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Hohensteiner Tageblatt : 18.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189706184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18970618
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18970618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-18
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 18.06.1897
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man sich der Aehnlichkeit beider Anschläge. Auf der Pistole vom Sonntag standen noch die Worte: II en a boauaoup qui sont mort8 pour la k'ranoo. Da nun kein Anarchist für Frankreich gestorben ist, wohl aber viele Polen, so liegt die Vermuthung nahe, daß hier ein einzelner über die russische Politik Frankreichs gekränkter Pole sich Gehör zu verschaffen wünscht. Im Laufe des Monats Juli soll nach den neuesten Be stimmungen mit der Aufstellung der vierten Bataillone begonnen werden und zwar zuerst bei der 11. Division, von welcher das 26. Infanterie-Regiment und das 69. Regiment in je ein Bataillon in Toul, das 79. Regiment ein Bataillon in Neu- schateau aufstellen. Diese 3 Bataillone werden mit je 4Com- pagnieen gebildet. Die Compagnie hat vorläufig 1 Hauptmann, 2 Lieutenants, 11 Unterofficiere verschiedener Grade, das Ba taillon zusammen eine Stärke von 400 Mann. Das vierte Regiment der 11. Division, Regiment Nr. 37, welches sein Depot in Troyes, seine drei Bataillone in Nancy hat, stellt das 4. Bataillon erst im October auf, zu welcher Zeit voraussicht lich auch die übrigen Bataillone der an den Grenzen stehenden Armeecorps gebildet werden. In erster Linie kommen hier in Betracht das 1., 6. und 7. Corps, von denen das 1. entlang der belgischen Grenze neun Infanterie-Regimenter, das 6. Corps entlang der deutschen Grenze 20 Infanterie-Regimenter und das 7. Corps mit dem Sitz oes Gencralcommandos in Besanyon neun Infanterie-Regimenter zählt. Unter diesen Jnfanterie- truppcn befinden sich aber 14 sogenannte Rcgwnalregimenter, welche schon seit dem Jahre 1887 vier Bataillone stark sind, und so bleiben an der Grenze gegen Belgien und Deutschland 24 Regimenter, für welche zunächst je ein Bataillon gebildet werden muß. Alsdann werden dieie Bataillone bei dem an der italienischen Grenze stehenden 15. Corps ausgestellt, welches mit 8 Jmanterie-Regunentcrn, worunter eines zu 4 Bataillonen aus dem Festlande, mit einem Regiment aus der Insel Corsica steht. Für dieses Corps sind daher nur 7 Bataillone erforder lich, welche, da die Gestellung von Untero'ficieren wohl aus nicht geringe Schwierigkeiten stoßen wird, voraussichtlich vor läufig mit nur 2 Compagniecn ausgestellt werden. Für die neuen Bataillone der Regimenter Nr. 3, 58 und 61 der 40. Division, sowie sür das Regiment Nr. 55 wird das verschanzte Lager von Nizza den Standort bilden, während für die sämmt- lichen andern an den Grenzen stehenden Regimenter die Stand orte noch nicht bestimmt sind. Die Aufstellung der neuen Ba taillone bei dc m in Innern von Frankreich stehenden Regimentern wird erst allmählig je nach der Zahl der vorhandenen Mann- fchaffeu geschehen und cs soll ein Theil der Bataillone in der ersten Zeit mit nur 1—2 Compagniecn, ein Theil der Com pagniecn mit nur weniger Mannschaft ausgestellt werden. Im ganzen werden somit für die an den Grenzen stehenden Armee corps 31 neue Bataillone zu je 400 Mann oder 12 400 Mann erfordert mit einem jährlichen Rekrutenbedarf von mindestens 