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Menst ein er Tageblatt Erschei«t t^en Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für I« ,erafe nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhr sowie für Auswärts alle Austräger, de-gl. alle Annoncen-Expeditioncn zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Ruhdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsbla s'>r de« Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. M. 274. Donnerstag, den 25. November 1897. 47. Jahrgang. Bekanntmachung. Gemäß M 50 und 51 der revidirten Städteordnung vom 24. April 1873 wird hiermit bekannt gemacht, daß die für die diesjährige Ltodtverordneten-Ergänzungswahl aufgestellten Listen der Stimmberechtigten und Wählbaren vom 25. November er. ab 14 Tage lang während der Geschäftsstunden im Meldezimmer des hiesigen Rathhauses zur Einsichtnahme ausliegen und es bis zum Ende des siebenten Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung jedem Betheiligten freisteht, gegen die Wahlliste beim Stadtrathe Mnspruch zu erheben. Hohenstein, am 23. November 1897. Der Stadtrat h. vr. Polster, Bürgermeister. Sächsisches. Kauft am Platze! Wiederum rückt die Weihnachtszeit immer näher heran, die schöne Zeit, in welcher wohl Jeder sich vornimmt, seine Lieben durch irgend ein werthvolleres oder kleineres Geschenk, je nach Können und Vermögen, zu erfreuen. Wiederum sind gar prächtige Sachen in den Schaufenstern ausgelegt, und so manches Kinderauge schaut sehnsüchtig ver langend dort hinein. Da ist eine Mahnung wohl wieder am Platze, möglichst die einheimische Geschäftswelt zu berücksichtigen und das Geld nicht in die größeren Städte zu verschleppen. Was Dresden und Chemnitz bieten, kann Hohenstein auch bieten und wird es sicher bieten, wenn die Geschäftsleute auch seitens des Publikums die nöthige Unterstützung finden. Darum noch einmal: „Kanft am Platze!" Eine weitere postalische Reform ist jetzt in Berlin in Krack getreten. Es handelt sich um die Abholung der Packete aus größeren Geschäften zum Zwecke der Entlastung der Packet schalter in den Abendstunden. Nachmittags um '/.,5Uhr wahren die Postwagen vor den Geschäften vor, begleitet vom Chef der Packetabtheilung, außerdein von einem Postrach und einem Postassistenten, welche das erste Mal den Betrieb überwachen, Wünsche entgegennehmen und Auskunft ertheilen. Die neue Einrichtung arbeitet zur vollsten Zufriedenheit mr alle Be- theiligten. Für Abholung eines jeden Packets wird 1 Pf. be rechnet. Ein Wunsch der großen Geschäfte mar, daß über die Nachnahmesendungen quittirt wird, wozu sich die Postbehörde noch nicht entschließen konnte. Doch ist auch hierüber eine Ei nigung erzielt worden; die Kaufleute haben nachgegeben, daß im Falle des Verlustes, auch wo Quittung vorhanden ist, nicht der volle Werth der Nachnahmesendungen, sondern nur der bei gewöhnlichen Packeten übliche Satz vergütet wird. Das Chemnitzer Konsulat der Bereinigten Staaten von Nordamerika ist am kommenden Donnerstag und Freitag wegen Feiertages geschlossen. Ueber ein Thema, das unsere Hausfrauen besonders inte- rcssirt, plaudert die „National-Ztg.": In dem Handelstheil der Blätter, in den sonst wohl selten eine Leserin einen Blick thut, stand vor einigen Tagen eine Nachricht, die geeignet erscheint, alle Hausfrauen auf das Freudigste zu erregen: Der Kaffee ist billig und muß noch billiger werden. Hat man es