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Prozessor Dr. Müller in Oxford, der deutfcher Ab stammung ist und, wie erinnerlich, in der „deutschen Revue" ein Schreiben veröffentlichte, in welchem er Englands südafrikanische Politik vertheidizte, und gegen Deutschland dj: ungerechtfertigtsten Vorwürfe erhob. In dem Briefe heißt es u. A.: „Wir können es nicht begreifen, daß der Sohn jenes Wilhelm Müller, der mit.seinem Griechenlande die Welt für den Frei- heitskampf eines kleinen Heldenvolkes weckte, heute sich zum Schergen der Gewalt macht. Wir können es nicht begreifen, daß ein Mann, der in Liedern und Schristen uralter Weisheit lauschte und sich an fremdem Heldenthum und fremder Gottesverehrung begeisterte, so kalt und mattherzig geworden ist, daß seine Augen das Bild wahrer geschichtlicher Größe, die ihm im eigenen Leben entgegentritt, nicht zu ertragen ver mögen. Wenn Sie mit Zorn und Verachtung von einem Volke sprechen, welches im schwersten Schick- salskampfe mit Gut und Blut für seine Rechte eintritt, dann ahnen Sie nicht, daß unter seiner rauhen Schale ein Kern glühen muß der kühnsten unverwüst lichen Heldenkra t, welche die Welt jemals gesehen, germanisches Heldenblut, das ungebeugt von Noch und Schicksalsschlag auch gegen die gewaltigste Ueber- macht um sein Recht und seine Freiheit ringt. Sie werden fühlen, Herr Professor, daß Sie fremd ge worden sind unter uns, fremd unserm Fühlen und Denken, fremd dem Rechtsempfinden unseres Volkes. Sie werden fühlen, daß die große Mutter Germania, deren Herz auch an dem fernsten ihrer Söhne mit heißester Liebe hängt, sich von Ihnen gewendet hat, daß das Tafeltuch zwischen Ihnen und dem Volke, aus dem Sie stammen, zerschnitten ist, und daß Sie kein Recht mehr haben, sich einen Deutschen zu nennen". In Bezug auf Müllers Bemerkungen über den deutschen Botschafter heißt es in dem Briese u. A: „Mit Zorn und Beschämung erfüllt es uns, wenn ein Deutscher, wie Sie offen vor der Welt zu unserem Volke unehrerbietig von seinem Kaiser spricht. Vergessen sie nicht, Herr Professor, es giebt in Deutschland kaum ein Herz, das nicht in aufrichtiger Liebe an dem Sohne Fr edrichs und dem Enkel Wilhelms hängt, und wehe dem Fremden, der es wagt, an dieses Gefühl zu rühren und die offene ritterliche Natur unseres Kaisers zu verunglimpfen." Unterzeichnet ist der Bries u. A. von Dr. med. Schmiedt, Professor Dr. med. Fick, Dr. von Hase, Dr. Hasse, Prof. Dr. Lambrecht und Geh. Hofrath Prof. Dr. Strohal. Kirchliches. Ueber die Schwierigkeit der Missions arbeit in Indien sagt ein englischer evangelischer Geistlicher, Dr. Fairbairn, der voriges Jahr mit eigenen Augen die Lebensmacht des Heidenthums bei den Götzenfesten in den Hauptstädten Indiens gesehen hat: „Erwäget, was dem Missionar in Indien entgegen tritt! Dort lebt ein Volk viel älter als wir, schon civilisirt, als wir noch Wilde waren, ein Volk mit einer klassischen Litteratur, viel älter als die unsere, voll von Geschichten von Heldenthaten, die jedem Hinduherzen lieb find. Dort eine Religion, die ganz und gar zur Volkssitte geworden ist, hochverehrt und angebetet, geheiligt durch Sieg und Niederlage, süßen Andenkens, theuer allen Herzen, die Gemütber der Masse bestrickend. Dort ein großes sociales Gemein wesen, in dem der Einzelne nichts, Kaste, Zunft, Familie alles gelten. Solch eine Riesenmacht umge- stalren, das ist gerade so, als wollte man durch die Kraft der Ueberredung die Erde an ihrer