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umzukleiden und zu waschen. Die hierfür bestimmten Räumlichkeiten müssen sür die Zahl der beschäftigten Arbeiter genügend groß, von den Arbeitsräumen aus zugfrei zu erreichen, sowie während der kalten Jahres zeit geheizt sein. 8 11. Die ArbeitSräume dürfen zu anderen, mit dem ordnungsmäßigen Betriebe nicht zu vereinbarenden Zwecken, insbesondere als Wasch- und Schlaf- oder Wohnräume nicht benutzt werden. 8 13. In jedem ArbeitSraum ist ein von der Ortspolizei behörde zur Bestätigung der Richtigkeit feines Inhalts unterzeichneter Aushang anzubringen, aus dem er- sichtlich ist: s) die Linge, Breite und Höhe des Raumes, b) der Inhalt des Luftraumes in Kubik metern, e) die Zahl der Personen, die nach 8 6 in den Arbeitsräumen beschäftigt werden darf. 8 16. Die Schlafräume der Gehilfen und Lehrlinge dürfen nicht in solcher Nähe zum Backofen liegen, daß in ihnen eine übermäßige Hitze herrscht. Auch dürfen sie nicht in unmittelbarer Verbindung mit den Bedürfniß- anstalten stehen. — Die „N. A. Z." schreibt: Die von einigen Blättern verbreitete Nachricht, daß die Kartenbriefe eingehen sollen, ist unrichtig. Im Gegentheil werden, nachdem die vorhandenen Bestände aufgebraucht sind, neue Kartenbriefe in einfacherer Form nach Art und Größe des Formulars der Postkarten mit Antwort neu auSgegeben werden. — Für die Regulirung der Zwickauer Mulde durch Thalsperren zeigt sich ein ernstes Interesse, denn die AmtShauptmannschast Schwarzenberg hatte auf den 14. d. M. eine Versammlung der Interessenten nach Aue einberufen. Inzwischen hat die Königin Marien hütte die Frage studiert und ist zu dem vorläufigen Ergebniß gelangt, daß sich die Erbauung von 10 bis 14 Thalsperren im Muldengebiet empfehlen dürfte. Durch dieselben würden die Wasserkräfte des Mulden- gebieteS wesentlich verstärkt, indem beispielsweise das Mindestwasserquantum bei Zwickau auch in trockenen Sommern auf 7—8 Kubikmeter in der Sekunde ge bracht werden kann, während es dieses Jahr Monate lang nur 5 Kubikmeter betrug, es würde die Wirkung der Hochwasser sehr gemildert werden, es würden einige neue werthvolle Wasserkräfte gewonnen und endlich würde bei Niederwasser die verunreinigte Mulde ein wesentlich besseres Wasser haben, was in gesundheit licher Hinsicht mit Freuden zu begrüßen ist. — Der Papier-Ring. Wir lesen in den „Dresd. N. Nachr.": Nicht ein papierner, sondern ein eherner Ring von drückender Wucht ist es, der die Papierpreise unausgesetzt in die Höhe treibt. Im Laufe der letzten beiden Jahre sind sie um 40, ja um 50 v. H. gestiegen, und eine ganze Reihe kleinerer Zeitungsbetriebe und Verlagsanstalten ist bereits durch diese Vertheuerung ihres nothwendigsten Rohstoffes zu Grunde gerichtet worden. Nur die kapitalkräftigen Unternehmungen werden sich auf die Dauer behaupten, und auch sie werden das nur durch Abwälzung eines TheileS ihrer Mehrkosten auf die Abnehmer zu er reichen vermögen. Die angeblich „ungünstige" Lage der Papierfabriken, die durch das Steigen der Kohlen- preise veranlaßt worden sein und die Bildung des Ringes herbeigeführt haben soll, wird am besten durch die soeben erschienenen Jahresberichte einiger dieser Fabriken veranschaulicht. So vertheilt die Papierfabrik Arnsdorf im Riesengebirge nach außerordentlich hohen Abschreibungen in diesem Jahre 8 v. H. Dividende, die Fabrik in Cröllwitz bei Halle, die unter