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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000503
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-03
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.05.1900
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Proviant für 8 Tage und wurde nach Ablauf dieser Frist durch einen anderen ersetzt, welcher mit frischem Proviant in dessen Platz einrückte. Tiese 2000 Mann Delarey'S lösten sich in einer Reihe kleinerer Kom mandos auf, die nun Blumfontein umschwärmten und bald hier, bald dort an der Bahnlinie erschienen. Mitte April war die gesammte Ernte eingebracht und der dieselbe führende riesige Wagenzug über Ladybrand hinaus in Sicherheit. Am 22. April trafen bereits die ersten 750 Erntewagen in Kronstadt glücklich ein. Sobald das geschehen, gab Botha den Befehl zum langsamen Rückzüge der Haupttruppen GroblerS. Loudon, 1. Mai. „Pall Mall-Gazette" wird aus Mafeking vom 20. April gemeldet: Die Buren waren mehrere Tage damit beschäftigt, die Eisenbahn- brücke südlich von Mafeking in die Luft zu sprengen. Auf eine Anfrage Lord Roberts antworteten die städtischen Behörden, daß Mafeking sich noch einen Monat halten könne. Die Truppen sind nach wie vor guten Muthes. ES sind einige leichte Fieberfälle vorgekommen, im übrigen ist der Gesundheits zustand gut. Ladysmith, 1. Mai. Der Feind hat aufgehört Patrouillen nach unseren Flanken zu entsenden. Englische Blätter hatten kürzlich die Meldung verbreitet, daß die Buren bis zum 13. März 6500 Gefangene, 8000 Tobte und Verwundete und 14000 „sonstige Abgänge" zu verzeichnen gehabt hätten. Dem gegenüber veröffentlicht die amtliche „Volkssteem" in Pretoria eine Zusammenstellung von Dr. Wolengraaf, Vorstand des Jnformationsbureaus in Pretoria: Gefallen 677, verwundet 2129, durch Unglückssälle umgekommen 24, ebenso verletzt und verwundet 171, an Krankheiten gestorben 99, noch krank und in Be handlung 1251, d. h. insgesammt 4351 Mann. Nimmt man dazu noch die 4000 Mann, die mit Cronje gefangen genommen wurden, so kommt man auf einen Abgang von etwa 9000 Mann (also nicht 14500) gegen 70000 der Engländer. — Hier nach kann man den Werth der übrigen Angaben der „amtlichen" Quelle Reuters ermessen. In Londoner parlamentarischen Kreisen erachtet man übrigens die Aussichten für einen baldigen und durchschlagenden kriegerischen Erfolg, nicht etwa nur der Langsamkeit des Robertsschen Heeres w.gen als gering, sondern auch weil man die Buren endlich als Gegner zu würdigen beginnt. Selbst englische mili tärische Sachverständige sind der Ansicht, daß die Hauptstadt der Transvaaler mit einer Besatzung von 3-—4000 Mann den Belagerern für unabsehbare Zeit zu widerstehen vermöchte und die verbleibenden 25—30000 Buren bei ihrer ungeheueren Beweglich keit eine ständige Gefahr für die englischen Kommuni kationslinien bilden dürften. Um diejenigen zwischen Blumfontein und Pretoria allein zu schützen, sind einem Voranschläge gemäß mindestens 50000 Mann nöthig. Sollten sich die Buren aber schließlich durch die erdrückende Uebermacht des Feindes allzusehr ein geengt sühlen und beschließen, den Kampf in den Limpopo-Hügeln auszufechten, so wird es noch lange dauern, ehe die »monistischen Kandidaten stolz er- erhobenen Hauptes vor die Wähler treten und erklären können, daß ein braves kleines Bauernvolk nach langem, blutigen Ringen von den englischen Söldnerscharen erfolgreich abgeschlachtet wurde. Bilder von der Kriegführung der Buren entrollt