Achse auf heben. — Der Missionar aber tritt diesem Gegner entgegen ohne Waffen in der Hand, nicht geschützt durch eine kaiserliche Gewalt, die seinen Rücken deckt, tritt ihm entgegen nur in der Macht eines starken Glaubens, durch den er doch endlich zu siegen hofft. Man muß sich wundern, daß er gegenüber einer solchen Ri.senmacht sich nicht voll Scham zurückzieht und in Verzagtheit stirbt, daß er hier noch lebt, noch arbeitet, noch solch großes Werk ausrichlet." Bei solchen Schwierigkeiten darf man sich nicht wundern, daß die Bekehrung des indischen Volkes, unter dem nun schon seit 200 Jahren Mission getrieben wird, nicht rascher vorwärts schreitet. Aber trotzdem kann die christliche Kirche auf den schließlichen Erfolg ihrer Mission hof fen, weil sie tue unbezwinglich.' Geistesmacht des Wor tes Gottes und die Siegesmacht des Christenglaubens auf ihrer Seite hat. Dafür muß aber auch die hei- mathliche Christenheit, wenn sie in Indien über das mächtige Heidenthum siegen will, mit ihrer ganzen Geistesmacht in den Gcisterkampf eintreten und auch ihre besten Kräfte dafür einzusctzen bereit sein. Kür die Vereinstage der inneren Mis sion am 30. April bis 2. Mai, an welchen sich die Freunde der christlichen Lier, sthätigkeit aus dem ganzen Lande in Dresden zu versammeln pflegen, ist ein Aus flug nach Moritzburg zum Besuch der neuerrich teten B r ü d e r a n st a lt mit Rettungshaus geplant. Im vorigen Herbst ist die Anstalt auch von Ihrer Majestät der Königin besucht worden, welche huldvoll neuerdings der Anstalt 5000 Nik. aus dem Ueberschuß einer Ausstellung zugewendet hat. Das Bild dieser neuen Anstalten ist vor kurzem durch das am Bußtag verbreitete Flugblatt vielen zu Gesicht gekommen, und es ist hoffentlich das Interesse dasür in weiteren Krei sen geweckt worden. Einige von den in der Anstalt ausgebildeten Brüdern haben sich im vorigen Herbst als Krankenpfleger bei der Typhusepidemie in Löbtau bei Dresden trefflich bewährt. Außer einein Geschenke von 200 Mark an die Anstalt hat der Löbtauec Ge- meinderath den Brüdern daS Zeugniß ausgestellt: „Die Brüder haben ihres schweren Amtes zur vollsten Zufriedenheit und in wahrhaft aufopfernder und liebe voller Weise gewaltet." Es ist sehr wünschenswerth, daß sich junge Männer von ernster christlicher Gesinn- ung und körperlicher, wie geistiger Tüchtigkeit bei Pastor Höhne in Moritzburg (Bez. Dresden) melden, und sich als Berufsarbeiter der inneren Mission aus bilden lassen. Nach ihrer Ausbildung finden sic dann auf den verschiedenen G bieten der inneren Mission als Herbergsväter, RettuugshanSväter, Stadtmissionare und dergl. feste Stellung. Die Reisezeit beginnt wieder und da dürfte wohl manchem für die Wahl seiner Sommerfrische ein Hin weis auf die evanstettschen Erholungsstätten in den Bergen nnd an der See, in der Ferne und in der Nähe willkommen sein. DaS „Reisehandbuch sür die christliche Familie" (Buchhandlung der Berliner Stadtmission, Preis 50 Pf.) zählt deren 39 in Deutsch land und 10 in der Schweiz auf. Die Annehmlich keiten dieser evangelischen Erholungsstätten bestehen vor allem in der gastfreundlichen Aufnahme und der edlen Geselligkeit und dem familiären Verkehr, in der Ein fachheit der Einrichtung, in der Aufhebung des Trink- zwangeS und des Trinkgeldes, in der vielfach durch gebildete junge Mädchen besorgten Bedienung und in der christlichen Hausordnung. Diese giebt sich in kurzen Morgen- und Abendandachten kund, doch wird