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Hohensteiner Tageblatt : 24.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189603247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18960324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18960324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-24
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 24.03.1896
- Autor
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Ich lasse weg, was dieselbe über die Hinrichtungen des Dieners und der Eoncubine von Peters mittheilt, auch war es wenig Erbauliches; ich berichte nur: „Peters hatte, ehe er ging (er hatte seine Abberufung vom Kilimandscharo beantragt), den eingeborenen Häuptlingen mitgetheilt, er habe sie mit Peitschen gezüchtigt, aber sein Nachfolger (Herr von Bülow) werde sie mit Scorpionen züchtigen. . Herrn von Bül"w's Lieblingsspeise seien neugeborene Kinder, und sie würden gut thun, ihm gleich bei seiner Ankunft eins zu überreichen. Es sollte daS vielleicht ein schlechter Witz sein, aber die Leute faßten cs als Ernst aus, und als Or. Baumann Peters darauf aufmerksam machte, daß, wenn die Leute nun wirklich Herrn von Bülow dieses Opfer brächten, er doch Lügen gestraft würde, meinte er: ..Was? Dann muß der Kerl es fressen zur Ehre Deutschlands!" Herr von Bülow hat nun zwar keine Kinder gefressen, wohl aber den Wilden gegenüber keine milderen Saiten ausgezogen, bis dann die Sache ein Ende mit Schrecken nahm." Das ist genug, ich citire nicht weiter. Jedenfalls hat Peters eine furchtbare Verantwortung auf sich geladen durch sein ganzes unqualificir- bares Betragen ist Ostafrika. Und endlich einmal muß doch die Weißwäfche aufhören." Vermisstes. Eine entsetzliche That Ein unerhörter Versuch des Elternmordes, der in seiner letzten Zeit nur durch einen glück lichen Zufall vereitelt wurde, versetzt die ganze Stadt Lüttich in große Aufregung. Der Sohn einer reichen und angesehenen Familie, der gegenwärtig Rechtsstudien an der Lütticher Uni versität betreibt, erbrach den Geldschrank des Vaters und entwendete ihm eine Baarsumme von 10,000 Franks. Um einer seits den Verdacht des Diebstahls auf andere Personen zu lenken und anderseits jeder Erörterung mit seinem be stohlenen Vater zu entgehen, entsann der Unmensch folgen den teuflischen Plan. Er legte heimlich unter das Kopf kissen seines Vaters und seiner Mutter je eine mit Pulver und Sprengstoff gefüllte Bombe, deren feine Zündschnur in die Vorhalle des Schlafzimmers führte. Nachts, als die Eltern im festen Schlaf lagen, zündete der Verbrecher die Zündschnur an, in der Absicht, seine schlafenden Eltern in die Luft zu sprengen. Glücklicher Weise fing aber die Bettd cke Feuer, bevor die Flammen die Bomben erreichten, und der Vater wurde durch den Brandgeruch noch rechtzeitig aus dem Schlafe geweckt. Die Explosion richtete, da die beiden alten Leute im größten Schrecken das Schlafzimmer verließen, nur materiellen Schaden an. Der unmenschliche Sohn, der seit dem Fehl- gehen seines Attentates flüchtig geworden ist, wird steckbriflich verfolgt. Der unglückliche Vater giebt zur Entschuldigung seines SohneS an, daß er seit längerer Zeit Spuren geistiger Zerrüttung zeigte. Handel und Gewerbe. Oessen tlichc Versteigerungen in den Königl. Amtsgerichten. Donnerstag, den L6. März. Freiberg: Bäcker E rnst Robert Körner's Hausgrundstück (zum Bäckereigewerbe eingerichtet) in