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12808 «örl-lMatl f. d. Dtlchn. «uchh°»de,. Nichtamtlicher Teil. Zjr 24«. 21. Oktober 1S12. Wollen. Ich hoffe und wünsche, daß es Ihnen in Bayreuth, das sa bekanntlich in künstlerischer und historischer Beziehung ausserordentlich viel bietet und in seiner schönen, altertüm lichen Architektur reizvolle Ausblicke gibt, recht Wohl gefallen möge. Meine Herren, ist diese außerordentliche Tagung auch nicht berufen, bindende Beschlüsse zu fassen, so ist die Aus sprache über die einzelnen Angelegenheiten des Buchhandels doch ungemein wertvoll, da wir hier mehr Zeit finden, als auf der Ostermesse, wichtige Fragen des Buchhandels zu be sprechen und zu klären. Ich möchte dabei betonen, daß, wenn die hier getätigten Abstimmungen auch nur vorläufige sind, doch diejenigen Herren, welche hier für eine Sache gestimmt haben, wenn nicht ganz schwerwiegende Gründe inzwischen ihre Ansichten geändert haben sollten, auch in der Ostermesse, in der maßgebenden Versammlung, für diese Beschlüsse ein zutreten haben. Gerade ein Vorkommnis in der letzten Oster messe gibt uns Veranlassung, darauf besonders hinzuweisen und Sie zu bitten, dies zu berücksichtigen. Wohin sollen wir kommen, wenn wir hier stundenlang über Sachen debattieren, wenn schließlich die ganze Versammlung zustlmmt und nun die Herren in der Hauptversammlung in der Ostermesse anders stimmen oder durch Abwesenheit glänzen und dadurch unsere ganze Arbeit vergeblich machen. Meine Herren, wir haben gerade in dieser Herbstver sammlung außerordentlich wichtige Gegenstände auf der Ta gesordnung, Gegenstände, die den ganzen Buchhandel be wegen und schon seit Jahren bewegt haben. Ich nenne die Schaffung einer Wiederverkäuferordnung. Die Wiederver- känferfrage ist von Jahr zu Jahr brennender geworden, und die Verhältnisse, die sich entwickelt haben, lassen es ganz besonders wünschenswert erscheinen, irgendeine Bindung zu schaffen, die den Wiedervcrkäufern das Recht läßt, das sie haben und ausüben, aber auch den Buchhandel davor schützt, daß feine Grundfesten durch Elemente erschüt tert werden, die der ganzen Natur der Sache nach nicht dazu gehören, oder gar durch Personen, die dem Buchhandel oder überhaupt dem Gewerbe gar nicht angehören. Sic werden ja in dem Referat das Nötige darüber erfahren. Die Revision der Verkaufsordnung beschäftigt uns länger als ein Jahr. Wir haben zahlreiche Sitzungen des Verkaufs ordnungsausschusses gehabt, es hat sich schließlich auch eine Aussprache im Verlegerverein daran angekniipft, die zur Ein setzung einer Kommission geführt hat, die inzwischen getagt hat. Wir sind aber nicht weitergelommen, und es wird sich deshalb fragen, ob nicht diese Herbstversammlung versuchen soll, Beschlüsse zu fassen, die dem Revisionsausschusse einzu reichen sind, und die den festen Willen des Buchhandels be deuten, in dieser Frage das festzulegen, was wir als richtig empfinden. Eine andere Frage, der Verkauf von Remittenden- Exemplaren an Warenhäuser, ist ebenfalls eine Sache, die uns ganz erheblich angeht und die in dieser Tagung verhandelt werden wird. Sic werden sehen, daß die Erfolge, die eine kleine Anzahl von Kollegen bereits erzielt hat, dem Sorti ment den Weg weisen, in welcher Art es, ohne dem Ver lage ein Unrechtes zuzumuten, seine Interessen wahren kann. Ich kann deshalb auch diesen Punkt Ihrer Beachtung ganz besonders empfehlen. Wie bisher haben wir auch diesmal für die einzelnen Fragen Herren gewonnen, die die Materie beherrschen, um durch Referate die Diskussion einzuleiten und in die richtigen Bahnen zu lenken. Wir werden diese Herren gerne hören, und ich hoffe und wünsche, daß die Diskussion die Erfolge zeitigen wird, die wir davon erwarten. Wir haben bis jetzt in der