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WMem-EmMel UM Grscheittt ;eden Wochentag abends für den folgenden Tag uns kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 durch die Post Mk 1,82 frei in's Haus Inserate nehmen außer der Expedition auch die Au-träger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, fugau, Hermsdorf, Dernsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Griina, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Huttengrund u. s. w für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal Orgcrrr aller Geirreirrde-Verwcrltrrirgerr der rrnrlregeiröeir Mrtschcrfterr Nr. 276. Donnerstag, den 29. November 1900. 50 Jahrgang« Bekanntmachung. Mi Ende dieses Jahres scheiden aus dem Gemeinderathe die Herren Gutsbesitzer Heinrich Heinze, Mühlengutsbesitzers Hermann Krötzsch, Gutsbesitzer August Buschmann, Garten- und Brauereibesitzer Richard Hübsch als Ansässige und Lagerhalter Friedrich Metzner, Handelsmann Karl Petzold als Unansässige aus. Der Hausbesitzer Herr Paul Bonitz, welcher an Stelle des zum 2. Gemeindeältesten gewählten Herrn Hausbesitzer und Rechnungssührer Alfred Obel in den Gemeinderath als Ersatzmann eintrat, ist bereits ausgeschieden. Die Ausscheidenden sind sofort wieder wählbar. Es sind somit insgesammt 3 P?rtref-'r aus der Klasse der Gutsbesitzer, 1 „ „ „ „ „ Gartenbesitzer, 1 „ „ „ „ „ Hausbesitzer und 2 „ Unansässigen, sowie je i Stellvertreter aus -er Klasse der Gutsbesitzer, der Gartenbesitzer, der Hansbesitzer und der Unansässigen zu wählen. Hierbei wird noch bemerkt, daß derjenige von den Gewählten aus der Klasse der Gutsbesitzer, welcher die wenigsten Stimmen besitzt, bereits nach 4 Jahren aus dem Gemeinderathe wieder aus zuscheiden hat. Die Wahl findet Sonntag, den l». December 1900, von Vormittags 11 Uhr bis Nachmittag» 4 Uhr im Gasthof zum grünen Thal hier und zwar für die Ansässigen in dem Zimmer 1 Treppe, für die Unansässigen im Zimmer Parterre, recht», statt. Alle stimmberechtigten ansässigen und unansässigen Geweindemitglieder werden daher hiermit geladen, an diesem Tage und zu der angegebenen Zeit ihre Stimmzettel, aus welchen die zu Wählenden so zu verzeichnen sind, das; über deren Person kein Zweifel übrig bleibt, in den für die Wahlen bestimmten Zimmern persönlich abzugeben. Nachmittags punkt 4 Uhr erfolgt der Schluß der Wahl. Diejenigen, welche sich zu dieser Zeit nicht bereits in den Wahllocalen befinden, gehen für diese Wahl ihres Stimmrechtes verlustig. Gersdorf Bez, Chemnitz, am 28. November IWO. Ter Gkmeindevorstand. Göhler. Oeffentliche Versteigerung. Montag, den N. Dezember er., von Vorm, 9 Uhr ab, soll auf Antrag der Erben das IN Falken gelegene Gartengrundstück, eingetragen unter Brd. Cat. No. 19 Blatt 17 des Grund- und Hypotheken-Buchs für Falken, bestehend aus Wohnhaus, Scheune und Seitengebäude mit vermiethbaren Stuken, sowie das dazugehörige Feld nebst Wiese, I du 18,4 a Flächeninhalt, nebst den noch vorhandenen Wirthschaftsgegenständen, als Möbel, Kleider und v rscb. andere, meistbietend gegen Baarzahlung an Ort und Stelle durch die Ortsgericht, u versteigen werden. Auctionsbedingungen über das Gai tengrundstück werden vor der Versteigerung bekannt gegeben. Falken im November 1900. Paul Schubert, OitSrichter. Die chinesische« Wirren. Der Werth der durch die letzten Reichstags debatten in den Vordergrund des Interesses