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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 13.12.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190012137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19001213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19001213
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-12
- Tag 1900-12-13
-
Monat
1900-12
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 13.12.1900
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tzWejn-ElnWln TigMitt * 8 » Donnerstag, den 13. Dezember 1900 Beila Nr. 288 < 109-223 WLM Ich glaubte, Sie 3. Die Finanzwirthschaft mit den Nationalliberalen war schon sehr schlimm, die Wirthschaft drS Centrums sei aber noch viel schlimmer, sie sichre zur wahren Bud getanarchie. Das Centrum ist die ausschlaggebende Partei geworden. Auch die Weltpolitik unterstützt da? Centrum, das sich zuerst in dem chinesischen Abenteuer bethätigt hat, und dies S ist ein Dbbacle, nicht nur für Deutschland, sondern für. Europa. Es besteht die Gefahr, daß China für uns ein Transvaal werde. WaS dar eigentliche Transvaal betrifft, so befinden wir uns in der seltenen Lage, den gestrigen Ausführungen des,Reichskanzlers beinahe Wort für Wort zuzustimmen. Mir haben seiner Zeit sofort das Glückwunschtelegramm an den Präsidenten Krüger mit seinem provokatorischen Ton und die Brüskirung Englands g tadelt. Mit Bezug auf unsere Stellung zu England hat eigentlich Graf Bülow gestern nur dasselbe gesagt, wie ich da mals. Aber wenn wir mit England auf gutem Fuße leben wollen, so verurtheilen wir doch die grausame, völkerrechtswidrige Kriegführung der Engländer. Und der Punkt, wo ich mit dem Reichskanzler nicht über- einstimme, ist die Behandlung des Präsidenten Krüger, ich verurtheile die schonungslose Ablehnung seines Besuches aufs härteste, weil sie den Anschein der Treu- losigkeit Deutschlands gegenüber den Buren erweckt. Nach dem kaiserlichen Glückwunschtelegramm hat derj « von müsse der Reichstag ein Ende machen. Die sozialen und kulturellen Aufgaben würden im Reiche überall hintangesetzt, die bürgerliche Gesellschaft sei mit ihrem Latein zu Ende. Meine Herren, Sie arbeiten nu: für unS, unser Weizen blüht. (Beifall bei den Sozial demokraten.) — Staatssekretär Graf PosadowSky: Ich bin Herrn Bebel geradezu dankbar dafür, daß er die »genannte 12000 Mk.-Affaire nochmals zur Sprache gebracht hat. Gleichviel, ob ich davon gewußt oder nicht, ich trage die Verantwortung dafür. Dar soge nannte Zuchthausgesetz war ein Gesetz zu Gunsten der Arbeiter. (Lachen und Unterbrechungen links.) Ja, mene Herren, hören Sie doch, nachdem auch ich Sie habe reden lassen. Wir sind doch hier nicht im Kon vent, sondern im deutschen Reichstag. Die 12 000 Mark sind zur Verbreitung stenographischen amtlichen Materials verwendet worden. Auf daS Zustande- kommen deS Gesetzes konnte überhaupt nicht hingewirkt werden, denn wer die erste Lesung verfolgt hatte, tag zu einer bloßen Kalkulationsmaschine herhb gesunken. Der vorjährige Flottenbau-Etat sei schon jetzt wieder ganz gewaltig überschritten, sogar die Kosten der ostasiatischen Station erhöhten sich. UebrigenS begreife er nicht, waS die neuen Flotten bilder auf den Staffeleien in der Wandelhalle be deuten sollen, ihm werde unheimlich, wenn er so etwas sehe. (Heiterkeit.) Sei etwa wieder ein neues Flottengesetz im Gange? Wenn für die Postassistenten gehälter nicht 2 Mill, mehr aufgewendet würden, so sei der Widerstand bei dem Vater aller Hindernisse zu suchen, den er aber richt erst zu nennen brauche. (Heiterkeit.) WaS werde der neue Direktor der Kolonialabtheilung