Oberschaar, 4710 M. Leipzig: 4 Gastwirth Ernst Hermann Bancr's und dessen Ehefrau Johanne Wilhelmine Bauer geb. Rudolph's Gasthofs- gruiidstiick in Köyschwip, 14,000 Mk. Schwarzenberg: Kutscher Emil Wapat's Gärtuercigruudstück mit Zubehör in Raschau, 8105 M. Dresden: Friedrich Wilhelm und Carl Hermann Courad's Grundstück (ein noch nicht im Rohbau fcrtiggcstelltcS Wohnhaus) iu Löbtau, 32,000 M. Burgstädt: Johann Louis Richard Schüttel's Grundstücke daselbst: I) Wohn- und Stallgebäude, 7000 M.; 2) Fcldgruudstück, 750 M. Schwar zenberg: Kausmann Ernst Alfred Hüttel's Wohn- und Fabrikgebäude, eingetragen im Grundbuch für die Zwanziger Klostcrgruudstücke 17,OM M. Kirchberg: Emil Hngo Hirsch's Grundstück in Cnnersdorf, 48,820 M. (ohne Berücksichtigung einer Brandschädenvergütung von 7890 M.) Sayda: f Wirthschastsbefitzer Emil Bernhard Weise's Grundstücke in Pilsdors bez. Sayda: 1, Wohngebäude mit gewölbtem Stall, Getreide- schüttbodeu und Schcuneugebäudc; 2) Feld- und Wiesengrundstücke. Großenhain: f Augnste Pauline Scurig(s Grundstück in Gävernitz. Neusalza: f Carl August Förster's Gärtncrnahrung in Obertaubenhaim, 7500 M. Freitag, den 27. März. Oberwiesenthal: Schneidermeister Friedrich Wilhelm Kantzschmann's Grundstücke in Stahlberg: 1) Wohn haus mit Hofraum und Garten: 2) Feld, zusammen geschätzt auf 17,OM M. Chemnitz: Hermann Julius Arnold s Hausgrundstück mit Anbau, Schuppen und Garten in Niederrabenftein, 20M M. Glauchau: Bäcker Julins Robert Kleindicnst's Hausgrundstück mit Backofen daselbst, 8200 'M. Burgstädt: Emilie Pauline vcrchcl. Wolf geb. Engcri'sHaus- und Fcldgrnndstück in Äöthensdors, 5525 M. Leipzig: Kaufmann Albert Ferdinand Fichtner's Hansgrundstück in Leipzig-Reudnitz (Melauchthou- straßc 4), 52,500 M. Dippoldiswalde: Johann Emil Rauft's Grundstücke M"Mttc: 1) Gnt 2) Feld, 75,MO Mark -einschließlich des Viehes, Schiffes, Geschirrs rc.) Stolpen: f Wirthschaftsbesitzer Karl August Hempels Grundstücke in Rennersdors bez. Stolpen: 1) Hans und Garte», 2) und 3) Feld- und Wieseugrundstück, 4) und 5) Wiese», 6) Feld- »iid Wlcscngrundstück, zusammen gewürdert auf 11,547 Mark. Ncibcrg: f Karl Gustav Küchenmeisters Hausgrundstück mit Feld iu Wnsthetzdors, ersteres aus 2562 Mark, letzteres a,,f .-13 Mark geschätzt. Sonnabend, den 28. März. Leipzig: Steiumeütneister Gotthelf Karl Harmg's Hansgrundstück daselbst (Südstraße 71), 81,500 M Dresden: August Soppcrka's Hausgrundstück mit Hofraum und Garten iii Dres- den-Striesen (Lauensteinerstraße 7), 46,OM M. Zittau: Selma Henriette verehel. Heidrich geb. Göhl's Bäckereigrundstück in Bertsdorf, 2400 M. Zwickau: Oekonom Bruno Arno Thicme's Halbhusengut in Niederhohu- dorf, 18,750 M. Bautzen: Christian Karl Preißer's Grundstück (Schrot mühle, zum Dampfbetrieb eingerichtet) daselbst, 22,7 .0 M. (einschließlich der im Grundstück befindlichen Maschinen). Borna: Johann Gottlob Hammer's Hausgrundstück mit Nebengebäuden in Lausigk 5400 Mark. Bautzen : f Mühlenbcsitzer Andreas Proft's Mahl- und Schneidemühlen- grundsiück in Gröditz, 76,553 M. (einschließlich der gesammteu Mühlen werke nnd der Wasserkraft). Herrnhut: f Karl Heinrich Wüudrich's Gartennahrung mit Wohn- nnd Wirthschaftsgebäudcn in Oberstrahwalde, <650 M. Dresden: f Rentner Karl Heinrich Kunz'Hausgrundstück da- felbst (Jesephmeustraße 30). Velnhtn? Novelle von Zoö von Reuß. (Nachdruck verboten.) 