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Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Lag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Pik. 1 50 frei ins Haus. GeWUts-Anzeiger für In sera nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhr sowie für Auswärts alle Austräger, desgl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Döerlnngwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zn Hohenstein. Rr. 138. Freitag, den 18. Juni 1897, 47. Jahrgang. Den 2. Juli 1897, Borm. 11 Uhr kommen im hiesigen Anktivnslokale 1 Schüjzctthelm, 1 Seitengewehr mit Gurt und 1 Schülzenmützc (für Gardeschützen» gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher beim Kgl. Amtsgerichte .Hohenstein-Ernstthal. Sekr. Kurth. ' Q. 297/97. Bekanntmachung. Auch im hiesigen Orte ist das Vorhandensein der Blutlaus festgestellt worden und steht deren weitere Ausbreitung zu befürchten. Unter Hinweis auf H 368,2 des Reichs Strafgesetz-Buchs werden deshalb hiermit die Grundstücksbesitzer anfgefordert, nicht nur die auf ihren Grundstücken anstehenden Obstbäume, sondern auch alle anderen Laubhölzer gründ lich auf das Vorhandensein der Blutlaus zn untersuchen und letztere vorkommenden Falls zu vertilgen. Hierzu eignet sich insbesondere eine aus Lehm, Lauge, Koch- oder Viehsalz hergestellte breiartige Masse, welche mittelst Pinsels so aufzutragen ist, daß die Blutläuse sammt Brut vollständig bedeckt werden und hierdurch beim Trockenwcrden ersticken. Tas Mittel kann das ganze Jahr hindurch angewendet werden und schadet den Obstbäumen nichts. Gersdorf, den 10. Juni 1897. Der G e m e i n d e v o r st a n d. (Köhler. Sächsisches. Hohenstein, den 17. Juni 1897. Am Trinitatisfonntag des Jahres !887 trat hier in Hohenstein ein Evang.-luth. Jünglingsvercin ins Leben, nach dem bereits einige Wochen früher auch ein Jungfraucnverein gegründet worden war. Der Jünglingsvercin gedenkt nun am nächsten Sonntage seinen 10jährigen Stiftur.gstag festlich zu begehen, und zwar durch einen Gottesdienst — gemeinsam mit dem Jungfrauenvcrein - nachmittag 2 Uhr, in welchem Herr Pustor Zimmermann, der frühere Pfarrer von Hohenstein, die Predigt halten wird, und durch einen Jubiläums-Familien abend abends 8 Uhr im Hotel „zu den drei Schwanen . Wir wünschen den Feiernden, die in aller Stille doch eine gute und in unserer Zeit auch nvthweudige Sache verfolgen, recht zahl reiche Bethciligung von Seiten der Gemeinde und ein schönes und gesegnetes Fest. Das alljährliche Roscnfest wird diesmal an den Tagen des 11. und 12. Juli abgchalten werden und zwar wie üblich, im hiesigen Logcnhaus. Wir machen schon heute darauf auf merksam, daß sich das Fest in diesem Jahre zu einem besonders interessanten gestalten dürste infolge verschiedcntlicher Neuerungen. Ebenso gelangen auch eine Anzahl neuer, prachtvoller Rosen zur Ausstellung, die jeden Rosenliebhaber entzücken werden. Daß in diesem Jahre sich 25 Jahre erfüllen, seitdem das Hohen- steiner Rofensest ins Leben gerufen wurde, wollen wir, uns ausführlichere Mittheilungcn hierüber vorbehaltend, heute nur kurz andeuten. Am 10. und 11. Juli tagt die „Vereinigung der Bürger meister in mittleren und kleinen Städten und der berufs mäßigen Gemcindevorstände Sachsens" in Geringswalde. Der Hauptversammlung in der Aula der Bürgerschule liegt nach stehende Tagesordnung zu Grunde: 1) Geschäftliche Mittheil- ungen verschiedener Art und Beschlußfassung über eine Petition an das königliche Ministerium des Innern, günstigere An- stcllungsbedingungen betreffend. 