der Berichterstatter der „Köln. Ztg." in Pretoria. Er sch eibt u. A.: „Hinter der durch Sandsäcke ge flickten Steinmauer liegen die Buren und feuern auf den anrückenden Feind, der in gelbbrauner Khaki- uniform sich sprungweise nähert. Granate auf Granate saust durch die Luft, pfeifend, zischend im Crescendo; neben den Buren kracht es betäubend, Stein- und Geschoßsplitter spritzen umher, eine gelbe dichte Wolke bleibt über dem Aufschläge stehen, langsam sich ver- theilend. Ihr Dunst betäubt fast; das ist Lyddit. An einen alten Bur in dem Schützengraben kriecht vorsichtig ein knabenhafter Krieger heran. „Groß vater, ich fürchte mich!" „Bete mit mir", erwidert der Alte. Laut betet er das Vaterunser, die Büchse zwischen den Steinscharten im Anschläge; der Junge betet mit und lugt durch den Felsritz. „Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden!" — krach, ein Engländer liegt am Boden. Der Alte ladet und betet weiter. „Unser täglich Brot gieb uns heute!" krach — ein zweiter fällt. „Und vergieb uns uniere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldiger«!" — krach, der dritte liegt. Der Enkel war von Furcht befreit und schoß und betete weiter. Wer das Schwert zieht, soll durchs Schwert umkommen, sagt die Bibel; also zieht der Bur das Schwert nicht. Es ist für ihn unchristlich, den Feind zu schneiden oder zu stechen. Allein die Kugel darf den Feind tödten; allein die Kugel ist von der Bibel erlaubt. Auf Frauen, Alte und Kranke wird nicht geschossen. So hatten die Engländer im Norden und auch im Süden von Lady smith ihre, durch die Nachsicht der Buren wohl ge sicherten Lager von Nichtkämpfern. Aber diese Nicht kämpfer verabsäumten nicht, durch optische Telegraphen ihren richtigen Nachrichtendienst durchzuführen, ohne daß die biederen Buren die Geduld verloren hätten." Mchßsches Hohenstein-Ernstthal, 2. Mai 1900. oritthel'ungnl von allgemeinem Interesse werden dankbar «nt- gegengenommen und eveutl. honsr'rt. — (Kirchliches.) Ueber den Kirchenbesuch in Sachsen verbreitet sich Professor Drews in Jena in einem Aufsatz des neuen sächsischen Kirchenblattes. Auf Grund seiner eigenen Erfahrungen, die er früher als sächsischer Dorfpfarrer und Großstadtgeistlicher ge macht hat, und auf Grund gesammelter statistischer Notizen stellt der Verfasser zunächst fest, daß gegen wärtig im Kirchenbesuch zwischen den einzelnen Ge meinden die größte Mannigfaltigkeit herrscht. Die Zahl der durchschnittlichen Kirchenbesucher schwankt zwischen 1 Prozent der Seelenzahl (in manchen Vor orten der Großstädte) und 20 Prozent (in einzelnen Orten des Erzgebirges, des Bogtlandes und der Ober lausitz). Die regelmäßigen Kirchenbesucher werden all- gemein seltener. In den Orten, die im Sommer von Sommerfrischlern und Sonntagsgästen besucht werden, leidet darunter der Kirchenbesuch sehr. Im Allge meinen besuchen mehr Frauen als Männer den Got tesdienst, auf 3 Frauen kommen etwa durchschnittlich 2 Männer. Die Abendgottesdienste sind in den Städten gut besucht, namentlich von sogen, „kleinen Leuten", Arbeitern, niederen Beamten und Angestellten. Die Ausführungen von Professor Drews stellen zum Schluß die erfreuliche Thatsache fest, daß namentlich in größeren Städten im kirchlichen Leben und im Kir chenbesuch ein neuer Lebenstrieb zu spüren ist. Er schließt: Es war sehr richtig, waS in einer Nummer ver „Sächs. Kirchenztg." von 1847 zu lesen war: „Je größer die Städte, desto leerer die Kirchen". Das gilt heute nicht mehr. Man könnte heute sogar