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Hohensteiner Tageblatt : 17.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189703171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18970317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18970317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-17
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 17.03.1897
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Mi hremZi- 2 cln ^)ic^ vc».sv^i, uuu^l^ vuiu, Handstreich zu aunectircn? Indessen find die Großmächte zu'rührten. für I. A 13. d einen kam einer boten reit, ! verta Hand das l Diebs besser detter zur <i daß ! Kuise aufge heutig das i Sach, Der durch seine phraß Wir Cony Hauß h ervl und bei st verla Inge, trüge soll, der Z k finde genncr. Die geschiedene Prinzessin Chimay und der Zigeuner Rigv haben sich in Genua häuslich eingerichtet. Man bemüht sich hier, an ihrem Abenteuer nur die romantische Seite zu sehen und feiert das seltsame Paar bei jeder Gelegenheit. Der Maler Argniani malt es und der Bildhauer Lavezari verewigt die Züge der Exprinzessin und des Zigeuners in Marmor. Gestern trat Rigo bei einem Concerte, das zu Gunsten der Kreter veranstaltet wurde, in dem Theater „Politeama Genovese" mit seiner Geige aus und erntete stürmischen Beifall, besonders als er am Schlüsse seiner Production die Garibaldihymne geigte. Griechische Schiffsofficiere, die dem Concerte beiwohnten, ließen über der Loge der Exprinzessin eine griechische Flagge wehen, eine Aufmerksamkeit, die der Dame Thränen der Rührung entlockte und den Enthusiasmus der Zuschauer von Neuem entfachte. Falschmünzer in Brüssel. In einer Dachstube der Rue Saint-Laurent entdeckte am 14. dss. die Polizei eine Falsch- münzerwerkstätte Die Falschmünzer wurden dingfest gemacht. Es sind zwei seit längerer Zeit in Spanien, Amerika und Eng land verfolgte berüchtigte Anarchisten, und zwar der 1867 in Buenos Aires geborene Anstreichergeselle Joso Castro und der 1871 in Rioz geborene Schuster Ramon Garcia. In ihrer Wohnung sand man außer vielen falschen Geldstücken und den Formen und Metallen zu deren Anfertigung zahlreiche englische und spanische Briefe, die von europäischen und amerikanischen Anarchisten herrühren. einig in ihrem Entschlusse, den Frieden nn Oriente aufrecht erhalten, um solche Absichten zu billigen. Angesichts der lehnenden Antwort der hellenischen Regierung werden sie sich, sehr gegen ihre Neigung, genöthigl sehen, zu Zwangsmaßregeln zu greifen, deren Anwendung gegen Griechenland ihnen wider strebt. Gleichzeitig werden sie in den Hilfsquellen, über welche sie reichlich verfügen, ein sicheres Mittel finden, Kreta ohne Mithilfe der griechischen Truppen zu pacificiren. Griechenland. Athen, 8. März. Wie in Konstantinopel, so scheinen auch hier vorher angekündigte Schreckenstage friedlich zu verlaufen. Allerhand Böses war prophezeit worden; viele Fremde sprachen von Ausschreitungen, die sicher gegen die Angehörigen europäi scher Staaten erfolgen würde, andere meinten, ein Sturz des Ministeriums, vielleicht sogar Empörung sei zu erwarten und in den Straßen würden die Flinten knallen, die neuerdings vielfach von jung und alt angekauft worden sind. Bisher haben die Mordwaffen aber nur ihren Besitzern Gelegenheit gegeben, stolz mit ihnen nach Hause zu wandeln, und hoffentlich bleibt es dabei. Geschallt haben heute in Athen nur die Hochrufe auf den König, das Vaterland und den Krieg, mit denen die Reservisten vom Bahnhofe zum Schlosse, dem Palaste des Kronprinzen und der Wohnung des Delyannis zogen, bevor