4—5000 Mann. Es ist daher jetzt schon Anordnung getroffen, daß in diesem Herbste 20 000 Mann weiter ausgehoben werden sollen, wodurch die ffühcr nur zum sogenannten Hilssdienste bestimmten Mannschaften vergriffen sind und auch die körper liche Tauglichkeit des Ersatzes herabgesetzt werden muß. Wäh rend sür die Wahl der Standorte bei den an den Grenzen stehenden Armeecorps nur strategische Rücksichten obwalten u cd hier die Unterkunstsräume von der Militärverwaltung bereit gestellt werden, w rd dies bei den neuen Bataillonen im Innern des Landes nicht der Fall sein. Hier beabsichtigt der Kricgs- ministcr zwar, die neuen Bataillone möglichst mit den Regi mentern zn vereinigen und leine weitern kleinen Standorte zu schaffen, weil jetzt schon Zweidrittel der Jnsanteric-Rcgimenter ihre Bataillone in verschiedenen Standorten verlheilt haben. Bei 82 Regimentern sind die Bataillone in zwei Standorten, bei 23Regimentern in drei und bei 3 Regimentern in vier ver schiedenen Orten. Anderseits aber wird dcm Kriegsmimstcrium die Auswahl sehr schwer gemacht, da nicht weniger als 200 Städte, trotz der großen von ihnen verlangten Leistungen, sich um die neuen Batwllone bewerben. Diese Leistungen sind auch für Deutschland sehr lehrreich, denn während es bei uns Regel ist, daß das Reich sür die Untcrkunst der Truppen auskommt, wird dies in Frankreich von den Gemeinden verlangt und cs sind hierbei die Anforderungen wahrlich nicht gering. Die Gemeinden haben die Casernen und Uebungsplütze zu beschaffen, wobei sür den Neubau eines Bataillons zu 400 Mann im ganzen 400 000kl- in Anschlag kommen. Nur die innere Einrichtung übernimmt die Militärverwaltung. Die Gemeinde hat über dies das Trinkwasscr mit täglich 18 obin sür 400 Mann, so wie das erforderliche Nutzwasser sür Stallungen und Waschan stalten unentgeltlich zu liesern und außerdem sür jedes Bataillon einen Uebungsplatz mit einem Flächcngehalt von 18 Hektar und, wenn dieser nicht zum Schießen verwendet werden kann, noch außerdem einen Schießplatz von 10 Hektaren. Endlich haben diejenigen Gemeinden, in welchen keine Militärspitälcr sich befinden, in ihren Krankenhäusern besondere Räume zur -fmnahmc vvu erkrankten Soldaten bereit zu stellen. Der Marine-Ausschuß der Deputirtcnkammer ist bekannt lich über die Forderungen des Ministers Bcsuard hinausgcgangen und hat sich den Ftottenplan Lockroys ungeeignet, der einen außerordentlichen Credit von 260 Millionen ersordert. Davon sollen 200 Millionen aus Neubauten, 20 Millionen am Um bauten und Ausoesserungen, die übrigen 40 Millionen zur Anlage und Verbesserung maritimer Stützpunkte verwandt werden. Zu solchen Stützpunkten hat der Ausschuß in den überseeischen Gebieten der Republik Tunesien, Algerien, Saigun, Madagaskar, Dakar, die Insel Gorca an der Küste Senegam- biens und La Martinique ausersch-u. Der befürwortende Bericht de Mahys sagt über den Werth dieser Stützpunkte: „Eine große, activ vorgehcude Marine ohne Stützpunkte draußen in der Welt wäre der Gipfel der Ungereimtheit, das hieße der Welt verkünden, Frcmkreicll habe ausschließlich für sich eine bei andern Völkern ungebräuchliche Arr der Kricgsührnng ange nommen, ein Schauscchicn, das sich auf die Parade und den Rückzug beschränkte. Es hieße zugestehen, daß wir uns, selbst wenn wir angegriffen würden, lediglich mit der Verthcidigung begnügen würden; damit wäre Frankreich gewissermaßen in die Zwangslage einer belagerten Festung