Volltext Seite (XML)
Meicktintr Tageblatt Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für In ferate nehmen die Expedition bis Vonn. 1v Uhr sowie für Auswärts alle Austräger, deSgl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleisza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhfchnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsbla^ den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 180. Freitag, den 6. August 1897. 47. Jahrgang. Schaden an Gebäuden annähernd übersehen. In der Schieß- hausstcaße und Brauhausgasse mit je 22 Häusern ist nicht ein Hans, das nicht unter dem Drucke der Wassermassen gelitten hätte. In den meisten Häusern sind die Zwischenwände durch brochen und sind in Folge dessen Dcckenrutsche entstanden. Am Riederwerder, Lutherplatz, Oberwerder, im Zwingergäßchen sind gleichfalls arge Beschädigungen der Häuser vorgekommen. In der Staupitzstraße hat das Wasser die eisernen Barrieren mit fortgerissen und im Hotel „Zur Sonne", das hinten an die Mulde grenzt, ist ein- Veranda total zertrümmert. An der Staupitzmühle ist die Umfassungsmauer eingedrückt worden und das cintrctende Wasser hat die großen, schweren Mühlwagen mit fortgerissen. Die große Tümmler'sche Gravir- und Präge anstalt in der Zimmerstraße, duect an dem einen Arm der Mulde gelegen, in der über 400 Arbeiter beschäftigt sind, hat einen Schaden von vielen Tausend Mark erlitten. Nicht allein, daß hier die Umfassungsmauern und einzelne Gebäude demolirt sind, es sind auch die galvanischen Bäder und werthvolle Ma schinen unbrauchbar geworden. Die weit über Sachsens Grenzen rühmlichst bekannte Faßfabrik von Voigt an der Sörmitzerstraße hat einen Verlust von niindestens 15 000 Mk. zu beklagen, ihr sind große Posten fertige Dauben von den Wellen wcggespült worden. Die Grünert'schc Holzdrechslerei und die Holzhand lung von Wilhelm Schurig büßen ebenfalls Tausende von Sächsisches. Hohenstein, den 5. August 1897. 6. diesjährige Bczirksausschußsitzung Mittwoch, den 11. August 1897, Nachmittags Z Uhr im Sitzungssaale der König lichen Amtshauptmannschast, Königstraße Nr. 3 hierselbst. Die Tagesordnung hängt ebenda in der Kanzlei aus. Dem nächsten Landtage sollen, wie man bis jetzt hört, nicht weniger als zehn Petitionen vorgelegt werden, die alle um Genehmigung vou elektrischen Bahnen bitten. Es ist dies wohl zumeist infolge der Haltung des königlichen Finanzmini steriums geschehen, von dem bekannt ist, daß es in dieser Rich tung die eingehendsten Beobachtungen und Untersuchungen an- gestellt hat und mit größtem Interesse allen Erfindungen aus elektrischem Gebiete folgt, welche sich in den Dienst des Ver kehrs stellen. Ganz besonders steht unter anderem im Vorder gründe des Interesses der Accumulatorenbetrieb. In ihm sieht man das Beiördcnmgsmittel der Zukunft. Die erst kürzlich von Dresden-Klotzsche unternommenen elektrischen Fahrten haben dem Motorwagen die Bahn für eine allgemeinere Ein führung eröffnet. Versicherung gegen Wassersgerahr. In dem.Zeitalter der Versicherungen klafft hier noch eine große Lücke. Dieselben Gründe, die seinerzeit in Sachsen zur staatlichen Gebäude-Ver sicherung führten, sollten auch hier maßgebend sein. Die Ver sicherung gegen Wassersgefahr event. gegen elementare (Erd beben re.) Gefahren überhaupt wäre die natürliche Ergänzung der einseitigen Versicherung gegen Feuersgefahr. Bei der rela tiven Seltenheit der Schäden durch andere elementare Ereignisse würde die Ausdehnung ver Versicherung der Anwesen vielleicht ohne Prämienerhöhung bei uns durchzusühren sein. Die private Versicherung der Mobilien rc. müßte dann Nachkommen bezw. könnte sie auch aus Conto der