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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190011107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19001110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19001110
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-10
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.11.1900
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I Burensahnen wurden geschwenkt und HurraHS auf Krüger ausgebracht, auch wurde der Versuch gemacht, i den Oberbürgermeister aus dem Saal zu entfernen. (Nachdruck verboten.) 4. Fortsetzung. Kit» Testament Novelle von Emma Merk. — Wie in Schmölln haben sich auch in Eisen berg so wenig Bürger an der Stadtverordnetenwahl betheiligt, daß es den Sozialdemokraten ein Leichtes war, in der 3. Abtheilung ihre Kandidaten durchzu bringen. In Schmölln erschien noch nicht die Hälfte, in Eisenberg kaum der vierte Theil der Bürger an der Wahlurne. Werkes sind die BriquettS in zu großen Portionen, nämlich gleich lowryweise, in einem Raume eingekellert worden. Die Massen haben eine enorme Last, drücken aufeinander, und die Selbstentzündung kommt schneller als man denkt. Und fast in allen Privatkellern größeren Stils wird dasselbe gesündigt. Man quetscht die BriquetteS, die in der Masse billiger im Einkauf sind, lowryweise in enge Keller, statt sie schön breit . gestreut in verschiedene Keller zu verteilen, und man ! riskiert so, da auf diesem Wege Kellerbrände kommen müssen, mehr Schaden an Hab und Gut, als Nutzen - durch diese Sparsamkeit erzielt wird. ° — In Chemnitz ist durch die Theilung der , Johannisparochie unter dem Namen „Luthergemeinde" ; eine mit Pfarramt und einem Diakonate auSgestattete ! selbstständige Parochie begründet worden. Das Pfarr amt ist mit 4500 Mark Jahresgehalt und 900 Mark Wohnungsgeld dem bisherigen Pfarrer in Walters dorf, Peter, und das Diakonat mit 3600 Mark JahreS- inkommen und 750 Mark Wohnungsgeld dem biS- eerigen 2. DiakonuS an St. Johannis in Chemnitz, Hartung, übertragen worden. — Chemnitz. Donnerstag Nachmittag wurde auf dem hiesigen Hauptbahnhofe der Wagenrücker-Vor mann LouiS Löbel, wohnhaft in Furth, beim Rangiren überfahren und ihm dabei der rechte Oberarm voll ständig zerquetscht. Ein 38 Jahre alter Handarbeiter aus Rabenstein neabsichtigte gestern Abend auf der Zwickauer Straße — an der Göthestraße — auf einem in der Richtung bach Reichenbrand fahrenden Straßenbahnwagen zu springen. Er wurde hierbei gegen einen vor dem Hause Zwickauer Straße Nr. 84 stehenden Schleif wagen geschleudert und erlitt anscheinend schwere innere Verletzungen, namentlich eine Verstauchung der Rippen und Beschädigung innerer Blutgefäße. Aus Anordnung eines Arztes wurde der Verunglückte mittelst Droschke nach Hause gebracht. — Zittau. Ein Concurs, bei dem hundert Procent an die Gläubiger ausbezahlt, alle Betheiligten also voll befriedigt werden können, ist gewiß eine Seltenheit. Bei dem jetzt beendeten Concurs der hie- sigen Firma M. Beckert L Co. ist dieser Fall vor- gekommen. Die Gläubiger haben die bisher noch restirenden 20 Procent ihrer Forderungen ausbezahlt erhalten. — Der Stadtrath zu Hainichen hat beschlossen, eine Verfügung zu erlassen, wonach das Kochen des Wellfleisches und der Wurst in Waschkesseln allen , denen untersagt werden soll, welche Fleisch und Wurst > an Dritte verkaufen. — Im altenburgischen Orte Beerwalde über- . goß sich die 30jährige