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Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. GeMffisMnzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhr sowie für Auswärts alle Austräger, desgl. alle Annoncen-Expcditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Ruhdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hiittengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 283. Sonnabend, den 5. December 18W. 46. JühMMpj. In Gersdorf kommen Montag, den December, nachmittags 1 Uhr größere und kleinere Stämme Langholz, gegen 600 Bretter, Pfosten, Klötzer, Wagen, Sensen und ein Schwein gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Sammelpunkt: Restauration „Edelweiß" in Gersdorf. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts H o h e n st e i n - E r. Sekr. Kurth. GrundMcksverlauf. Das zu dem Nachlasse des Hausbesitzers und Privatmannes Earl August Fried rich Illig in Oberlungwitz gehörige Wohnhaus Nr. 472 des Br.-Cat., nebst Hofraum und Garten, eingetragen auf Folium 156 des Grund und Hypothekcnbuchs, Parzelle Nr. 238 des Flurbuchs für Oberlungwitz, 23 Ar (125 i^U) Fläche mit 56,x., Steuereinheiten enthaltend, soll auf Antrag der Erben durch das unterzeichnete Amtsgericht den 10. December 1806, vormtttajjs 11 Uhr, in Oberlungwitz an Ort und Stelle öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden. Die Versteigcrungsbedingungcn sind an hiesiger Amtsstelle, sowie in dem Gasthoie „zum Lamm" in Oberlungwitz angeschlagen. Königliches Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal, den 28. November 1896. Eonstantiu. Bekanntmachung. Mit Ende dieses Jahres scheiden aus dem Gemeinderathe die Herren Gutsbesitzer August Sonntag, „ Heinrich Werner, Materialverwalter und Hausbesitzer Lonis Felgner, Hausbesitzer Adolf Lindner als Ansässige und Trichinenschaucr Ferdinand Bochmann, Strumpiwirkermeister Hermann Sieber als ttnansässtge aus, sodaß insgesammt 2 Vertreter aus der Klasse der Gutsbesitzer, 2 „ „ „ „ „ Hausbesitzer und „ „ „ „ „ „ Unansässigen, sowie je ein Stellvertreter aus der Klasse der Gutsbesitzer, der Hausbesitzer und der Anan- fässigen zu wählen sind. Die Wahl findet Montag, den 7. Dccernbsr 1896 von vormittags 11 Uhr bis nachmittags 5 Uhr im Gasthofe zum grünen Thal hier und zwar: für die 'Ansässigen in dem Zimmer, 1 Treppe, für die Unansässigen im Zimmer, Parterre, rechts statt. Alle stimmberechtigten ansässigen und unansässigen Gemeindemitglieder werden daher hiermit geladen, an diesem Tage und zu der angegebenen Zeit ihre Stimmzettel, auf welchen die zu Wählenden so zu verzeichnen sind, das; über deren Person kein Zweifel übrig bleibt, in den für die Wahlen bestimmten Zimmern persönlich abzugeben. Nach mittags Punkt 5 Uhr erfolgt der Schluß der Wahl. Diejenigen, welche sich zu dieser Zeit nicht bereits in den Wahllocalen befinden, gehen für diese Wahl ihres Stimm rechtes verlustig. Gersdorff am 23. November 1896. Der Gemeindevorstand. Göhler. Zum Sächsischen. Die vogtlänoigen Musikinstrumentenbauer wollen den An trag stellen, daß die sächsische Regierung zu der Ausbildung von Lehrlingen Staatshilfe gewährt. Es wird nämlich be fürchtet, dieser einst bei uns in Sachsen blühende Erwerbszweig werde völlig zu Grunde gehen, da die alten Meister sterben oder sich zur Ruhe setzen und Gesellen oder Lehrlinge schwer zu bekommen sind. Durch die gewünschte Staatshilse will man deni Gewerbe neue Kräfte zusühren. In einer kürzlich abgehaltenen Versammlung der Instrumentenbauer des Vogt landes bezeichnete auch ein Vertreter der sächsischen Regierung die geforderte Staatshilse als den einzigen Weg zur Erhaltung dieses Erwerbszwciges in Sachsen. Tagcsgcschichte. Deutsches Reich. Berlin, 3. December. Die Etatsberathung ist heute endlich zu Ende gegangen, nachdem noch eine ausführliche Besprechung des Hamburger Ausstandes stattgesundcn hatte. Die Social demokraten suchten den Nachweis zu