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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190004201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000420
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-20
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.04.1900
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Flammen unter einem Spirituskocher, kam denselben zu nahe und erlitt so schwere Brandverletzungen, daß sie im Hospital verstarb. — Arankeubera. Ein an und für sich nicht gerade schwerer Unfall führte hier den Tod der un verehelichten 60jährigen Waschfrau Ida Güdel herbei. Auf dem Wege nach der Wäschemangel stolperte die Frau am Dienstag nachmittag über die Schwelle der Hausthür uud fiel hin. Ohne über Schmerzen zu klagen, half sie darauf noch die Wäschemangel drehen, aber schon in den Abendstunden stellten sich Uebelkeit und später entsetzliche Schmerzen ein. Am anderen Morgen gegen fünf Uhr verschied die Bedauernswerthe, wie verlautet, an Darmverschlingung. — Netzschkau. Die leidige Steuerschraube soll der Hauptgrund sein, daß eine der größten Firmen des hiesigen Platzes ihr Geschäft nach Neichenbach oder Greiz verlegen will. Die Angestellten der Firma haben ihre Wohnungen bereits gekündigt. Der größte Theil der Bewohnerschaft faßt diesen Vorgang sehr ernst aus, indem er nicht allein einen merklichen Ausfall an kom- munlichen Steuern bringen würde, sondern auch eine Reihe anderer wirthscha'tlicher Nachtheile würden die Folge da von sein. — Zittau, 17. April. Der früher auf dem hie sigen Bahnhofe angestellte Herr Karl Ritter, der (wie seinerzeit gemeldet), nachdem er in Zittau beim 102. Re» giment feiner Militärpflicht genügt hatte, zufolge Requisition der österreichischen Militär-Ersatzbehörde seit 20. Oktober 1899 beim 94. Infanterie Regiment in Theresienstadt als österreichischer Unterthan nochmals (und zwar im 27. Lebensjahre) als Soldat eingestellt worden war, ist jetzt, während er hier auf Osterurlaub bei Frau und Kindern weilte, durch ein Schreiben seines ^'egimentskommandos benachrichtigt worden, daß er zur Reserve beurlaubt sei und nach Rückkehr vom Urlaub sofort zu seiner Familie zurückkehren könne. Außerdem ist ihm von seilen der Stationsverwaltung baldige Wiedereinstellung in seine frühere hiesige Stellung zugesichert worden. So hat denn nun diese Angelegenheit, die damals überall eifrig besprochen und auch vielen deutschen und österreichischen Blättern Anlaß zur Erörterung gegeben hatte, zum Glück für die Betheiligten eine gute Wendung genommen. Wie Ritter den „Zitt. Nachr." noch mittheilte, haben seine Vorgesetzten im Dienst die größtmöglichste Milde walten lassen, wodurch ihm seine schwere Lage etwas erleichtert wurde. Dankbaren Herzens erinnern sich die Ritterschen Eheleute ferner auch der ihnen sowohl von feiten des Beamten- und Arbeiterpersonals der Station Zittau, als auch von anderen guten Menschen in der Zeit der Noth zutheil gewordenen Unterstützung mancherlei Art Auch von Sr. Majestät unserem König Albert wurde der Fa milie ein Gnadengeschenk von 30 Mk. huldvollst über mittelt. — Schmölln, 16. April. Zu den geriebensten Betrügern gehört auf jeden Fall der entflohene Kas- sirer der hiesigen Sparkasse. Um den Beweis für unsere Behauptung nicht schuldig zu bleiben, sei nur erwähnt, daß cs der spitzbübische Beamte fertig ge bracht hat, auf den Rainen nichtsahnender ehrenwerther Leute Hypotheken aufzunehmen und in das Grund oder Hypothekenbuch eintrageu zu lassen. Das Gesuch um Gewähr einer