freiwilligen staatlichen Ver sicherung übernommen werden, salls die Privatinitiative hier sehlt. Man wende nicht ein, daß nur beschränkte Gegenden von Wassernoth rc. hcimgesucht werden können; denn ein Wol kenbruch kann überall niedergehen. Welch' ein Segen wäre es, wenn die Geschädigten, die jetzt aus die stets unzureichende Hilfe der Mildthätigen angewiesen sind, als Recht fordern könnten, was sie jetzt erbitten müssen. Das staatliche Interesse erfordert die thunlichste Erhaltung nutzbringender Existenzen; es liegt also auch im staatlichen Interesse, eine erweiterte Ver sicherung Men elementare Ereignisse einzuführen. Sachsen hat es leicht, hierin mit gutem Beispiele voranzugehen. Der italienische Eisenbahnmiuister hat, Meldungen der römischen Blätter zufolge, mit den deutschen und österreichischen Eisenbahuverwaltungen Verhandlungen wegen Einführung eines Lvxuszuges Berlin-Neapel angeknüpft. Dieser Zug würde wöchentlich einmal verkehren, nur aus Schlafwagen bestehen und die in Rede stehende Strecke über den Brenner in dreißig Stunde, zurücklegen. Er soll hauptsächlich zur Erleichterung des Verkehrs zwischen Deutschland und (von Süditalien abge sehen) Egypten, Ostaftika und Indien dienen, da die deutschen Dampfer nach Alexandria, Zanzibar und Bombay allesammt in Neapel anlegcn und dort die Mehrzahl ihrer Passagiere aufnehmcn. zogen werden. An: 1. Deccmber d. I. wird der Vorstand des Königl. Amtsgerichts zu Lichtenstein, Herr Oberamtsrichter Geyler, nach vollendeter 40jähriger Amtsthätigkeit in den wohlverdien ten Ruhestand treten. Der Renntag am 15. August in Chemnitz wird mit Rücksicht auf das schwere Unglück, welches über unser Vaterland hcreingebrochen, nicht abgehalten. Die unglücklichen Verhältnisse, die in unserem Nachbar lande Böhmen die Volksstämme in leidenschaftliche Erregung gebracht haben, schlagen bereits ihre Wogen bis in die fried liche Turngasse in Mittweida; denn am Sonntage kam es in einem dortigen Restaurant zwischen tschechischen und deutsch böhmischen Arbeitern einer dortigen Weberei zu einer heftigen Schlägerei, die mit der Verhaftung eines Tschechen vorläufig ihren Abschluß fand. Die Tschechen hatten allem Anscheine nach Händel mit den Deutschen gesucht, denn sie hatten sich schon vorher mit in Taschentüchern geknüpften Steinen und Messern bewaffnet. In der letzten Stadtverordnetensitzung in Crimmitschau kam es zu einem bemerkenswerthen Zwischenfall. Für die Einquartierungskommission wurden vom Verfassungsausschusse vier Stadtverordnete, sowie vier Bürger vorgeschlagen. Einer der Vorgeschlagenen lehnte die Wahl ab. Es wurde nun aus dem Kollegium der socialdemokratischc Stadtverordnete Restau rateur Richter vorgeschlagen; aber auch dieser lehnte die Wahl ab mit der Begründung, daß er nicht wohl annehmen könne, da man ihn ja boykottire und über sein Lokal die Militär sperre verhängt habe. Am der einen Seite suche man ihn zu schädigen, auf der anderen Seite solle er für die Soldaten Quartiere ausmachen. Der Vorsitzende erkannte an, daß dieser Ablehnungsgrund berechtigt sei. Am Dienstag Nachmittag erfolgte unter zahlreicher Theil- nahme von der Leichenhalle des Friedhofes in Oederan aus die gemeinschaftliche Beerdigung der am Freitag Abend gegen '^7 Uhr durch Einsturz der Brücke über die Lötznitz verunglückten 8 Personen: Anna.Mockel aus Oederan, Ernst Hempel aus Breitenau, Louis Hetzel aus Hetzdors sowie Heinrich Münzner, Oswald Richter, Anna Richter, Bertha Lehmann und Frau Arzt, sämmtlich aus Thiemendorf. Dieselben waren in der unteren Fabrik von Julius Kluge im Lößnitzthal beschäftigt gewesen und wurden am Freitag Abend, wie s. Z. schon kurz gemeldet, nach