sie sich zum Gestellungsort begaben. Es waren überwiegend mittelgroße kräftige Bauern in einheimischer Tracht, und manche hatten auch später nicht die völlige Uniform erhalten, sondern einige Kleigungsstücke beibehalten. Vor allem scheinen nicht ausreichend Schuhe vorhanden zu sein, auch Mäntel fehlen an geblich, dagegen sind die kurzen, schoßlosen Jacken und die grauen Beinkleider neu und gut gemacht. Am schlimmsten steht es mit der Zahl der Pferde und Maulthiere, die Reiterregi menter bleiben ausnahmslos hinter den Etats zurück, bei der Artillerie, soweit sie Feldgeschütze führt, ist der Ersatz vor allem für die Colonnen gar nicht zu beschaffen, und wenn nicht der ersehnte große Transport aus Ungarn eintrifft, gerathen beide Waffen in arge Bedrängniß, da Griechenland eben keine kriegs tüchtige Pferderasse selbst züchtet. Die Stimmung der Mann schaften ist sehr begeistert; ob es richtig ist, daß der Procent satz der Ausbleibenden diesmal viel geringer sich erweist, als bei früheren Gelegenheiten, vermag ich weder zu bestreiten noch zu beweisen. Merkwürdig ist nur eine Bemerkung der Palin- genesia, wonach die attischen Reservisten durch die Abgeordneten ihres Bezirks verlangt hätten, daß auch die bisher ganz vom Dienst befreiten Leute einberufen werden sollten. Bei der sehr geringen Friedensstärke hat man nur einen kleinern Theil der Wehrtüchtigen bei der Fahne haben können, der Rest blieb vom Dienste frei, und jetzt, wo keine Mobilmachung erfolgt, der Kriegsfall nicht gegeben ist, werden zunächst die Reserven herangezogen. Man sieht daher auch in Athen sehr viele junge Männer, die nach unsern Begriffen eher in den Rock gehörten als die Einberufenen, die doch zum Theil 30 Jahre alt sind. Anderseits sprechen die Blätter von allen möglichen Freiwilligen, die zum Heer strömen, so sollen unter andern nicht weniger als 300 Mönche vom Berg Athos hier demnächst eintreffen, um mitzufcchten, auch aus den griechischen Städten an der Küste Kleinasiens und von den Inseln haben sich angeblich begeisterte Jünglinge eingcfunden Die schweren Schäden der Wehrver- fassung lassen sich aber mit solchen Mitteln nicht heilen. Vermischtes. Von der Cxprinzesstn Chimay Rußland. Petersburg, 14. März. Das „Journal de St. Pöters- bourg" schreibt: Wir haben kürzlich die Erwägungen ausein andergesetzt, welche die Haltung der kaiserlichen Regierung in der kretensischen Frage bestimmten. Bedauerlicherweise scheint man in Athen die humanen Beweggründe der Intervention der Mchte ebens wenig wie die von den Mächten der griechischen Regierung gegenüber bisher beobachtete Schonung gewürdigt zu jaben. In ihrer Antwortnote sucht diese Regierung den prakti- chen Nutzen des Regimes einer Autonomie auf Kreta zu bc- treiten und bemüht sich, zu beweisen, daß die Annexion allein )en dort herrschenden Zustand der Anarchie beendigen könne. Indem Griechenland in die Abberufung seiner Schiffe einwilligt, von denen es anerkennt, daß sic Dank der Anwesenheit der europäischen Geschwader überflüssig geworden sind, beharrt es darauf, daß die Mitwirkung seiner Landtruppen einen günstigen Einfluß auf das Pacificirungswerk ausüben könne, worauf eine Neue Schwindeleien. Aus Nizza wird geschrieben: Wieder wurde einer der ersten Juweliere auf dem hiesigen Platze durch Schwindler um einen kostbaren Schmuck gebracht. Aber nicht mit dem alten Tric, durch einen Klebstoff den Schmuck vom Ladentisch wegzuescamotiren, oder mit der Finte, die Werthsachen in das Hotel bringen zu lassen, wo der Em pfänger durch einen Nebenraum den Corridor und die