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WMMlMM WM 2 Dienstag, den 11. Dezember 1900. 50. Jahrgang Nr. 286 Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüua, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydieu, Hiittengrund u. s. w Aintsblcrtt für -e« Berwaltnugsvezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Grgcrn aller Gsrneirröe-Verwalturrgen der urrrliegenöerr Mrtschaftcir 1«d«, W°ch-nl°g -dm» M den ,°Igknd°n lag » HW, HM H HM Hs H* d,r SMdttwn »uch di, «ut^äzkr -u, kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 MU /M U UN U- U, dem Lande entgegen auch befördern die Annoncen - durch die Post Mk 1,82 frei in's Hans Expeditionen solche zu Ongmalpreifen. für Hohenstein-Crnstthal. Oberlungwitz. Gersdorf. Kugau. Hermsdorf. Kernsdorf. Bekanntmachung. Auf fast allen gewerblichen Gebieten hat sich in den letzten Jahren eine Steigerung der Produk tionskosten geltend gemacht, und auch das Buchdruck- und Zeitungsgewerbe ist davon nicht ver schont geblieben. Neben der Steigerung der allgemeinen Unkosten, wie der verschiedenen Materialien, Schriften, Maschinen, Kohlen, Mieten, der Arbeitslöhne, sowie der Lasten, welche die gewerblich-soziale Ge setzgebung mit sich brachte, ist insbesondere eine Verteuerung der für die Zeitungen am meisten ins Gewicht fallenden Papierpreise um etwa 4V Prozent eingetreten. Dazu kommen noch ganz erhebliche Mehrausgaben, die der mit dcm 1. Januar 1901 in Kraft tretende neue Postzeitungstarif von den meisten Zeitungen fordert. Die gesamte Vermehrung der Produktionskosten des Zeitungsbetriebes beläuft sich nach gewissen haften Feststellungen seitens des unterzeichneten Vereins je nach der Art der Blätter auf 25—35 Prozent. Diese Unkosten können von den Zeitungsverlegern allein für die Dauer nicht mehr getragen werden. Es macht sich vielmehr eine entsprechende Erhöhung der Abonnements- und Inseratenpreise nothwendig, die auch von einer großen Anzahl Zeitungen bereits eingeführt worden ist. Der unterzeichnete Vorstand wurde von einer Versammlung der sächsischen und thüringischen ZeitungLverleger beauftragt, dem geehrten Publikum von der Nothwendigkeit dieser Erhöhungen Kenntniß zu geben und deren allgemeine Durchführung mit dem 1. Januar 1901 in die Wege zu leiten. Im Verfolge dieses Auftrages richten wir an das geehrte Publikum das Ersuchen, den unum gänglichen Mehrsorderungen der Zeitungsverleger geneigtes Entgegenkommen zu beweisen und dieselben da durch in den Stand zu setzen, ihre Blätter in gleichem Maße wie bisher in den Dienst der öffentlichen und wirthschasllichen Jnteresfen des Volkes zu stellen und die jedem Einzelnen lieb gewordene tägliche Lektüre auch fernerhin in unverkürzter Weise liefern zu können. Leipzig, 10. Dezember 1900. Der Vorstand Scs KM VII jSM) -cs MM ÄOnckrHercks Julius Mäser, Vorsitzender. Frau; Kohler, Geschäftsführer. Kekanntmachung. Elektrische Bahn betr. Zum Zwecke der Feststellung des der projektierten elektrischen Bahn zu überlassenden Güter verkehrs soll Freitag, den 14. Dezember 1900 Abends 8 Uhr im Gasthof „zum Lamm", Oberlungwitz eine Besprechung stattfinden. Alle Interessenten auS Hohenhein- Ernftthal werden hierzu eingeladen. I. A. Or. Polster, Bürgermeister. Im Schneider Zaretzke'sche« Concurs sollen die vorhandenen Anzugs-, Hosen- und Ueberzieherstoffe einzeln sreihändig zu billigstem Preise verkauft werden Besichtigung: Weinkellerstraße 3, 1 Truppe. Rechtsanwalt vr. Hanbold. Strinfuhrrrwerdingnug. Die Lieferung von ca. 250 Meter Straßensteine soll nächsten Sonntag, den 16. Dezember d. I. an den Mindestfordernden vergeben werden. Refleclanten werden gebeten, sich an genanntem