in der Praxis schon gemerkt? Die Gelehrten des Börsenmarktcs be richteten also, daß außergewöhnlich große Zufuhren nach den brasilianischen Häfen, von wo der Kaffee seine Reise nach Europa antritt, eine gewaltige Pleisoerminderung hervorgcrusen hätten; in Santos und Rio de Janeiro kämen täglich 15- 25 000 Sack Kaffee aus dem Innern an und in Europa habe sich der Totalvorrath davon im Oktober um 15350 Tonnen vermehrt. Auch sei die Nachfrage dort sehr gering und die Angebote von Kaffee steigen herunter bis zu — 30 Pfennigen das Pfund, während in früheren Jahren 60 Pfennige für das Pfund schon als ein überaus schlechter Ausnahmspreis und 80 Pfennig bis 1 Mk. das Pfund als Durchschnittspreis der geringeren Sorten gegolten habe. Einer guten Wirthin, Gattin und Mutter klopck das Herz von Vergnügen, wenn sie hört, daß in der Stadt Santons ein Pfund Kaffee für 30 Pfennig zu haben sei. Der Betrag also, wofür der verschwenderische Ehegatte binnen zehn Minuten ein Seidel Echtes vertilgt, reicht für eine kaffeetrinkende Familie von sechs Personen (Mann, Frau, 3 Kinder und Dienst mädchen) für eine ganze Woche und länger aus . . . das sind geradezu Aussichten, wie im Schlaraffenland. Die Hausfrau rechnet sofort aus, was man bei diesem Preise Alles ersparen und dafür kaufen kann! Das Töchterchen wünscht sich schon lange eine Blouse — der Herkunft des ersparten Geldes zu Ehren sei ihr eine in hellgelbem Stoff, wie frische Kaffeebohnen erglänzend, bewilligt. Den beiden Jungens fehlen in ihrem Album noch einige seltene Briefmarken — dem billigen Kaffee zu Liebe sollen sie sich ein paar ganz alte, werthvollc brasilia- niscke kaufen dürfen. Dem Gatten wird der Mmusbctrag für Kaffee natürlich in den zu diesen gehörigen feinen Havanna cigarren angelegt. So wird Jeden aus der ganzen Familie bei dem niedrigen Preise des unerläßlichen Morgen- und Nach mittaggetränkes ein besonderes Vergnügen gewährt werden können. Ja, die Hausfrau erwägt schon laut, während ihr die Tochter sogleich verständnißinnig zublinzelt, ob es wohl jetzt fein wäre, einen Damenkaffee zu geben. Erstens spricht zwar dagegen, daß es ziemlich kurz vor Weihnachten sei, wo alle Damen mit Einkäufen und Handarbeiten zu thun hätten, und dann: würde man nicht den Spott der sonst so milden und rücksichtsvollen Damen geradezu herausfordern, bei dem niedrigen Einkaufspreis die Freundinnen der Hausfrau gerade mit Kaffee aufzunehmen? Die kluge Tochter beruhigt aber die besorgte Mutter, indem sic räth, anstatt der früher üblichen Himbcerlimonade eine richtige Bvwle von Papa ansetzen zu lassen und als Zwischengang zwischen Kaffee und Abendbrot nicht den billigen, trockenen Blätterteig herumzugeben, sondern zwei verschiedenartige, richtige Eisspeisen beim Konditor zu bestellen. Vielleicht Pückler-Muskau und Nesselrode? Diese beiden kostbaren wirtblichcn Leistungen, die väterliche Bowle und die Kunstpcodukte des Konditors, meint die Tochter und die Mutter stimmt ihr überzeugt bei, würden auch die bösesten Zungen verstummen lassen, da dadurch ja klar be wiesen sei, daß man nichts sparen wolle. Und man würde ganz unbemerkt doch noch etwas erübrigen, denn 30 Pfennige gegen 1 Mark 80 Pf. bis 2 Mark das Pfund Kaffee, wie es bisher kostete — das macht einen gewaltigen Unterschied, da beim Damcnkaffee der Kaffee doch schließlick die Hauptsache sei und man so ganz sacht, billig und schmerzlos aller gesellschaft