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Hohensteiner Tageblatt : 01.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189708015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18970801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18970801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-01
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 01.08.1897
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u I 4 di e' >1 an r» aus fcr ^/2 1 e S seid «be gar w ki jc d i in al B rr w w Com- lbrecht. i con- l. den bat, bis um- die und dort verunglückt sei, aus denselben Gründen wie Nansen sür unwahrscheinlich erklärt. Dr. Eckholm steht der Annahme ebenfalls durchaus skeptisch gegenüber und bezeichnet es als verwunderlich, daß der Capitän den beobachteten Gegenstand nicht näher untersuchte. , Eckholm bringt eine Rachforschungs- expedition von Varol aus nach dem Weißen Meere in Anregung. Frankreich. Paris, 29. Juli. Lächambre, der Verfertiger des Andree'schen Ballons, erklärt, die Beschreibung des Capitains Lehmann scheine auf den Ballon Andree's nicht eben genau zuzutreffen. Der Ballon hat keine Streifen. Er ist einförmig grau und hat auch keine Anhängsel, welche Blasen gleichen. Die einzigen Anhängsel des Ballons sind die daran befestigten Segel. Lachambre hält es für unmöglich, daß bereits sechs Tage nach der Abfahrt der Ballon im Weißen Meer bemerkt werden konnte. Ein Delegirter der Behörde erschien im Palais und wies Haftbefehl vor, woraus ein Adjutant den Polizeibcamten Boitschew noch 24 Stunden Freiheit zu belassen und dahin das Palais mit einem Militärcordon zu schließen. Der Adjutant erstattete dem Fürsten über Kirchliche Nachrichten. Bo« Hohenstein. Am 7. Sonntag nach TrinitatiS, früh 7 Uhr Beichte und munion. !! MMnMM Nails» Vn kn Md an Anna Nm. Coburg, 30. Juli. Im Auftrage des Fürsten Ferdinand empfing mich, so schreibt ein Corresvondent, heute Stoilow im Hotel Leuthäuser. Nach längerer Unterhaltung über die politischen Verhältnisse, ließ sich Stoilow über den Proceß Boitschew dahin aus, daß man es mit einem ganz gewöhn lichen Prozeß zu thun habe, welcher fälschlicherweise auf politisches Gebiet übertragen werde. Er bestätigte, daß Boit- schcw, der Sohn eines bekannten Räubers sei, welcher im Gefängniß gestorben. Es scheine ja in Deutschland recht auf fällig, wie so etwas möglich sei, aber man vergesse dabei, daß man in Bulgarien mit einem neuen Lande und mit neuen Verhältnissen zu thuu habe, wo man einen Klaffen-Unterschied nicht kenne. Boitschew war ein tüchtiger Gymnasialschüler, machte ein ausgezeichnetes Abiturienten- Examen und erhielt seine Ausbildung auf der Kriegsschule iy Turin, Er war ein vorzüglicher Officier und wurde darum Angelegenheit sofort Meldung. Fürst Ferdinand ließ Boitschew seine Orden wegnehmen und verfügte, daß derselbe seine Uni form mit Civilkleidern zu vertauschen habe. Der Hof verließ dann die bulgarifche Hauptstadt in den nächsten 24 Stunden. Jetzt erst wurde Boitschew verhaftet. Als man der Mutter des Fürsten, der Herzogin Clementine, die Einzelheiten der schrecklichen Blutthat erzählte, ries sie aus: „Diesem Schurken muß man die schärfste Strafe zumessen, welche das bulgarische Gesetz seststellt, oder aber ich überschreite nie mehr die bulga rische Grenze." Simon erzählte auch über ein Attentat, welches gegen das unglückliche Kind der Ermordeten geplant war. Als Peter Simon