gerückten Hunnenbriese erhält seine be?e Beleuchtung durch den Auszug aus zwei Befehlen des deutschen Ober- commandos in Ostasien, die vor 6 bezw. 7 Wochen erlassen und mit der letzten Post inzwischen in Berlin eingetroffen sind. In dem Befehl, den Graf Waldersee zur Einleitung der Operation nach Paotin^fu am 12. October in Tientsin erlassen hat, findet sich aus drücklich folgende Anordnung: „Der Herr Feldmarschall hat rücksichtsloses Vorgehen gegen alle Boxer und feindselig auftretendcn Einwohner unter Schonung der Person und des Eigenthums der friedfertigen Bevöl kerung angeordnet; um die letztere vor dem Terrorismus ihrer eigenen aufrührerischen Landsleute zu schützen, soll außerdem durch Entsendung kleiner, beweglicher Colonnen in verschiedene Richtungen für die Sicherheit der Bewohner des schon besetzten Gebietes vor den Boxern und für die Aufrechterhaltung der Ordnung gesorgt werden". Wenn demnach selbstverständlich gegen die Aufrührer mit aller Strenge rücksichtslos vorgegangen wird, so werden die friedfertigen Ein wohner nicht nur geschont, sondern sogar geschützt, wie dies beispielsweise auch aus dem Schlußsatz des selben Operationsbefehls hervorgeht. In Paokinchyng, 20 Kilometer westlich Aantzung, war nach den Be richten der Municipalbehörden von Tientsin eine ein geborene christliche Familie ermordet worden. Auf Befehl des Fcldmarschalls ist eine Strafexpedition, bestehend aus einem Bataillon Bersaglieri, dorthin entsandt worden. Es wurde einer der Hauptthäter gefaßt und nach Vernehmung vor der ganzen Dorf bevölkerung standrechtlich erschossen. — Was die Her kunft der Huunenbriefe anbetrifft, so sei nur auf den Garnisonbefehl für die deutsche Ortsunterkunft in Tientsin hingewiesen, in dnn die „Veröffentlichung von Privatbriefen über KriegSereignisse" ausdrücklich unter sagt wird: „Die Briefschreiber haben dafür Sorge zu tragen, daß die Empfänger der Briefe hiergegen nicht ver stoßen, und werden bei Zuwiderhandlungen zur Rechen schaft gezogen werden". Der Lager-Commandant. v. Krttler, Generalmajor. Die „Polit. Corresp." meldet aus London: Der Verlauf des Gedankenaustausches der Mächte über die Beschlüsse des Pekinger diplomatischen Corps läßt eine allgemeine Verständigung voraursehen. Als Basis gilt in diplomatischen Kreisen, daß die Forderung der Todesstrafe für die Rädelsführer bei grundsätzlichem Begehren dieser Strafait als der verschuldeten nicht in die clöcision irrövocable kingereiht werde, daß nichts derartiges beabsichtigt fei. — "Nach einem Telegramm aus Tsinansu haben die Deutschen we.th- vollc Kohlenfelder an der Grenze von Tschili und Schansi occnpirt. Präsident »rüger in Paris. Pari», 27. Nov. Präsident Krüger fuhr heute Vormittag, von Oarcles rcpublicaias eskortirt, nach dem Rathhause. Aus dem Rathhausplatze hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die den Präsidenten Krüger bei seiner Ankunft lebhaft begrüßte. Krüger erschien dann an einem Fenster deS Rath- hauseS, worauf ihm die Menge neue Ovationen bereitete. Präsident Krüger wurde im Sitzungssaal« Unter den chinesischen Grobwürdenträgern, die am grausamsten gegen die Missionare gewüthet haben, b findet sich B"hfien, der Gouverneur von Taijuensu. Wie von uns seiner Zeit gemeldet wurde, hatte er eine Schaar gesungen genommener Missionare nach seinem Namen in Taijuensu bringen und dort nieder metzeln lassen. Wie er selbst