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MMnner Tageblatt LSWMs Geschäfts-Anzeiger --»-ZWm für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. f. w. Amtsbla H den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr* 205. Sonnabend, den 4. September 1897. 47. Jahrgang. 520 1013 60 verbindlichsten Dank 80 10 Schlußquittung und Dank. ,.. untn heutigem Tage erfolgten Schluß des hiesigen Sammelwerkes sind für die Hochwassergeschädigten noch nachstehende Gaben eingegangen: 1>n^'^"^?cordia",Pfeisenclub je 10 Ml, Vereinigter Thier- und Geflügelzüchter- ° i dt-, H^r 3 Mk, Anton Lässig 2 Mk., Joh. Ernst Vogel, F. H. F. je 1 Mk., A. A. und H. R. 35 Pf. und Frau Bernhard 15 Pf. 34 Mk. 75 Pf. 8a. 468 der 3. Quittung incl. 230 Mk. Concert-Erlös der 2. Quittung . — „ »v „ „ der 1. Quittung incl. 300 Mk. aus der Gemeindekasse 2037 Mk. 25 Pf. Gesammt Summe. Da die hiesige Sammlung, wie vorstehende Summe ausweist, in Ansehung der hie sigen Verhältnisse ein kaum zu erwartendes, sehr günstiges Resultat geliefert hat, so fühle ich mich veranlaßt, allen edlen Gebern für die bewiesene Nächstenliebe, sowie besonders den Ver einen und Gesellschaften für ihre Opierwilligkeit nochmals zu entbieten und solchen auch gleichzeitig namens derer, denen durch diese Spenden Hülle ge leistet werden soll. Weiter sei auch noch allen denen, welche durch ihre Bemühungen das hiesige Sammel werk haben mit bereitwilligst fördern Hellen, an dieser Stelle besonders gedankt. Oberlungwitz, am 2. September 1897. Oppermann, Gcmeindcvorstand. Bekanntmachung. Der 2. Termin Schulgeld wird Dienstag, den 7. September, vormittags von 9—12 Uhr in Röder- Restauration (zugleich itir LberhermsdorO, Dienstag, den 7. September, nachmittags von2 - 6 Uhr in Ackermann'- Restauration, Mittwoch, „ 8. „ vormittags „9—12 „ in Neubauer - „ „ „8. „ nachmitttags „ 2—6 „ in Selbmann'- « vereinnahmt. Oberlungwitz, am 3. September 1897. Der S ch u l v o r st a n d. I». Laube, Vors. Tagesgeschichte. Ein amtliches russisches Blatt hat kürzlich aus Absatzer schwerungen, die dem russischen Petroleum in Deutschland durch den Wettbewerb der 88 des deutschen Leuchtölbedarfs deckenden Standard Oil Co. bereitet werden, hingewiesen und hinzugeiügt, falls es dem amerikanischen Oil Trust gelingen sollte, in Deutsch land auch noch die Colombian Oil Co. zum Erliegen zu bringen, würde der russische Ausfuhrhandel vielleicht nicht mehr auf die Dauer im Stande sein, den Kampf mit dem übermächtigen Gegner in Deutschland sortzusctzen In der That har die Standard Oil Co. seit der Zeit, wo man russischerseits das angebotene Cartell ablehnte, dem Aussuhrverbande der russischen Petroleumindustriellen arg zugesetzt und seine Mitbewerbung in fast allen Ländern Europas zurückgedrängt, am meisten in Eng land, Holland und Belgien. Eine große antwerpener Firma, die von dort Belgien und Holland mit russischem Kerosin ver sorgte, hat das russische Geschäft im Stich gelassen und ist zur Standard Oil Co. übergegangen, was zur Folge hatte, daß im letzten Jahre die Ausfuhr von russischem Petroleum nach Belgien und Holland von 2,908,000 am 1,041,OM Pud. zu rückging, sich also um annähernd 1,900,000 Pud verminderte. Ueberhaupt hat die russische Petroleumausfuhr nach den europäischen Märkten seit 1891 von Jahr zu Jahr abgenvmmen, nämlich von 28.2 Millionen Pud (1891) auf 27.7 (1892), 26.8 (1893), 26.6 (1894), 25 (1895) und 24.4 Millionen Pud (1896). Nur dadurch, daß die Ausfuhr nach den Märkten außerhalb Europas (Asien, Afrika, Australien) sich gleichzeitig stark vergrößerte (von 14.1 Millionen Pud im Jahre 1891 auf 24 Millionen Pud im Jahre 1896) wurde es möglich, daß die Gesammtmenge der russischen Leuchtölausfuhr im Laufe dieser 5 Jahre von 42.3 (1891) auf 481/2 Millionen Pud (1896) gewachsen ist. lieber den Wettbewerb des russischen und des amerikani schen Petroleums auf den europäischen Märkten in den letzten Jahren sagt der oben citirte Bericht des russischen Amtsblattes wörtlich: „Der amerikanische Standard ist der Schwierigkeiten, die ihm das Nachlassen der Petroleumquellen in Pennsylvanien zeitweilig verursachte, Herr geworden. Nachdem der bakuer Ausfuhrhandel sich dank dieser Schwierigkeiten in den Jahren 1895 und 1896 hatte günstig entwickeln