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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.02.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190002085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000208
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-02
- Tag 1900-02-08
-
Monat
1900-02
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.02.1900
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zur Front, «m hoffentlich nicht zurückzu- so arg nicht, aber ich habe so schrecklichen Durst, die ihm von Lord Roberts anvertraute Der arme Junge hatte zwei Stunden in der glühende amgen nun kehren, bis glühenden Würden, werde auch der rabiateste Kampshahn zu-feuer ab, es sprachen nur noch die Mauser- und Lee stieben sein. (Um große Worte find die englischen Metfordgewehre. Nun hatten unsere Maximkanonen von Er und Aufgabe erfüllt sei. Er könne >en Operation-plan nicht enthüllen, doch wenn sein- Absichten au-geführt w.rden. Die Thätigkeit der Buren sei nicht verringert, doch hätten sie einen Ang uff aus die Stadt nicht wieder unternommen. Die Eingeborenen in Maekmg hätten erfolgreiche Versuche gemacht, den Buren Vieh weg- zunchmen, und dadurch seien die Rationen der Garnison verbessert worden. Chance. Die Engländer flohen nach allen Richtungen hin, voraus die Reiter. Die tapferen schottischen Hochländer versuchten immer und immer wieder durch unsere Linie zu brechen, aber sie fielen, um nie wieder aufzustehen. Die Sonne ging unter und mit ihr die Hoffnung der Engländer auf den Sieg. Dienstag Morgen war der Anblick gräßlich. Vierzig Stunden Sonne gelegen, bevor Hilfe kam. Dann kam der Zug der Todten.... Gegen 4 Uhr nahm das Geschütz- oder auf dem harten Boden gekniet, und nun schleppten sie sich, die gefühllosen Glieder reibend, in das Vorgelände. Da lag todt, schrecklich anzusehen, die Blüthe von Englands Söhnen. Fünfzehn Schritte den Laufgräben entfernt lag ein junger Osficier. war herangekommen, den Helmhut schwingend, hatte gerufen: „So, Kerle, jetzt^sind wir da!", „Herr Rhodcs und Frau Rochfvrt Maguire", so be richtet baS „Bureau Reuter", „befinden sich wohl, reiten ost aus und erregen durch ihre aufmunternden Bemerkungen gute Stimmung" Die „Times" vom 17. Januar melden aus SSchsischeS. Hohenstein-Ernstthal, 7. Februar 1800. R!tthkt'ungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und eveutl. honor'rt.; — Für den zu Ostern d. I. in unserer Stadt tagenden sächsischen Kreisturntag sind die Vorarbeiten bereits energisch im Gange. So hat in voriger Woche eine beauftragte Commission, bestehend aus je 4 Mit gliedern der 3 hiesigen Turnvereine, eine Sitzung ab^ gehalten, in welcher die erforderlichen Ausschüsse gewählt wurden. Den Ehrenvorsitz hat Herr Bürgermeister Dr. Polster in dankenSwerther Weise übernommen, während Herr Schuldirector Dietze das Amt des Festvorsitzenden angenommen hat. Ferner wurden die Herren Fabrikant Jäckel für den Empfangsausschuß, Here Stadtrath Anger für den Finanzausschuß, Herr Klempncrmstr. Nötzold für den WohnungSauSschuß und die Herren Buchdruckereibesitzer Förster und Decker für den Preß- auSschuß als Vorsitzende gewählt. Rach dem Beschluß dieser Commission soll außer den geplanten turnerischen Veranstaltungen am 2. Feiertag der Fest-CommerS Abends im Schützcnhause Neustadt abgehalten werden, am 3. Feiertag findet Delegirtensitzung im Schutzen Hause Altstadt von früh 8 Uhr bis nachmittags 