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Erscheint leden Wochentag abends für den folgenden Tag und lostet durch du Austräger pro Quartal M. 1,55 durch die Post Ml 1.82 frei in'S HauS. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Au-träger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annonce»- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Zangenberg, Fallen, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w° Aurtsblcrtt für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hoheusteiu-Gruftthal. Organ aller Genreinöe-Verwaltrrngen öer rrnrliegenöen Ortschaften Nr. 288. Donnerstag, den 13. Dezember 1900 50. Jahrgang. Kekanntmachung. Elektrische Bahn betr. Zum Zwecke der Feststellung des der projektierten elektrischen Bahn zu überlassenden Güter Verkehrs soll Freitag, den 14. Dezember 190V Abends 8 Uhr im Gasthof „zum Lamm", Oberlungwitz eine Besprechung stattfinden. Alle Interessenten aus Hohenhein- Ernstthal werden hierzu eingeladen. Z. A. Or. Polster, Bürgermeister. Die chinefische« Wirre«. Graf Waldersee hat, wie bereits von un- ge meldet, zur Verwaltung der chinesischen Hauptstadt ein internationale- Comitee unter dem Vorsitz des OberquartiermeisterS Generalmajors Freiherrn von Gayl eingesetzt, das seine Thätigkeit begonnen hat. Bisher übten bekanntlich die einzelnen Truppen- besihlshaber in den von ihren Contingenten besetzten Stadttheilen für sich die Polizeiglwalt aus; jetzt ist eine Centralbehörde hierfür geschaffen, der nach den heute eingegangenen genaueren Meldungen außer den polizeilichen auch finanzielle und richterliche Befugnisse erthkilt worden sind, sodaß sich das Comitee als eine Art provisorischer Regierung für Peking darstellt. Nach einer Meldung auS Peking hat sich dar von Waldersee eingesetzte Comitee unter Mitwirkung von chinesischen Beamten mit der Wahrung der öffentlichen Ordnung, der Einhebung von Steuern und Zöllen, mit sanitären Vorkehrungen, der Ver haftung von Angeschuldigten, der Bestrafung Schuldiger und der freien Vertheilung von Reis in Peking zu befassen. Jedes Contingent ernennt ein Mitglied. Der chinesische Hauptvertreter ist Tsching-Hin, Präsident der Staatseinnahmen und Gouverneur von Peking. WalderseeS Plan soll Reibungen verhindern und die Uebertragung der Verwaltung an China bei der Rückkehr des Hofes vorbereiten. Leider ist auch diese so zweckentsprechende Ab ordnung des Obeicommandirenden nicht ohne Wider spruch aus dem Kreise der Verbündeten selbst ge- blieben, und das Comitee ist noch nicht vollzählig. Einer Meldung zufolge weigern sich die Franzosen, das Comitee zu beschicken, und bestreiten WalderseeS Recht zu dessen Berufung. Der amerika nische General Chaffee verweigerte brieflich seine Zu- stimmung zu dem Vorschlag, daß die Commission unbeschränkte Kontrole über das städtische Territorium haben, öffentliche Bauten beginnen und ermächtigt sein solle, ihr Gehalt zu erhöhen. Wie das „B. T." erfährt, ist nach einer kurzen Meldung, welche im Auswärtigen Amt eingetroffen ist, der Konflikt zwischen dem Feldmarschall Grafen Waldersee und dem amerikanischen General Chaffee beigelegt. (General Chaffee hatte bekanntlich wegen der Fortnahme der von den Chinesen vor 200 Jahren in Peking aufgestellten astronomischen Instrumente einen in heftigen Ausdrücken gehaltenen Brief an den Grafen Waldersee gerichtet, welchen dieser einfach zurückgeschickt hatte.) Noch immer erhöht sich das Schuldconto der chinesischen Regierung, die so gern alles Geschehene auf die „Aufständischen" abwälzen möchte. Aus dem soeben veröffentlichten telegraphischen ericht des Ober-Ingenieurs der ostchinesischen Eisenbahn an den russischen Finanzminister geht hervor, daß auch die Zerstörung dieser Bahn in erster Linie durch reguläre chinesische Truppen, und zwar unter Leitung der Beamten und der Militärbefehlshaber in den drei die Mandschurei bildenden Provinzen geschah. Die Boxer und die