111. Zwei Jahre waren vergangen und hatten alle Bedenken der Klatschmäuler und scnsationSbcdürstigcn zu Schanden ge macht. DaS junge Ehepaar schien vollkommen befriedigt und lebte in Harmonie mit aller Welt. Bernhard Wiilpern mar nach einem kurzen, natürlichen LiebcSrausch zu einer altgewohnten Thätigkeit zurückgekchrt und schien fast ein Streber in seinem Fache werden zu wollen. Er hatte vor Jahren ein paar Semester Nationalökonomie studiert und versuchte nun mit Glück, seine Kenntnisse praktisch zu ver- werthen. Bei seinen verschiedenen Unternehmungen reichten sich Landwirthschafr und Industrie verständlnßooll die Hand zum Bunde. Dora war noch schöner geworden durch die Vereinigung einer frauenhaften Formenschönheit mit dem holden Kindcrge- sichtchen. Durch ihre gute, geistige Veranlagung hatte sie bald ihre neuen Pflichten begreifen gelernt, und zwang sich, denselben nachzukommen, selbst wenn sie ihr schwer, das heißt langweilig erschienen. Rendant Rössing und Schwester Therese waren sehr oft Gälte in AOnenhausen, und auch die ÄmtSräthin war anscheinend bei ihren jährlichen Sommerbesuchen von der Schwie gertochter befriedigt. „ . Eines Tages war Dora b-l ihren Streifereien innerhalb der Wülpern'schen Besitzungen auch in den Volkskindergarten gerathen, den Bernhard Wülpern für die Kinder seiner Ar beiterfamilien hatte anlegen lassen, hauptsächlich auf Veran lassung der ÄmtSräthin und Cousine Metas. Eine Diakonissin war mit der Pflege betraut. Das heitere Spiel dec Kinder schaar entzückte Dora, die sehr kinderliebend war. Bei ihrem Weggehen hing sich ein zweijähriges Blondköpfchen, das auf der Erde saß, an die Falten ihres Kleides, als ob es mit ihr gehen möchte. Und als sie sich zu ihm niederbeugte, machte es mit den Händchen: „Bitte, bitte!" Welches Frauenherz kann da widerstehen? Dora nahm die Kleine auf den Schoß, ließ si' das Ticken der Uhr hören und erzählte dem Gatten am Abend von der Begegnung „Am liebsten hätte ich das Kind mit mir genomm n, Bern hard", schloß sie. „Es muß so reizend sein, für das liebe kleine Wesen sorgen zu können! Es schmiegte sich auf meinen Schoß, wie ein Kätzchen, das endlich das richtige Plätzchen gefunden hat. Und diese Aurikelaugen! . . . Wollen wir es nicht adop- tiren?" „Das würde sehr voreilig sein, Kleine!" lachte der Gatte „Dazu müßtest Du erst fünfzig Jahre sein — wer weiß, was bis dahin geschieht . . ." „Die Kleine ist eine Waise; nur die Mutter lebt noch, wie mir die Schwester erzählt hat", berichtete Dora weiter „Der Vater war der junge Arbeiter, der im vorigen Jahre bei- Dir verunglückte. Er hieß Meyer, erinnerst Du Dich noch?" „Allerdings! Es war eine Ungeschicklichkeit, meine Maschinen haben beinahe Verstand", meinte Wülpern kopfschüttelnd. „In eine Adoption würde ich niemals einwilligen: wenn Du die Kleine aber als Spielzeug nehmen willst, ohne weitere Kon sequenzen, soll es mir recht sein." Dora besorgte nun eine Kinderausstattung für Lenchen Meyer und ließ sogar die Puppe nicht fehlen. Aber leider war Frau Meyer nicht zu einer Trennung von ihrem Töchter chen zu bewegen. Trotzdem sie anscheinend tief leidend war, erklärte sie bestimmt, sich nicht von dem Kinde trennen zu wollen. Betrübten Herzens theilte Dora dem Gatten die Nachricht mit. „Ich habe Zeit in Ueberfluß, oft will der Tag nicht enden", sagte die junge Frau mit schlecht verhaltenem Gähnen. „Ja, es ist recht einsam hier!" „Du möchtest lieber viel Gesellschaft