Hypothek reichte er bei dem Institut ein, welchem er als Kasfirer angehörte. Der Vorstand der Sparkasse bewilligte das Gesuch, der Kasfirer er hob die Tausende, um sie dem Gesuchsteller zu über bringen, und ließ die Hypothek beim Gericht etntragen. Die Zinsen gingen stets pünktlich durch die Post ein, und niemand merkte etwas von dem Betrüge, bis der saubere Vogel aus seinem Neste entflohen war und die Zinsen richt mehr eintrafen. Ais der Hypotheken schuldner gemahnt wurde, zeigte sichs erst, daß der entflohene Kasfirer den Hypothekenschwindel in frechster Weise betrieben und das erschwindelte Geld in seine Taschen hatte fließen lassen. — Götznitz, 17. April. Eine Generalversamm lung des Verbandes der Textilarbeiter Deutschlands hat hicrselbst zu Ostern stattgefunden. Anwesend waren 83 Delegirte aus allen Theilen des Reiches. Zum Vorort bestimmte man abermals Berlin. Heute hat der Kongreß der Textilarbeiter begonnen. Dazu ist auch der bekannte nationalsociale Pfarrer Naumann eingetroffen, der über den Zehnstunden-Arbeitstag fprechen wird, vorausgesetzt, daß ihm die Socialdemo kraten dies erlauben. — Weitzenfels, 11. April. Ein gräßlicher UnglücksfaU ereignete sich heute früh in der Papier fabrik der Gebrüder Dietrich hier. Ein jugendlicher Arbeiter, der 16jährige Paul Keck aus Reichardts werben, war an der Papiermaschine beschäftigt und wollte den zwischen den Walzen laufenden Papier streifen, der sich verschoben, zurechtrücken. Dabei ge- rieth der junge Mann selbst zwischen zwei Walzen und es wurde ihm der Kopf vollständig zerquetscht, ehe die entsetzten Augenzeugen des Vorfalles einzu greisen vermochten. Der Tod war aus der Stelle eingetreten. TagesgeWchte. Deutschland. Einer Londoner Meldung zufolge aedenkt Kaiser Wilhelm in diesem Jahre England zu besuchen; man erwartet ihn ungefähr am 2. August auf seiner Bucht „Hohenzollern" in Cowes. (Nicht durch die Königgrätzerstraße!) Schon bei den letzten Besuche des österreich-scheu Kaisers in Berlin ward darauf geachtet, daß sie Kö>.: .grätzerste. beim Einzug nicht berührt werde, obwo' l der an dieser gelegene Anhalter Bahnhof der für eine Reise von Wien gegebene Ankunftsbahnhof ist. Auch dies mal erfolgt ein Umweg. Kaiser Franz Joseph kommt am 4. Mai, vormittags auf dem Potsdamer Bahn hof an, und der Einzug erfolgt über den Potsdamer- Platz (unter Vermeidung der direkten Königgrätzerstr.) durch die Bellevuestraße, die mit den Markgrasen- Standbildern ausgestattete Sieges-Alle, Brandenburger Thor und die Linden. Der L. A. schreibt: Die zur Kostendeckung für die Flottenvermchrvng in der B"dgelkommission des Reichs tages gemachten Steucrvorschläge sind auf ihre Durch führbarkeit und Ertragfähigkeit seitens des Reichsschah amtcs eingehend geprüft morden. Das Ergebniß dürfte nun zunächst dem Bundesrath vorgelcgt werden, bevor es an die Budgetkommission des Reichstages gelangt. Ernst lich in Betracht kommt nur die Erhöhung der Lotteriesteuer und der Börsensteuern: die Besteuerung der ConofsameiUe und Schiffspassagierbillets würde finanziell nicht ins Ge wicht fallen und könnte dahin führen, den Verkehr von den deutschen Linien abzulenken, was vermieden werden muß Auch das Erträgniß einer Saccharinsteuer und der Erhöhung des Zolls auf ausländische Champagner und Liqueure, sowie importirte Zigarren und Zigarretlen unter gleichzeitiger Einführung einer Verbrauchsabgabe auf in ländischen Schaumwein würde nicht von Belang sein. Von der Einführung einer Reichserbjchafts- oder Reichs einkommensteuer ist keine