Tage vor mittags 11 Uhr in Eckerts Gasthause einzufinden und ihre Gebote zu eröffnen. Mittelbach, am 10. Dezember 1900. Der Gemeindevorstand. Otto. Die chinesische» Wirren. Deutschland wird jedenfalls aus Cbina nicht mehr fortgehen. Das konnte man deutlich aus den Verhandlungen in der Budgetkommission über die Forderung für China entnehmen. Im Verlaufe der Berathung bemerkte der Abg. Richter, daß, wenn ein Vertrag mit China dem Reiche die Pflicht zur Unter haltung von Schutzwachen in Petschili auserlegen würde, diese Bestimmung des Vertrages der Zu stimmung des Reichstages bedürfe. Staatssekretär v. Richthofen erwidert, ein Vertrag mit China werde voraussichtlich dem deutschen Reiche keine derartige Verpflichtung auferlegen, sondern lediglich das Recht gewähre«, Schuhwache« zu halten. Soweit für diesen Dienst eine Neuformation von Truppentheilen in Frage kommen würde, wäre eine gesetzliche Regelung erforderlich, würde er dagegen durch Theile der vorhandenen Truppenkörper versehen, so wäre selbstverständlich die Bereitstellung der Mittel durch den Reichshaushalt angebracht. Die „Post" schreibt: In verschiedenen Blättern beschäftigt man sich schon mit der Rückkehr des Grafen v. Waldersee aus China; unter andern ver lautet, „in gut unterrichteten Wiener Kreisen halte man dieselbe noch vor Beendigung der Friedensverhand lungen sür nicht unwahrscheinlich". Dem gegenüber glauben wir, daß es entschieden verfrüht ist, bereits von der Rückkehr des Oberstkommandirenden in Tschili zu sprechen, da man gar nicht weiß, wie weit seine Anwesenheit dorr noch nothwendig ist. Wenn man nun gar schon du Beendigung der Friedens verhandlungen in Sicht stellt, so muß bemerkt werden, daß dieselben ja überhaupt noch gar nicht begonnen haben. Erst wenn die Vorbesprechungen beendet, den chinesischen Bevollmächtigten die unwiderrufliche Ent scheidung der Mächte überreicht und seitens der chine» fischen Regierung eine zufriedenstellende Antwort er- theilt worden ist, wird man die eigentlichen Friedens verhandlungen einleitcn können, denen jedoch noch eine gründliche Prüfung der Vollmachten der chinesischen Unterhändler seitens der Gesandten vorherzugehen haben wird. Der reaktionäre, fremdenfeindliche Geist, der in den letzten Jahren unter der Aegide der Kaiserin- Wittwe Hof und Regierung in China beherrschte, hat zu den schrecklichen Ausbrüchen des Ausländerhasses und zu oer Strasexpedition der Verbündeten geführt; die lange unterdrückte reformerische Bewegung im Volke selbst regt sich jetzt wieder lebhaft und ist viel- leicht berufen, dem Lande den Frieden wiederzugeben und seinen Eintritt in den Kreis der modernen Cul- turstaaten anzubahnen. Der bekannte Führer der Reformpartei, Kangyuwei, der früher beim Hofe im größten Ansehen stand, dann aber von der Kaiserin- Witlwe verfolgt wurde und mit genauer Noth sein Leben rettete, ist jetzt an die fremden Gesandten in Peking mit einer Art Programm herangetreten, das nach seiner Ansicht dem Reiche eine Kessere Zukunft verbürgen würde. Die Grundzüge seines Vorschlages werden in folgendem Telegramm mitgetheilt: Washington, 8. Dezbr. Eine Depesche auS Peking besagt, die Gesandten hätten ein Schreiben des bekannten Reformmannes Kangyuwei erhalten, in welchem dieser sagt, China habe großes Unglück betroffen durch die Schuld der Rathgeber der Kaiserin-Wittwe, Tuan, Tsching, Aunglu, Kangyü und anderer. Er sagt ferner, er sei sehr dankbar, daß die Fremden in den Legationen ausgehalten hätten, betont, alle Chinesen, welche das Völkerrecht kennen, bedauerten die Ermordung Kettelers, und schlägt vor, daß die Kaiserin und ihre Rathgeber zu Friedensverhandlunqen nicht