3 Uhr statt. Nach beendetem Festmahle sou ein Fe zug nach dem Neustädter neuer Turnplatz zur Grundsteinlegung der zu erbauenden Turnhalle stattfinden und am Abend Ball nn Schützenhause abgehalten werden, während für den 4. Feiertag auf Wunsch des KreiSturnratheS eine Turnfahrt unternommen werden soll. An unsere ge- ehrte Bürgerschaft, welche der edlen Turnfache nicht fernstehen möge, ergeht deshalb schon jetzt die Bitte, durch entgegenbringende Sympathiebeweise diese Ver anfta tungen zu unterstützen, da seitens des WohnungS- auSichuffeS für einige hundert Vertreter der Turnsache Quartiere beschafft werden muffen. — Wir werden um Aufnahme des Folgenden ersucht: Zur Lohnbewegung der hiesigen Hansweber. Die Arbeiten in der Lohncommission sind in vollem Gange. Das Material, welches jetzt der Commission zur Verfügung steht, kann hinsichtlich des zu ver folgenden Zweckes als völlig ausreichend bezeichnet werden. An beschriebenen Fragebogen gingen ein 306 Exemplare und die Gesammtzahl der darin ein getragenen Stühle beläuft sich auf 1019. Angesichts dieser Zahlen braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden, welche Schwierigkeiten eigentlich zu überwinden sind, um sich in möglichst kurzer Zeit in diesem Babylon zurechtzufinden. Dessenungeachtet hat jedoch die Registrirung der einzelnen Artikel und der darauf gezahlten Löhne schon bedeutende Fortschritte gemacht, so daß der Zeitpunkt, an welchem der fertiggestellte Tarif den Webern zur Begutachtung vorgelegt werden wird, in nicht mehr allzu weiter Ferne liegt, denn auch die Arbeiten in Lichtenstein schreiten rüstig fort. — In unserer Notiz in Nr. 28 betr. die Papier preiserhöhungen wollen wir nachträglich noch einen Druckfehler berichtigen. Die CH. Allg. Ztg. hat ihren Vierteljahrspreis nur um 30 Pf. erhöht. — Mittelbach, 6. Febr. Der in Mittelbach seit Ostern 1897 angestellte Hilfslehrer Herr W. Geisler wurde ohne vorherige Probe vom Schulvorstande zu Linz (Bezirk Großenhain) unter Bestätigung des Kirchenpatronats und des Kirchenvorstandes zum Die Schlacht beizMagersfoutei«. Eine ungemein lebendige Schilderung des blutigen Kampfes bei Magersfontein, wo das Methuensche Corps den Buren unterlag, entwirft folgender, an die D. W. Ztg. in den Niederlanden gerichtete Brief eines Mitkämpfers auf Seite der Buren: „Wunderbar, schrecklich, unbegreiflich! Nie werde ich die entsetzlichen Vorgänge am Modder River vergessen können. Ich habe mir den Krieg stets als etwas Furchtbares vor gestellt, aber die glühendste Phantasie kann diese Schrecknisse nicht nach Wirklichkeit schildern Der erste Schuß rollte über die Fläche und dröhnte gegen die Felsen, auf denen wir lagen. Wie durch einen Zauberschlag war danach die friedliche Land schaft verändert. Man fühlte Fürchterliches nahen. Große Rotten von Bürgern galoppirten nach ihren Stellungen; Kanonen und Munitionswagen polterten über den Felsboden vorbei, und schwere Granaten splitterten das Gestein um uns. Doch wir blieben ruhig liegen; der Feind war zuweit entfernt. Von 3—7 Uhr dauerte der Eisenhagel, dann senkte sich die Nacht mitleidig auf Freund und Feind herab. Wir legten uns neben unsere gesattelten Pferde, das Gewehr im Arm. Kurz nach 2 Uhr Morgens lagen wir wieder auf unseren Posten, und nun begann der längste, fürchterlichste Tag meines Lebens. Das Dröhnen, Pfeifen, Zischen, Rasseln, Röcheln hemmte die Denkiraft, zwang allein zu physischem Handeln. Die