Herbstversammlung davon ab gesehen, die Verhandlungen stenographisch aufnehmen zu lassen. Der Grund dafür war einmal, daß wir bei den spär lichen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, die erheblichen Kosten zu vermeiden wünschten. Das andere Mal aber lag der Grnnd auch darin, daß ohne stenographische Aufnahme der Verhandlungen eine offenere und ruhigere Aussprache möglich erscheint, daß verschiedene der Herren leichter aus sich herausgehen, wenn sie wissen, daß nicht jedes Wort fixiert und nachher gedruckt wird. Wenn wir diesmal davon abge gangen sind, so geschah es, weil die wichtigen Fragen, nament lich die Frage der Wiederverkäuferordnung und der Revision der Verkaufsordnung, es uns wünschenswert erscheinen ließen, die Verhandlungen im Druck festzuhalten. Es wird uns dies als späteres Material sehr wesentliche Dienste leisten, und deshalb hoffen wir auf Ihre Zustimmung, daß wir eine stenographische Aufnahme veranlaßt haben. Wir er klären aber, daß nicht alles stenographisch ausgenommen wird, sondern nur das Wichtigste, um Ihnen damit zu sagen: es kann jeder aus seiner Haut sozusagen herausgehen und kann ruhig seine Meinung aussprechen. Meine Herren, von verschiedenen Seiten ist, ich will nicht sagen, meine Geschäftsführung bemängelt worden, aber es sind doch Äußerungen gefallen, daß ich manches Wort hätte durchgehen lassen, das besser nicht gesprochen worden wäre, oder das wenigstens hätte von mir moniert werden müssen. Ich möchte das ganz entschieden zurückweisen. Unsere Ver sammlungen haben nur einen Wert, wenn jeder das offen aussprechen kann, was ihn bewegt, wenn er seine Meinung tatsächlich frei und offen sagen kann. (Sehr richtig!) Wir haben in unserer Einladung auch betont, daß wir jedes Mitglied des Buchhandels, Verleger wie Sortimenter, wie Kommissionäre usw., auch wenn er nicht De legierter ist, gerne als Gast anhören wollen und daß der Vorsitzende jeden schützen und Beleidigungen nicht dulden wird. Solange aber einer der Herren in parlamentarischer Form seiner Meinung Ausdruck gibt, darf ich ihm nicht ins Wort fallen, und ich möchte auch bitten, wenn jemand ein mal schärfer, als es vielleicht notwendig ist, seine Mei nung äußert, dies nicht sofort übelzunehmen. Wir sind ja alle Kollegen, und ich glaube mit Recht sagen zu können: wir alle wollen dasselbe, das Wohl des deutschen Buchhan dels, unbeschadet, daß auch der einzelne seine persönlichen Interessen wahrt. Ich möchte aber bei dieser Gelegenheit doch sagen: wir wollen möglichst ruhig diskutieren, wir wollen namentlich dafür sorgen, daß sich diejenigen Herren, die als Gäste hier sind, nicht durch Worte, die fallen, be schwert fühlen. Also möglichste Ruhe, möglichst wenig Lei denschaftlichkeit, damit werden wir am weitesten kommen. Damit, meine Herren, habe ich alles gesagt, und ich glaube, Sie mit unserer Tagesordnung, mit unseren Bestrebungen genügend bekannt gemacht zu haben. Ich wiederhole noch mals: weiteste Redefreiheit auf der einen Seite, auf der anderen Seite werden Sie ja alle selbst wissen, wieweit Sie auf andere und namentlich auf unsere Gäste Rücksicht zu nehmen haben. Somit erkläre ich die Herbstversammlung des Verbandes der Kreis« und Ortsvereine für eröffnet und wünsche, daß unsere Tagung zum Wohle des ganzen großen deutschen Buchhandels beitragen möge. (Bravo!) Zu Ordnern habe ich die Herren Neumeyer und Eve- nius gewählt, die sich freundlichst bereit erklärt haben, das Amt zu übernehmen. Herr Nitschmann wird das Protokoll führen, Herr Schuchardt die Rednerliste. Ich möchte nun zum Schlüsse meiner einleitenden Aus führungen Herrn Schöpping das Wort erteilen. Herr Carl Schöpping, München: Meine Herren, groß ist Ihr Programm, kurz ist Ihre Zeit, so sei auch meine Rede. Namens und im Aufträge