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Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 154. Mittwoch, den 7. Juli 1897. 47. Jahrgang. Q. 294. Die auf den 9. Juli angesetzte Versteigerung „zur Hoffnung" in Oberlungwitz, Steinberg, findet nicht statt. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Sekr. Kurth. WMeiner Tageblatt jchen Wochentag abends für den folgenden nehmen die Expedition bis Vorm, tv Uhr durch die Austräger pro W U sowie für Auswärts alle Austräger, deSgl. Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 N M U alle Annoncen-Expeditionen zu Original« frei ins HauS. V V xM Preisen entgegen, für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Fallen, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seisersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. f. w. lichen Kommandos der Schutztruppe für Deutsch-Ostaftika Ihr Sohn, der Zahlmeister-Aspirant Louis Winkler, am 7. Juni in Jringa an perniciösem Fieber verstorben ist Nähere Nach richten liegen zur Zeit hier noch nicht vor, doch werde ich Ihnen solche, sowie den Nachlaß und den Todtenschein, sobald sie aus Deutsch-Ostafrika eingehen, mit thunlichster Beschleunigung zu senden." Beim Auspacken von Körben ergriff der l'/^Jahre alte Sohn des Arbeiters Müller in Zörbitz eine Flasche Benzin trank dieselbe aus und starb nach kurzer Zeit. Am Sonnabend nachmittag machte sich auf der Ausstellung in Leipzig ein junger Mensch verdächtig, indem derselbe Sect trank, große Trinkgelder gab und mit viel Geld prahlte. Ein Criminalbeamter nahm ihn hierauf vor, wobei sich herausstellte, daß der leichtsinnige Mensch, ein 17 Jahre alter Kaufmannslehrling aus Magdeburg, bei der dortigen Straßen- bahngesellschast an demselben Tage einen Geldbetrag von circa 1000 Mark veruntreut und damit eine Vergnügnngsreise an getreten hatte. In seinem Besitze fanden sich noch ziemlich 900 Mk. vor. Aus Oelsnitz i. V., 4. Juni: In dem bis auf den letzten Platz gefüllten großen Schützenhaussaale sprach heute Nachmittag Redacieur Hofer aus Eger über „Die Lage des Deutschthums in Oesterreich" und schilderte hier an der Grenze Böhmens alle die Bedrängnisse und die empörenden Bedrückungen, denen unsere deutschen Brüder jenseits der schwarzgelben Grenzpfähle ausgesetzt sind. Insbesondere die Badenische Sprachenverord nung mit ihren Consequenzen, dieser Faustschlag in das Gesicht der deutschen Nation, fand ausführliche Darlegung; weiter wurde das schmähliche Verhalten der Deutsch-Clericalen im Reichs- rathe einer abfälligen Critik unterzogen und das Renegatenthum eines besonders genannten Abgeordneten verurtheilt und ge geißelt. Die Ostmark als Bollwerk zu erhalten gegen den Ansturm des Slaventhums, müsse Aufgabe jedes Deutschöster reichers und jedes Reichsdeutschen sein. Nach Schluß des 1'/g stündigen Vortrages, an den sich eine lebhafte Debatte schloß, gelangte folgende Resolution zur einstimmigen Annahme: „Die bei der Versammlung des Vereins Deutsch-Oesterreicher, welche heute im Schützenhause zu Oelsnitz abgehalten wurde, zahlreich erschienenen Deutschen sprechen ihre tiefe Entrüstung über die den Deutschen in Oesterreich durch die Badenische Sprachen verordnung angethane Schmach aus und versichern ihre Stammcs- genossen in der Ostmark ihrer vollen Sympathie. Volle An erkennung zollen sie ihnen für das treue Ausharrcn im muth- willig aufgezwungenen Kampfe und versichern sie der moralischen Unterstützung und