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Erscheint nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhr jeden Wochentag abends sür den folgenden W W R sowie für Auswärts alle Austräger, dcsgl. Tag und kostet durch die Austräger pro M<DAM W MUD MU, W U. W-G-U^ alle Annoncen-Expeditwnen zu Original- Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 GD Preisen entgegen, frei ins Haus. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, ^en^sdorf Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Seifersdoch Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Gmmbach, Callenberg, Tirschhem, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein. 46. Jahrgang. Mittwoch, den 12. August 1896. Nr. 186. Hohenstein, den 11. August. Aus London meldet die „Köln. Volksztg.": Prinz Max non Sachsen übernimmt zeitweilig die Seelsorge der hiesigen deutschen Mission von Sanct Bomsaz. Generalversammlung des Vereins Sächsischer Gemeindebe amten. Am vorgestrigen Sonntag versammelten sich in Freiberg die Mitglieder der Vereins Sächsischer Gemeindebeamten zu ihrer diesjährigen Generalversammlung. Am Sonnabend vor her sand auch die Generalversammlung der Mitglieder der Misitärbrandversicherungskassc statt, Die Festversammlung, an welcher sich ca. 240 Mitglieder betheiligten, begann Sonntag um 11 Uhr. Beschlossen wurde u. A.: das Direktorium zu beauftragen, bei den Städtevcrtretungen dahin zu wirken, daß sie ihren Gemeindeunterbeamten gegenüber nach wenigstens 10 Dienstjahren das Kündigungsrecht erlöschen lassen. Die Kosten der Jubiläumsgeneralversammlung zu verwilliaen, das Schul geld sür zwei Freistellen an der I. Gemeindebeamtenschule zu Geyer fortzugewähren, an der Beamtenfchule zu Nerchau zwei Freistellen zn errichten, wurden genehmigt. Ebenso soll auf weitere drei Jahre 50 Mark jährlicher Beitrag zur Aufrichtung des Völkcrschlachtdcnkmals in Leipzig gewährt werden. Dem Unterstützungsstammsonds wurden aus Vereinsmitteln 1500 Mark überwiesen. Als Direktorialmitglied wurde HerrRaths- referendar Lindner-Leipzig gewählt. Als Vorort für die im Jahre 1897 stattfindende Jubiläumsgeneralversammlung wurde Döbel gewählt. Damit war gegen Uhr die reichhaltige Tagesordnung erschöpft und folgte hierauf dieGeneralversamm- lung der Krankenkassenmitglieder, welche aber in Anbetracht der vorgeschrittenen Zeit sehr beschleunigt wurde. Aus Vatsoe liegt heute die telegraphische Meldung vor, daß die astronomische Beobachtung der vorgestrigen Sonnen finsterniß völlig mißglückt ist. Keiner der dort weilenden For scher konnte Observationen von wissenschaftlicher Bedeutung machen, da der Himmel bei Beginn der Verfinsterung sowie bei Eintritt der Totalität gänzlich bewölkt war. Die Lücken in der Bewölkung gewährten nur sehr vereinzelte und sehr kurze Durchblicke von längstens einer halben Minute. Auch sonst besagen die meisten der eintreffenden Nachrichten, daß eine ge nauere Beobachtung infolge bedeckten Himmels resp. Regenwetters unmöglich war. Die Meldungen von der seitens der russischen Regierung zur Beobachtung der Sonnenfinsterniß nach dem Amur entsandten astronomischen Expedition können erst in eini gen Tagen anlangen, da die Expedition sich 300 Werst von der nächsten Tclegraphenstation befindet. Zahlreiche Zeitungen,Kunstzeitschriften und illustrirte Blätter beschäftigen sich mit der sächsischen Handwerksausstellung in Dresden und der mit ihr verbundenen mittelalterlichen Stadt- anlage. Kürzlich hatten die Leipziger „Illustrirte Zeitung" und die „Gartenlaube" eingehende Berichte gebracht und diesen Illustrationen von Bauten der alten Stadt bcigefttgt. Auch die illustrieren Reiscblätter in München veröffentlichten unlängst gelungene Bilder und Artikel über die Ausstellung. Nun