Hände waren ruhig, die Augen starr auf die Linien und Haufen gerichtet, die kriechend, springend, hüpfend sich fortbewegten, überall zuckende Punkte zurücklassend. Die zurückbleibenden Punkte wurden Haufen je näher sie kamen. Die Linie war gebrochen, als sie sich von dem Boden erhoben und in toller Schnellheit herankamen, um ebenso wieder zurück zu eilen. Das erste Ereigniß war ein gefangenes Häuf chen Hochländer, ungefähr 40 Mann, die niederge schlagen vorbeizogen. Dann hieß es, eine Abtheilung der Unsrigen sei in einer sehr gefährlichen Lage und kämpfe verzweifelt. Ein trauriger Zug Verwundeter kam vorbei; zuerst ein Bur mit gebrochenem Arm, danach einer mit großem Blutflecken am Schenkel. Einen gräßlichen Anblick bot ein Reiter, dem der linke Fuß von einem Granatsplitter abgeschlagen war; er suchte nach der Ambulanz; wankend saß er im Sattel, und ich konnte nicht begreifen, daß er nicht fiel. Schrecklich schrie ein junger, starker Bur, den eine Kugel in den Kopf verrückt gemacht zu haben schien; er ichlug um sich und rang mit seinen Trägern. Das Wasser schoß mir in die Augen beim Anblick eines sechzehnjährigen Potchefstroomers, dessen linkes Bein durch eine Granate zerschmettert war. Er lag ganz ruhig auf der Tragbahre und lispelte: „Es ist Kirchschullehrer daselbst gewählt. — Glauchau. Graf Clemens von Schönburg- Glauchau hat sich mit Gemahlin nach Gusow begeben. — In der letzten BezirkSauSschußsitzung wurden die Schanlerlaubnißgesuche MaetherL in Hohndorf, HoworkaS in Oberlungwitz, Reinholds in Hüttengrund, Herms dorfs in G-umbach, Ackermanns in Oberlungwitz ge nehmigt; dagegen erfuhren Ablehnung: das Schank- erlaubnißgesuch Haugks in Gersdorf und daS Gesuck Hesse's in Waldsachsen um Erlaubniß zum Kleinhandel mit Spirituosen. — Der sächsische Eisenbahnrath hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, daß mit dem nächsten Sommerfahrplane auf der Strecke Glauchau-Gera und umgekehrt je ein Schnellzug verkehren soll. Der selbe soll vom Dresdner Hauptbrhnhofe 5'° Uhr Borm, abgehen, in Chemnitz 6'°, GlauKau 8°° und in Gera (Pr. B.) 9" Uhr Vorm, eintreffen, so daß ec Anschluß an den 9" (jetzt 9°°) nach Weimar, Frankfurt, Aachen gehenden Schnellzug und an den nach Probstzella gehenden Personenzug haben wird. Von Gerr wird der Schnellzug 6°^ Uhr Nachm. abgehen, 7'° Uhr in Glauchau sein, wo er wieder an den 7'° Uhr nach Chemnitz gehenden Reichenbach-Dresdner Schnellzug Anschluß haben und in Dresden 9°° Uhr Nachm. ein- treffen wird. — Dienstag Nachmittag wagten sich zwei Knaben (Brüder) auf die nur noch schwache Eisdecke des dem Gutsbesitzer Vulk gehörigen Teiches in Köthevsdorf. Sie brächen beide ein. Der kleine Bruder konnte jedoch gerettet werden, während der größere, der 11 jährige ertrunken ist. — Mülsen St. Melas, 5. Febr. In tiefe Trauer wurde hier das Vogel'sche Ehepaar versetzt, indem ihm von der schrecklichen Diphtheritis zwei Kinder, ein Mädchen von fünf Jahren und ein Knabe ini dritten Jahre zu gleicher Zeit entrissen wurden. Ein Mädchen von 8 Jahren wurde den bedauerns- werthen Eltern bereits im vorigen Jahre von dieser Krankheit hingerafft. — Crimmitschau, 5. Febr. In neuerer Zeit sind wiederholt Zweimarkstücke aufgetaucht, die sämmt- lich die Jahreszahl 1877 tragen, prcuß. Gepräge haben und sehr gut auSge'ührt sind. Dieser Tage ist hier wiederum - in solch-s Zweimarkstück angehalten worden. ES gewinnt daher den Anschein, als ob