gebracht, deren Commandant aus taktischen Grundsätzen aus jeden Ausfall verzichtete". Für Madagaskar empfiehlt der Bericht den Ort Bavatube an der Nordwestküste. Ferner erklärt er, der Umbau der gegenwärtig dienstthuenden Schiffe sei unaufschiebbar. Neun Panzerge schwaderschiffe von zwanzig und fünf zur Küstcnvertheidigung bestimmte Panzer von neun seien mangelhaff in Bezug auf ihre artilleristische Ausrüstung, ihre Kessel, die Thürinc und den Oberbau; ihre Ausbesserung koste 17 Millionen. Der Ausschuß habe das Jahr 1900 statt des von der Marinever waltung vorgeschlagenen Jahres 1905 als Zeitpunkt festgesetzt, an dem diese Umbauten beendet sein müssen, um die Ausgabe ertragreicher zu gestalten. Die 200 Millionen für Neubauten sollen nach der Ansicht des Ausschusses zum Bau von Kreuzern und leichten Fahrzeugen, aber nichts von dieser Summe soll für Panzerschiffe verwandt werden, und zwar sind 120 Mil lionen kür große Panzerkreuzer und 60 Millionen für Torpe doboote, Torpedojäger und Unterseeboote anzusetzen. Der Ausschuß giebt endlich der Meinung Ausdruck, daß diese Credite nicht in das Jahresbudget einzufügen seien, die Arbeiten für Umbauten, Neubauten, Aufbesserung oder Neuanlage von maritimen Stützpunkten sollen vielmehr ein Ganzes für sich bilden und sind von den Capiteln des Budgets zu trennen. Amerika. Washington, 16. Juni. Der Vertrag über die Angliede rung Hawaiis an die Vereinigten Staaten ist heute Vormittag durch oie Vertreter der beiden Staaten unterzeichnet woroen. Der Vertrag enthält folgende Punkte: 1. Hawaii tritt sein ganzes Gebiet ab und bildet fortan einen Bestandtheil der Vereinigten Staaten. 2. Die Vereinigten Staaten verleihen den Jryeln nicht nur ihren Schutz, sondern erkennen auch deren Staatsschuld bis zum Betrage von vier Millionen Dollrr an. 3. Sämmtliche Einwohner der Inseln, mit Ausnahme der Chinesen, werden Bürger der Vereinigten Staaten. 4. Die gegenwärtige Regierung und das gegenwärtige Parlament des Inselstaates bleiben im Amte, bis der Congrcß eine neue Ver fassung ausgearbeitet hat. Vermischtes Edhem Paschas Lohn. Der Sohn des türkischer! Obercommandireudcn Marschalls Edhem Pascha, der Zögling der sogenannten „Prinzenabtheifflngen" der Militäracademie in Konstantinopel ist, wurde — wie der „Pvlit. Korr." gemeldet wird — in Anbetracht der Verdienste seines Vaters zum Haupt mann und kaiserlichen Adjutanten ernannt. — Wir wissen nicht, ob es eine türkische Nationalsittc ist, die Söhne avanciren zu lassen, wenn die Väter Siege erfechten, oder ob cs sich da nur um einen Ausnahmefall handelt. Jedenfalls gehört aber der junge Edhem zu den wenigen Menschen in Europa, die den raschen Abbruch des griechisch-türkischen Krieges sehr zu beklagen haben. Denn, wenn sein Vater noch ein paar Wochen so fortgesiegt hätte, wäre er statt Hamtmann wenigstens General geworden. Einbruch. In der Nacht zum 2. dss. sind aus dein Dynamitlager der Dynamit-Actiengcsellschaft vorm. Alfred Nobel u. Co. bei Hammerstein, Bürgermeisteramt Wülfrath in Elber feld, etwa 100 Pid. Dynamit in Dynamitpatronen und 948 Stück Sprengkapseln sowie verschiedene Arbeitsgeräthe mittels Einbruchs gestohlen worden. Das Lager befindet sich in einem 10 Minuten vom Bahnhof Wülfrath entkernten Wäldchen, ist mit Palissaden von fast Zimmerhöhe umgeben, auch wehren Fußangeln zu der Thür des Lagers. Zudem ist der Vorraths- raum noch durch eine zweite starke und verschlossene Thür ver