2) Vortrag über fünf Fragen des Sparkaffenwesens (Berghändler-Radcburg). 3) Vortrag über Prüfung der Gemcindebcamten (Kaulisch-Nerchau). 4) Vortrag über Besitzvcrändcrungsabgaben (Grahl-Cotta). Der Vorstand des Landesverbandes Sachsen des Allge meinen Deutschen Schulvereins zur Erhaltung des Dcutschthums im Auslande hat mit Hinweis auf die kürzlich erlasfene Sprachen verordnung und ihre für das Deutsche Volksthum in Böhmen voraussichtlich verhängnißvollen Wirkungen einen sehr warmen Ausruf erlassen, durch den er zu thatkräftigem Beweise der Theilnahme an den Kämpfen und Schicksalen unsrer deutschen Stammesgenosfen in Oesterreich, bes. auch zum Eintritt in den „Allgemeinen Deutschen Schulverein" einladet, der seit 16 Jahren jenen financielle und moralische Beihilfe leffteie und mit den dortigen Vorkämpfern der deutschen Sache in genauer Beziehung steht. (Anmeldungen sind an den Vorsitzenden der betr. Orts gruppe, in Dresden an Herrn Pfarrer W. Gamper, Stadtver ordneter, Liliengasfe 15, II, zu richten). Der Exportverein für das Königreich Sachsen theilt zur Warnung für hiesige Geschäftsleute mit: „Unser französischer Korrespondent übermittelt uns heute folgende Nachricht: In Arcachon, einem Badeorte in der Nähe von Bordeaux, ^findet laut Ankündigungen vom 15. Juli bis 15. October d. I. eine sogenannte internationale Ausstellung von Gegenständen des Handels, der Industrie, der Hhgieine und der Künste, sowie von Nahrungsmitteln statt. Die Ausstellung ist ins Werk ge setzt von einem gewissen Jean Alfred Mg6, welcher mit der artigen Veranstaltungen ein Geschäft betreibt. Die Ausstellung dient keinen öffentlichen oder gemeinnützigen Interesse und ent behrt auch jedes officiellen Charakters; indessen fordert Herr Vigö in seinen Prospekten Kostenvorschüffe und verspricht Me daillen und Diplome. — Es scheint uns nun im Interesse unseres Handels und unserer Industrie angezeigt, auf den Cha rakter dieser Art Ausstellungsunrernehmungen aufmerksam zu machen." Im Publikum ist vielfach die irrige Ansicht verbreitet, daß Postsendungen mit dem Vermerke Durch Eilboten zu be stellen" oder „Durch besonderen Boten zu bestellen" nicht allein bei der Bestellung am Bestimmungsorte, sondern auch während der Beförderung einen Vorrang vor den anderen Sendungen genießen, daß also z. B durch Eilboten zu bestellende Packete unter Umständen auch mit Schnellzügen, welche sonst nur den Briefverkehr vermitteln, befördert würden. Der obenerwähnte Vermerk erstreckt sich jedoch lediglich auf die Bestellung der betreffenden Sendungen, also wird ein durch besonderen Boten zu bestellendes Packet („Eilpacket ) bis zum Bestimmungsorte mit den gewöhnlichen Packetzügen befördert. Eine beschleunigte Ucbermittelung findet nur statt hinsichtlich der als dringend aufgclieierten Packetsendungcn, und zwar gegen eine besondere Gebühr von einer Mark für das Stück. Von der Budapester Telcgraphenkonferenz sind eine An zahl Aenderungen in den Bestimmungen des internationalen Telcgravhenvertrages beschlossen worden, die am 1. Juli in Kraft treten. Wir wollen davon nur die auf die Wortzählung der Telegramms bezüglichen Aenderungen herausgreifcn, da diese von allgemeinem Interesse sind. Diese neuen Bestimmungen lauten: Das Absatzzcichen ist weggefalleu; die Ucbermittelung der Unterscheidungszeichen, Apostrophe und Bindestriche ist nnr im europäischen