Straße erreicht, sondern auf eine neue Art. Ein hochelegantes Ehe paar sammt Kind erschien in dem Juwelierladen am Kai und verlangte zwei Brvchen für Madame, eine sehr theure für Soiröen und eine einfachere für die Straße. Madame hatte ihre Wahl schon getroffen, da erschien ein Bettler an der Thür. Die Dame warf ihm einige Münzen — und die Soir^ebrvchc in den Hut und wollte dann mit dem Juwelier bezüglich des Preises Handeleins werden. Dabei bemerkten die Dame und der Juwelier zugleich, der „Stern" sei doch das Schönste — aber der Stern war und blieb verschwunden. Alles Suchen blieb vergeblich. Der Herr drang darauf, daß man daS Kind untersuche, weil es möglicherweise das Kleinod versteckt haben könne; die Broche sand sich nicht. Der Juwelier über zeugte sich auch im Hotel persönlich, daß seine Kunde schon längere Ze>t dort wohne, und mußte schließlich wegen der Ver dächtigung noch um Entschuldigung bitten. Erst als er vor wenigen Tagen in einem eleganten Flaneur die Bettler-Phy siognomie wledcrzuerkennen glaubte, ahnte er den wahren Sach verhalt. Er ließ den Dandy verhalten, welcher zwar nicht mehr den gestohlenen Stern, aber eine Unmasse anderer Dnmen- schiuucksachcn bei sich trug, die von früheren Schwindeleien her- veränität des Sultans, Aufforderung an Griechenland, seine Truppen gleichzeitig mit den türkischen zurückzuziehen, abgesehen von den auf einzelnen Punkten zur Aufrechterhaltung der Sicherheit zusammcngczogenen. Jede der 6 Mächte eine Ver stärkung von 5—600 Mann nach Kreta senden. Wenn Griechenland seine Truppen nicht zurütziche, so sollen sofort die von den Admirälen für nothwcndig gehaltenen gemeinsamen Zwangsmaßregeln ergriffen werden. Die Blockade der Insel würde in Angriff genommen und, wenn nothwcndig, die Admiräle bevollmächtig werden, die Blockade auch über einige wichtige Punkte deS continentalen Griechenlands zu verhängen. Hano- taux schließt mit den Worten: Es müsse sich zeigen, ob es in der Kammer eine Mehrheit gäbe, die die Politik derRegierung gut heiße. Andernfalls würden sich die Dinge ohne Frankreich und gegen Frankreich entwickeln. Frankreich könne nicht ein Einvernehmen zerstören, ohne daß morgen auf dem Balkan und in Konstantinopel die Wirkung sich zeigen würde. Das euro päische Concert sei der einzige Gerichtshof, vor dem die Auto rität von jedermann sich beugen müsse. Millerand sagt, daß der Minister sich einen zu leichten Triumph bereiten wolle, indem er seine Politik, die er vertheidige, das System der Enthaltung entgegensetze. Paris, 15. März. Der Temps sagt, das Gerücht bleibe mit einer gewissen Hartnäckigkeit in Umlauf, daß die Cabinette hr Auge auf den Prinzen Waldemar von Dänemark geworfen -litten, der das schwierige Amt eines Lehnsfürsten von Kreta bernehmen soll. Telegramme von sämmtlichen Depots und Ausgangsbahnhöfen eingelangt, wonach sämmtliche Züge stehen geblieben sind und das Personal ruhig und ohne jedes Aufsehen den Streik be gonnen hat. — 8Vy Uhr. Der Bahnhof sowie der große Bahnhofplatz werden mit vielen Hunderten von Neugierigen und Reisenden, die nicht abfahren konnten, besetzt. Die Reisen den tragen massenhaft Reklamationen ins Beschwerdebuch ein. Das Personal hält sich außerordentlich ruhig und vollständig vom Bahnhofe fern. In der Bahnhofhalle stehen fünf hoch aufgeschichtete Postwagen mit Briesen und Packeten, welche nicht spedirl werden können. Frankreich. Paris, 15. März. Dcputirtenkammer. Die heutige Sitzung wird, wie sie auch ausgehen möge, in ihren Folgen von größter Bedeutung sein. Sie wird darüber entscheiden, ob Frankreich