gegen sie den ersten Streich geführt hat, schildert ein Augenzeuge, ein Chinese, nicht ein Christ, in einem Briese, den die North China Daily News veröffentlicht, folgendermaßen: „Die Boxerbanden, die Mhsien gegen die in der Provinz Schaff a'^^unoi hatte, erhielten den Beseht, ihre Gefangenen nach Taijuensu „zum Proceß" zu bringen. Als die erste Schaar dort ein geliefert war, ließ Mhsien sie direct nach dem Hainen bringen und dort nach dem Schießplatz für Bogen- schießen schassen, wo sie in einer Reihe aufgestellt wurden. Dann entledigte sich der Gouverneur seiner Amtskleider und Kette, bestieg ein bereit gehaltenes Pferd, ergriff ein bereit gehaltenes Schwert und sprengte, es über dem Kopf schwingend, in vollem Gllopp auf die Gefangenen los. An ihnen vorbei- fprengend, schlug er vier oder süns Gefangenen den Kopf ab. Dann scheute sein Pferd, bockte und wollte nicht mehr vorwärts. Der Gouverneur mußte ab steigen und dann wurde der Rest der unglücklichen Missionare von den Boxern und Soldaten niedergemacht. Auf diese Weise gab Mchsien seinen Schaaren ein Beispiel. Auch späterhin wurden alle gefangen genom menen Missionare im Manien niedergemacht, damit niemand entkomme, aber Mhsien betheiligte sich nicht mehr an diesen Metzeleien". Der Schreiber bestätigte auch, daß es vor der Ankunft MhsienS in Schansi nicht einen Boxer gab. (Englische Liebenswürdigkeit.) Der Correspondent des „Times" meldet, „vom Grafen Walderfee ausge- sandte deutsche Expeditionen operiren in der Umgegend von Peking, hauptsächlich um zu plündern. Biele Dorfbewohner werden als angebliche Boxer erschossen. Solche Uebersälle werden in deutschen amtlichen De peschen inkorrekterweise als wichtige militärische Opera tionen bezeichnet." Berlin, 27. November. Laut Meldung des . Feldmarschalls Grafen Waldersee hat die Colonne Bork am 19. d. M- Kalgan erreicht pnd am 23. den Rückmarsch angctreten. — Von Tientsin aus hat I Oberstleutnant v. Arnstedt mit kleinem Detachement > eine Strafexpeditiou nach Wu-tsing-hsien und Nan- - tsai-sun (55 und 40 km nordwestlich von Tientsin) I Übernommen. — Das erste Bataillon des Jnfanierie'. Regiments 2 ist in Schanhaikwan durch Etappentruppen abgelöst und maischirt direkt nach Peking, Das Detachement deS Obersten Jork von Warteu- burg hatte ans dem Wege nach Kalgan große Schwierig keiten zu überwinden. Der Gesundheitszustand der Truppen ist ausgezeichnet. Die Boxer, sowie die Kaiserlichen Truppen sind westwärts abgezogen; da- mit ist die Zurückdrängung der Chinesenbanden, die westlich von Peking in bedrohlicher Nähe gestanden hatten, also die Sicherung des Gebietes zwischen Pe king und der äußeren großen Mauer im Westen, ge lungen. Die letzten Depeschen des Grasen Waldersee geben Veranlassung, den Stand der militärischen Operationen noch einmal kurz zu resumiren: Die verbündeten Con- tingente haben jetzt, bis zu der großen und reichen Handelsstadt Kalgan vorstoßend, die Grenze der Pro. vinz Petschili, welche durch die weltberühmte chine- fische Mauer gebildet wird, erreicht und an verschiedenen Punkten des Historismen Bauwerks ihre Flaggen gehißt, zuletzt hat das Dctacyement Mühlenfels eine derartige Action in der Richtung auf Hang-lmg-schang vollzogen. Die moralische Wirkung der Occupation Pekings und der vornehmsten Provinz des Reiches auf die Chinesen darf nicht unterschätzt werden; ob die bezeichnete moralische