Vorschristenbereiche verbindlich. Die Striche, welche in der Urschrift nur die verschiedenen Wörter oder Gruppen eines Telegramms trennen sollen, werden weder mit gezählt noch befördert. — In den telegraphischen Postanwei sungen werden stets der Name -der Aufgabepostanstalt, der Name der auszahlenden Postanstalt und der des Wohnortes des Empfängers je für ein Wort berechnet. — Die größte Länge eines Wortes in offener Sprache ist sowohl für den europäifchcn wie außereuropäischen Vorschriftenbereich auf 15 Buchstaben nach dem Morse-Alphabet festgesetzt — Die in Ziffern geschriebenen Zahlen werden für so viele Wörter ge zählt, wievielmal fünf Ziffern sie enthalten, nebst einem Worte mehr für den Ueberichuß. Dieselbe Regel findet Anwendung auf die Zählung von Buchstabengruppen, sowie am Gruppen von Buchstaben und Ziffern, welche z. B. als Handelsmarken angewendet werden. Die Bindestriche werden, ebenso wie bis her die Punkte, Komma und Bruchstriche, welche in Gruppen vorkommen, als eine Ziffer oder ein Buchstabe gezählt. Es zählt daher z. B. 36—144 ----- 6 Zeichen 2 Taxwörter. — Ferner ist eine'Anzahl neue Abkürzungen für besondere Ver merke in der Aufschrift vereinbart worden, die je als nur ein Wort zählen. Diese lauten: (?6) Telegramm mit telegraphi scher Empfangsanzeige, (?L?) Telegramm mit Empfangsanzeige durch die Post, (Xk kr . . . .) Eilbote bezahlt .... Frank, (X?4) Eilbote und telegraphische Anzeige des Botenlohnes be zahlt, (X??) Eilbote und briefliche Anzeige des Botenlohnes bezahlt, (4K) telegraphenlagernd, (?6) postlagernd, (?6U) postlagernd eingeschrieben und (IW . . . .).... Auf schriften. — Gleichzeitig treten vielfach Gebührenermäßigungen ein, worüber alle Telegraphenanstalten bereitwilligst Auskunft ertheilen. In seinem neuesten Situationsbericht bespricht der „Con- fectionär" die allgemeine Geschäftslage u. A. wie folgt: Besondere Lebhaftigkeit herrscht augenblicklich auf keinem Gebiete. Man kann darüber aber nicht erstaunt sein, denn wir nähern uns demjenigen Theile des geschäftlichen Verkehrs, welcher seit langer Zeit als der stillste des ganzen Jahres bezeichnet wird, wenn auch einzelne Artikel lebhaft gefragt sein mögen, wie z. B. Hochsommerartikel, Waschkleiderstoffe, Damenoberhemden, Reise artikel, so herrscht doch im Allgemeinen eine recht bedenkliche Stille, die eigentlich nur in den Fabrikbetrieben unterbrochen wird, aber auch diese sind nicht allzu lebhaft beschäftigt; doch wer ernten will, muß säen. Die Reisenden sind fleißig an der Arbeit, um die Herbstordres einzusammeln. Die bisher emge- troffenen Berichte lauten nicht ungünstig. Die Bestellungen gehen ziemlich gut ein. Das gilt fast für alle Branchen, welche reisen lassen. Minder zufrieden ist man aber mit dem ausländischen Geschäft. Es fehlt an Käufern. Die Wenigen die bis jetzt erschienen, haben nicht viel gekauft. Es ist nament lich das überseeische Geschäft, über welches anhaltend geklagt wird. Die großen Ordres bleiben ganz aus. Der früher so lebhafte Verkehr mit Canada scheint andere Wege einzuschlagen, wenigstens ist der directe Verkehr mit unseren Fabrikanten merklich zurückgegangen Es waren seit langen Jahren nicht so wenige südomerikanische Einkäufer an unseren Fabrikplätzen wie seit einiger Zeit. Früher erschienen noch ab und zu große australische Käufer, sie scheinen aber alle vorzuzichen, wieder den früheren Einkaufsweg cinzuschlagen, indem sie unsere Waaren über London beziehen. Das