wieder für neue Pläne haben und waS werde der uns wieder kosten. (Heiterkeit.) Redner empfiehlt schließlich, daß man über der so- genannten Wcltpolitik nicht die nüchternen Erwägungen des BolkswohIS im Innern vergessen solle. — Abg. Liebermann v. Sonnenberg (Ant.) spricht seine Genugthuung darüber aus, daß wir wieder einen leibhaftigen Reichskanzler haben (Heiterkeit), der auf die Rechte des Volke- zu achten versprochen habe. Dringend geboten sei eine Revision des Militär- PensionSgesetzeS. Anzuerkennen sei die Tüchtigkeit unserer Heeresverwaltung, wie sie sich wieder in China bewähre. Schade nur, daß wir bei dieser Gelegenheit auch das morsche Gebäude der englischen Macht wieder stützend gehoben haben. Die Zurück weisung des Präsidenten Krüger habe im Volke große Verstimmung hervorgerusen. In den gestrigen Worten des Reichskanzlers vermisse er die Brandmarkung der schlechten Motive, welche den Krieg Englands gegen Transvaal veranlaßt haben. Zweifelhaft sei es ihm, ob wir wirklich auch in dem Zwiste ganz strikte Neutralität bewahrt hätten. England habe seine Macht in unerhörter Weise mißbraucht. Auch seien von hier Waffen während des Krieges nach England gegangen. Er bitte den Kanzler um strikte Neutrali tät. — Hierauf tritt Vertagung ein. Staatssecretär v. Marschall, hat Dr. Lieber und hat die Mehrheit, ja der ganze Reichstag den Buren zu- gejubelt und sie der' größten Freundschaft versichert. Da mußten die Buren im Unglück glauben, daß sie hier in Berlin doch auf Verständniß stoßen würden. Die Behandlung des Präsidenten Krüger muß im AuSlande daS Vertrauen in die Stetigkeit der deutschen Politik untergraben, so untergraben, wie es nur der ärgste Feind Deutschlands wünschen kann. Soweit, wie der französische Präsident Loubet, hätte auch der Deutsche Kaiser gehen müssen. Kein Wunder, wenn ein Amsterdamer Blatt jetzt schreibt, „die Deutschen fürchten nur Gott und ihre Großmutter", nun, wer mit dec Großmutter gemeint ist, wissen Sie ja. (Große Heiterkeit). Derselbe Zickzrckkurs, wie hier in der auswärtigen Politik Deutschlands, ist auch in unserer Kolonialpolitik zu beobachten. Wenn die Mehrheit für diese ganze Politik immer die Kosten bewilligt, so ge schieht eS in der Hoffnung auf einen großen Fischzug bei den Hmdelsv.rträgen, die ganz sicher eine Erhöhung der Getreidezölle bringen werden. Der Redner ver breitet sich deS weiteren über diesen Gegenstand, die Bedeutung der Landwiithschaft und die bevorstehende Handelspolitik und kommt dann auf die 12000 Mark- Angelegenheit zurück, er fragt den Staatssecretär Grafen PosadowSky, an welchem Tage er von dem Eingänge der Summe Kenntniß erhalten, und wie sie ausgegeben sei. Er fordert ferner Auskunft, ob der Vorstand der SeeberufSgenossenschaft zur Rechenschaft gezogen sei, der in einem Briefe mit Bezug auf die Üusall-Ver- hütungSvorschristen geschrieben habe: munckus vult clocipl (die Welt will betrogen sein.) Redner fragt daun bezüglich der 12000 M.-Affaire den Staatssekretär, an welchem Tage derselbe von der Einnahme der 12000 Mk. Kenntniß erlangt habe und wie dieses Geld verwendet worden sei. Weiter frage er den Staatssekretär Grafen PosadowSky, wie eS komme, daß Elsfleth, der den Ausspruch gethan habe: „Schiff verloren, Mannschaft leider gerettet", im Vor- stände der SeeberufSgenossenschaft habe sitzen können. Redner prolestirt unter Empfehlung deS Milizsystems gegen die vom Grafen Limburg gewünschte Wieder einführung der dreijährigen Dienstz-it und fragt den Kriegsminister, ob ek denn mit unserer Neutralität vircinbar seh daß die Firma Ehrhardt in Düsseldorf und Eisenach gegenwärtig Geschütz: an England