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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 14.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190011148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19001114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19001114
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-14
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 14.11.1900
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dunklen Ehrenmann hypothekarisch direkt dargeliehen, wobei er ohne 10—15 Proz. Verlust in Gestalt von Damnum nicht davonkommt, das er zu gewähren ge zwungen ist, weil er das Geld nothwendig braucht. Wenn nun diese Hypothek vom Darleiher selbst inner halb einiger Monate nicht wieder gekündigt wird, viel leicht weil ihm noch ein wenig Ehrgefühl geblieben ist, so wird dem unglücklichen Opfer in folgender Weise zugesetzt. Der Gentleman cedirt die Hypothek an einen guten Freund aus angeblicher Geldnoth und dieser Strohmann treibt das Geld unnachsichtlich bei, damit so schnell wie möglich ein neues Geschäft ge macht werden kann. Die schlimmste Sorte dieser Herren ist aber die, welche sich die betreffenden Hypotheken nur verpfänden lassen und darauf Geld gegen Wechsel leihen. Ohne 12 Prozent Verzinsung kommt dann Keiner davon, denn gewöhnlich nimmt der Geldgeber mindestens 7 Proz. Diskont und außerdem 1 Proz. Provision für 3 Monate, letztere beträgt also sür das Jahr 4 Proz., so daß das Geld mindestens 11 Proz. p. a. kostet. In dem meisten Fällen begnügt sich der Geldgeber aber nicht damit, sondern setzt, um das Geschäft gewinnbringender zu machen, noch irgend eine Schiebung in Scene, wie es das folgende Beispiel veranschaulicht. In der Zeitung erbot sich ein Herr, Geschäftsleuten laufenden Kredit gegen Sicherheit zu eröffnen. Er entpuppte sich als Rentier und Guts besitzer in einem Vorort Dresdens und erklärte, er beabsichtige in diesem Vororte ein Bankgeschäftzu eröffnen und suche sich daher Kunden aus Gewerbekreisen. Er erhielt von dem Inhaber einer mittleren Fabrik im Bezirke Dresden, die wenig belastet war, eine zweite Hypothek gleich hinter Mündelgeld und weit innerhalb Brandkasse. Sobald die Hypothek auf den Namen des Geldgebers eingetragen und dem Fabrikbesitzer demnach in dieser Beziehung die Hände gebunden waren, erklärte der zukünftige Herr Bankier, baares Geld habe er aber zur Zeit nicht,' sondern nur Papiere mit Kursverlust, welcher 16 Proz. p. u. betrug. Natürlich wurde das Geld gebraucht und man war gezwungen, für sein eigenes Geld, was ja die Hypothek repräsentirte: 7 Proz. Diskont, 4 Proz. Provision p. 3., 16 Proz. Kursverlust x>. u., mithin in Summa 27 Proz. zu zahle». In Wirklichkeit ist aber der Kursverlust gar nicht vorhanden, sondern die betreffen den Papiere werden je nach Bedarf von dem Geld geber zu niedrigen Kursen verkauft — wobei er sich nur solche heraussucht, die recht viel gefallen sind — und für voll in Zahlung gegeben. Dieser betreffende Gentleman hat nun heute noch kein Bankgeschäft, aber die Fabrik, denn nach einem halben Jahre zog er die Cravatte zu, brachte die Fabrik zur Zwangs versteigerung und erstand sie für einen Pappenstiel. Der Fassung der Annonce nach, worin er diese bereits vor der Versteigerung, obwohl er noch gar nicht ihr Besitzer war, zum Kaufe ausbot, muß die Fabrik ein ziemlich werthvolles Objekt sein. — So werden also derartige Hypothenwuchergeschäfte betrieben. Unsägliches Elend wird hierdurch