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(Geschäfts-Anzeiger für . .Hohertftein-Erustthal, Oberlungwitz- Gersdorf, Lngan, Hermsoorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Ruszdon, Wustenbrand, Grüna, Mittelbach. Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleisza, Äteichenbach, Grumbach, Eallenberg, Tlrschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. dl'l'- 212. Sonntaa, den 12. September 1897. 2. Beilage. Die Muster sind Düs BersnlM'U ist in Belgien Du? Berialnen ist in Deutschland gesehlictz geschützt. pntentirt. ;nin Patent nngemeldet. Fabrikant von r.'otze's tust nnd lvaschechten »lnerschn'ertell Leidennonen ist die Bor ^'achatnnnng ivird gelvarnt. H°I»nst°i»°r -ndcnwcb«o, Mcchnnischo FR 2k Ho„cni.ci,. i. -nch>.„ Billig BcznMqncUc sür Private .königlicher. Grositzerzvglicher lind Herzoglicher Hoflieferant. Bon Mk. — franto. <>ür Rotze s lnst nnd tvaschechte uuerschlverte Seidenstoffe ist der alleinige schwarz, weisw und surbiqe Brants Pali, K-nUlschost^ und PramnmdcuM'idn- p-r Mctcr rau Mur! »,.'»> un dk Mark u.'.u". - l Mnsirr mit Auuodr dcr ^urdr, drr Prri-r 1 Loftrnlicinrr Lcidrniurdcrri ulir. nnd zu wrlchrm llwcik. drvor uuni nndcrdnn- laust f ^»»cnNrin i. S. Luliciilieiner ' ' Leidcnwrdcrci Hodcnneill i. S. Kitty und Litty. Eine Manöverjieschichtc von Harm auu Bivkrusrid. Rachdriick vrri>otru/> „Herr Lieutenant von Flattrich sind vor kurzem wegge- gangen, um selbst die Posten zu revidieren." „Hin! — Sonst alles in Ordnung, Kuhnert?" „Zu Befehl, Herr Hauptmann. Doppelposten Nummer eins steht bei der Windmühle, etwa dreihundert Schritt rechts von der Chaussee, Doppelposten Nummer zwei hundert Schritt links davon, dicht am Gutshofe Hanshagen, Doppelposten —" Der Hauptmann winkte mit der »and. „Es ist gut." Er stieg ab. „Lassen Sie jemanden mein Pferd halten. Und das; die Leute auf einen Angriff gefaßt bleiben." Als er dann zu Fus; über die Landstraße schritt, hatte er natürlich keine Ahnung, wie vergnügt seine Getreuen von Flattrichs Zuge hinter ihm hergrinsten. Es ging bergan, und unter dem Mantel wurde ihm warm. Auf der Hohe angekvmmen, lehnte er im Schatten eines Geholzes an einem Baum, trocknere sich die Stirn und lugte ins Gelände hinaus. Fern — rechts von der Chaussee — bewegte sich etwas im Bollmondschein Blinkendes, zweifellos der Doppelposten Nummer eins. „Kerls stehen viel zu exponiert!" knnrrte er. Der zweite Posten war, durch ein paar Wallhecken ver deckt, nicht sichtbar. Noch weniger der Feind, der seiner Idee nach seine Posten gleich hinter der Anhöhe ausgestellt haben mußte, die jenseits einer flachen Bodenfenknng aufstieg. Weun er sich uur um vier bis fünf Meter emporheben konnte! Er würde an Ausblick erheblich gewinnen! Unser Hauptmann war immer noch ein vorzüglicher Turner. Und dabei eifrig im Dienst, trotz seiner tragischen Liebe. Prüfend maß sein Blick die Kiefern am Wegrand. Bald fand er was er suchte: einen mäßig dicken Stamm mit hin reichenden Astknoten und -Enden, an denen er aufwärts klimmen konnte. Er verspürte heut' ein grimmiges Bedürfnis; nach körperlicher Anstrengung und dann den schmählichen Hinter gedanken, statt des Feindes seinen lieben Lieutenant Flattrich — auf verbotenen Pfaden zu erspähen Nun, Flatt rich war ja auch so etwas wie ein Feind .... Er steckte seinen Säbel zu Füßen des Baumes in einen Busch und saß, trotz Mantel, Helm und Sporen bald reichlich zwölf Fuß über dem Niveau gewöhnlicher Erdenkinder. Der Ast, der ihn trug, schwankte und wippte zwar ein bischen, aber er hielt doch. Doch — „so weit er auch spähet und blicket" — vom Feinde keine Spur. Schon wolüe er seinen luftigen Sitz aufgeben, da hörte er von fern das Rollen eines Wagens. Oder mehrerer? — Teufel, wenn das die Stengleinschc Sippe war! — Er hatte nicht Lust, dem Volk hier draußen zu begegnen, auf der Hellen Chaussee. Lieber noch ein bischen sitzen bleiben, wo er durch ein