bringt der „Kunstwart" einen Artikel aus der Feder von Ferdinand Avenarius über die alte Stadt, dem man nachstehendes ent nimmt: „Unsere Ausstellung hat zwei Seelen in ihrer Brust. Ihre räumliche Trennung in die Gebiete hier der modernen Ausstellung, dort der alten Stadt und des wendischen Dorfes bezeichnet diese Scheidung nicht genau. Die eine Seele ist die Tendenz, das Handwerk in seinem Verzweiflungskampfe gegen die Industrie zu kräftigen, die andere ist jener frische Geist der .Kunstauffassung und Kunstübung, der das Dresden von heute so angenehm vor dem Dresden von gestern auszeichnet. Zumal in der alten Stadt hat er sich hier aus einem neuen Gebiete höchst glücklich bethätigt. Alte Städte sind ja nachgerade eine gewohnte Erscheinung auf größeren Ausstellungen. Aber die Dresdnerische ist doch auch wieder ein Ding von Eigenart. Zunächst möchten wir ihre Schöpfer dazu beglückwünschen, daß sie sich nicht auf möglichst getreue Nachbildung eines Stadt bildes versteift haben, wie es zu der oder dieser Zeit wirklich da oder dort gewesen ist. Selbstverständlich, ohne Äntiquitäten- und Curiositäten-Jnteresse kommen wir nicht aus, wenn wir des lieben Geldes wegen eine große Masse anlocken müssen, m / dieses Interesse braucht nicht das stärkste für den gebildeten Besucher zu bleiben. Die Dresdner haben wohl zum ersten Male das künstlerische Interesse durchaus zur Hauptsache ge- Echt- So stellten sie sich die Aufgabe, ein deutsches Stadt- blld zu schassen, wie es um den Anfang des vorigen Jahr- hunderts nicht wirklich aber möglich war. Und nun mochten die Köpfe und Hände zeigen, was sie unter beliebiger Aus nutzung all der bis dahm waltenden Stilweisen erschauen und erbauen konnten. Da erscheint denn in der alten Stadt schon selber altersgrau, was aus gothischen oder gar romanischen »eiten stammt, und nagelneu, was zu Lebzeiten „Seiner Pohl- nischen Majestät" gefügt worden ist. Zumal wenn ich bedenke, daß gerade die bewährtesten Dresdner Meister „altdeutschen' Bauens, Gräbner und Gebler, hier nicht einmal mitgewirkt haben, so staune ich darüber, wie vortrefflich die Aufgabe von unseren Architekten gelöst worden ist. Kein Haus in dieser asten Stadt", das nicht im wesentlichen gelungen, kaum eine architektonische Einzelheit, die nicht ansprechend wäre, vieles Feine und Intime dabei, und das Ganze malerisch und stimmungsvoll. Kein künstlerisch gebildetes Auge, das vergleicht, zögert, iu diesen Beziehungen dem Dresdner Werke auch vor dem größeren der Berliner Ausstellung den Preis zu ertheilen." Ueber den Eindruck, den die alte Stadt mit ihrem Leben und Treiben hcrvorrust, schreibt Avenarius weiter: „Geben wir uns dem Eindrücke des Ganzen unbefangen hin, so ist es besonders ein Gefühl, das uns berührt: wir werden angcheimelt. Und das giebt mehr zu denken, als gewöhnlich dabei gedacht wird, denn wie kommt es, daß uns diese Umgebung, in der wir nie gewesen sind, daß uns diese Bauten, deren Vorbilder um Jahr hunderte von uns sern liegen, weit mehr anheimeln, ast die Prachtstraßen und Villen von heute, die nahe diesem Stückchen hcrausbeschworener Vergangenheit den Ausstellungspark um geben? Dort ist die Welt, an die wir gewöhnt sind, in der wir leben, und sic berührt uns kalt und fremd im Vergleiche zu diesem ungewohnten Stadtbilde hier — ist das nicht eigent lich sehr merkwürdig? Wir haben eben zu ost vergessen, daß unsere Väter und Mütter unser Empfinden gebildet haben, wir haben allerlei Fremdem zu lieb unsere eigene Art ver leugnet, nun rächt sich in unserem innersten die Natur, indem sie dieser Modischkeit, die uns als Moderne erscheint, die Liebe versagt. Wir werden nicht hoffen dürfen, unsere Städte zu rechten Heimathsorten zu gestalten, ehe das anders