man es mil einer Falschmünzerbande in der Nähe zu thun hat, da auch derartige Falschstücke in Lichtenstein, Hohenstein- Ecnstihal, Oberlungwitz, Schedewitz und Reinsdorf au gehalten worden sind. — Einer 78 Jahre alten Hausweberin und Spulerin in Hainichen wurde von der Landes- Versicherungsanstalt eine bereits am 2. Juli 1894 be- ginnende Altersrente von jährlich 106 M. 80 Pfg. zuerkannt, so daß sie nahezu 600 Mark ausgezahlt erhielt. — Schönheide, 6. Febr. Am Sonntag Abend hat in einer hiesigen Restauration eine Frau so viel getrunken, daß sie, in ihre Wohnung gebracht, bald verstarb. — Leuben bei Lommatzsch, 2. Febr Unerwartet rasch hat unsere Gemeinde ihren allgemein beliebten Seelsorger verloren. Derselbe, Pastor Lehmann, ist gestern Nacht im 60. Lebensjahre verstorben, nachdem er 25 Jahre hier zum Segen gewirkt hat. Man geht wohl nicht fehl, wenn mau seinen Tod mit einer körperlichen Anstrengung in Verbindung bringt, die durch den letzten starken Schneefall verursacht worden ist. Pastor Lehmann befand sich am Mittwoch Abend mit einem Getrcidehändler und n ch einem jungen Manne auf der Heimfahrt von Lommatzsch. Die durch den massenhaften Schnee der Fahrt sich entgegen stellenden Schwierigkeiten wuchsen jedoch in solchem Maße, daß die drei den Schlitten verließen und zu Fuß ihren Weg fortzusetzen versuchten, wobei Pastor Lehmann das Pferd führte, während die beiden anderen ' den Schlitten zogen. Der alte Herr war von den Strapazen so angegriffen, daß Generale ja nie verlegen gewesen.) Aus Kimberlky wird gemeldet, daß die Buren den Basutos gestatten, die t elagerte Stadt zu verlassen, weil sie diese als „Freunde" betrachten. Zulus und Eingeborene aus den Kolonien werden dagegen zurück- geschickt. Seit dem Beginn der Belagerung haben die Engländer in Kimberley 1005 Bomben geschleudert, Während die Zahl der von den Buren in die Stadt. gewordenen Bomben auf 3500 angegeben wird, doch ^»te m ehren ^Laufgraben, g fess n sollen dadurch nur 12 Personell getötet worden sein. Mafcking, daß die Buren dort ihre große Creuzot- . „ . ... - n . Kanone von dem Südosten nach dem Osten verschoben als ihn drei Kugeln trafen. Auf 50 Schritte Abstand haben. Das Bombardement werde von der neuen-von den Laufgräben lagen die Leute der schottischen Stellung auS kräftig fortgesetzt. Täglich kommen Ver- Regimenter wirklich in Haufen, die meisten todt, viele wundungen vor, von denen einige tätlich seien. Den sterbend, klagend, stöhnend. Es waren lauter Riesen Gebäuden der Stadt werde großer Schaden zugesügt. in merkwürdigen Haltungen, die ihnen der Tod ge- Die Garnison erhalte jetzt kleine Rationen; Thee, Milch geben. Um einen kleinen Ameisenhaufen herum fand un) Zündhölzer dürfen nicht mehr öffentlich verkauf»!ich vier große Hochländer im ewigen Schlaf; sie w-.rden. Die Tbätiakeit der Buren sei nicht verrinacrt. hatten gedacht, dahinter Deckung zu finden, doch die Mauserkugel war durchgedrungen wie durch Pfeffer- kuchen. Die Freude über den Sieg erstarb auf den Lippen beim Anblick von so großem Jammer . . ." er noch ein Stück des Weges zu Pferd zurücklegte, doch gelangten alle drei glücklich nach Hause. Als Herrn Pastor Lehmann am nächsten Morgen seine Gattin wecken wollte, fand sie, daß über Nacht der Tod sein Leben entführt hatte. — Chemnitz. Sonntag Nachmittag versammelten sich im Hotel „Bier Jahreszeiten" etwa 100 Kriegs veteranen aus den Feldzügen 1848 bis 1870/71. Es