durch das Generalconsulat in Sofia von dem geplanten Mordanschlage hörte, reiste er von Philippopel sofort nach Sofia ab und ließ mit Hilfe der Be hörde in der Nacht sein kleines Enkelkind von der Frau weg bringen, welcher dasselbe zur Obhut übergeben war. Er brachte das zwcieinhalbjährige Kind in dem Ordenshause der eng lischen Fräulein unter, von wo er es nach Budapest mit sich nahm. Handel und Gewerbe. Zahlungseinstellungen. A. Forbrich, Kaufmann, In- Haber der Firma Leipziger Kummet- und Geschirr-Fabrik, Apolda. I. und I. Faßbender, Handelsgesellschaft, Horst-Emscher. — Bäckermeister Friedrich Ernst Forchheim in Göppersdorf bei Burgstädt. Fuhrwerks besitzer Johann August Kasper in Schmölln, Bez. Dresden. — Auf gehoben: Drogist Max Louis Albert Pönitzsch (Germania-Drogerie), Leipzig-Gohlis. Vermischtes. Eine eigenthümliche Geschichte spielte sich, wie man uns aus London, 26. Juli, schreibt, am Sonnabend Nach mittag im „New Steine Hotel" in Brigthou ab. Hier logirte seit mehreren Tagen ein junger etwa zwanzigjähriger Egypter, Namens Alfred Salim Attalah. Er lebte nach seinen eigenen Angaben seit anderthalb Jahren in England und war anfäng lich im Besitz beträchtlicher Mittel, erlitt aber später große Verluste. Dieser Herr schrieb von Brigthon an eine Londoner Jnwclierfirma und theilte ihr mit, er werde sich in nächster Zeit verheirathen und wünsche einige Juwelen als Geschenke sür seine Frau und ihre Freundinnen. Die Firma witterte ein gutes Geschäft und schickte einen jungen Angestellten, Namens Hipkin, mit einer Auswahl von Juwelen im Werthc von 1000 Pfd. Sterling zu dem interessanten Fremdling. Dieser empfing den Kaufmann sehr liebenswürdig und lud ihn gleich zum Essen ein. Nach dem Essen ging man in den Salon und hier laS Attalah mit viel Uebcrlcgung sür einige 220 Pfund Sterling Juwelen aus. Dem Juwcliergehilfen schien Alles in Ordnung und er folgte bereitwillig der Aufforderung des Fremden, ihn auf sein Zimmer zu begleiten, dort das Geld in Empfang zu nehmen und ihm eine Quittung auszustellen. Er hctte sich zu diesem Zwecke hingesetzt, als er plötzlich zwei heftige Stöße gegen seinen Nacken fühlte. Er drehte sich sofort um, versetzte dem hinter ihm stehenden Egypter einen Faust schlag in's Gesicht, stürzte auf die Thüre zu und dann die Treppe hinab. Auf der Straße brach er blutüberströmt zu sammen. Der Egypter war ihm auf die Treppe gefolgt, hatte ihm noch einen Revolverschuß nachgesandt, der aber fehlging, und war dann in der großen Aufregung, zu der die Scene im Hotel Veranlassung gab, unbemerkt entkommen. Wenige Stunden nachher stellte er sich der Polizei freiwillig mit den lakonischen Worten: „Habe einen Mann geschossen!" Der Engländer hat zwei tiefe Dolchstiche im Nacken. W UM im MiMch zu UWM ist Donnerstag Abend gesprochen und haben wir dasselbe be reits in der gestrigen Nummer bekannt gegeben. Das Urtheil der Geschworenen muß in der gesitteten Welt die größte Befriedigung Hervorrufen, weil bei den unsicheren gesellschaftlichen Verhältnissen in Bulgarien, welche der Proceß in grellem Lichte zeigte, wahrlich Muth dazu gehört, seine Ueberzeugung offen zu vertreten. Zu bedauern bleibt nur, daß den drei feigen Schurken, die auf die hinterlistigste und nichts würdigste Weise ein wehrloses Weib erdrosselten, mildernde Umstände zugebilligt wurden. Die Todesstrafe hätte ihnen gebührt. Immerhin gewährt es dem moralischen Bewußtsein