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WMeiner Tageblatt sr--LLÄLL'V Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gers-ors, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, nrwruna Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, ' Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. de« Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. ah.. 253. Sonnabend, den 30. Oktober 1897. 47. Jahrgang. Bekanntmachung, die Einkommensdeklaration betr. Aus Anlaß der im Laufe des nächsten Jahres stattftndenden allgememm schätzung zur Einkommensteuer und zu den Gemeindeanlagen werden zur Zeit Aufforderungen zur Deklaration des steuerpflichtigen Einkommens ausgesendet. . , - Denjenigen, welchen derartige Aufforderungen nicht zugesendet werden, steht es frei, eine Deklaration über ihr Einkommen bis zum 13. November dss. Js. bei dem unterzeichneten Stadtrathe einzureichen. . . _ Zu diesem Zwecke werden von der hiesigen Stadtsteuer-Emnahme Deklarat:onsformu- lare unentgeltlich verabfolgt. Gleichzeitig werden alle Vormünder, ingleichen alle Vertreter von Stiftungen, An stalten, Personenvereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte des Vermogens- erwerbs ausgestatteten Vermögensmassen aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen bez. sür die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w., soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen haben, innerhalb der obgedachten Frist Deklarationen auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderungen nicht zngehen sollten. Falls der Beitragspflichtige nicht auf eine nach kaufmännischen Grundsätzen aufge stellte Bilanz Bezug nimmt, sind die Schuldzinsen, sowie die sonst zulässigen Abzüge ihrer Höhe nach in der Deklaration genau mit anzugeben. Hohenstein, am 29. October 1897. Der Stadtrat h. Ol. Polster, Bürgermeister. Die Entrichtung der Gemeindeanlagen betr. Am 1. November d. I. ist der 4. Termin der Gemeindeanlageu fällig. Hohenstein, am 27. October 1897. Der Stadt rath. Or. Polster. Bekanntmachung. Das Verbot, betr. die Verunreinigung der Wasserläufe durch Entleeren der Aschen behälter in dieselben oder Hineinwerfen sonstigen Unraths, bringen wir hiermit anderweit in Erinnerung. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zn 30 Mark geahndet werden. Gersdorf, am 26. October 1897. Der Gemeinde-Rath. Göhltr^Gemeindevorstand. Bekanntmachung, die Einkommensdeklaration betreffend. Ans Anlaß der im Laufe des nächsten Jahres stattfindenden allgemeinen Einschätzung zur Einkommensteuer werden zur Zeit Aufforderungen zur Deklaration des steuerpflichtigen Einkommens ansgesendet. Denjenigen, welchen eine derartige Aufforderung nicht zugesendet werden wird, steht es frei, eine Deklaration über ihr Einkommen bis zum 6. November er. bei dem unterzeichneten Gemeindevorstande einzureichen. Zn diesem Zwecke werden bei Letzterem Deklarationsformulare unentgeltlich verabfolgt. Gleichzeitig werden alle Vormünder, ingleichen alle Vertreter von Stiftungen, An stalten, Perfonenvereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte des Vermögens erwerbs ausgestatteten Vermögensmassen aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen beziehentlich für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w., soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen haben, Deklarationen bei dem unterzeichneten Ge meiuvevorstande auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderungen nicht zugehen sollten. Gersdorf, am 26. October 1897. Der G e m e i n d e v o r st a n d. Wöhler. Wr. Wüstenbrand. Die Verpflichtung des zeitherigen Nachtschutzmanns Herrn Linus Vogel als Schutzmann ist erfolgt und tritt derselbe am 1. November d. I. seinen Dienst als solcher an. Wnstenbrand, am 30. October 1897. Der Gemeindevvr st a n d. H Schubert. Locales. Die bisher von Herrn Kaufmann Zeuner innegehabte