einer schweren Brandkatastrophe zu leiden hatte, sogar 12 v. H. Wir werden wohl sehr bald zu den Zuständen Nordamerikas gelangen, wo der Papiertrust die Zeit ungen und Verleger mit ähnlicher Dreistigkeit brand schatzt wie nur je ein Raubritterbund die in seinen, Bereiche liegenden erwerbenden Städte. Am 31. Ja nuar 1898 wurde dieser Trust, die „International Paper Company", mit einem Aktienkapital von 45 Millionen Dollars begründet. Er bemächtigte sich alsbald aller Waldbestänve, wo ausgiebige Wasser kräfte und billiges Spruce-Holz vereinigt angetroffen werden, und drückte auf diese Weise alle Holzliefer anten an die Wand. Unter dem Schutze hoher Zölle auf Papier und Papiermasse, die ihm besonders den canadischen Wettbewerb fernhiclten, blühte der Trust zusehends auf. Heute bestimmt er die Preise von vier Fünfteln alles östlich von Chicago hergestellten Pa piers, während die unabhängigen Fabriken bloß ein Fünftel liefern. Alle Anstrengungen der großen Newyorker Blätter, den ihnen über den Kopf gewor fenen Papierring abzustreifen, sind bisher vergeblich gewesen, sie sind ihm vollständig tributpflichtig ge worden. In einigen europäischen Ländern giebt es Strafbestimmungen gegen willkürliche Preistreibereien, gegen eigennützige Vertheuerungen von Gegenständen des unentbehrlichen Massenbedarfs. Bei uns leider nicht! Als ein schwacher Lichtschimmer muß er schon begrüßt werden, wenn wenigstens in parlamentarischen Kreisen im Interesse der Parttipresse und der gedruckten Agitation im Allgemeinen gegen die Ausbeutungs gelüste der Paprerfabrikanten Stellung genommen wird. Bon rheinischen Centrumsabgeordneten, welche gleichzeitig in enger Fühlung mit den Lebensbedürf nissen ihrer Presse stehen, wird ein Antrag vorbereitet, den EiugangSzoll auf Papier, der 6 Pfg. für das Kilo beträgt, wenigstens zeitweise aufzuheben. Der Reichstag wird sich voraussichtlich schon sehr bald mit diesem Anträge zu beschäftigen haben, und wir be zweifeln nicht, daß derselbe eine große Mehrheit auf sich vereinen wird. Die verbündeten Regierungen, denen die Interessen der gesammten deutschen Presse doch näher am Herzen liegen müssen, als die eines gewerblichen Ringes, die außerdem allen Grund haben, eS mit großen und einflußreichen Parteien nicht zu verderben, werden sich einem solchen Mehrheits beschlusse gegenüber hoffentlich nicht abweisend ver halten und dem stürmischen Verlangen nach zeitweiliger Außerkraftsetzung des Papierzolles nachgeben. s- Gersdorf. Unsre Schule besuchen zur Zeit 1503 Kinder. Von diesen stehen im I. Schuljahre 193, im II. 186, im III. 219, im IV. 198, im V. 194, im VI. 164, im VII. 184, im VIN. 165. Ein Knabe muß die Schule noch im 9. Jahr besuchen; somit verlassen uns Ostern 164. Angemeldet wurden bis jetzt 204. Dies ergiebt für nächstes Jahr ein Mehr von 40 Kindern. — 47 sind katholisch, 3 apo stolisch, 3 methodistisch. An unserer Schule wirken in 31 Klassen 19 Lehrkräfte: 1 Direktor, 14 ständige Lehrer, 1 ständige Lehrerin, 2 Hilfslehrer, 1 Hilfs lehrerin und 1 Nadelarbeitslehrerin. — Die Fort bildungsschule besuchen 112 Schüler. 