niemand zur Theilnahme daran genöthigt. Im Juni dieses Jahres wird auch in Sachsen ein solches christ liches Erholungshaus auf der Dippoldishöhe bei Dip poldiswalde eröffnet. Da die Gegend, in der dieses Heim errichtet ist, besonders reich an Naturschönheiten ist, so wird sich diese Erholungsstätte sicher von Anfang an eines zahlreichen Besuchs erfreuen und Vielen Ec- quickung für Leib und Seele bieten. ll. Ws. KMmW in MHeiMMl. Frühzeitig schon begann am Dienstag wieder die Arbeit: Im Saale des Altstädter Schützenhauses tagte der 17. Kreisturntag, zu welchem sich die Abgeordneten vollzählig eingefunden hatten. Herr Bürgermeister Dr. Polster begrüßte die aus allen Theilen unseres Sachsenlandes Herbeigekommenen, und sprach die Hoffnung aus, daß die Berathungen der edlen Tprn- sache zum Segen gereichen möchten. Kreisvertreter Bier, der Leiter der Sitzung, ver- anlaßte vorerst die eigenhändige Eintragung in die nach den Gauen geordnete Anwesenheitsliste, sowie die Vorstellung der Abgeordneten. Kreisturnrathsmitglied Ulbricht verlas hierauf die Geschäftsordnung. Sodann folgten zwei Berichte, der des Kreisvertreters Bier, sowie der Kassenbericht des Kreis-Geldwarts Greif- Oederan; die gesammten Rechnungen sind diesmal durch Angehörige des 1. und 2. Gaues geprüft worden. Ueber das Ergebnis; der Rechnungsprüfungen berichten die Abgeordneten Marx-Reichenau und Misselwitz. Beide schlagen vor, die Rechnung richtig zu sprechen und dem Geldwart Entlastung zu ertheilen. Dies geschieht einstimmig. Aus der Mitte der Versammlung wird angeregt, doch einen längeren Zeitraum als 2 Jahre zwischen den einzelnen Kceisturntagen ver streichen zu lassen. Die dadurch gesparten, ziemlich bedeutenden Kosten könnten zur Ausbildung tüchtiger Vorturner verwendet werden. Kreisturnwart Frohberg-Dresden erhält dann das Wort zu seinem Bericht über das 2. Kreisvor turnerturnen in Meißen-Cölln am 22. Juli 1900. Der Kreisturnwart legte die Grundzllge für den Ver lauf des Turnens klar, und berichtete, daß sich der Kreisturntag darüber schlüssig werden müsse, in welcher Weise das Wettturnen vor sich gehen soll, ob man den Sechskampf oder den Dreikampf wünsche. Vom KreisturnrathStische wird im Anschlusse hieran festgestellt, daß sich nur solche Turner am Wettturnen betheiligen können, welche durch einen Verein ordnungsmäßig als solche bestellt sind. Kreis vertreter Bier legt sodann dem Kreisturntag folgende Fragen zur B-rathung und Abstimmung vor: 1 ., Genehmigen Sie die Ausdehnung unseres Z. Kreis-Vorturnerturnens ans mindestens 1^, Tage? (Wird einstimmig angenommen.) 2 ., Genehmigen Sie die Veranstaltung eines Sechskampfes nach dec Deutschen Wettturnordnung? (Dieser Antrag wird gleichfalls angenommen.) 3 ., Wünschen Sie die Veranstaltung eines Drei- kampfeS? (Diese Frage wird verneint.) Kreisvertreter Bier weist noch besonders daraus hin, daß Anmeldungen und sonstige Zuschriften sür das Turnen in Meißen-Cölln nicht nnmittelbar an den dortigen Festausschuß abgesandt werden dürfen. Die Sendungen müssen vielmehr durch die Gau vertreter dem Ausschuß übermittelt werden. Der nächste G g'nstand der Tagesordnung betraf die Erweiterung ler cknterstützungskasse. Dieselbe geht dahin, der Unterstütznngskasse einen bestimmten jährlichen Betrag zuzuführen, um bei etwaigen Un fällen entsprechende Unterstützung gewähren zu können. An das Referat des Gaugeldwarts Greif knüpft sich zunächst eine lebhafte Aussprache, dann bringt der Kreisvertreter folgende Vorschläge des Krcisturnrathes zum Vortrag: 1 ., Der UnterstützungSkasse ist alljährlich ein be stimmter Betrog znznführen. — Damit erklärt sich die Versammlung einverstanden. 