amtliche Verkaufsstelle für Postsreimarkcn, Postkarten u. f. w. wird vom 1. November ab am Herrn Constantin Floß, Adler-Drogerie, übergehen. Handel und Gewerbe. Oeffentliche Versteigerungen in den König l. Amtsgerichten. Montag, den 1. November. Pirna: Ernst Wil helm Würsel's Feld in Mügeln, 2000 Mark. Annaberg: Schuhmacher Louis Eduard Lohr's Haus mit Schuppen, Hos und Grasgartcn da selbst, Flcischergasse 6, 8350 M. Dienstag, den 2. November. Dres den: Johann Fritz Wilhelm Vogler's Gebändegrundstücke, Hosraum und Garten daselbst, Striese», Schandauerstraße 55, 112,600 M. Rochlitz: Paul Thciler's Flurstück daselbst, 28,500 Mark Roßwein: Richard Bruno Zschuckclt's Wohn- und Wirthschaftsgebäude mit Feld und Wiese und Feld in Naundorf, 1700 Mark. Grimma: Johann Carl Friedrich Fischer's Gasthofsgrundstück und. Felder in Threna, 45,870 Mark, 1090 M. und 1040 M. (an Ort und Stelle) Dresden: Ludwig August Koch's Villa daselbst, Reichsstraße 34, 122,900 M. Mittwoch den 3. November. Oschatz: Fleischerschesrau Amalie Therese Lorenz geb. Richter's Scheune in Dahlen, 1150 M. Nossen: Heinrich Ottomar Witzsche's Wohnhaus daselbst, 24,638 Mark Rochlitz: Heinrich Otto Böhme's Flurstücke daselbst, 61,923 Mark. Glauchau: f Kaufmann Louis Anton Fester's Wohnhaus daselbst, Wettinerstraßc 7, 40,000 M. Reichenbach i. V.: Wilhelmine Pauline verchel. Blitz geb. Pöhlc's Haus, Feld-, Wiesen- und Steinbruchsgrundstück in Mplan, 15,800 und Z a h l u n g s ei n stel l u n g e n. Paul Moritz, Kausmann, Ber° lin. F. Degurski, Kaufmann, in Firma A. Degnrski, Grandeuz- Hugo Bobrek, Kaufmann, Kattowitz. Otto Beduarczik, Kaufmann, Marggrabowa. Firma Gebrüder Todt, Hausberge. Iwan Odoerfcr Kaufmann, Helmbrechts Max Welke, Kaufmann, Schweidnitz. O Puff' Cigarrenfabrikant, Inhaber der Firma Karl Horn, Zeitz — Material- waarenhändler Emil Max Lämmel, Frankenberg. Schuhmachermcister Franz Paul Gustav Miethke, Pirna Mechaniker Carl Gustav Oskar Faber, Fahrrad- und Wollwaarcnhandlung, Leipzig-Volkmarsdvrf Han- delsmann Gustav Louis Schubert, Lößnitz. Tischlermeister Karl Ernst Nake, Wilsdruff Buchbinder Karl Robert Messerschmidt, Radeberg Aufgehoben: Spinnercipächtcr Gustav Herman» Zimmermann, Leipz°g-GoA"^^ Wilhelmine verehel. Langhammer' Chemnitzer Schlacht- und Biehhof vom 2» Octnber Gek^o'^ Rinder, 466 Landschwcine, 321 Kälber, 153 Hammel Das Geschäft war in Rindern und Hammeln langsam, dagegen in SMwei- ne« und Kälbern mittelmäßig.''Preise: Rmoer 2. Qual 54-Ho M lö» ^00 Pfd. Schlachtgewicht Landschweinc 63 -66 M für '00 Md Mv b" ^0 Ps,d. Tara per Stück. Kälber 68-72 M ^sür IM Pfd. Schlachtgewicht. Hammel 25-28 M. für I00 Psd. leb Gewicht Tagesgeschichte. Die Staatspolitik der europäischen Großmächte Hal sich im Laufe des letzten Jahrhunderts wesentlich geändert, und Deutsch land hat in erster Linie dazu beigetragen, daß sie besser ge worden ist. Das Eingreifen der Großmächte in die gegen wärtigen türkisch-griechischen Wirren steht in schroffem Gegensätze zu demjenigen zunächst Polen, dann der Türkei gegenüber vor hundert Jahren. Als Oesterreich die Zipser Städte, die Ungarn 1412 an Polen verpfändet hatte, besetzen ließ, verlangte auch die Kaiserin von Rußland, Katharina 2., nach einem Stück von Polen, und sie vereinbarte mit Oesterreich einen Theilungsplan. Friedrich der Große mußte au? eine entsprechende Gebietser weiterung Preußens dringen, und so kam es 1772 zur ersten Theilung Polens. Nach zwanzig Jahren folgten noch zwei Theilungen, und damit war das polnische Reich von 13.300 Quadratmeilen aufgelöst. England hatte gegen diese Eewalt- acte keine ernstlichen Einwendungen zu machen. Als aber Friedrich der Große der englischen Regierung die Mittheilung machte, daß die Kaiserin Katharina mit Kaiser Joses 2. sich über eine Besitznahme türkischer Gebiete am Schwär-en Meere geeinigt hatte, da fand er sofort einen zur Bekämpfung dieses