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MtMMr Tageblatt Ersch eint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 150 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für In /erate nehmen die Expedition bis Vorm. IN Uhr sowie r'ür Auswärts alle Austräger, desgl. alle Annoncen Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleisza, Neichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhfchnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. AmtsbLa >r den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 212. Sonntag, den 12. September 1897. -17. Jahrgang. Bekanntmachung. Anläßlich des . Lohntag, den 12. September er. stattfindendcn Jahr marktes wird an diesem Tage dec Gewerbebetrieb , n offenen Verkanssstellen nir die Zeit von, 11 Uhr Bormittags bis 8 Uhr Nachmittags und 2 , in den auf Straffe» und Plätzen aufgesteMe« Berkaufsständen von 8—10 Uhr Nachmittags gestattet Hohenstein, um 8. September 1897. Der Stadtrath. vr Polster. Maaß- und Gewichts-Revision. In der Zeit von, 29. September bis 9. Oktober 1897 findet in hiesiger Stadt eine Nachaichung der im öffentlichen Berkehr verwendeten Maasze-, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge statt, bei welcher sie auf ihre Zuverlässigkeit im öffentlichen Verkehr geprüft werden. Das AichungSlocat befindet sich im Rathhaus, Parterrezimmer liuks vom Eingang. Den Gewerbetreibenden wird '»«gefertigt werden, zu welchem Zeitpunkte sie bei der Nachaichung unterliegenden Gegenstände dem Aichungsbeamten im AlchungS- lokale in reinlichem Zustande vorzulegen.Huben. Wer Waagen und Gewichte besitzt, welche an ihrem Gebrauchsorte befestigt sind, hat dieselben dem Aichungsbeamten zur Nachaichung anzumelden. Werden Maasze, Gewichte, Waagen oder Meßwerkzeuge, welche das Rach- aichuugszcicheu mcht tragen, nach Bccudigubg des Nachaichimgsgcschästcs bei einem Gewerbetreibenden vorgefundcn, ohne daß er den Nachweis der später ausgeführten Neu- aichuug zu erbringen vermag, fo wird dessen Bestrafung nach 8 869 Ziffer 2 des R. St. G. B. — Geldstrafe bis zu KW M> oder Haft bis zu 4 Wollten und außerdem die Neuaichung oder nach Umständen die Beschlaguahmc und ltinziehuug der unge aichten, nicht gestempelten oder unrichtigen Maaße u. s. w. veranlaßt werden. Höchen st ein, am 10. September 1897. Der Stadt:cat h. Or. Polster, Bürgermeister. In Hohenstein kommen den 17. September Nachmittags S Uhr 2 000 Ltzd. Kinder-, Männer- und Frauenstrümpfe gegen Baarzahlnng zur Ver steigerung. Sammelpunkt Hoppes Restauration in der Neustadt. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Sekr. Kurth. Q. 461/97. ZwamMerstcMruttw Tie im Grundbuche auf den 'Namen Ernst Hermann Buckner eingetragenen Haus- und Garten-Grundstücke a., Folium 214 des Grundbuchs für Oberlungwitz, Parzellen Nr. 29ln, 2911, nnd 292a, 292b des Flurbuchs, 4,4 n groß, mit 88,!» 1 Steuereinheiten belegt und auf 4800 M. geschätzt, b., Folium 21<i des Grundbuchs für Oberlungwitz, Parzelle 'Nr. 289 des Flur buchs, 5,6 a groß, mit 143,60 Steuereinheiten belegt nnd auf 15000 M. geschätzt, cu, Folium 218 des Grundbuchs für Oberlungwitz, Parzellen 288a des Flur- buchs 3,1 u groß, mit 72,84 Steuereinheiten belegt und ans 4200 M. geschätzt, sollen im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist der 18. Oktober 18U7, Vormittags 11 Uhr als Anmeldetermin, ferner der 4. November 18U7, Vormittags 11 Uhr als Berstcigcrungsttrmiu, sowie der 18. November 18U7, Vormittags 11 Uhr als Termin zu Verkündung des Vcrlheilnngsplans anberaumt worden. Die Realbereckstigten werden aufgefordert, die auf den Grundstücken lastenden Rück stände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenfvrdernngen, spätestens