33 stehen im I., 35 im II., 44 im III. Schuljahre. — Callenberg, 17. Dezbr. Die hiesige Stadt schule mußte heute auf Anordnung des Bezirksarztes geschlossen werden, weil das jüngste Kind des Schul hausmannes an Masern erkrankt ist. — Einer in ihrer Gefühlslosigkeit kaum glaub lichen Handlungsweise machte sich eines Abends im Juli d. I. der dem Gemeinderathe zu Welschhufe bei Dresden angehörige dortige Einwohner Namens Schiffel schuldig. Ein alter ausgehungerter Greis, der vorher im genannten Dorfe gebettelt hatte, meist jedoch abgewiesen war, blieb krank und hilflos am Wege liegen und Niemand kümmerte sich um ihn. Schließlich erfuhr auch Schiffel davon und holte schleunigst einen Karren, lud den Unglücklichen auf denselben und fuhr mit ihm davon. Hierzu hatte ihn jedoch nicht die Nächstenliebe getrieben, sondern der Egoismus in seiner brutalen Form, denn Schiffel transportirte den kranken Greis aus dem Orte hin aus in einen zum Nachbardorfe gehörigen Busch und ließ ihn dort liegen. Er hatte auf diese Weise seine Gemeinde von den Kosten für den Transport u. s. w. des alten Mannes befreit. Der Arbeiter Kühne aus Dresden erbarmte sich jedoch später des Ausgesetzten, ging zum Ortsvorstand und machte der Frau desselben gegenüber seiner wohlberechtigten Empörung über den Vorgang in erregten Worten Luft, die ihm eine — Beleidigungsklage eintrugen. Das Schöffengericht Dresden kam jedoch nach Feststellung der Thatsachen zu der Ueberzeugung, daß Kühne wohl berechtigt war, die Aussetzung des kranken Bettlers scharf zu tadeln, billigte ihm den Schutz des 8 193 des Reichs strafgesetzbuches zu und sprach ihn kostenlos frei. Die in der Sache ergangenen Acten wurden aber an die Staatsanwaltschaft abgegeben und das Gemeinderaths- mitglied Schiffel wird sich nunmehr in Folge des ganzen Vorfalles wegen Aussetzung einer hilflosen Person vor dem Landgerichte zu verantworten haben. — ZWtckair. Der mehrfach vorbestrafte, 21 Jahre alte Schweizer Carl Oswald Meyer aus Hohenstein- Ernstthal erhielt wegen mehrerer im Rückfalle verübter Diebstähle eine Gefängnißstrafe von zwei Jahren neun Monaten auferlegt, wovon 2 Monate als durch Unter suchungshaft verbüßt erachtet wurden. Die Ehrenrechte wurden ihm auf 5 Jahre aberkannt. Meyer hat u. A im September d I. in der Stier'schen Restauration in Niederhaßlau ein dem Fleischermeister Klemm aus Kirch berg gehöriges Fahrrad gestohlen — Zuletzt war der 33jährige Färber Hermann Paul Winkler aus Chemnitz geständig, sich der Doppelehe schuldig gemacht zu haben. W. hat im December 1887 vor dem Standesamte zu Kappel mit der Appreturarbeiterin Bertram daselbst die Ehe geschloffen und diese Ehe besteht heute noch, Winkler hat seine Ehefrau nur verlaffen. Gleichwohl hat er am 24. December 1895 vor dem Standesamte Hohenstein^ Ernstthal eine neue Ehe mit der Strumpfformcrin Ho worka geschlossen. Das Gericht verhängte heute über ihn unter Annahme mildernder Umstände eine Gefäng« nißstrafe von 9 Monaten, worauf man ihm einen Monat Untersuchungshaft anrechnete. — DöVel«, I k. December. Eine kleine Abtheilung des Jnf. Regts. Nr. 139 war heute früh zu einer Felddienstübung au-gerückt und rastete in Haßlau. Da selbst scherzten zwei Soldaten mit einander, wobei der eine an den Hahn des wider Vorschrift nicht auf „Siche- rung" gestellten Gewehres seines Kameraden stieß, das sich erllud. Der Schuß (Platzpatrone) traf den Soldaten in die Brust. Der Verletzte mußte sich in ärztliche Be handlung begeben. — Gegen 2100 evangelische Männer aller Stände in Zwickau, vom Stadtoberhaupt an bis zum einfachen Arbeiter, haben Vie Protest-Resolution gegen die fernere Propaganda des Priesters Prinzen Max in Sachsen unterschrieben. Neuerdings hat auch der