wird. Wir brauchten keine Errungenschaft unseres Jahrhunderts anfzugeben und könnten doch bauen, ohne uns gegen das Erbe unseres Volkes zu empören und damit gegen uns selber, gegen das, was aufgelöst in unserem Blute nährkräftig unsere Adern durch strömt. Vielleicht tragen die alten Städte in Nachbarschast der widerlichen Häßlichkeit unserer Protzen- und Schwindelarchitektur dazu behdemVolkc dieAugen zu öffnen sürdieSchönheitdcrcharakte- ristischcn, malerischen und behaglichen Bauweise unserer Alt vorderen, vielleicht auch zu einem Umschwünge der landläufigen Anschauungen über die Anordnung von Straßen und Plätzen. Dann förderten sie, daß wir wieder als Deutsche bauten. Und ihre lustige Kulissenwirthschaft wäre beinahe so etwas wie ein Tempel geworden." In Guatemala findet in der Zeit vom 15. März bis 15. Juli nächsten Jahres sine Ausstellung statt. Da Guatemala bekanntlich ein sehr kaufkräftiges Land ist, so dürfte eine Be- theilignng sür die deutsche und speciell sächsische Industrie von großem Werthe sein. Anmeldungen haben baldigst zu erfolgen. Die Ausstellungsbedingungen können von dem Konsulat der Republik Guatemala in Dresden, Moritzstraße 12, bezogen werden. Gersdorf. Im schönsten Rcstaurantgartcn hier (Gast haus Teutonia) hielt vergangenen Sonntag der Turnverein I sein Somm erfcst mit Schauturnen ab. Fast zu zahlreich stellten sich die Gäste ein und wenn auch vollbepackte Kinderkutschcn den Verkehr oft recht erschwerten, so verlies doch das Fest ohne jeden störenden Zwischenfall. Den ersten Theil des Programms, Freiübungen, haben wir leider versehen. Im Riegenturnen wur den besonders die Ucbungen am Reck von den meisten Turnern nach allen Regeln der Turnerei ausgeführt. Das ganze In teresse nahm jedoch das volksthümliche Wettturnen: Weitspringen, Handelstemmen, Wettlaufen, und davon wieder besonders Letz teres, in Anspruch. Die Bahn war 150 m lang; zwei Hinder- niste, darunter eines in der Höhe von 2 m erschwerten den Lauf, doch wurden sie von fast allen, die sich daran betheiligten, unter dem Beifall der Zuschauer genommen. Preise für alle drei Ucbungen erhielten Schieferdecker Hermann Peterhänsel Maurer Paul Orgis (2. Preis), Bergarbeiter AHA" -?kwbach (3. Preis), Bergarbeiter Gustav Seifert > Bearbeiter Louis Lange (5. Preis), Maurer Emil Melerhof (6. Preis), Nadelmachec Albin Andrä (7. Preis). Zum Schluß mhrte die Damenabtheilung einen wohlgelungenen Reigen auf. Dem rührigen Verein aber bringen wir ein herz liches Gut Herl! " ' Gersdorf. Nach unverbürgten Quellen soll sich im unteren Ortsthe,l ein toller Hund gezeigt haben. Thatsache ist, daß am Sonntag ein fremder Hund, von Hermsdorf kommend, einen Gersdorfer Hund erbiffen hat. Da die Gendarmerie die Angelegenheit verfolgt, werden wir bald hierüber Näheres erfahren. In der Nacht vom 6. zum 7. brach in einem Hause der Leipziger.Straße in Glauchau durch Explosion einer Nacht lampe ein größerer Stubenbrand aus. Die 16jährige Schwägerin des Besitzers M. hatte, als sie zur Ruhe ging, eine kleine brennende Nachtlampe auf einen neben dem Bette stehenden Stuhl gestellt, und war, ohne vorher die Lampe zu verlöschen, eingeschlafen. Gegen Vz1 Uhr ist nun allem Anschein nach die Lampe explodirt und hatte sowohl das Bett als auch mehrere nebenanhängende Kleidungsstücke rc. in Brand gesetzt. Ein zu dieser Zeit die Straße passirender Herr bemerkte den Feuerschein und griff sofort gcmeinfam mit einem anderen Herrn thatkräftig ein, wo durch allein ein größeres Unglück vermieden wurde. Das Mädchen, welches nur mit knapper Noth den Flammen ent rann, ist, da die Stubenthür von außen verschlossen war, durch das Fenster der ersten Etage auf die Straße gesprungen, wo es von einem Nachbar aufgefangen wurde. An