können, wird jetzt das russische Petroleum Schritt für Schritt nicht nur aus England, sondern auch aus den anderen europäischen Absatzgebieten ver drängt". Wenn nun das russische Blatt in der oben angezogencn Aeußerung den Kampf erwähnt, der jetzt in Deutschland zwischen der Colombian Oil Co. und dem Oil Trust auSgefochten werde, so darf man russischerseits kaum erwarten, daß der Ausgang dieses Kampfes in die Vorherrschaft der Standard Oil Co. in Deutschland Bresche legen dürfte. Durch den Uebertritt der Firmen PH. Poth zu Mannheim und Rassow, Jung u. Co. zu Bremen in das Lager der Standard Oil Co. ist die Stellung der amerikanischen Outsiders stark beeinträchtigt morden. Die Columbia« Oil Co. oder vielmehr die in nahen Beziehungen zu ihr stehende Pure Oil Co., die in Hamburg eine Niederlage unterhält, setzt allerdings den Kampf mit dem Rockefellerschen Oil Trust in Deutschland fort, Hut aber noch keine erheblichen Erfolge zu erzielen vermocht. , Wenngleich nun aus alle dem hervorgeht, daß m Deutsch land die Lage des russischen Petroleums im Wettbewerb mit dem amerikanischen zur Zeit wenig günstig ist, so braucht man doch keineswegs zu fürchten, daß die Russen sich entschließen könnten, auf daS deut che Petroleumgeschäft ganz zu verrichten. Die Ausfuhr von russischem Petroleum nach Deutschland liegt zur Zeit ganz in den Händen der Nobelschcn Petroleum-Com pagnie, die in Berlin ein Zweiggeschäft, die Deutsch-russische Naphta-Jmportgesellschast, unterhält. Vor einigen Jahren wollte die Mehrzahl der Mitglieder des Aussuhrverbandes der russi schen Pctroleumindustriellen das verlustbringende deutsche Ge schäft ganz im Stich lassen, die Nobesiche Petroleum-Compagnie nahm dagegen aber mit Entschiedenheit Stellung; sie erklärte sich bereit, die mit dem deutschen Geschäft verbundenen Verluste für eigene Rechnung zu übernehmen, und ließ sich damals von dem bakuer Aussuhrverbande ermächtigen, die Petroleumausfuhr nach Deutschland fernerhin selbstständig zu betreiben. Die Nobelsche Petroleum-Compagnie denkt nun aber zur Zeit keines wegs daran, das mit großen Opfern in Gang gebrachte und aufrecht erhaltene deutsche Geschäft fallen zu lassen, sie hat sich vielmehr entschlossen, die Einrichtungen ihrer Berliner Zwcig- anstalt kräftig zu erweitern, und steht jetzt im Begriff, aus dem Erlöse der vor einiger Zeit an der Berliner Börse begebenen Anleihe in Deutschland umfangreiche Tankanlagen Herstellen zu lassen. Ueberdies weisen Anzeichen daraus hin, daß auch der auf neuer Grundlage in der Bildung begriffene Äusfuhrverband der russischen Petroleum-Industriellen sich später der Förderung des Absatzes in Deutschland energisch annehmen dürfte. Be sonderen Anlaß dazu bietet der Wunsch, die neuerdings ein getretene Gefährdung der Ausfuhr nach Ostasien in Folge der rasch zunehmenden Mitbewerbung des Sunda-PetroleumS durch Eroberung neuer Absatzgebiete in Deutschland einigermaßen auszugleichen. Russischerseits interessirt man sich gerade jetzt für die Entwickelung der Petroleumausfuhr nach Deutschland um so mehr, als man mit der Möglichkeit rechnet, aus einem deutsch-amerikanischen Zollkriege Vortheil zu ziehen. Daß es den russischen Eisenbahnverwaltungen vor Kurzem gelungen ist, die seit Jahr und Tag angestrebte Herabsetzung der Eisenbahn tarife für russisches Petroleum im russisch-deutsch-niederländischen Verkehr zugestanden zu erhalten, haben wir in der vorigen Woche an anderer Stelle besprochen. Deutsch-- «eich. Berlin, 2. September. Die Krebserei mit dem Trinkspruch des Kaisers Nikolaus wird in Frankreich fortgesetzt. Das war vorauszusehen. Was aber nicht erwartet werden konnte, war, daß auch officielle Persönlichkeiten sich an dem bedenklichen Spiele betheiligen würden, der Revancheidee neue Kerzen an- zuzünden. Und doch scheint das Unerwartete geschehen zu sein. Kein Winkelblatt der Patriotenliga, sondern der der Regierung nahestehende „TempS" theilt mit, daß der französische Minister präsident auf ein Glückwunschtelegramm, das ihm Einwohner des „annectirten, aber allzeit französischen Lothringens" auS Anlaß der Rückkehr des Präsidenten Faure aus Rußland über sandten, den Gratulanten die Glückwünsche und Dankbarkeit der Regierung für ihren glühenden Pattiotismus übermittelt habe. Da das