Rede Der Elberfelder Militärbesreiungsprozeß hat den deutschen Militär-Verwaltungen Anlaß gegeben, in einem allgemeinen Erlasse die Mittel und Wege be kannt zu geben, lercn Anwendung zu Zwecken der Simulation und Militärbefreiung durch diesen Prozeß nachgewiesen wurde. Die Sanitätsämter wurden hier- bei zu besonderer Anweisung der bei dem Musterungs- und Ersatzgeschäft u. dergl. mit der Untersuchung Wehrpflichtiger betrauten Sanitätsoffizieren gehalten, um hierdurch eine richtige Beurtheilung der bei solchen Täuschungen auftretenden Symptome und entsprechende Gegenmaßregeln zu veranlassen. Herrn Amtsrichter Cohn, früher in Angerburg, jetzt in Bartenstein, ist durch landesherrliche Geneh migung gestattet worden, von jetzt ab den Namen Clar zu führen. — Die „T. Rdsch." bemerkt dazu: Es scheint das jetzt eine ständige Einrichtung zu werden; sollte es aber da nicht praktischer sein, sämmtliche Cohn Schmuls, Itzigs u. s. w. mit einem Male umzube- nenne ? Vielleicht ließe sich da der bekannte Vor schlag Liebermanns v. Sonnenberg leichter durchführen, wonach die Herren Beamten, die ihre Zustimmung zu solchen Namensänderungen geben, gehalten sein sollten, ihre eigenen Namen dazu herzugeben. Postdampfschiffsverbindungen mit Afrika. Die dem Reichstag zugegangene Vorlage, betreffend Postdampfschiffsverbindungen mit Afrika, bezweckt die Einrichtung von Rundfahrten um Afrika, die abwechselnd das eine Mal von Osten her durch den Suezkanal um das Kap, das andere Mal von Westen um das Kap durch den Suezkanal geleitet werden sollen. Bisher besteht nur eine ReichSpost- dampferlinie nach Ostafrika mit dem vertragsmäßigen Endziel der Delagoa-Bai, die Fahrten werden aber seit dem Jahre 1892 ausgedehnt bis Durban (Natal). Dieser Linie zahlte das Reich eine Subvention von 900 000 M. jährlich. Durch die neue Vorlage soll die Subvention um 450 000 M. jährlich, also aus 1350 000 M. erhöht werden zur Durchführung des größeren Fahrplans, dessen Hauptzweck darin besteht, den deutschen Personen-, Post- und Güterverkehr nach dem Kapland möglichst unabhängig von England zu machen. In der Begründung wird ausdrücklich daraus hingewicsen, daß in Zeiten kriegerischer Verwicklungen die deutsche Linie nach dem Kaplande eine größere Gewähr für sichere Beförderung der Post und für eine sichere Nachrichtenübermittelung und Materialien- zusuhr für die Marine bieten würde. Frankreich. Aus Paris wird vom 19. berichtet: Mr Arago, welchem die Spezialaufgabe zufiel, fürstliche Personen durch die Pariser Ausstellung zu geleiten, war gestern zum ersten Male in dieser Eigenschaft thätig, als er die Königin von Sachsen durch alle Abtheilungen führte. Geheimrath Richter machte die Honneurs im Neichshause. Lebhaft interessirte sich die Königin auch für die bis auf die Einrichtung der „Hauskapelle" vollständig fertiggcstellte AbtheilungDeutschlands imKunstgewerbetract, insbesondere ür die prachtvollen Porzellansachen und die bayerischen Herren- und Bauernzimmer. Paris, 18. April. In der Notre-Dame-Kirche fand heute vormittag ein Tiauergottesdicnst für den in Südafrika gefallenen Obersten Villebois statt. Die Kirche war mit der Tricolore geschmückt. Der Bruder und die Tochter des Verstorbenen wohnten der Feier bei. Präsident Loubet hatte sich vertreten lassen. Auch Transvaal und der Oranjefreistaat waren ver treten. Unter den zahlreichen Anwesenden befanden sich mehrere Admirale und Generale, viele Deputiere und Senatoren. Als die Theilnehmer an der Feier nach Beendigung derselben die Kirche verließen, wurden