Vorstand des Zweigvereins des Evangelischen Bundes in Zwickau die von dem katholischen Pfarrer Manfroni im dortigen katholischen Kasino in der Priester Max-Sache gegen die Theilnehmer an der Protest-Versammlung gethanen beschimpfenden Aeußer- ungen energisch zurückgewiesen. Man muß sich über die Kühnheit dieses katholischen Priesters wundern, eine fast ausschließlich evangelische Bevölkerung in dieser Weise zu provoziren. — Frohburg. Im hiesigen Krankenhause ist gestern das 10 Jahre alte Schulmädchen Richter den Brandwunden erlegen, welche sich die Bedauernswerthe vor ungefähr 14 Tagen beim Auslöschen einer Schirm lampe zugezogen hatte. — Crimmitschau. Auf dem in der Bucht von Malaga gestrandeten Schulschiff „Gneisenau" befindet sich auch ein Sohn unserer Stadt, und zwar der Boots mannsmaat Bruno Rascher, welcher sich jedoch, wie aus einem an seine hiesigen Angehörigen gerichteten Tele gramm zu ersehen ist, unter den Geretteten befindet. — Bauheu, 28. Dez. Im nahen Niederneu kirch ist der Verwalter der Bahnstation Herr Heine tödlich verunglückt. Er versuchte, noch schnell vor einem Güterzuge übers Gleis zu kommen, wurde er faßt und überfahren. — Taltitz, 17. Dezbr. Auch unser stilles Dörfchen hat seinen Krach". Der Standesbeamte Schmiedemeister Hoyer sollte am Freitag wegen höchst mangelhafter Führung der standesamtlichen Geschäfte seines Amtes entsetzt und in Haft genommen werden. Hoyer hatte jedoch etwas ähnliches erwartet, sich reichlich mit Reisegeld versehen und war verschwunden. Seine Geschäftsfreunde erleiden nicht unbedeutenden Schaden, auch der Kgl. Sächs. Militärverein Taltitz, dessen Vorsteher Hoyer war, büßt mehrere hundert Mark ein. Bei dem bereits beantragten Konkursver fahren über das Vermögen Hoyers wird wahrschein lich nicht viel herauskommen. — Elsterberg. Wie sehr neuerdings im Schuh machergewerbe die Großindustrie das Handwerk über flügelt hat, beweist die Thatsache, daß im ganzen Bezirk der hiesigen Schuhmacherinnung nicht ein großjähriger Geselle vorhanden ist. Da aus diesem Grunde ein Gesellenausschuß nicht gewählt werden kann, so können die Gesellen bei den Aufgaben ver Innung auch gar nicht mitwirken. — Folgender bedauerliche Vorfall, der sich die ser Tage in SeiserSdorf bei Radeberg ereignete und dem ein blühendes Menschenleben zum Opfer fiel, möge zur Warnung gereichen. Ein Knabe von zehn Jahren stieß das 7jährige Söhnchen des Schirrmstr. W. „aus Spaß" an eine eiserne Säule. Dadurch wurde dem Kleinen, wie später die ärztliche Sektion seststellte, das rechte Schlüsselbein vollständig abgelöst. Da der herbeigerufene Arzt der entstandenen Ge schwulst am Halse nicht beikommen konnte, mußte das Kind in das Dresdner Krankenhaus gebracht werden, woselbst es nach einer Operation verstarb. — Leipzig, 17. December. Ein Viehhändler ist das Opfer einer schlimmen Verwechselung geworden. Vor etwa fünf Wochen besuchte derselbe, ein aus Schkeuditz gebürtiger Herr Kneib, ein Produktengeschäst, in welchem er zu thun hatte. Bei dieser Gelegenheit erbat er sich einen Schnaps — unglücklich r Weise aber ergriff der Verkäufer eine Flasche mit Effigsäure, füllte das Glas, und während beide Männer mit einander plauderten, trank Kneiß die Flüssigkeit. Nahezu fünf Wochen lang hat der Arme, dem Nachen und Kehlkopf schwer verbrannt mar, gelitten. Der Produktenhändler ist zur Verant wortung gezogen worden. — Dresden. Zum Fall Hartwig