Wirkung aber eine durchschlagende sein wird, läßt sich heute noch nicht bcurtheilen. Es sragt sich nun, ob die Eroberung Petschilis genügt, um den chinesischen Hos so einzuschüchjern, daß er auf die politischen Absichten der Bervündeten eingeht. Pet schili zählt nach den niedrigsten Berechnungen 18 Mil lionen Einwohner und die Verbündeten haben nur etwa 90000 Combattanten; das ist in Anbetracht deS Volkskrieges, den die Boxer führen, ein gewisses Miß- ! Verhältnis und die Folgen dieses Mißverhältnisses! machen sich an der einen oder anderen Stelle bereits l geltend. So mußte z. B., wie unsere Leser wissen, ' eine amerikanische Cavallerie - Abtheilung entsendet ! werden, um bloS 30 Km von Peking eine stark befestigte ! Boxerbande zu vertreiben. > ferner daß bezüglich der Entschädigungsfrage den Bedenken wegen der Leistungsfähigkeit Chinas zunächst im Prinzip Rechnung getragen werde. Den „Times" wird aus Peking vom 26. Nov. gemeldet: Die Gesandten, mit Einschluß des russischen, haben zwei weiteren Vorschlägen, die früher infolge Mangels an Einmüthigkeit abgelehnt worden waren, jetzt zugestimmt, nachdem diese einigen Abänderungen unterzogen worden sind. Der eine Vorschlag geh! vom englischen Gesandten aus und verlangt, daß China einer Umarbeitung der Handelsverträge zu- stimmen soll. Der andere ist vom italie ¬ nischen Gesandten gemacht und geht dahin, daß China sich einer von den Mächten als Garantie für die Bezahlung der Entschädigung nöthig erachteten Finanz - Controle zu unterwerfen hat, die in einem internatio nalen Controlamte ähnlich der ägyptischen Kasse der Staatsschuld oder der Verwaltung der ottomanischen Staatsschuld bestehen solle. Die Verzögerung der Ueberreichung der gemeinsamen Note, die auf die heimischen Regierungen zurückzasühren ist, trägt viel zu den Schwierigkeiten der Lage bei und verschlimmert die Störungen im Handel und in den Finanzen, be sonders hinsichtlich der Eintreibung der Jnlandsteuern. Da die Finanzlage jetzt sorgsam überwacht wird, sind die Zahlungen für die bestehenden Anleihen für D-cember und Januar gesichert, doch dürfte später eine zeitweilige Einstellung der Schuldentilgung nicht unmöglich sein. Auch die Haltung Japans, das den europäischen Mächten bisher in loyaler Weise Bündnißtreue gehalten Hal, flößt in jüngster Zeit Besorgnisse ein. Das Zurückgeben der japanischen Truppen aus Tschili steht in Frag-. Japan scheint eben neuerdings ebenso wie Rußland und Amerika durch Chinesenfreundlichkeit Sondervortheile erreichen zu wollen. Li-Hung-Tschang selbst sprculirt nach wie vor auf die Uneinigkeit der Mächte und ist um vertrau liche Rathschläge an seine guten Freu.:de nicht ver- legen. — In Schanghai sind allerhand häßliche Ge rüchte über amerikanische Jntriguen gegen die Ver bündeten im Umlauf, aber zur Zeit läßt sich nichts näheres darüber sagen. Darauf spielte offenbar Li- Hung-Tschang an, als er kürzlich einem seiner hiesigen Freunde schrieb: „Das Beste ist: still sein, sich nicht rühren und gar nichts thun! Die Teufel werden sich schon gegenseitig in die Haare fahren!« Das Er scheinen von fünf englischen Transporldampfern in Wusung gab wieder zu dem Gerücht Veranlassung von einer bevorstehenden Invasion in's Aangtsethal. Infolgedessen machten die Behörden in Nanking be kannt, daß der deutsche Generalconsul Dr. Knappe dem Vicekönig Liukurmi ausdrücklich versichert habe,