in der Mandschurei unter der Be zeichnung „Jchetuanü" bekannt, n Banden nahmen hieran nur geringen Antheil. Eine Depesche der „Daily News" aus Schanghai vom 9. d. meldet: In einem Artikel über die letzte Jangtsereise der Admirals Seymour sagt der „Ost asiatische Lloyd": Seymour habe Tschangtschitung keinen Zweifel darüber gelassen, daß England und Deutschand zusammenwiiken und ihre Interessen in allen Punkten dieselben sind. Das Blatt, das früher den Bewegungen Seymours auf dem Jangtse miß- trauisch gegenüberstand, ist jetzt überzeugt, daß das Mißtrauen unbegründet ist. Die Hauptstützpunkte deS deutschen ostasiatischen Geschwaders sür die Wintermonate sollen der Hafen- ort von Schanghai Wusung und Hongkong sein. Die Winterinstandsetzungen sollen in den japanischen Häfen und Tsingtau erfolgen. Die Takuforts werden durch Marinemannschaften bis zur Schleifung besetzt ge holten. Petersburg, 11. Dez. Die „Petersburger Wjedomosti" veröffentlicht einen ihr aus Tientsin zu gegangenen Bericht, welcher die Situation in China als äußerst bedrohlich schildert. DaS schroffe Auf- treten WalderseeS, sowie das Beinühen mehrerer Ver bündeten, ernstliche Friedensverhandlungen mit Li- hung-tschang jetzt zu verhindern, machen unter den Chinesen, die gern Frieden schließen möchten, sehr böses Blut. Es drohe deshalb ein allgemeiner Auf stand, und da die Verbündeten sich infolge Zufrierens der Flüsse schwerlich bis zum Frühjahre ernähren könnten, sei es leicht möglich, daß der Dezember oder Januar den Mächten im fernen Osten schreckliche Ueberraschungen bringen wird. Peking, 11. Dez. Der erste durchgehende Zug aus Tientsin seit Ausbruch deS Boxeraufstandcs ist hier eingetroffcn. * * * Man schreibt der „D. Warte": Der 1. Soldat bezw. Militärinvalide, aus den die CabinetSordre vom 25. Juli d. I. über die Erhöhung der zu ge- währenden Pension Anwendung finden wird, ist der Marinesoldat Adam Schoppengaard, der auf dem rühmlichst bekannten Kanonenboote „Iltis" bei de glorreichen Eroberung der Takuforts schwer verwundet wurde. Schopp.ngaard ist mit dem Dampfer „Stutt- gau" aus Ostasien zurückgekehrt und in der Heimath als Invalide aus dem aktiven Dienste entlassen wor den. Seine Pension beträgt nunmehr unter Anwen dung der obengenannten Verfügung monatlicy 50 M., welcher Betrag sich wie folgt zusammensetzt: Pension 3. Klasse eines Gemeinen 15 M., Kriegszulage monatlich 9 M., Zuschuß zur Erreichung für die Schutztruppen in den Kolonien durch Gesetze vom 18. Juli 1896 festgesetzten Gebührnisse monatlich 26 Mark. Wilhelmshaven, 10. Dezbr. Generalmajor v. Höpsnr'. meldet: Gefreiter Ressemeyer und See soldaten Winkler und Wiesel vom 2. Seebataillon sind gestorben. * * * In der italienischen Kammer beai tragte, wie aus Rom telegraphirt wird, der Abg. Bovio namens einer Gruppe der äußersten Linken, daß die italieni schen Truppen aus China, wo die Civilisation verletzt worden sei, zurückberufen werden sollen. Minister- Präsident Soracco bekämpfte den Antrag als unange- bratt. Abgesehen davon, daß die klimatischen Verhält nisse jetzt die Rückberufung schwierig machen würden (Heiterkeit), würde dieselbe unklug und nicht zu recht fertigen sein im jetzigen Augenblicke, wo über den Frieden unterhandelt werde und Italien das Recht zustehe, aus seiner Theilnahme an dem Vorgehen der Mächte in China die entsprechenden Vortheile zu ziehen. Er werde die Truppen gerne zurückberufen, sobald die Interessen und die Würde Italiens es erlauben; in zwischen aber bitte er das HauS, den Antrag Bovio abzulehnen. Die Kammer verwarf darauf den Antrag in namentlicher Abstimmung mit 196 gegen 37 Stimmen. Vom Präsidenten Krüger. Auch die Hoffnungen, die von manchen Seiten auf eine Intervention der Schweiz in der südafrikani- schen Frage gesetzt waren, sind anscheinend zu nicht? geworden. Die Bundesregierung hat die an sie er- gangene Anregung, Schritte in dieser Richtung dem Nationalrath zur