Förderung nach Kräften. Die Versammelten wünschen und hoffen, daß die Ostmärker auch jetzt wieder die deutsche Ehre retten und der polnischen Herrschaft das verdiente Ende bereiten helfen werden". Dem „Alldeutschen Verbände" traten behufs finanzieller Mithilfe an der Erhaltung des Deutsch thums in Böhmen eine große Zahl Versammlungstheilnehmer bei, auch wird der Verein der Deutsch-Ocsterreicher künftig unter stützende Reichsdeutsche als Mitglieder aumehmen. Aus Reichenau wird berichtet: Das furchtbare Gewitter, welches am Sonnabend Abend von Westen heraufzog, hat leider auch ein Menschenleben als Opfer gefordert. Der Wirth des Bergrestaurants auf dem Gickelsberg, Herr Thum, ist vom Blitz getroffen und sofort getödtet worden. Er befand sich während des Gewitters allein in dem nach Westen belegenen Gastzimmer und rief seine in der Küche beschäftigte junge Frau herbei, um sie auf die sich heranwälzenden Wolkenmassen auf merksam zu machen. Seine Frau war aber kaum in dem Gastzimmer erschienen, als ein Blitzstrahl das Gebäude traf, der in einer Ecke unterhalb der Decke in das Gastzimmer drang und den Wirth erschlug. Während Thum sofort todt war, kam seine Frau mit einer kurzen Betäubung davon. Die Errichtung einer Tiefbauschule in Zittau ist jetzt gesichert. Dieselbe wird bereits am 1. Januar nächsten Jahres eröffnet werden. Zwischen dem königlichen Ministerium des Innern und dem Stadtrath ist jetzt ein Vertrag abgeschlossen worden; darnach hat die Stadt Zittau die für die Schulzwecke benöthigten Schulräume zu stellen und die bauliche Instand haltung, Beleuchtung und Beheizung derselben zu übernehmen. Die Tiefbauschule soll in dem freigewordenen dortigen Knaben- chulgebäude untergebracht werden, für dessen zweckentsprechende Instandsetzung beide städischen Collegien die Summe von 18 000 Mark bewilligt haben. Dem Vernehmen nach beabsichtigt die etlichen Tagen, diesmal mit einem als Dolmetscher dienenden Kameraden, wiederzukehren. Auf des Doktors Frage, ob das „Mittel" geholfen habe, berichtet der sprachkundige Aaron, daß das „sehr gut Mittel" alle Schmerzen genommen habe. Der Doktor läßt nun den „Verband" abnehmen, und was findet er? — Sein Rezept! Bei dem amSonnabendRachmittag 4 Uhr in Crimmit schau niedergegangenen Gewitter, welches von starkem Regen begleitet war, schlug in Chursdorf bei Blankenhain der Blitz u. A. auch in das Wohnhaus der Wittwe Hallbauer und tödtete deren einziges Kind, die 15 jährige Tochter Elsa. Das bedauernswerthe junge Mädchen war m einem benachbarten Orte und begab sich trotz Abredens beim Herannahen des Gewitters nach Hause, um bei der alleinstehenden Mutter zu sein. Zu Hause angekommen, schloß sie die Fenster im Ober geschoß und auf dem Boden und dort erreilte sie das Geschick, das ihrem jungen Leben ein schnelles Ende bereitete. In der Unterofficier-Vorschule und Unterofstcier-Schule Marienberg beginnt im April nächsten Jahres wieder ein neuer Cursus und haben die jungen Leute, welche die Absicht hegen, in eine dieser Schulen einzutreten, sich persönlich in Be gleitung ihres Vaters oder Vormundes bei ihrem Bezirks- commando oder beim Commando der Unterofficier-Vorschule bez. Unterofficier-Schule zu Marienberg bis spätestens 15. Ja nuar n. I. anzumelden, woselbst sie alles Nähere erfahren. Die Aufzunehmenden in die Vorschule müssen mindestens 14^/, Jahre alt sein und dürfen das 16. Lebensjahr noch nicht über schritten haben, während die in die