Dienstmagd Lehmann in einem ' Anfalle geistiger Umnachtung die Kleider mit Petro- i leum und setzte dieselben in Brand. Der Tod trat . nach kurzer Zeit infolge der schweren Brandwunden , ein. Druck der oberen Schichten auf die unteren, der Mangel von luftdurchläfsigen Räumen zwischen den einzelnen Torfkohlenziegeln verursacht diese unliebsame Erscheinung. Also: Man schütte die BriquetteS locker gelagert in den Keller ein! Weiter: Man trenne das sogenannte „Klare", den „Staub", der sich namentlich bei den kleineren, viereckig geformten BriquetteS in Massen zeigt, beim Einkellern von den eigentlichen BriquetteS. Dieses „Klare" wirkt wie der reine Zunder, sobald es zwischen den größeren Briquettes- stücken eingekeilt steckt. Eigentliche BriquetteS und Briquettesstaub sind in verschiedenen Kellern unterzu bringen. Schließlich: Man werfe nicht die Briqettes in Massen, nämlich lowryweise in die Keller. Ueberall, wo dies geschehen, sind auch sicher Brände entstanden. Der letzte in den Schulkellern, wo nach dem Brande am Sonntage die wünschenswerte, rechte Verteilung der BriquetteS in verschiedene Keller in nicht zu roßen Massen stattgefunden hat, ist auch ein Beweis dafür. Auch in den Kellern des städtischen Wasser- Tagesgeschichte. Deutsche» M-kch Bei prächtigem Wetter wurden am Mittwoch Vormittag im Lustgarten zu Berlin die Rekruten der Garnisonen Berlin, Spandau, Charlottenburg und Groß-Lichterfelde vereidigt. Der Kaiser hielt dabei folgende Ansprache: Ihr habt Eurem König und obersten Kriegsherrn soeben einen heiligen Eid ge schworen und seid nunmehr des Königs Soldaten ge worden. Der Militärstand ist ein besonderer Stand und stellt besondere Anforderungen und Anstrengungen an Körper und Geist. Ihr müßt Euch insbesondere Vermischtes. * Berlin. Von Konstantinopel nach Berlin unter einem Schlafwagen, Auf der Drehscheibe eines Schlafwagens, zwischen der Achse und der Feder ein geklemmt, hat ein blinder Passagier die 53 Stunden dauernde Fahrt des Orient-Expreßzuges von Kon stantinopel nach Berlin mitgemacht und ist hier halb- todt vor Hunger und Durst und Strapazen, aber sonst ohne Verletzung eingetroffen. Als der Zug gestern Abend in Charlottenburg einlief, und der Wagenmeister den Zug revidirte, hörte er unter dem einen Schlafwagen ein Stöhnen und entdeckte dort einen auf der Drehscheibe hockenden, halb bewußtlosen Menschen. Um ihn hervorzuholen, mußte der Wagen auf einen sogen. Kanal gefahren werden, und dann wurde der blinde Passagier von den Bahnbeamten aus seinem Versteck hervorgezogen. Er selbst war vollständig hilflos und entkräftet, dabei schwarz wie ein Neger. Nachdem man ihn durch Speise und Trank erquickt hatte, erzählte er, daß er 21 Jahre alt und Däne von Geburt, auf einem englischen Dampfer Heizer gewesen und in Konstantinopel desertirt sei. In Konstantinopel stehen die Wagen in den Schuppen auch über solchen Kanälen, damit sie besser revidirt werden können. Dort hatte er sich eingeschlichen, um auf dem gefahrvollen Sitze die Reise nach der Heimath anzutreten. Welche Qualen er ausgestanden haben muß, läßt sich kaum auszudenken, namentlich in Anbetracht des Umstandes, daß er während der langen Fahrt jeden Stoß des Wagens direct verspüren wußte, von Hunger und Durst nicht zu reden. Er wurde der Polizei übergeben, die ihn in seine Heimath befördern wird. Der blinde Passagier ist der 21 Jahre alte, aus Kopenhagen gebürtige Hjälmar Banström, welcher sich