2 ., Zu dieftm Zwecke ist von jedem der deutichen Turnerschaft angehörcnden steuerzahlenden Mitgliede ein auf jedem KreiLturntage scstzusetzender Betrag jährlich zu entrichten. — Dieser Antrag, sowie der 3 ., Die Höhe dieses Beitrags soll für die Jahre 1901 und 1902 3 Pfg. pro Jahr und Mitglied be tragen, werden durch den Kreisturntag zum Beschluß erhoben. Dieser Beitrag zur Unterstützungskasse ist gleichzeitig mit der Kreissteuer abzusühren. Freiwillige Beiträge bleiben nach wie vor bestehen, und haben also auch in Zukunft die Vorsteher usw. in dieser Richtung zu wirken. 4 ., Für Unlälle mit dauernder Erwerbsunfähig keit soll eine einmalige Entschädigung bis zu 1000 Mark, für solche mit tödtlichem Ausgange eine Ent schädigung von 500 Mark bewilligt werden. Dieser Antrag wird abgelehnt. Eine Aenderung des Kreisgrundgesetzes wird in der Weise, wie sie vom Kreisturnrathe vorgeschlagen, genehmigt. Er wird sodann ein Antrag abgelehnt, dahin gehend, durch einen 2. Kreisvertreter den KreiSturn- rath um 1 Mitglied zu vermehren. Vom Allg. Turnverein zu Dresden ist ein An trag eingegangen: „Der Kreisturntag des 14. Turn kreises wolle dem antragstellenden Vereine die Rechte eines Gaues gewähren." Als Vertreter des genannten Vereins spricht Unrasch-Dresden, seitens des Kceis- turnrathes E. Thallwitz-Döbeln. Letzterer trägt den Beschluß des KreisturnratheS vor: Durch die Aenderung eines Punktes im Grundstatut, betr. die Gau«, den Antrag als damit erledigt abzulehnen. — DerKrcis- turntag beschließt in diesem Sinne. Da mit dem Kreisturntage die Wahlperiode der Leiter der Kreisgeschäste ablief, so machte sich eine Neuwahl erforderlich. Mit dem Amte des Kreisver- tceters wurde auch diesmal wieder Herr W. Bier- Dresden betraut. Einstimmig und freudig erfolgte die Wiederwahl des allgemein beliebten Mannes, der sichtlich erfreut versprach, auch in Zukunft seine Kräfte der guten Sache widmen zu wollen. Die Wahl des 2. Kreisvertreters fiel auf Frohberg-Dresden, der eben falls dankend annahm. Zettler-Chemnitz wurde wieder gewählt, ebenfalls Thallwitz-Döbeln und Held-Zittau; neugewählt wurde an Stelle des ausscheidenden Ulbricht- Leipzig Prof. Küchenmeister-Leipzig I. Die nächst meisten Stimmen erhielten: Ulbricht und Witzgall- Leipzig, beide sind somit Trsatzmitglieder. Die Wahlen werden allseitig angenommen. Das Resultat der Kampfrichterwahl wird später durch die Gauvertreter bekannt gegeben. Nach beinahe 9stündiger Berathung, nur durch eine kurze Frühstückspause unterbrochen, hatte endlich die Tagesordnung Erledigung gefunden. Der Schrift wart, E. Thallwitz-Döbeln, trug die Verhandlungs schrift vor; dann sprach Kreisvertreter W. Bier das Schlußwort, zunächst dem ausscheidenden Kceisturn- rathsmitgliede Ulbricht-Leipzig für seine treue Mitarbeit herzliche Dankesworte widmend. Weiter dankte der Kreisvertreter dem Kreisturntage für das bewiesene Interesse an allen Berathungen, und schloß sodann unter Hinweis auf das baldige Wiedersehen in Meißen- Cölln mit einem dreifachen „Gut Heil" den 17. säch sischen Kreisturntag. Hieran schloß sich nun die Tafel, die selbstredend nach den langen und ermüdenden Berathungen sehr animirt verlief. Es betheiligten sich ca. 130 Personen. Ein schön ausgeführtes Concert der