paar Zweige vor dem Bemerktwerden reichlich geschützt war. Aber dann blinkte da nicht etwas vor ihm, rein außerhalb der Postenkette? Und kam es nicht näher — ge raden Weges auf ihn zu? — Eine feindliche Patrouille? — Weiß der Kuckuck — wenn sie ihn hier entdeckte! Eine Gefangennahme, wenn auch blos zum Schabernak — da hörte für ihn der Spaß auf. Aber abwarten! Nun hob sich die Gestalt eines der Ankommenden scharf von den; weißlichen Chausseegrnnde ab, und der Hauptmann erkannte deutlich am linken Arm des Soldaten — es war ein Infanterist — die weiße Binde der eigenen Partei. Und jetzt — jetzt trat aus dem Schatten der Bäume an die erste Person eine zweite dicht heran .... so dicht, daß der Soldat den Arm um ihre Schulter legte, und dieser Soldat war Hugo von Flattrich; und so schritten die Zwei bis nein, nnn wurde die Geschichte unbehaglich bis dicht an sein Versteck. Erich von Pollhammer — Hauptmann und Cvmpagnie- chef — wie wurde Dir das Komische Deiner Situation be wußt! Wie dachtest Du unwillkürlich an Onlel Brüsig als „Horker, Dugendwächter nn Schutzengel von heimliche Leiw in en rhin'schen Kirschenbvm"! Immer näher kam das Nädergerassel, nnd was mußtest Du hier hören — hier, fast senkrecht nnter Dir! „Also scheiden, süßes Kind! Scheiden!" „Ans ganze acht Tage," antwortete sie. Nämlich Litty Littp, nnd nicht Kitt»; Stenglein. Ja — ivie kam die hierher in die Arine Hugos von Flattrich? „Oh, Du glaubst nicht, welch starken Verbündeten wir an Onkel Lev gewonnen haben! Kein anderer Hütte mich ja allein bei Deiner Feldwache gelassen —" „Um mit dem Lieutenant die Posten zu revidieren! Aber — na, dir Idee von mir, nach Hanshagen durch eine Patrouille Botschaft zu senden, daß ich ans Feldwache nnd nicht im Bivvnae zu finden sei, war für meine Verhältnisse doch auch nicht ohne. So habe ich unserem Ekel von Pvllhammer seinen Zweck, mich ans dem Bivonae nnd damit von Dir zu ent fernen, gründlich vereitelt." Sie schmiegte sich enger an ihn an. „Wenn Onkel Leo mir mit Papa alles ins Gleise bringt! — Weißt Du, eigentlich thnt er mir ein bischen leid." ' „Wer? Onkel Leo?" „Ach Dn! — Dcr Strebepfeiler. Er schien doch ein seelenguter Mensch, nnd — die arme Kitty! — Ach, Hugo, was kann ich denn dafür, das; er mich liebt und nicht sie und Kitty mich nun beinahe haßt, als hätte ich ihr Glück ge stohlen!" Hngo von Flattrich schloß ihr den Mnnd mit einem Knsse. „Närrchen!" Und dann noch ein Knß — nnd noch einer — und wieder einer. Bis sie sich furchtsam seinem Arm entwand. „Die Wagen!" „Mit Deinem Bewerber Kurt." „Pfui! Er ist ein komplettes Greuel. Aber gut war's, daß er heute —" „Daß er sich wieder einen Geschwindigkcitsrausch holte und deshalb bei der Fahrt nach der Feldwache zurückbleiben mußte?" Pollhammer sah deutlich, wie Litty nickte. „Und das; Papa unb Mama ihn nun zur Genüge kennen," sagte sie. „Hoffentlich —" Rasseldirasscldiklappklippklapp — — Schon war das erste Gefährt — das leichte Break trug nur zwei Personen — auf zehn Schritt herangekommen, da ereignete sich etwas höchst Fürchterliches. Der Ast ans dem der Hanptmann saß, hatte bisher ge duldig ausgehalteu. Sei es nnn, daß das Uebermaß der FrSkde, die den Braven bei den Enthüllungen des seligen Paares da unten durchschrillte, sei es, daß die verschiedene« „Esel" und „Oberkameele", mit denen Herr von Pollhanimer in dieser seiner Freude sich selbst regulierte, ihm — dem Kiefernast — zu schwer wurden es ging nicht mehr. Nicht mit Gekrach, sondern fast lantlos, wie sein harzreiches Holz es verlangte, schälte sich das Unglücksding vom Stamme und senkte sich — tiefer nnd tiefer, bis zu seinen — — man muß wohl sagen Ans- und nicht Insassen — leidlich sanft zu Füßen der beiden Verlobten abgesetzt hatte. Dennoch war alles das Ergebniß eines Moments. Alles, cingeschlvssen Littys lauten Angstruf, das Anfbünmen der Pferde vor dem Break, ein nrkräftiges „Donnerwetter" aus Leo von Hansens