Genugthuung, daß es auch in Bulgarien, wo man es fertig bringen konnte, den größten Patrioten mit dem Dolche hinzu schlachten, möglich wird, daß Recht noch Recht bleiben darf. Ueber den Gang des Processes ist noch Folgendes zu berichten: Während der Verhandlung spielte sich eine bewegte und trotz der Antipathieen gegen Boitschew dennoch allgemein packende Scene ab: Als der Spruch gegen den Rittmeister gefallen war, drang seine Gattin die während der letzten Ver handlungen im Auditorium nicht mehr gegenwärtig gewesen war, während sie ursprünglich, wie gemeldet, mit der gleichen Siegesgewißheit wie ihr Gatte im Saale auftrat, zu den Schranken der Anklagebank vor und warf sich mit einem lauten Aufschrei dem Verurtheilten an die Brust. Gerichtsbeamte sprangen hinzu und versuchten das Paar zu trennen, wobei die hocherregte Frau das Bewußtsein verlor. Dann wurde Boit schew, der an diesem Tage zum ersten Mal ohne das Band des Tapferkeits-Kreuzes erschienen war, wieder in's Gefängniß abgeführt. — Endlich berichtet uns auch zu dem Philippopeler Mordproceß nachstehendes Privattelegramm: Budapest, 29. Juln Der Vater der Anna, Peter Simon, kehrte mit seiner Enkelin hierher zurück. Er äußerte, daß er vor der Urtheilssprechung abgereist sei, weil er sür das Leben seiner unglücklichen Enkelin zu fürchten glanbte. Er selbst stand unter der größten Fürsorge der Gendarmerie. Der Zug, mit welchem er reiste, und das Hotel, das er bewohnte, waren von Gendarmen besetzt, da man wußte, daß er gegen Boitschew wichtige und belastende Aussagen machen wollte. Außerordent lich interessant ist, was Simon über das Verhältniß des bul garischen Hofes zu Boitschew berichtet. Der Fürst übergab bei einer Gelegenheit Boitschew 500 Goldstücke mit dem Be fehle, die Summe der Anna Simon zukommen zu lassen und sie zu einer Erklärung zu bewegen, worin sie sich verpflichten sollte, Bulgarien sür immer zu verlassen. Boitschew gab aber Anna keinen Kreuzer und verbrauchte das Geld in Gesellschaft seiner Freunde. Als gegen Boitschew der Haftbefehl erlassen wurde, befand er sich gerade beim Diner im Königl. Palais. Früh 9 Uhr Hauptflottesdienst mit Predigt. Herr Pastor Nachmittag '/,2 Uhr kirchliche Unterredung mit de firmirten Jünglingen. Ev.-lmh. Jungfranenverein: Abends '/,8 im Vereinslo Ev.-lwh. AUngltngsveretu: fällt aus. Feiwillige Bethei '.gung einem AuSmarsch nach Lugau; lachmittag ' Uhr am Bahnhose. Tie AmlshandMiigen sine dem Ptarramte zu dcnellen. Bibelmedeclaqe im Vtarrhame Schulbweln ü V.öO, Connrmanaen- Mbelu 1.8k., Lraublbetn a 3 und L Mi Hausbibein a 2 M. »OP:. - Nene Testamente a 30, KO, do Ps Von Ernstthal. Getauft: Martha Clara, T. des Verkäufers Max Richard Hermann. auch zum Adjutanten befördert. Es lag gar kein Grund vor, den jungen Mann die Sünden seines Vaters büßen zu lassen. Zur psychologischen Beurtheilung des Falles muß eben auf die Vererbung hingewiesen werden. Der Hof hat alles gethan was er konnte, um den Adjutanten von sich abzu- schüttcln, sobald etwas von seiner That ruchbar geworden. Boitschew wurde cassirt und den zuständigen Behörden über geben. Dagegen glaubte Stoilow anfangs, den unberechtigten Anforderungen des österreichischen Consulats entgegeatreten zu sollen, das unter Anderem begehrte, bei dem Verhör des An geklagten zugegen sein zu wollen, weil die Tendenz vorherrschend zu sein scheine, unter allen Umständen den Hof in die Ange legenheit mit