den Satz wagen: „Je kleiner die Städte, desto leerer die Kirchens ohne etwas ganz Verkehrtes zu sagen. Die philisterhafte, so wohlgemeinte, aber so kraftlose Ans- klärerei hat sich heute in die Winkel verzogen. Es arbeiten sich schärfere Gegensätze in der Gegenwart heraus, aber niemals hat das Christenthum mel r ge lebt und sich entfaltet als im Kampf. Kampf ist das Element dieser Friedensreligion. So führt uns auch diese Betrachtung zu der Erkenntniß: Es geht vorwärts. (Kniebeugung in Bayern und in — Sachsen.) Unter diesem Tüel veröffentlicht das „Leipz. Tagebl." einen Leitartikel, in welchem u. A. ausgeführt wird, daß seit Jahrzehnten schon evange lische Soldaten, Offiziere und Cadetten zu den Pro zessionen commandirt zu werden scheinen, die in der Charwoche und am Frohnleichnamsfest in der katho lischen Hofkirche zu Dresden stattfinden. An der Oeffentlichkeit wurde darüber noch gar nichts bekannt, doch werden jetzt bei ausgedienten Soldaten Aeußer- ungen laut, welche denn doch zur Evidenz bewegen, wie tief manchen evangelischen Soldaten jener Dienst verletzt hat. Als Aeußcrungen citirt das „L. T.": „Mein protestantisches Bewußtsein hat sich aufgebäumt als ich bei Gelegenheit dec Grablegung Christi am Charfreitag vor der herannahenden Prozession meine Ehrenerweisung machen mußte". „Meine Gedanken waren damals angesichts von Ceremonien, für die mir als Protestant jedes Verständniß abging, nicht so, wie sie hätten am Charfreitag sein sollen". Die Anzahl von Mannschaften, welche zur „Kniebeugung vor dem Katholicismus" commandirt wurde, sei keineswegs ge ring. In der Charwoche seien eS nicht weniger als 120 evangelische Soldaten. Ani Frohnleichnamstage sei die Zahl größer; es sollen an ihm Abtheilungen von Infanterie unter je einem Offizier bei irgend einer Reliquie u. A. Aufstellung zu nehmen haben. Die Mannschaft hat vor der Prozession und dem „katho lischen" Sanktissimum zu präsentiren; evangelische Offi ziere betheiligen sich an der Kniebeugung. Wenn die Ultramontanen in Bayern auch die Kniebeugung als eine harmlose Körperbewegung rechtfertigen, werde die Sache in Sachsen doch etwas schärfer kritisirt und man müßte sich unwillkürlich fragen: „Ist es eine militä rische Dienstleistung, bei einer katholischen Feier mit- zuwirken?" Weiter heißt es in dem Artikel des Leip ziger BlatteS: Das also gilt als eine besondere Ehre, wenn evangelische Offiziere, Cadetten, Hofbeamte vor dem katholischen Altäre niederknien dürfen? Man wird schwerlich sanfte Worte zur Beurtheilung eines solchen Standpunktes finden; dieser scheint jedes Ver ständniß für den Werth religiöser Ueberzeugung aus zuschließen; nach ihm hat solche keinen Anspruch auf Beachtung, wenn der Mann die Uniform angezogen hat; in dieser hat er auf Befehl, ohne Murren, auch einem römischen Gebrauche beizuwohnen, dessen Pomp zur Beschämung der „Ketzer" dienen soll. Und zum Schlüsse fragt der Artikelschreiber: Seit Jahrzehnten ist die Theilnahme der Soldaten und Cadetten an den katholischen Prozessionen im Gebrauch; wie ist das möglich? Hat sich denn kein Widerspruch dagegen ge regt? Es wäre doch die Aufgabe der evangelischen Militärgeistlichen gewesen, dagegen vorstellig zu werden. Warum hat die» keiner gethan? Warum hat keiner von diesen über solche Zustände an die oberste Be hörde der evangelischen Kirche berichtet? Wenn irgendwo, so fühlt sich durch die erzwungene Theil nahme evangelischer Soldaten und Cadetten an katho lischen Prozessionen das evangelische Ehrgefühl