waren deren anwesend aus Chemnitz, Limbach, Burgstädt, Oberfrohna, Callnberg, Flöha und noch einigen anderen Orten der Umgebung von Chemnitz. Nach längerer Aussprache wurde beschlossen, einen Provinzialverband des Verbandes deutscher Kriegs veteranen (Sitz in Leipzig) zu gründen. — Gera. Emilie Agnes Schillbach aus Groß bocka hatte auf dem Wochenmarkte einer hiesigen Restaurateursfrau eine krepirte ausgeschlachtete Gans als tadellos verkauft. Beim Braten wurde die Gans blauroth. Hof- und Land-Tierarzt Giese stellte fest, daß sie zum Genuß für Menschen untauglich sei; er betonte ausdrücklich, daß die Gans gestorben und dann erst geschlachtet worden sei. Wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittel-Gesetz wurde die Frau vom Schöffengericht zu 30 Mark Geldstrafe oder 6 Tagen Gefängniß verurtheilt. — Aus dem Reutzenlaude. Vor Kurzem stellte sich bei einem größeren Mädchen in Schleiz, das sich aus dem Schulwege befand, plötzlich ein heftig stechender Schmerz in der Koöchclgegend des einen Fußes ein, sodaß es nicht mehr auftreten konnte und nach Hause gefahren werden mußte. Dieser Tage nun wurde ein operativer Eingriff auSgeführt und eine halbe Nähnadel zu Tage gefördert. Auf welche Weise die Radel in den Körper des Mädchens gelangt ist, war nicht zu ermitteln. — Gera, 6. Februar. Gestern wurde über die Firma F. W. Hauswald, Webereimaschinenfabrik, der Concurs eröffnet. Die colossale Ueberproduction aller Artikel auf diesem Gebiete, sowie umfangreiche Fabrik neubauten und Auslandsverluste in letzter Zeit sollen die Ursache des Zusammenbruchs des noch jungen Betriebes sein. Aohlenarbciterstrkik. — Für Dresden und das Elbthal dürfte die Kohlennoth als ziemlich beseitigt gelten, da lange Kohlenzüge Tag für Tag mit Ladungen aus der Magdeburger und Elsterwerdaer Gegend daselbst ein treffen. lieber die Bewegung im Zwickauer Revier schreibt das Zwickauer Tagebl.: Die Vorbereitungen zum eventuellen Bergarbeiterstreik werden thatsächlich mit vollem Eifer betrieben. Heute Abend findet bereits die angekündigte große Bergarbeiterversammlung im Belvedere statt, in welcher über die aufzustellenden Lohnforderungen Beschluß gefaßt werden soll. Eine zweite Bergarbeiterversammlung, für welche die gleiche Tagesordnung aufgestellt ist, findet sodann für sie- jenigen Arbeiter, welche Nachtschicht hatten, am Mitt woch Vormittag um 9 Uhr im Belvedere statt. Ueber das Resultat dieser beiden Versammlungen dürfte kaum ein Zweifel bestehen. — Das Chemnitzer Tagebl. berichtet zu der (gestern auch von uns mit- getheilten) Nachricht Berliner Blätter, daß der Streik unvermeidlich sei, weil die Grubenverwaltungen die Forderungen der Arbeiter abgelehnt hätten: Die Nachricht ist durchaus erfunden; die Arbeiter haben gar keine Forderungen eingereicht, es konnte also noch keine Ablehnung erfolgen. — Im weiteren berichtet das CH. T.: Der Kohlenmangel macht sich hier ebenfalls geltend. Die Bestellungen müssen längere Zeit vorausgemacht werden. Auch werden zur Zeit nur geringere Posten, als gewünscht, abgegeben. Zwickau, 7. Febr. An sännmüchen Schächten sind von den Arbeitern Plakate angeschlagen worden, nach welchen vom Montag den 12. Februar ab kein Arbeiter mehr anfahren soll. Der Streik ist damit proclamirt. Die „Neuesten Nachrichten" melden aus Zwickau: Die gestern Abend stattgesundene Versammlung der Tagschicht,.rbeiter stellte in einer Resolution folgende Forderungen auf: achtstündige Schichtzrit für Gruben arbeiter, pr. Mitrechoung der Ein- und Ausfahrt zur -chichtzeit vom 1. Januar 1901 ab, Einschränkung der SonntagSarbeit, Verbot der Ucberschichten 2. 