hineinzuziehen. Er habe den österreichischen Consul dahin verständigt, daß er (Stoilow) den ganzen ungari schen Adel um deswillen nicht für corrumpirt hielte, weil dem Baron Nopsca öffentlich im Parlament der Vor wurf der Kuppelei gemacht worden sei. Oesterreich brauche nicht so empfindlich wegen der Vorgänge in Bulgarien zu sein. Der Tod des Kronprinzen sei bis heute noch nicht aufgeklärt. Anderwärts kämen Verbrechen ebenso gut vor wie in Bulgarien, warum verbinde man denn solche Vorgänge nur in Bulgarien immer mit der Regierungsgewalt? Novelle habe mit der bulgarischen Verwaltung garnichts zu thun, er sei seinerzeit von der europäischen Commission für Ostrumelien als Jnstructvr für die bulgarische Gendarmerie eingesetzt worden, er sei als tüchtiger Carabinieri-Officier geschätzt ge schätzt gewesen und habe als solcher den Posten des Polizei- präfecten in Philippopel erhalten; daß er österreichischer Ab stammung sei, habe er erst in Coburg erfahren. In Belgien sei es doch auch erst kürzlich vorgekommen, daß ein höherer Polizeibeamter Giftmord verübt habe. In Galizien seien tolle Geschichten vorgekommen — sei es denn da jemand eingefallen, den Hof oder die Regierungsgewalt dafür verant wortlich zu machen? Das Verbrechen kehre sich eben nicht an die Nationalität. Die Tendenz der Boitschew'schen Vertheidig- ung, sich an den Fürsten und die Fürstin anzuklammern, er kläre sich aus einer gewissen Bauernschlauheit. Boitschew habe erwartet, daß, wenn er sich ,mit dem Fürsten decke, er eine Verurtheilung nicht zu gewärtigen haben werde. Aber schon der Untersuchungsrichter habe Boitschew erklärt, daß er mit diesem System nicht durchkommen werde. Darauf habe er sein Princip gewechselt und sich auf's Leugnen gelegt, während doch die klarsten Beweise gegen ihn vorgelegen hätten. Wenn sich Boitschew auf den Befehl des Fürsten berufen Hube, so sei das wohl dahin zu erklären, daß der Fürst vielleicht Auftrag gegeben hatte, die Anna Simon, die vor dem Palais in Philip popel fortwährend Lärm gemacht, wegzubringen. Das sei dann von Boitschew in seiner Weise dem Novelle gegenüber ausgelegt worden; den Palastdiener Avradali den ge- sürchtetsten Mann Bulgariens zu nennen, sei lächer lich, Niemand nehme den Mann dort ernst. Avradali war ursprünglich Kaufmann und wurde unter Aleko Pascha in Ostrumelien eine Art von Ceremonienmeister. Da er im Hof leben bewandert war, nahm ihn Fürst Alexander als Hof intendanten an und benutzte ihn zu allerlei Commissionen. Er (Stoilow) habe ihn bei seinem Eintritt als Präfecten vorge funden, seine Unfähigkeit zu einem solchen Posten aber, da jener des Schreibens kaum kundig war, sofort erkannt. Wegen seiner Verwendbarkeit und, da er ein höflicher und anständiger Mensch war, sei er in der Kanzlei des Fürsten angestellt worden; aber Niemand in Bulgarien traue ihm irgend einen Einfluß zu. Stoilow rcsumirte sein Unheil über den Proceß nochmals da hin: Lediglich der Umstand, daß die Politik jetzt keine Ver anlassung zu Angriffen gegen den Fürsten bietet, hat den P zeß Boitschow mit dem Hof verquickt. Daß dieses Bestreben hauptsächlich von österreichischer Seite ausgeht, findet seine Er klärung in den gespannten Beziehungen zwischen Bulgarien und Oesterreich, das mit seiner Bulgarien feindlichen Politik jetzt ziemlich isolirt dasteht. bedarf, darüber besteht wohl keine Meinungsverschiedenheit und man darf auch hoffen, daß über sie jetzt, wo eine