sehen? Mir scheint auch, daß Du ein Recht darauf hast. Ich bin bequem ge worden als Junggeselle. Ja, es taugt wirklich nichts, erst mit vierzig Jahren zu heirathen — noch dazu eine Frau wie Dich. Woher ich nur den Muth genommen habe?" Als Antwort schmiegte sich Dora an den Gatten mit wirklicher traulicher Zärtlichkeit. Sonst geschah es gewöhnlich mit kindlicher Neckerei. „Apropos, Frau, wir haben auch einen neuen Gutsnach bar bekommen." „Wer ist es?" „Der alte Mülverstedt, der Sonderling, hat seinen Besitz einem Neffen aus einer Seitenlinie vermacht, der kürzlich an gekommen ist. Ich sprach den Inspektor des Gutes . . . ." In diesem Augenblick überreichte der Diener eine Karte. Wülpern las: „Lieutenant von Mülverstedt auf Mülverstedt. Wahrhaftig, Dorachen, da ist unser neuer Gutsnachbar schon, als Wolf, von dem man spricht! Willkommen!" setzte er aus stehend hinzu, um dem Gaste entgegenzugehen. Dora bedauerte einen Augenblick, im Hauskleide zu sein, ohne Ahnung, wie herrlich die dunkle, genau „im Loth sitzende" Robe ihre anmuthvolle Schönheit zur Geltung brachte. Zu einem Toilettenwechsel wäre es auch zu spät gewesen, denn Lieutenant von Mülverstedt trat schon ein. Ein Aufblick, ein gegenseitiges freudiges Erschrecken, — und man hatte sich wiedererkannt als einstige Reisegefährten. Der Gast schien sogar die Eisenbahnfahrt vor zwei Jahren noch weniger vergessen za haben als Dora, für welche sich die Ereignisse zusammengedrängt hatten. Aber er schien nicht recht zu wissen, ob er sie daran erinnern dürfe. Sie kam ihm zu vor mit lautem Lachen. „Freilich — wir sind alte Bekannte! Glauben Sie, daß mein Gedächtniß so kurz ist, oder, daß ich die Begegnung ver gessen will? Behüte! O, es war reizend!" Dann theilte sie dem Gatten die Begegnung auf ihrer letzten Mädchenreife mit, damals, als sie von Tante Bertha gekommen war. „Ich habe also das Glück, in dem gnädigen Fräulein, pardon, in der gnädigen Frau meine nächste Nachbarin -u begrüßen? Almenhausen und Mülverstedt stoßen hart zusam men . . . ." „Auch ich bin überrascht und erfreut!" gestand Dora ein „Solche Gunst des Schicksals habe ich keineswegs erwartet Ich bin meinem alten griesgrämigen Onkel nun doppelt dank bar, daß er sich meines Namens und meiner Schulden erinnert hat!" fuhr Lieutenant von Mülverstedt lachend fort, indem er die weiße, kräftige Hand erfurchtsvoll küßte, die ihm Dora ent gegenstreckte gleich einem alten Freunde. Man setzte sich und die Unterhaltung ward bald allgemein. Lieutenant von Mülverstedt galt für einen der schneidigsten und glänzendsten Officiere des Regiments und ward innerhalb desselben sehr verwöhnt. Der herausfordernde Verkehr mit einer koketten Hauptmannsfrau, die einen alten Mann ge- heirathet, hatte ihm schließlich ein Duell zugezogen, da« er sogar mit kurzer Festungshaft gebüßt hatte. Um über die Sache GraS wachsen zu lassen, hatte er eine Reise um die Erde ge macht. Kurz nachdem er zurückgekehrt, war ihm eine beträcht liche Erbschaft von einem Seitenverwandten zugefallen, gerade in dem Augenblick, als ihm die Mittel ausgingcn, und er deshalb durch seine ältere Schwester gedrängt wurde, sich durch eine reiche Partie zu retten. Gegenwärtig schien er sehr be friedigt und sogar bestrebt, den Platz auszufüllen, wohin eine Laune des Schicksals ihn gestellt hatte. „Ich möchte Ihr Schüler werden, Herr Wülpern", sagte er im Laufe des Gespräches. „Allenthalben, im