Unterofficier-Schule sich Meldenden mindestens das 17. Jahr erreicht haben müssen, das 20. aber noch nicht vollendet haben dürfen. Die Aufnahme erfolgt nach Maßgabe der vorhandenen offenen Stellen und können später frei werdende Stellen auch jederzeit besetzt wer den. Da sich jedoch der Hauptbestand der Unterosficier-Vor- schule durch Zugang aus der Soldaten-Knaben-Erziehungs- Anstalt Kleinstruppen, der Schule aus der Vorschule er gänzt, so kann nur eine geringe Anzahl von Bewerbern und zwar in erster Linie nur solche Berücksichtigung finden, die als Söhne von Kriegs-Invaliden, gut gedienter Soldaten und von Mitgliedern von Militärvereinen, einer Versorgung am drin gendsten bedürfen. Sämmtliche Fortbildungsschulen resp. Ge meindevorstände sind im Besitze der gedruckten Ausnahme bestimmungen. Aus Anlaß des am 11. Juli in Grünhainichen statt findenden Feuerwehrfestes des Chemnitzer Kreisfeuerwehrver bandes ist seitens der Königlichen Generaldirection den Sächsischen Staatsbahnen ein Sonderzug von Chemnitz nach Grünhainichen zur Verfügung gestellt worden. Derselbe geht Sonntag, den 11. dss. Vorm. 9 Uhr in Chemnitz ab und trifft 9,58 Vorm, in Grünhainichen ein. An denselben haben alle in Chemuitz eintreffenden Frühzüge Anschluß. Die Rückfahrt von Grün hainichen erfolgt 9,45 abends, die Ankunft in Chemnitz 10 Uhr 42M>n., sodaß Anschluß an die meisten von Chemnitz abgehen den Nachtzüge vorhanden. Außer dem Sonderzug verkehren von Grünhainichen noch 2 Züge nach Chemnitz und zwar ^/^7 Uhr und 1 Uhr abends. Vorgestern Abend schoß ein Mittweidaer Jäger auf einer von der Zschopau mindestens circa 1500 Meter ent fernten, aus WeinSdorfer Flur gelegenen Wiese am Bürger wald einen Fischotter. Es ist dies ein Beweis dafür, wie weit dieses der Fischzucht so schädliche Raubthier seine nächt lichen Streifzüge ausdehnt. Am Mittwoch Abend wurde in Waldheim in feier licher Weise der Grundstein zum „Evangelischen Vereinshaus" gelegt. Vielfach bemüht man sich, durch Wiederbenntzung des vor dem Bahnhofe Arnsdorf abzweigcnden und mit Umgehung dieser Station nach Radeberg führenden Schienenstranges eine wesentliche Verkürzung der Fahrtdauer nach '.Dresden herbei zuführen. Auch der Gewerbeverein zu Kamenz tritt jetzt da für ein. Der Fabrikschlosser Winkler in Oschatz, dessen Sohn als Zahlmeister-Aspirant bei der Schutztruppe in Ostafrika stand, erhielt vor einigen Tagen vom Director der Colonialabtheilung, Freiherrn von Richthosen-Berlin, folgende Zuschrift: „Unter dem Ausdrucke aufrichtigster Theilnahmc habe ich Euer Wohl geboren die traurige Mittheilung zu machen, daß nach einem unter dem 24. Juni hier eingegangenen Telegramme deS kaiser- ' Sächsisches. Hohenstein, den 6. Juli 1897. Der Glauchauer ärztliche Bezirksverein hielt 4. ds. Mts. unter dem Vorsitze des Herm Medicinalrath Dr. Hankel im Bade Hohenstein-Ernstthal seine 8. Versammlung ab. Bei der hierbei mit erfolgten Besichtigung dieses umfangreichen Besitz thums, insbesondere der Wohnungsräume und der Badeein richtungen haben solche von der ärztlichen Versammlung eine sehr günstige Beurtheilung und die allgemeine Anerkennung ge funden. Von den diesjährigen Abiturienten der sächsischen Semi nare haben sich 3 zum einjährig-freiwilligen Militärdienst ge meldet, zwei vom Seminar zu Nossen und einer vom Friedrich- städtcr Seminar in Dresden. Das 12. deutsche Bundesschießen zu Nürnberg ist am Sonnabend Mittag 12 Uhr durch Böllerschüsse eröffnet