über unzählige Familien ge bracht. Man vergegenwärtige sich den Fall, daß einem Hausbesitzer eine auf seinem Grundstücke baftende 2. Hypothek im Betrage von 25,000 Mark gekündigt wird. Wenn es ihm auch gelingt, die Hypothek selbst zu beschaffen, so muß er doch noch die 10 Proz. Damnum, also 2500 Mark, aus der Tasche drauflegen, was doch gewiß die Wenigsten ohne Weiteres zu thun im Stande sein dürfen. — Sicherem Vernehmen nach hat sich, Gott sei es gedankt, nun auch die Staatsanwaltschaft der Sache angenommen und das Verfahren gegen einige solche Damnum-Haie eingeleitet, deren Bestrafung hoffentlich dazu beitragen wird, unser Geschäftsleben von derartigen höchst ge meingefährlichen Schmarotzerpflanzen zu säubern und wieder normale Zustände herzu'tellen. Die chinesischen Wirren. Zur Lage in China schreibt heute die Köln. Ztg.: Den einheitlichen Willen der Mächte festzustellen und fest zu umgrenzen, ist jetzt die Aufgabe der Diplomatie. Die Verhandlungen werden darüber zwischen den Ge- sandten in Peking geführt, und nach allem, was man hört, ist bereits in einer Reihe wichtiger Punkte wesentliche Uebereinstimmung erzielt worden. Das gilt für die Forderungen der Hinrichtung der Haupt- schuldigen Mandarinen und Prinzen und die Beauf sichtigung der Vollstreckung dieser Strafen durch Ver treter der Mächte; das gilt weiter für die Forderungen der grundsätzlichen Entschädigung sowohl der einzelnen Regierungen für die aufgewandten Expeditionskosten, wie der Privatleute, Missionen usw. für die erlittenen Beschädigungen und Verluste, weiter für die Forderung der dauernden Belassung ausreichender Schutztruppen für die Gesandtschaften in Peking, für die Schleifung der TakufortS, für eine genügende Sicherstellung der regelmäßigen Verbindung zwischen Peking und dem Meere. In allen diesen Fragen ist bereits jetzt er freuliche grundsätzliche Uebereinstimmung erzielt; über weitere Forderungen einzelner Mächte schweben noch die Verhandlungen. Deshalb sind alle Ausstreuungen der chinesischen Unterhändler, welche die Beschleunigung der Verhandlungen zum Ziele haben, und nicht minder die sensationellen Meldungen gewisser englischer und russischer Blätter, welche den russisch-englischen Gegen satz in Ostasien gern in den Vordergrund stellen möchten, nicht besonderer Beachtung werth. Thatsäch- lich haben die Verhandlungen der Mächte mit den chinesischen Unterhändlern überhaupt noch nicht begonnen; die Vollmachten der letzteren sind sogar nicht einmal anerkannt und die Prüfung dieser Vollmachten wird noch große Vorsicht und Sorgfalt erheischen. Sie wird erst eintreten können, nachdem die Mächte sich vollständig über das Programm geeinigt haben werden; die von ihnen diesem Programm entsprechend aufge- stellten grundsätzlichen Forderungen werden dann die Chinesen unverkürzt und glatt anzunehmen haben. * Zu dem Hin und Her der sich widersprechenden Nachrichten über die Absichten des kaiserlich chinesischen Hofes verzeichnen wir noch folgende Mittheilungen, aus welchen sich deutlich ergiebt, daß an ein Zurück- kehren des KaiserhofeS nach Peking in keiner Weise gedacht wird, sondern daß derselbe sich immer tiefer in da» Innere des Landes zurückzieht: Schanghai, 10. Nov. Nachrichten aus amt licher chinesischer Queller zufolge hat der chinesische kaiserliche Hof Befehl gegeben, den Palast in Tschen- tu in der Provinz Szetschwan sür den Einzug des Hofes in Stand zu setzen. Ein Kabeltelegramm des Berl. Lokalanz. berichtet: Shanghai, 8. Nov. Es verlautet, daß sich Tschang- tschitung vor 14 Tagen weigerte, dem Befehl zur Reise nach Singanfu zu gehorchen, nachdem er von den Vertretern der Mächte die Versicherung erhalten hatte, daß seine Absetzung nicht würde geduldet werden, und daß er auf den Beistand de- Mächte rechnen könnte. Er wirbt beständig Rekruten an und hat allein gestern seinem in Wutschung befindlichen Heere von 16000 Mann 2000 weitere Soldaten zugeführt. Der kürz lich ernannte Special-Militär- und Steuer-Kommissar für die Jangtse-Provinz, Dutschiyuan händigte Liu- kunghi ein kaiserliches Dekret ein, das dem Vicekönig befiehlt, alle Einkünfte von Kiangsie zur Verwendunng für den kaiserlichen Hof in Singanfu zu übergeben. Dutschiyuan war bestürzt über die bei Nanking zusammen gezogenen Kriegsschiffe und Heeresabtheilungen. — Entgegen allen Versicherungen der Dangtsevicekönige und des Taotai von Shanghai werden auf Anweisung von Provinzialbeamten große Summen, die für den Hof in Singanfu bestimmt sind, in den hiesigen Banken deponirt. Der Beitrag des Taotei von Shanghai allein wird auf 140000 Taels geschätzt. Die Spende an den Hof soll nächsten Dienstag ab gehen. — Die Proteste der Vicekönige gegen den Amtsantritt des ftemdenfeindlichen Taotais Mu blieben erfolglos. Der Gouverneur von Hupeh wird auf die Lifte der zu Bestrafenden gesetzt werden. Es ist durch Dokumente nachgewiesen, daß er Boxer engagirte, das mit sie die Fremden töteten. Ein Telegramm aus Kanton läßt keinen Zweifel übrig, daß der Aufruhr im Wachsen ist. Das Volk trotzt offen dem Vicekönig, nimmt seine Soldaten ge fangen, sperrt Straßen und Thore vor den Beamten und weigert sich Steuern zu zahlen. Berlin, 12. Nov. Nach einer weiteren Meldung des Generalfeldmarschalls Grafen Waldersee vom 9. November sind englische Kolonnen von Paotingfu unter General Richardson über Jungtschöng, Jungising, Langfang nach Peking, unter General Campell über Jönnkiu, Wönngan nach Tientsin zurückgekehrt. General Campbell hat mehrere Boxerlager zerstört. Ein Telegramm des derttsch-n F^ftenvereins auH Tientsin, 10., berichtet: Die Russen haben das Arsenal nordöstlich von Dangtsin mit Beschlag belegt; nach kurzem Kampfe, in dem auch die Chinesen nur geringe Verluste erlitten, wurden große Bestände an Waffen, Geschützen und auch an baarem Geld erbeutet. Die Bahn nach Peking wird in kürzester Zeit dem Betrieb wieder übergeben werden. — Morgen findet die Ueber- gabe der neuen Fahnen an die deutschen Truppen kontingente statt. Ter Krieg um Transvaal. (Bure ntreck nach Deutsch-Südwestafrika.) An die in der letzten Sitzung des Kolonialrathes von Mit gliedern des Direktoriums der deutsch-englischen Süd- westafrika-Gesellschaft abgegebenen Erklärung, daß von feiten dieser Gesellschaft einer Buren-Einwanderung durchaus eine Schwierigkeiten bereitet werden würden, hat sich die amtliche Mittheilung angeschlossen, daß die Zahl der Transvaal Buren, die durch die Kala hari-Wüste in deutsches Gebiet zu wandern beab sichtigen, auf etwa 1500 bemessen wird, und daß den Buren auf ihre Anfrage bei der deutschen Regierung, wie sie sich dieser Einwanderung gegenüber verhalten würde, die Antwort ertheilt worden ist, sie würden freundlichst ausgenommen werden. Diese Nachricht ist sehr willkommen, denn sie entspricht dem deutschen kolonialen Interesse ebenso wie dem der Buren, an deren Mißgeschick jeder Deutsche lebhaft Antheil nimmt. Die Ansiedelung der heimathlos gewordenen Buren auf deutschem