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Dr«tschr* Kelch. den Ermordeten. , Artillerie-Regiments wird beim Herannahen des Wag ns ter beiden Kaiser einen Salut von 101 Schuß abgeben. Abends findet im Lustgarten ein großer Zapfenstreich i der gesammten Spielleute und Musikcorps des Garde korps statt. Am 5. Mai ist, wie bekannt, eine Ge fechtsübung mit Scharfschießen auf dem Truppen übungsplätze bei Jüterbogk in Aussicht genommen, welcher der Kaiser von Oesterreich beiwohnt. Am 6. Mai Bormittags findet die Großjährigkeitserklärung und Eidesleistung des Kronprinzen statt. Die Feier wird um 11 Uhr mit einem kurzen Gottesdienst in der Schloßkapelle eingeleitet, nach dessen Beendigung dec Kronprinz den Fahneneid leistet. Nach der Feier in drr Schloßkapelle findet im Weißen Saale Gratula tionscour statt. Bei Beginn derselben werden im Lustgarten 21 Kanonenschüsse abgegeben. Kaiser Franz Josef wird dem deutschen Kron prinzen bei dessen Großjährigkeitserklärung einen Offizierssäbel mit Portepee zum Geschenk machen. In der Budget-Kommission des Reichstags wurde am Dienstag die Deckungsfrage zur Flottenvorlage be ruthen. Staatssekretär von Thielmann theilt mit, die Regierung sei entschloßen, die landmirthschastlichen Inte reßen nachdrücklich zu wahren. Ueber die Höhe der landwirthschaftlichen Zölle könne er aber vor dem Ab schluß der Arbeiten der Kommission keine Erklärung ab geben Eine Vermögenssteuer bezeichnet der Staats- sekretär als völlig aussichtslos, da der größte Theil der Bundesstaaten nicht damit einverstanden sei. Die Be- rathung wird morgen fortgesetzt Die ultramontane „Köln. VolkSztg." schreibt zur Flottenvorlage: Man werde sich sehr täuschen, wenn man annehme, die Vorlage sei über den Berg und die Deckungsfrage bereits gelöst. Es sei nicht wahr, daß die in Aussicht stehenden Steuern d.n Bedarf völlig decken würden und eine Ergänzungssteuer über flüssig wäre. Vollständig ausgeschlossen sei es, daß. das Zentrum auf die Ergänzungssteuer, sowie auf den § 7, nach welchem das Flottengesetz erst mit den Steuergesetzen in Kraft tritt, verz chten werde. Erst müsse der Nachweis geliefert werden, daß für die Mittel auf alle Fälle gesorgt sei. — Zentrum ist Trumpf! Bei der Rheinfahrt der Torpedobootsdivision sollen die Boote nach der „Post" bis Straßburg hinaufzufahren versuchen. beträgt jetzt etwa 3000 Mann; sie verfügen über zahlreiche Geschütze, haben aber daS grobe Creuzot- Geschütz fortgeschafft und, wie Eingeborene berichten, zur Reparatur nach Pretoria geschickt Die Belagerung wird jetzt von den Buren energisch betrieben. — Wie die „Daily Mail" aus Mafeking vom 19. April berichten, versuchten am 14. April Nacht» 40 Ein geborene 80 Stück Vieh nach Mafeking zu bringen, wurden aber von den Buren entdeckt, die ihr Gefchütz- und Gewehrfeuer auf sie richteten. 6 Eingeborene wurden verwundet, 4 gefangen genommen und nieder gemacht. DaS Vieh wurde niedergeschossen mit Aus- nähme von 15 Stück, die die Buren an sich nahmen. Amsterdam, 2. Mai. Auf einem Diner, welches gestern hier zu Ehren der Burendeputatton stattfand, brachte der Vorsitzende des VeranstaltungS- comitees einen Toast aus, in welchem er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Deputation sich ihrer Mission mit Erfolg entledige. Fischer dankte für die Sympa thien, welche den Buren entgegergebracht werden. Weiter wurden Toaste auf die Präsidenten