Einstellung des Fabrikbetriebes auf ihr Verlangen auf einem Rungwagen über die auf 6 eisernen Trägern ruhende, mit Holzbohlen belegte Brücke, welche über die Lößnitz rührt, befördert, da die Brücke für den Fußverkehr nicht mehr passirbar war, die Arbeiter aber über dieselbe mußten, wenn sie sich in ihre in den umliegenden Ortschaften befindlichen Wohnungen begeben wollten. Zweimal war der Wagen mit seiner Per sonenbeförderung schon über die Unglücksbrücke hinübergekommen und nun beraub er sich zum dritten Male mit seiner mensch lichen Last auf derselben, als infolge Unterspülens der Grund pfeiler durch die mächtigen daherbrausenden und sich stauenden Wassermassen die Brücke in sich zusammenbrach und der von 12 Personen besetzte Wagen von den tobenden Flutheu be graben wurde. Gerettet wurden vier Personen: Fabrikdircctor Max Heinrich Seidel aus Thiemendorf, Kutscher August Her mann Rudolf aus Thiemendorf, der Führer des Fuhrwerks, welcher den Pierden die Stränge durchschnitt und mit einem Thiere sich glücklich ans Ufer rettete, und die Arbeiter Karl Reinhard Zeurer und Gustav Adolf Seidel aus Breitenau Besonders an dem Rettungswerk betheiligten sich der bei Fabrik besitzer Kluge ebenfalls beschäftigte Gärtnergehilfe Weitz und Director Seidel nach seiner eigenen Rettung. Der mitvcrun- glückte Heinrich Münzner hatte bereits zweimal die Fahrt über die Brücke und wieder zurück unternommen, da er den Anderen stets beim Ein- und Aussteigen behilflich war, bei der dritten Fahrt wurde er von seinem traurigen Schicksal erreicht. Aus Döbeln, 3. August, wird berichtet: Als das Hoch wasser seinen Höhepunkt erreicht hatte, stand dasselbe etwa 5 in über dem gewöhnlichen Wasserstand und 1 in 20 cnu höher als zur Wassersnoth im Jahre 1854. Nachdem die Straßen Mark ein, da ihnen werthvolle Hölzer mit fortgeschwemmt worden sind. Es ist kaum ein Geschäftsmann in den von der Hochfluth betroffenen Straßen, der nicht mehr oder weniger Schaden erlitten hat. Einer der am härtesten mit Betroffenen ist der Gärtnereibesitzer Stein, dessen werthvolles Palmenhaus vernichtet ist. Viele Familien sind obdachlos geworden, weil die von ihnen bewohnt gewesenen Häuser theilweise eingestürzt oder dem Einsturz nahe sind. Die Armen mußten, so weit sie kein anderes Unterkommen gefunden hatten, in ven Schulen beziehentlich im Armenhause untergebracht werden. — Menschen leben sind, mit Ausnahme der am 1. August in Großbauchlitz beim Herausfischen von Holz umgekommenen Zimmermanns ehefrau Mehnert, nicht zu beklagen. Der anfänglich vermißte fünfzehnjährige Zill hatte sich während des Hochwassers in das auf einem Bergc liegende Weinberg-Restaurant geflüchtet und kehrte erst nach 2 Tagen zu seinen Angehörigen zurück. An den Brücken sind Tausende von Balken, Tonnen, Brettern, Bäumen rc. nunmehr geborgen worden. — Große Bäume im Durchmesser bis zu einem Meter hat das Wasser entwurzelt und mii fortgerissen. Seit Sonntag macht sich ein starker Fremdenzuzug bemerkbar zur Besichtigung der Unglücksstätte.. Mehrere Photographen sah man an den am meisten betroffenen Stellen mit Aufnahmen beschäftigt. Die beiden Druckereien des Amtsblattes und des General-Anzeigers waren von der Hochfluth derart betroffen worden, daß an eine Herstellung ihrer Blätter am Freitag und Sonnabend nicht zu denken war. Heute ist das Militär von Zeithain wieder eingetroffen und auf Anordnung des Garnison-Commandos sind ganzeCompagnien ausgerückt, die sich wacker an den Aufräumungsarbeiten betheiligen . Hier hofft man allgemein auf eine staatliche Hilfe für die von den elementaren Ereignissen so hart Betroffenen. Die Stadt verwaltung selbst hat zur Instandsetzung der