lichen Verpflichtungen für die nächsten Monate ledig würde .. Der Hausherr hatte inzwischen seine Post erhalten, sich darin vertieft und nur bei dem ihm zugemutheten Ansetzen einer Damenbowle etwas spöttisch gelächelt. „Im Abendblatt lese ich eben", sagte er, „daß die Kaffeepreise schon wieder ein klein wenig anziehen, wie die Börsenleute sagen. Anziehen", setzte er herablassend hinzu, „heißt für Euch steigen." Auch finde ich in dem mir zugehenden Prospekt einer Kolonialwaarenhand- lung keine Aenderung der Preise vermerkt, liebe Frau. Hier sieh!" In dem Preiskourant eines bekannten „Bohnenkönigs" waren die allerbilligsten Kaffee-Marken, die zu 90, 100, 110, 120 Pfennigen das Pfund mit Tinte durchstrichen und ge rösteter Kaffee erst mit 130 Pfennigen als niedrigste Sorte notirt. Aut eine am nächsten Tage erfolgte mündliche Anfrage der Hausfrau m dem betreffenden Geschälte hieß eS, daß man alle Kaffeesorten „verbessert" habe und daß der wirklich feine Kaffee im Einzelverkauf nicht billiger werden könne. Nun wird wohl aus den so gut berechneten Spareinkäufen unserer Freun din und ihrem Damen-Kasfee fürs Erste nichts werden, denn mit den neuerdings wirklich vvn einigen Häusern als billiger angezeigten Sorten mag sie cs bei ihren kritischen Damen, selbst nnter Spendung der schönen Eisspeisen, nicht versuchen. So hat die gute Hausfrau selten einen Vonheil von den billigen Marktpreisen. Ein Schlußantrag eines der Jungen, in den Weihnachtsferien eine Reise nach Santos zu machen und dort einen Sack Kaffee zu kaufen, wurde, wie es im Gerichtsstil heißt, als unerheblich abgelehnt. Gersdorf. Wie aus dem Inserat in der heutigen Nummer zu ersehen, hält unser Frauenvercin auch in diesem Jahre noch vor dem lieben Weihnachtsfest einen christlichen Familienabcnd ab. Dieselben waren bisher immer sehr gut besucht und hofft man auch diesmal darauf, obwohl er leider nicht an einem Sonntag abgehalten werden kann, sondern erst am Montag. Herr Hilfsgeistlichcr Pallmann wird über „Die Werke der rettenden Liebe" sprechen; außerdem werden noch mancherlei Gesangs- und Musikvorträge geboten werden. Um des guten Programms, aber auch um der guten Sache willen wäre cs zu wünschen, daß nickt nur der geräumige Saal des Herrn Hübsch, sondern auch die leere Kasse des Frauenvereins sich füllte, denn wie üblich, soll auch in diesem Jahre von dem Reingewinn eine Wcihnachtsbcscheerung für würdige Arme ver anstaltet werden. Herrn Oberlehrer Zenner mn in Glauchau, früher in Langenchursdorf, ist seitens des Directoriums des landwirth- schastlichen K'.eisvereins für das Erzgebirge in Chemnitz für vielfache Verdienste um die sächsische Landwirthschafl die Me daille verliehen worden und ihm mit einem Ehrendiplom aus gehändigt worden. In einem Coupce 2. Classe in der Richtung nach Rei chenbach soll Anfang voriger Woche folgender interessanter Bries gefunden worden sein: „Herrn Rentier L., Reichenba.ch Ew. Wohlgeboren erlaube mir am Ihre Anfrage ergebenst zu erwidern, daß ich gern bereit bin, falls Sie morgen Vormittag auf die Jagd gehen, Ihnen bis 1l Uhr folgende Stücke zu rcserviren: 1. Hase Nr. 5 ausgewachsen, Schuß sitzt in der Weiche, Kugel (Kaliber Ihres Gewehres) leicht herauszunehmcn. 2. Hase Nr. 7, Hundebiß an der Kehle, angeschossen am Bauch, oberhalb. 