15 Procent Zulage zum Schichtloha für Grubenarbeiter, M Proceut für Tagarbeiter. 3. Im Gedinge für Häuer Der Familienschmuck. Roman von A. I. Mordtmann <bv.Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Nur unter der Bedingung, die Ihr kennt. Und nun überlegt einmal, was folgen wird, wenn Monsieur sich beim Maire erkundigt, aus welchem Grunde der vorhandene Grabstein durch einen andern ersetzt wird." Der Kranke, der nach meinem Dafürhalten nicht viele Jahre mehr zu leben hat, sah mich mit einem scheuen Seitenblick an und fragte, ob es auch ganz ge wiß sei, daß ihm kein Schade erwachsen sollte. „Im Gegentheil," warf ich hier ein. „Kein Mensch wird Sie behelligen, und Sie werden eine Be lohnung ..." „Ja, warum nicht gar!" schnitt mir der Priester die weitere Rede ab. „Sabatier wird seine Pflicht er füllen und damit Punktum! Ist er nicht ohnehin glück lich genug, daß ihm seine Sünde gegen geringe Buße abgenommen wird?" „Gewiß, mein Vater," bestätigte die Menschen- ruine demüihig. „Was soll ich dem Herrn erzählen?" „Alles, was Ihr mir erzählt habt. Den Besuch im Anfang des Jahres 1865 und was damit zusammen hängt. Fangt nur an." Nach dieser Aufforderung nun begann Sabatier mit vielen Umschweifen, Wiederholungen und über- flüssigen Erläuterungen einen Bericht, von dessen wort getreuer Wiedergabe ich natürlich absehen muß. Nur den Inhalt theile ich Ihnen unter Beiseitelassung alles häßlichen und störenden Beiwerks mit. Es war also an einem frostigen und klaren Januarabend des vorigen Jahres, als zu Sabatier ein Fremder kaum, der nach seiner Beschreibung nie mand anders gewesen ist als Herr Eiwin Lundby. Dieser gab ihm einen Grabstein in Bestellung, dessen Inschrift u. a. besagen sollte, in dem betreffenden Grabe ruhe der am 5. April 1849 verstorbene Carlistenoffizier Manoel Maria de Azevedo Gusman. Sabatier war über diesen Auftrag einigermaßen verwundert; er er innerte sich ganz gut, daß er zu Ende der vierziger Jahre eine ganze Anzahl der von Don Carlos für seine Parteigänger bestellten Grabsteine gemeißelt habe; sogar der angegebene Name war seinem Gedächtniß noch nicht entschwunden. Der Fremde gab dies bereitwillig zu und erklärte, auf jenem Stein sei infolge eines Jrrthums ein falscher Todestag angegeben worden. Das solle jetzt verbessert werden. Sabatier schöpfte Argwohn und erhob verschiedene Einwände. Jedenfalls, so erklärte er, dürfe ein solcher Umtausch der Steine nicht ohne Zustimmung der Mairie stattfinden, und die müsse der Fremde erst einmal einholen. Solange dies nicht geschehen sei, werde er seine Finger von der mißlichen Geschichte lassen. Ich verschone Sie mit der umständlichen und langweiligen Wiederholung dieser Unterhandlungen zwischen Sabatier und Lundby. Der Letztere verleugnete auch hierbei seine gewöhnliche Schlauheit nicht. Er gab ohne weiteres zu, daß die Ersetzung des Grab- steins durch einen andern für ihn von großer Wichtig keit sei, und daß er keine Lust habe, sich die Ein willigung von der Mairie zu holen. Ihm sei es lieber, statt seine Zeit mit erfolglosen Gängen zu ver schwenden, einfach die Frage zu thun: „Wie viel?" Das war eine Sprache, die Sabatier sehr gut verstand; um es kurz zu machen, beide wurden handels einig, und Sabatier erhielt