unseres protestantischen Volkes tiefgekränkt. Welch' ein Geschrei würden die Ultramontanen erheben, wenn katholische Soldaten am Reformationsfest zu einer „militäriscben Dienstleistung", zu irgend welcher Ehrenerweisung, vielleicht beim Gesänge des LiedeS: „Ein'feste Burg", zugezogen werden sollten! Und wir sollen es ruhig hinnchmen, daß unseren evangelischen Soldaten Dienst bei den Prozessionen in der katholischen Hoskirche zu- gemuthet wird? Die evangelischen Sachsen sind über zeugt, daß diese Angelegenheit, wenn sie zur Kenntniß Sr. Majestät unseres Königs käme, sofort in einem Sinne erledigt würde, wie es die Gerechtigkeit gegen das evangelische Gewissen erfordert. — Hohenstein-Ernstthal, 2. Mai. Der HauSbesitzer-Verein zu Hohenstein-Ernstthal hielt am gestrigen Abend im Stadthaus Neustadt eine General versammlung ab. Der Vorsitzende Herr Kreher wies in seiner Begrüßungsansprache auf die besondere Wich- rigkeit der heutigen Versammlung hin, da nach Ge nehmigung der Statuten und Erledigung aller Vor arbeiten durch die heutige Versammlung der Verein mit seiner aus dem Prinzip der Gegenseitigkeit errich- teten Haftpflichtversicherung offiziell ins Leben trete. Der Vorsitzende legte dann dar, welche Schritte zu thun gewesen, ehe der Verein seine sichere, rechtlich gegründete Unterlage gefunden. Die Geschäftsführung des Hausbrsitzervereins ist in die Hände der Herren Werner und Reuther gelegt, dergestalt, daß Hr. Werner die Geschäfte der Haftpflichtversicherung, Hr. Reuther aber die übrigen zumeist das Miethswesen betreffenden Geschäfte versorgt. In den 6gliedrigen Ausschuß zur Erledigung der Anträge für di» Haftpflichtversicherung wurden außer den beiden Geschäftsführern noch die Herren Jähnig, Küchler, Schulze und Wcitmüller ge wählt. Als Vereinsbote wurde ferner der Invalid Lorenz bestellt. Die zur Verhütung von Unfällen in den Häusern vorgeschriebenen Treppenlausstangen sollen von Vereinswegen besorgt und in einheitlicher und praktischer Weise hergestellt werden. Was die Ein gänge betrifft, so wurde von der Beschickung sowohl der Versammlung des Zwickauer Hausbesitzer-Kreis- verbandeS, als auch der Hauptversammlung des säch sischen Hausbesitzer-Verbandes abgesehen. — Der 1. Mai ist vorübergegangen, ohne daß man in unserem Stadtbezirke etwas Außergewöhn liches wahrgenommen hätte. In allen Betrieben und Werkstätten wurde genau wie an anderen Tagen ge arbeitet, nirgends bemerkte man feiernde Arbeiter. Am Abende fanden sich die Genossen zu einem Concert im Gasthaus „zur Zeche" ein, woselbst Herr Ernst Grenz-Leipzig eine Ansprache hielt über die Bedeutung des 1. Mai. — Bei der Sparkasse zu Gersdorf Bez. Zw. wurden im Monate April des Jahres 1900 81 Ein zahlungen im Betrage von 7548 Mk. 69 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 27 Rückzahlungen (Einlagen und Zinsen) im Betrage von 2716 Mk. 62 Pf. Der Baarbestand betrug Ende des Monats April 5794 Mark 26 Pfennig. n. Grüne» b. Chtz., 1. Mai. Bei der hiesigen Gemeindejparkasse wurden im Monate April a. c. 224 Einzahlungen im Betrage von 31 402 M. 9 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 78 Rückzahlungen im Be trage von 27 103 M. 15 Pf. Der Gesammtumsatz bezifferte sich auf 130885 M. Neue Einlagebücher wurden 34 ausgefertigt, 16 Bücher sind erloschen. — Verzinsung aller Einlagen mit 3>/, Procent. — Waldenburg. Das Feuer in Schwaben am Sonntag Abend ist, wie das Schönb. Tgbl. hört, durch einen 12jährigen Schulknaben angelegt worden, welcher als