3 Reh, weibliches, Schüsse am linken Hinterlauf und in der Leber. Dazu eine vollständige Beschreibung der Jagd auf Rehe, nebst Muster, wie man Rehjagdgeschichtcn zu erzählen hat. 4 Hirsch, Achtender, kann jedoch künstlich in Zwölf- bis Sechszehnender verwandelt werden. Gehetzt, stark zerbissen. Gnadenschuß durch das Gehirn. Sämmtliche Waare wird kurz vor Kauf in geeignetem Raum erwärmt und so ver packt, datz das Wild bei Ankunft lcbcndwarm scheint. — Ihren geneigten Aufträgen entgegensetzend, verbleibe Hochachtungsvoll Wildprethändler". Aus Plaue» erzählt man folgende ergötzliche Geschichte: Ein Arzt aus einem Orte des Vvgtlandes kehrte dieser Tage mit seinem Fahrrade aus einem benachbarten Dorfe nach Hause. Unterwegs begegneten ihm drei Burschen, die ihre Stöcke dem ruhig dahinfahrenden Dianne ins Rad steckten, so daß er zu Fall kam. Glücklicherweise zog er sich keine ernsten Verletzungen zu. Er machte sich daran, seine Maschine wieder in den Stand zu setzen, als einer der brutalen Gesellen zurückkehrte, nm seinen Stock zu holen. Der Arzt ließ ihn auch ruhig herankommen, packte ihn mit kräftiger Hand und prügelte ihn mit dem Stocke weitlich durch. Ter zweite, welcher zur Hilfe herbeieilte, bekam eine gleiche Lection. Da aber nnterdessen Leute nahten, ergriffen die Burschen die Flucht. Nun bestieg der Angegriffene sein Rad und setzte seine Fahrt wieder fort. Kaum war er zu Hause, als die Klingel gezogen wurde und zwei Burschen die Hilfe des Arztes begehrten. Man ließ sie eintreten und der Arzt erkannte sogleich seine Angreifer. Sie gaben an, unterwegs angefallen worden zu sein. Lächelnd gewährte er ihnen seinen Beistand und konnte hierbei evnstatiren, daß die verabfolgte Lection eine sehr gründliche war. Eine ergötzliche Geschichte mit verschiedenem Reiniall spielte sich dieser Tage in den Ortschaften Wachwitz, NieVer- poyritz und Hosterwitz ab. Zum Schrecken aller Hunde besitzer erschien der Hundefänger; dieser hatte sich bei den Vor ständen angemcldet und in Begleitung eines Schutzmanns eine große Anzahl Hunde abgefangen. Die ihrer Freiheit beraubten Thiere konnten indeß nach Hinterlegung von 1 Mark wieder in Besitz genommen werden. Auf diese Weise machte der Hundefänger eine ganz hübsche Einnahme, denn alle hercinge- fallenen Hundebesitzer bezahlten, um billig wegzukommen, gern eine Reichsmark. Nur der Hosterwitzer Pastor weigerte sich und verlangte vorerst eine Legitimation. Unser Hundefänger erklärte jedoch, dieselbe beim Hosterwitzer Gemcindevorstande zu haben, im klebrigen legitimire ihn ja der Gemeindediencr. Da aber der Pastor nicht zahlte, machte der Ortspolizist den Vor schlag, die Papiere zu holen, um weiteren Unannehmlichkeiten vorzubcugen. Kurz entschlossen gingen Beide zum Vorstande. Unweit der Wohnung desselben schickte der Hundefänger unter der Angabe, einmal austreten zu müssen, den Gemeindediener voraus. Während Letzterer nun feststellte, daß keinerlei Papiere vorhanden waren, ließ sich der angebliche Hundefänger über die Elbe setzen und verschwand mit den aui so leichte Weise gewonnenen Markstücken. Seinen Eltern einen argen Streich gespielt hat der 11- jähriqe Sohn des Gutsbesitzers Wohlrab in Lottengrün. Nach anfänglichem Leugnen hat der Junge nunmehr gestanden, am Nachmittag des 14. November in dem Kohlenschuppen des väterlichen Gutes mit Streichhölzchen gespielt und dabei einen Brand verursacht zu haben, welcher in Folge des heftigen Windes alsbald auch die übrigen Wirthschailsgebäude ergriff und sie in Asche legte.