Umkreise von einigen Meilen, vernehme ich Ihren Ruhm, schon damals, als ich das Glück genoß, mit der gnädigen Frau zu reisen! Es mar meine erste und einzige Reise zu meinem Erbonkel — er wünschte mich zu sehen." „Sie kamen und — siegten! ' scherzte Wülpern. „Auf Ihrem Besitz sind Landwirthschaft und Industrie verschwistert — die einzige Weise, durch welche die ältere Schwester ihr Leben fristet, falls sie sich nicht zu bäuerlichem Betrieb entschließt. Und daß ich dazu keine Lust empfinde, brauche ich wohl kaum zu versichern!" Wülpern sprach kurz über die Gesichtspunkte, welche ihn leiteten und gab hier und dort seine Meinung. Lieutenant von Mülverstedt erzählte von seiner W.'ltceise und sah sich zum baldigen Wieoerkommen einzeladen, als ec nach zwei Stun den schied. Und er kam wiedec, o'' und bald. In einer welkjchmerz- lichen Empsinung, Hecn7; ifen durch mrnch' galantes Aben teuer, hatte e r sich nach Einsamkeit gesehnt. Daß sie durch einen freundlich geselligen Verkehr nach Belieben unterbrochen werden konnte, war ihm doppelt angenehm. Bernhard Wülpern war aber erfreut, durch einen angenehmen und interessanten Gast seiner jungen Fcau eine Zerstreuung zu bieten, nach der ihre Jugend und ihr Temperament verlangten. Wenn Lieute nant von Mülverstedt dann nach einem in Doras Gesellschaft angenehm verbrachten Tage nach Hause ritt, empfand er jedes mal ein Gefühl der Vereinsamung und dachte mit Reid an Wülpern, der sich seines Glückes kaum bewußt schien. Denn nun, wo ihm Dora seit zwei Jahren anzehörte und vollommen befriedigt war, kam ihm seine HürUH keineswegs mehr als ein Wagniß vor. Im Gefühl der Sicherheit und in Verfolgung seiner geschäftlichen Pläne fing er an, sie zuweilen ein wenig hintenan zu setzen. Ob dies holde, verführerische Weib wirklich das „Bild ohne Gnade" ist, daß sie scheint? frng sich Mülverstedt. Oder sie ist ein schlafendes Dornröschen? Dann »möchte ich wohl der Prinz sein, der sie zum Leben erweckt. O, es wäre — himmlisch! Dem guten Narren, den sie ihren Gatten nennt, ist es nicht gelungen. Nein, bei Gott, ich bin kein Don Juan, bin eS niemals gewesen, obgleich mich die Welt zuweilen als solchen bezeichnete. Ich werde künftig weniger nach Almen- hausen reiten. Ueberdies ist mein Urlaub bald vorbei! Wirklich empfing Bernhard Wülpern zwei Tage später einen Brief des Lieutenants, in welchem sich dieser für den Winter verabschiedete. Kontrolversammlungen. Die diesjährigen Früh- jahrs-Kontrolversammlungen des Beurlaubtcnstandes finden im Kontrol-Bezirk Hohenstein im Logenhause statt und zwar am 24. April für Mannschaften aus Hohenstein und Ernstthal und zwar vormittags 9 Uhr für die Reservisten, die zur Dis position der Truppentheile und die zur Disposition der Ersatz- vehörden Entlassenen, an demselben Tage nachmittags 2 Uhr für Landwehr I., ebenfalls am 24. April nachmittags 2 Uhr für Landwehr I. und Ersatz-Reservisten aus Tirschheim, Herms dorf, Langenberg, Meinsdorf; am 25. April vormittags 9 Uhr für die Reservisten die zur Disposition der Truppentheile und die zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen aus Tirschheim, Oberlungwitz, Hermsdorf, Langenberg nnd Meins dorf; an demselben Tage nachmittag 2 Uhr für Landwehr l. aus Oberlungwitz und Gersdorf; am 27. April vormittag 9 Uhr für die Reservisten, die zur Disposition der Truppentheile und die zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen, sowie