Boden wird beim ganzen deutschen Volke große Befriedigung Hervorrufen. An keiner weltge schichtlichen Begebenheit der letzten Zeit hat das deutsche Volk so lebhaften Antheil genommen wie an dem Verzweiflungskampf dieses kleinen Volkes gegen das übermächtige England. Wie überall, wandten sich auch hier die Volkssympathieen dem schwächeren Theile zu. Dec Krieg ist entschieden, es lag nicht im Bereich der Möglichkeit, das Unheil abzuwenden: jetzt aber kann das Deutsche Reich das Loos des Unglücklichen lindern, und es wird mit Freuden seinen Theil dazu beitragen. Die Berichte aus Südafrika bestätigen von neuem, daß die Buren weit davon entfernt sind, an ein Ende des Krieges zu denken, daß sie im Gegentheil im Be griffe sind, sich neu zu organisieren, um sich offenbar für größere Bewegungen bester vorzubereiten Ein Vorschlag Baden-Powells, eine Anzahl Forts in Transvaal zu bauen, erinnert stark an die chinesische Mauer und zeigt recht eindringlich von der Unlust der Briten, sich noch ferner den sicheren Kugeln der Baren auszusetzen Gegen diese werden auch die Verbote der britischen Ver waltung nicht schützen, die das Wechseln von Privat-Tele- grammen untersagen. Mit solchen Dingen beendet man keine Feldzüge. Newyork, 10. November. Mehrere Kisten mit Barren-Gold sind hier aus Südafrika eingetroffen. Ge rüchtweise verlautet, daß sie dem Präsidenten Krüger gehören. Der Werth der Barren beträgt 12 Millionen Francs. Der Besitzer derselben hat sich bisher noch nich gemeldet. Cradock, 12. November. In der Nähe von Petrusberg wurde eine Polizeipatrouille nach heftigem Kampfe von den Buren gefangen genommen. Nach dem den Leuten ihre Gewehre und sonstigen werth- vollen Gegenstände abgenommen worden waren, wurden sie wieder freigelassen. Kapstadt, 12. November. General Remelle hat mehrere Gefechte in den letzten Tagen in den Distrikten von Harrysmith und Reitz gehabt. General DouglaS hat Ventersdorp besetzt, wo die Buren ihre Operationsbasis und ihre Borrathsläger hatten. 21 Buren wurden gefangen genommen und eine An zahl Rinder und Scbase erbeutet. Aus Pietermaritzburg wird gemeldet: Hier ist ein mit Burenfrauen und Kindern gefüllter Zug aus Standerton angekommen, die unter der Beschuldigung deS BerratheS aus ihren Wohnungen vertrieben wurden und deren Häuser zerstört wurden; sie sind in einem großen Lager untergebracht worden. Der Sondergerichtshof, der sich mit der Rechtsprechung über die betr. Fälle zu befassen hatte, hat mehrere schwere Berurtheilungen ausgesprochen. Sächsische«. Hohensteitt-Erustthal, 13. November 1900. Mittheilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent. gegengenommen und eventl. honortrt. — Dem Weichenwärter 2. Klaffe a. D. Stein bach in Wüsteubraad ist das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — Das diesjährige Herbstvergnügen der Schützen« compagnie-Altstadt, bestehend in Concert, Theater und Ball, vereinigte gestern Abend viele der aktiven und pas siven Mitglieder der Compagnie mit ihren Angehörigen im Saale des Altstädter Schützenhauses. Das Programm des Familienabends setzte sich zusammen aus Vorträgen der Musikkapelle, Männerquartett und vor Allem aus zwei Duetten für Sopran und Bariton — „Sommer nacht" und „Vergißmeinnicht" — die von Frl. Günther und Herrn Berger mit geschulter, wohlklingender Stimme gesungen und von den Zuhörern sehr beifällig auf- genommen wurden. Der schließlich aufgesührte Einakter „Im Restaurant zur blauen Zwiebel", ein drolliger