Krüger und Steijn auSgebracht. Der Secretär der Deputa- ion Debruyn erklärte in einer Ansprache, daß viel- leicht einige Buren, die lange von ihrem Wohnort abwesend waren, zu einem kurzen Besuch nach Haufe gereist seien, doch könne keine Rede davon sein, daß ;anze Commandos oder Abtheilungen der Transvaal- oder Freistaatburen sich auf ihre Güter zurückbegeben haben. Es sei völlig irrig, daß, wie behauptet werde, die Freistaatburen im Großen und Ganzen sich unter worfen haben. — Chemnitz. Zur evangelisch-lutherischen Landeskirche tratcn am Sonntag 5 Personen (2 Ehe paare und 1 Ehefrau) über, die vorher zum Theil der römisch-katholischen, zum Theil der deutsch-katholischen bezw. der katholisch-apostolischen Gemeinde angehört hatten. Sie wurden von Herrn Päutz in die Lukas- gemeinde ausgenommen. — Meerane, 1. Mai. Der erste Schnellzug auf der Linie Glauchau-Gößnitz-Gera traf heute Morgen pünktlich 8 Uhr 16 Min. hier ein Er be mann Müller wurde gestern der Strumpfwirker Otto Rasch aus Oberlungwitz der Gendarmerie zugeführt, weil er an einer Frau aus Ursprung ein Sittlichkeitsverbrechen versuchte, indem er dieselbe überfiel und zu Boden warf. Nachdem aber die Frau um Hilfe schrie, eilte er fort und wollte sich in Schubert's Teich ertränken; das Wasser schien ihm aber zu kalt zu sein, denn er kam wieder heraus und die ihn verfolgenden Personen nahmen ihn fest. Reichenbach, 1. Mai. In Absroth bei Schön- iach i. V. ermordete der aus der Slrasanstalt ent- assene Arbeiter Milser den Gutsbesitzer Hoyer, weil dieser vor Gericht gegen ihn ausgesagt hatte. Nach begangener That erschoß sich der Mörder. — ZWitkau, 2. Mai. Gestern Nachmittag entstand in einem diesigen Restaurant beim Prüfen einer Gasleitung eine Gasexplosion. Dabei erlitt der Wirth schw.re Velletzungen. Die Fenster des Zimmers wurden zertrümmert. — Der Bergarbeiter Dienstbruch wurde g> steril Nachmittag in einem Schachte hier von »inen Kohlenhunt so unglücklich getroffen, daß D. nach wringen Stunden starb. Weiperl, 1. Mai. Gestern hat die Ehesrau Marie L. ihr ein Jahr altes Söhnchen Ernst unter halb des Schntzteichcs in den ziemlich tiescn Jungfern- t'ach geworfen und ist dann demselben nachgesprungen. Das Kind konnte nur mehr als Leiche aus dem Wasser gebracht werden, während die Mutter noch lebend dem nassen Elemente entrissen wurde. München, 1. Mai. Das vor zwei Jahren auf getretene Nierenleiden des Königs Otto hat sich neuer dings in größerem Umsauge gezeigt. Vorerst giebt es zu ernstlichen Bedenken noch kein» Anlaß. Der König konnte nur mit äußerster Anstrengung der be handelnden Aerzte zu einer körperlichen Untersuchung bewogen werden. Berlin, 2. Mai. Im Abgeordnetenhaus brach ten die Abgg. von Mendcl-Steinfels und Freiherr v. Wangenheim einen Antrag ein, die Regierung auszu fordern, noch in dieser Session einen Gesetzentwurf gegen Contractbruch ländlicher Arbeiter und die Ver leitung dazu, einzubringen. Emmerich, 2. Mai. Die Tocpedoflottille hat heute Vormittag 10^ Uhr die Weiterreise rheinauf wärts angetreten. New-Uork, 2. Mai. Bei einer Gruben explosion in Scofield (Utah) sind über 200 Menschen getödtet worden; bisher wurden 137 Leichen geborgen. von sich abzuwälzen. Privatberichten der Passagiere des Congodampfers zufolge sollen circa 100 congostaatliche Soldaten von den BundjaS ermordet sein, worauf die berichteten Greuelthaten als Repressalien angeordnet worden