einem Zwickauer Herren, welcher vom Werdauer Vogelschießen vergangenen Abend in der 11. Stunde nach Hause ging, wurde ein Raub ausgemhrt; demselben wurde die sehr werthvolle goldene Uhr, Geld und Sonstiges geraubt, außerdem wurde derselbe ziemlich bedeutend verletzt. Es ist gelungen, den Thäter noch am selben Abend zur Hast zu bringen. Herr Bürgermeister Dr. Beck in Freiberg, welcher bekanm sich an Stelle des in den Ruhestand getretenen Oberbürger meisters Dr. Andrä zum Oberbürgermeister von Chemnitz ge wählt wurde, wird am 15. September sein neues Amr antreten. Die 73 Jahre alte Frau Christiane Friederike Beer hat am 3. Juli d. JOelsnitz verlassen, um sich nach Rödlitz bei Lichtenstein zum Besuche von Verwandten zu begeben, ist aber dort nicht cingetroffen. Die Angehörigen der Frau Beer be fürchten, daß dieselbe verunglückt ist. Aus Reichenbach wird untern, 10. August geschrieben: Einen hochentwickelten Trieb nach goldener Freiheit scheint der des Raubanfallcs an dem Agenten Hrn. A. Winkler verdäch tige und heute den, dortigen Amtsgerichte zugeführtc Hand arbeiter Fritzsche zu besitzen. Nachdem derselbe am vergangenen Sonnabend unmittelbar nach seiner Festnahme in Netzschkan es mit Erfolg versucht hat, sich dem ihn sestnehmcnden Schutz mann zu entwinden und das Hasenpanier zu ergreifen, ver suchte selbiger das gleiche gestern Vormittag. Als der Ver dächtige in die Untersuchungshaft abgeführt werden sollte, machte derselbe plötzlich Kehrt und floh, ehe sein Transporteur sich keiner versichern konnte, über den Markt durch das Grundstück des Gasthofes zum Anker, gelangte aber nur bis zum Roß platz, wo er wieder gefangen wurde. Mit doppelten Vorsichts maßregeln wurde alsdann der Flüchtling der Zelle zugesührt, wo er den weiteren Verhandlungen entgegensetzen wird. Donnerstag Nachmittag in der 3. Stunde wurde der Botenfuhrmann Scheibner von Mülsen St. Jacob auf der Straße in Wernsdorf, als er mit seinem Lastgeschirre in der Richtung nach Glauchau zu fuhr, durch einen Teschingschuß am Kopfe stark verletzt. Die Kugel drang an der linken Seite des Wagens, in welchem Scheibner nebst seiner Mutter saß, von hinten durch die Plane, riß Scheibner die Kopfhaut auf, und durchbohrte dessen Mütze zwei Mal. Wäre das Geschoß um 1 am tiefer eingeschlagen, so würde Scheibner getödtet worden sein. Die unvorsichtigen Schützen wurden in zwei Webern aus Wernsdorf, deren einer 20 Jahre, der andere 18 Jahre alt war, ermittelt. Dieselben schossen aus einem Fenster der ersten Etage nach Birnen. Das Gewehr wurde sammt Munition beschlagnahmt. Richt geringes Aufsehen verursachten vor einiger Zeit die Erkrankungen der Opprieder'schen Familie zu Löbtau und sollten dieselben von dem Genuß giftiger Wurst herrühren. Von der angeblich verdorbenen Wurst wurden 7 Psund be schlagnahmt. Dieselbe ist, wie der „Löbt. Anz." berichtet, von dem vereidigten Chemiker am Landes- und Amtsgericht zu Dresden, vr. Hefelmann, untersucht und als vollständig genieß bar befunden worden. Genannter Herr hat zum Beweist dessen von der betreffenden Wurst gegessen und hat sich nicht die geringste üble Folge eingestellt. Mangels jeglichen Beweises ist deshalb auch von der königl. Staatsanwaltschaft die Unter suchung gegen den Fleischermeister E. C. Mai eingestellt worden und die Uebernabme der erwachsenen gerichtlichen Auslagen auf die Staatskasse erfolgt. Die amtliche Untersuchung dürfte nach diesem Sachverständigen-Urtheil, wenn auch gegen benannten Fleischermeistcr, doch wohl nicht ganz eingestellt sein, sonder» sich auf Grund herausstellender Verdachtsmomente nach einer anderen Richtung bin erstrecken. Die Arbeiter der in Leipzig einmündenden königl. sächs. Staatseisenbahnen hielten dieser Tage eine Versammlung ab