unter der draußenstehenden Menge einige Rufe „Es lebe das Heer!" laut. Rußland. Unter großem Jubel der Bevölkerung ist der Zar mit seiner Familie in Moskau eingetroffen. Besondere politische Absichten find mit der Reise nicht verbunden Die Kaiserin von Ruhland sieht einem freudigen Familienereignis; entgegen. Die Reise nach Moskau ist eine Wallfahrt zu Moskaus heiligen Stätten behufs Er stehung eines männlichen Erben. Nachtrag. Dresden, 19. April. Die erste Kammer er ledigte heute in ihrer 53. Sitzung die am Erbauung von Eisenbahnen und Errichtung von Haltestellen be züglichen Petitionen. Die Deputation beantragte, mit Ausnahme des Projekts Sayda-Neuhausern, welches an statt zur Erwägung nur zur Kenntnißnahme der Regierung überwiesen wird, sämmtlichen von der zweiten Kammer gefaßten Beschlüssen beizutreten. Die Anträge der Deputation fanden cinstimnuge Annahme. Wien, 18. April. Graf Goluchowski beant wortete eine ihm übermittelte Resolution des Deutschen Volksvercins in Oberöstcrreich dahin, daß eine Friedensintervention der Großmächte betreffs des südafrikanischen Krieges infolge dcs bekannten ab lehnenden Standpunktes der englischen Regierung zur Zeit aussichtslos sei. Gleichzeitig erklärte Goluchowski den in derselben Resolution enthaltenen Vorwurf von fortgesetzten Verletzungen der Neutralität von Oester reich-Ungarn als vollständig unbegründet. Prag, 18. April. Das „Prager Abendblatt" meldet aus Aussig: Ein beträchtliches Hochwasser ver ursachte in einigen Schächten des Dux-Brüx-Komo- tauer Kvhlenbezükes großen Schoden, dessen Umfang noch nicht festgestellt ist. Mehrere Kohlenwerke sind ersoffen. Haag, 18. April. Dem heutigen Empfang der Svndergesandtschast der südafrikanischen Republiken wohnten zahlreiche Personen bei, darunter mehrere Abgeordnete, sowie eine Abordnung aus der hiesigen Sektion der FriedenSliga. Der Präsident der 1. Kammer, pan Naamen, wurde besonders empfangen. Der Führer der Abordnung, Fischer, hotte im Beisein Or. LeydS' eine Besprechung mit dem Minister deS Auswärtigen in dessen AmtSräumen. Die Deputation wird nach der Prüfung ihrer Beglaubigung eine Audienz bei der Königin nachjuchen und noch bis Ende der Woche hier bleiben. Moskau, 19. April In den letzten Tagen be suchte das Kaiserpaar täglich die Kathedrale und Kirche im Kreml und erwies den wunderthätigen Heiligenbildern Ehrfurcht Paris, 19. Avril. Ueber die gestern anläßlich des Gottesdienstes für den gefallenen Oberst Villebois erfolgten Demonstrationen wird noch gemeldet, daß eine große Anzahl Zuschauer, als Officiere in Uniform die Kirche verließen, die Rufe ausstießen: „Es leben die Buren! Nieder mit den Engländern!" Schließlich mußte die Polizei einschreiten und mehrere Ver haftungen vornehmen. Ein Polizist wurde verwundet, desgleichen eine Person, die Rufe gegen die Armee ausgestoßen hatte. Accra, 18. April. Meldung des Reuter- Bureaus. Hier eingegangenen Nachrichten aus dem Ashantilande zufolge, fordert der Gouverneur Holgens die Entsendung aller verfügbaren Truppen. Kumasi ist dicht eingeschlossen; die Lage ist äußerst ernst, falls der Ensatz von Kumasi sich verzögert. Uokohama, 19. April. Meldung des Reuter- Bareou. W:e aus Soeul berichtet wird, besteht zwi schen dem russischen Gesandten und der koreanischen Negierung immer noch eine Reibung hinsichtlich der russischen Forderung betr. Verpachtung von Gebiets- theilen bei Masampo. Man glaubt, daß Rußland jetzt größere Flächen fordere. Kin-Z-Wiuiamstown, 18. April. Das Blatt „Mercury" berichtet, nach