Volltext Seite (XML)
dem Wenigen, was bisher über die Verhandlungen des Bun desraths verlautet, nicht so zu sein. Anderseits aber soll Bay ern wenigstens für die Friedenszeit einen eigenen obersten Militärgerichtshof beanspruchen, und zwar will die clericale Augsburger Postzeitung wissen, daß die bayrische Regierung bereits zu Gunsten einer Einheitlichkeit der Rechtsprechung zum Verzicht auf den eigenen Gerichtshof entschlossen gewesen, dann aber von ultramontaner Seite zur Geltendmachung ihres Re servatrechtes aufgestachelt worden sei. Baden-Baden. 14. April. Der Reichskanzler Fürst Hohen lohe fährt heute Nacht mit dem Orient-Expreßzug nach Paris. Oesterreich Ungar«. Wien, 14. April. Rach einer der „Politischen Correspon- denz" aus Athen zugehenden Meldung soll der griechische Ministerpräsident Delyannis folgende Aeußerung gethan haben: Die griechische Regierung, so ungefähr sagte Delyannis, befasse sich augenblicklich nicht ausschließlich mit der Kretafraze, welche durch die Kreter selbst werde entschieden werden, indem diese die Mächte zur Erfüllung ihrer Forderungen zwingen werden. Sie wolle vielmehr die Aufmerksamkeit auf die Frage lenken, betr. die Griechenland durch den Berliner Vertrag zugewiesene Grenzlinie, auf welche Griechenland einen unbestrittenen An spruch besitze. In dieser Beziehung habe das Athener Cabinet Unterhandlungen eingeleitet und beabsichtigte das beanspruchte Grenzgebiet, falls die Türken dasselbe freiwillig nicht räumten, durch griechische Truppen besetzen zu lassen. Die Herbeiführung einer Erhebung in dem jenseits der Grenzlinie belegenen Theile Makedoniens halte die griechische Regierung vorläufig nicht für opportun und werde hierzu nur im Falle der äußersten Noth wendigkeit schreiten, um eine möglichst weitgreifende Conflagra tion auf der Balkan-Halbinsel hervorzurufen. Belgien. Brüssel, 14. April. Die „Jndependance belge" meldet aus russischer amtlicher Quelle: Kaiser Wilhelm werde dem Peters burger Hofe im August einen Besuch machen, um dem Wunsche des Czaren zufolge den großen Manövcrn bei Zarskoje - Selo beizuwohnen. Frankreich. Paris, 12. April. In neuerer Zeit erörtert man lebhaft die Frage der Niederlegung der „Enceinte", der Stadtumwallung von Paris, und die Herstellung einer neuen Ringmauer jen seits der großen Vororte von Paris. Die jetzige Umwallung erfüllt nach der Ansicht Vieler ihren Zweck nicht mehr. Ein Comitee, das den Ersatz der gegenwärtigen durch eine weiter hinausgeschobene Gürrelmauer erstrebt, hat sich gebildet und entfaltet eine eifrige Thätigkeit, um die Behörden für seinen Plan zu interessiren. Man hat zahlreiche Veriammlungen ab gehalten, Anträge formulirt, Abordnungen gewählt und mittelst der Zeitungen Stimmung zu machen versucht. Der Gencral- rath der Seine hat sich bereits mit der Sache beschäftigt und die Aussichten sind für die geplante Umwälzung nicht ungünstig, wenn auch noch viel Zeit vergehen dür^e, bis sich die kühne Theorie in die nüchterne Praxis umsetzt. Die jetzige Stadt umwallung ist bekanntlich unter Louis Philippe vom Jahre 1840 angebaut worden und begeht aus einem 10 m hohen Wall und einem 15 m breiten Graben mit Glacis. Dieser Wall umzieht Paris in einer Ausdehnung von 15 km und zählt 94 Bastionen. Noch vor Kurzem hat man militärischer- seits aus die unumgängliche Nothwendigkeit dieser Ringmauer und dieser Bastionen geschworen, nunmehr ist aber ein Wandel in den Anschauungen der sachverständigen Kreise eingetrcten. Jedenfalls scheinen die zuständigen Behörden in Paris dem Plane einer Niederlegung der jetzigen und der Aufrichtung einer neuen, weiter vorgeschobenen und in einfacheren Verhältnissen gehaltene Umwallung nicht abgeneigt zu sein. So wenig greif bare Gestalt der Plan bis jetzt auch angenommen, so steht doch fest, daß, wenn er wirklich einmal zur Ausführung gelangen sollte, man die