sich auch heute noch von falschen irregeleiteten Gefühlen und Augenblicksneigungen oder von staatsmännischen Erwägungen leiten läßt, ob die französische Republik wirklich der friedliebende Factor in Europa ist, für den sie sich so gern ausgiebt, und ob sie nicht nur in kur Theorie, sondern auch in der Praxis fähig ist, die Stellung unter den Großmächten einzunchmen, zu der Rußland sie wieder erhoben hat. Sie wird zugleich eine Probe darauf sein, ob der Zweibund über Worte hinaus die Kraft zu Thaten hat, die seinen Einfluß auf die Geschicke der Welt, den man ihm bis jetzt zutraute, bestätigen oder ob die innere Unnatur dieses Bündnisses schon jetzt in einer Weise zu Tage treten wird, die für die Zukumt der Betheiligten von übler Vorbedeutung wäre und auf ihr Verhältniß zueinander erkältend zurückwirken müßte. Neben diesen Hauptsachen wird heute auch über das Schicksal des Cabinets Moline entschieden werden, das in seiner heutigen Sitzung, wie zu erwarten war, beschlossen hat, in Ucbereinstimmung mit den Mächten dem Ultimatum an Griechenland die nothwcndigen Folgen zu geben und von der Genehmigung dieses Beschlusses durch die Kommer einen Verbleib im Amte abhängig zu machen. Die Bühnen sind überfüllt. In der diplomatischen Loge sind die Botschafter > Deutschlands, Englands, Italiens und der päpstliche Nuntius anwesend. Auf der Tagesordnung stehen 1. die Interpellation Goblets über die Folge, die die Regierung der an Griechen land gerichteten Note zu geben gedenkt; 2 die Interpellation Delasosses über daS diplomatische Vorgehen der Regierung in der orientalischen Angelegenheit; 3. die Interpellation Mille- : rands über die Folge, die die Regierung der Antwort Griechen lands gegenüber zu geben gedenkt. Goblet ergreift dastWort: Als er die Regierung über die Folge, welche sie der an Griechenland gerichteten Note geben werde, zu interpelliren ge dacht habe, habe er geglaubt, daß die Regierung gegen Griechen land keine Zwangsmaßregeln anwenden könne, ohne die vor läufige Zustimmung des Parlaments erhalten zu haben. Aber die sofortige Erörterung seiner Interpellation sei nicht ange nommen worden, und seitdem sei die Antwort Griechenlands bekannt gegeben worden. Jeder frage, was die Regierung be schlossen habe. Er wisse nichts davon, doch lege er Gewicht darauf zu wiederholen, daß, wenn man dabei stehen geblieben sei, gemeinsame Maßregeln mit den Mächten zu treffen, er dies nicht billige. (Beifall.) Man sei sehr hart gegen Griechen land verfahren und diese Haltung stehe im Gegensatz der Hal tung Frankreichs im Jahre 1886. Damals habe sich Frank reich allein unter den Mächten geweigert, an der Blockade Griechenlands theilzunehmen, es habe im Gegentheil die Ver wirklichung der Griechenland auf dem Berliner Congreß ge machten Versprechungen gefordert, d. h. die Theilung Mace- doniens. Der Redner erinnert an das Griechenland von den Mächten gestellte Ultimatum, daS die Abberufung der Truppen und der Flotte von Kreta fordert. Die Politik, die nun der Minister betreibe, sei eine gefährliche Politik. Die Kammer habe sie nicht gebilligt; niemals habe die Kammer ihre Zu stimmung zu der Entsendung eines Ultimatums an Griechen land gegeben oder zu der möglichen Blockade. Frankreich habe nichts von dem europäischen Concert zu erhoffen. Anderseits behauptet man, daß Frankreich mit Rußland gehe, aber noch sei unbekannt, wohin Rußland Frankreich führe. Das Bündniß mit Rußland sollte auf der Wechselseitigkeit der Bortheile begründet sein. Delafosse ergreift das Wort: Er sei der Ansicht, daß das europäische