Schwank, beendete das Programm und leitete zum Balle über, vor dessen Beginn der Kommandant der Compagnie, Herr Leonhard Günther, die Erschienenen herzlich bewill kommnete und die aktiven Schützen zu einem Hoch auf die passiven Mitglieder der Compagnie aufforderte. — Die Veranstaltung nahm auch im weiteren den denkbar besten Verlauf, und es soll sehr spät gewesen sein, als sich die letzten Schützenbrüder trennten. --- Vergangene Nacht wurde die hiesige Polizei nach der Limbacherstraße gerufen. Dortselbst war ein in Chemnitz beschäftigter, aus Böhmen gebürtiger Arbeiter mittels Anlegen einer Leiter nach Zertrümmerung der Fensterscheibe in ein Zimmer des ersten Stockes gelangt, und hatte dort einen derartigen Skandal aufgesührt, daß nach der Polizei geschickt werden mußte. Man nahm den nächtlichen Besucher vorläufig in Gewahrsam und lieferte ihn heute Morgen an das Kgl Amtsgericht ab, woselbst er sich nun wegen Hausfriedensbruches, Sach beschädigung, ruhestötenden Lärmes ,c. zu verantworte?, haben wird. LttgKU. Die „Lug. Ztg." berichtet, daß auch iLugag r<wqs vom großen Loose abbekommen habe, und zwar seien zwei Word'« Der größte Theil des Gewinnstes soll einem Restaurateur im Anbau Niederwürschnitz, die Summe von 10,500 Mk aber einem Bergarbeiter zugefallen sein. — Der „Volks bote" hört, daß 4 Zehntel des großen Looses in Stoll berg gespielt wurden, die übrigen aber in der Umgegend, davon je 1 Zehntel in Niederdorf, Gornsdorf und Oelsnitz. — Der am 5. d. M. auf einem Luganer Schachte verunglückte Bergarbeiter Alber: Hermann Hähnel von hier ist in der Nacht zu Sonnabend von seinen außer ordentlich schweren Verletzungen durch einen sanften Tod erlöst ivorden. — In Grohmilkau bei Waldheim, wo erst vor einigen Wochen ein junges Mädchen ermordet wurde, ist am Montag ein neuer Mordversuch aus geführt worden. Als das Dienstmädchen des Pf^rcers von Großmilkau die Fensterläden schließen wollte, wurde es von einem Unbekannten überfallen und durch einen Stich in die Brust verletzt. — Chemnitz, 12. Nov. Staatssekretär von PodbielSki traf gestern Abend hier ein und nahm im Hotel „Römischer Kaiser" Wohnung. Heute hat der Staatssekretär die hiesigen Post- und Telegraphen. Betriebseinrichtungen einer Besichtigung unterzogen, sowie mehrere große Etablissements besucht. Am Nachmittag nimmt er an dem ihm zu Ehren von der hiesigen Handels- und Gewerbekammer veranstalteten Festmahl im Hotel „Römischer Kaiser" theil. Der Staatssekretär des Reichspostamts v. Pod- bielski hat auch Reichenbach besucht und im Beisein des hiesigen Herrn Postdirektor Buchheim und des Herrn Bürgermeister Klinkhardt die Frage des Postneubaues an Ort und Stelle erörtert. 10 Uhr 20 Min. trat Se. Excellenz die Weiterreise nach Zwickau an. Für eine Vergrößerung des hiesigen Postgebäudes sind in den nächsten Reichshaushaltsetat Mk. 217154 ringe- stellt. — Meerane. Aus eigemhümlicher Veranlassung wurde in der Nacht zum Montag der Nacht Personcnzug von Gößnitz hierher zum Halten qebracht In einem Abtheil 3. Klaffe waren sich zwei Fabrikarbeiterinnen von hier derart gegenseitig in die Haare gerathen und balgten sich im Kupee herum, daß die Mitreisenden sich nicht anders zu helfen wußten und die Nothleinc zogen. Nachdem die rauflustigen „Mädchen" getrennt waren, ging oie Fahrt weiter. — Zwickau, 12. Noember. Aus Leipzig wird gemeldet, der Evangelische Bund habe gegen jedes fernere Auftreten des Prinzen Max in Sachsen eine Eingabe an das Kultusministerium