liefere. Freilich habe ja auch Krupp an China geliefert und sei dafür zum Geh'imrath in einem Augenblick ge macht worden, da unsere Leute von Kuippschen Ka nonen ei schossen wurden. Weiter frage er, was an den Mittheilungen über ein neuer von einem Norweger erfundenes Geschützsystem Wahres sei Unzulässig sei, daß das Marineamt oder der Kaiser Gelder vom Flottenverein sür den Bau von Kanonenbooten an- nähmen. DaS sei eine Umgehung deS Budgetrechts, ein sie volo, sic subeo. Einer derartigen Wirthschast ' ü ! lehnung des Toleranz-Antrags; eS sei aber noch nicht aller Tage Abend. Gras Limburg wolle die Autorität des Monarchen durch den neuen Reichskanzler gestärkt wissen; die Autorität des Kaisers ser aber augenblick lich weniger gefährdet als die der verantwortlichen Minister. (Sehr richtig links.) Redner geht dann auf die Fragen der Wirr..schaftS- und Handelspolitik, owie der Finanzpolitik ein. Der Staatssekretär hat es au Voraussicht fehlen lassen, indem er beim Flotten- gesetz anfänglich gesagt habe: neue Steuern sind nicht nöthig. Wie habe man sich über die Erträge der höheren Börsensteuer und des Schifffahrtsfrachtstempels getäuscht! Wie wolle man jetzt sparen, nachdem man das Budgetrecht beim Flottengesetz aus der Hand gegeben habe. Bezüglich der Marine sei der ReichS 6 Uhr abgegeben. Ba de IN ar keil sind bei den Herren Buch binder WciNuütter, Drcsdncrstraße, Kaufmann Riedel, Pvsl - strasie, Materialist Müller, König Albertstrahe, zu erkauseu Ohne Bademarken kein Zutritt. Ortskrankenkasse für Wirker re. bei Herrn Hermann Lieber, Hauptstraße Nr. 166», von 8—12 und 2—6 Uhr. Trichinenschau-Bestellung: für Schlachten am Bormittag biS früh o Uhr, für Nachmittags bis I Uhr. 1. Bezirk v. Nr. l —108 bei „Herrn Richard Staß Nr. 157» Expeditionszeit des Pfarr- u. KirchenanUS zu 2 >. Christophoi i Im Erdgeschoß des Pfarrhauses an allen Werktagen vorm. '-9—'/,1 Uhr. Nachm. 3—6 Uhr sür Bestellungen von; Amtshandlungen (Taufen, Trauungen, Begräbnissen) ».kirch lichen Zeugnißen. Berkaus von Bibeln und neuen Testam cnten hätten es aus Gewissenhaftigkeit gethan. — Weil Sie meinen armen Vater in jener unseligen Situation ge sehen, meinte ich, hielten Sie es für Ihre Pflicht, Herrn Garreis zu hindern, daß er ihm eine Stelle in seinem Geschäft gäbe. ES wäre das sehr hart gegen uns gewesen, aber wenn Sie nun einmal so strenge Grundsätze besaßen, durfte ich Sie nicht daram tadeln. Aber nun sagen Sie, Sie hätten sich überhaupt nichts dabei gedacht! Wissen Sie denn nicht, mein Herr, daß solche Gedankenlosigkeit unverzeihlicher ist, als alle schlechten Leidenschaften zusammen? Wenn ein Mensch einem anderen aus Rachsucht oder Eigennutz Böses zufügt — gewiß, es ist schlecht — aber wer kann beurtheilen, was er nicht durchgemacht hat, ehe er so weit kam, sich an seinem Nächsten zu versündigen! Jeder ist sich selbst der Nächste! Das ganze Leben ist ein Kamps und wenn einer mit unerlaubten Fcrd. Bochrmann „ 16-1 l; recht eingestehen, im Grunde seines Herzens fühlte er das lebhafte Bedürfniß, sich vor seiner Besucherin zu rechtfertigen. Und wie er vordem die denkbar unge eignetsten Worte — notabene in Hinsicht auf die sub jektive Auffassung dieses rabiaten Mädels — hierfür gewählt, so that er das auch jetzt wieder. „Aber mein verehrtes Fräulein —" begann er mit erzwungen jovialem Lächeln — „es thut mir ja aufrichtig leid, daß mein Gespräch mit Herrn Garreis so böse Folgen sür Sie gehabt, — im Uebrigen aber — verzeihen Sie — sehen Sie die Dinge wohl nicht im richtigen Licht. Erstlich kann mir doch kein billig denkender Mensch Vorwürfe wegen einer solchen Kleinigkeit machen, die —" „Kleinigkeit? fiel sie heftig ein. „Für Sie mag's eine Kleinigkeit sein, sür uns aber ist's eine Lebens frage. Und ob Sie auch zehnmal ein reicher, ange sehener Mann und wir arme Leute sind, so sind wir doch ebenso gut Menschen wie Sie und — " „So meine ich eS ja aber garnicht," suchte er sie zu beschwichtigen, „ich wollte nur sagen, daß —" „Sie sich nichts dabei gedacht haben — jawohl, ich weiß schon. Man muß sich aber bei allem etwas denken und wenn Sie nicht der Herr Direktor Witte kind wären, dem's von Jugend aus immer gut ge gangen, dann würden Sie'S auch thun." (Fortsetzung folgt.) ) wußte, daß daS Gesetz nicht zu Stande kommen würde. ' Es handelte sich nur darum, die Massen über den eigentlichen Zweck des Gesetzes aufzuklären nnd die ' Aufregung der Massen zu schlichten. (Lachen und Zu rufe links. Präsident Graf Ballestrem mahnt wieder holt, die Unterbrechungen zu unterlassen, und droht schließlich, von seinen Befugnissen als Präsident Ge brauch zu machen.) Es mag unzweckmäßig und poli- tisch inopportun gewesen sein, das Geld aus solche Weise zu beschaffen: aber darüber hat sich ja d^r Herr Reichskanzler gelegentlich der Interpellation ausgesprochen. Der Drnckkostensonds deS Reichsamts deS Innern hätte ja benützt werden können, es mag dies durch eine gewisse bureaukratische Aengstlichkeit verhindert worden sein. (Gelächter links.) An den Centralverband hat man sich deshalb gewandt, weil er ein großes Interesse daran hatte (Lachen links), daß die Massen durch amtliches Material aufgeklärt wurden. Ter betreffende Beamte hat übrigens die höchsten sozialpolitischen Verdienste. (Lachen links.) Der Staatssekretär geht sodann auf den Brief des verstorbenen RhederS Laeisz ein. Diesem unvorsich tigen Briefe gegenüber fei er selbst in einer schwierigen Lage, da LaeiSz sich nicht mehr erklären könne. Die Mitunterzeichner deS Briefes hätten zwar ihre Unter- schrift gegeben, woraus aber noch nicht mit Noth- wcndigkeit folge, daß sie sich die bedauerlichen Neben- bemerkungen angeeignet hätten. Jedenfalls sei der Brief von ihm an das zuständige Reichsversicherungs amt abgegeben, und eS sei nun abzuwarten, waS dieses thun werde. Zum Schluß kocstatirt der Staats sekretär, daß wir von Amerika nicht mehr differcnzirt würden, und bittet, auf wirthschaftlich-politischem Ge- biete nicht, wie dies Bebel gethan, Angriffe gegen die eigene Regierung zu richten, denn damit fülle man nur dem Feinde die Kriegskasse. (Beifall rechts.) — Abg. v. Kardorff (Reichsp.) wirft dem Abg. Bebel eine Art Größenwahn vor. (Heiterkeit.) Der Nicht empfang Krügers liege im Interesse der Buren und Krügers selbst, denn jetzt könnten wir eher zu ihren Gunsten einen freundschaftlichen Rath geben, als wenn wir durch Krügers Empfang England gereizt hätten. Ganz irrig sei es, wenn Bebel unsern wirthschaftlichen . Rückgang auf das China-Abenteuer zurückführe; an unserem Rückgänge trage vielmehr das gigantische Emporwachsen Amerikas in wirthschastlicher Beziehung die Hauptschuld. Für Militär gebe Deutschland pro Kops noch immer viel weniger aus als Frankreich und Rußland. — Abg. Richter (freis. Vp.) erklärt es als gesetzwidrig, daß oas Reichsamt des Innern andere Leute um Gelv anging, welches ver Rüchstag nicht t iewilligt hätte. Auch aus dem Drucksachenfonds Härte das Reichsamt Gelder zu einem solchen rein agita- orischen Zwecke nicht nehmen dürfen. Redner recht- ertigt den Nichtempfang Krügers, wodurch Krüger - nur eine schwere Enttäuschung eispart worden sei. Die Liebeserklärung der Konservativen für den neuen Reichs kanzler werde vielleicht nicht lange vorhalten. Das gehe , jedem neuen Reichskanzler