kleine Riva lität zwischen dem Reichsversicherungsamt und dem Reichsamt des Innern nicht mehr vorhanden ist, eine Verständigung sich leichter wird erreichen lasten. Aus den großen VerwaltunaS- aufwand, den die Unfallgenossenschaften machen, ist schon mehr fach hingewiescn worden. In der „Boss. Ztg." wird jetzt aber auch auf Streitigkeiten innerhalb der Genossenschaften aufmerk sam gemacht, die sich erhoben haben wegen der großen Ver schiedenheit der Unfälle in den einzelnen Sectioneu und wegen der Unterstellung auch der Gefährlichkeit ihrer Betriebe noch verschiedener Genossenschaften unter den gleichen Gefahrentarif. Bei einer Durchsicht und Verbesserung unserer Versicherungs gesetzgebung wird auch dieser Hinweis nicht übersehen werden dürfen. Berlin, 30. Juli. Nette Aussichten eröffnet uns das Bundes organ. Obwohl das Margarinegesetz eine Fassung erhalten hat, die auch den weitgehendsten Anforderungen entsprechen dürfte, so hat das Blatt doch Zweifel, ob der neu eingeführte Schutz „thatsächlich, und vollkommen genügt". Es müsse ein Mittel gefunden werden, das es jedem Laien ermögliche, Butter sofort auf das Vorhandenfein von „Oeltalg" zu untersuchen. Jeder müsse das Mittel bei sich führen können, um es bei allem Backwerk, bei allen Speisen, in Gastwirthschasten, aus Bahn höfen, kurz überall anzuwenden. So nur könne der unlautere Wettbewerb des „Oeltalgs" beseitigt werden. Nicht jedem Gastwirth, Bäcker, Bahnhofsrestaurateur rc. dürfte cs allerdings gefallen, die Oeltalgschnüffler an ihren Speisen und Waaren yerumexperimentiren zu sehen. Es könnte auch zu böswilligen Anzeigen kommen, die einen besonderen Schutz dieser Gewerb- treibendeu nicht unangemessen erscheinen lassen. Damit sollen indessen die Maßregeln zum Schutze der Butter noch nicht erschöpft sein. Es wird, und nicht ohne Grund, besorgt, daß viele Verkaufsstellen, insbesondere Consumvereine, den Verkauf von Butter ganz einstellen, nachdem die getrennten Verkaufs räume für Butter und Margarine in Ortschaften mit über 5000 Einwohnern beschlossen sind. Deshalb sollen in der Nähe solcher Geschäfte, die nur Margarine führen, Buttergescyäfte errichtet werden, die zugleich alle die anderen Waaren führen, welche die Consumvereine führen. Dagegen würde ja nichts zu machen sein. Es würde nur eine etwas kostspielige Belagerung werden. Deshalb werden auch neue Kampfmaßregeln gegen Oeltalg angekündigt. Jede Bäckerei und Gastwirthschaft soll durch Aus hang bekannt zu geben verpflichtet werden, ob sie mit Butter oder Oeltalg kocht, bäckt, brät u. s. w. Ein derartiger Antrag war bereits bei der Berathung des letzten Margarinegesetzes gestellt und in der Commission auch angenommen worden. Aber das wird Alles nichts nützen. Der erfreulich wachsende Zusammenschluß der Deutschen im Auslande zeigt sich auch in der Bildung deutsch-evangelischer Gemeinden. Die meisten derselben suchten nnd fanden Anschluß an die preußische Landeskirche. Diese Anschlußbewegung ist namentlich in den letzten zwölf Jahren sehr angewachsen, wäh rend in einer der Generalsynode 1885 zugegangenen Uebersicht nur 34 auswärtige deutsch-evangelische Gemeinden verzeichnet wurden, die dem Evangelischen Oberkirchenrathe unterstellt waren, sind jetzt 64 solche vorhanden. Interessant ist ihre Vertheilung: Auf Rumänien kommen neun: Jassy, Galatz, Almadscha, Con stanza, Braila, Pitesti, Crajova, Turn-Severin und Rimnic- Valcea; aus Serbien: Belgrad; auf Bulgarien: Sofia, und binnen Kurzem wird sich Rustschuk anschlicßen, für welches be reits ein Geistlicher bestimmt ist. Daran reihen sich neun Ge meinden im Orient, nämlich: Konstantinopel, deren Geistlicher der Botschastsprediger ist, Smyrna, Beirut, Jerusalem, Haifa, Bethlehem,.Alexandrien, Kairo und Jaffa, wohin erst Anfang 1897 der Pastor Schlaich entsandt wurde. Südamerika hat zwanzig deutsche Kirchcngemeinden, zu Petropolis, Juiz de Fara, Justelstraße bei Joinville, S. Jzabel, S. Leopoldina I. und II., Curityba, Sao Bento, Blumeau, Jndayal bei Blumeau, diese zehn sämmtlich in Brasilien, Asuncion in Paraguay, Montevideo in Uruguay, Estado, Espiritu Santo in Calfornien, Buenos Aires, S. Esperanza und Humbaldt in Argentinien, endlich Osorna, Puerto Monti, Santiago und Valparaiso in Chile. Süd afrika hat zwei deutsche Kirchengemeinden, zu Pretoria und zu Johannesburg; die letztere ist erst im Frühjahr 1897 (am 22. März) angeschlossen worden. In Südeuropa erstreckt sich die Jurisdiction des Oberkirchenrathes auf neun Gemeinden zu Rom, Florenz, Bari, Bologna, Genua, Messina, Genf, Lis sabon und Barcelona; in den Niederlanden und England sind dergleichen Gemeinden vorhanden zu Rotterdam, Haag, Hull, Sunderland, Bradford, Newcastle on Tyne und Edinburg. Im April 1896 hat sich in der Südsee die Gemeinde zu Apia auf Samoa angeschlossen. Schließlich kommen noch fünf Gemein den des Auslandes hinzu, deren Geistliche sich für ihre Person dem Oberkirchenrathe unterstellt haben, nämlich zu Bukarest, zu Rio de Janeiro und Sao Paulo in Brasilien, zu Neapel und San Remo in Italien. Wie die Zahl der Gemeinden sich in kurzer Zeit verdoppelt hat, so wachsen auch die Geschäfte der Verwaltung, das Bedürfniß einer eigenen Organisation macht sich recht fühlbar. Von den in den auswärtigen Gemeinden angestellten Geistlichen sind drei vorhanden, welche schon länger als 25 Jahre ihres A.ntes dort walten : Pastor Harms in Sunderland (England) seit 1869, Pastor Suhle in Konstanti nopel seit 1870 und Pastor Dr. Gruöl in Rio de Janeiro seit 1871. Kiel, 30. Juli. Der Kaiser ist an Bord der „Hohenzoller" heute Vormittag 10>/2 Uhr unter dem Salut des im Hafen liegenden Geschwaders hier eingetroffen. Die „Hohenzollern" ging gegenüber der Marineakademie vor Anker. Alsbald begab sich Prinz Heinrich, der von Hemmelmark hier angekommen ist, an Boro der kaiserlichen Jacht. Desgleichen gingen der Stationschef Admiral Köster und der Geschwaderchef Vice- Admiral Tomsen zur Erstattung von militärischen Meldungen an Bord der „Hohenzollern." Quellendorf bei Köthen, 30. Juli. Für das heutige Dienstjubiläum und den 87sten Geburtstag des Generalfeld marschalls Grafen v. Blumenthal war jede Feier verbeten worden, da der Jubilar leidend ist und seine Enkeltochter kürz lich erst eine Operation überstanden hat. Das Dorf selbst ist festlich beflaggt. Eine Deputation des hiesigen Kriegervereins überreichte eine Adresse. Im Laufe des Vormittags liefen Hunderte von Glückwunschdepeschen ,ein, darunter solche vom Kaiser, den deutschen Fürsten, hohen Würdenträgern, von Ver einen, Kameraden und Freunden. Der Herzog von Anhalt- Dessau ließ ein Glückwunschschreiben durch einen. Feldjäger überreichen. Schweden-Norwegen. Stockholm, Freitag, 30. Juli. Nordenjkiöld hat die Ver- muthung, daß AndrreS Ballon nach dem Weißen Meere getrieben 8
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