eingereicht. Neueste Nachrichten. Noch immer herrscht Ungewißheit über den Tag, an welchem der Kaiser seine angekündigte spätherbst- liche Seefahrt anzutreten gedenkt; auch hinsichtlich des eigentlichen Reisezieles des hohen Herrn ist in der Oeffentlichkeit noch keineswegs etwas Authentisches bekannt. Doch hat jetzt die kaiserliche Dacht „Hohen- zollern" ihre Ausrüstung für diese Reise beendigt und harrt in Kiel nur noch weiterer Befehle. Wien, 13. November. In ganz Nord- und Südtirol ist heftiger Schneefall eingetreten. London, 13. Nov. „Daily Mail" meldet aus Tientsin, daß die russischen Offiziere sich weigern, den Befehlen WalderseeS nachzukommen. Schanghai, 12. Novbr. Die politischen Ver hältnisse im Dangtsethal liegen zur Zeit anscheinend sehr wenig günstig. Die Vizekönige berathen, welche Maßnahmen zu treffen sind, wenn Singanfu in Ge fahr ist, abgeschnitten zu werden. Ernstlicher Wider stand dürfte zu erwarten sein, wenn der Vormarsch gut von statten geht, j doch will man die günstigere Jahreszeit des Winters hierfür abwarten; besonder» in Nanking ist die Lage äußerst kritisch. Die bisher hier ankernden französischen Kriegsschiffe sind bereits am Sonntag abgefahren. — Den letzten Nachrichten aus China zufolge soll die Bevölkerung über die Hin- richtung der Beamten in Paotingfu äußerst erregt sein. relegra»« »M« Malische« O«--a« Berlin, 12. November. Der Kaiser empfing heute Vormittag den Minister von Thielen zum Vortrag. Petersburg, 14. Nov. Der „Nowoje Wremja" wird aus Mergen (Mandschurei) vom 10. Nov. ge meldet: Eine 3000 Kopfe zählende Abtheilung Bahn arbeiter sowie 150 Mann von der Schutzwacht der mandschurischen Eisenbahn wurden am 4. November von Tungusen angegriffen. Die Tungusen schossen in den Bergen aus die Russen. Nachdem die russischen Schützen einige Salven abgegeben hatten, zogen sich die Angreifer zurück. Auf der russischen Seite wurde Niemand getödtet oder verwundet. Die Mandschuren in den Bergen erzählen, daß sich in den Wäldern 'tarke Tungusenbanden aushalten, welche sich an den Russen rächen wollen. Peking, 12. Novbr. In der letzten Sitzung der Vertreter der Mächte in Peking sind die Punkte, über welche endgiltige Einigung erzielt worden ist, vorbehältlich genauer Redaktion folgendermaßen fest- gestellt worden: Der Eingang der Note soll dem Charakter derselben als einer ckccümon irrevocnOIe (unwiderrufliche Entscheidung) feststellen. Sodann erhält unter den an die Ehineien zu stellenden An sprüche den ersten Platz die Forderung einer nach Berlin zu entsendenden, von einem chinesischen kaiser- ichen Prinzen zu sührenden Miision, welche das Be dauern von China und der chinesischen Regiernng über die Ermordung des Barons von Ketteler aus- drüclen soll. Anßerdem ist ans dem Schauplatze der Unthal ein entsprech mdes Denkmal zu setzen, welches in latei nischer, deutscher und chinesischer Inschrift ebenfalls dem Bedauern des Bogdychan über die geschehene Frevelthat Ausdruck giebt. Demnächst soll China ge halten sein, die Führer, die zum Theil von den Ver tretern der Mächte bereits genannt sind oder noch genannt werden, mit dem Tode zu bestrafen. Die chinesische Regierung soll weiter zwei Jahre lang in allen Unte^'^Ei-eii eine kaiserliche Verordnung an- 'lUjiagen, die 1. die Mitgliedschaft der Boxersekte mit dem !vde bedroht, 2. die über die Schuldigen verhängten Strafen publizirt und 3. die Vicekönige sowie die Provinzial- und Lokal-Behörden für die Ordnung in ihren Bezirken