wehrt. Alle diese Hindernisse haben die Einbrecher überwunden. Vermuthet wird, daß zwei Personen an dem Diebstahl bcthei- ligt sind. Die Spitzbuben haben am Thatorte außer den Brechwcrkzeugen eine mit Branntwein gefüllt gewesene Bierflasche mit Patentvcrschluß, der die Aufschrift: „Herrn Reeder Elber- ffld und Barmen- trägt, zurückgelassen. Trotz eingehender Untersuchung hat man von den Dieben noch keine Spur, die bestohlene Gesellschaft hat daher auf die Ermittelung der Thater jetzt eine Belohnung von 150 M. ausgesetzt. Feuer. Ain Dienstag Mittag ist das Hotel „Tivilo" in Solingen abgebrannt. Zwei Feuerwehrleute wurden durch eine cinstürzende Mauer erschlagen. Defraudation in einem Ereditvereine. Im Zobtener Grundcrcditvereine wurden Unterschlagungen in der Höhe von 130,000 Mark entdeckt. Der langjährige Cassier Glühmann, welcher kürzlich plötzlich starb, wird mit den De- fcctcn in Verbindung gebracht. Die Kassenbücher sind gefälscht, und zwar in äußerst plumper Weise. Seit achtzehn Jahren Hal keine Kassenrcvision stattgcfunden. Nache. Das auf einem Gute in Dortmund dienende 17'ährige Dienstmädchen Anna Stehmann wurde am 26. April von ihrer Dicnuhcrrin wegen zu langen Ausbleibens gescholten. Ob der Rüge wurde das Mädchen derart erregt, daß es aus Rache die Scheune der Dienstherrin in Brand steckte und da- dmch einen Schaden von 8- bis 9000 M. verursachte. Tie verbrecherische Dicnstmagd wurde am 15. d. von der Straf kammer wegen Brandstiftung zn Jahren Gefängniß ver- urtheilt. Eine Zufammenstellung der Unglücksfälle in der Hannoverschen Baugewcrken-Berufsgenosscnschaff hat er geben, daß die meisten Uuglücksfälle an den Montagen Vor kommen. Ferner winde bje Entdeckung gemacht, daß in einer Section allein eine Lohnhinterziehung in Höhe von 130,000 Mark stattgcfunden hat, weshalb die Anstellung eines ständigen Revisors beschlossen wurde. Eine Bande Meincidfchwörcr, bestehend aus einem Althändler, einem Fabrikarbeiter und einem Schieferdecker, wurde in Iserlohn Hurter Schloß und Riegel georacht. Die Leute schworen gegen klingende Münze - in einem Falle wurde sogar ein alter Ziegenbock als Lohn sür die „Entlastung" bei Gericht versprochen — zahlreiche Meineide. Ja er näch sten Schwurgcrichisperiode werden sie sich zu verantworten haben. Auf der See gerettete Luftschiffer. Am 13. ds. Nachmittags gegen.5 Uhr wurde in einer Höhe von etwa 50 Meter über der Stadt O ende ein riesiger Luitball m mit drei Insassen sichtbar, oer, von kräftigem Ostwinde getrieben, mit großer Schnelligkeit der See znirieb. Tausende von Mensch n eilten erwartungsvoll dcm Damme zu. Nachdem der Ballon über eine halbe Stunde über die Wogen gcstriechen war, stieß er glücklicherweise ans einen Schlepper, der die Luftschiffer rettete. Der erleichterte Ballon stieg daraus von muem empor, um h .rnach in der See zu verschwinden. Das verunglückte Luftschiff war der um 3 Uhr in Brüssel aufgelassene Ballon Le Gaant. Zur Luftballon-Explosion in Berlin. Ueber die Ur sachen der Luftballon-Explosion auf dem Tempelhofer Felde gehen die Ansichten noch auseinander. Das Luftschiff soll zu erst ganz ausgezeichnet dem Steuer gehorcht haben, bis plötz lich zwischen der Chaussee und der Verbindungsbahn, von Ber lin links, sich eine Störung bemerkbar machte, und gleich da rauf das mehrere Meter im Geviert messende Bambussteuer, das mit braunem Shirtuch überzogen war, aus der Höhe herabstürzte, worauf der Ballon nach vorn in