Kühjunge in einem Gute unweit deS Brandobjectes bedienstet war. Der Knabe, welcher aus Rödlitz stammt und verhaftet ist, hat die That bereits eingestanden. Die Vermuthung liegt nahe, daß der jugendliche Verbrecher auch das Feuer vor einigen Wochen in Schwaben angezündet haben könnte, doch sind Beweise hierfür noch nicht erbracht. Durch das Feuer wurde übrigens die im Gasthofe abgehaltene Feier des K. S. Militärvereins zu Königs Geburtstag em pfindlich gestört. Die Ortsfeuerwehr und einige be nachbarte Wehren mußten alle Kräfte einsetzen, um den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Außer den in der Scheune aufbewahrten Strohvorräthen sind auch mehrere Wagen, Maschinen und andere Geräth- schaften verbrannt. — Chemnitz. Da der langgehegte Plan, ein neues Theater zu bauen, in nächster Zeit noch nicht verwirklicht werden kann, hat der Rath daselbst be schlossen, mit einem Kostenaufwand von 84,500 Mk. beim alten Theater einen Um- und Erweiterungsbau vornehmen zu lassen, durch welchen die dringendsten Uebelstände thunlichst beseitigt werden sollen. — Hartmannsdorf bei Burgstädt, 30. April. (Pferdeausstellung.) Nachdem auf wiederholte Petitionen der Laudwirthe der hiesigen Umgegend das Königliche Landstallamt Moritzburg hier eine Pferdezuchtstation errichtet und seit dem 1. Februar d. I. in derselben zwei vorzügliche Hengste, welche die Namen „Alarich" und „Ukena" führen, eingestellt hat, wurde heute im Garten des Gasthofes „zum Kronprinz" zur weiteren Hebung der Pferdezucht auch bereits eine Stuten- und Fohlenschau abgehalten, wozu die Herren der Be- urtheilungscommission Nachmittag 3 Uhr aus Ebers dorf eintrafen. Da Nachzucht der hiesigen Station erst nächstes Jahr vorhanden sein wird, war Heuer hauptsächlich die Eintragung der Stuten in das Zucht register vorzunehmen bez. fortzusetzen, womit bereits im vorigen Jahre ein Anfang mit ca. 150 Stück Zuchtstuten gemacht worden war. Heute wurden noch ca. 50 Stuten, fast ohne Ausnahme werthvolle, theil weise vorzügliche Pferde, vorgeführt und sämmtlich für zuchttauglich erklärt. Von den 9 Stück vorgeführten Fohlen fanden 4 Stück (3 zweijährige und 1 vier jähriges), Herrn Gutsbesitzer Otto Hermann hier ge hörig, den besonderen Beifall der Prüfungscommission, sodaß dem Genannten ein Silberpreis des Landwirth- schaftlichen Kreisvereins im Erzgebirge zuerkannt wurde. Die Fabrikbesitzer und Landwirthe der Um gegend bekunden jetzt Interesse an der Pferdezucht, wodurch hoffentlich die vorläufig nur erst versuchs weise eingerichtete Zuchtstation dauernd hier erhalten bleiben wird. Bis zum 1. August d. I. verbleiben die beiden Hengste im hiesigen Orte und können bis dahin zur Zucht benutzt werden. Im nächsten Jahre wird sich dann die hiesige Fohlenschau voraussichtlich zu einer größeren Ausstellung umgestalten. — Zwickau. Königl. Landgericht. Der 72 Jahre alte Handarbeiter Karl Otto Härtel in Neu- städtel warf am 26. Januar d. I., als er in etwas angetrunkenem Zustande durch Neustädtel ging und von der ihm folgenden Schuljugend geneckt wurde, aus Aerger hierüber nach dem auf der entgegengesetzten Seite der Straße gehenden 13jährigen Schulknaben Ernst Paul Voigt, von dem er annahm, daß er ihn auch mit verfolgt habe, seinen ziemlich starken und mit einer Eisenspitze versehenen Spazierstock und traf diesen damit so unglücklich in das rechte Auge, daß dieses sofort zum größten Theil auslief. Der Knabe hat auf dem Auge das Sehvermögen völlig verloren. Wegen schwerer Körperverletzung