bemerkt die Kreuzztg. u. A.: Alle Greuel der Ver gangenheit, wie wir sie namentlich aus der spanischen und portugiesischen Colonialgeschichte kennen, leben wieder auf. Man sieht, wo der Mensch sich selbst überlassen ist, bleibt er immer derselbe; man darf ihn also nicht sich selbst überlaßen. Und wenn der Kongo- staat außer Stand ist, solche Ausschreitungen wirksam zu verhindern, so werden die Mächte, die ihn in's Leben gerufen, einschreiten müssen. Wien, 27. April. Die hiesige Presse bespricht die Meldungen über die Greuelthaten am Kongo und vertritt die Ansicht, daß Europa verpflichtet sei, diesen Schandfleck sobald als möglich auszulöschen und das bluttriefende afrikanische Geschäft, das sich unter dem Namen Kongostaat etablirt hat, zu vertilgen. Amrrlka. New-Uork, 28. April. (Meldung des Reuter- schen Bureaus). Der Sekretär des Kriegsamtes Koof hielt gestern in der Grant-Denkmal-Gesellschaft eine Rede, in welcher er sagte, daS amerikanische Volk werde von der Monroedoktrin nicht abgehen und nö- thigenfalls mit der Waffe in der Hand für dieselbe eintreten. Wenn man aber nicht schneller auf dem Wege der Gesetzgebung Vorkehrungen treffen würde, würden die Amerikaner eines Tages den Ereignissen unvorbereitet gegenüber stehen. Der „Voss. Ztg." wird aus Lvttdou berichtet: Nach Washingtoner Drahtungen wird des Kciegs- sekretärs Root Aufsehen erregende Erklärung, die amerikanische Regierung werde bald genöthigt sein, die Monroelehre nöthigenfalls mit Waffengewalt aufrecht zu erhalten, als versteckte Warnung an Deutschland »trachtet, seinen Ehrgeiz in Südamerika zu zähmen und nicht zu versuchen, deutsche Kolonien in Brasilien zu gründen. Etwaige Versuche Deutschlands, festen Fuß auf dem amerikanischen Festlande zu fassen, müßten schließlich zu einem ernsten Zwist zwischen den Ver einigten Staaten und Deutschland führen. Für die Ankunft des Kaifers Franz Josef zu der Großjährigkeitserklärung des Kronprinzen steht da- Programm nunmehr fest: Der Kaiser von Oesterreich trifft am 4. Mai Vormittag- 10 Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof ein Berlin ein, wo großer militärischer Empfang stattfindet. Der Kaiser, um geben von sämmtlichen Prinzen, wird den Kaiser Franz Josef auf dem Bahnhofe begrüßen. Die beiden Kaiser fahren die Bellevuestratze und die Siegesallee entlang zum Brandenburger Thor, wo eine Begrüßung Thabanchu, 1. Mai. Die berittene Infanterie- Division des Generals Hamilton war gestern und yeute in einen Kampf verwickelt, um den Durchgang durch den Houtnett nordwärts zu erzwingen. Der Feind hatte eine Stellung auf den Hügeln besetzt, welche das Gelände an den Seiten des Paffes be herrschen. Derselbe wurde angegriffen und mußte sich zurückziehen und den Durchgang freigeben. Das außen gelegene englische Lager wird jetzt von den hier stehenden Burenabtyeil.rngen beschossen, so daß es nöthig ist, dasselbe an einen sicheren Platz zu verlegen. London, 2. Mai. Die heutigen Morgenblätter sprechen die Hoffnung aus, daß die Bewegungen Lord Roberts' die Umzingelung der Truppen des Generals de Wet erreichen werden, und sind der Ansicht, daß die großen Kriegsoperationen nunmehr allerseits von neuem beginnen werden. London, 2. Mai. Aus Mafeking wird vom 20. April gemeldet: Die Buren versuchten heute die Stadt zu erstürmen, wurden aber zurückgeschlage»; Oberst Plumer soll sich bis auf 60 Meilen der Stadt genähert