die Höhe schnellte. In diesem Augenblick muß nun einer der Insassen nach den Ventilleine gegriffen haben, ohne vorher die offene Benzinflamme des Motors gelöscht zn haben. Durch den schnellen Aufstieg und das Oeffnen des Ventils wurden nun die Wasserstoffgase frei, entzündeten sich und brachten dann den Ballon zur Explosion. Die Staatsanwaltschaft hat das Schiff und die Leichen mit Beschlag belegt. Dr. Wölfert be fand sich in der letzten Zeit in ziemlich derangirten Verhält nissen, so daß auch der Gerichtsvollzieher schon Besuche bei ihm gemacht hat. Trotzdem hatte W. felsenfestes Vertrauen zu seiner Erfindung, durch die er seine Verhältnisse mit einem Schlage zu ändern dachte. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, war er schriftstellerisch und auch als Corrector in einer Druckerei thätig gewesen. Eine erboste Frau. Die dem Trünke ergebene Frau des Färbers Deal in Villesranche - sur - Saone machte ihrem Manne das Leben so sauer, das er sie verließ. Hierüber er bost, kaufte Frau Deal sich einen Liter Salzsäure, übergoß da mit in ihrem grenzenlosen Zorn zunächst ih.-e 14jährige Nichte, die ein Auge verlor, füllte dann das Gesäß von neuem mit Salzsäure und schüttete es ihrem Manne, der bei einem Bart scheerer saß, über den Kopf. Sie wurde verhaftet. Deal ist gefährlich verwundet. Verurtheilt. Bor fünf Jahren wurde ein Bauern bursche in Oberbayern zu sieben Jahren Zuchthaus verurtheilt, weil er einen Bauernknecht erstochen haben sollte. Die Verur- theilung erfolgte auf Grund der eidlichen Zeugenaussagen dreier Bauernburschen. Nun sind diese unter dringendem Verdacht, daß sie damals Meineide geschworen und selbst die Thäter ge wesen sind, verhaftet worden. Ein groffcr Dynamitviebstahl wurde vor einigen Tagen in Hammerstein bei Wallrath begangen. Etwa 10 Mi nuten vom Bahnhof Wülfrath befindet sich das große Dyna mitlager der Dynamit-Akticn-Gesellschaft vorm. Alfred Nobel u. Co. Das Lager ist mit einem mehrere Meter hohen Palli- sadenzaun umgeben, und Fußangeln wahren den Zugang zu der Thüre des Lagerraumes, allein diese Sicherheitsvorricht ungen haben nicht genügt, es wurden etwa 100 Pfund Dyna mit in Patronen, 948 Stück Sprengkapseln und verschiedene Arbeitsgeräthe gestohlen. Von den Dieben hat man noch keine Spur; die Elberfelder Staatsanwaltschaft hat daher aus die Ermittelung der Einbrecher eine Belohnung von 150 Mk. aus geschrieben. Die Sprengstoffe waren in einer Holzkiste aus rohem Tannenholz. Auf dem Deckel der Kiste, die von den Dieben mitgenommen wurde, befand sich eingebrannt der Fir menstempel, sowie die Schutzmarke, die eine Kopfseite in einem Kreise ein Schlägel und Eisen. Die gestohlenen Arbeitsgeräthe trugen theils die Bezeichnung k. VV. K., theils W. Atts Rttfflattd. In Kutais überfielen als Nonnen verkleidete Frauen, nachdem sie Männer in abgelegene Stadt theile gelockt hatten, dieselben mit Knüppeln, Steinen und Mes sern. Mehrere der Ueberfallenen konnten sich nur mühsam retten. Die gefundenen Leichen sind gräßlich verstünimelt. Es handelt sib offenbar um fanatische Anhängerinnen einer neuen j Secte. Infolge vergifteten c- etränkes sind in Moskau gegen j 100 Angestellte einer Grobfirma, die ihr Personal während der i Arbeitszeit verpflegte, schwer erkrankt. Der ».'