auf einem englischen Dampfer als Kohlen zieher verdungen hatte. Als das Schiff Konstantinopel anlief, ging der junge Mann mit seinen Kameraden an Land. Er blieb über Urlaub und als er an Bord zurückkehren wollte, war der Dampfer fchon abgefahren. Ohne Kleider, Wäsche und Baarmittel — seine geringen Habseligkeiten befanden sich auf dem Steamer — irrte er einige Tage in der türkischen Hauptstadt um her, um Arbeit zn suchen. Da seine Bemühungen er- folglos waren, faßte er den Entschluß nach Berlin zu fahren uud führte sein Vorhaben aus, indem er unter einen Schlafwagen des Luxuszuges kroch und sich dort auf hartem Gestell eine Lagerstätte bereitete, auf der er über 50 Stunden rasender Fahri ausharren mußte. Seine That frischt das Andenken an den be—rühmten Kistenreisenden auf, stellt aber den Wage- muth desselben in Schatten. DerH Bahnbeamten, die sich das Gestell angesehen haben, auf dem B. in halb legender, halb sitzender Stellung die weite Reise ge macht hat, können es sich nicht erklären, daß der Ver wegene am Leben und seine Knochen heil geblieben sind. Ta die Wände der Schlafwagen tief herab reichen, blieb B. unentdeckt und erst nach der am Mittwoch Abend 6 Uhr 3 Minuten auf dem Bahn hof Charlottenburg erfolgten Ankunft, als der Wagen einer betriebstechnischen Untersuchung unterzogen wurde, fand man den durch die erlittenen Strapazen, Kälte und Hunger völlig erschöpften jungen Mann, dessen dürftige Kleider buchstäblich in Fetzen herunter hingen. Die mitleidigen Bahnbeamten brachten ihn zunächst in einen durchwärmten Raum uud stärkten ihn mit Speise und Trank. Später wurde Banstörm der Polizeibehörde übergeben, die ihn in Gewahrsam nahm. Wenn sich die Personalien als wahr herausstellen, wird B. durch Vermittlung des dänischen General- consulats nach seiner Heimath zurückbefördert werden. Banström muß übrigens in Konstantinopel unter den dortigen Bahn-Unterbeamten einen Helfershelfer ge habt haben, da er gerade den richtigen Durchgangs- waaen Konstantinopel — Berlin auswählte; die anderen Wagen gehen nur bis Budapest, wo sie ge wechselt werden. Stettil», 7. November. Heute früh 8 Uhr stürzte eine Wand des zum Abbruch bestimmten Hauses Breite Straße 29-30, früher Hotel „Drei Kronen", vom vierten Stock au- auf den Bürgersteig. Unter den Trümmern wurden fünf Personen begraben und getödtet, und zwar waren die Opfer vier Frauen und ein junger Kaufmann. Schuld an dem Unglück trägt der mit dem Abbruch betraute Bauumernehmer, der trotz des Verbotes, an dem Bordergebäude etwas abzu reißen, bis der vorschriftsmäßige Bauzaun erbaut sein würde, doch Abbrucharbeiten im Innern des Gebäudes vornehmen ließ, die von der Straße aus nicht bemerkt werden konnten. Da nun die Sparren im Innern des Gebäudes in unzweckmäßiger Weise entfernt waren, hatte die Wand den Halt verloren und stürzte herab. Außerdem sind noch fünf Personen theilS schwer, theilS leicht verletzt. Die Unglücksstelle wird von einer zahl reichen Menschenmenge umlagert, und das Unglück ruft die größte Entrüstung hervor. Stettin, 7. Nov. Infolge des Bauunglücks sind am Nachmittag die Unternehmer Kanitz und Nickel, die den Abbruch ohne Erlaubniß und in un vorschriftsmäßiger Weise vorgenommen haben, ver haftet worden. In der Stadt herrscht wegen de» frevelhaften Leichtsinns der Unternehmer begreifliche samen Mann zur Ruhe betteten. Trauerweiden schienen ihre Aeste wie in liebevollem Erbarmen über die Gräber zu