Planes bereiten Bundesgenossen. Polen gegenüber regte sich kein englisches Rechtsgesühl, wohl aber der Türkei gegenüber, denn eine Beherrschung der dortigen BerkehrSstraßcn durch Rußland oder Oesterreich konnte für den englischen Handel recht nachtheilig werden. England ist aber gewohnt, für seine Interessen Andere bluten zu lassen. ES reizte den König von Schweden zum Kriege, wiegelte die Belgier gegen Oesterreich auf, die Polen gegen Rußland, und erzielte so, daß die Oester reicher. und Russen nicht eine zur Zertrümmerung der Türkei erforderliche Macht entwickeln konnten. Für Oesterreich fiel der Kampf gegen die Türkei so gut wie resultatloS aus. Ruß land eroberte jedoch ausgedehnte Gebietstheile zwischen dem Dnjester und Bug. Der Plan Katharinas wurde von deren Nachfolgern nicht aus dem Auge gelassen. In Serbien, Griechenland usw. stifteten russische Agenten Aufstände gegen die türkische Herrschaft an, und als die Griechen nach jahre langem Kampfe so viel erreicht hatten, daß sie ihre Unab hängigkeit von der Türkei verkünden konnten, war es England, welches sich dagegen erklärte. Griechenland sollte ein Vasallen staat der Türkei bleiben. Nur durch die Furcht der weiteren Verwicklungen wurde England bestimmt seine Zustimmung zur völligen Lostrennung Griechenlands an die Türkei zu geben. Und heute? Der russische Kaiser stimmte mit voller Ent schiedenheit unserem Kaiser in der Berurtheilung der griechischen Gelüste nach Kreta bei und erklärte sich für eine Erhaltung des türkischen Besitzstandes. England hat im Widerspruche mit seinem irüheren Verhalten die griechischen Forderungen zu unterstützen gesucht, wenn auch nur, um die orientalischen Wirren im Gange zu erhalten. Am liebsten wäre cs ihm aber wohl gewesen, wenn es die festländischen Großmächte mitein ander hätte in Zwiespalt bringen können, damit es möglichst freie Hand zu irgend einem Gewaltstreich behielt. Rußland kann jetzt, nach Errichtung des mächtigen deutschen Reiches, nicht mehr daran denken, den Plan der Kaiserin Katharina 2. zur Ausführung zu bringen; also hat England auch nichl mehr wie früher nöthig, die Türkei zu stützen. Aber an einer dauernden Erledigung der orientalischen Frage ist England auch nicht gelegen. Sollte es durch einen nochmaligen Wechsel seiner äußeren Politik dazu beitragen können, die Türkei als einen dauernden Herd von Unruhen zu erhalten, so wird dieser Wechsel schwerlich ausbleiben. Deutsches Reich. Berlin, 28. Dctober. Nach den Mittheilungen eines Ber liner Blattes könnte es den Anschein haben, als ob die so ost gemeldete, aber stets als unbegründet erwiesene Kanzlerkrisis unmittelbar bcvorstehe. So schnell dürfte die Entscheidung m der inneren Politik, wie unS von gut unterrichteter Seite ver sichert wird, denn doch nicht fallen. Wie wir hören, hält aber der Reichskanzler Fürst Hohenlohe unier allen Umständen daran fest, daß er sein dem Reichstage gegebenes Versprechen, eine aus modernen Rechtsgrundsätzen beruhende Militärstraiproceß- reform vorzulegen, cinlösen müsse; sollte er nicht in die Lage versetzt werden, sein Wort dem Reichstage zu halten, so ist er fest entschlossen, den Kaiser um seine Entlassung suv dem Amte des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten zu bitten. Daß aber diese Entscheidung in unmittelbarer Nähe ist, können wir als unrichtig bezeichnen. Die Beschlußfassung des Bundesraths über die Vorlage, die bekanntlich die Ausschüsse noch nicht verlassen hat, ist vor einigen Wochen nicht zu er warten. Sollte hier ein Einverständniß nicht erzielt werden oder sollten der Vorlage von anderer Seite Schwierigkeiten ge macht werden, so daß sie dem Reichstage nicht vorgelegt werden kann, dann wird Fürst Hohenlohe, wie gesagt, unbedingt seine Entlastung fordern. Was zu dieser Verschärfung der inneren Lage beigetragen hat, ist unschwer zu errathen. Die innere Politik ist jetzt durch