im Anmeldetermine anzumeldcn. Eine llebersicht der ans den Grundstücken lastenden Ansprüche nnd ihres Raugver- hältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten ÄmtS gerichts eingesehen werden. Königliches Amtsgericht Hohenstein Ernstthal, am 7. September 1897. Vonstautin. Verpachtung. Das der Gemeinde Wüstcnbrand gehörige '2 Acker 50 enthaltende Feld- grnndstück soll aip 6 hintereinander folgende Jahre vom 1. Oktober d. I. ab verpachtet werden. Pachtgebote nimmt Unterzeichneter bis 21. p. Mts., an welchem Tage der Ab schluß des Pachtvertrags erfolgen wird, entgegen. Die Verhandlung soll am 21. d. M. nachm. 4 Uhr in Saases Gasthaus erfolgen. Wüstenbrand, am 10. September 1897. Der Gemeindevorstand H Schubert. Tagesgeschichtc. Die Nachrichten über den Stand der Saaten in Ruß land sind überaus trübe. Die landwirthschaftliche Bevölkerung der in den Jahren 1891 und 1892 von dem Mißwüchse am schwersten betroffenen Gouvernements hatte erst jetzt begonnen, sich etwas von den Folgen jener Heimsuchung zu erholen. Wie wir schon erwähnten, sind es in diesem Jahre nahezu dieselben Bezirke, welche unter der Mißernte zu leiden haben, wie die in den letzten Mißwachsjahren davon betroffenen Gebiete. Die Katastrophe wird in Rußland wie fast immer, so auch diesmal dadurch verschärft, daß die Ursachen der Miß ernte eines Jahres sich in ihren verderblichen Wirkungen auch auf die junge Saat für das nächste Jahr erstrecken, so daß die Aussicht auch der nächstjährigen Ernte überaus ungünstige sind. Wenn auch die Lehren der Jahre 1891 und 1892 insofern picht ganz ohne Nutzen gewesen zu sein scheinen, als die Gouvernements- und Kreisverwaltungen für die Aufspeicherung von Getreidevorräthen für den Fall von Nothständen gesorgt haben, so bleiben die wirthschaftlichen Folgen eines so umfassenden Mißwachsens immer noch überaus schwere. Dabei muß vorausgesetzt werden, daß es sich mit dem Vorhandensein jener Getreidevorräthe in Wirklichkeit, nicht blos auf dem Papiere so verhält, wie in den amtlichen Berichten gemeldet wird. In Rußland ist es nur zu häufig der Fall gewesen, daß die Dinge im Ernstfälle ein ganz anderes Gesicht be kamen, als nach dem theils gutgläubigen, theils aber bewußt trügerischen Optimismus der zuständigen Stellen angenommen werden mußte. Es ist deshalb auch dieses Mal abzuwarten, ob in der That die Gouvernementsverwaltungcn in genügendem Maße vorgesorgt haben, so daß keme Gefahr besteht, später, wenn die Noch um sich greift, die armen Leute verhungern lassen zu müssen, weil die Eisenbahnen nicht im stände sind, den an sie herantretenden Anforderungen zu genügen. In dieser Hinsicht hat man ja 1891 die unglaublichsten Dinge erleben müssen, Ist demnach selbst hinsichtlich der von russischer Seite zur Schau getragenen Zuversicht, daß alle Maßnahmen ge troffen seien, um der drohenden Hungersnoth ihren furchtbaren Charakter zu nehmen, so machen sich die wirthschaftlichen Folgen des diesjährigen Mißwachsens schon jetzt m erdrückender Weise bemerkbar. Die Getreide sind in den Mißwachsgebieten in starkem Steigen begriffen; infolgedessen werden die Bauern, die keine Vorräthe aus früheren Jahren bergen, nicht im stände sein, Saatkorn zu kaufen. Das Angebot von Arbeits kräften wächst und drückt den Arbeitslohn herab. Pachtländereieu sind wenig begehrt, wodurch ein Sinken der Pachtpreise ver ursacht wird. Der arme Bauer, dessen Bedürfnißlosigkeit schun in normalen Zeiten ganz außerordentlich ist, muß sich noch mehr einschränken. Viele Wirthschaftcn verlieren ihre Pferde; infolge Futtermangels wird das Vieh zu Schleuder- preiseu losgeschlagen. Die Verschuldung des ohnehin schon