Gutheißung zu unterbreiten, ab gelehnt. Unter den vom Präsidenten Krüger in Haag empfangenen Deputationen hat die des Alldeutschen Verbandes, als dessen Sprecher Professor Hosse auf- trat, eine der herzlichsten Sympathie-Kundgebungen ausgesprochen. Redner verbreitete sich dabei über das historische und politische Verhältniß des deutschen und holländischen Volkes und schloß mit den Worten: „Was aber auch die Zukunst für Ew. Excellenz und für unsere unglücklichen Stammesbrüder heute im Verborgenen hält, der nun gegen die Buren ge- führte, verruchte Krieg hat doch ein Samenkorn weit über alle niederdeutschen und deutschen Ländern auS- geworfen und zu einer herrlichen Frucht entwickeln lassen: klarer, zäher und leidenschaftlicher als seit 300 Jahren ist das Bewußtsein durchgedrungen, daß alle Nieiurd. ruschen und Deutschen ein Volk von Brüdern sind, verpflichtet, sich gegenseitig in jeder Gefahr beizustehen. Diese theure Frucht deS Krieges wird nie wieder vergehen." Auch die Regierung der Niederlande hat jetzt offen jedes Einschreiten zu Gunsten der Buren abge- lehnt. In einer Unterredung, welche Präsident Krü ger und Dr. Leyds mit dem holländischen Minister präsidenten Pierson und dem Minister deS Aeußeren hatten, betonte Krüger nochmals, daß der Zweck sei ner Reise sei, einen Schiedsspruch zu erlangen. Die niederländischen Minister hoben, wie uns auS dem Haag telegraphirt wird, in ihrer Erwiderung hervor, daß die niederländische Regierung hierbei eine passive Rolle spielen müsse, und daß dre Initiative dm Groß- möchten zukomme. Wenn diese ihren Entschluß ge faßt haben würden, könne die niederländische Re gierung sehen, was sie thun werde. Die überraschenden Kreuz- und Querzüge de WetS bilden fortgesetzt einen Gegenstand der Beunruhigung für die Engländer. Um die Ungeduld des Publikums einigermaßen zu beschwichtigen, bringt der Evening Standard eine Meldung folgenden Inhalts: Nach den neuesten Berichten befinden sich die Truppen deS Ge- nerals Knox und DewetS noch immer im Kampfe. Das verzögerte Eintreffen von Nachrichten rührt da her, daß keine telegraphische Verbindung mit General Knox besteht. Es wird unaufhörlich gekämpft und dabei fortwährend der Kampfplatz gewechselt. — Recht kleinlaut nimmt sich die Rede aus, mit welcher der Kriegsminister Brodrick gestern im englischen Unter hause die neue Kreditforderung für den Burenkrieg begründete. Ein Telegramm meldet hierüber: London, 11. Dezbr. Kriegsminister Brodrick bringt die Nachforderung für das Heer in der Höhe von 16000000 Pfund Sterling ein und sagt, die Erwartungen, welche man bei Aufstellung des letzten Budgets gehegt, seien nicht erfüllt worden. Man müsse sich dis 31. März aus eine Ausgabe gefaßt machen, welche wenig geringer sein werde als diejenige des gegenwärtigen Finanzjahres. Auf die Lage in Süd- afrika übergehend, sagte der Minister, durch den Guerilla- krieg werden die Feindseligkeiten noch eine gewisse Zeit lang andauern können, allein ohne Hilfe von außen werde der Guerillakrieg schließlich keinen Erfolg haben. Brodrik weist ferner hin auf die Erfahrungen, welche andere Völker bei Zuendeführung von Guerillakriegen gemacht. Es sei deshalb nicht auffallend, daß England hierbei auf Schwierigkeiten stoße in einem Lande, das so groß sei wie Spanien, Cuba und die Philippinen zusammen. Die Regierung könne gegenwärtig auf die Dienste der in Südafrika stehenden Freiwilligen nicht verzichten. Der Kampf müsse mit aller Krast fort- geführt werden. Diese Politik werde daS Land schneller riedlichen Verhältnissen zusühren. Kapstadt, 10. Dezember. (Meldung deS „Reu- terschen Bur.") Feldmarschall Robens hat ein Me morandum über daS Niederbrennen der Farmen ver öffentlicht. Dasselbe besagt, daß er zuerst, als die iritischen Truppen daS Land der Feinde betraten, die triktesten Befehle gegeben habe, daß Privateigenthum richt zerstört werden dürfe. Die Zerstörung der Eisenbahnen und von