neue Umwallung bis in die Linie der alten, inneren Forts vorschieben und besonders den Mont Valerien als Stützpunkt nehmen würde. Diese Festung und die anderen alten Forts würden dann gleichsam die Bastionen der neuen Enccintc und die Ringmauer die Courtine bilden. Im Westen würde man die Mauer zweifellos auf die Höhen von Meudon und St. Cloud, diese von der Natur gegebenen Schanzen, ver ¬ legen und Sövres in die neue Vertheidigungslinic einbeziehen. Das ist das neue Projekt, wie es gegenwärtig in feinen Grund zügen theoretisch feststeht. Wenn man einen Blick auf die Karte wirft und die neue Umwallungslinie, vom Mont Valerien aus gehend, von einem der inneren Forts zum anderen zieht, so ergiebt sich sofort, daß die großen Vororte von Paris, Cour bevoie, Asniöres, la Garenne, Colombes, Gennevilliers u. s. f., die die Wirksamkeit der jetzigen Enceinte illusorisch machen, innerhalb der neuen Umgürtung bleiben. Außerhalb dieser be finden sich nur Neuilly-sur-Marne, le Perreux, Nogent-sur- Marne, Joinville, Saint-Mans-les-Fossss, Maisons-Alfort und Ville-juif. Diese Städte und großen Dörfer liegen am Fuße der von der zukünftigen Mauer gekrönten Höhen und würden leicht zu überwachen sein. Die neue Enceinte dürfte also ihrem Zwecke gerecht werden. In der Theorie liegt die Sache ziemlich einfach, um so schwieriger dürfte sich besonders wegen der ungeheuren Kosten die Ausführung gestalten. Es handelt sich bei der hur geplanten neuen Umwallung um eine Strecke von ungefähr 15 Meilen. Die Militär verwaltung hat kein brennendes Interesse an der Neuerung, da jede Ringmauer nur einen relativen militärischen Werth hat, und die Stadt verliert, wenn die jetzige Umwallung verschwindet, eine sehr bequeme Zollgrenze. Den Hmiptvortheil würden die Eigenthümer der vor der jetzigen Umwallung belegenen Grund stücke haben, die den Festungsservituten unterworfen sind und daher nicht mit stabilen Baulichkeiten versehen werden dürfen. Diese Grundstücke, augenblicklich ohne Werth, sind in vielen Fällen speculationshalber wegen möglicher'Hinausschiebung des Walles gekauft worden und würden, wenn der Plan zur Aus führung käme, gailz fabelhaft im Preise steigen, namentlich in der Gegend des Bois de Boulogne, bei Neuilly, Levallors, Clichy rc. An diese Grundstücksbesitzer müßte man sich halten, meint A. Dumazet im „Temps", damit sie wenigstens einen Theil der riesigen Kosten mittragen, die dem Staate durch den Bau der neuen Umwallung, durch den Erwerb der nöthigen Ländereien, durch die Entschädigung der vor ihr liegenden Grundstücke, durch die Niederlegung des jetzigen Gürtels usw. erwachsen werden. Sollte sich das Projekt verwirklichen lassen, so würde sich noch der große Rebenvortheil herausstellen, daß man die Mehrzahl der ungesunden und unpraktischen Pariser Kasernen eingehen lassen könnte, indem man die betreffenden Regimenter in die inneren Forts verlegte. Paris, 13. April. Der parlamentarische Marineausschuß hielt gestern trotz der Ferien noch eine Sitzung ab und hörte wiederum den Marineminister Admiral Bcsnard über seinen Flottenplan. Der Minister befürwortete seinen Entwurf gegen über den weitgehenderen Vorschlägen des ehemaligen Marine ministers Lockroy. Admiral Besnard verlangt bekanntlich einen auf sechs* Jahrgänge vertheilten Credit von nur 80 Millionen, und zwar soll die Summe jährlich mit dem bereits vorhande nen Marinecredit derartig wachsen, daß mit den später erfolgen den Nachtragsforderungen die Höhe von 200 Millionen erreicht würde Stach dem Plane Lockroys sollen die von ihm ver langten 200 Millionen folgende Verwendung finden: 150 Mil lionen zu Schiffsneubauten, 10 Millionen zur Aufbesserung des gegenwärtigen Zustandes der Flotte und 40 Millionen zur Verbesserung der Sicherieitshäicn. .LetztereBauten sollen nach zwei Jahren in Angriff genommen werden, die Schiffsneu bauten sollen