mit SteuMückständen und Lasten aller Art bedrückten Bauern wächst in beunruhigender Weise. Dies sind die allgemeinen Erschein ungen, welche im Gefolge deS Mißwuchses jetzt schon hervor treten. Es liegt auf der Hand, daß solche Erscheinungen in einem Laude von nahezu 130 Millionen Einwohnern nicht ohne Einfluß auf die Nachbarländer bleiben können. Zumal ist Deutschland mit seinem regen Handelsverkehre mit Rußland in mannigfacher Weise an de' wirthschaftlichen Lage in Ruß land interessirt. Wenn man von den immerhin großen deut schen Kapitalsanlagen in Rußland selbst und in russischen Wcrthen absehcu will, so hat doch namentlich der Ausfall der Ernte in Rußland direkt Und indirekt für Deutschland große Bedeutung. Direkt, insofern Rußland der Hauptlieferant Deutschlands in Bezug au? Roggen ist und der Ausfall der Ernte somit auf die Roggenpreise in Deutschland einen bestim menden Einfluß ausüben muß; indirekt, insofern die Aufnahme fähigkeit der russischen Bevölkerung durch solche Rothstände doch erheblich beeinträchtigt werden muß, wodurch wiederum die deutsche Einfuhr mittelbar oder unmittelbar eine merkliche Be einträchtigung erfahren kann. Es ist deshalb begreiflich, daß die Erntcverhältnisse in Rußland auch in weiteren Kreisen Deutschlands mit lebhaftem Interesse verfolgt werden. Von deutscher agrarischer Seite konnte nicht ost genug die Behauptung wiederholt werden, daß di deutsche Landwirthschast der Gefahr der Vernichtung ausgesetz ist, wenn nicht die schärfsten Maßregeln gegen die russische Ge- tveideeinsuhr getroffen werden. Man sprach von den jungfräu lichen Boden in Rußland, von den billigen Arbeitskräften und» dergleichen mehr, um die Rothwendigkeit zu beweisen, mit außerordentlichen Mitteln für die Erhaltung der Landwirtschaft gegen die Ucbcrschwcmmung mit russischem Gctreile zu sorgen. Nun zeigen die periodisch wiederkehrenden und zwar stets weite Gebiete unpassenden Mißernten, daß es mit dieser russischen Gefahr noch gute Wege hat. Sowohl die periodische Wieder kehr wie der Umiang der Mißernten sprechen dafür, daß diese Erscheinungen nicht aus zufällige, gelegentlich austretende Ursachen zurückgcsührt werden können. Die Dürre, welche alle Hoffnung aus die diesjährige Ernte in weiten Gebieten vernichtet hat, hängt ohne Zweifel mit der völlig darniederliegenden russischen Waldwirthschast zusammen. Ungeheuere Forsten sind in Ruß land wie wohl in keinem Lande der Welt in unverantwortlicher Weise verwüstet worden. Andererseits sehlt es noch sehr an einer nach klaren Grundsätzen geleiteten Aufforstung von Oed- ländercien, durch die den betreffenden Gebieten eine gleichmäßigere Vertheilung von Regen und Trockenheit gesichert werden könnte. Der Russe will nicht gern säen, was er nicht selbst erntet; in wirthschastlichcr Beziehung thut es der Staat nicht viel besser als der einzelne wirthschastende Mann. Jeder will das Ergebniß seiner Arbeit schnell in klingende Münze umsctzcn. Deshalb diese Wirthschait aus der Hand in den Mund. Wie dort die Waldwirthschast so ivird hiex die Landwirthschast immer nur im Hinblicke aus die nächste Ernte betrieben, zu deren Sicherung gerade nur der allernothwendigste Kraftaufwand geleistet wird. Der Boden ist infolgedessen so ausgesogen, daß er eben nur unter besonders günstigen Umständen einen reichlichen Ertrag liefert. Sind die WitterunaSverhältnisse ungünstig, so tritt so fort eine vollständige Mißernte ein. Die Uebelstände, von denen weite Gebiete Rußlands von Zeit zu Zeit hcimgesucht werden, wären bei einer geordneten und mit der Zukunft rech nenden Wirtschaft in solchem Umfange unmöglich, man kann aber eben in Rußland eigentlich von chronischen Rothständen