Einvernehmen eine unschätzbare Wohlthat unter den gegenwärtigen Verhältnissen sei. Die Regierung habe, indem sie ihren Platz darin forderte, eine gebieterische Pflicht erfüllt. In diesem Einvernehmen nehme Frankreich den hervorragendsten Platz ein, weil es an der orientalischen Sache nicht interessirt sei. Delafosse glaubt, daß die europäische Diplomatie nicht glücklich gewesen sei in der Stellungnahme gegenüber den griechischen Ereignissen, weil sie nicht verstanden habe, dieVer- wicklungeu »orherzusehen und ihnen vorzubeugen. Hanotaux er widert, die Kammer habe schon einmal eine Politik gutgcheißen, die sich in den Worten zusammensasse: Erhaltung des Friedens durch das europäische Einvernehmen. Hinsichtlich Kretas habe die Kammer erklärt, daß die Regierung mit den übrigen Mächten über die Autonomie der Insel verhandeln lasse müsse. Diese Politik sei es, welche die Regierung die Kammer von neuem ersuche, gut zu heißen. Hanotaux erinnert daran, daß Griechen land zugestimmt habe, seine Schiffe von Kreta zurückzurusen, aber verweigert habe, seine Truppen zurückzuziehen und das Plebiscit der Krieger gefordert habe. Griechenland habe sich neuerdings geneigt erklärt, die Souveränetät des Sultans auf Kreta mit einem christlichen Gouverneur anzuerkennen. In diplomatischer Beziehung seien die Verhandlungen abgeschlossen. Die locale Frage habe etwas von ihrer Schärfe verloren, die Verhandlungen beruhten aus dem einzigen Punkte: werden die Truppen des Obersten Wassos zurückgezogen oder nicht? Die Mächte seien einig in der Ansicht, daß das Verbleiben der Truppen des Obersten Wassos einHinderniß sei für die Wieder herstellung der Ruhe, und sie seien ebenfalls einig, ihre Abbe rufung zu fordern. Sie seien ferner über die Mittel einig, ihren Willen durchzusetzen. Das Einverstündniß sei über fol gende Punkte erzielt: Autonomie, feierlich proclamirte Sou Griechenland ist unter den Großmächten jetzt eine vollkommene Einigung erzielt worden, so daß in jedem Augenblick die Nach richt von der begonnenen Ausführung des Blockadebeschlusses eintreffen kann. Berlin, 15. März. Der „Köln. Ztg." wird bestätigt, daß Admiral Hollmann sein Abschiedsgesuch eingereicht habe. Berlin, 15. März. Das von Admiral Hollmann am Sonnabend eingereichte Entlassungsgesuch ist am Sonntag vom Kaiser abgelehnt worden unter ausdrücklicher Anerkennung seiner bisher geleisteten Dienste. Hollmann nimmt heute wieder an den Berathungen der Budgetcommission Theil. Der Reichstag wird aus Anlaß der Jahrhundertfeier vom Sonnabend ab seine Sitzungen ausfallen lassen und seine Thätig- keit erst Mittwoch, den 24 d. M., wieder aufnehmen. Schweiz Ein Bericht des Berner „Bund" schildert anschaulich, wie der Donnerstag Nachts beschlossene Streik Freitag Morgens begann. Es heißt da: 4 Uhr Morgens. Ums alte „Schützen haus" und bei dem Bahnhofe ist'S lebendig. Im Schützenhause ist der größte Theil des Fahr- und Weichenwärter-Personal schon beisammen. Alle zeigen sich munter, auSgeschlafen un m kühler Ruhe. Man hört kein scharfes oder provocirendes Wort fallen, ältere Männer mit roth-weißen Schleifen an der Brust eilen hin und her und veranlassen das Personal, vom Volksabstimmung über das Schicksal Kretas zu entscheiden hätte. Sics ist der wesentliche Inhalt der griechischen Antwort, welche icherlich nicht befriedigend ist. Die Mächte hatten in diesem Falle keinen Grund, die Ansicht der griechischen Regierung ein- siholen, sie haben einfach in Athen eine unzweideutige, durch sie Umstände auferlegte Willensmeinung kundgegeben, bei der es sich für Griechenland