haben. — Soeben erhalten wir eine Mit- theilung Roberts, der die Garnison auffordert, bis zum 18. Mai auszuhalten. Die Besatzung ist sehr niedergeschlagen; die Buren haben die Absicht, die Eisenbahn gründlich zu zerstören, die Belagerungs- arbeiten werden tägl ch fortgesetzt. London, 2. Mai. Die „Times" melden aus Mafeking vom 19. April: Die Zahl der Belagerer Vermischtes * Was Romreisenden passiven kann. Ein Hcrr Haligray aus Bordeaux besuchte unter Anderem auch die von Taschendieben gern aufgesuchte Peterskirche. In seiner Andacht bemerkte er nicht, wie ihm Jemand etwas in die Tasche schob. Wer beschreibt aber sein Erstaunen, als er auf dem Heim wege in der Tasche seines Mantels eine mit deutschem Gelbe wohlgespickte Börse und ein Portefeuille mit russischen W.rthpapieren findet. Wahrscheinlich wurde der ehrsame Haligray von hinten von einem Taschen diebe sür einen College» gehalten, und der Dieb hat, weil ec sich beobachtet sah, auf diese Weise seinen Raub bei einem College» deponiren wollen. Etwas zum Schneeballsystem. Ein Ge- schästsreisender in Flensburg wollte gern ein Fahrrad besitzen und um diesen Herzenswunsch erfüllen zu können, kaufte er sich von einer Fahrradhandlung 5 der bekannten Antheilscheine a 6 Mark. Er begann nun seinen Bekannten die Scheine anzubieten, aber eS wollte keiner darauf hineinfallen. So fuhr er denn nach Glücksburg, um evont. dort feine Scheine los zu werden. Er war aber auch hier entschieden vom Unglück verfolgt; denn statt Kauflustiger fand er einen GenSdarmen, der sich mit größerer Sorg falt, als ihm lieb war, nach seinem Wandergewerbe schein erkundigte. Da er nicht im Besitz eines solchen war, so wurde er unter Anklage gestellt und wegen Gewerbesteuerhinterziehung vom Schöffengericht in Flensburg zur Zahlung der doppelten Steuer, im Betrage von 48 Mark, verurtheilt. Kapstadt, 1. Mai. Meldung des Reuterfchen Bureaus.) Der Secretär des Johannesburger HilfS- comitees Vincent, welcher Freistaatbürger ist, hat kürz lich dem Staatssecretär Reitz einen Besuch gemacht und mit ihm wegen der des Landes verwiesenen Aus länder verhandelt. Reitz erklärte, nicht nur alle briti schen Staatsangehörigen, sondern auch alle Deutschen, Amerikaner und sonstigen Ausländer, die sich weigerten, die Waffen zu ergreifen und zu kämpfen würden all mählich ausgewiesen werden. London, 2. Mai. Dem Reuterschen Bureau wird aus BoShof vom 29. v. M. gemeldet, gestern griffen 400 Buren den Vorposten östlich von Boshof an, wurden aber zurückgetrieben. Auf englischer Seite waren keine Verluste zu verzeichnen. Oporto, 1. Mai. Die Studierenden der hie- igen Universität beschlossen, gegen die Bewilligung des Durchzuges englischer Truppen von Beira nach Rhode- ien energische Verwahrung kinzulegen. Lissabon, 1. Mai. Die Deputirtenkammer ver warf fast einstimmig den Antrag des Deputaten Costa heute an die Regierung, wegen deS Durchmarsches englischer Truppen durch portugiesisches Gebiet von Beira aus, eine Anfrage zu richten. Harr-el «nd »-U,. Autwer-e«, 1 Mai. I«rmMnoNrung«n. E.'dract o Sa-Plata-Kammjug Mat 4,77^ FrcS . Junt 4,?c FrcS., Juli 4,82' FrcS., August 4,82° FrcS., September ^4,85 FrcS., Ok tober 4,8b FrcS. Umsatz: 250,000 Kx. Stimmung Fest. ASMMISSÜA* Lwerpsst, I Mat. Umsatz: 8000 B.. davon sü »pr- culatton und Expor, bOO B vertäust. Amerikaner schwächer, ostindische unverändert, ix'ddltnq amerikanisch! Ateierunaeu: Kai-Juni 5.2184 Säufec. Juli-August 5.18/84 d»., Sep- tember-Oclober 4.51/84 Berkäuser, November December ..34,84 i do. vreme«, 1 Mai Baumwolle ruhig. Uptand middling so 51»/. Vfg. Rew-Asrl, 30 April. Erster Bericht. Der Ma-V auf Lieferung eröffnet« stetig. Mat 9,58, August S,34, Ocwter 8,38, Januar 8,16. — Zweiter Bericht. Amerikanisch« aus steseruno Mai 9,"2, August S, 0, Oktober 8,34, Januar8,18. — Die heutigen Autunite von BaumwoL- tu allen "äsen wer- am 9000 Baven geschätzt. — Dritter Bericht. Stetig. Mat 9,b7, August 9,34, Oktober 8,8l, Januar 8,18. Matt««. I. Mat 3 Uhr. Mat 87,7b, Juni 38,00. ZuU 88,2 , August 38,50, Septembei 88,7b, Oktober 89,00, vnvembe, 39,2b, December 39,nO, Januar 40,25, Februar 40,25. Ruhig. Kirchliche Nachrichten Von GerStzorf. Donnerstag, den 3. Mai, früh 9 Uhr Wacheneommnnto». von Langenberg. Monat April. Getraut: Der Fabr karbeiter Carl Richard Barth in Wüstcnbrand und die Handschuhnäherin Minna Llara Hösel in Meinsdorf. Getauft: Elma Martha, T. des HauSbes und Handarb. Otto Richard Linke. — 4 unehel. Kinder. Begraben: Frau Anna Selma Schlaffer geb. Pester. Ehe- nau deS Hautbes. und Zimmermanns Hugo Emi! Schlosser tu MetnSdors, 38 I Emma Ella T. des Schlossers Louis Ri chard Mosig, 4 M. 1 Wch. 4 T. TugeSgeschichte. Maifeier. Berlin, 1. Mai. Die Sozialdemokraten jeierten den heutigen 1. Mai in der üblichen Weise. In allen Versammlungen wurde die von der Gewerkschafts- kommission vorgeschlagene Resolution angenommen. In einer Versammlung wurde besonders gegen die Flotten vorlage Stellung genommen. Von sozialdemokratischen Abgeordneten sprachen nur Fischer-Berlin, Kloß und Zubeil. Auf de» Bauten wurde nur theilweise ge arbeitet. Es ist eine Zunahme der Feiernden im Baugewerbe, namentlich bei den Zimmerern, gegen das Vorjahr zu konstatieren. In der Tischlerbranche und im Schneidergewerbe haben viele kleinere Meister, um Konflikte zu vermeiden, die Arbeitsruhe am heutigen Tage gestattet. Die Vergolder feierten fast vollzählig. Wien, 1. Mai. Die Maifeier der Arbeite: - scbast hier und in der Provinz verlief äußerst ruhig. Die Betheiligung an de» Vormittags stattgehabten Verfammlungen, in welchen über die Bedeutung der Maifeier und über die Forderungen der Arbeiter referirt wurde, war eine wesentlich schwächere, wie in den Vorjahren. Auch der Ausmarsch nach dem Prater wies eine geringere Betheiligung auf. Poris, 1. Mai. Die Maifeier wurde von der hiesigen socialistischen Arbeiterschaft stillschweigend auf gegeben; außer einigen kleinen Abendversammlungen ist keinerlei festliche Veranstaltung angekündigt. Brüssel, 1. Mai. Die Arbeiterkundgebungen anläßlich des Alterskaffengesetzes sind ohne Zwischen fall verlaufen. Unter der Theilnahme von 70000 Manifestanten vor dem Volkshause leisteten die Ver sammelten den Schwur, eine revolutionäre Bewegung zu organisieren, falls die parlamenw-ffchen Bemüh ungen der sozialistischen Abgeordneten scheiterten. Die sozialistischen Abgeordneten haben erklären lassen, daß sie der Maifeier nicht beiwohnen könn'en, da sie mit den Beschlüssen der Manifestanten vollauf be- fchäftigt feien. durch die städtischen Behörden stattfindet. Die im wären. Die Leutnants WynantS und Rabe sind unter Lustgarten aufgestellte Leib-Batterie des 1. Garde-Feld Zu den Unthaten im Gebiete des Kongostaatet MchtraA — Limbach, 2. Mai. (Wildbrand.) Gestern machmittag sind auf hiesiger