breiten; es glühten die Georginen und Astern in den Kränzen, die von treuer Erinnerung erzählten, und da und dort blühte noch ein verspätetes Herbströslein. Der Pastor, der aus der nächsten größeren Stadt hecbeigerufen worden war, um die Leichenrede zu halten, sprach rührende, ergreifende Worte. Aber Otto sah es wohl, in den steinernen Zügen des Hofrathes regte sich kein warmes Gefühl, und Frau Hartung, die den schwarzen Schleier dicht über das Gesicht gezogen, blieb unbewegt in ihrer selbst bewußten Haltung, unerschüttert, auch als sie die Schaufel mit Erde auf den Sarg waif. Das junge Mädchen aber hatte aufgeschluchzt in fassungslosem Schmerz. Man war im viersitzigen Wagen gekommen; nun hatte der Hofrath dem Pastor einen Platz angeboten und Frau Hartung, die gegen Otto nicht unhöflich sein wollte, entschied ohne langes Besinnen: „Adele kann ja zu Fuß gehen. Kommen Sie nur, Herr Dr. Düringer. Wir haben noch zu sprechen —" Otto hatte wohl bemerkt, daß eine feine Röthe der Beschämung in die blassen Mädchenwangen ge stiegen war, wenn Adele auch mit vornehmer Ruhe erwiderte: „Wie Du willst, Tante." Er dankte mit kurzem Gruß für den Platz im Wagen und fagte mit nachdrücklicher Betonung: „Ich werde daS gnädige Fräulein doch nicht allein gehen lassen! Sie gestatten, daß ich Sie begleite?" Schweigend gingen sie nebeneinander an den blumengeschmückten Gräbern mit den schlichten Kreuzen vorüber. Aus der Dorskirche klangen Orgeltöne, ein Singen von Hellen Kinderstimmen „Sie haben Ihren Onkel wohl sehr lieb gehabt?" begann Otto theilnahmSvoll, als sie dann in die ein same Dorfstraße einbogen. „Ich habe ihn nur wenig gekannt, — ab-r er war immer gut zu mir, und er hat mir leid gethan, weil er fo einsam gewesen. — Niemand als der treue Waldmann " „Er hat noch im Sterben an das Thier gedacht," bemerkte Otto leise. Forts, folgt. — Glauchau. In der am Mittwoch abge-1 Haltenen Diözefanversammlung wurden die „einleitenden Worte" des Herrn EphoruS zu einem von allen warm empfundenen Nachruf und einer ernsthaften gemein samen Ovation für Se. Erlaucht, den am 19. Oktober Heimgegangenen ritterlichen, hochherzigen Herrn Grafen Clemens und für Se. Durchlaucht, den von Kaiser und König hochgeehrten, um den Kreis als treuer Vormund des seit Jahresfrist regierenden Fürsten Otto Viktor wohlverdienten Prin s^n Georg. Die Entschlafenen traten hervor als oie rchten Nachkommen der Männer aus dem Hause Schönburg, deren Leben- von jenem Wolf von Schönburg an, welcher LutherS- Auftreten auf dem Reichstag zu Worms mit erlebte, in zunächst äußerlicher, dann tief innerlicher Weise dem Evangelium verbunden war durch Bekenntnis und Handlungsweise. Mit dem Erlöschen der evan gelischen Seite des gräflichen Hauses Schönburg gehe zu Ende eine durch 366 Jahre trefflich bestandene evLNgelisch-lutherische Patronatsherrschaft; es sei ein Wendepunkt gekommen in der Geschichte dieses Patronat», an dem man sich wohl zu erinnern habe an das, was wir verloren und was wir noch haben und halten sollen. Einstimmig fand folgende Resolution Annahme: 1) Wir gedenken pietätvoll der langen Reihe treuer Bekenner des Evangeliums aus dem gräflichen und fürstlichen Hause Schönburg seit den Tagen der Re formation, dess' Namen ein Buch des Lebens sind, und widmen ihnen unerlöschlichen Dank für ihre in Wort und That bewiesene kirchliche Treue. 