worden. Die Stadt hat in allen Theilen ein stattliches Festgewand an gelegt und sich zu dem besonderen Zwecke sinnreich geschmückt. Schützen aus ganz Deutschland trafen in großen Schaaren, zum Theil in Extrazügen, ein. Die Zahl der angemeldeten Schützen übersteigt schon weit die Zahl der Theilnehmer an allen früheren Bundesschießen. Ehrenpreise, unter Anderem solche vom Kaiser, vom Prinzregenten Luitpold, vom Kaiser Franz Josef und anderen Fürsten gestiftet, sind wieder in großer Zahl eingegangen. Bis Nachmittag waren etwa 5000 Schützen aus ganz Deutschland, Oesterreich, Schweiz rc. ange kommen. Auch aus Amerika sind einige 40 Schützen mit ihren Damen eingetroffen. Am Abend fand die Begrüßung in Form eines Commerses in der großen Festhalle auf dem Festplatze statt, wobei u. A. auch Praeger aus Annaberg sprach, der die Heldenthaten der Bayern im Jahre 1870/71 erzählte. John aus Burgstädt brachte den Stiftern der — noch nie so reichen — Ehrengaben ein donnerndes Hoch. — Am Nachmittag wurde ein aus Rorddeutschland eingetroffener Schütze vor einem Hotel durch einen herabfallenden Stein so schwer verletzt, daß an seinem Auskommen gezweifelt wird. — Vorgestern Vormittag 11^ Uhr erfolgte der Festzug durch die prächtig decorirten Straßen. Derselbe stellte in drei Abtheilungen die Zeiten Barbarossa's, Maximilian's und Gustav Adolfs dar. Die Lostüme waren den alten Zeiten getreu nachgebildet. Alle die Ritter, Ritterfrauen, Minnesänger, Herolde, Fanfarenbläser, Reisige, Künstler, Landsknechte', Kaufleute, Patrizier, Gewerbe treibende u. s. w. die wundervollen Wagen der Germania und der Minne, die frohen Gestalten der Schützen, die jubelnden Zuschauer, Alles dies in dem Rahmen der alterthümlichen Straßen der alten Reichsstadt bot ein prachtvolles, geradezu überwältigendes Bild. Vor den auf dem Marktplatz am „Schönen Brunnen" errichteten Tribünen erfolgte um 12 Uhr die Uebergabe des Bundesbanners an die Stadt. Auf dem riesigen Festplatz vor der Stadt löste sich der 1^ Stunden lange Zug auf; um 3 Uhr fand in der mächtigen Festhalle Festmahl statt; etwa 3000 Personen betheiligten sich daran. Gymnasialrector Vogt hielt die Bewillkommnungsrede, der Vorsitzende des Gesammt-Ausschusses des Bundesschießens Hausschild-Bremen brachte ein Hoch auf den Kaiser und den Prinzregenten, die anderen deutschen Fürsten und das deutsche Volk aus. Es folgten noch andere Toaste, wie aus die Stadt Nürnberg aud auf die Schützen. An den Kaiser und den Prinzregenten wurden Huldigungs-Telegramme geschickt. Um 5 Uhr begann das Concurrenz-Schießen. Bei dem letzten Gewitter wurde durch einen Blitzstrahl das Haus des dortigen Bahnwärter Dämmig aus Langenberg bei Riesa getroffen. Es brannte bis auf die Umfassungsmauern nieder. Eine unglaublicke Geschichte erlebte vor kurzem der Arzt eines Ortes bei Burgstädt. Kommt da ein beim Bahnbau Limbach-Wüstenbrand beschäftigter böhmischer Arbeiter, der aller dings der deutschen Sprache gar nicht mächtig ist, und giebt durch Gebärden zu erkennen, daß er große Schmerzen im Rücken fühle. Rach vorgcnommener Untersuchung schreibt der Doktor ein Rezept und verordnet, Senfpapler auf die schmerzhafte Stelle aufzulegen. Um seinem Patienten die Sache recht an- schMich zu machen, feuchtet der Herr Doktor ein Stück ge wöhnlichen Papieres an, und giebt ebenfalls durch Gebärden zu versteheu, daß ebenso mit dem Senfpapier zu verfahren sei. Mit bejahendem Kopfnicken rückt der Böhme ab, um nach