wird neuer- dings gemeldet: Die im Stadtverordnetekollezium unter Führung der Herren Amtsrichter Dr. Heinze und Schul- direktor Müller Gelinek bestehende, größtentheils au« Nationalliberalen und Konservativen zusammengesetzte freie Vereinigung will Herrn Baumeister Vizevorsteher Hart- wig auf Grund der richterlichen Entscheidungen auch fernerhin als bescholten hinstellen und auf dieser Basis die Kreishauptmannschaft Dresden ersuchen, die neuerliche Wahl Hartw gs für ungiftig zu erklären. — Dresden. Der Kaplan an der hiesigen katholischen Hoskirche, Herr Gustav Vogt, ist, wie ver schiedene Zeitungen melden, im Oktober in Halle mit mehreren auswärtigen Priestern, zur evangelischen Kirche übergetreten. Herr Voigt, der seit 1893 als Domvikar in Bautzen und seit einiger Zeit hier wirkte, hat sich in Hannover einem bürgerlichen Berufe zu gewendet. Zn Dresden wohnte Herr Vogt im katho lischen geistlichen Hause, Schloßstraße 32. — Dresden. Wie eine Schätzung der Be hörde ergeben hat, sind hier zur Zeit etwa 8000 Personen arbeitslos. In einigen großen Fabriken ist der Arbeiterstand bis auf die Hälfte verringert worden. Da die Witterung noch mild ist, finden zum Glück noch Viele an den Ausladeplätzen, auf Bauten und in großen Geschäften rc. Unterkunft. — O-lsnitz i. V., 17. Dez. „Mei Lebtoz ho iech noch net su lang aushalten könne, wie Heier!" rief uns am Sonntag Nachmittag ein altbekannter treuer Schäfer, der „Wächter August", zu. Wenn man am 16. Dezbr. noch Schafe auf der Weide an trifft, so muß man sich allerdings gewaltsam zu der Ueberzeugung zwingen, daß das Weihnachissest vor der Thür steht. Im Interesse eines flotteren Weih nachtsgeschäfts würde freilich Schnee und Kälte zu wünschen sein; in Ansehung der Kohlentheuerung wollen wir jedoch auch mit der milden Witterung zu frieden sein. — Gera. Durch die Polizei ist ermittelt wor den, daß in hiesiger Stadt zur Zeit 59 große Woh nungen (mit 3 Zimmern) und darüber), 84 mittlere Wohnungen (mit 2 Zimmern) und 462 kleine Wohn ungen (mit 1 Zimmer) unvermiethet leer stehen. Die Mordthat Sei Lunzenau. — Lunzenau. Wie schon gemeldet, ist am Montag die Sektion der ermordeten Kohl erfolgt. Nach der Beschaffenheit der Verletzungen ist anzunehmen, daß sie mittelst eines spitzen, im Durchmesser runden oder ovalen Werkzeugs, etwa eines Zimmermanns oder Maurer- oder Schieferdecker-Hammers, beigebracht worden sind. — Noch immer schwebt über dem Morde geheimnißvolles Dunkel. Die Bewohnerschaft von Lunzenau und Umgegend wartet mit Sehnsucht von Tag zu Tag auf Nachricht über Entdeckung des Mör ders, damit die in Furcht lebenden Frauen und Mädchen beruhigt werden. Heute wurde der I8jährige Schmiedegeselle Curt Hahmann von hier, welcher beim Schmiedemeister Zschage hier als Lehrling und seit Ostern als Geselle in Arbeit war, in Haft genommen. Derselbe hat mit der Ermordeten ein Liebesverhältniß gehabt, welches aber von ihr gelöst wurde. Wie dem „CH. Tgbl." mitgetheilt wird, ist der des Mordes des Milchmädchens Kohl in Schlaisdorf verdächtigte Mann, der dem Briefträger Schlimper am Sonntag Morgen bei Lunzenau begegnet und durch eine blutbefleckte Hand aufgefallen ist, in der Person eines Zimmermann- ermittelt worden, der aus Rochsburg gekommen war, wo er Anstriche mit rother Farbe hergestellt hat, von der die Hände noch Spuren getragen haben. Dieser Verdacht hat sich alfo erledigt. Tagesgeschichte Prinz