2.) Wir hegen zu den gegenwärtigen und zukünftigen evangelisch- lutherischen Gliedern des hohen Hauses die gegründete Zuversicht, daß sie daS reformatorische Erbe ihrer Väter, wie jetzt, so in alle Zukunft, hoch, heilig und treu halten werden und bitten Gott um ihre Er haltung in der Treue gegen unsere evangelisch-lutherische Kirche. 3) Wir geloben an unserem Theil und in mitten unserer Gemeinden erneut, mit unentwegter Treue festhalten zu wollen am Evangelium und den Errungenschaften der deutschen Kirchenreformation. — Werdau, 6. Nov. In Erstickungsgefahr war letzte Nacht eine in der Leipzigerstraße wohnhafte Familie. BriquettS waren in unaufgeklärter Weise in Brand gerathen und entwickelten bereits dichte Gas mengen, als die Mutter rechtzeitig erwachte, um die Fenster öffnen zu können. In derselben Familie ist im 1897 ein Kind auf gleiche Weise erstickt. Da jetzt über haupt viele BriquetteS verfeuert werden, teilen wir folgende Warnung mit, die im „Großenh. Tgbl." an läßlich eines Brandes veröffentlicht wird: Der BriquetteS- brand in den Schulkellern, den am Sonntag unsere Feuerwehr im Entstehen unterdrückte, möge für jeder mann, der BriquetteS im Keller liegen hat, eine Warnung fein. BriquetteS sind nämlich wie kein anderes Feuerungsmaterial zur Selbstentzündung ge neigt. Dicht aufeinander gelagerte, etwa gar wie die Ziegel sauber in den Keller geschichtete BriquetteS brennen sicher binnen kurzem vor» selbst an. Der gewöhnen, Euch unterzuordnen, Euch einzuügen in ein! Burenfahnen wurden geschwenkt und Ganzes. Ohne die Unterordnung kann kefn Gebäude''" " - - -- >estehen. Ihr habt den Eid der Treue i geschworen Eurem Kriegsherrn, Brüder jenseits des Ozeans haben bereits Gelegenheit gehabt, Proben ihrer Treue ab zulegen. Ihr habt den Feind niederzukämpfen, Ihr habt auch im Innern die Ordnung aufrecht zu er halten. Diese Fahnen werden Euch unbefleckt über geben, Ihr habt dafür zu sorgen, daß sie auch in Zukunft unbefleckt bleiben. Ich habe Euch ein schönes Kleid gegeben, macht Euch dessen würdig. Die deutsche WaarenauSfuhr hat trotz der chine sischen Wirren für die ersten neun Monate des laufenden Jahres gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres um 146 A Millionen Mark zugenommen, gegen die gleiche Periode 1898 fogar um 478,7 Millionen Mark. Ein großer Theil der Steigerung unseres Exports dürste 1900 auf den Versand unserer Waaren nach Uebersee entfallen. In Rohzucker, baum wollenen und wollenen Strumpfwaaren, Anilinfarben, Lederhandschuhen, Porzellanwaaren, Spielzeug, Bildern rc., den wichtigsten deutschen Ausfuhrartikeln, sind 1900 gegen 1899 solche Exporterhöhungen zu ver zeichnen, daß auf ein außergewöhnlich günstiges Jahresresultat gerechnet werden kann. Auf eine neue Reichsanleih: bereitet die badifch offiziöse „Südd. Reichs-Korr." vor, indem sie in einer Besprechung des Reichshaushaltsetats für 1901 unter Anderem bemerkt: „Die jedenfalls relativ günstige Finanzlage des Reiches hat diesmal um so größere Bedeutung, als sowohl die aus den laufenden Ein nahmen wie auch die durch Anleihen zu deckenden Ausgaben erheblich gewachsen sind, und das Reich zweifelsohne vor einer großen Finanzoperation steht. Die Kosten der Expedition nach China werden ja im Wesentlichen durch Anleihe zu decken sein, welche jedenfalls den Betrag der in den letzten Jahren begebenen Anleihen erheblich übersteigen dürfte." Genossen als Arbeitgeber! Bekanntlich besteht seit einiger Zeit in Berlin unter sozialdemokrati scher Leitung eine Berliner