den Hainbesucherinnen, den Hägesen, wurden die gesürlte^en Hexen, die den Schornstein als Aus gang und Eingang benutzten und nicht nur den Brocken im Harz, sondern auch einige Höhen des Schwarz waldes, den „Kandel" im Breisgau, den „Hörsel" bei Eisenach, den „Berchtersberg" in Hessen und einige Erhebungen in Ostpreußen und Tirol als Versamm lungsorte aufsnchten und, nachdem sie hier Tänze und wüste Lustbarkeit-n ausgeführt hatten, in derselben Nacht in ähnlicher Fahrt umherschwärmten und aller hand Schaden stifteten. Den krassen Hexenglauben hat die Neuzeit zwar beseitigt, aber es hat sich doch noch manches Stücklein Aberglauben, das sich an die Walpurgisnacht knüpft, bis auf den heutigen Tag erhalten. Noch heute giebt es in vielen Gegenden Leute, die es nie versäumen in der Nacht zum 1. Mai an die Thüren und deren Pfosten drei Kreuze zu malen. In manchen Orten werden nur die Thüren bekreuzt und die Thürpfosten unbeachtet gelassen. Man will hierdurch den Teufel aus den Ställen fernhalten und verhindern, daß die Pferde erkranken und die Kühe blaue Milch geben. Vielerorts werden die Hühnerställe mit Kreuzen bemalt, damit die Bruthühner im Sommer keine schwarzen Jungen, den Teufel, ausbrüten und dadurch den Hof verhexen. Für den Landmann ist die Witterung, die am Walpurgistage herrscht, von ganz besonderer Bedeutung« Eine alte Bauernregel lautet: „Walpurgisregen, Füll' und Segen". Derselben ganz widersprechend, sagt ein andere- Sprichwort: „Walpurgisstaub und Sonnenschein, Bringt viel Heu und Korn und Wein".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)