in einem Zeitraum von sechs Jahren beendet sein, die Kreuzer jedoch bereits nach zwei Jahren. Der Admiral begründete seinen Plan mit der Schwierigkeit, gegen den Drei bund zugleich zu Lande und zur See anzukämpfen. Nach seiner Ansicht ist cs auch nicht möglich, gegen die englische Marine selbst dann Erfolge zu erringen, wenn man die Ge schwindigkeit dec Kriegsschiffe erhöhen würde, wie Lockroy wolle, indem alsdann das Budget verdreifacht werden müßte. Das Budget zwinge eben zu Einschränkungen, denen man sich unter ziehen müsse. Dann gab der Marineminister den Typus der jenigen Schiffe an, welche er bauen lassen will, sowie die Aufbesserung des Schiffs- und Häfenmaterials. Gleichzeitig gab er seinen Entschluß kund, soviel als möglich die Schiffe mit weiten Seefahrten zu verschonen. Die Bcrathung der Vor schläge vertagte der Ausschuß bis zum Wiederzusammentritte der »tammern. Nachtrag. Zittau, 15. April. Der Mörder der dreizehnjährigen Emma Schmidt in Blumberg ist gestern Nachmittag mit dem um 3 Uhr 30 Min. in Ostritz abgehenden Zuge über Görlitz nach Bautzen überführt und in das dortige Landgerichtsgefäng- niß eingeliefert worden. Der Transport vom Ostritzer Amts- gerichtsgefängniß bis zum Bahnhof erfolgte durch zwei Bautze ner Beamte, welche den Verbrecher gefesselt und in ihre Mitte genommen hatten, sowie durch den Ostritzer Gendarm und den dortigen Gerichtsdiener. Im Nu hatten sich diesem Trans port Hunderte von Menschen angeschloffen, die sich jedoch wesent lich ruhiger zeigten, als am Tage vorher. Nur die beiden Beam ten aus Bautzen nahmen mit dem Mörder im Wagen Platz. — Die Thätigkeit der Polizei- und Gerichtsbehörden wird sich jetzt in erster Linie darauf erstrecken, das über der Person des verhafteten Verbrechers bisher noch immer schwebende Dunkel völlig aufzuhellen.. Seinen Aussagen, daß er Johann Büttner heiße und 1870 in Johnsdors in Böhmen geboren sei, wird nicht ohne Weiteres Glauben beizumessen sein, denn das ganze Benehmen des Verhaften deutet darauf hin, daß er Vieles verschweigt, wie er auch widersprechende Angaben über seine Eltern gemacht hat. Wennerst Näheres über seineHerkunst undsein Vorleben festgestellt sein wird, kann man vielleicht auch eher darüber Klarheit erlangen, inwieweit das blö)e Verhalten des Mörders bei seiner Vernehmung etwa auf Verstellung zurückzuführen sein könnte. Fest steht es, daß der angebliche Büttner zuerst am Sonntag in der Ostritzer Gegend gesehen worden ist, und zwar in Rusdorf. Dort ist er bei dem Fabrikarbeiter Gott wald gewesen, um zu betteln. Von einer Hausflur daselbst hat er den ungenießbaren Fleischtheil eines Schweines, den die Landleute nach dem Schlachten gewöhnlich aufhängen, mitge nommen. Derselbe ist auch nach seiner Verhaftung in der Hosentasche wieder vorgefunden worden. Aus das eigcnthüm- liche Zusammentreffen der beiden Unthaten in Blumberg und in Chemnitz haben wir wiederholt hingcwiesen. Auch das jetzt über denmuthmaßlichen Thäter in Chemnitz vorliegende, allerdings leider ziemlich unvollständige Signalement paßt auf den fogenannten Büttner, nur, daß vort von einem Filzhut ge sprochen wird, während er thatsächlich eine Mütze trug Es ist aber denkbar, daß er die Kopfbedeckung inzwischen gewechselt hat. Der Mord im Zeisigwalde in Chemnitz ist am Freitag voriger Woche verübt worden, am Sonntag ist der sogcnante Büttner bereits in Rusdorf ausgctaucht. Dorthin könnte er in der Zwischenzeit von Chemnitz aus allerdings nur unter Benützung der Eisenbahn gelangt sein. Wenn auch nur schwer angenommen werden kann, daß der Verbrecher dazu die Geldmittel hatte, so sträubt man sich doch noch mehr gegen den Gedanken, daß zwei solche Bestien fast zu gleicher Zeit so furchtbar gewüthet haben sollten, wie es bisher kaum digewesen sein dürste. Nach Lage der Sache erscheint es nicht ausgeschlossen, daß man den angeb