außer reichlicher Bezahlung für die übernommene Arbeit ein Douceur von 250 Francs. Todtengräber und Friedhofswärter erwiesen sich der Bestechung nicht minder zugänglich, und so war die nichtswürdige Betrügerei richtig durchgeführt worden. Vor einigen Wochen nun war Sabatier erkrankt, und da er fürchtete, sein Lebensende stehe nahe bevor, verlangte er nach einem Beichtiger. Mein Priester wurde gerufen und absolvirte den reuigen Sabatier nur unter der Bedingung, daß er einen Theil des Sündenlohnes hergebe, um Gusmans Grabstein in seinen vorigen Zustand zurück zu versetzen. Es war das einzige, was der Priester thun konnte; wie das Unrecht sonst wieder gut zu machen sei, wußt er nicht, und so mußte er sich auf jene Aeußerlichkeit beschränken. Wie sehr er damit das Richtige getroffen hat, ergiebt sich aus der einfachen Erwägung, daß ich nur wenige Wochen später hinzukommen brauchte, um die von Lundby verbreitete Geschichte ganz einfach an dem Stein als das zu erkennen, wie sie ist, eine bübische Erfindung. Was hat Lundby mit dieser Erfindung bezweckt? Das kann ich an der Hand der mir bekannten That- sachen mit einer an Gewißheit grenzenden Wahr scheinlichkeit feststellen. Zum Theil bin ich in der Lage, es Ihnen mitzutheilen, einen Theil aber, der mit meinem Besuche in Ostabat zusammenhängt, darf ich nur andeuten. Zu Ende des Jahres 1864 ist in Ihrem Groß vater, der sich mehr und mehr vereinsamt fühlte und dem bei seinem herannahenden Ende der Gedanke, seine Reichthümer an ganz fremde Menschen fallen zu sehen, doch noch schrecklicher erschien als die Möglich keit, sie auf die Nachkommen seiner schmählich ver stoßenen Kinder zu vererben, der Einfall aufgetaucht, ciese Nachkommen, drei Enkelinnen, zu sich zu berufen. IMit der Ausführung dieses Gedankens wird sein Ver trauter und Privatsecretär Lundby beauftragt. Dieser Lundby nun, bisher die einzige Person, die bei dem Einsiedler von Thirlwall einigen Einfluß hatte, sieht sich durch diesen Auftrag in eine schlimme Lage versetz?. Er hat bis dahin — mit welchem Rechte, mag dahin gestellt bleiben — die Hoffnung gehegt, durch das Testament seines Gönners dermaleinst zum reichen Manne zu werden. Was kann er thun, um die drohende Gefahr abzuwehren? Der Gedanke, seinem Herrn abzurathen oder den Auftrag durch mangelhafte Ausführung zu durchkreuzen, ist der nächstliegende, aber auch der schlechteste; Lundby weiß ganz genau, daß er damit bei dem Charakter Scudamores nur sich selbst schaden würde. Es kommt also darauf an, die veränderte Situation zu seinen Gunsten auszunutzen. Der Plan, den Lundby zu diesem Zwecke ersinnt, ist sehr einfach, eine der Enkelinnen muß die Seine, die beiden andern müssen unschädlich gemacht werden. Ohne von vornherein zu entscheiden, welche Enkelinnen zu beseitigen seien, er giebt sich doch aus der Natur der Sache als daS Einfachste, daß dies die beiden Schwestern Scudamore sein müßten. In dieser Absicht reist Lundby nach Südsrankreich und fädelt nun in der Weise, die ich das Glück hatte, bloßzulegen, jene Jntrigue ein, die für ihn eine in doppeltem Sinne werthvolle Waffe geworden ist. Er kann sie benutzen, entweder um Edith zur bevorzugten Erbin zu machen oder, sollte ihm dies besser zusagen, Frau Scudamore einzuschüchtern und eine ihre Töchter als Preis für sein Schweigen in eine Ehe mit ihm hinein zu schrecken. (Fortsetzung folgt.)
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