Joachim, der jüngste Sohn unseres Kaiserpaares, vollendete am Montag sein 10 Lebens jahr. Nach altem Brauch im preußischen Königshause wurde Prinz Joachim an diesem Tage feierlich als Leutnant in das 1. Garde-Regiment z. F. eingestellt; ferner erhielt er von seinem kaiserlichen Vater den Schwarzen Adlerorden. Ueber den Gebrauch des großen Feldmarschall stabes und des neu eingeführten Jnterims-Feldmarschall- stabes, der kürzlich dem Könige von Sachsen und dem Kaiser von Oesterreich verliehen wurde, hat der Kaiser jetzt Folgendes bestimmt: „Die General-Feldmarschälle Meiner Armee führen neben dem großen Feldmarschall stab einen Interims-Feldmarschallstab (Reitstock). Der Feldmarschallstab wird geführt: 1. bei Paraden, auch beim Vorführen eines Regiments als Chef, sofern nicht der Degen gezogen wird; 2. bei Rekrutenvereidigungen; 3. bei Trauerfeierlichkeiten mit militärischen Ehren bezeugungen; 4. bei den Mir und Ihren Majestäten den Kaiserinnen und Königinnen, sowie den auswär tigen Herrschern zu erweisenden militärischen Ehren bezeugungen auf Reisen, sofern großer Empfang be Herr Josias WitletiuS. Novelle von M. Koßack. 7. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Resolut aber, wie sie war, nahm sie sich zusammen und sagte, die großen schimmernden Augen voll zu ihm erhebend: „Ich — ich glaube, ich habe mich neulich nicht ganz gegen Sie betragen, wie ich sollte. Papa war sehr böse auf mich, als ich ihm die Ge schichte erzählte." „Aber mein bestes Fräulein —" fiel Josias lebhaft ein — „ich habe Ihnen das ja gar nicht übel genommen und — nun, so ganz Unrecht hatten Sie wohl auch nicht," fügte er mit einem Seufzer hinzu. Sie nickte eifrig. „O ja — recht hatte ich schon — nur durfte ich Ihnen das nicht so unumwunden sagen. Ich — bin wohl schrecklich grob gegen Sie gewesen." Er lächelte. „Daskann ich allerdings nicht leugnen." „Ich habe ein etwas heftiges Temperament," meinte sie verlegen — „und wenn ich ärgerlich bin, geht es gleich mit mir durch. Das ist so eine unon- genehme Anlage, für die ich im Grunde gar nichts kann. Ich habe mir schon vorgenommen, mich zu beherrschen, aber —" Ein lautes Kindergcschrei im Nebenzimmer unter brach sie. „Lenchen wird doch nicht gefallen sein," sagte sie ängstlich und lief mit der Bitte, sie einen Moment zu entschuldigen, hinaus. Josias hörte sie nebenan, in abwechselnd schelten dem und schmeichelndem Ton zu dem weinenden Kinde reden, ohne daß dasselbe sich beruhigen wollte. So blieb ihm inzwischen Zeit, seine Umgebung zu betrachten. Das Zimmer, in dem er sich befand, war groß, aber niedrig und die Ausstattung darin altmodisch und dürftig. Dennoch machte es in seiner Sauberkeit und Zierlichkeit, mit den vielen Blumen, die auf den mit blendend weißen Gardinen verhangenen Fenstern blühten, den, meist Szenen aus der biblischen Geschichte darstellenden Stahlstichen an den Wänden und den zahlreichen Handarbeiten und Nippes, die hier und dort umherlagen und standen, einen anmuthenden Eindruck. Auch an lebender Staffage fehlte es nicht. An der Decke des Zimmers hing ein Drahtbauer mit einem Kanarienvogel und an dem Ofen stand ein wattiertes Körbchen, in dem eine große, schön getigerte Katze sich behaglich dehnte. Josias dachte, daß dies einfache Zimmer im Grunde ein gemüthlicherer Auf- enthalt sei, als seine eigene künstlerisch und komfortabel ausgestattete Wohnung, in der es so frostig aussah, wie