erhielt der Ange klagte Härtel heute eine Gefängnißstrafe von 2 Jahren zudiktirt und wurde sofort in Hast genommen. Tas Nachtmahl. Eine Geschichte aus dem Burenlebeu Südafrikas. ErzLhlt von einem deutschen Arzte Im Kaplande (I. Fortsetzug.t (Nachdruck verboten.) So ging eS einige Stunden lang in ziemlichem Stillschweigen vorwärts, bis es Zeit wurde, die Zug- thiere zu füttern und an den eigenen Magen zu denken. Man befand sich jetzt in der Nähe eines Dammes, d. h. eines künstlichen Teiches, wie sie in dem wasser armen Lande an geeigneten Stellen angelegt werden, um das Vieh dort zu tränken, und besonders auch, um Wasser für die Zeit der Trockenheit zu sparen. Hier wurde Halt gemacht. Schnell waren die Thiere ausgeschirrt und, nachdem sie sich im Sande gewälzt und abgekühlt hatten, zum Wasser getrieben. Sod""n wurden sie gespannt, d. h. eins der Vorderbeine hoch an den Halfter gebunden, um das Weglaufen zu ver- hindern, bis in den an der Deichsel befestigten, während der Fahrt aufgerollten Segeltuchkrippen ihr Mahl von Kaff und Korn gemischt war. Während dies von den Männern besorgt wurde, hatte Abraham dürres Holz aus den Büschen herbeigeschafft und schnell brannte ein lustiges Feuer. In einem großen, schwarzen Kessel, der in die Flaminen hineingestellt wurde, kochte das Wasser zum unentbehrlichen Kaffee, und unweit des Feuers hatten sich bald alle gelagert, um an den mitgenommenen Mundvorräthen ihren gesunden Appe tit zu befriedigen. Denn es war die erste Mahlzeit, die man heute einnahm. Der Hottentott Piet empfing sein Deputat, einen Becher Kaffee mit viel Zucker, ein gewaltiger Stück Brod und kaltes Fleisch, womit er sich zu den Pferden verfügte. Denn der braune Dienstbote darf selbstverständlich nicht bei der Herr schaft sitzen. Ueber die Szene wölbte sich ein wolken ¬ loser, blauer Himmel, von dem die Sonne jetzt warm herabstrahlte. Sind die Winternächte in jener Gegend ost auch bitter kalt, bei Tage wird es doch regelmäßig wieder warm, bisweilen sogar heiß. Von Süden her grüßten die hohen Gipfel eines imposanten Gebirges; an seinem Fuß lag das Ziel der Reise „bet ckorp", der Mittelpunkt des ganzen Distrikts. Der Kaffee war getrunken, der Hunger gestillt. Aus einer armseligen Hütte vom Rande des DammeS waren einige zerlumpte und unsagbar schmutzige braune Kinder scheu zum Vorschein gekommen, um die Ueber- rcste des Mahles für sich zu erbetteln, die ihnen nicht verweigert wurden. Jetzt erschien auch ein uralter, greiser Hottentott, um den Kaffeesatz für sich zu beanspruchen, woraus dann immer und immer wieder sogenannter Kaffee bereitet wird, so lange das Wasser sich noch färbt. Di se Eingeborenen machen auf den europäischen Neu- ling im Lande einen höchst kläglichen Eindruck. ES ist verkommenes, degeneriertes Volk, ohne Energie, ohne Ehrgefühl, dazu meist nicht einmal reine Rasse. Die ersten holländischen Ansiedler, die ohne Frauen ankamen, nahmen sich Weiber von den Hotten otten. Später haben sie dann ihre eigene Bastardnachkom menschaft entweder auS ihrem Gebiete verjagt, oder sie gleich den unvermischten Hottentotten zu Sklaven gemacht. Und obgleich es seit nahezu 70 Jahren in Südafrika keine Sklaverei mehr giebt, so ist doch der Sklavensinn in den Braunen geblieben und die Be- Handlung, die ihnen seitens der Weißen widerfährt, ist oft wenig besser als die von Sklaven. Leider ver dienen sie manchmal auch keine andere. Man rüstete sich nach kurzer Rast schon wieder zum Aufbruch, als plötzlich um eine Felsecke