Straßen, Wasser leitung, Brücken rc. viele Tausende von Mark auszugeben. Der Döbelner Stadtrath hat beschlossen, den geschädig ten Einwohnern die Mittel zum Wiederaufbau ihrer Häuser zu billigen Zinsen oder unentgeltlich darzuleihen. Da die Stadt gemeinde auch selbst 100000 Mk. Schaden hat, so muß eine Nothstandsanleihe ausgenommen werden. Nach jahrelangen erbitterten Kämpfen haben die Stadt verordneten zu Wurzen außer ein paar anderen alten Rech nungen endlich auch die über den Kasernenneubau richtig ge sprochen, die mit dem Betrage von rund 530,691 Mk, aus schließlich 52,250 Mk. Grundstückswerth, abschließt. Eine merkwürdige, aber mcht gerade erfreuliche Beobacht ung hat man am 2. August in Annaberg an zum Bleichen im Garten ausgebreiteter sauber gereinigter Wäsche gemacht. Man bemerkte nämlich beim Besprengen auf einigen stücken gerade der feinsten Wäsche, die unter einem Kastanicnbaume ausgebreitet waren, viele den Rostflecken ähnliche Punkte, die weder mit Anwendung von Citronensäure, Bitterkleesalz, noch durch Petroleum, Spiritus, Chlor und andere scharfe Mitteln bis jetzt zu beseitigen waren; sie verblaßten zwar etwas, doch blieben sie intensiv rothbraun gefärbt. Bei genauer Untersuch ung an Ort und Stelle rühren diese abscheulichen Flecke von Auswurfstoffen einer Raupe her, die in Massen auf den Ka stanienblättern zum Fräße sich angesiedelt hatten. Die Raupe selbst fällt durch ihre Schönheit auf und gehört zu den „Bür stenraupen" ; sie ist schwefelgclv, nur am hintersten Haarpinsel (dem Schwänze) roth, bisweilen haben auch die übrigen vielen Haare einen schönen rosenrothen Hauch. Sie liebt die Stell ung mit hängendem Kopf und läßt dann die prächtig sammet schwarzen Spiegel zwischen den vorderen Bürsten sehr deutlich sehen. Sie sucht am liebsten Buchen und Eichen auf und richtet in diesen Beständen, besonders auf den erstgenannten, oft sehr bedeutenden Schaden an, so z. B. 1868 auf der Insel Rügen. Doch stellt sie sich zum Fräße auch auf Ahorn, Birke, Erle, Espe, Hasel, Kastanie und sogar auf Nadelbäumen ein. In der Jugend gleitet sie bei der Erschütterung des Busches, auf welchem sie frißt, an einem Faden herab, erwachsen thut sie es nicht, sondern fällt frei und liegt nach innen gekrümmt und einen Kreis bildend, indem sich das Leibesende über den Kopf legt, ruhig auf dem Boden, bis sie die Gefahr für be seitigt ansieht. Danach rafft sie sich auf und besteigt ihren Wohnplatz von neuem. Im Oktober sucht sie zur Verpuppung das dürre Laub des Bodens auf, fertigt ein lockeres, mit den Haaren vermischtes Gewebe, in diesem ein zweites, festeres Gespinnst, welches aber noch locker genug ist, um die dunkel braune Puppe durchscheinen zu lassen. Rach der Ueberwinter- ung kriecht im Juni ein Heller und dunkler, graubraun und weiß gezeichneter Schmetterling, ein „Spinner" hervor. Es ist der Rothschwanz, Buchenspinner, auch Kopfhänger genannt (Ossyokira puckibuncka), der sich als Schmetterling in keiner Luflau. Vorgestern schon hat sich hier unter dem „ . , _ , Vorsitze des Gcmeindevorstandes Wünsch aus Bürgern unseres einigermaßen wieder gangbar geworden sind, läßt sich auch der Ortes ein Ausschuß zusammengesetzt, der eine Sammlung von ' Unterstützungsgeldern für die durch die Hochsiuthen geschädigten Landsleute in die Hand nehmen will. — Auch unser Dorf wird seine Einquartirung erhalten, doch erst nach den Herbst- manövc^n. Es sind vom 22—23. September 20 Offiziere, 555 Mannschaften, 9 Pferde und vom 22.-24. September 6 Offiziere, 110 Mannschaften und 113 Pferde unterzubringen. Außerdem sollen während der Uebungcn einmal von 2500 Mann und 750 Pferden auf eine Nacht Massenquartier be-