in den meisten Häusern, in denen Frauen von übertrieben wirthschaftlichem Thätigkeitsdrang dasSzepter führen. Hier herrschten doch wahrlich auch Ordnung und Sauberkeit, aber dennoch trug der Raum die Spuren des Bewohntseins, während man seine Zimmer für die stilvoll eingerichteten Musterzimmer aus irgend einer Gewerbeausstellung hätte halten können. Selbst er, der Hausherr, wagte es nicht, seinen Hut und Paletot in der Eile auf einen Stuh lzu werfen, aus Furcht, daß seine drei Damen gleichzeitig herbeige stürzt kämen, um die Kleidungsstücke unter lautem Lamento in den Korridor zu befördern. Wie ost hatte er nicht unter ihrer Tyrannei ge seufzt! Freilich, daß es eine war, die sie über ihn ausübten, machte er sich eigentlich er in diesem Augen blick klar. Wenn statt der drei ältstlichen Gestalten eine liebliche junge Frau mit leichten Tritten und geräuschlos ordnenden Händen in seinem Hause walten möchte — ob das nicht angenehmer für ihn sein würde? Ec erschrak fast über die Kühnheit dieses Gedankens, er erschien ihm wie eine Versündigung an seinen drei Kinderfrauen — Kinderfrauen! Wie ihm das alberne Wort nur in den Sinn gekommen war! Erschrocken, als ob er es laut ausgesprochen hätte und nun fürchtete, daß es jemand gehört, sah er sich um — in Fräulein Marthas Veilchenaugen gerade hinein. Sie war eingetreten, ohne daß er es bemerkt und stand nun da, wie eine Verkörperung seiner vorherigen Phantasieen oder richtiger wie eine Ergänzung derselben. Denn sie sah ganz und gar nicht aus wie ein Mädchen — in ihren Armen hielt sie ein rosiges Kind von etwa 2 Jahren, während zwei wenige Jahre ältere sich in ihren Kleiderfalten versteckten. „Ich mußte sie mitbringen," sagte sie ent schuldigend. „Sie sind noch zu klein, um sich selbst überlassen zu bleiben. Da hat Lenchen sich eben wieder die Finger verbrüht, weil sie sich die Milch selbst ein gießen wollte, statt hübsch zu warten, bis ich sie ihr gab. Man glaubt's nicht, welche Mühe ich mit ihnen habe." „Das will ich gern glauben," entgegnete JosiaS voller Ueberzeugung. „Schreckliche Mühe müssen die Kinder Ihnen machen." Diese Antwort war ihr nun doch wieder nicht recht, trotzdem sie nur eine Bestätigung dessen bildete, was sie selbst gesagt. „O, das thut garnichts," meinte sie eifrig, „das ist mein größtes Vergnügen, mich mit den Kindern zu beschäftigen. Und wenn sie auch ein wenig ungezogen sind — das schadet gar nichts. Ich mag Musterkinder überhaupt nicht leiden. Wenn die Lene in der Nacht schreit und die Buben hier, die Zwillinge, sie hören und zur Gesellschaft mitschreien, das — na ja, ein schönes Konzert ists nicht, aber mich sreut's doch, weil's von Gesundheit zeugt —" „Was? Das Schreien?" fragte Josias, wider seinen Willen laut auflachend. Das Mädchen warf ihm einen bitterbösen Blick zu. „Na ja doch!" sagte sie gedehnt und dann rasch sich den beiden kleinen Jungen zuwendend, die ihre Gesichter in das Kleid ihrer jugendlichen Pflegerin gedrückt, leise kicherten, rief sie ärgerlich: „Aber so reißt mir doch nicht die Falten aus, Ihr — Ihr — Herr des Himmels, Paul —" unterbrach sie sich — was hast Du nur wieder für eine schmutzige Nase! Schämst Du Dich denn nicht vor dem fremden Herrn? Wo hast Du Dein Taschentuch? Natürlich ists wieder weg. Es lohnt wirklich nicht der Mühe, Euch eins in die Tasche zu stecken!" (Forts, folgt.) Nr. 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