Munde, den Anprall des Wagens an einen verhängnißvvllen Meilenstein, das schmerzliche Ausstöhnen aus einer Müdchenbrnst, das plötzliche Halten beider Egni- pagen . . . alles ein Augenblick. Da war die Bescheerung! Kitty Stenglein aus dem Break geschleudert, hülflvs auf dem Gras am Boden .... Mit einem Blick erfaßte der Hauptmann die Situation. „Schöne Geschichten das!" grunzte Hansen. Er war ab- gesprnngen nnd beschwichtigte nnn seine Pferde. Voll Angst hatte Pollhammer sich über Kitty Stenglein gebeugt, mit des sprachlosen Flattrich Hülfe die Gestürzte auf gerichtet. Sie kam zum Glück bald wieder zu sich. „Kitty!" Sie lächelte schmerzlich wie in einem bösen Traum. Im nächsten Moment aber schlug sie die großen Angen ans. Wachsbleich ihr Gesicht .... that's allein der Schreck . . . . that es die Anstrengung, mit der sie sich von seinem Arm löste, nm sich mühsam an Littys Schultern zu halten? — Ihr Fuß .... Cvnsul Stenglein und Frau kamen aus dem zweiten Wagen herbeigeeilt. „Um des Himmeiswillen, Leo — — Ivas ist —?" Lev machte mit dem Kopf eine verdrießliche Bewegung nach den beiden Osficieren. Frau Stenglein war starr. „Herr Hauptmann " Sie hatte natürlich keinen Anlaß, einen Herrn, der irgend einer bagatellen Dienstgeschichte wegen in ganz und gar takt loser Weise aus ihrem Hanse gerannt war und ihr nnn bei nachtschlafender Zeit die Pferde scheu machte, extra liebens würdig zu begrüßen. Erich von Pollhanimer verneigte sich höflich. „Eine wundervolle Verkettung an sich höchst ärgerlicher Thatsachen, gnädige Frau die aber hoffentlich znr allseitigen Klärung wirrer Verhältnisse beitragen." „Sv!" sagte Frau Consul trocken und wandte sich der vernnglückten Tochter zu. „So!" brummte auch Herr Stenglein. „Verkettung der Thatsachen 'yübsch, sehr hübsch, Ivas?" dabei schoß er einen Sonderblick nach seinem jüngsten Kinde, daß tief erröthend sich eifrig um die Schwester zu schaffen machte. „Klärung der Verhältnisse — — wirrer Verhältnisse — ist gut, sehr gut." „Der Fuß ist ja garnicht gebrochen", sagte Kitty Steng lein, aber sie seufzte dabei. „Versuch' einmal, fest anfzntreten, Kitty!" „Um ein Haar das Break in den Graben geworfen! das kviumt von meiner vnkligen Gutmüthigkeit und militärischen Geistererscheinungen", grollte Herr von Hansen. „Pardon — von Hansen ans Hanshagen." „Hauptmann von Pvllhammer." „Compagniechef, Durchbrenner und militärischer Spnk, was?" rief Stenglein dazwischen. „ES geht nicht. Wenn Papa mir in den Wagen hülfe! Im übrigen braucht ihr gar keine Sorge zu haben. Nur eine Verstauchung —" „Gott sei Dank!" atmete Frau Stenglein auf. Papa hob das Töchterlein in den Wagen. Tann winkte er dem zweiten, neben der Verletzten Platz zu nehmen. „Hüte mir einer das Weibsvoik!" knirschte er zwischen den Zähnen, und es war gerade kein freundlicher Blick, der den Lieutenant von Flattrich dabei traf. Um Littys Lippen zuckte es wie von verhaltenem Weinen. Schon hatte sie den kleinen Fuß auf das Trittbrett des Ge fährts gefetzt, da trat Hauptmann von Pollhammer vor. „Verzeihung, Herr Cvnsul, wenn ich als gänzlich Un berufener es wage, ein Wvrt für Ihr Fräulein Tochter nnd — meinen Lieutenant einznlegen. Litty machte grvße Angen, nnd auch Flattrich fah den Hauptmann an wie versteinert. Unwirsch schob Stenglein sein Kind auf das Wagen Polster. „Die haben sich^heute selber genug eingelegt ein- gebrvckt. 'ne nette Suppe! Finden Sic es etwas passend, weun Ihre Tochter doch nein! können sich ja gratulieren, daß sic keine zu hüten brauchen — aber — wenn ein junges Mädchen mit dem ersten besten Lieutenant bei Nacht und Nebel auf der Chaussee herumflaniert, was? — Erst mein Schwager die Dummheit gemacht, mit dem Mädel, das nun partout 'ne Feldwache sehen will — als ob das was Be sonderes wäre! — mit dem Wurm heranSzufahrcn und dann das Kind noch da zu lassen! — Sie wollte uns bei der Wache erwarten, wäre unter dem Schuhe des Herrn Lieutenant