so. (Heiterkeit.) Auch das Zentrum schmolle mit ihm noch nicht wegen Ab- § wir hätten doch etwas Festes gehabt. Der Vater brauchte nicht mehr die halbe Nacht durch Bogen ab zuschreiben, er hätte kräftigeres Essen bekommen können, die Kinder wären in bessere Schulen gebracht und ich aber daS ist ja nun alles vorbei — alles — und das allein, weil Sie Ihren Spaß haben wollten!" Josia- war wie aus den Wolken gefallen. Daß sein humoristischer Bericht an den Bankier diese Folgen h^ben könnte, hätte er sich nie träumen lassen. Das arme Mädchen that ihm wirklich leid. Trotz seiner Theilnahme an ihrem Unglück konnte er aber doch nicht umhin, sich durch die respektlose Art, in der sie mit ihm redete, tief beleidigt zu fühlen. WaS? Ihn, den Herrn Direktor Josias Wittekind, wagte man zur Rede zu stellen wegen ein paar allerdings unbe dachter, aber wie er meinte, doch höchst harmloser Worte? Unerhört! Eigentlich war er eS sich doch schul dig, sich dergleichen nicht gefallen zu lassen. Er wollte cs auch nicht — nein, ganz entschieden nicht. Wenn nur dieser kleine Racker nicht so ausnehmend hübsch gewesen wäre! Und indem er nach Worten suchte, in denen er den Ausdruck seines Mitleids mit dem armen Mädchen mit einer Rüge ihres unehrer- bietigcn Betragens vereinen konnte, fiel ihm doch wieder nichts ein als seine alte Redensart: „Ich habe mir aber doch garnichts dabei gedacht." „Das ist ja aber gerade daS Allerschlimmste da- Deutscher Reichstag. Berlin, 11. Dezember. Im Reichstage wurde heute die Etatsberathung fortgesetzt. Als erster Redner verbreitet sich Abg. Bebel (Soc.) über die Finanzlage. Diese sei so traurig, daß die Darlegungen des ReichSschatzsecretärS, obwohl er sich bemüht habe, grau in grau zu malen, mit Recht als noch zu optimistisch bezeichnet worden seien. Es giebt Leute, so fährt Herr Bebel fort, die den un günstigen Umschwung auf das chinesische Abenteuer zurückführen. Indessen liegt der tiefere Grand in der Wirthschaft der bürgerlichen Gesellschaft. Wie lange die Krisis dauern wird, läßt sich nicht absehen, wir müssen damit rechnen, daß mit dem Jahre 1900 eine Aera einander folgender Krisen begonnen hat, die ver schärft werden, weil während der guten Jahre der Industrie neben den bereits bestehenden zahlreiche neue Concurrenzuntcrnehmungen entstanden sind. Gegenüber den andern Ursachen der üblen Finanzlage spielen die 34 Millionen, die daS Reich als Zuschuß zu den Alters- und JnvaliditätSversicherungen zahlt, gar keine Nolle, das sei nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Angesichts der förmlichen Bewilligungswuth, die in den letzten Jahren im Reichstage geherrscht hat, macht es einen beinahe komischen Eindruck, wenn jetzt ein Redner der Mehrheit nach dem anderen mahnt, man solle zur früheren Sparsamkeit zurückkehren. Aber bemerkenswerth ist eS doch, daß beispielsweise der Gras Limburg-Sticum mit der Sparsamkeit beim Postetat beginnen will, während b.i diesem gerade die meisten Mittel für Culturaufgaben aufgewandi werden. Dafür werden die Sociaidemokraten immer zu haben sein, ihnen sind Postbauten immer lieber, als Kasernenbauten. Der Abg. Müller-Fulda hat den BundeSrath vor unnöthigen Ausgaben gewarnt, aber der Bundesrath kann solche nicht machen ohne Zustimmung deS Reichs tages, an der sogenannten Volksvertretung ist es zu nächst, den Daumen auf den Beutel zu halten. Die Ausgaben für Heer und Murine nehmen überhand, zumal wenn man ihren Antheil an dem Pensionsfonds und der Verzinsung der Reich-schuld hinzufügt. Vor 12 Jahren wurden dafür 500 Millionen gezahlt, jetzt 1033 Millionen, d. h. die Ausgaben für Heer und Marine sind in diesem kurzen Zeiträume um rund 106 Procent gestiegen. Dazu kommt noch, daß die Ausgaben für China noch bedeutend wachsen werden. Wir leben wie die Verschwender, wir vergeuden nicht nur unsere Ucberschüsse, sondern machen noch Schulden. Herr Josias Wittekind. Novelle von M. Koßack. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Ich, aber mein Fräulein — ich verstehe nicht stotterte der große Mann, „Sie sprachen doch einer Warnung —" Tageskalender Kallert. Post- und Telegraphrnamt. Ter PvüjchaMr m geöffnet: An Wochentagen, »j im Lominerdaldfadr: 7 ll!>r Vorm, bis 8 Uhr nachm.: b) im Winterhalbjahr: 8 Uhr vorm. bis 8 Uhr nachm. An Lonn- und Feiertagen: 7 bez 8—9 Uhr vorm. u. 12—I Uhr Mittags. LrtSbestelldienst, an Wochentagen; für Briefe: 7, 10.10, 1.40, 4.30 und 6.30 Uhr; für <6eldbriese, Postanweisungen, 7, 1.40 Uhr: für Packele: 8 und 2 Uhr, b) an Lonn und Feiertagen: sür Briefe. 8 15 Uhr, für Geidbriesc, Post anweisungen: 8 Uhr; sür Packele: 8 Uhr. Landbestclldiensl, a) an Wochenlagen: 8.15 vorm. nach Bad Hohenstein-Ernstthal, Langenberg, Falken und Hüllcngrund- 1.30 Uhr nachm. nach Bad Hohenslein-Ernsllhal, Langenberg und Falken; 4.30 Uhr nachm. nach Hütlengrund: b; au Sonnlagen 8.15 Uhr nach sämmtl. Landorlen. > Abgehende Fahr- und Bolenpoüen nach HermSdorf-OKrSdorf- Lberlungwib 5.20, 8.00, I.IO und 3.50 Uhr. Ankommende Fahr- und Bolenpoüen von Hermovorf Dersdorf Oberlungwitz: 9.00, 12.00, 1.00, 3.30, 6 30 und 9.30 Uhr Verkauf von Poslwenhzcichen: Evnü Schneider, Allmarkl Evnü Flog, Weinkellerslr., Oüuih. Nemhoid, Bahnstr. Ztadtbad (im Krankenhaus- an der Lerchenürage . Wannen bäder werden Donnerstags, Freitags und LonnabendS von früh 8 bis abends 8 Uhr und LonnlagS von srüh 8 bi« mittags 12 Uhr, Dampfbäder für Hamen Donnerstags, sür Herren Freitags und Sonnabends von srüh 8 bis abends glücklich waren wir, daß Herr Garreis meinem Vater bei!" brauste das Mädchen auf. diese Stelle geben wollte! Sie ist ja nur klein, aber ' „Natürlich. Welchen Zweck hätte Ihre Erzählung sonst wohl haben können?" „Welchen Zweck? Gar keinen." Jetzt war eS mit Marthas Selbstbeherrschung zu Ende. Geduld und Sanftmuth mochten wohl über haupt nicht zu ihren hervorragendsten Charaktereigen schaften gehören. „Aber mein Gott —" rief sie fast schluchzend — „man spielt doch nicht für nichts und wieder nichts den Angeber! Wenn man einen Menschen — was sage ich — eine ganze Familie ruiniert, so muß man doch seine wohlüberlegten Gründe haben und nicht blos —" „Aber erlauben Sie mein Fräulein —" unter brach sie Josias würdevoll — „Sie gebrauchen da Ausdrücke — den Angeber spielen — eine — Familie ruinieren, — ich — ich — gPatten Sie, daß ich Ihr Benehmen höchst sonderbar finde. Ich habe jene harmlose kleine Episode Herrn Garreis erzählt — nun, mein Gott, wie mm überhaupt so etwas erzählt — weil — weil sie mir gerade einfiel." „Weil sie Ihnen gerade einfiel!" wiederholte das Mädchen außer sich. „Nur darum — darum müssen wir nun in demselben Elend leben, wie bisher. Wie Mitteln kämpft — mein Gott, wer darf ihn darum gleich und gar verdammen! Seine Handlungsweise war menschlich und daher entschuldbar. Für die Ihre aber, smein Herr, giebt es keine Entschuldigung — nein — absolut keine!" Sie hielt wie erschöpft inne und sah mit trotzig aufeinander gepreßten Lippen vor sich hin. Herr Wittekind fühlte sich grenzlos unbehaglich. Er hatte nie Schlagfertigkeit besessen und wenn er sich früher in einer ähnlichen Lage befunden, so war er einfach grob geworden. Hier aber bäuchte ih n dieses doch nicht ...n Platze, denn, mochte er sich's auch nicht
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