Rittergntsflur ungefähr 4 Scheffel 20jähnger Fichtenbestand durch Feuer vernichtet wordn. Der Brand hätte noch eine größere Dimension angenommen, wenn nicht schnelle Hufe zu Stelle gewesen wäre. — Ursprung, 1. Mai. Durch Herrn Schutz. stand aus zwei langen Personen- und einem Post- bez. Gepäckwagen und trug an den Personenwagen die Ausschrift „Glauchau-Weimar". Nach einem Auf enthalt von einer Minute fuhr der Zug, der einige Personen von hier mit aufnahm, nach Gera weiter. DaS „große Ereigniß" hatte auch eine Anzahl Per sonen und einen — Photographen herbeigelockt, der diesen ersten in Meerane eingetroffenen Schnellzug im Bilde „festhielt". Durch diesen Schnellzug ist eine wesentlich schnellere Verbindung mit Dresden bezw. den Nachbarstaaten herbeigesührt worden, die vom reisenden Publikum freudig begrüßt wird. — In einem Teiche bei Wildstein fand man am Sonnabend die GastwirthSehefrau Anna Wunderlich mit ihrem einzigen sechsjährigen Söhnchen ertrunken auf. Die Familie Wunderlich hat erst vor wenigen Tagen Oelsnitz verlassen und sich in Oberprax den Gasthof erkauft; der Grund zu dem Selbstmorde ist nicht ersichtlich. — Von einem schweren Unfall wurde der Flaschen bierhändler Penzel in Markneukirchen betroffen. Als er mit seinem 17 Jahre alten Sohne von der Feldarbeit, zu der er sich ein Pferd geborgt hatte, heimkehrte und es ausspannen wollte, schlug das Pferd aus und traf P. so unglücklich an den Unterleib, daß er schwer verletzt wurde und hoffnungslos darnieder liegt. — Crimmitschau, 30. April. Der hiesige Kaufmännische Verein hat sich kürzlich in einem Schreiben an die städtischen Collegien gegen eine Sonderbesteuerung der Großgeschäfte und Consum- verein; ausgesprochen und am Schluffe seiner Aus führungen den Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß für den Fall, daß diese Steuer dennoch zur Fort erhebung gelange, der Ertrag diese Steuer den kauf männischen Fachschulen zugewendet werden möchte. Der Rath hat nun in seiner Sitzung vom 27. v. M. beschlossen, auf dieses Gesuch nicht einzugehen, da er sich nicht veranlaßt sieht, seinen wohlerwogenen Stand punkt in dieser Besteuerungsfrage zu ändern. Im Stadtverordneten-Collegium wird dieselbe Frage in der nächsten Sitzung zur Sprache kommen, da die sozialisti schen Vertreter einen dahingehende» Antrag gestellt haben. — Zwönitz, 30. April. Die Weihe der neuen Bahnlinie Zwönitz—Scheibenberg hat bei prächtigem Wetter einen glänzenden Verlauf genommen. An der Feierlichkeit nahmen Vertreter der Königl. Staats regierung, ferner die Bürgermeister, Gemeindevorstände und Abgeordneten der betheiligten Kreise theil. Die Stadt und besonders der Bahnhof prangten im Flaggenschmuck und in Guirlanden, und Musik und Böllerschüsse begleiteten den festlichen Akt. Von 10—12 Uhr fand eine Festfahrt nach Scheibenberg statt. Um ^1 Uhr wurde die Rückfahrt nach Zwönitz angetreten, woselbst man um 2 Uhr wieder eintraf. Unter Musikbegleitung setzte sich hierauf der Festzug nach dem Feldschlößchen in Bewegung, woselbst ein Festmahl stattfand. Auf allen Stationen wurde der Zug durch Musik u. s. w. empsangen. Rotterdam, 30. April Die deutsche Tvrpedo- bootflottille ist auf ihrer Fahrt »ach dem Rhein heute hier eingetroffen und bleibt bis morgen früh hier. Der deutsche Konsul, d-r Hafenkommandant und der Kommandant des Wachtschiffes besuchten den Kapitän leutnant Funke, welcher die Flottille