Ersatz- Reservisten aus Gersdorf; an demselben Tage nachmittags 2 Uhr für die Ersatz-Reservisten aus Hohenstein, Ernstthal und Oberlungwitz. Eine persönliche Beorderung zu den Kontrol versammlungen findet nicht statt und haben alle diejenigen Un teroffiziere und Mannschaften, welche ohne genügende Entschul digung fehlen, der für diese Vergehen ausgeworfenen Strafe gewärtig zu sein. Wer nach dem Verlesen eintrifft, verfällt der Bestrafung, als ob er bei der Kontrolversammlung gefehlt hätte. Etwaige BefreiungS-Gesuche, welche bis spätenstens 5 Tage vor Beginn der Kontrolversammlungen bei dem Haupt-Melde amte des Bezirks-Kommandos anzubringen sind, finden nur auf Grund einer beigefügten behördlichen Bescheinigung Be rücksichtigung. Die Mannschaften haben in geeigneter, sauberer Kleidung zu erscheinen und die Militärpapiere mitzubringen. Kirchliche Nachrichten. Bon Hohenstein. Donnerstag, den 26. März, abends 8 Uhr Passtonsattdacht im Waisenhaussaale. Von Ernstthal. Donnerstag, den 26. März, abends 8 Uhr Passionsgotiesdienst. Von Gersdorf. Dienstag, den 24. März, abends 8 Uhr Bibelstunde. Von Langenchursdorf mit Falten. Donnerstag, den 26. März 1896, vormittag 10 Uhr Wochen- communion in der Kapelle zu Falten Freitag, den 27. März 1896, vormittag 10 Uhr 5. Passionsgottes- dienst mit Wochencommunion n der Kirche za Langenchursdori. Tagesordnung des Stadtbades Hohenstein. Geöffnet Donnerstag, Freitag, Sonnabend von früh 8 bis übens 8 Uhr und Sonntag Vormittag. Dampfbäder, Wannenbäder. Bademarken bei Herrn Buchbinder Weckmüller, Dresdncrstraße und Kaufmann Riedel, Poststraße. Nachtrag. Lüttich, 22. März. Die streikenden Bergleute riefen schwere Unruhen in Seraing hervor. 40 Ruhestörer wurden verhaftet. Rom, 22. März. Die Erklärung, die der Ministerpräsi dent di Rudini gestern in der Kammer über die auswärtige Politik Italiens im Laufe seiner Rede abgegeben hat, hat fol genden Wortlaut: „Die seit jeher traditionelle Freundschaft mit England vervollständigt das System unserer Bündnisse; sie hat stets einen großen Einflußauf unsere Stellungnahme in Europa gehabt und wird ihn auch nothwendiger Weise in Zukunft haben. Diefe meine Worte bestätigen den Werth, den Italien der Freundschaft mit England beimißt. Unser Gefühl giebt uns die Freundschaft ein, unsere Interessen rathen sie uns an. Diese Worte zeigen auch, welchen Werth die Behauptungen Derer haben, welche die Herzlichkeit in unseren Beziehungen zu England in Zweifel ziehen, und sollen Ihnen sagen, wie an genehm uns die Beweise des großen Wohlwollens gewesen sind, die uns in diesen Tagen im englischen Parlament gegeben worden sind. Italien ivar es dieser Freundschaft schuldig, daß eS der Bewilligung eines Vorschusses von 500,000 Lstrl. aus dem Reservefonds der öffentlichen Schuld Aegyptens für die nach Dongola gerichtete militärische Kundgebung zustimmte; eine Zustimmung, die auch Deutschland und Oesterreich-Ungarn ertheilt haben" Sofia, 22 März. Fürst Ferdinand begicbt sich in Be gleitung des Ministerpräsidenten Stoilow und des Kriegs ministers Petrow am 26. März nach Constantinopel, um dem Sultan zu huldigen. Wie die „Agence Balcanique" meldet, wird sich Fürst Ferdinand aus Einladung des Kaisers von Rußland, ihn zu besuchen und die Osterfciertage in der Haupt- tadt zu verbringen, sodann über Odessa nach Petersburg begeben.
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