Naumann'scken Capelle trug noch ganz besonders zu Erhöhung der Feststimmung bei. Im Verlaufe der Tafel toastete Herr Bürgermeister Vr. Polster auf die fremden Ab geordneten; später ergriff der Vorsitzende der deutschen Turnerschaft, Herr Or. Götz, das Wort, um in seiner bekannten humorvollen Weise den idealen Zweck des Turnens zu feiern. Zum Schluffe toastete Herr Fabrikant Jäckel auf den Vertreter unseres Kreises, Herrn W. Bier. Doch die vorgerückte Zeit mahnte wieder zum Aufbruch; sollte doch noch ein anderer feierlicher Akt vollzogen werden: Die Grundsteinlegung znm Bau einer Turnhalle des Turnvereins Neustadt. Unter Vorantritt einer Musikkapelle bewegte sich der Festzug, bestehend aus den geladenen Gästen, Ver tretern und den Angehörigen der drei hiesigen Turn vereine, nach dem Bauplatz in Neustadl. Feierlich erklang ein von der Kapelle gespielter Choral; dann hielt Herr Pastor Schmidt die Weiherede unter Zu grundelegung des Schriftwortes: Wo der Herr nicht das Haus bauet, arbeiten umsonst, die daran bauen. Der Grundstein sei noch nicht das fertige Gebäude; cs sei noch ein langer Weg, bis die Halle unter Dach und Fach gebracht sei. Da müsse man den Herrn über uns um seine Hilfe bitten. Der Bau der Halle sei gewissermaßen auch ein Gottesdienst; das edle Turnen soll in derselben gepflegt werden, der Körper gestählt und gekräftigt; denn nur in einem gesunden Körper kann eine gesunde Seele wohnen. Es wird noch eine Zeit vergehen, ehe der Turnverein seinen Einzug batten kann; Gottes Segen wird auf dem Werk ruhen, denn Auf Erden bauen wir, Zum Himmel schauen wir, Auf Gott vertrauen wir! Die berzerhebende Ansprache schloß Hr. ?. Schmidt mit dem nachstehenden Wcihespruche: „Das walte Gott, Vater, Sohn und heiliger Geist. Die Halle, die über diesen Stein sich erheben wird, sei eine Uebungsstätte deutscher Kraft, eine Pflanzstätte vaterländischen Geistes und eine Pfttgestättc christlicher Zucht!" Die letzten Worte wurden von dm üblichen drei Hammecschlägen auf den die Urkunden enthaltenden Grundstein begleitet. NM Wrihesprüchea folgten die Herren Bürger meister Or. Polster, Schuldirektor Dietz", Kreisvertrtter W. Bier-Dresden, Turnoereinsvorsteher Feldmann, dann der Erbauer der Turnhalle, Herr Müller, weiter Herr Fabrikant Jäckel und schließlich Herr Stadtbau meister Matzinger. Ein weiterer Choral schloß, nachdem der Turn- vereinSvorsitzende. Herr Feldmann, aufs wärmste ge dankt, die kurze, aber erhebende Feier. Dann zog man unter strammer Marschmusik wieder nach dem Schützenhause Altstadt, woselbst gegen Vz8 Uhr der Tanzreigen begann. Es ist wohl nicht nöthig, zu erwähn n, daß auch dieses letzte Vergnügen in der Reihe der offiziellen Veranstaltungen anläßlich des Kreisturntages einen außerordentlich gemüthlichen Verlauf nahm. Erwähnen wollen wir nur noch einen im Verlaufe des Abends von 18 weißgekleideten Jungfrauen aufgeführten Blumenreigen, der durch seine anmuthigen Gruppenstellungen im hohen Maaße gefiel. Kurz, der Schluß paßte sich würdig dem ganzen Feste an. — Dankbaren Herzens sind unsere Turner-Gäste wieder von dannen gezogen; erfreut über die warme Aufnahme, die sie gefunden. Gerade in diesen Tagen hat es sich gezeigt, welche Sympathie unsere Be völkerung der Turnsache emgegenbringt. Möge eS deshalb in unserer Stadt nie an Männer fehlen, die die Turnsache pflegen und sie weiterentwickeln helfen, zum Besten unsres Volkes und des gesammten Vaterlandes! — „Gut Heil!" * * * Auf an uns