ihm zugegangenen verläßlichen Mittheilungen von Flüchtlingen aus Transvaal, seien in Johannesburg Vorbereitungen getroffen, alle dortigen Minen mit Dynamit zu zerstören. Das Blatt meint, die Regierung Transvaals beabsichtige damit nichts weiter als einen Schreckschuß, um Frankreich und Deutschland zu veranlassen, sür die auswärtigen Aktionäre einzutreten London, 19. April. Die englischen Generale, die in den ersten vier Monaten des mdafrikanischen Krieges von den Buren immer wieder und wieder geschlagen wurden, müssen jetzt, wie es scheint, der Reihe nach für ihre damaligen Fehler und sür ihr — Unglück büßen. Schon vor einigen Tagen ist der Divi- ions-General Gaiac-e seines Commandos enthoben und )urch Pole Carew ersetzt morden; jetzt wurde auch General Warren von seinem Posten in Natal abbe rufen. Der Anlaß zn dieser Ordre ist der mitgetheilte Bericht des Generalfeldmarschalls Lord Robert; ge- wejen, der sich so ungünstig über Warrens Verhallen in den Kämpfen nm den Spion Kop ausdrückte. Da auch General Buller in diesem vom englischen Kriegs- amt höchst anffälligerweise veröffentlichten Bericht sehr chlecht wegkam, darf man seiner Abberufung ebenfalls mld entgegensetzen. Ob solche Aenderungm in den Commandostellen inmitten eines Feldzuges der Dis- ciplin und der Siegeszuversicht der englischen Truppen zuträglich sind, darf billig bezweifelt werden. Wie es mit deren Operationsfähigkeit jetzt bei Beginn des jüd afrikanischen Winters überhaupt bestellt ist, zeigen die ungemein zögernden Bewegungen der Engländer im Oranje-Freistaat, über die gar keine in nen Nachrichten eingeaangen sind. Oberst Crofton, der das Kommando bei Spionskov nach der Ar-ßerkampfsetzung des Generals Woodgane führte, ist infolge des Berichtes Roberts über die Vor gänge am Tugela auf halben Sold gesetzt worden. General Warren ist bereits gestern Morgen von seinem Kommando nach England zurückberuscn worden. — Seit Paardeberg, ivo Kitchener anstelle Roberts kommandirte, besteht auch ein Bruch zwischen Roberts und seinem Gencralstabschef, weshalb Kitchener nach jenem Tage nach Westen kommandirt wurde. Roberts Kritik über das Gefecht lautete „unnützes Blutvergieß m", weil Kitchener auch einen Frontalangriff angeordnet hatte. Die Ausrcgu. g über diese Enthüllungen ist ganz un beschreiblich. Pretoria, 17. April. (Meldung des Renter- schen Bureau.) Commandant Fron mann berichtet, er habe 400 Engländer über den Fluß in der Richt ung von Alival gejagt, mehrere Mann zu Gefangenen gemacht und Waffen »nd Vieh erb utet. Die Brücke bei Bethulie sei in die Lust gesprengt worden. Kapstadt, 18. April. (Meldung des Reuter- schen Bureau.) Eine große Eifenbahnbrücke soll Ende dieser Woche bei Bethulie eröffnet werden. — Das Anerbielln Transvaals, an Portugal die Summe, die es nach dem Delagoa-Schiedsspruch zu zahlen hat, zu leihen, wurde mit Dank abgelehnt. — Die Regierung von Transvaal beabsichtigt, gegen die Deportation der Gefangenen nach St. Helma Protest einzulegen. Der Staatssekretär Reitz erklärte einem Berichterstatter gegen- über, die Regierung habe keinen Entschluß bezüglich der Zerstörunng der Minen gefaßt. Vermischtes. * Dem entsetzliche« Unglück auf dem Rhein bei Bingen, welchem, wie wir gestern berichteten, dreizehn Mitglieder des katholischen Philistercirkels „Rhein gau" zum Opfer gefallen sind, verlieh ein seltener Fall von Heroismus, Charakterstärke und Selbstverleugnung ein doppelt tragisches Gepräge. Nach einem Telegramm hat nämlich der in dem Unglückskahn befindliche Geisen heimer