Detailgeschäft war nach Pfingsten lebhafter, als man erwartet hatte. Die heiße Witterung hat für einzelne Artikel, für Waschkleiderstoffe, Blousen, Weißwaaren, Spitzen, nir billige Strohhüte, einen außerordentlich großen Bedarf gezeitigt. Die veranstalteten Sommer-Ausverkäufe find auch mehr als in näheren Jahren in Anspruch genommen worden. Die Reisezeit trägt zur Hebung Oes Verkehrs bei, so daß in den Detailgeschästen in der letzten Woche ziemlich viel zu thun war. — Das Fabrikgeschäft ist lebhafter gewordenh cs befriedigt aber im Großen und Ganzen doch nicht. Den großen Fabrik-Etablissements fehlen die überseeischen Ordres, welche dieselben sonst aus Monate hinaus beschäftigten. Dadurch muß der Betrieb in vielen Fabriken eingeschränkt werden. Recht gut beschäftigt sind merkwürdiger Weise noch die Spinnereien, namentlich die Baumwoll-Spinnereien, während die Bauinwoll- webereien feit langen Jahren nicht so schlecht beschäftigt waren wie augenblicklich. Hauptschuld ist die Conjunctur, welche die Grossisten von größeren Unternehmungen abhält. Es wird eine ziemlich gute Beschäftigung aus den Seidensabriken gemeldet. Die Fabriken von Confectionsstoffen haben größere Aufträge erhalten. In den Fabrikstädten der Lausitz sind die Tuchfabriken besser beschäftigt, im Wupperthal ist man mit der augenblick lichen Beschäftigung nicht unzufrieden; in den sächsischen Kleiderstoff-Fabriken geht es mittelmäßig; hier wird das Fehlen amerikanischer Ordres hauptsächlich bemerkt, während man für deutschen und continentalen Consum regelmäßig beschäftigt ist. Im Elsaß sind die Webereien nur mittelmäßig beschäftigt. Einzelne sogar sehr schlecht. Die Leinenwaarenfabriken hatten große Ordres für Amerika auszusühren, die aber jetzt erledigt sind. Der augenblickliche Geschäftsgang bewegt sich in normalen Grenzen. Wir warnen alle Radfahrer eindringlich davor, ihre Ma schinen längere Zeit in der Sonne stehen zu lassen. Die Lust in den Pneumatiks erhitzt sich beim Ruhigstehen unter der Gluth der Sonnenstrahlen derartig, daß sie sich ganz beträchtlich aus dehnt und im Stande ist, den Pneumatik zu zerplatzen, nament lich wenn ^er Reisen schon vorher vollgepumpt war. Am vergangenen Freitag nachmittag wurde vom Bade meister des Lichtensteiuer Stadtbadss im Knabenbade eine alte Sense mit der Schärfe schräg nach oben liegend vorgefun den und aus dem Wasfer entfernt. Dem Bademeister ist es zu verdanken, daß ein Unglück nicht erfolgt ist, da kurze Zeit darauf Kinder badeten. 'Es scheint, als ob das Hineinweffen der Sense dem Bademeister gegenüber als ein böswilliger Streich anzusehen ist, da schon einige Tage vorher an derselben Stelle einige zerbrochene Weinflaschen entfernt worden waren. Ein Knabe hatte sich sogar eine nicht unbedeutende Verletzung zugezogen. Es wäre zu wünschen, daß dieser Unmensch ermittelt und zur Bestrafung gezogen werden könnte. Wegen des Beschlusses, daß Militärvereinsmitglieder focial- demokratischen Confumvereinen nicht angehören dürfen, sind im Bezirk Zwickau 4 Militärvereinc mit 800 Mitgliedern aus dem Bunde auSgcschieden worden. Der Brand des Hermannschachtes des Schader-Steinkohlen- bauvercins in Zwickau ist erloschen. Nur noch übertägige Kohlenvorräthe brannten am Dienstag. Die Ausräumung der Brandstelle erfolgt sofort nach der amtlichen Brandschädenfest- stcllung. Eine Befahrung der Schächte kann jetzt mcht statt finden, weil sich in diesen noch zu viele Kohlengase vorfinden.