ergangenen Wunsch erklären wir übrigens gern, daß die von uns gestern wieder- gegebcnen Reden beim Commers im Neustädter Schützenhause nicht im Wortlaute, sondern lediglich nach der Aufnahme unseres Berichterstatters ver öffentlicht worden sind. — Aus den Verhandlungen des KreisturnratheS tragen wir noch folgendes nach: Die Ausnahmegesuche des sogenannten „Schwcizgaues", des Turnvereins „Vater Jahn" in Rochlitz in den 14. Turnkreis, die Austritte der Turnvereine Planitz und Wilkau aus dem 15. Turngaue, sowie eine Beschwerde des 4. Gaues wurden eingehend erörtert, was auch bezüglich der Stellung des 6. und des 7. Gaues (Mittelelbgau und' Gau Dresden) zu dem Verein für vaterländische Fest spiele in Dresden und zu den beabsichtigten National- testen dec Fall war. Oberlehrer Frohberg-DreSden referirte über die Abhaltung des 8. Vorlurnerlehr- gangeS zu Ostern 1901 in Dresden und schließlich fand auch noch ein Antrag Annahme, dem zufolge beim Ausschuß der deutschen Turnecschaft dahin ge wirkt werden soll, daß daS Sterbezimmer des Turn vater Jahn in Freyburg in einen würdigeren Zustand versetzt wird. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 18. April 1900. .Suchet'ungen von allgemeinem Interesse werden dar! bar ent gegengenommen und evsntl. honor'rt.; — Se. Majestät der Kaiser wird auch zum dies jährigen Geburtstage Sr. Majestät des Königs zu dessen persönlicher Beglückwünschung eintreffen. Die Ankunft des Kaisers erfolgt am 23. d. M. Mittags, die Wieder« abreise an demselben Tage Abends. — In mehr als 200 Städten und Orten Deutsch lands steht die Errichtung von Bismarcksäulen in sicherer Aussicht, in mehr als 50 Orten sind Bismarcksäulen be reits fertig gestellt. — Im Regierungsbezirk Zwickau sind im Jahre 1899 30 Aerzte und 1 Zahnarzt weggezogen, 42 Aerzte und 8 Zahnärzte zugezogen, 2 Aerzte gaben die Praxis auf, 5 sind verstorben, 25 als Assistenz-, Gerichts- und Armenärzte rc. angestellt worden, 5 Apotheken in anderen Besitz übergegangen. — „Sicherheits männer "im staatlichen Bergbau. Mit der in der 2. Kammer erfolgten An nahme des Berg-, Hütten- und Münzetats sind erst malig in Kap. 9 (Steinkohlenwerk Zauckerode) 1500 Mk. und in Kap. 12 (Fiskalische Erzbergwerke bei Freiberg) 2000 Mk. Löhne für „Sicherheitsmänner" bewilligt. Es handelt sich darum, Arbeiter als Sicher- heitsmännec versuchsweise damit zu beauftragen, die Gruben zeitweilig auf die erforderliche Sicherheit zu prüfen und auf etwaige Gefahren aufmerksam zu machen. Es sind zunächst in Aussicht genommen für Freiberg je ein Sicherheitsmann und ein Stellver treter desselben für die Gruben Himmelfahrt und Himmelsfürst und für Zauckerode je ein Sicherheits mann und ein Vertreter für jedes Schachtrevier (Carola-, Oppel- und Albertschacht). Die aus der Zahl der Arbeiter zu wählenden Sicherheitsmänner müssen säch sische Staatsangehörige, im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte, active Bergleute sein und das 25. Lebens jahr vollendet haben. Sie müssen vom Tage ihrer Wahl an rückwärts gerechnet und unmittelbar an diesen Zeitpunkt anschließend, 5 volle Jahre als Bergleute in ihren Aussichtsbezirke thätig gewesen sein und seit 5 Jahren nicht wegen Uebertretung dec bergpolizeilichen Vorschriften bestraft sein. Wer als Sicherheitsmann thätig gewesen ist, darf nach Vollendung seiner Dienst zeit als Sicherheitsmann nicht vor Ablauf einer 3jährigen erneuten Arbeitszeit als aktiver Bergmann wieder als