Geistliche Niel seinen mit ihm versinkenden Freun den in letzter Sekunde noch Generalabsolution ertheilt. Wie durch ein Wunder wurde der pflichtgetrcue Mann gerettet, während von den Uebrigen ein Wiesbadener Arzt, Dr. Hcrtwich, ein dort zur Kur weilender College von ihm, drei Kapläne aus der Umgegend, drei Studenten, vier Damen und einer der beiden Kahnführcr in den hochgehenden Wellen verschwanden Niel und der Steuer, mann Hauk aus Bingcn trieben schwimmend bis Aß- mannshausen, wo sic endlich gelandet wurden. — Ueber die indirekte Ursache der Katastrophe meldet noch ein Telegramm: Der Philistercirkcl „Rheingau" habe an dem vcrhängnißvollen Abend, wie einige Tage zuvor in Geisenheim, Rüdcsheim und Oestrich, auch in Bingcn, und zwar im dortigen Hotel „Englischer Hof" eine gut besuchte Versammlung mit Commers abgehalten. Da nach Schluß derselben kein Trajectboot mehr verkehrte, so war ein Theil der Gesellschaft genöthigt, zwischen neun und zehn Uhr in einem Kahn nach Rüdcsheim überzusetzen. Achtzehn Paffagiere und zwei Kahnführer bestiegen das Fahrzeug, das dann in der bereit« geschilderten Weise in der Nähe des rechten Rheinufers kenterte. * Berit«, 17. April. Die Nachforschungen nach dem Mörder der ehemaligen Lehrerin Emilie Medenwaldt haben bisher keinen Erfolg gehabt — Zu dem Giftmord am Teufelssee berichtet die „Berl. Ztg.", es sei unrichtig, daß der Leichnam der Bergner von wilden Thieren an- gefreffen worden ist. Thatsache ist vielmehr, daß Jänicke selbst den Leichnam seines Opfers verstümmelt hat. Um der Ermordeten den Schmuck, welchen sie trug — die Ohrringe und die Fingerringe —, schneller abnehmen zu können, hat er dem Leichnam beide Ohren und mehrere Finger abgeschnitten Diese Thatsache ist durch das Zeug- niß des Keinen Bruno M-sch, welcher, wie berichtet, den Jänicke an den Teufelssee begleiten und ihm bei dem Hokuspokus, den er dort trieb, assistiren mußte, zweifels frei festgestellt worden. * Zum Mord i« Konitz. Wir wir in unserer gestrigen Ausgabe berichteten, wurde endlich der Kopf des unglücklichen Winter gefunden. Bei näherer Untersuchung ergab sich nun, daß der Kops höchstens 24—48 Stunden an der Fundstelle im Wasser gelegen haben kann; denn es hätten ihn sonst längst die zahl reich dort versammelten Raben zerhackt, und außerdem wäre er auch bis zur Unkenntlichkeit in Verwesung übergegangen. Beides ist aber nicht der Fall. Das Fleisch war bis auf die Wundränder des Halses noch vollkommen frisch, und zwar in so hohem Grade, daß der Kopf unbedingt vorher auf Eis conservirt worden sein muß. Er ist also erst nachträglich an die Fund stelle geschafft worden. Mittlerweile hat auch die Section des Kopfes stattgefunden, doch ist das Resultat »och nicht bekannt gegeben. Der Gang der Unter suchung hat übrigens jetzt folgendes ergeben: Am Mittwoch, 11. April, bemerkte der Inspektor der Provinzial-Besserungs- und Landarmen-Anstalt Keinpe, oer sich gerade mit einen« Bekannten auf dem Felde befand, einen Mann in hellgrauem Ueberzieher und schwarzem Hute, welcher sich mit einein Packet an dein Abhange eines Sandberges nahe der Fundstelle befand. Bald darauf sah Keinpe, daß sich dec Mann eiligst entfernte. Derselbe Mensch ist auch von anderen Personen gesehen, aber nicht erkannt worden. Ferner wurde ein Taschentuch, welches dem, wie berichtet, auf- gesnndenen, zerrissenen Tuche ähnlich ist, bereit« vor 14 Tagen von Frau Musikdireclor Fritsche gefunden. Das bei dem Kopfe liegende trug den Buchstaben A., während das früher entdeckte, übrigens