lichen Büttner noch nach Chemnitz transportiren wird, um ihn den dortigen Zeugen gegenüber zu stellen. In den auswärtigen Zeitungen werden übrigens über die beiden Verbrechen von einigen Korrespondenten, die es mit der Zuverlässigkeit anscheinend nicht sehr genau nehmen, die unsinnigsten Stachrichten verbreitet. So melden z. B. nicht nur Berliner, sondern auch sächsische Blätter, darunter die „Dresdener Nachrichten", der Tischler Wütttner aus Jonsdon bei Zittau sei als muthmaßlicher Mörder des im Zeisigwalde bei Chemnitz aurgcsundenen siebenjährigen Mäd chens in Ostritz verhallet woraen. Manche Zeitungen berichten nur über den Chemnitzer Fall und lmnaen die Verhaftung bei Ostritz einfach damit in Verbindung. W>e wir bereits gestern melden konnten, wird die Beerdigung des armen Opfers am Charireitag nachmittag auf dem evangelischen Friedhöfe in Ost ritz stattfinden. Der nähere Zeitpunkt ist noch nicht festgesetzt worden FliktNti«« wird per 1. Juli die II. Etage Gustav Günther, C. H. Schellen berger Nachfg. Wne WmMWcn und großem Keller, welche sich vor züglich zum Grünwaarenhandel eignet, ist vom 1. Juli anderweit zu vermiethen durch Karl Jung hans, Gersdorf. Eine ältere unabhängige Frau wird von einer Wittwe zum Mitbe wohnen gegen freie Miethe gesucht. Zu melden bei Herrn Schott, Klempnermeister, Poststraße. Schön möbl.Zimmer per I.Mai oder später zu vermiethen. Weinkellerstr. Nr. 8, ll. Ein Dienstmädchen wird sofort gefucht. Gasthof Maner Stern, Gersdorf. 1 junges Mädchen von 15—16 Jahren für leichte Hausarbeit wird sofort gesucht. E. F ranke, Bäckermstr., Hermsdorf. Einige jüngere gebildete Osms» mit schöner Handschrift werden für Comptoir gefucht. Off. unter R. L. 100 an die Taaeblatt-E rn d. Das « ÄNIW-fMMNMN Robert Beyer. gesucht. Vsn» Sin 8ellmiil nicht frißt o. sonst schlecht fortkommt, benütze man das so sehr beliebte „Koo llötrer'seb« lllssl- u. fross- puIvorfür8cbweina".PerSchachtcl 50 Pfg. in der Apotheke in Ernstthal. ZiegenfelleL^Ln s. Kürschner. E. Fürster's Nachfl. Lei 6em 'locke unseres so sokwor ^eprülten unvor- gesslieken 8obnos unck Lruckers, ckes ^oitborigon Lokrors Lr-nsl m M8ll8lM, füblon wir uns gockrunAen, allen seinen l-'reuncken unck bekannten sowie Lekülerinnen, insbesonckere aber ckem geelirten Lobulaussokuss unck Lokrorkollo^ium für ckie ikm in so reiekem klaasse geworckenen beweise frounck- lielrer Oesinnunx, dankbarer Liebe unck LoekaektunF, biermit unsern tiekxetuIiHeatvll Dank susnuspreeken IWgo lbnen allen Lott ein reieker Vergelter sein Zseborlau, cken 14. ^pril 1897 Oie tielbetrübten Ich suche für sofort einen tüch tigen, selbständig arbeitenden 8M. veLMe»red«I« spez. für Nukm-in vielseitige Postgchnlfcn MWilN Anerkennung, für Post, Eisenbahn, stcincindc- u. Privatdicnst. Prospekt gratis. " Beste »ns billigste Bezngslmclle für garantlrt neue, doppelt gereinigte und gewaschene, echt nordische LottLoäorN. Mr versende« zollfrei, gegen Nach«, klebe, beliebige Quantum) Gutt Neue Bett- federuv-rPsd. f. KÜPfgM Pfg., 1M., 1M. 25 Pfg. und 1M. 4V Pf.; Feine hrima Halbdaune» 1M. 60 Pfg. und lM.80Psg.;Polarfedern: halbweiß 2 weiß 2 M. 30 P,g.». 2 M. 50 Pfg.; Silberweiße Bettfedcrn 3 M., 3M. 50 Pfg., 4M., 5 M.; ferner! Echt cht» «estfche Sanzdaunen fiuurüfttg) 2 M. 50 Pfg. und 3M.- echt nordische Polardannen nur 4 M., 5 M. ««» Packung zum Sostenpreise. — Bet Betrlgcn von mmoesten, 7S M. 6°/, Rabatt. Ntcht- gefallcnde, bercitwUIigst zuriickgenommen. ksoksr L vo. iu Üsrkorck t« Westfale».' . Hermsdorf 35. 4»es vVF-w. Lin Mlsävkvn von 15—16 Jahren bis zum 1. Mai gesucht. A. Schletter, Bäckerei Hohenstein. von in i-ioksnslsin empfiehlt sämmtliche Neuheiten iu Keiren- u. Knllben-fürkülen, 8«M. GMLNÄGELMEW, modernen Strohhüten, eltWlen MderhW« md Zoimer-Mtztil in größter Auswahl zu billigsten Preisen und bittet bei Bedarf um gütige Berücksichtigung. V o