befehligt. Die deutschen Offiziere statteten Mittag dem Bürgermeister auf dem Rachhause einen Besuch ab. Darauf fand im deutschen Verein eine Reunion statt. Hmte Nach mittag war Tafel beim Konsul. Tie Schiffe werden von der Bevölkerung mit vielem Interesse besichtigt. Amsterdam, 1. Mai. Die deutsche Torpedo bootsflottille passirte um 10 Uhr vormittags G-winchem; )ie Musikkapelle auf dem Kommandoschiff spielte die wlländische Hymne „Wilhelmus van Nassouwen". Im 12'/^ Uhr mittags pafsirten die Schiffe unter lingendem Spiel Zalt-Bommel; die am Ufer wr- ammelte Bevölkerung, die mit Ausdrücken der Be wunderung das ihr völlig neue Schauspiel der wie Delphine dahinziehenden Torpedoboote ausnahm, brachte der Flottille Hochrufe dar. Oesterreich-Ungar«. Wien, 28. April. Die „Narodni Lisch" publi- zire» den angebliche» Inhalt der Sprachengesetzvorlage des Ministeriums Körber. Die innere Amtssprache sei tschechisch bei den Angelegenheiten tschechischer Parteien. In allen übrigen Dienstzweigen habe Deutsch als Dienstspcache zu gelten. In Böhmen werde deutsches, tschechisches und gemischtes Gebiet stabilisirt. Den gemischten Charakter erhalten jene Gebiete, welche 25 Proz. anderssprachiger Bevölkerung aufweisen. Im einsprachigen Gebiet seien anderssprachige Ein gaben nur dann zulässig, wenn der Einreicher der Sprache dieses Gebiets nicht mächtig sei oder keines Advokaten oder Notars sich bediene. Mit größter Beschleunigung sei zur nationalen Abgrenzung der Bezirke im Sinne der deutschen Forderung zu schreiten. Alle Berichte an die Centralbehörden, alle statistischen Ausweise für dieselben, die gefammte Corre- spondenz mit dm Militärbehörden und der Gendarmerie seien deutsch zu führen, ebenso die innere Verwaltung und die Manipulation der Post- und Te'egraphenämicr und der staatlichen industriellen Unternel mungcn. Die „Narodni Lisch" sehen in diesen Bestimmungen den Gipfel punkt der Beleidigungen, die dem historischen Heimaths- recht der tschechischen Nation zugefügt werden. Auf diese unerhörte Beleidigung werde das tschechische Volk eine unerhörte Antwort geben. Die Jungtfchechen wollen in der kommenden Reichs rathstagung die Obstruktion wieder aufnehmen. Ihre Blätter — so meldet ein Drahtbericht aus Wien — ver kündigen insgesammt die schärfste Opposition jund Ob- struktion. Von einer Erledigung de« Budgets könne keine ^ede sein. Die Tschechen ließen sich ihre Taktik nicht von den Polen, Südslaven und Klerikalen vorschreiben; sie würden selbstständig vorgehen selbst auf die Gefahr hin, isolirt zu bleiben. Der tschechische Adel marschire an ihrer Seite. Czaslau, 28. April. Die Abgg. Herold und Pacat hielten hier gestern Wahlversammlungen ab, wobei sie erklärten, die für die Tschechen ungünstige Wendung der Dinge nach dem Sturz des Kabinett Thun sei lediglich ein Werk des Grafen Goluchowski, der unter dem directen Einfluß des deutschen Bot schafters Fürst Eulenburg stehe. Ministerpräsident Koerber habe zwar die besten Absichten, sei aber völlig machtlos. Die Tschechen seien also gezwungen, in die schärfste Obstruction einzutreten. Belgien. Brüssel, 29. April. Ueber die Greuelthaten der congostaatlichen Agenten verlautet: Zwei Handels agenten, Lacroix und Moray, seien wegen verübter Grausamkeiten seitens ihres Oberen angezeigt worden. AuS Rache hierüber hätten diese versucht, ihre Oberen als mitschuldig anzuklagen und die Verantwortlichkeit