Genossenschafts-Bäckerei. Weil nun die Arbeiter dieser Bäckerei, wie sie selbst angeben, sich durch das fortgesetzte „arbeiterfeindliche und kapita listische" Verhalten der Leitung der Berliner Genoßen schaits.Bäckerei gedrückt fühlten, haben sie eine neue Berliner Genossenschafts-Bäckerei gegründet. Sollte es, was nicht unwahrscheinlich ist, auch hier den Arbeitern so gehen, so würde man bald eine neueste, eine aller neueste u. s. f. Genoffenschafts-Bäckerei begründen können Die Wahl eines Socialdemokraten in den Koburger Landtag erregt in Sachsen-Koburg nicht geringes Aufsehen. Bei der Urwahl in dem in Frage gestandenen 9. Wahlkreise (Mönchrode-Fechheim) hatten die Socialdemokraten von 23 Wahlmännern nur 11, also nicht die Mehrheit, durchgebracht. Von feiten der Landwirthe war aber die Wiederwahl des bisherigen freisinnigen Abgeordneten Florschütz abgelehnt worden. Bei der Wahl des Abgeordneten erhielt im ersten Wahlgang der socialdemokratische Candidat Walter 11, der Landwirth Eckardt 10 und Florschütz 2 Stimmen. Bei der Stichwahl gaben die beiden freisinnigen Stimmen den Ausschlag und fo wurde Walter mit 12 gegen 11 Stimmen gewählt. Die Freisinnigen haben also den Socialdemokraten gewählt. Frankreich. Die „Voss. Ztg." berichtet aus Paris: Der ministerielle „Petit Parisien", das Blatt des Land- wirthschaftsministers Dupuy, bespricht den gestrigen Tag von Lyon als einen, auf den die Regierung stolz fein dürfe, besonders weil an ihm das deutsch-engli sche Abkommen beantwortet worden sei durch die Weihe, die Zar Nikolaus der auswärtigen Politik Frankreichs ertheilt habe. Alle republikanischen Zeitungen, auch die sozialistischen, sind mit dem Ver laufe deS Festes in Lyon sehr zufrieden, besonders angesichts der Enttäuschung der Nationalisten, die ge- nöthigt seien, sich an der mageren Kundgebung gegen den Hauptmann Coblentz auf dem Rennplätze von Auteml schadlos zu halten. Auf die Disciplin im französischen Heere wirft es erneut ein eigenthümliches Licht, daß der zur Disposition gestellte Commandeur der Artillerieschule in Fontainebleau, Artilleriegeneral Perpoyen, in einem Abschiedsschreiben an die Offiziere genannter Anstalt seine Maßregelung als einen Akt der Ungerechtigkeit bezeichnet hat. Ein der artiges Verhalten hoher Offiziere kann der Disciplin in der französischen Armee wahrlich nicht Vorschub leisten! Der „Voss. Ztg." wird aus Paris gemeldet: Gestern war der Ausstellungsbesuch unentgeltlich. Infolge dessen kamen weniger Besucher als sonst. Man hatte nämlich allenthalben beleid gende Vorsichts maßregeln, wie einen Einbruch gegen Räuber, Diebe oder Wilde getroffen. Alle Pavillons der Völker straßen waren geschlossen, mit Ausnahme des deutschen, den man zartfühlend und mit vornehmer Höflichkeit auch dem erwarteten „Volke" zugänglich gelassen hatte, und zweier anderer, die keinem Andrange ausgesetzt waren. Nie hat ein Gedanke einen solchen Mißerfolg erlebt, wie der des gestrigen Gratistages. Paris, 6. Nov. Die Deputirtenkammer wird in Ruhe eröffnet. Der Sozialist Colliard bringt einen Anttag ein, die Regierung zu ermächtigen, von denjenigen Gruben Besitz zu ergreifen, die zur Zeit nicht in Betrieb sind, um der Kohlenkrisis abzuhelsen. Kavkia»». Belgrad, 4. November. Eine Krisis scheint in Serbien in Sicht zu sein. Privatnachrichten aus Belgrad zufolge gilt die Situation als kritisch. Die Königin Dragina liegt fchon mehrere Tage krank. König Alexander hat im letzten