führen, daß ihre Partei an dem Vorgehen der Hamburger Hafenarbeiter gänzlich un- betheiligt sei, daß in ihren Kreisen der Ausbruch des Streiks sogar überrascht habe. Gerade die Socialdemokraten hätten zum Frieden gerathen. Aber die Masse sei den Führern nicht gesolgt. Den Grund sah Herr Auer darin, daß die Hafen arbeiter nicht organisirt seien. Es mag sein, daß die social demokratischen Führer jetzt beim Anbruche des Winters einen Stillstand der so lange geschürten Bewegung wünschten, aber die Herren Socialdemokraten haben wiederum erkennen müssen, daß die Massen ihre Folgerungen allein zu ziehen wissen, wenn sie lange Zeit hindurch aufgereizt und verhetzt sind. Der Streik ist der Socialdcmvkratie nur zu früh gekommen. Herr Liebknecht hat cingcstehen müssen, daß eine Organisation der Hafenarbeiter in den gesummten Nordseehäfen geplant werde. Er hat aber nicht verrathen, wozu diese von den Engländern unternommene Bewegung dienen sollte. Die Herren wollten eben einen günstigeren Augenblick abwarten, um die Bewegung zum Ausbruch kommen zu lassen. Deshalb mag Tom Man auf den Ausstand geschimpft haben, wie sich die Herren Auer und Liebknecht ausdrückten. Die Hamburger Rheder werden wohl genau gewußt haben, was sie thaten, als sie das Schieds gericht ablehnten, in dem nur ein Arbeitgeber vertreten sein sollte. Um eine Machtfrage handelt es sich hier allerdings, aber sie ist zuerst von der Socialdemokratie angeregt worden. Man kann es doch den Rhedern nicht verdenken, wenn sie sich nicht die Bedingungen ihres geschäftlichen Betriebes aufzwingen lassen wollen. Herr Liebknecht hat die Fortsetzung des Streiks eine frivole genannt, nein, die socialdemokratische Verhetzung, die die Masse zum Ausstand trieb, als es den „Genossen" nicht paßte, war eine frivole. vor mit be- dcr und Der Bc- des statistischen Waarenverzeichnisses und des Verzeichnisses der Massengüter, sowie betreffend den Bezug und die Verwendung von zollbcgünstigtem Seidenzwirn die Zustimmung. Berlin, 3. December. Die dritte Lesung der Justiznovelle wird im Reichstage am nächsten Donnerstag beginnen. Seitens der Regierung ist bereits eine Verständigung mit dem Centrum eingeleitet worden, daß heute Abend sich über seine Stellung zur dritten Lesung berathen wird. Berlin, 3. December. Die Ernennung des Obersten Lie bert zum Gouverneur von Ostafrika ist vom Kaiser vollzogen worden. Gleichzeitig soll Major v. Wissmann zur Disposition des Reichskanzlers mit der Absicht gestellt sein, seine Dienste der Colonialverwaltung in Berlin zu erhalten. (Post.) beitete mit demselben zusammen. Beide gingen im September nach Breslau, um über die Kaisermanöver und die Kaiser- zusammenkunft für die Zeitungen zu berichten. Er will seine Nachrichten einem Gewährsmann zu verdanken haben, den er sich ehrenwörtlich verpflichtet habe nicht zu nennen. Auch die Behörde will er nicht nennen, bei welcher der Gewährsmann angestellt ist. — Die Aussagen Lecker's machen einen durchaus unglaubwürdigen Eindruck. Es scheint, daß der betreffende Ge währsmann nur in seiner Phantasie existirt Das Auswärtige Amt und das Polizeipräsidium haben ihre eigenen Steuo- arophen in den Gcrichtssaal entsandt. Im Laufe der Verhand lung gab der Angeklagte v. Lützow zu, die beiden incriminirtcn Artikel verfaßt zu haben. Den Stoff dazu will er von Lcckcrt erhalten haben. Lützow ist ein früherer Osficier; er ist Jahren vom Kaiser verwarnt worden, weil er Beziehungen einer deutschfeindlichen Zeitung unterhielt. Frankreich. Paris, 3. December. lieber die angeblich für April absichtigte Reise des Präsidenten Faure nach Rußland hat Gaulois zwei maßgebende Persönlichkeiten befragt, und zwar den Generalsecretär der Kammer, Pierre, und den Senator Wallon, den „Vater der Verfassung" vom Jahre 1875, Beide gestehen zu, daß die Verfassung einer Reise des Präsidenten ins Ausland mit keinem Worte gedenke. Allein für Pierre hat sie nicht die geringste