Telegramm nicht etwa von ehemaligen Bewoh nern Elsaß-LothringenS herrührt, sondern von Personen, die zum Zweck der Aufgabe des Telegramms aus den Rcichslandcu nach Pont-L-Mousson gekommen waren, wie in dem „TempS" gleichfalls hervorgehobe» wird, so ist es selbstverständlich, daß von deutscher Seite Aufklärungen über da» seltsame Vorgehen des französischen Ministerpräsidenten werden erbeten werden, um so mehr, al» die französische Regierung selbst sich stets sehr empfindsam gezeigt hat, wenn in den ehemals italienischen Ge- bietStheilen im Südosten der Republik, mit denen sich der Kai ser Napoleon die Unterstützung Italiens im Jahre 1859 hatte bezahlen lassen, sich antifranzösische Regungen gezeigt haben Uns kann es kalt lassen, wenn die Rcvancheprcssc und ihre Hintermänner sich in Protesten und Kundgebungen gegen den Frankfurter Frieden gefallen, der Elsaß-Lothringen mr alle Zeit zu einem Theile dcS deutschen Reiches gemacht hat. Aber wenn sich auch der erste Beamte der Republik an diesen Pro- vocationen bethciligt, so wird die französische Regierung es sich gefallen lassen müssen, daß sie an die internationalen Verpflicht ungen erinnert wird, die selbstverständlich auch für das mit Rußland alliirte Frankreich nicht seine Gültigkeit verloren haben. — Auch von czechischer Seite mehren sich die Sympathiebe- zeugungcn für die Allianz Frankreichs und Rußlands. Dem Bürgermeister von Prag wlgt der Abgeordnete siir Prag, Dr. Vasaty, nach, indem er in einem an den „Nord" gerichteten Telegramme seinem Entzücken über die feierliche Bestätigung dieses Bundes Ausdruck giebt und die Versicherung hinzufügt, daß alle slawischen Nationen aufrichtig die französisch-russische Allianz segnen. DaS bekannte russisch-französische Blatt be merkt dazu, daß Vasaty der erste czechische Abgeordnete im Reichsrathe gewesen sei, der gegen die Dreibundpolitik Oester reich-Ungarns ausgetreten sei und dessen Anschluß an Frank reich und Rußland gefordert habe. Nicht minder ungcnirt tritt die czechische Presse in Böhmen selbst am. „Narodny Listy" feiert den Tag, an dem das französische Volk siegreich über die Wendnng seines Schicksals jubelt und voll Stolz daS Haupt gegen seinen Mörder erhebt (!), während Oesterreich und Italien an dem Bunde mit Deutschland dahinsiechtm. Also die Presse der Partei in Böhmen, die jetzt au'Kosten deS loyalen DeutschthumS begünstigt und verhätschelt wird. „ES sind wundersame Echorufe, wie die Trinksprüche auf dem „Pothuau" wecken. Berlin, 2. September. Die Leiche des Lieutenants Hahnke wurde aufgefunden. Der Kaiser hat einen Aviso nach Odde geschickt, um die Leiche zu holen. Die „StaatSbürger-Ztg." tritt den Meldungen von einer Kanzlerkrisis, die durch die Reform des Militärstra'processeS verursacht sei, entgegen und bemerkt: „Nach unseren Informa tionen lieht hier ein falsches Signal vor. Vor Kurzem erst erfuhren wir von einer genau unterrichteten Seite, daß in ein zelnen Fragen allerdings Schwierigkeiten bestehen, daß ander seits aber begründete Hoffnung dafür vorliege, daß diese Schwierigkeiten in Kurzem beseitigt sein würden. Diese Mei nungsverschiedenheiten betreffen jedoch, so wurde uns weiter versichert, Fragen untergeordneter Bedeutung, aus denen der Reichskanzler niemals Veranlassung zum Rücktritt nehmen würde. So weit wir die Sache zu übersehen in der Lage sind, hat sich seit jener Zeit nichts geändert, was das politische Bild verschoben haben könnte Der am meisten umstrittene Punkt ist gegenwärtig die Frage, ob mit der Einführung ständiger Gerichte, einer Berufungsinstanz und des obersten Gerichtshofes das Bestätigungsrecht des allerhöchsten Kriegsherrn beseitigt und zum Begnadigungsrecht herabaedrückt werden solle. Man geht in der Annahme gründlich fehl, daß die Hauptabneigung gegen die Reform beim Kaiser oder dem Mititärcabmet bestehe: andere Bundesfürsten gehen in der Wahrung der militärischen Traditionen sehr viel weiter. Man darf jedoch hoffen, daß die Fragen bei der gegenwärtigen Zusammenkunft der Bundes fürsten eine allseitig befriedigende Lösung finden werden. Bon einer mit Sicherheit bevorstehenden KanzlerkristS zu sprechen, ist mindesten- verfrüht." Ueber die Meldung von einem Mordanschlag aus den deutschen Kaiser wird aus Brüssel unterm 2. September weiter