blutgetränkte, das Monogramm A. A. zeigte. Criminalcommissar Wehn ist telegraphisch nach Konitz zurückgerufen morden. Der unter dem dringenden Verdachte des Mordes verhaftete Händler Wolff Jsraelski leugnet die That. Es wird erzählt, daß die erwachsene Tochter des Jsraelski bald nach dem Morde mit einem Packet abreiste, welches sie trotz seiner beschwerlichen Last von niemand tragen lassen wollte. Auch soll Frau Jsraelski nach dein Morde blutige Wäsche ge waschen haben. Die Tochter ist bald wieder nach Konitz zurückgekehrt. Die neue Fundstelle ist noch mals in Anwesenheit einer Gerichtscommission unter Benutzung von Spürhunden abgesucht worden, doch wurden neue That'-:chen nicht festgestellt. Die weitere Abtastung des Möncysees ist nunmehr als überflüssig eingestellt worden. Graudenz, 18. April. Der „Gesellige" meldet aus Konitz, daß 200 Reservisten dort einquarlirt seien. Da größere Exzesse befürchtet werden, ist polizeilich angeordnet worden, daß alle Schankstätten nm 8 Uhr abend? zu schließen haben. Sprechsaal. Am Osterheiligabend ist ein um die Stadt Hohen stein hochverdienstlicher Bürger in seine kühle Gruft zur ewigen Ruhe gebracht worden: Herr Alba« Albert, thatkräftiger, langjähriger Branddirektor un serer Feuerwehr, sowie Rathsmitglnd. Als Ende der fünfziger Jahre unser Augustusstollen nach circa 100- jährigem Baue vollendet war, wurde das kostbare Wisser in etwa 20 Wassertröge vertheilt, was die Folge hatte, das etwa 90 Procent unbenutzt in die Schleusen lief. In viel kleineren Orten hatte man Ende der fünfziger Jahre schon eine Gasanstalt, wir, die wir inmitten eines SteinkohlengebieteS liegen, hatten eine solche noch nicht erricht-t. Nachdem Herr Albert Rathsmitglied geworden, gelang es dessen unermüd licher Arbeit, nicht allein das Praktische, sondern auch das Nothwendige einer Wasserleitung und einer Gas anstalt ins rechte Licht zu setzen und die Verwirklich ung anzubahnen. Ich erinnere weiter an sein energisches Mitwirken bei der Reorganisirung der Schule, bei der Renovir- ung der Küche. Nimmt man das alles zusammen, so wird man mir gewiß Recht geben, daß Hohenstein seit Einführung der Städteordnung wenige Rathsmit- glieder gehabt hat, die sich gleiche Verdienste um unser Gemeinwesen erworben, wie Herr Alban Albert. f. VV. 6. Die Wohlfahrts-Loose L Mk. 3.30 zu Zwecken der Deutschen Schutzgebiete der 4. Lotterie sind zur Ausgabe gelaugt und durch daS mit dein General-Vertrieb betraute Bankgeschäft Lud. Müller 8c Co. in Berlin, Breitestruße 5, deren Zweiggeschäfte in Hamburg, große Johannisstraße 2l, Nürnberg und München, sowie am hiesigen Platze durch die bekannten Loosverkaufsstellen zu beziehen. — Der Verloosungs- plan enthält die gleiche Loos- und Gewinnanzah! wie bisher, mit Hauptgewinnen von 100 000 Mk., 50 000 Mk., 25 000 Mk., 15 000 Mk., im Ganzen 16 870 Geldgewinne, zahlbar mit 575 000 Mk. ohne jeden Abzug. Um den Einzelversandt von Loosen mit aller Sorgfalt vornehmen zu können, bittet die debüüende Firma Lud. Müller 8c Co., Bestellungen möglichst recht bald zu machen, denn kurz vor Ziehungsanfang (den 31. Mai) häufen sich die Aufträge immer derart, daß die Arbeit, t.oh vieler Angestellter und Zuhülfe- nahme der Nächte, kaum zu bewältigen ist. H-Adel Md MMMr. M-U«. Antver-r», 18 April Tcrmlnnotirungen Contra t n -u-Plata-iemnm-ug. April S.IS FrcS., Mai K,1S FrcS., Juni b,!5 FrcS., Juli -VIS Arc,., August k>,1k> FrcS., Sep- tember 5,lk FrcS. llunap: 160,000 kx. Stimmung Ruhig
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