zugelassrn, werden sollen. Der Kaiser, welcher den Fremden freundlich gesinnt lei, müsse wieder ein gesetzt und die reaktionären Beamten verhaftet werden. Außerdem müsse man auf die sogenannten fremden freundlichen Vicekönige im Süden ein wachsames Auge haben. Kangyuwei sagt ferner, falls man mit Luan, Dunglu und anderen nicht streng genug veriahreu werde, so würden sie nicht davon ablassen, zu behaupten, die Fremden seien machtlos und fügt die Meinung hinzu, die Fremden möchten sich nicht auf die V:ce- könige verlassen, welche Mannschaften, Geld und Waffen an die Kaiserin-Wittwe gelangen ließen und die er gebenen Diener derselben seien. Wenn der Kaiser wieder eingesetzt werde, so werde das ganze Reich sich freuen. Die Partei des Kaisers bestehe aus den auf geklärtesten und fremdenfreundlichsten Chinesen, welche sich danach sehnten, daß westliche Civilisation und Cultur ihr altes Land durchdringen. Kangyuwei betont, er sei zur Durchführung dieser Aufgabe durch ein ge heimes Edikt des Kaisers von 1898 ernannt worden; der Kaiser habe damals zu diesem Zwecke sich an die auswärtigen Mächte gewandt. Wäre zu jener Zeit aus ihn gehört worden, so hätte das inzwischen Borgefallene vielleicht vermieden w rden können. Die Programmforderungen Kangyuweis decken sich, wie man sieht, in wichtigen Punkt:n mit den Wünschen der verbündeten Mächte. ES fragt sich nun, welche und wie einflußreiche Kreise hinter dem Reform mann stehen. Daß Kwangsü seinen früheren Rath geber gern wieder in seine Umgebung ziehen würde, liegt sehr nahe; das Weitere hängt nun davon ab, ob es dem Kaiser wirklich gelingen wird, sich der Be vormundung durch die Regentin zu entledigen und nach Peking zurückzukehren. Dann könnte mit neuen Männern in der Regierung auch eine neue Aera für China anbrechen. Bisher dauern die Wirren in den verschiedensten Landestheilen fort. So nimmt nach einer Meldung der „Köln. Ztg." die Bewegung in der Provinz Futschau eine bedrohliche Wendung. Viele bewaffnete Banden sind im Gebirge, sowie an der Küste aufge taucht. Auf den kleinen Inseln an den Küsten deS chinesischen Festlandes haben Piraten die Gewalt an sich gerissen und plündern die Handelsschiffe. Ihre Anführer sind nicht von Fremdenhaß geleitet, sondern gereizt durch Noth, Hunger und sehr schwere Steuer- bedrückung durch die Mandarinen. — Uebrigens ist auch auf der dieser Küste gegenüberliegende» Insel Formosa ein Ausstand ausgebrochen, der sich gegen die feit dem Frieden von Shimonoseki etablirte japanische Herrschaft richtet. Auch in der Mandschurei haben die Russen immer gegen Theile der eingeborenen Be völkerung zu kämpfen. In einem gestern in Peters burg veröffentlichten Generalstabsbericht wird mitgetheilt: Am 7. d. M. sind die Festungsmauern von Jandito- gentzy von russischen Truppen zerstört worden. Eine Compagnie des 20. ostsibirischen Schützenregiments hatte am 5. d. M ein Gefecht in der Nähe von Jan- , schumenz mit dem Feinde, der große Verluste erlitt. Der Kriez um Treusvaal. De Wet abermals entkommen. Wie derum ist der unermüdliche de Wet den Engländern aus dem Garn gegangen, nachdem er, wie wir meldeten, bei Aliwal North bis zu dem die Grenze der Kap- kolonie bildenden Oranjcfluß vorgedrungen war. Bisher hat er also den ersehnten Boden noch nicht betreten, sei es, daß ihn jetzt der offenbar sehr erschöpfte Zu stand seiner seit vielen Wochen auf angestrengten Märschen befindlichen Mannschaften davon abgehalten hat, ernstlich durchzustoßen, sei es, daß die Verthei- digungsbereitschast der Engländer bei Aliwal North : ihm einen Flußübergang an dieser Stelle unmöglich machte. Nach der offiziellen Meldung des englischen Oberbefehlshabers