Schwierigkeit. Die Frage würde von den Kammern durch die Bewilligung der Credite für die Reise gelöst werden. Wallon beantwortete die Frage des Gaulois mit der Gegenfrage: Verbietet die Verfassung eine Neffe des Vertrauensbruchs. Der zweite Theil der Anklage macht den beiden Genannten zum Vorwurf, daß sie durch ihre bezüglich der beiden Eulenburgartikel gemachten Erklärungen dcnStaats- secretär Frhr. Marschall von Bieberstein und den Wirkt. Le- gationsrath vr. Hammann verleumderischer Weise beleidigt hätten. Diese Beleidigungen sollen in den wider besseres Wissen bei den verschiedenen Anlässen ausgestellten Behauptungen der Angeklagten liegen, daß Herr v. Marschall und On. Hammann die gegen den Grasen zu Eulenburg gerichteten Verleumdungen angestiftet und zu deren Veröffentlichung beigetragcn haben. Angeklagter Lcckcrt, ein noch ganz junger Mensch, war bis 1893 Schüler des Französischen Gymnasiums in Berlin, dann kurze Zeit — etwa ein halbes Jahr — Kausmannslejrling und wandte sich dann der Journalistik zu. Er war kurze Zeit in der Redaction der „Deutschen Warte" rhälig, bemühte sich nach seiner Entlassung vergeblich, eine andere Redactionsstclle zu er halten. Er gab dann eine Korrespondenz heraus, die ihn aber nicht ernährte, so daß er von seinem Vater, dem Kaufmann Leckert in Berlin, dauernd zu seinem Lebensunterhalt eine Unterstützung beziehen mußte. Im Sommer dieses Jahres wurde er mit dem Journalisten von Lützow bekannt und ar Hamburg, 3. Dezember. Heute früh wurden hier Flug blätter verbreitet, die die Ausständigen zum zahlreichen Besuch von neun verschiedenen Versammlungen behufs Stellungnahme zu der durch die Arbeitgeber erfolgten Ablehnung des Schieds gerichts aufforderten. Die beiden größten Versammlungen waren die der Schauerleute und Ewerführer. In der ersteren besprach der Reichstagsabgeordnete Frohme die Ablehnung. Eine angenommene Resolution besagt, die bisherige Ruhe solle auch ferner beobachtet werden; aber es solle mit aller zu Ge bote stehenden Kraft der Kampf fortgesetzt werden, damit er für die Ausständigen siegreich verlause. Die Versammlung der Ewerführer erklärte sich damit einverstanden, wenn die Streikcommission den allgemeinen Ausstand beantragen sollte. Die Versammlung der Seeleute, Schiffsrciniger und Kessel reiniger beschloß, die Streikcommission zur Verkündigung des allgemeinen Ausstandes auszusordern. Berlin, 3. Dezember. Der Bundesrath ertheilte m seiner-was im Sinne seines kaiserlichen Herrn lag: die Annäherung heutigen Sitzung den Ausschußanträgen, betreffend Aenderung Deutschlands an Rußland. Die Behauptungen entbaltcn somit Ml den Vorwurf der Fälschung, des Verraths und des gröblichsten Der Prvceß wegen Entstellung des Czarentvastes hat iu Berlin Mittwoch gegen Leckert und Genossen begonnen. Unter den geladenen Zeugen befinden sich u. a. der Staatssccrctär des Auswärtigen Amtes, Frhr. Marschall von Bieberstein Prinz Alexander zu Hohenlohe, Sohn des Reichskanzlers, erste Punkt der Anklage bezieht sich auf verleumderische leidiguna des Oberhosmarschalls Grasen zu Eulenburg. Hier sind Leaert jun., von Lützow und vr. Ploetz beschuldigt. Bei der Galatafel, die am 5. September d. I. im Anschluß an die Kaiserzusammenkunft in Breslau stattsand, erwiderte der Kaiser von Rußland die Rede des deutschen Kaisers und gebrauchte hierbei die Worte: er sei von denselben traditionellen (alther gebrachten Gefühlen beseelt wie Seine Majestät (Kaiser Wil helm). Der Berichterstatter des Wolffschen Telegraphcnbureaus verstand aber, wie „sein Baier". Diese Fassung wurde nach her berichrigt. Die beiden Hauptangeklagten: Lcckcrt und von Lützow wußten nun vor kurzem einen Artikel und bald darauf einen zweiten in die Presse zu bringen, in welchen sie den Grafen Eulenburg beschuldigten, er habe sich aus politischen Gründen — englischen Einflüssen folgend — einer Fälschung der Czarenredc schuldig gemacht, und das zu hintertreiben,