Privateigenthum seitens der Buren habe ihn aber gezwungen, am 16. Juni eine Proklamation zu erlassen, in welcher er in völliger Uebereinstimmung mit den Kriegsgebräuchen civilisirter Völker Strafmaßregeln androhte und, um den Aus schreitungen der Buren Einhalt zu thun, befahl, daS HauS niederzubrennen, welches der Stelle, wo Ver wüstungen Vorkommen würden, am nächsten liegt. In einer weiteren Proklamation vom 28. September wurde eS gestattet, die Häuser aller Führer von Streif kolonnen niederzubrennen, wenn diese nach einer vor hergegangenen Warnung von ihren Streifzügen keinen Abstand nehmen. Robert- glaubt, daß daS Nieder- brennen von Häusern weniger nothwendig sein würde, wenn erst eine Polizeiverwaltung eingesetzt sei. Feld- marschall Roberts ist nach England abgereist. Kapstadt, 11. Dezbr. Eine Feldwache, be stehend aus berittener Infanterie, wurde am 8. d. M. in der Nähe von Standerton bei nebligem Wetter angegriffen. 3 Mann wurden getödtet, 5 verwundet, 13 werden vermißt. AuS Lorenzo-Marquez wird gemeldet: Die Zahl der aus Transvaal und dem Oranje-Freistaal auS- wandernden Buren der besseren Stände hat einen so großen Umfang angenommen, daß die Plätze der nach Europa fahrenden Dampfer schon lange vor dem Tage der Abfahrt belegt sind. Die Zahl der Auswanderer aller Stände beläuft sich auf Tausende. Bor Weihnachten. (Fortsitzung.) Im Stillen haben wir schon lange eine „Revision" der Kgl. Priv. Mohren-Apotheke ^Besitzer: Herr Ad. Jauch) geplant, und um unser Vorhaben auSzusühren, steigen wir die wenigen Stufen empor und begeben uns in den Laden. Unsere Besichtigung aber erstreckt sich beileibe nicht aus die Porzellangefäße mit ihren latein ischen Anschriften, oder auf die geheimnißvoll herab schauenden Fläschchen, — o nein. Herr Jauch hat auch gleich unsere Absicht erkannt und bedeutet unS mit verständnißinnigem Lächeln, ihm zu folgen. Wir passiren vor allem ein Arrangement, in der Hauptsache bestehend aus mit allerhand Punsch- :c. Essenzen ge füllten Flaschen, manch' feines Tröpfchen befindet sich darunter. Der sorgfältig sortirte Vorrath in Thee entgeht natürlich unserem Auge ebensowenig, wie der selbe in Caeao und Chocolade. Würdig schließt sich hieran die reiche Auswahl in Gewürzen: ferner Backpulver, Backöle, Citronenöle u. dergl., im Haus halte fortwährend, zur bevorstehenden WeihnachtS- Bäckerei aber in besonderem Umfange zu verwenden. Ein specielles Anrecht jedoch, besichtigt zu werden, hat wohl das tiefer gelegene Wcinlager. Hier sind gar gewaltige Flaschenbatterien ausgefahren, von drei Seiten richten sich drohend auf uns die mit allen möglichen Kapseln versehenen schlanken Flaschenhälse. Es ist alle- aus's beste und übersichtlichste geordnet, und wir be finden unS bald vor der Abtheilung der Medicinal weine, röthlich funkelt in seinem Glas der ungarische Tokayer; wir gehen weiter und sehen die Weine vom Rhein und der Mosel, die schweren Port- und Madeira weine, und endlich auch die in Flaschen von erheb lichen Dinnnsionen untergebrachten Schaumweine, deut scher und französischer Abkunft. Natürlich fehlt auch der echte französische Cognac nicht, und wenn wir, nachdem wir uns eingehend von der Qualität des edlen Traubenblutes überzeugt, unserem freundlichen Führer in den Nebenraum folgen, werden wir ziemlich über- rascht sein über das Lager von allerhand Mineral- und SelterSwässern. Herr Jauch bat während dem natürlich nicht versäum», unser Verständniß für alles, war zu sehen war, zu erweitern, und wir verabschieden unS unter DankeSworten. Verschiedene Male schon sind wir an den Ber- kaufSlädev d.r Uhrmacher und Goldarbeiter vorbei gegangen, heute wollen wir aber den Besuch derselben nicht wieder verschieben. Einige große Schritte — die sind heute sehr angebracht, denn es weht ein eiskalter, nach Schnee riechender Wind — und wir stehen im Uhrenladen deS Herrn Oskar Ltrube, Ecke Poststraße und Altmarkt. Herr Strube führz