Ministerrathe ange deutet, daß er eine Aussöhnung mit seinem Vater Milan doch als im Interesse des Landes gelegen halte. Das Ministerium sträubt sich dagegen, wird aber nachgeben müssen, wenn nicht die zwischen dem Königspaare bestehenden Differenzen bald beigelegt werden. G«gla«d. Dublin, 7. November. Bei einer Gemeinde- rathSsitzung, die am Montag abgehalten wurde, kam rS zu wilden Scenen. Ein Stadtverordneter stellte den Antrag, dem Präsidenten Krüger daS Ehrenbürger- recht der Stadt Dublin zu verleihen. Der Ober bürgermeister erklärte, daß der Antrag nicht gestellt werden könne, da er gegen die Ordnung des Hauses verstoße. DaS gab Anlaß zu überaus erregten Scenen. Aufregung. * Opfer der Börse. Ein räthselhafter Kleiderfund, der dieser Tage auf einer Buhne im Oberwasser der Oder bei Breslau gemacht wurde, hat nunmehr seine Aufklärung gefunden. Ein dort nieder gelegter Pelerinenmantel, in dessen Taschen sich einige Legitimationspapiere vorfanden, führte auf die Spur feines EigenthümerS und bestätigte zugleich die Ber- muthung, daß die Sachen einnn Unglücklichen gehört haben, der freiwillig den Tod in den Wellen gesucht und gefunden hat. Es handelt sich bei dem Selbst morde um einen im oberschlesischen Jndustriebezirk sehr geachteten Mann, den Gemeindevorsteher, Kauf mann und Gastwirth Robert Maly auS Schwientoch- kowitz. Der BedauernSwerthe lebte b S vor kurze« in den glänzendsten Bermögensverhältnissen; Ver- „Ja, ja, Thomas war ein rechter Sonderling," bestätigte der Hofrath. „Den ganzen Sommer fort, immer in den einsamsten Gegenden, den Winter ver graben in seinen Büchern. Um eine Praxis hat er sich nicht bemüht —" Er warf sich in die Brust, als wolle er an deuten: Was war er im Vergleich zu mir, dem viel gesuchten Arzt! „Vielleicht doch eine krankhafte Anlage. In seiner Jugend ist er ein fröhlicher, lebenslustiger Mensch gewesen." ES berührte Otto seltsam, daß er, der Fremde, klarer als die Verwandten zu durchschauen glaubte, warum der Mann ein Sonderling geworden, daß ihm einige Worte von sterbenden Lippen einen Einblick in einen Charakter gegeben hatten, der für die Nächst stehenden ein Räthsel geblieben zu sein schien. Er hatte sich vorgenommen, die Eröffnungen des Todten erst nach dem Begräbniß zur Sprache zu bringen. So erzählte er nur von dem Unfall und schilderte, in welchem traurigen Zustande er den Un glücklichen angetroffen habe. Er sprach mit warmer Bewegung, denn er fühlte, daß die ausdrucksvollen Augen deS jungen Mädchens mit ernstem Atteresse an feinen Lippen hingen, und daS kluge Gesicht zog ihn fo mächtig an, daß er die Gegenwart der beiden anderen fast vergaß. Er hatte ja auch fofort durchschaut, daß Bruder und Schwester keinen wirklichen Schmerz empfanden, wenn der Hofrath auch eine düstere Leichenbittermiene zur Schau trug und Frau Hartung zuweilen mit dem Tuch über die Augen wischte. Ja, er zürnte den beiden, die sich über diesen Todesfall mit solchem Gleichmuth hinwegfetzten. Die große Enttäuschung, die ihnen daS Testament zweifelsohne bereiten würde! Sie sollten sich wenigstens nicht freuen, nicht mit heuchlerisch verborgener Habgier die Erbschaft des Todten einstreichen! Poesievolle Schwermut, wehmütige Schönheit um- wehte den kleinen Dorffriedhof, in dem sie den ein- Die Verhandlungen konnten erst wieder ausgenommen werden, nachdem die Burenfreunde den Saal ver lassen hatten.
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