herum biegend, in kurzer Entfernung ein anderes Gefährt sich zeigte, eine mit vier Eseln bespannte offene Karre (ein zweirädriges Fuhrwerk), in der ein jovial aus sehender, fetter Mann in mittleren Jahren selbst die Zügel führte. Nachdem ec diese seinem neben ibm sitzenden Hottentotten anvertrant hatte und etwas schwer fällig von seinem primitiven Fuhrwerk herabgeklettert war, wurde er von dem Ehepaar höchst freundlich als neef (Neffe), von den Söhnen als Ohm Jacobus be grüßt. DeS letzteren Titels bedienten sich auch die beiden Mädchen bei ihrer Begrüßung, die bei Bettie etwas hochmüthig, bei Maria sehr gleichgültig auSfiel. Der Dicke schien sich indeß nichts daraus zu machen, wischte sich sein rothes Gesicht ab, erkundigte sich nach dem Wohlergehen der Familie, bedauerte, daß sie den Kaffee bereits ohne ihn getrunken hätten und machte schließlich den Vorschlag, ihn selbst zu gemeinsamer Fortsetzung der Reise in den Wagen aufzunehmen, wenn der jüngere Jan statt seiner die Karre fahren wolle. Dies wurde bereitwillig acceptirt und nach kurzer Frist setzte man sich, die Karre voran, wieder in Be- wegung. Jan Esterhuiz und Jacobus Smeer waren Nach barn, d. h. was man in jenem Lande unter Nachbarn versteht. Sie wohnten nähmlich „nur" drei Stunden von einander. Der letztere lebte als Junggeselle allein in seinem Lehmhause, durch Fleiß, Sparsamkeit oder, wie seine Neider sagten, Geiz, hatte er es zu etwas gebracht. Die letzterwähnte Eigenschaft sollte ihn auch bisher verhindert haben, sich eine Frau zu nehmen, denn es ist etwas Unerhörtes, daß ein noch dazu wohlhabender Bure ledig bleibt. Jacobus Anzug war ziemlich schäbig und stach gegen die einfachen, aber soliden und noch neuen Reisekleider der Esterhuiz, die überhaupt etwas auf sich hielten, stark ab. In einem Punkte aber trieb er die Sparsamkeit jedenfalls nicht zu weit. Er sorgte — und das wurde allgemein anerkannt — mit rührender Zärtlichkeit für seinen Magen. Unheimliche Geschichten wurden von seiner Leistungsfähigkeit im Essen erzählt, besonders, wenn es nichts kostete. Sein Bedauern, daß man ohne ihn gefrühstückt habe, war jedenfalls aufrichtig. Jetzt holte er, nachdem man eS sich aus den Kaffeesäcken wiederum bequem gemacht hatte, unbeirrt durch daS Rütteln und Stoßen des Wagens aus einem Korbe, den er von seiner Karre mit hinübergebracht hatte, ein hartgekochtes Ei nach dem andern hervor und ließ cs sich gut schmecken. Die ihm gegenüber fitzenden Mädchen sahen ihm halb spöttisch, halb mit leidig zu, bis Bettie bemerkte, er müsse ja wohl furcht baren Hunger haben, jedenfalls habe er in der letzten Zeit das Schlachten und Backen vergessen. .Das nicht," sagte Jacobus gleichmüthig, „aber ich habe immer guten Appetit. Uebrigens sind Eier meine Lieblingsspeise. Einmal habe ii 23 Straußeneier in einer Mahlzeit gegessen." Die ganze Reisegesellschaft starrte ihn an, und die Tante bemerkte strafend: „Ja cobus, wenn man zur Kirche fährt, sollte man wenigstens nicht solche Lügen vorbringen," worauf der Dicke in ein unbändiges Gelächter ausbrach, sich ver schluckte und einen heftigen Hustenansall bekam. Keuchend sprach er den Wunsch aus, man möge ihm den Rücken klopfen, was von Bettie, nachdem sie sich' von dem jetzt auf der Vorkiste (Bock) sitzenden Abra ham schnell die kurze Riemenpeitsche auSgebeten hatte, die zum Antriebe des Deichselgespannes benutzt wird, in der gründlichsten Weise besorgt wurde. Fortsetzung folgt.
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