Sicherheitsmann thätig sein, damit er den eigentlichen Arbeitsverhältnissen nicht entfremdet wird. Von den mit dec neuen sozialen Institution gemachten Erfahrungen wird es abhängen, ob diese Sicherheits männer als eine dauernde Einrichtung der fiskalischen Gruben zu gestalten sind und ob der Staat später Aehnliches für den gesammten sächsischen Bergbau ins Leben rufen soll. Die Einführung der Sicherheits männer ist nach Gehör der beiden betheiligten fis kalischen Bergwerksverwaltungen in Freiberg und Zauckerode beschlossen worden. Nachdem seit Jahren in den Parlamenten der verschiedensten Länder und in den Arbeiterkreisen die Frage der Schaffung „unteren Anssichtspersonals" für die Bergwerke be handelt und in England, Frankreich, Belgien, Oester- reich und neuerdings auch in Preußen ein unteres Aufsichtspersonal für die Bergwerke als Ergänzung dec staatlichen akademisch-technisch gebildeten Bergpoli zeibeamten eingeführt ist, erscheint es geboten und un erläßlich, auch in Sachsen der Frage der Schaffung einer ähnlichen Einrichtung näher zu treten. Man ist hierbei aber der Meinung, daß das neu zu schaffende untere Aufsichtspersonal nicht den staatlichen Bergpoli zeibeamten, sondern den Werksbeamten anzugliedern sei. Es erscheint nur zweckmäßig, außer den Werks beamten versuchsweise auch erfahrene Arbeiter mit zur Verhütung der Unfälle heranziehen, da sie gerade die zu den Unfällen an den Arbeitsstätten führenden Ge fahren infolge langjähriger Arbeit ost besonders gut beurtheilen können und in erster Linie an der Ab minderung dieser Gefahren mit interessirt sind. Es ist nur zu wünschen, daß die an die Institution an knüpfenden Erwartungen vollinhaltig in Erfüllung gehen. — Der seit ca. ^Wochen vermißte Schmiedelehrling Groß aus GerAdorf, welcher sich in Callnberg in der Lehre befand, wurde am 16. April im Schettlerteiche in BeimAdorf ertränkt aufgefunden. — Hohndorf, 17. April Gestern fand in unserer Kirche die Trauung eines taubstummen Paares durch Herrn Diakonus Gocht aus Zwickau statt. Die herzliche Traurede, langsam aber recht deutlich vokalisirt und begleitet von den Zeichen der Taubstummensprache, sowie die ganze Handlung machte auf alle Anwesenden einen tiefergreifenden Eindruck. — Ltchtenstein CaUnberg, 17. April. Am 1. Feiertag Nachmittags wurde im Nümpfwalde von zwei Radfahrern ein weinendes, etwa bjähriges Mädchen ohne jede Begleitung angetroffen. Da aus dem Kinde nichts herauszubringen war, wurde es von den mit! adige» Männern mit nach St. Egidien genommen. Na im Nümpfwalde am 1. Feiertage auch Zigeuner ihr Lager aufgeschlagen hatten, so waren hier und da schon Gerüchte verbreitet, welche das Kind mit den braunen Gesellen in Verbindung brachten. Das war aber durchaus nicht der Fall, denn es stellte sich später heraus, daß das Kind zu einer Familie gehörte, die sich besuchsweise in Glaucha« aufhielt und von der es sich im kindlichen Unverstand entfernt hatte. — Anläßlich des 14. Sächs. Gastwirths-Verbands- tages findet vom 29 Juli bis mit 5. August 1900 in ILHemnitz in den sämmtlichen hierzu besonders geeig neten weiten Räumen des Gasthofes „Zur Linde" eine Ausstellung für Kochkunst und Artikel des Gastwirths- gewerbes, verbunden mit Prämiierung und Verloosung statt. Die von den Chemnitzer Gastwirthsvereinen ins Leben gerufene Fachausstellung beruht auf solidester Fundierung und wiro nicht verfehlen, vielseitiges Interesse nicht nur bei den Mitgliedern des über 4000 Mitglieder