verantwortlich macht und die Bestim mung trifft, daß solche Beamte, in deren B zirken von Neuem Vertragsverletzungen und Belästigungen der Fremden Vorkommen, sofort abgesetzt werden und niemals wieder andere Stellen erhalten dürfen. Auf jeder Fremden- oder internationalen Begräb- nißstätte, deren Gräber während der Wirren prosanirt morden sind, muß die chinesische Regierung ein Sühne denkmal errichten. Das Tsung-li-Damen soll voll ständig reformirt und auch der Verkehr der Gesandt schaften mit dem Hofe in einer Weise neu geregelt werden, die von den Mächten des Näheren zu be stimmen sein wird. Die Chinesen müssen den Mächten für Staat und Private entsprechende Entschädigung leisten. Die zu zahlenden Summen begreifen, wie ausdrücklich hervorgehoben ist, auch die Beträge in sich, welche solchen Chinesen bezahlt werden sollen, die im Dienste von Fremden Schaden erlitten haben. Das Verbot der Einführung von Waffen nach China wird bis aus Weiteres aufrecht erhalten. Jede einzelne Macht erhält das Recht, für ihre Gesandt- Ichaft eine permanente Schuywache zu halten. DaS GesandtschastSviertel, in welchem Chinesen nicht wohnen dürfen, wird in Vertheidigungszustand gesetzt. Die Befestigungen von Taku und etwaigen anderen Plätzen, welche die Verbindung Pekings mit dem Meere hindern können, sollen geschleift werden. Z. Näßt str M. Sil ZW LaudtslMit. Ziehung vom 13 November 1900. zMitgetheilt von Wolff» Telegr.-Bureau, Chemnitz.) — Ohne Gewähr. — 150000 Mark auf Nr. 14673. 15000 Mark auf Nr 15475. 10000 Mark auf Nr. 92615. 8000 Mark auf Nr. 46322 50807 59138 63757 68028 70879 87621 94516 3983 15091 15260 58148 60299 »>5834 7317.5 7:1394 8441 12595 16144 34274 39537 48508 49408 66914 68799 84229 86309 97089 91077 3921 15758 27930 14377 72580 77914 8416«) 87770 90906 98674 99587. 1000 Mark au» Nr. 11063 12721 17132 19312 56442 63731 73616 79380 80363 81591 98445 16372 26980 40841 11374 41067 45943 46044 74645 82359 8303 20797 25037 41549 43084 45552 47297 51297 53027 57171 83322 11976 14318 19727 25724 25261 46661 50374 69181 85930 93826. vermischtes. Berlin, 10. Nov. DaS „Berl. Tagebl." meldet auS Budapest: Der Handlungsreisende Schwarz wurde im Eisenbahnwagen auf der Strecke von BalazSfala nach Sorand ermordet und aus daS Geleis geworfen. Die Haudtasche mit Schmucksachen im Werthe von 12000 Kronen wurde geraubt. Das „Berl. Tagebl." meldet aus Halle: I« dem chemischen Institut der Universität wurden dem Studenten Hans Sachse durch Explosion eine» selbst gefertigten Präparates beide Hände abgerissen. Kefselerplosion. Ein schreckliches Unglück trug sich am 8. srüh in der chemischen Fabrik Con cordia in Leopoldshall zu. Gegen '/,9 Uhr erfolgte ein donnerähnlicher Knall und alles glaubte, ein größeres Schachtunglück habe sich zugetragen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich daun die traurige Nach richt in Leopoldshall und dem benachbarten Staßfurt, daß eine folgenschwere Kesselexplosion auf jener Fabrik stattgefunden habe. Ein großer Kessel war explodirt und in die Lust geflogen. Dreizehn Menschen, die in den Raum und in dessen Nähe beschäftigt waren wurden von den Trümmern verschüttet. Der Kessel selbst zerriß in vier Theile und die einzelnen Stücke flogen 20 bi» 100 Meter weit durch die Luft. Bor allen Dingen galt es nun, den Verunglückten Hilfe zu bringen. Die telephonisch herbeigerufenen Aerzte hatten alle Hände voll zu thun, um den Leuten, die
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