scheint letzteres der Fall gewesen > zu sein. Wir erhalten darüber folgenden telegraphischen Bericht: London, 8. Dezember. Ein Telegramm Lord Kitcheners aus Bloemfontein von heute betagt: General Knox meldet auS Roxville, daß de WetS Streitmacht, nachdem sie vergeblich versucht hatte, die Commaisi- brücke zu forciren, welche die englischen Truppen hielten, unter Zurücklassung von 500 Pserden und vielen Kapwagen in nordöstlicher Richtung abger lickt ist. De Wets Durchbruchversuch nach der Kapkolonie ist allo mißlungen, und er ist von allen Seiten bedrängt. Ueber die bisher nicht genauer festzustellenden Bewegungen der de Wet'schen Schaar, die sie nach Ueberschreiten des CaledonflusseS ausgeführt hat, berichtet ein Telegramm aus dem eine kurz; Zrjt von den Buren bedrohten Grenzorte selbst Folgendes: Aliwal North, 8. Dezbr. Rach einem Gefecht bei Sierkspruit ging de Wet südwärts, überschritt am 5. Dezember während der Nacht den Caledonfluß, marschirte dann nach der Odendaaldrift, fand aber, daß der Fluß unpafsirbar war. Er wandte sich dann ostwärts und ging nördlich vom Oranjefluß weiter, bis er sich in einer Emsernung von 15 Meilen von Aliwal besand. Hierauf wandle er sich nordostwärts in der Richtung von Rouxvillc. General Knox ver folgte ihn auf dem ganzen Wege aus Schritt und Tritt. Die britische Vorhut stieß auf de Wets Nachhut bei der Karreportdrift am Caledonfluß und erbeutete einen Neunpfünder und 35000 Geschosst. Der Cale- donfluß war so hoch, daß das Gepäck nicht hinüber gebracht werden konnte, aber mit Schmierigkeiten gelang es, die Kanonen und die Munition ans jenseitige User zu bringen. De Wets Truppen sind erschöpft. Die Briten fanden auf dem Wege zwischen Smithfieldroad und dem Oranjefluß 300 tobte oder krepirende Pferde. Da die britischen Truppen ohne Gepäck den Fluß überschritten und daher ihrer NahrungSvorräthc beraubt sind, werden sie sich Nahrungsmittel durch Requisition verschaffen. In Transvaal fahren einzelne Burentrupps unent wegt fort, den Engländern kleine Rachtheile zuzusügen. So ist aus einer Depesche auS Johannesburg zu ent nehmen, daß die Buren in der letzten Woche 17o00 Schafe erbeute! haben, welche von einer kleinen Ab- theilung Soldaten von Potschefstroom nach Krügers dorp getrieben wurden. Lord Roberts, der nach einer uns aus Kapstadt zugegangenen Depesche in der Haupt- stadt der Kolonie eingetroffen ist, hat also seinem Nachfolger Kitchener noch manches zu ihun übrig ge lassen. Er selbst geht glänzenden Ehren und den generösen Dankesbezeugungen entgegen, über deren Art und Umfang man sich in London schon seit längerer Zeit die Köpfe zerbricht. Johannesburg, 8. Dez. Die Aushebung für die Truppe der sogenannten „Rand RifleS" schreitet fort. Jeder kriegswichtige englische Unterthan wird zu der Aushebung herangezogen und ist zum Dienste innerhalb und außerhalb Transvaals ver pflichtet. Die Einzäumung Johannesburgs mit Slacheldraht ist nahezu vollendet. ES werden alsdann uur fünf Ausgänge bleiben und eS wird für Niemand möglich sein, dem Feinde Nahrungsmittel zu liefern. Die Entfernung der Bevölkerung auS dem umliegen den Gelände schreitet fort. Hunderte von Frauen und Kindern treffen hier ein und werden in der Renn bahn untergebracht. Loudon, 10. Dezbr. DaS Ausbleiben jeglicher Meldungen während der letzten 48 Stunden über de Wet hat den am Sonnabend von der Presse bezunde- tsn Optimismus sehr niedergedrückt, und Daily Mail glaubt, daß der Krieg, der für England so kostspielig ist, noch Monate lang dauern werde. * * * Haag, 8. Dez. Königin Wilhelmina empfing heute den Präsidenten Krüger. Da Krüger sich inkognito hier aufhält, wurde er nicht mit dem