darum handelte, sich derselben anzu- mssen, indem es seine Truppen und Schiffe zurückberief. Jn- )em Griechenland dieser Willensäußerung nicht Rechnung trug, abe es da nicht aufs deutlichste gezeigt, daß es unter dem jorwande, das Schicksal Kretas sicherzustellcn, in Wirklichkeit ein weniger selbstloses Ziel verfolgt, nämlich Kreta durch einen Bahnhofe und von der Straße wegzugehen. Jetzt kommt ab schon von allen Seiten neugieriges Publikum herbei. I dichten Gruppen füllt es die Hallen. Um 4^ Uhr komm Guyer-Zeller und eilt schnell durch die Halle nach seinem Bu reau. Die Polizei entfaltet ihre Macht sehr ausgiebig, abe mit Ausnahme des Hauptmannes ist der größte Theil in Civil ruhig und nicht auffällig, sehr verständig. — >^6 Uhr. So eben werden einzelne Billetschalter und der Gepäcksraum ge öffnet. Aber au den vier Schaltern erster und zweiter Clas ist nur noch Ein Mann; auch der giebt keine Billette au Erst müsse Befehl von der Inspektion kommen, da die Züg wahrscheinlich nicht fahren. Die Inspektion und der Directo stehen verblüfft. Unterdessen naht die Zeit, wo der erste Zu Punkt 5 Uhr nach Bern abgehen soll. Der Zug steht gekuppel in der Halle, die Postkarren fahren an und bringen ganz Berge Gepäck. Es wird eiugeladen; aber vor dem Zuge steht keine Lokomotive, kein Zugführer und kein Conducteur ruft. Die Stationen, die Hallen und Wartesäle haben sich indessen mit Hunderten von Neugierigen gefüllt. — ES ist 5 Uhr. Der dienstthuende Portier ruft nicht zur Abfahrt. Der Zug ist fällig, aber er wird aufgegeben. Der erste Zug in der Schweiz, dessen Abfahrt ein Streik verhindert hat. Es wird 5 Uhr 15 Minuten; der zweite Zug nach Romanshorn sollte die Halle verlassen; er steht wie der Berner leer und ohne Personal. Jetzt glauben -ndlich die Nordostbahnherren an den Ernst der Situation. Nun folgt ein interessanter Augenblick. Der Zug der Vereinigten Schweizer Bahnen nach Wallisellcn- Chur ist um 5 Uhr 30 Minuten fällig. Die Lokomotive dampft vor dem Zug; er ist reisefertig. Fast schüchtern tönt die Stimme des Personals und des Portiers, zum Einsteiaen mahnend. 11 Passagiere folgen der Einladung zur gefährlichen Fahrt. Das Zugspersonal ist auf dem Platze, aber nun fehlt das Weichen- und Aussichtspersonal. Höhere Angestellte '.be sorgen, so gut es geht, den Dienst und pünktlich verläßt der Zug in fast schleichender Langsamkeit die Halle; zweimal bis zur Langgassr knallen auf den Schienen Warnungsschüsse, und sofort hätl der Zug. Dann setzt sich die Maschine in Beweg ung, und in diesem Augenblicke vernehmen wir, daß der Zug nach unheimlicher Fahrt glücklich Oerlikon erreicht habe. Roch st Wallisellen zu passircn. Zur Einfahrt in den Bahnhof ist irst um 6 Uhr der Winterthurer Zug fällig. Bereits ist hier- er telephonirt worden, daß er nicht komme, daß auch in Winterthur Niemand den Dienst angetreten habe. Der Gott- Hard-Schnellzug ist in Luzern stehen geblieben. — '/,6 Uhr. Soeben wollte das Personal von den Vereinigten Schweizer Bahnen mit einem Zuge ausfahren. Der Zug kam bis zur Ccntralweiche, die nicht gestellt war; das Personal wußte mit derselben nicht umzugehen und fuhr auf ein falsches Geleise, wo der Zug stecken blieb. — 6 Uhr 20 Minuten. Auch der Glarner Zug fällt aus. DaS Personal beherrscht zur Stunde die Situation. Die Züricher Regierung hat zur Vorsicht die Cavallerie der Stadt Zürich aufs Piquet gestellt. Ferner be findet sich zur Stunde ein Rekruten-Bataillon in der Kaserne. — 7'Zz Uhr. Im Hauptquartier des Strcik-Comitees sind
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