.erklärliche Vor- > falt erregt groß s Aufsehen. — Die Weberei von Barnow an !der Moskau-Jaroslawer Bahn ist abgebrannt. Der Schaden ibeläuft sich auf etwa 3 Millionen Mark. — Nach den letzten !Berichten hat ein großer Theil Rußlands nur eine geringe ! Ernte zu erwarten; man wird staatliche Maßregel zur Beseitig ung der Noth ergreif m müssen, da schon jetzt cs vielfach an i Lebensmitteln tehlt. ! Nachtrag. Kiel, 16. Juni. Die Luftschiffcrabtheilung nahm heute interessante Schleppversuche mit einem 1000 Meter hoch auf gestiegenen Ballon von einem Torpedoboot ans vor. Das Boot dampfte mit voller Kraft in See, vom Ballon aus wurde das bei den Däneninseln übende Geschwader, welches vom Buelker Leuchtthurm nicht mehr sichtbar war, aufgefunden und sind die Schiffe genau erkannt worden. Wien, 16. Juni. Im Proccß gegen die früheren öster reichischen Oificiere Hartmann und Waniczck, die bekanntlich an Rußland Pläne der Fortificationen, Mobilisirung und Eisenbahnen verkauft haben sollen, wurde heute be-m Schluß des Beweisverfahrens festgestellt, daß Hartmann dcm russischen Mil-tär-Attachä, mit dcm er verkehrte, anbot, ihn auch über deutsche Militärverhältnisse zu iniormiren, und eine große Summe hierfür verlangte. Der Attache erklärte, daß er we gen der Höhe des Betrages erst bei seiner Regierung ansragen müsse. Hartmann wendete sich hierauf mit demselben An gebot an den hiesigen Militürbevollmächtigten eines westlichen Staates, welcher nicht dem Dreibunde angehört. Er erhielt von diesem eine Privatadresse in der Hauptstadt seines Reiches, an welche er schreiben sollte. Hartmann that dies und empfing eine briefliche Antwort, in welcher er cingeladen wurde, sich an einem bestimmten Tage in Zürich zu einer Besprechung ein zufinden. Inzwischen wurde er verhaftet. Beide wurden von der Anklage wegen Hachverraths und Spionage freigcsprochen, dagegen schuldig befunden der Ausspähung militärischer Geheim nisse. Hartmann wurde zn fünf, Wandiczek zu zwei Jahren schweren Kerkers verurtheilt. Paris, 16. Juni. Heute Abend erfolgte eine starke Deto nation auf dem Concordiaplatze. Der aus dem Ministerium des Innern zurückkch>cndc PolizOpräfcct Löpine, welcher die Explosion hörte, begann sofort die Untersuchung. Die Bombe war auf das den Concordiaplatz umgebende Steingclände nahe bei der Strnßburgstatne gelegt worden, deren Sockel und oberer Theil an mehreren Stellen abgeschundcn worden. Man fand Eiscnstücke von fünf Millimetern Dicke. Bon der Statue gegen die Rivolistraße hin wurde eine Blutspur bemerkt, die aber durch den Regen b ild verw'scht wurde. Die Polizei meint, da di- Explosion bei der Straßburgstatne erfolgte, so habe sic wahrscheinlich denselben Mann zum Urheber, welcher die Worte „Elsaß-Lothringen" und „Polen" am das nach dem Attentat g-gen Faur- amgesundcne Dvlchmcsscr schrieb. Paris, 16. Juni. Hier verlautet das Gerücht, daß der ehemalige schweizerische Bundespräsident Numa Droz von allen Mächten als Gouverneur Kretas in Aussicht genommen sei. Numa Droz, in Neufchatel geboren, als dieses noch unter preußischer Verwaltung stand, ist der Sohn eines Schullehrers, absolvirte den Lehrcursus und studirte Wirthschafts- und Ver waltungslehre. Derselbe gilt als der beste Diplomat der Schweiz Dies bekundete er besonders, indem er wesentlich dazn beitrug, den französisch-schweizerischen Zollkrieg zu beseitigen. Telegramm. Berlin, 17. Juni, 12 Uhr 25 Min. Se. Majestät der Kaiser empfing heute Mittag 12^ Uhr den Minister v. Bötticher. Würishofen, 17. Juni, 8 Uhr früh. Prälat Kneipp ist heute früh gestorben.
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